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Aus Joachim Camerarius (1500-1574)
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Medizin (CamLex)

Allgemeines: Medizin in der 1. Hälfte des 16. Jh.s

Medizinische Thematik in den Werken des Camerarius

Diätetik

Iatromathematik (MG)

Badewesen (MG)

fertig und online

Baden in Württemberg

fertig und online

Lob der Gesundheit (AH)

(Alexander Hubert)

Theriak

Galen

Terminologie

Epigramme für medizinische Abhandlungen und Disputationen Dritter

Medizinisches in den "Decuriae" und der "Appendix problematum" (AH)

(Alexander Hubert)

Camerarius und die praktische Medizin

Medizinkenntnisse des Camerarius

Medizinische Ratschläge des Camerarius

"Pest" und Epidemiegeschehen (MG)

Varii morbi - Camerarius als Patient (AH)

Andreas Freyhub braucht in seiner Grabrede für Camerarius nicht lange, um auf dessen Gesundheit zu sprechen zu kommen. Nach einem Lob auf Gesundheit und Engagement von Camerarius' Vater Johannes und die Klugheit seiner Mutter Martha schließt er, dass die geistigen Fähigkeiten letzterer und die körperliche Widerstandskraft und Stärke des ersteren wohl auf den Sohn übergegangen sein müssten, letztere freilich nur im mittleren Lebensabschnitt: In seinen jungen Jahren und im späten Alter sei Camerarius schließlich immer wieder von zahlreichen Krankheiten geplagt worden. In der Tat stellen die vierziger Jahre neben der frühen Kindheit des Camerarius die einzige größere Lücke in seiner überlieferten Krankengeschichte dar; in allen anderen Jahrzehnten seines Lebens sind uns zahlreiche Zeugnisse von Krankheiten überliefert, und selbst Camerarius beliebte bisweilen über seine Gesundheit zu scherzen, wie Freyhub berichtet: So sagte Camerarius offenbar einmal aus, wenn die Stoiker Recht hätten und der wahrhaftig Weise von Krankheiten und Sorgen unberührt bleiben müsse, gestehe er, selbst keineswegs weise zu sein.[1] Dabei sind es namentlich zwei Bereiche, an denen Camerarius über lange Zeit hinweg und heftig litt und die auch Freyhub in seiner Rede anspricht: Ein Geschwür am linken Bein in den jungen Jahren und Nierenprobleme in den letzten Jahren seines Lebens.[2]

Malum pedis inveteratum - Ein hartnäckiges Geschwür

Die Leidensgeschichte

Ende der 20er Jahre, vermutlich 1528, begann Camerarius, an einem offenen Geschwür am linken Bein zu leiden. Der Beginn dieses Leidens lässt sich wohl auf das Jahr 1528 datieren: Dieses Jahr gibt Camerarius selbst in seinen eigenen biographischen Notizen zweimal an;[3] einmal spricht er dagegen sehr konkret von Oktober 1529 nach einer Reise nach Speyer.[4] Sein gleichnamiger Sohn Joachim schreibt ebenfalls von 1528 und verzeichnet für 1529 nur eine deutliche Verschlimmerung des Leidens.[5] In einem später gedruckten Brief an Daniel Stiebar von Rabeneck erwähnt Camerarius allerdings bereits am 20.04.1529 sein Fußleiden.[6] Später im Jahr spricht Camerarius in einem weiteren Brief an Stiebar (dat. 01.08.1529) von einem inveteratum malum pedis,[7] sodass der Datierung auf 1528 wohl der Vorzug zu geben ist. Jedenfalls entstand entstand damals an Camerarius' linkem Fuß ein offenes, wohl äußerst unansehnliches Geschwür, das wohl auch eiterte;[8] sein Sohn Joachim, der Mediziner war, benennt als Ursache ein zu heißes Bad und einen Juckreiz, die zu einer defluxio in den Fuß führten.[9]

Dies war der Beginn einer über zehnjährigen Leidensgeschichte, von der sowohl die handschriftlichen (auto)biographischen Aufzeichnungen des Camerarius und seines Sohnes als auch zahlreiche gedruckte Briefe zeugen. So zeigt sich Camerarius am 20.04.1529 gegenüber Daniel Stiebar noch voller Hoffnung, das das Übel bald verschwinden werde, da es bereits in die Ferse hinabgeflossen sei.[10] Sein Sohn verzeichnet allerdings für dasselbe Jahr schwere Anfälle des Leidens und damit zusammenhängende Badbesuche,[11] sodass von einer Besserung nicht auszugehen ist. Eher passt dazu Camerarius' im Dezember 1529 gegenüber Daniel Stiebar geäußerte Klage über seine eiternde Wade und die aus dem Herumsitzen resultierende Melancholie; Camerarius überlegt aus diesem Grund, Stiebar zu besuchen.[12]
Helius Eobanus Hessus berichtet Georg Sturtz am 11.11.1530, dass Camerarius das Haus aufgrund eines Geschwüres am Bein nicht verlassen könne, das sich seit langem immer weiter ausbreite und doch nicht verschwinde.[13] Im Sommer 1533, kurz nach seinem Weggang aus Nürnberg erkundigt sich Hessus nach Camerarius' Fuß[14] und im Oktober 1534 lehnt Camerarius eine Einladung Daniel Stiebars (wohl nach Würzburg) mit der Begründung ab, dass sein Fuß einen Besuch die Reise (von Nürnberg aus) nicht zulasse.[15] Am 13.01.1535 fragt Hessus wiederum, ob Camerarius noch immer an seinem Geschwür leide, nachdem er von Georg Sturtz gehört hatte, dass es Camerarius schlecht gehe.[16] Mit der brieflichen Bestätigung durch denselben Georg Sturtz erhält Hessus auch die Nachricht, dass das Leiden sich (wiederum) auf die Ferse ausgebreitet habe (bzw. dahin "hinabgeflossen" sei, defluxit) und äußert wie Camerarius schon 1529 die Hoffnung, dass die Heilung damit nahe sei,[17] eine Hoffnung, die Hessus im nächsten Brief noch einmal aufgreift.[18] Auch Nikolaus Gerbel hat 1535 von einem Bekannten von Camerarius' Leiden gehört und zeigt sich entsetzt.[19] Einen Monat später klagt Camerarius gegenüber Daniel Stiebar über eine weitere Verschlimmerung der Lage.[20] Im Juni sind es wiederum Hessus und Sturtz, die Camerarius gute Besserung wünschen und ihm ihre Unterstützung versprechen, da sie mit ihm litten.[21]
So war Camerarius' gesamte Nürnberger Zeit von seiner Krankheit geprägt, wie er auch Simon Grynäus berichtet.[22] Doch auch mit dem Wechsel an die Universität Tübingen im Sommer 1535 besserte sich die Lage nicht: Klagen über sein Fußleiden äußert Camerarius auch in Briefgedichten an Bartholomäus Amantius vom 28.06.1535[23] und Thomas Venatorius aus der zweiten Jahreshälfte 1535.[24] Am 26.08.1536 schreibt Camerarius an Stiebar, nach einem Bad habe sich sein Leiden verschlimmert[25] und am 25.10.1536 klagt Camerarius in einem Schreiben an Jakob Micyllus über Schmerzen im Fuß.[26] Laut den Aufzeichnungen seines Sohnes waren die Schmerzen 1536 sogar so schlimm, dass Camerarius eine Weile am Stock gehen musste;[27] Camerarius selbst verzeichnet in seinen autobiographischen Notizen einen schweren Anfall für 1537.[28] Dies deckt sich mit einem Brief an Daniel Stiebar aus diesem Jahr, in dem Camerarius bedauert, dass sein Leiden ihm längere Reisen zu Fuß oder zu Pferd unmöglich mache.[29] Auch am 17.01.1538 berichtet Camerarius Stiebar, sein Fuß habe ihn kürzlich so niedergestreckt, dass er das Haus nicht habe verlassen können.[30]

In das Jahr 1538 fällt auch eine der am besten bezeugten Episoden von Camerarius' Krankengeschichte, auf die er sich in seinen autobiographischen Notizen wohl bezieht, wenn er dort von einer schweren Krankheit[31] schreibt. Anlass zu dieser war eine Reise nach Wittenberg, von der Camerarius in seiner Melanchthon-Vita berichtet: 1538 sei er auf dem Pferd von Tübingen aus nach Wittenberg geritten, um dort Philipp Melanchthon zu treffen.[32] Anhand mehrerer Brief lässt sich diese Reise auf Anfang November datieren: So muss Camerarius nach dem 27. Oktober in Tübingen aufgebrochen sein, da er einen an Melanchthon adressierten Brief von Rektor und Senat der Universität überbrachte, der auf diesen Tag datiert ist;[33] Seine Ankunft vor dem 6. November bezeugt ein Brief Philipp Melanchthons an Johannes Lang, der Camerarius als in Wittenberg anwesend erwähnt.[34] Auf dem Rückweg übermittelte Camerarius dann zwei Briefe Briefe Melanchthons an Ludwig Gremp[35] und Leonhart Fuchs.[36]
Camerarius' konnte seine Zeit in Wittenberg aber nicht genießen: Möglicherweise lag es an der Belastung durch den Gewaltritt über 500 Kilometer, wie Camerarius auch in einem Brief an Hieronymus Baumgartner d.Ä. schreibt,[37] jedenfalls hatte sich sein Fußleiden bei seiner Ankunft in Wittenberg deutlich verschlimmert. Aus Sorge vor schlimmeren Komplikationen beendete Camerarius seinen Besuch deshalb früher als geplant und brach - wieder zu Pferde - wieder nach Tübingen auf.[38] Von der Rückreise erzählt auch ein kurz nach der Ankunft in Tübingen entstandenes Hodoeporicon an seine Wittenberger Freunde (dat. 29.11.1538), in dem Camerarius bedauert, dass er nicht länger in Wittenberg hatte bleiben können.[39] Aus dem Gedicht wird ersichtlich, dass Camerarius zunächst noch Georg Sturtz in Erfurt besuchte[40] und dann zusammen mit dem Würzburger Matthäus Irenäus einen Stopp in dessen Heimatstadt einlegte, wo er Irenäus zurückließ.[41] Das Wetter war den Reisenden allerdings nicht wohlgesonnen, sodass Camerarius auch noch einen kleinen Unfall erlitt, als sein Pferd im strömenden Regen in den Graben fiel.[42] Der Sturz blieb für Camerarius freilich folgenlos, sodass Camerarius am nächsten Tag wieder aufbrechen konnte.
Einen weiteren Zwischenhalt legte Camerarius in einem Bad bei Tübingen ein (vermutlich in Bläsibad), von dem er sich Linderung versprach.[43] Diese Hoffnung wurde allerdings enttäuscht, wie Camerarius einen Monat später an Hieronymus Baumgartner schreibt, und das Leiden war schwerer als erwartet.[44] Auch im im Februar 1539 vergleicht sich Camerarius im einem Briefgedicht an Caspar Volland noch mit Philoktet,[45] und im März 1539 schreibt er an Georg von Loxan, die Folgen der Krankheit spüre er noch immer und er habe Schwierigkeiten beim Gehen.[46] Bei seiner Rückkehr fand Camerarius, so das Hodoiporikon, seine Söhne und seine Gattin Anna krank vor. Die Krankheit, die ihn anschließend niederstreckte, während der er das Gedicht schrieb und die er auch in seinem Brief an Loxan erwähnt, wird eine Folge seines Fußleidens sein.[47]
Camerarius sah als Grund für sein neuerliches schweres Leiden explizit die Anstrengung der Reise und zog daraus gegenüber Hieronymus Baumgartner für sich die Lehre, seinen eigenen Kräften nicht mehr so blind zu vertrauen.[48]

Auch in den Folgejahren blieb Camerarius' Fuß problematisch. Im November 1539 schreibt er Daniel Stiebar, er könne nach einem unerwarteten neuen Anfall noch gehen, doch insbesondere nachts seien die Schmerzen unerträglich.[49] Noch 1541 beklagt sich Camerarius gegenüber Melanchthon über seine immer wiederkehrenden Schmerzen[50] und vergleicht sich gegenüber Johannes Sturm mit dem leidenden Philoktet.[51]

Bad und Holz - Behandlungsversuche

Camerarius stand aufgrund seines Fußleidens offenbar schon früh mit Ärzten in Kontakt. So berichtet er Daniel Stiebar von Rabeneck bereits am 01.08.1529 von einem Versuch, einen Arzt zu besuchen, den er freilich mehrfach verpasste.[52] 1531 ist es Melanchthon, der Camerarius zu einer schonenden Behandlung in Absprache mit den Ärzten rät,[53] und auch Helius Eobanus Hessus rät Camerarius Anfang 1535 zur Absprache mit seinen Ärzten.[54] Briefe von Camerarius an Antonius Niger und Daniel Stiebar zeugen ebenfalls davon, dass Camerarius den Rat von Ärzten wie auch Freunden sucht.[55]
Diese scheinen ihm meist zum heißen Bad, besonders in Thermalbädern, zu raten, eine Methode, die Camerarius gerne und oft anwendet. Badbesuche verzeichnet Camerarius' Sohn Joachim etwa für 1536,[56] 1537,[57] 1539[58] und 1541[59] (vgl. auch ↓ Badbesuche). Antonius Niger rät weiterhin auch zu körperlichen Übungen vor Frühstück und Abendessen.[60] Die Thermenbesuche zeigten allerdings wenig langfristige Wirkung.[61] Namentlich der Besuch der Thermen von Plombières verschlang beträchtliche Mittel und brachte wenig Erfolg,[62] was Camerarius auch gegenüber Hieronymus Baumgartner d.Ä. erwähnt.[63] 1536 schreibt Camerarius gar an Daniel Stiebar, nach einem Besuch im Bad gehe es ihm schlechter.[64] Und am 10.05.1542, als Camerarius gerade seine Guajakkur abgeschlossen hat und ein Erfolg erreichbar erscheint, äußert er sich in einem Brief an Hieronymus Baumgartner d.Ä. verbittert, das Bad, das Baumgartner empfehle, habe ihm bisher nur Unglück gebracht.[65]

Anderen Ansätzen zur Heilung stehen sowohl Camerarius als auch die Leute, deren Rat er sucht, meist zurückhaltend gegenüber. Im September 1534 hatte Daniel Stiebar Camerarius offenbar geraten, Hilfe bei einem Chirurgen zu suchen. Dies lehnt Camerarius mit dem Hinweis ab, dass die Chirurgie alleine ihn wohl kaum heilen werde, und verweist auf Bäder als mögliche Lösung;[66] zu der Zeit, als der Brief entstand, war er freilich noch für ein Jahr in Nürnberg: Erst im September 1535 rückten mit dem Wechsel nach Tübingen die Thermalbäder des Schwarzwalds in geographische Nähe und wurden so Badeaufenthalte dort möglich. Im Jahr 1540 scheint Camerarius dann allerdings (aus Verzweiflung?) seine Bedenken überwunden zu haben: Wie Camerarius selbst in seinen autobiographischen Notizen und sein Sohn in dem darauf basierenden Konzept für eine Biographie seines Vaters notieren, begab sich Camerarius damals aufgrund des guten Rufs eines Chirurgen aus Bad Königshofen auf eine lange Reise (von Tübingen aus sind es gut 250 Kilometer); diese hat Sabine Schlegelmilch nachvollzogen.[67] Jedoch war auch dieser Versuch trotz des großen Aufwands nicht von Erfolg gekrönt, da der Chirurg keine Zeit für Camerarius hatte; stattdessen verwies er diesen auf einen neuen Termin wohl zwei bis drei Wochen später. Auf dem Rückweg ging Camerarius' Pferd durch, warf ihn ab und schleifte ihn, dessen linker Fuß noch im Steigbügel hing, zwanzig Schritt weit. [68] Camerarius hatte Glück und blieb, bis auf leichtere Verletzungen an dem ohnehin wunden Fuß, unbeschadet; doch den Sturz sowie die insgesamt vergebliche Reise nahm er als schlechtes Omen. Außerdem sagte ihm die äußerliche Behandlung der Chirurgen mit Salben und Räucherwerk ohnehin nicht zu. So suchte er den Chirurgen kein zweites Mal auf, stattdessen neigte er sofort wieder dem Bad zu[69] und suchte dann auch in der Folge die Thermen von Plombières auf (s.u.).

Bereits 1535 erwog Camerarius angesichts seines hartnäckigen Leidens offenbar eine Kur mit dem Holz des Guajakbaumes, die häufig gegen Syphilis angewendet wurde.[70] Der prominenteste Fall dürfte dabei der Ulrichs von Hutten sein, der sich nach Anwendung des Holzes so viel besser fühlte, dass ein Buch schrieb, in dem er die Guajakkur anpries;[71] 1523 starb er dann aber dennoch an der Syphilis. Es ist wahrscheinlich, dass Camerarius diese Schrift kannte und sogar selbst besaß, denn wie er 1569 in einem Brief an Matthias Stojus schreibt, habe er einmal fast alle Schriften Huttens besessen.[72]
Dass er nun selbst die Kur mit Guajak in Erwägung zog, bezeugt ein Brief, den Helius Eobanus Hessus Camerarius im Januar oder Februar 1535 schrieb: Darin rät er Camerarius dringend von der Behandlung ab, da sie recht heftig sei, und verweist ihn wiederum auf das Bad; außerdem bemerkt er, manche Leute sagten, Ulrich von Hutten hätte ohne die Kur länger gelebt.[73] Auch Georg Sturtz warnt Camerarius am 13.01.1535 eindringlich vor der Behandlung mit Guajak, deren Auswirkungen er bei Petreius Aperbacchus habe sehen können: Dieser sei in der Folge nicht nur nicht genesen, sondern bald gestorben.[74] Camerarius folgte offenbar dem Rat der beiden, denn kurze Zeit später freut sich Hessus in einem weiteren Brief, dass er und Camerarius sich bezüglich dieser Sache einig seien.[75]

Die Behandlung mit Guajakholz war in der Tat keine kleine Angelegenheit. Problematisch war dabei allerdings weniger die medizinische Wirkung des Holzes als die Begleitumstände seiner Verabreichung. Hierfür gab es verschiedene Ansätze; Ulrich von Hutten berichtet, wie die Kur bei ihm ablief.[76] Sein Bericht ist besonders deshalb interessant, weil er nach eigener Auskunft auf Anraten des Leipziger Medizinprofessors Heinrich Stromer zu diesem Mittel griff[77] und dieser auch "aller Wahrscheinlichkeit nach ... der behandelnde Arzt Ulrich von Huttens" war:[78] Stromer war offenbar Anhänger der Guajakkur: Er empfahl sie 1525 auch Willibald Pirckheimer gegen Podagra.[79] Es war Stromer, der 1542 auch Camerarius dazu bewegte, der Guajakkur eine Chance zu geben.[80] Es ist also nicht unwahrscheinlich, dass Camerarius' Behandlung ähnlich ablief wie die Huttens.
Dieser also beschreibt ausführlich, wie das Holz zerkleinert und in Wasser erhitzt wird, das aber nicht kochen darf. Der Schaum wird abgeschöpft, getrocknet und als Pulver auf das Geschwür gegeben. Das Wasser wird abgegossen und als starke Medizin gegeben, das Holz anschließend in frischem Wasser gekocht, das als Getränk verabreicht wird. Der Patient wird zunächst purgiert und sitzt dann in einem möglichst dicht verschlossenen geheizten Raum und muss fasten; nur Brot und etwas verdünnter Wein sind erlaubt. Zweimal am Tag wird der Guajaksud verabreicht, außerdem lässt man den Kranken mehrere Stunden schwitzen. Diese Behandlung wird über 30 Tage aufrechterhalten, mit Purgierungen am 15. Tag und kurz vor Abschluss der Behandlung.[81] Zumindest in den Grundzügen entspricht dieser Behandlungsablauf auch dem, was Michael Stolberg den Notizen des böhmischen Arztes Georg Handsch entnimmt.[82]

Die Guajakkur war also schon alleine aufgrund ihrer Dauer eine Herausforderung für den Patienten, und das extreme Fasten bedeutete weitere Strapazen. Nachdem Camerarius' Fußleiden allerdings ins 14. Jahr ging, ohne sich gebessert zu haben, und als mit Camerarius' Wechsel nach Leipzig 1541 die Thermalbäder des Schwarzwaldes in geographische Ferne rückten,[83] überwand er offenbar 1542 auf den Rat Heinrich Stromers hin seine und seiner Freunde Bedenken und unterzog sich im April der Prozedur. Philipp Melanchthon hatte kurz zuvor noch von der Kur abgeraten, mit dem Hinweis, dass er es nicht für nützlich halte, ein Geschwür per Medikation zu verschließen[84] (vermutlich weil sich dann nach damaliger Vorstellung die kranke Materie im Körper ansammelt, anstatt durch das offene Geschwür auszulaufen[85]).
Camerarius war aber offenbar mit seiner Geduld am Ende. Um den Georgstag 1542 herum (23. April) unterzog er sich der Kur, wie die biographischen Notizen bezeugen.[86] Am 30. April wünscht der befreundete Arzt Johannes Meckbach Camerarius alles gute bei seiner Kur.[87] Am 10. Mai berichtet Camerarius Hieronymus Baumgartner d.Ä., seine Kur sei abgeschlossen und die Ärzte machten ihm Hoffnung; seine sei freilich schon lange geschwunden und er versuche, sie wieder zu wecken.[88] Die Behandlung war offenbar erfolgreich, wie Camerarius' handschriftliches Fazit wie auch das seines Sohnes bezeugt: Das Geschwür verschwand; allerdings litt Camerarius, vermutlich in Folge des extremen Fastens, in der Folge an einem schwachen Magen.[89] So wird Camerarius auch die Nachfrage des Leonhart Fuchs nach dem Erfolg seiner Kur positiv beantwortet haben.[90] Melanchthon schrieb freilich am 31. Mai von einer Halsentzündung, die Camerarius auskurieren wolle; sein Fluss (ῥεῦμα) habe sich offenbar in den Zapfen verlagert.[91] Als "Fluss" bezeichnen Camerarius und seine Zeitgenossen zahlreiche Krankheiten, darunter ebenso sein Geschwür am Fuß wie auch eine einfache Erkältung.[92] Ob Melanchthon also eine Verlagerung der verdorbenen Materie aus dem Fuß nach Verschließen des Geschwürs für Camerarius' Halsentzündung verantwortlich macht oder ob dieser sich kurz nach der Guajakkur eine Erkältung einfing, auf die Melanchthon sich bezieht, bleibt daher unklar.

Fieber, Haut- und Augenleiden

Neben Camerarius' offenem Bein wissen wir aus den biographischen Notizen von ihm und seinem Sohn Joachim und zahlreichen Briefen von verschiedenen weiteren Krankheiten, die ihn von seinen jungen Jahren oder später im Alter heimsuchten.

Da sind zunächst einmal die zu Camerarius' Zeit allgegenwärtigen Fieber, die ihn immer wieder trafen.[93] Sein Sohn ordnet diese in seinem Resumé am Ende seiner Biographie chronologisch nach dem Fußleiden ein;[94] beide berichten allerdings bereits von Episoden mit Viertagefieber 1514 nach Erlangung des Baccalaureats[95] und einem Dreitagefieber 1522, das Camerarius vermutlich sogar zur Reise in die Heimat bewegte.[96] Im März 1525 schreibt Camerarius in einem Briefgedicht an Michael Roting und Johann Seiler von einer Krankheit, die ihn schwäche und abwechseln durch Hitze- und Kältegefühle schwäche, bei der es sich vermutlich ebenfalls um ein Fieber handelt.[97] Auch für Mai 1530 verzeichnet Camerarius ein kurzes Fieber (febricula).[98]
Das nächste Mal hören wir erst 1557 in einem Brief an Johannes Crato (dat. 21.06.1557) von einem Fieber, das offenbar zusammen mit schlimmen Herz- oder Magenschmerzen (καρδιωγμός) kam.[99] Wohl dasselbe Leiden suchte Camerarius wohl auch zwei Jahre später heim: In einem Brief an Hieronymus Baumgartner d.Ä. vom 30.05.1559 berichtet er von einer kurz zurückliegenden Krankheit und verwendet dabei dieselbe Terminologie wie in dem Brief an Crato: wieder ist von Fieber mit Herz- oder Magenschmerzen (καρδιωγμός) die Rede, die sein Sohn Joachim miterlebt haben muss, da er den Brief überbringt.[100] In der Tat notiert Joachim Camerarius d.J. in seiner Biographie für den 13.05.1559 den Beginn eines Dreitagefiebers mit heftigen Schmerzen in der Brust, das mit dem siebten Anfall endete.[101] Hier ist vermutlich auch der Brief an Hieronymus Baumgartner vom 26. Juni einzuordnen, in dem Camerarius berichtet, er genese von einer schweren Krankheit.[102]
Von einem schweren Anfall von Schüttelfrost berichtet außerdem ein Brief an Georg Fabricius vom 22.09.1565.[103]

Einige teilweise nicht explizit identifizierte Krankheitsfälle zeigen eine ähnliche Verteilung mit Schwerpunkten in den frühen und späteren Jahren von Camerarius' Leben. Joachim Camerarius d.J. berichtet, sein Vater sei 1517 aus gesundheitlichen Gründen von der Universität in die Heimat zurückgekehrt; dies habe ihn aber nicht davon abgehalten, ab Oktober desselben Jahres in Leipzig Petrus Mosellanus zu hören.[104] Am 20.12.1529 berichtet Camerarius Daniel Stiebar von Rabeneck von einem Durchfall (citata alvus).[105]
Es folgen Jahre, in denen seine Gesundheit entweder entsprechend Freyhubs Darstellung besser war oder er zumindest weniger von Krankheit berichtet; 1550 hören wir in einem Brief an Adam Siber von einer Erkältung.[106] In einem Brief an Christoph von Karlowitz von Anfang Februar 1552 hören wir von Camerarius' geschwächter Gesundheit;[107] dazu passen wiederum ein Brief an Daniel Stiebar vom 10 Mai, in dem Camerarius berichtet, er sei schwer erkrankt, sei aber schon fast wieder gesund,[108] und einer von Georg III. von Anhalt-Plötzkau an Camerarius vom 12. Mai, in dem Georg schreibt, er habe von Camerarius' schwerer Krankheit gehört.[109]
Ein problematischer Fall sind die "Verstopfungen", von denen Camerarius bisweilen berichtet, da sich die entsprechenden Begriffe auf alle damals wahrgenommen Formen von Ausscheidung eines der vier Säfte beziehen können (als Ausscheidung zählten neben den heute so bezeichneten Vorgängen auch Schweiß, Tränen und sogar Haare).[110] Wenn Camerarius also Hieronymus Baumgartner am 21.02.1555 von einer "Verstopfung der Gänge, durch welche die Feuchtigkeit abgeführt wird" (ἐμφράξεις τινες τῶν πόρων οἷς ἐκκρίνεται τὰ ὑγρά), schreibt,[111] ist das keine sehr konkrete Information. Für den März 1556 scheint eine Verstopfung im modernen Sinn recht wahrscheinlich, wenn Camerarius gegenüber Hieronymus Baumgartner unzureichende Verdauung der Nahrung dafür verantwortlich macht,[112] doch auch dies ist nicht eindeutig. Ebenso wenig wird man für die eintägige Verstopfung im Juni 1555 in Augsburg, bei der ein Klistier geholfen habe,[113] sicher sagen können, dass sie den Darm betraf, denn an anderer Stelle half ihm ein Klistier auch gegen eine "Nierenverstopfung" (ἔμφραξις νεφριτική).[114] Auch das Zeugnis seines Sohnes Joachim hilft hier wenig, nach dem Camerarius in Augsburg sowohl unter Nierenschmerzen als auch unter einer "Verstopfung des Bauchraumes" (ἔκφραξις alvi) litt.[115]
Völlig unklar bleibt der Hintergrund einiger besonders vager Andeutungen des Camerarius. So schreibt er im Januar 1559 Christoph von Karlowitz von einer leichten Krankheit.[116] Ähnliches findet sich auch in einem Brief, den er 1563 oder 1564 an Adrien Turnèbe richtete[117] und in einem undatierten Brief an Ludwig Carinus[118].

Im fortgeschritteneren Alter litt Camerarius offenbar des Öfteren an Erysipelen (Wundrosen), wie auch sein Sohn Joachim berichtet.[119] Camerarius selbst berichtet von erysipelartigen Symptomen das erste Mal im August 1558 in einem Brief an Johann Stigel; dort schreibt er allerdings auch, dass die Krankheit bei ihm häufiger auftrete.[120] 1559 stellt Camerarius seinem Schwiegersohn, dem Leipziger Mathematikprofessor Johann Hommel, eine mathematische Frage zum Pyramidenschatten (→ Mathematische Wissenschaften (CamLex)); diese sei im nachts in den Sinn gekommen, als er nicht habe schlafen können. Als Ursache seiner Schlaflosigkeit führt er eine kurz zurückliegende Krankheit mit erysipelartigem Hautausschlag an, die ihn noch zusätzlich zu seinem Augenleiden (s.u.) getroffen habe.[121] 1560 stellte Andreas Ellinger in Leipzig eine Disputation zum Erysipel; Respondent war der Leipziger Apotheker Moritz Steinmetz.[122] Camerarius verfasste zu dem Druck ein Begleitgedicht[123] und lobt in einem Brief an Ellinger dessen Schrift: Genau die Symptome, die Ellinger beschreibe, habe Camerarius auch bei sich beobachtet.[124] Einem nicht identifizierten Adressaten schreibt Camerarius im Dezember 1571 von einem heftigen Schub seiner Krankheit (vermutlich ist sein Nierenleiden gemeint, s.u.), zu der völlig unerwartet auch noch ein erysipel hinzugekommen sei.[125]

Schließlich litt Camerarius auch immer wieder an einer Augenkrankheit, die sein Sohn ebenfalls als Fluss (Epiphora oculorum) bezeichnet.[126] Eine erste Erwähnung dieser Krankheit findet sich in einem Briefgedicht an Christoph von Karlowitz von 1546.[127] Am 04.04.1553 schreibt Camerarius Franz Kram von einer Augenentzündung (lippitudo), die ihn ans Bett fessele;[128] im Juni 1559 geht eine Augenentzündung dem Erysipel voraus.[129] Lippitudo zwingt Camerarius auch 1562 im Haus zu bleiben, wie er in einem Brief an Hieronymus Baumgartner schreibt,[130] und im Oktober 1567 behindert sie ihn, als er einen Brief an Christoph von Karlowitz schreibt.[131] Ein Jahr später vergleicht sich Camerarius in einem Brief an Georg Cracow mit dem Greis in Plautus' Stück "Menaechmi", der klagt, im Sitzen schmerzten ihn die Lenden und beim Sehen die Augen.[132] Und auch gegenüber einem namentlich nicht genannten Empfänger klagt Camerarius am 29.11.1572, seine Augenentzündung sei ihm beim Schreiben lästig.[133]

Nierensteine - eine Familienkrankheit

Das andere große Leiden, das Freyhub in seiner Grabrede erwähnt, das Camerarius über viele Jahre hinweg schwer zu schaffen machte und sein Leben nachhaltig beeinträchtigte, ging von seinen Nieren aus. Die Ursache waren vermutlich Nierensteine, wie auch Camerarius Sohn Joachim meinte; einige zeitgenössische Ärzte vermuteten allerdings eine Ulzeration der Harnblase. Da Camerarius sich aber aus Angst, die Lage zu verschlimmern, nie einer chirurgischen Behandlung unterzog und auch nicht zulassen wollte, dass man seinen Körper nach seinem Tod öffnete, wurde die Frage nie endgültig geklärt.[134] Für ein Steinleiden spricht nicht nur das bei Camerarius immer wieder auftretende Blut im Urin, sondern insbesondere auch die häufigen Schmerzattacken.[135]
Die Krankheit lag jedenfalls in der Familie: Auch Camerarius' 1522 verstorbene Mutter litt an Nierenproblemen, wie Joachim Camerarius d.J. notiert. Von der Erblichkeit dieser Krankheit ging man damals schon aus[136] und so rechnete Camerarius daher damit, selbst betroffen zu sein.[137] Vermutlich rührte von der familiären Erfahrung auch die Sicherheit, dass er von dieser Krankheit nicht mehr genesen werde: So zitiert Joachim Camerarius d.J. einen häufigen Ausspruch seines Vaters, nach dem die Krankheit zusammen mit ihm sterben werde.[138] In der Tat äußert Camerarius ähnliche Prognosen über viele Jahre hinweg in verschiedenen Briefen, das erste Mal am 14.01.1564 gegenüber Adrian Albinus.[139] Von einem Ringen mit seiner Krankheit spricht Camerarius auch ein knappes Jahr vor seinem Tod, am 12.07.1573, an einen namentlich nicht genannten Adressaten.[140]
An anderen Stellen orientiert sich der Wortlaut mehr an dem, den Camerarius' Sohn überliefert, einschließlich des Wortes συν(απο)θνῄσκειν ("mitsterben"), das auch das "Corpus Hippocraticum" verwendet.[141] So zählt Camerarius in einem Brief an Johannes von Schroeter zu denen, die "mitsterben", und leitet daraus ab, dass die Behandlung vor allem auf Linderung der Symptome zielen müsse, da Heilung unmöglich sei.[142] Auch in Briefen an Andreas Ellinger und Johannes Crato rechnet Camerarius seine Krankheit unter die "mitsterbenden".[143]

Der Krankheitsverlauf

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Behandlungsversuche
  • OCEp 1181 (JC an Crato, 11.05.1566) Nierenleiden; Blut im Urin; Bernsteintabletten
  • OCEp 1221 (JC an Stojus, 1566) Nierenleiden; Blut im Urin; Bernsteintabletten
  • Stojus' Rezept erwähnen mit Verweis auf entstehende Diss
  • Bad übliche Behandlungsmethode (Stolberg 2022, 262) --> OCEp 0845 an Wolf, 12.06.1572: JC würde Bad aufsuchen, wenn eines in der Nähe war
Familiäres
  • Auch seine Frau:
    • www.aerztebriefe.de/id/00000935 (Wolfgang Meurer an JC, o.D., Trew Meurer 10): Das Thema des letzten Gesprächs mit C. war die Krankheit seiner Frau; aber sie sind davon durch andere Themen abgekommen und haben dadurch auch keinen Beschluß zu Heilmitteln gefasst. Nach seiner Rückkehr hat M. noch einmal genauer über das Thema nachgedacht. Seiner Meinung nach soll sie sich in dieser Jahreszeit stärkerer und vorschnell verordneter Medikamente enthalten, zweimal pro Woche die Salbe benutzen und die Lenden in der Nierengegend damit einschmieren. Es ist vielleicht auch erfolgversprechend, mehrere Tage lang zweimal Löffelkraut in Honigessig (Oxymeli) entweder pur oder mit der doppelten Menge Kräuterdestillat (aqua graminis) gelöst zu trinken, um die fette und zähe Materie abzuführen, die die Nierenobstruktion verursachen kann.
  • Auch seine Töchter:
    • www.aerztebriefe.de/id/00041254 (Andreas Dörer an Joachim Jungermann 31.10.1587, Trew Doerer 10) über Magdalena: Von der schweren Erkrankung seiner Tante habe J. wohl schon durch den Brief seines Vaters an die Onkel erfahren, doch sei sich D. unsicher, ob J. schon über die Art der Krankheit unterrichtet worden sei. Die Tante leide seit Beginn des Sommers an Scabies infolge "verbrannten" Blutes, wodurch viel salziger Schleim im Körper sei. Sie habe gehofft, daß die Kräfte der Natur das Übel besiegten, ohne daß sie Zuflucht zu Arzneimitteln nehmen müsse, doch vergeblich. Nach Schlaflosigkeit, schlechter Verdauung und zunehmender Verschleimung sei nun auch Asthma hinzugetreten. Dieses sei so stark, daß sie befürchteten, sie müsse binnen weniger Stunden ersticken. Die Materie sei zäher, als daß man sie mit irgendeiner Arznei herausbekomme; zudem habe sie Fieber. Der Harn habe seit einigen Tagen und auch jetzt noch ein schwarzes Sediment (hypostasis) und sei von dicklicher Konsistenz und rötlicher Farbe. Soviel in Kürze; J.s Vater wünsche, daß der Sohn dies auch dem Onkel Joachim [Camerarius] mitteile. Mehr bei anderer Gelegenheit; D. müsse stündlich nach der Kranken sehen. Möge Gott ihr Heilung - oder aber den Weg in die himmlische Heimat - gewähren.
    • www.aerztebriefe.de/id/00041255 (Andreas Dörer an Joachim Jungermann 23.11.1587, Trew Doerer 11) über Magdalena: J.s Tante warte sehnlichst auf das ärztliche Konsil des Onkels [Joachim Camerarius; s. bereits den Brief vom 31.10.1587]; J. möge diesen nochmals zur Eile anhalten. Das Leiden habe zwar etwas nachgelassen, nachdem der Körper mit den ihm zur Verfügung stehenden geringen Kräften einige "nitröse", zäh-schleimig verklebte Materie ausgeschieden habe. Die partes principes seien jedoch weiterhin untemperiert, was sich kaum korrigieren lasse, so daß sie weiterhin um ihr Leben bangen müßten. Die Patientin wolle keinen anderen Arzt sehen als D., der doch selbst kaum einer sei.
    • www.aerztebriefe.de/id/00040782 (Andreas Dörer an JCII, 26.03.1590, Trew Doerer 3) über Magdalena: C.s Schwester [Magdalena, vgl. Trew, Doerer Nr. 4] leide an Nierensteinen, wie dieser zweifellos ihren Briefen entnehmen könne. Die Paroxysmen verliefen recht heftig; schleimige tartareische Materie sei im Übermaß im Bauchraum vorhanden, verhindere sein Funktionieren und führe zu Appetitlosigkeit. Der Harn sei, wie üblich, von sehr wechselnder Beschaffenheit, teils blutig, teils "roh" (crudes [!]). D.s Behandlung sei dabei aber nicht ohne Erfolg; freilich bitte er daneben um C.s Rat. Die Schwester wünsche sich sehr das stärkende Mittel, das C. ihr vor zwei Jahren schon einmal geschickt habe.
    • www.aerztebriefe.de/id/00041256 (Andreas Dörer an Joachim Jungermann, 27.03.1590, Trew Doerer 12) über Ursula und Magdalena: J.s Familie gehe es soweit gut, mit Ausnahme seiner Mutter, die von Nierensteinen geplagt werde, und seiner Tante, die das alte Leiden quäle [s. die Briefe des Jahres 1587]. Sie alle warteten sehnlich auf J.s Rückkehr.
    • www.aerztebriefe.de/id/00040784 (Andreas Dörer an JCII, 14.06.1590, Trew Doerer 3) über Magdalena: Die schlechte Gesundheit von C.s verwitweter Schwester treibe D. um. Ihr Nierenleiden lasse sich durch keine Stärkungsmittel in den Griff bekommen, vielmehr habe die Auflösung des ganzen Körpers eingesetzt. Sie sei in großer Gefahr. D. habe Dr. Scheibe hinzugezogen, und beide gemeinsam versuchten sie, was in ihren Kräften stehe. Alles übrige liege bei Gott.


  • Nierenprobleme
  • Schon Mutter (17v in Notizen) und später Töchter (vgl. Ärztebriefe)
  • Trew Crato 719 und 729 (1567)
  • JC sagt mehrfach, er werde mit dieser Krankheit sterben (etwa OCEp 0563, 1113 und Biographie)
  • Die Geschichte im April/Mai/... 1567 kann man ausbreiten (Diss, S45)

Krankenbett und Tod

  • Fazit in der Form, dass man das Zitat mit den Lebenskräften aus der Biographie unterbringen kann.
  • Auch JCIIs Fazit zur Constitutio (Nr. 8, 17r/v) kann man miteinbeziehen

Krankheit als Impulsgeber

  • Nigers Brief OCEp 0272 Impuls zu Camerarius, De gymnasiis, 1536??
  • Das Leiden führte laut Joachim Camerarius d.J. auch dazu, dass sein Vater begann, sich mit der antiken griechischen Medizin zu beschäftigen.[144]
  • Ähnlich auch Liebe zu Pferden durch Krankheit bedingt, vgl. Loxan-Brief! Jedenfalls Verfassung des Hippocomicus und der Xenophonübersetzung während Krankheit!
  • OCEp 0377: Während Krankheit beginnt JC eine Übersetzung von Plutarchs De defectu oraculorum


(Alexander Hubert)

Anmerkungen

  1. [D]icere illum memini: Si vera et consentanea sint, quae de aegritudine, et omnibus perturbationibus a natura hominis removendis, a Stoicis disputentur et asserantur, omnino se fateri, quod in sapientum numero collocari non possit. Non obscure enim se, et varie affici, atque etiam saepe graviter perturbari, significabat, cum ob praesentia, tum impendentia pericula et incommoda, et propius accedentem mortem (Freyhub, Oratio in funere Camerarii (Druck), 1574, Bl. C3r/v).
  2. Ac plane videri posset alicui, acumen ingenii materni, vires autem et robur corporis paternum, repraesentasse Praeceptorem nostrum, licet hoc non de toto vitae ipsius tempore, sed peculiariter de provectiore aetate, usque ad afflictiorem extremam senectam, sit intelligendum. Nam in pueritia, adolescentia et iuventute cum variis morbis illum fuisse conflictatum, et diu alterum pedem habuisse male affectum constat. Senectus vero ultima ob vehementiss[imos] nephriticos et disuricos dolores ipsi perquam molesta fuit (Freyhub, Oratio in funere Camerarii (Druck), 1574, Bl. A3v).
  3. [15]28: initium mali τῶν ἑλκωσεῶν (München, BSB, Sgn. Clm 10376, Nr. 5r und Nr. 7r).
  4. 1529: cepi laborare ex pede M. Octobri cum fuissem ante(?) M[ensi] Aprili Spirae (München, BSB, Sgn. Clm 10376, Nr. 6, Bl. 1r).
  5. Vgl. München, BSB, Sgn. Clm 10376, Nr. 8, Bl. 7r. Ebd., Bl. 7v: Anno. 1529 fuit in conventu secundo Spirensi et domum reversus gravius ex pede laborare cepit Mense Octobri.
  6. Meum malum nunc incumbit in talum pedis (OCEp 0981, Camerarius, Epistolae familiares, 1595, 118).
  7. OCEp 0983, Camerarius, Epistolae familiares, 1595, 119.
  8. Vgl. Woitkowitz 2003, 39 und wohl Camerarius' Brief an Stiebar vom 20.12.1529 (OCEp 0997).
  9. Eodem anno [1528] ex leni quodam pruritu, quem inscius Ioach[imus] in balneo calidiore irritaverat defluxio facta est in sinistrum pedem, quam paulo post ἕλκωσις secuta est admodum δυσίδος, quae illum postea per multos annos graviter exercuit (München, BSB, Sgn. Clm 10376, Nr. 8, Bl. 7r).
  10. Meum malum nunc incumbit in talum pedis, si ita perget, discesserit aliquando (OCEp 0981, Camerarius, Epistolae familiares, 1595, 118).
  11. Vgl. München, BSB, Sgn. Clm 10376, Nr. 8, Bl. 7v.
  12. Vgl. OCEp 0997 (dat. 20.12.1529).
  13. Itaque ne Ioachimo quidem significare potui, qui domi nunc sese continet, non potens in publicum egredi propter ulcus quod in cruresatis habet molestum, quod ego quidem vel phlegmonem cholericam, vel omnino ἕρπετα interpretor. Iamdiu enim serpit ad circumvicinas partes, et tamen non tollitur (Hessus, Epistolae familiares, 1543, 133; vgl. auch https://www.aerztebriefe.de/id/00013034).
  14. Vgl. OCEp 0104.
  15. Vgl. OCEp 0995 (dat. wohl 13.10.1534).
  16. Vgl. OCEp 0112.
  17. Vgl. OCEp 0115 (dat. Januar oder Februar 1535).
  18. [S]pero sicut scripseram superioribus literis, illud malum in pede desiturum esse, cum eo usque descenderit, unde iam amplius descendere, nisi prorsum evanescat, nequeat (OCEp 0113, dat. 10.02.1535, Camerarius, De Helio Eobano Hesso, 1553, Bl. L8r).
  19. Aiebat (gemeint ist der Bekannte) enim, horresco referens, e crure altero acerbissime te laborare, Corporeque toto exuccum, fere marcere, veluti flores solent Radicib[us] malo aliquo occultiore laborantib[us] (OCEp 0289, dat. 05.02.1535, zitiert nach München, BSB, Sgn. Clm 10368, Nr. 106).
  20. Vgl. OCEp 1006 (dat. 05.03.1535).
  21. Vgl. OCEp 0114 (dat. 15.06.1535).
  22. Et sane toto tempore, quo in hac urbe [sc. Norimbergae] fui, non admodum firma valetudine usus sum: haud quidem urbis vitio, sed casu (OCEp 1454, dat. 05.06.1535, Grynäus, Commentaria in librum octavum Topicorum Aristotelis, 1556, 135f.).
  23. Vgl. OCEp 0143.
  24. Vgl. OCEp 0141.
  25. OCEp 1008
  26. Vgl. OCEp 0451.
  27. Anno. 1536. ... Malum pedis auctum fuit ut interdum claudicare et scipioni innixus publicas doctrinae suae operas frequentare coactus fuerit (München, BSB, Sgn. Clm 10376, Nr. 8, Bl. 8v).
  28. [V]alde afflixit me morbus pedis (München, BSB, Sgn. Clm 10376, Nr. 6, Bl. 1v).
  29. Vgl. OCEp 1010 (dat. 29.04.1537).
  30. Vgl. OCEp 1004.
  31. [M]agna afflictio (München, BSB, Sign. Clm 10376, Nr. 7).
  32. Vgl. Camerarius, De Philippi Melanchthonis ortu, 1566, 181. Rudolf Gwalther erwähnt dieselbe Reise in zwei Briefen an Heinrich Bullinger (dat. 15.11.1538 (Regest, Faksimile und Transkription bei Bullinger Digital, Nr. 11241) und 26.11.1538 (ebd., Nr. 11244)) und nennt als Motiv die Abberufung Philipp Melanchthons nach Tübingen; für derartige Pläne gibt es allerdings sonst keine Hinweise. Melanchthon selbst erinnert sich ein Jahr später an die Reise, vgl. MBW - Regesten online, Nr. 2314.
  33. Vgl. MBW - Regesten online, Nr. 2108 (dat. 27.10.1538).
  34. Vgl. MBW - Regesten online, Nr. 2113 (dat. 6.11.1538).
  35. Vgl. MBW - Regesten online, Nr. 2118 (dat. 12.11.1538).
  36. vgl. MBW - Regesten online, Nr. 2117 (dat. 12.11.1538).
  37. Vgl. OCEp 0609 (dat. 28.12.1538).
  38. So Camerarius in der Melanchthon-Biographie: Quo in itinere accidit, ut pedis malum, quod mihi iamdiu non solum molestum sed infestum quoque fuisset, et tunc videretur satis bene esse situm, cum vectatione iritatum, tum errore quodam curae recrudesceret, ut metu maiorum cruciatuum, festinantius Vuittenberga discedere cogerer, quam statueram ac volebam (Camerarius, De Philippi Melanchthonis ortu, 1566, 181). Dies deckt sich mit den Informationen aus seinem Brief an Hieronymus Baumgartner vom 28. Dezember: Veruntamen sic quoque fui illic [sc. Vuittebergae] libenter, quamquam exoriens malum illo quo istuc veneram die, non passum fuerit me capere speratum fructum ex consuetudine et usu amicorum. Idem me coegit non solum recta, sed festinanter etiam domum reverti (OCEp 0609 (dat. 28.12.1538), Camerarius, Epistolae familiares, 1583, 202).
  39. Zu diesem vgl. auch MBW - Regesten online, Nr. 2126.
  40. Vgl. Camerarius, Elegiae ὁδοιπορικαί, 1541, Bl. B8v. Den Besuch des Camerarius bei Sturtz erwähnt auch Hessus in einem Brief vom 23. November an letzteren, in dem er auch die Hoffnung äußert, dass die Reise sich nicht negativ auf Camerarius' Gesundheit auswirke: Ioachimum tecum fuisse, vehementer gaudeo, ac tantum non demiror tantum itineris sumpsisse hominem, utinam non perpetuo quodam cursu valetudiarium (Hessus, Epistolae familiares, 1543, 150). Vgl. auch https://www.aerztebriefe.de/id/00013051. In einem weiteren Brief an Sturtz zeigt sich Hessus noch einmal verwundert, dass Camerarius diese Reise unternommen habe (vgl. https://www.aerztebriefe.de/id/00013052).
  41. Vgl. Camerarius, Elegiae ὁδοιπορικαί, 1541, Bl. B8v.
  42. Deinde ego Francorum madidus coelestibus undis / Invia et in fossa cum cecidisset equus, / Moenia de mustis intravi dicta, nec uno / Me potuere tamen plus retinere die. (Camerarius, Elegiae ὁδοιπορικαί, 1541, Bl. B8v). Dass Camerarius einen Tag in Würzburg blieb, ist leich zu erklären: Der Brief an Hieronymus Baumgartner vom 28.12.1538 erwähnt einen eintägigen Aufenthalt ebendort aufgrund eines Hufeisenwechsels (Nusquam igitur in itinere substiti nisi Wircepurgi, dum novae soleae equo inducuntur, diem unum, OCEp 0609, Camerarius, Epistolae familiares, 1583, 202). So lässt sich auch der Sturz erklären: Camerarius Pferd hatte sein Hufeisen vermutlich im tiefen Schlamm verloren und rutschte daher aus.
  43. Hinc ego ad usurpata prius dum balnea tendo, / Praedita quae medicis viribus esse putant / Balnea vicinae stagnantia valle Tubingae / Quae patriae est annis nunc mihi terra tribus. / Hos animo spectans latices ita saepe precabar: / Fite salutares sicut et ante mihi (Camerarius, Elegiae ὁδοιπορικαί, 1541, Bl. B8v). Dieser Aufenthalt muss mithin im November 1538 erfolgt sein.
  44. Ego de Saxonia retuli ... pedem afflictissimum: multo quidem magis quam cum morbus inciperet, metuebam. ... Nunc cum perpetuis cruciatibus conflictor, et curationem experior esse difficiliorem quam speraveram (OCEp 0609 (dat. 28.12.1538), Camerarius, Epistolae familiares, 1583, 202).
  45. Et me scis modo tam male ambulare, / Quam quondam Euboicus male ambulavit / Arcus Herculei relictus haeres / Tristi Lemniaci in specus recessu (OCEp 0324, dat. 13.02.1539, Camerarius, Epistolae Eobani, 1561, Bl. P7r).
  46. [I]ncidi in aegrotationem gravem et difficilem, de qua nunc etiam vix enitor et molior ingressionem (OCEp 1474, dat. 18.03.1539, Camerarius, De tractandis equis, 1539 Bl. A2r).
  47. Dafür spricht, dass das Bad ihm keine Erleichterung verschaffte, ebenso wie die Formulierung im Hodoiporikon: Ergo reclinatum accepit me protinus ille, / Haec qui scribentem nunc quoque lectus habet. / Disco et praevisos patienter ferre dolores, / Atque animo veterem spem retinere meo (Camerarius, Elegiae ὁδοιπορικαί, 1541, Bl. C1r). Dass Camerarius einmal von "Schmerzen" (dolores) spricht und zweitens von solchen, die vorhersehbar waren (praevisos), ist ein deutliches Zeichen, dass es um sein Fußleiden geht und nicht um eine Ansteckung bei seiner Familie.
  48. Ego de Saxonia retuli longo itinere et diuturna agitatione pedem afflictissimum: multo quidem magis quam cum morbus inciperet, metuebam. Itaque hic me casus valde consternavit, docuitque non nimium confidere viribus meis (OCEp 0609 (dat. 28.12.1538), Camerarius, Epistolae familiares, 1583, 202).
  49. Minime timentem his diebus rursum cruris dolores acres me invaserunt. Adhuc tamen ingredior, et interdum legens aut scribens aliquid obruo sensum mali: noctum autem quid contra moliar non habeo (OCEp 1016, dat. 21.11.1539, Camerarius, Epistolae familiares, 1595, 156). Melanchthon wusste davon allerdings noch nichts: Er ging am 27. November nach einem entsprechenden Brief Veit Dietrichs noch davon aus, dass Camerarius bei guter Gesundheit sei (vgl. MBW - Regesten online, Nr. 2314).
  50. Melanchthons Antwort ist erhalten, vgl. MBW - Regesten online, Nr. 2701.
  51. Vgl. OCEp 1259 (dat. 01.11.1541).
  52. Vgl. OCEp 0983. Dass der Grund für den Arztbesuch Camerarius' Fußleiden ist, scheint wahrscheinlich, geht allerdings nicht explizit aus dem Brief hervor.
  53. Dat. 26.07.1531: De valetudine tua sum sane sollicitus, et audio te periculose decubuisse; mihi videtur fluxus non posse sine periculo obstrui, quare etsi hoc quoque molestum est, lenibus remediis velim te eum moderari. Obsecro te de hac re disputes cum medicis istic (zitiert nach CR 2, Nr. 995, Sp. 515). Vgl. auch MBW - Regesten online, Nr. 1167.
  54. Utere omnino consiliis doctiss[imorum] Medicorum, quicquid statues mi Ioachime (OCEp 0115, Camerarius, De Helio Eobano Hesso, 1553, Bl. M2r).
  55. Vgl. OCEp 0452 an Niger (dat. 01.06.1536) und OCEp 1008 an Stiebar (dat. 26.08.1536)
  56. Vgl. München, BSB, Sgn. Clm 10376, Nr. 8, Bl. 8v.
  57. Vgl. München, BSB, Sgn. Clm 10376, Nr. 8, Bl. 8v.
  58. Vgl. München, BSB, Sgn. Clm 10376, Nr. 8, Bl. 9r. Vgl. auch München, BSB, Sgn. Clm 10376, Nr. 6, Bl. 1v.
  59. Vgl. München, BSB, Sgn. Clm 10376, Nr. 8, Bl. 9v. Vgl. auch München, BSB, Sgn. Clm 10376, Nr. 6, Bl. 1v.
  60. Vgl. OCEp 0272 (dat. 03.08.1536) sowie OCEp 0273 (dat. 20.08.1536).
  61. Vgl. etwa OCEp 0180 an Hessus (dat. 14.03.1537), OCEp 1010 an Stiebar (dat. 29.04.1537) und OCEp 0161 an Caspar Volland (dat. 1539).
  62. So schreibt Camerarius' Sohn Joachim: Tandem profectus est in plumbarias thermas Lotharingiae. non etiam adeo magno cum fructu: sed satis magnis sumtib[us] (München, BSB, Sgn. Clm 10376, Nr. 8, Bl. 9r), wobei er sich auf Camerarius' eigenhändige Notiz stützt: profectus in plumbarias non magno fructu (München, BSB, Sgn. Clm 10376, Nr. 6, Bl. 1v). Vgl. hierzu auch ↓ Balneologie.
  63. Vgl. OCEp 0606 (dat. 01.05.1541).
  64. Vgl. OCEp 1008 (dat. 26.08.1536).
  65. Thermas quod probas, facis tu quidem benigne, mihi autem hac opella nihil nisi molestiae et taedii quod in lacu perferendum erat, medicina quaesita fuit (OCEp 0615, Camerarius, Epistolae familiares, 1583, 211).
  66. Dat. 21.09.1534: Περὶ τῶν χειρούργων, ita res se habet. Sunt ubique qui sibi in hoc genere peritissimi videantur, sed me sola chirurgia vix curaverit (OCEp 0999, Camerarius, Epistolae familiares, 1595, 135). Tatsächlich scheint Camerarius hier implizit auch die Kompetenz zumindest vieler Chirurgen in Zweifel zu ziehen. Sein Misstrauen gegenüber der Chirurgie wird sich auch später bei seinem Nierenleiden bemerkbar machen; selbst die Öffnung seines Körpers nach seinem Tod wollte Camerarius laut seinem Sohn Joachim nicht zulassen: De caussa [dysuriae] fuit disputatio varia: alii vesicae exulcerationem, alii lapidem esse putantes: quamvis vero lapidem adesse semper metuerim, nihil tamen certi affirmare possum cum per chirurgum nunquam cathetrum adhiberi voluit timens graviora symptomata: nec post mortem corpus aperiri voluit (München, BSB, Sgn. Clm 10376, Nr. 8, Bl. 16v).
  67. Vgl. Schlegelmilch 2019.
  68. Camerarius schreibt knapp: 1540: Ad medicum Kogshovensem(?) profectus frustra. raptatus ab equo. (München, BSB, Sgn. Clm 10376, Nr. 6, Bl. 1v). Sein Sohn Joachim berichtet, auf Camerarius' Notiz gestützt: Anno. 1540. Ad Medicum Chirurgum eo tempore celebrem Konigshovensem in Franconiam orientalem pedis caussa se contulit: sed frustrata est illum spes hac quoque in parte. In itinere vero cum magno periculo raptatus ab equo fuit (München, BSB, Sgn. Clm 10376, Nr. 8, Bl. 9r). Für einen detaillierteren Bericht vgl. außerdem OCEp 1017 (an Daniel Stiebar, dat. 07.03.1540).
  69. Vgl. OCEp 1017 (an Daniel Stiebar, dat. 07.03.1540).
  70. Vgl. Stolberg 2022, 299.
  71. Vgl. Hutten 1519, De Guaiaci Medicina Et Morbo Gallico, 1519 ( https://books.google.de/books/about/De_guaiaci_medicina_et_morbo_gallico_lib.html?id=aftbAAAAcAAJ&redir_esc=y)
  72. Vgl. OCEp 1223.
  73. [M]isit ad me Sturtiades ... epistolam, qua lecta intellexi ... id [sc. malum pedis] augeri ... teque cogitare de violento aliquo remedio, quod consilium tuum ut non improbo, sic de Guaiaco valde suadeo ne experiaris, quanquam enim nondum sum collocutus cum Sturciade, tamen scio violentam valde esse medicinameius ligni, quam vix ferant etiam robusta corpora, cum tuum sit paulo tenuius. Thermas feras forte facilius et levius, Memini quosdam dicere Huttenum diutius potuisse vivere, si ligno illi non credidisset nimium (OCEp 0115, Camerarius, De Helio Eobano Hesso, 1553, Bl. M1v-M2r).
  74. Autograph in der Briefsammlung Trew mit Sign. H62/TREWBR STURTZ_GEORG [1. Vgl. auch https://www.aerztebriefe.de/id/00041264.
  75. Dat. 10.02.1535: [M]ihi pergratum est, quod nostra iudicia conveniunt, de cura Xylina. (OCEp 0113, Camerarius, De Helio Eobano Hesso, 1553, Bl. L8r).
  76. Vgl. Hutten 1519, De Guaiaci Medicina Et Morbo Gallico, 1519 ( https://books.google.de/books/about/De_guaiaci_medicina_et_morbo_gallico_lib.html?id=aftbAAAAcAAJ&redir_esc=y)
  77. Vgl. Hutten 1519, Bl. c iii r.
  78. Kästner 2011, 173.
  79. Vgl. Kästner 2011, 173f. Auch Pietro Andrea Mattioli verschrieb in einem Fall Guajak gegen Podagra (vgl. Stolberg 2022, 251).
  80. Vgl. München, BSB, Sgn. Clm 10376, Nr. 8, Bl. 9r.
  81. Vgl. Hutten 1519 und Munger 1949.
  82. Vgl. Stolberg 2022, 299f. und 304ff.
  83. Andererseits lehrte Stromer noch bis zu seinem Tod im November 1542 in Leipzig und gehörte somit ab 1541 zu Camerarius' persönlichem Umfeld.
  84. Dat. Anfang April 1542: De curatione pedis tui magnopere angor ... illud tantum oro, ut caveas, ne maius aliquod incommodum accersas: curationibus sisti fluxum non est utile, deine Ebeni, quemadmodum mihi lubet nominare, usus in tanta siccitate intestinorum tuorum plurimum habet periculi (zitiert nach CR 4, 799 Nr. 2470). Vgl. auch MBW - Regesten online, Nr. 2924. Die Bezeichnung des Guajakholzes als "Ebenholz" ist dabei nicht ungewöhnlich, vgl. Munger 1949, 204.
  85. Vgl. Stolberg 2022, 215.
  86. Vgl. München, BSB, Sgn. Clm 10376, Nr. 6, Bl. 1v und Nr. 8, Bl. 9r.
  87. [S]pero te usum medicationis tuae, non ita multo post melius sensurum, quod ut fiat, Christus velit (OCEp 0334, Camerarius, Epistolae Eobani, 1561, Bl. S1r).
  88. Medicationem nostram his diebus finivimus, de qua nos iubent bene sperare medici. nos igitur interdum quasi dormitantes illas blandissimas τὰς ἐλπίδας omni ratione excitamus, neque consopiri prorsus patimur (OCEp 0615, Camerarius, Epistolae familiares, 1583, 210).
  89. Camerarius selbst schreibt: 1542: usus medicamento τοῦ ξύλου circa ferias S. Georgii, sic satis sublevatus fui a dolorib(us) pedis sed sensi multo factum imbecilliorem stomachum (München, BSB, Sgn. Clm 10376, Nr. 6, Bl. 1v). Sein Sohn Joachim schreibt in seinem Konzept einer Camerarius-Biographie: Anno. 1542. Usus Medicamento τοῦ ξύλου de consilio Henrici Stromeri Medici Lipsensis celebris: ex quo sic satis fluxus pedis illi esse molestus desiit: sed ventriculum inde debiliorem redditum sensit (München, BSB, Sgn. Clm 10376, Nr. 8, Bl. 9r).
  90. Dat. 15.06.1542. Vgl. https://www.aerztebriefe.de/id/00000346.
  91. Ego vero gratiam tibi habeo, quod τὴν σταφυλὴν curare maluisti, quam iter non necessarium ingredi: audiebam enim κατασκῆψαι τὸ ῥεῦμα εἰς γαργαρεῶνα (zitiert nach CR 4, 827 Nr. 2499). Vgl. auch MBW - Regesten online, Nr. 2975.
  92. Zur Begrifflichkeit des fluxus vgl. auch Stolberg 2022, 127f.
  93. Das Fieber war in der frühneuzeitlichen Medizin selbst Krankheit und nicht nur Symptom (vgl. Stolberg 2022, 226).
  94. Valetudo ipsius saepe fuit tentata primum ἑλκώσει pedis molestiss[ima] et diuturna: postea febribus aliquoties (München, BSB, Sgn. Clm 10376, Nr. 8, Bl. 17v).
  95. Vgl. München, BSB, Sgn. Clm 10376, Nr. 5, Bl. 1v. Nr. 7. Nr. 8, Bl. 3v.
  96. Camerarius: 1522: mea febris in Iulio veni febricitans in patriam mense septembri (München, BSB, Sgn. Clm 10376, Nr. 6, Bl. 1r). Sein Sohn schreibt: Anno. 1522. Ipse tertiana febri laboravit: venitque febricitans in patriam mense Septembri (ebd. Nr. 8, Bl. 5r). Vgl. auch ebd. Nr. 5, Bl. 1v und Nr. 7.
  97. Non mihi quod morbo deiectum corpus acerbo / Comminuat uires, aegraque membra trahat, / Seu flammaque geluque alternis fessus anhelem, / Seu casu acta rotet triste gravedo caput, / Ipsa suum, si quis pertentet, vena tenorem / Servat et imposito rite sub ungue salit (OCEp 0128, Camerarius, De Helio Eobano Hesso, 1553, Bl. V1r).
  98. Vgl. München, BSB, Sgn. Clm 10376, Nr. 6, Bl. 1r.
  99. Sane malum acre fuit, non febris illud quidem, sed καρδιωγμός. Quos etsi saepe sum antehac expertus: tamen omnes priores impetus violentia ista superavit. Cum febris me prorsus reliquisset, recurrerunt illi iterum octavo die, cum omnino fuisset δίαιτα ἀναμάρτητος, neque quicquam rebus caeteris neglectum (OCEp 1154, Camerarius, Epistolae familiares, 1595, 331).
  100. [I]ncidi in febrim acerrimam, in qua accedentes καρδιωγμοὶ me pene interfecerunt. Sed Dei benignitate ἐν ἑβδόμῳ παροξυσμῷ febris institit. Magna autem est adhuc prostratarum virium imbecillitas (OCEp 0697, Camerarius, Epistolae familiares, 1583, 286).
  101. Anno. 1559. 13. Maii febris tertiana cum vehementi cardialgia illum invasit: a qua tamen septimo paroxysmo fuit liberatus (München, BSB, Sgn. Clm 10376, Nr. 8, Bl. 13r).
  102. Vgl. OCEp 0698.
  103. Vgl. OCEp 0871.
  104. Anno. 1517. rursum in patriam redire coactus fuit valetudinis adversae caussa: Adiit tamen iterum Lipsiam eodem anno mense Octobri, ibique fuit auditor Petri Mosellani (München, BSB, Sgn. Clm 10376, Nr. 8, Bl. 4v).
  105. Vgl. OCEp 0997.
  106. Vgl. OCEp 1510 (dat. 21.11.1550).
  107. Vgl. Christoph von Karlowitz
  108. His diebus graviter aegrotavi, sed poene convalui (OCEp 1074, Camerarius, Epistolae familiares, 1595, 220).
  109. Significatum nobis est mi Ioachime, gravi cum morbo te conflictari coepisse (OCEp 0249, Camerarius, Epistolae Eobani, 1561, Bl. H5r/v).
  110. Vgl. auch Stolberg 2022, 138ff.
  111. Vgl. OCEp 0679.
  112. Dat. 30.03.1556: Nam graviter aegrotavi ἀπ' ἐμφράξεων δι' ἀπεψιας (OCEp 0690, Camerarius, Epistolae familiares, 1583, 281).
  113. Am 04.06.1555 schreibt Camerarius, wiederum an Hieronymus Baumgartner: Impeditus valetudine hic coactus fui commorari diutius quam constitueram: nam vehemens ἔμφραξις me uno die acerrime afflixit. Sed, Christo gratia, satis bene modo post ἐνέματος usum mihi me habere videor (OCEp 0680, Camerarius, Epistolae familiares, 1583, 273).
  114. Vgl. OCEp 0716 (dat. 21.02.1562 an Hieronymus Baumgartner).
  115. Laut Joachim Camerarius d.J. litt sein Vater in den folgenden Jahren häufiger an solchen Verstopfungen. Vgl. München, BSB, Sgn. Clm 10376, Nr. 8, Bl. 12r.
  116. Dat. 25.01.1559: valetudo mea nonnihil coepit affligi (OCEp 0522, Camerarius, Epistolae familiares, 1583, 84).
  117. Dat. 31.08.1563/64: cum his diebus minus firma valetudine uterer (OCEp 0377, Camerarius, Epistolae doctorum, 1568, Bl. L4v).
  118. Excussit ... mihi ... huius officii ... functionem, hoc toto ferme tempore, quo a nobis discessisti, incertissima valetudo (OCEp 0802, Camerarius, Epistolae familiares, 1583, 441).
  119. Valetudo ipsius saepe fuit tentata ... provectiore aetate Erysipelate (München, BSB, Sgn. Clm 10376, Nr. 8, Bl. 17v).
  120. Responderam litteris tuis ... cum quidem admodum adhuc a morbo languerem. Laboraveram enim ἐκκρίσει ἐρασιπελατώδει(!). Id quod iam aliquoties mihi accidit (OCEp 0454, Camerarius, Epistolae doctorum, 1568, Bl. T8r).
  121. Dat. 26.06.1559: Accessit postridie Iduum ad oculi affectionem vehemens exagitatio morbi, de qua nun etiam sane langueo. Orsus eo die fueram τὰς Ἱκετίδας Euripidis interpretari animo satis alacri, cum sub vesperam me ἔκκρισις ἐρυσιπελατώδης subito perquam inclementer prostravit (OCEp 0772, Camerarius, Epistolae familiares, 1583, 370f.).
  122. Vgl. Ellinger, De erysipelate seu igne sacro, 1560.
  123. Vgl. OC 0661
  124. Vgl. OCEp 1236 (dat. 26.07.1560).
  125. Vgl. OCEp 0561.
  126. Vgl. München, BSB, Sgn. Clm 10376, Nr. 8, Bl. 17v.
  127. Vgl. OCEp 0196.
  128. Vgl. OCEp 0575.
  129. Vgl. OCEp 0772 an Johann Hommel.
  130. Vgl. OCEp 0717.
  131. Vgl. OCEp 0533.
  132. Lumbi sedendo, oculi spectando dolent (Plaut. Men. V. 882). Vgl. OCEp 0968 (dat. 26.10.1568).
  133. Vgl. OCEp 0562.
  134. Joachim Camerarius d.J. schreibt: Dysuria acerrima remansit usque ad extremum: cum multa essent adhibita remedia sine fructu. De caussa huius fuit disputatio varia: alii vesicae exulcerationem, alii lapidem esse putantes: quamvis vero lapidem adesse semper metuerim, nihil tamen certi affirmare possum cum per chirurgum nunquam cathetrum adhiberi voluit timens graviora symptomata: nec post mortem corpus aperiri voluit (München, BSB, Sgn. Clm 10376, Nr. 8, Bl. 16v). Eine übliche Abhilfe gegen Blasensteine, die normalerweise die Behandlung eines Chirurgen erforderte, war ein Katheter, um den Stein beiseite zu schieben (vgl. Stolberg 2022, 257 und 263).
  135. Vgl. Stolberg 2022, 259.
  136. Vgl. Stolberg 2022, 262.
  137. Valetudo ipsius saepe fuit tentata ... cumque excessisset annum 53. et sperasset se a nephritide qua vehementer laboravit ipsius mater immunem fore, postea illo affectu crebro et graviter fuit afflictus donec posterioribus annis accederet dysurica πάθη acerbiss[ima] quae etiam tandem illum ut diximus confecerunt (München, BSB, Sgn. Clm 10376, Nr. 8, Bl. 17v). Tatsächlich traten Steinleiden in der Frühen Neuzeit offenbar deutlich häufiger auf als heute; der Grund dafür ist unklar (vgl. Stolberg 2022, 256).
  138. Solebat itaque dicere: Hoc malum, sat scio, mecum συναποθνῄσκεται (München, BSB, Sgn. Clm 10376, Nr. 8, Bl. 15v).
  139. Ego cum meo malo non tam luctor, quam ἑτεροζυγῶ. Est enim eiusmodi, ut cum hoc deinceps degendum sit (OCEp 1113, Camerarius, Epistolae familiares, 1595, 268).
  140. Graviter me hos dies aliquot affligit malum eius morbi, quocum mihi luctandum esse intelligo, quam diu duraverit in terris vita mea (OCEp 0563, Camerarius, Epistolae familiares, 1583, 131).
  141. Vgl. Hippokr. morb. passim.
  142. Dat. 18.01.1566: Quia autem hoc (sc. malum) est τῶν συνθνησκόντων, secundum nostrum Coum, studere scilicet curando oportet, ut feratur minus graviter, cum prorsus depelli nequeat (OCEp 1233, Camerarius, Epistolae familiares, 1595, 443).
  143. Vgl. OCEp 1235 an Ellinger (dat. 05.05.1570) und OCEp 1202 an Crato (dat. 20.04.1573).
  144. Anno. 1539. ... Hoc tempore coepit Medicos Graecos (quorum lectione deinde quoque plurimum fuit oblectatus) propter malum pedis quoque diligenter perlegere: et Galeni partem a se emendatam Basiliensib[us] (München, BSB, Sgn. Clm 10376, Nr. 8, Bl. 8v). Die hier angesprochene Galenedition erschien allerdings bereits 1538, sodass zumindest der in den biographischen Notizen angegebene Zeitpunkt mit Vorsicht zu nehmen ist.

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