Benutzer:HIWI/Drafts
Medizin (CamLex)
Allgemeines: Medizin in der 1. Hälfte des 16. Jh.s
Medizinische Thematik in den Werken des Camerarius
Diätetik
Iatromathematik (MG)
Badewesen (MG)
fertig und online
Baden in Württemberg
fertig und online
Lob der Gesundheit (AH)
(Alexander Hubert)
Theriak
Galen
Terminologie
Epigramme für medizinische Abhandlungen und Disputationen Dritter
Medizinisches in den "Decuriae" und der "Appendix problematum" (AH)
(Alexander Hubert)
Camerarius und die praktische Medizin
Medizinkenntnisse des Camerarius
Medizinische Ratschläge des Camerarius
"Pest" und Epidemiegeschehen (MG)
Varii morbi - Camerarius als Patient (AH)
Andreas Freyhub braucht in seiner Grabrede für Camerarius nicht lange, um auf dessen Gesundheit zu sprechen zu kommen. Nach einem Lob auf Gesundheit und Engagement von Camerarius' Vater Johannes und die Klugheit seiner Mutter Martha schließt er, dass die geistigen Fähigkeiten letzterer und die körperliche Widerstandskraft und Stärke des ersteren wohl auf den Sohn übergegangen sein müssten, letztere freilich nur im mittleren Lebensabschnitt: In seinen jungen Jahren und im späten Alter sei Camerarius schließlich immer wieder von zahlreichen Krankheiten geplagt worden. Dabei sind es namentlich zwei Bereiche, an denen Camerarius über lange Zeit hinweg und heftig litt und die auch Freyhub in seiner Rede anspricht: Ein Geschwür am linken Bein in den jungen Jahren und Nierenprobleme in den letzten Jahren seines Lebens.[1]
Malum pedis inveteratum - Ein hartnäckiges Geschwür
Die Leidensgeschichte
Ende der 20er Jahre, vermutlich 1528, begann Camerarius, an einem offenen Geschwür am linken Bein zu leiden. Der Beginn dieses Leidens lässt sich wohl auf das Jahr 1528 datieren: Dieses Jahr gibt Camerarius selbst in seinen eigenen biographischen Notizen zweimal an;[2] einmal spricht er dagegen sehr konkret von Oktober 1529 nach einer Reise nach Speyer.[3] Sein gleichnamiger Sohn Joachim schreibt ebenfalls von 1528 und verzeichnet für 1529 nur eine deutliche Verschlimmerung des Leidens.[4] In einem später gedruckten Brief an Daniel Stiebar von Rabeneck erwähnt Camerarius allerdings bereits am 20.04.1529 sein Fußleiden.[5] Später im Jahr spricht Camerarius in einem weiteren Brief an Stiebar (dat. 01.08.1529) von einem inveteratum malum pedis,[6] sodass der Datierung auf 1528 wohl der Vorzug zu geben ist. Jedenfalls entstand entstand damals an Camerarius' linkem Fuß ein offenes, wohl äußerst unansehnliches Geschwür, das wohl auch eiterte;[7] sein Sohn Joachim, der Mediziner war, benennt als Ursache ein zu heißes Bad und einen Juckreiz, die zu einer defluxio in den Fuß führten.[8]
Dies war der Beginn einer über zehnjährigen Leidensgeschichte, von der sowohl die handschriftlichen (auto)biographischen Aufzeichnungen des Camerarius und seines Sohnes als auch zahlreiche gedruckte Briefe zeugen. So zeigt sich Camerarius am 20.04.1529 gegenüber Daniel Stiebar noch voller Hoffnung, das das Übel bald verschwinden werde, da es bereits in die Ferse hinabgeflossen sei.[9]
Sein Sohn verzeichnet allerdings für dasselbe Jahr schwere Anfälle des Leidens und damit zusammenhängende Badbesuche,[10]
sodass von einer Besserung nicht auszugehen ist. Eher passt dazu Camerarius' im Dezember 1529 gegenüber Daniel Stiebar geäußerte Klage über seine eiternde Wade und die aus dem Herumsitzen resultierende Melancholie; Camerarius überlegt aus diesem Grund, Stiebar zu besuchen.[11]
Helius Eobanus Hessus berichtet Georg Sturtz am 11.11.1530, dass Camerarius das Haus aufgrund eines Geschwüres am Bein nicht verlassen könne, das sich seit langem immer weiter ausbreite und doch nicht verschwinde.[12]
Im Sommer 1533, kurz nach seinem Weggang aus Nürnberg erkundigt sich Hessus nach Camerarius' Fuß[13]
und im Oktober 1534 lehnt Camerarius eine Einladung Daniel Stiebars (wohl nach Würzburg) mit der Begründung ab, dass sein Fuß einen Besuch die Reise (von Nürnberg aus) nicht zulasse.[14]
Am 13.01.1535 fragt Hessus wiederum, ob Camerarius noch immer an seinem Geschwür leide, nachdem er von Georg Sturtz gehört hatte, dass es Camerarius schlecht gehe.[15]
Mit der brieflichen Bestätigung durch denselben Georg Sturtz erhält Hessus auch die Nachricht, dass das Leiden sich (wiederum) auf die Ferse ausgebreitet habe (bzw. dahin "hinabgeflossen" sei , defluxit) und äußert wie Camerarius schon 1529 die Hoffnung, dass die Heilung damit nahe sei,[16]
eine Hoffnung, die Hessus im nächsten Brief noch einmal aufgreift.[17]
Auch Nikolaus Gerbel hat 1535 von einem Bekannten von Camerarius' Leiden gehört und zeigt sich entsetzt.[18]
Einen Monat später klagt Camerarius gegenüber Daniel Stiebar über eine weitere Verschlimmerung der Lage.[19]
Im Juni sind es wiederum Hessus und Sturtz, die Camerarius gute Besserung wünschen und ihm ihre Unterstützung versprechen, da sie mit ihm litten.[20]
So war Camerarius' gesamte Nürnberger Zeit von seiner Krankheit geprägt, wie er auch Simon Grynäus berichtet.[21]
Doch auch mit dem Wechsel an die Universität Tübingen im Sommer 1535 besserte sich die Lage nicht: Klagen über sein Fußleiden äußert Camerarius auch in Briefgedichten an Bartholomäus Amantius vom 28.06.1535[22]
und Thomas Venatorius aus der zweiten Jahreshälfte 1535.[23]
Am 26.08.1536 schreibt Camerarius an Stiebar, nach einem Bad habe sich sein Leiden verschlimmert[24]
und am 25.10.1536 klagt Camerarius in einem Schreiben an Jakob Micyllus über Schmerzen im Fuß.[25]
Laut den Aufzeichnungen seines Sohnes waren die Schmerzen 1536 sogar so schlimm, dass Camerarius eine Weile am Stock gehen musste;[26]
Camerarius selbst verzeichnet in seinen autobiographischen Notizen einen schweren Anfall für 1537.[27]
Dies deckt sich mit einem Brief an Daniel Stiebar aus diesem Jahr, in dem Camerarius bedauert, dass sein Leiden ihm längere Reisen zu Fuß oder zu Pferd unmöglich mache.[28]
Auch am 17.01.1538 berichtet Camerarius Stiebar, sein Fuß habe ihn kürzlich so niedergestreckt, dass er das Haus nicht habe verlassen können.[29]
In das Jahr 1538 fällt auch eine der am besten bezeugten Episoden von Camerarius' Krankengeschichte, auf die er sich in seinen autobiographischen Notizen wohl bezieht, wenn er dort von einer schweren Krankheit[30]
schreibt. Anlass zu dieser war eine Reise nach Wittenberg, von der Camerarius in seiner Melanchthon-Vita berichtet: 1538 sei er auf dem Pferd von Tübingen aus nach Wittenberg geritten, um dort Philipp Melanchthon zu treffen.[31]
Anhand mehrerer Brief lässt sich diese Reise auf Anfang November datieren: So muss Camerarius nach dem 27. Oktober in Tübingen aufgebrochen sein, da er einen an Melanchthon adressierten Brief von Rektor und Senat der Universität überbrachte, der auf diesen Tag datiert ist;[32]
Seine Ankunft vor dem 6. November bezeugt ein Brief Philipp Melanchthons an Johannes Lang, der Camerarius als in Wittenberg anwesend erwähnt.[33]
Auf dem Rückweg übermittelte Camerarius dann zwei Briefe Briefe Melanchthons an Ludwig Gremp[34]
und Leonhart Fuchs.[35]
Camerarius' konnte seine Zeit in Wittenberg aber nicht genießen: Möglicherweise lag es an der Belastung durch den Gewaltritt über 500 Kilometer, wie Camerarius auch in einem Brief an Hieronymus Baumgartner d.Ä. schreibt,[36]
jedenfalls hatte sich sein Fußleiden bei seiner Ankunft in Wittenberg deutlich verschlimmert. Aus Sorge vor schlimmeren Komplikationen beendete Camerarius seinen Besuch deshalb früher als geplant und brach - wieder zu Pferde - wieder nach Tübingen auf.[37]
Von der Rückreise erzählt auch ein kurz nach der Ankunft in Tübingen entstandenes Hodoeporicon an seine Wittenberger Freunde (dat. 29.11.1538), in dem Camerarius bedauert, dass er nicht länger in Wittenberg hatte bleiben können.[38]
Aus dem Gedicht wird ersichtlich, dass Camerarius zunächst noch Georg Sturtz in Erfurt besuchte[39]
und dann zusammen mit dem Würzburger Matthäus Irenäus einen Stopp in dessen Heimatstadt einlegte, wo er Irenäus zurückließ.[40]
Das Wetter war den Reisenden allerdings nicht wohlgesonnen, sodass Camerarius auch noch einen kleinen Unfall erlitt, als sein Pferd im strömenden Regen in den Graben fiel.[41]
Der Sturz blieb für Camerarius freilich folgenlos, sodass Camerarius am nächsten Tag wieder aufbrechen konnte.
Einen weiteren Zwischenhalt legte Camerarius in einem Bad bei Tübingen ein (vermutlich in Bläsibad), von dem er sich Linderung versprach.[42]
Diese Hoffnung wurde allerdings enttäuscht, wie Camerarius einen Monat später an Hieronymus Baumgartner schreibt, und das Leiden war schwerer als erwartet.[43]
Auch im im Februar 1539 vergleicht sich Camerarius im einem Briefgedicht an Caspar Volland noch mit Philoktet,[44]
und im März 1539 schreibt er an Georg von Loxan, die Folgen der Krankheit spüre er noch immer und er habe Schwierigkeiten beim Gehen.[45]
Bei seiner Rückkehr fand Camerarius, so das Hodoiporikon, seine Söhne und seine Gattin Anna krank vor. Die Krankheit, die ihn anschließend niederstreckte, während der er das Gedicht schrieb und die er auch in seinem Brief an Loxan erwähnt, wird eine Folge seines Fußleidens sein.[46]
Camerarius sah als Grund für sein neuerliches schweres Leiden explizit die Anstrengung der Reise und zog daraus gegenüber Hieronymus Baumgartner für sich die Lehre, seinen eigenen Kräften nicht mehr so blind zu vertrauen.[47]
Auch in den Folgejahren blieb Camerarius' Fuß problematisch. Im November 1539 schreibt er Daniel Stiebar, er könne nach einem unerwarteten neuen Anfall noch gehen, doch insbesondere nachts seien die Schmerzen unerträglich.[48] Noch 1541 beklagt sich Camerarius gegenüber Melanchthon über seine immer wiederkehrenden Schmerzen[49] und vergleicht sich gegenüber Johannes Sturm mit dem leidenden Philoktet.[50]
Bad und Holz - Behandlungsversuche
Camerarius stand aufgrund seines Fußleidens offenbar schon früh mit Ärzten in Kontakt. So berichtet er Daniel Stiebar von Rabeneck bereits am 01.08.1529 von einem Versuch, einen Arzt zu besuchen, den er freilich mehrfach verpasste.[51]
1531 ist es Melanchthon, der Camerarius zu einer schonenden Behandlung in Absprache mit den Ärzten rät,[52]
und auch Helius Eobanus Hessus rät Camerarius Anfang 1535 zur Absprache mit seinen Ärzten.[53]
Briefe von Camerarius an Antonius Niger und Daniel Stiebar zeugen ebenfalls davon, dass Camerarius den Rat von Ärzten wie auch Freunden sucht.[54]
Diese scheinen ihm meist zum heißen Bad, besonders in Thermalbädern, zu raten, eine Methode, die Camerarius gerne und oft anwendet. Badbesuche verzeichnet Camerarius' Sohn Joachim etwa für 1536,[55]
1537,[56]
1539[57]
und 1541[58]
(vgl. auch ↓ Badbesuche). Antonius Niger rät weiterhin auch zu körperlichen Übungen vor Frühstück und Abendessen.[59]
Die Thermenbesuche zeigten allerdings wenig langfristige Wirkung.[60]
Namentlich der Besuch der Thermen von Plombières verschlang beträchtliche Mittel und brachte wenig Erfolg,[61]
was Camerarius auch gegenüber Hieronymus Baumgartner d.Ä. erwähnt.[62]
1536 schreibt Camerarius gar an Daniel Stiebar, nach einem Besuch im Bad gehe es ihm schlechter.[63]
Und am 10.05.1542, als Camerarius gerade seine Guajakkur abgeschlossen hat und ein Erfolg erreichbar erscheint, äußert er sich in einem Brief an Hieronymus Baumgartner d.Ä. verbittert, das Bad, das Baumgartner empfehle, habe ihm bisher nur Unglück gebracht.[64]
Anderen Ansätzen zur Heilung stehen sowohl Camerarius als auch die Leute, deren Rat er sucht, meist zurückhaltend gegenüber. Im September 1534 hatte Daniel Stiebar Camerarius offenbar geraten, Hilfe bei einem Chirurgen zu suchen. Dies lehnt Camerarius mit dem Hinweis ab, dass die Chirurgie alleine ihn wohl kaum heilen werde, und verweist auf Bäder als mögliche Lösung;[65] zu der Zeit, als der Brief entstand, war er freilich noch für ein Jahr in Nürnberg: Erst im September 1535 rückten mit dem Wechsel nach Tübingen die Thermalbäder des Schwarzwalds in geographische Nähe und wurden so Badeaufenthalte dort möglich. Im Jahr 1540 scheint Camerarius dann allerdings (aus Verzweiflung?) seine Bedenken überwunden zu haben: Wie Camerarius selbst in seinen autobiographischen Notizen und sein Sohn in dem darauf basierenden Konzept für eine Biographie seines Vaters notieren, begab sich Camerarius damals aufgrund des guten Rufs eines Chirurgen aus Bad Königshofen auf eine lange Reise (von Tübingen aus sind es gut 250 Kilometer); diese hat Sabine Schlegelmilch nachvollzogen.[66] Jedoch war auch dieser Versuch trotz des großen Aufwands nicht von Erfolg gekrönt, da der Chirurg keine Zeit für Camerarius hatte; stattdessen verwies er diesen auf einen neuen Termin wohl zwei bis drei Wochen später. Auf dem Rückweg ging Camerarius' Pferd durch, warf ihn ab und schleifte ihn, dessen linker Fuß noch im Steigbügel hing, zwanzig Schritt weit. [67] Camerarius hatte Glück und blieb, bis auf leichtere Verletzungen an dem ohnehin wunden Fuß, unbeschadet; doch den Sturz sowie die insgesamt vergebliche Reise nahm er als schlechtes Omen. Außerdem sagte ihm die äußerliche Behandlung der Chirurgen mit Salben und Räucherwerk ohnehin nicht zu. So suchte er den Chirurgen kein zweites Mal auf, stattdessen neigte er sofort wieder dem Bad zu[68] und suchte dann auch in der Folge die Thermen von Plombières auf (s.u.).
Bereits 1535 erwog Camerarius angesichts seines hartnäckigen Leidens offenbar eine Kur mit dem Holz des Guajakbaumes, die häufig gegen Syphilis angewendet wurde.[69]
Der prominenteste Fall dürfte dabei der Ulrichs von Hutten sein, der sich nach Anwendung des Holzes so viel besser fühlte, dass ein Buch schrieb, in dem er die Guajakkur anpries;[70]
1523 starb er dann aber dennoch an der Syphilis. Es ist wahrscheinlich, dass Camerarius diese Schrift kannte und sogar selbst besaß, denn wie er 1569 in einem Brief an Matthias Stojus schreibt, habe er einmal fast alle Schriften Huttens besessen.[71]
Dass er nun selbst die Kur mit Guajak in Erwägung zog, bezeugt ein Brief, den Helius Eobanus Hessus Camerarius im Januar oder Februar 1535 schrieb: Darin rät er Camerarius dringend von der Behandlung ab, da sie recht heftig sei, und verweist ihn wiederum auf das Bad; außerdem bemerkt er, manche Leute sagten, Ulrich von Hutten hätte ohne die Kur länger gelebt.[72]
Auch Georg Sturtz warnt Camerarius am 13.01.1535 eindringlich vor der Behandlung mit Guajak, deren Auswirkungen er bei Petreius Aperbacchus habe sehen können: Dieser sei in der Folge nicht nur nicht genesen, sondern bald gestorben.[73]
Camerarius folgte offenbar dem Rat der beiden, denn kurze Zeit später freut sich Hessus in einem weiteren Brief, dass er und Camerarius sich bezüglich dieser Sache einig seien.[74]
Die Behandlung mit Guajakholz war in der Tat keine kleine Angelegenheit. Problematisch war dabei allerdings weniger die medizinische Wirkung des Holzes als die Begleitumstände seiner Verabreichung. Hierfür gab es verschiedene Ansätze; Ulrich von Hutten berichtet, wie die Kur bei ihm ablief.[75]
Sein Bericht ist besonders deshalb interessant, weil er nach eigener Auskunft auf Anraten des Leipziger Medizinprofessors Heinrich Stromer zu diesem Mittel griff[76]
und dieser auch "aller Wahrscheinlichkeit nach ... der behandelnde Arzt Ulrich von Huttens" war:[77]
Stromer war offenbar Anhänger der Guajakkur: Er empfahl sie 1525 auch Willibald Pirckheimer gegen Podagra.[78]
Es war Stromer, der 1542 auch Camerarius dazu bewegte, der Guajakkur eine Chance zu geben.[79]
Es ist also nicht unwahrscheinlich, dass Camerarius' Behandlung ähnlich ablief wie die Huttens.
Dieser also beschreibt ausführlich, wie das Holz zerkleinert und in Wasser erhitzt wird, das aber nicht kochen darf. Der Schaum wird abgeschöpft, getrocknet und als Pulver auf das Geschwür gegeben. Das Wasser wird abgegossen und als starke Medizin gegeben, das Holz anschließend in frischem Wasser gekocht, das als Getränk verabreicht wird. Der Patient wird zunächst purgiert und sitzt dann in einem möglichst dicht verschlossenen geheizten Raum und muss fasten; nur Brot und etwas verdünnter Wein sind erlaubt. Zweimal am Tag wird der Guajaksud verabreicht, außerdem lässt man den Kranken mehrere Stunden schwitzen. Diese Behandlung wird über 30 Tage aufrechterhalten, mit Purgierungen am 15. Tag und kurz vor Abschluss der Behandlung.[80]
Zumindest in den Grundzügen entspricht dieser Behandlungsablauf auch dem, was Michael Stolberg den Notizen des böhmischen Arztes Georg Handsch entnimmt.[81]
Die Guajakkur war also schon alleine aufgrund ihrer Dauer eine Herausforderung für den Patienten, und das extreme Fasten bedeutete weitere Strapazen. Nachdem Camerarius' Fußleiden allerdings ins 14. Jahr ging, ohne sich gebessert zu haben, und als mit Camerarius' Wechsel nach Leipzig 1541 die Thermalbäder des Schwarzwaldes in geographische Ferne rückten,[82]
überwand er offenbar 1542 auf den Rat Heinrich Stromers hin seine und seiner Freunde Bedenken und unterzog sich im April der Prozedur. Philipp Melanchthon hatte kurz zuvor noch von der Kur abgeraten, mit dem Hinweis, dass er es nicht für nützlich halte, ein Geschwür per Medikation zu verschließen[83]
(vermutlich weil sich dann nach damaliger Vorstellung die kranke Materie im Körper ansammelt, anstatt durch das offene Geschwür auszulaufen[84]).
Camerarius war aber offenbar mit seiner Geduld am Ende. Um den Georgstag 1542 herum (23. April) unterzog er sich der Kur, wie die biographischen Notizen bezeugen.[85]
Am 30. April wünscht der befreundete Arzt Johannes Meckbach Camerarius alles gute bei seiner Kur.[86]
Am 10. Mai berichtet Camerarius Hieronymus Baumgartner d.Ä., seine Kur sei abgeschlossen und die Ärzte machten ihm Hoffnung; seine sei freilich schon lange geschwunden und er versuche, sie wieder zu wecken.[87]
Die Behandlung war offenbar erfolgreich, wie Camerarius' handschriftliches Fazit wie auch das seines Sohnes bezeugt: Das Geschwür verschwand; allerdings litt Camerarius, vermutlich in Folge des extremen Fastens, in der Folge an einem schwachen Magen.[88]
So wird Camerarius auch die Nachfrage des Leonhart Fuchs nach dem Erfolg seiner Kur positiv beantwortet haben.[89]
Melanchthon schrieb freilich am 31. Mai von einer Halsentzündung, die Camerarius auskurieren wolle; sein Fluss (ῥεῦμα) habe sich offenbar in den Zapfen verlagert.[90]
Als "Fluss" bezeichnen Camerarius und seine Zeitgenossen zahlreiche Krankheiten, darunter ebenso sein Geschwür am Fuß wie auch eine einfache Erkältung. Ob Melanchthon also eine Verlagerung der verdorbenen Materie aus dem Fuß nach Verschließen des Geschwürs für Camerarius' Halsentzündung verantwortlich macht oder ob dieser sich kurz nach der Guajakkur eine Erkältung einfing, auf die Melanchthon sich bezieht, bleibt daher unklar.
Erysipel, Fieber und sonstiges
- Erysipel
- Ulcus cruris -> Erysipel als typische Folge
- Bio Nr. 8, 17v: Valetudo ipsius saepe fuit tentata primum ἑλκώσει pedis molestiss[ima] et diuturna: postea febribus aliquoties: et provectiore aetate Erysipelate, et Epiphoris oculorum (lippitudo gemeint???): cumque excessisset annum 53. et sperasset se a nephritide qua vehementer laboravit ipsius mater immunem fore, postea illo affectu crebro et graviter fuit afflictus donec posterioribus annis accederet dysurica πάθη acerbiss[ima] quae etiam tandem illum ut diximus confecerunt.
- "nicht das erste Mal" OCEp 0454 (24.08.1558 an Johann Stigel)
- mit Augenleiden OCEp 0772 (26.06.1559 an Johann Hommel)
- über Erysipel OCEp 1236 (26.07.1560 an Andreas Ellinger)
- OCEp 0561 (28.12.1571 an Unbekannt)
- Fieber
- Bio Nr. 8, 17v: Valetudo ipsius saepe fuit tentata primum ἑλκώσει pedis molestiss[ima] et diuturna: postea febribus aliquoties: et provectiore aetate Erysipelate, et Epiphoris oculorum (lippitudo gemeint???): cumque excessisset annum 53. et sperasset se a nephritide qua vehementer laboravit ipsius mater immunem fore, postea illo affectu crebro et graviter fuit afflictus donec posterioribus annis accederet dysurica πάθη acerbiss[ima] quae etiam tandem illum ut diximus confecerunt.
- Bio Nr. 5v: 1515 febris quartana nach Bac., dieses aber laut Nr. 6, 1r schon 1514
- Bio Nr. 8, 3v: 1514 nach Bac quartana
- Bio Nr. 7: 1515 quartana
- Bio Nr. 5v: 1522 febris tertiana
- Bio Nr. 7: 1522 tertiana
- Bio Nr. 8, 5r: 1522 tertiana (Anno. 1522. Ipse tertiana febri laboravit: venitque febricitans in patriam mense Septembri.)
- Bio Nr. 6, 1r: 1522 febris, veni febricitans in patriam
- Bio Nr. 6, 1r: 1530 febricula in Maio
- OCEp 1154 (21.06.1557 an Johannes Crato)
- Bio Nr. 8, 13r: 13.05.1559 Anno. 1559. 13. Maii febris tertiana cum vehementi cardialgia illum invasit: a qua tamen septimo paroxysmo fuit liberatus.
- OCEp 0697 (30.05.1559 an Hieronymus Baumgartner d.Ä.)
- daher vermutlich auch OCEp 0698 (26.06.1559 an Hieronymus Baumgartner d.Ä.)
- Schüttelfrost OCEp 0871 (22.09.1565 an Georg Fabricius)
- verschiedene unidentifizierte Krankheiten
- Bio Nr. 8, 4v: 1517 wegen Krankheit in Heimat gereist
- OCEp 0128 (06.03.1525 an Michael Roting und Johann Seiler)
- Durchfall OCEp 0997 (20.12.1529 an Daniel Stiebar von Rabeneck)
- Erkältung OCEp 1510 (21.11.1550 an Adam Siber)
- OCEp 1074 (10.02.1552 an Daniel Stiebar)
- OCEp 0249 (12.02.1552 von Georg III. (Anhalt-Plötzkau))
- OCEp 0518 (Februar 1552 an Christoph von Karlowitz)
- Verstopfung der Gänge OCEp 0679 (21.02.1555 an Hieronymus Baumgartner d.Ä.)
- Verstopfung im modernen Sinne OCEp 0680 (04.06.1555 an Hieronymus Baumgartner d.Ä.)
- Verstopfung OCEp 0690 (30.03.1556 an Hieronymus Baumgartner d.Ä.)
- Schmerzen an Harnblase und Darm, Nierenleiden? OCEp 0540 (06.07.1569 an Christoph von Karlowitz)
- Schwächeanfall: OCEp 0522 (25.01.1559 an Christoph von Karlowitz)
- OCEp 0377 (1563/4 an Adrien Turnèbe)
- OCEp 0802 (o.D. an Ludwig Carinus)
- Augenleiden
- Bio Nr. 8, 17v: Valetudo ipsius saepe fuit tentata primum ἑλκώσει pedis molestiss[ima] et diuturna: postea febribus aliquoties: et provectiore aetate Erysipelate, et Epiphoris oculorum (lippitudo gemeint???): cumque excessisset annum 53. et sperasset se a nephritide qua vehementer laboravit ipsius mater immunem fore, postea illo affectu crebro et graviter fuit afflictus donec posterioribus annis accederet dysurica πάθη acerbiss[ima] quae etiam tandem illum ut diximus confecerunt.
- OCEp 0196 (1546 an Christoph von Karlowitz)
- OCEp 0575 (04.04.1553 an Franz Kram)
- mit Erysipel OCEp 0772 (26.06.1559 an Johann Hommel)
- mit Erkältung OCEp 0717 (1562 an Hieronymus Baumgartner d.Ä.)
- OCEp 0533 (10.1567 an Christoph von Karlowitz)
- OCEp 0968 (26.10.1568 an Georg Cracow)
- OCEp 0562 (29.11.1572 an Unbekannt)
- OCEp 0508 (Dezember 1553 an Christoph von Karlowitz)): seit 1 1/2 Jahren gesundheitliche Probleme. Sind das schon die Nieren??
- Übergang von Bein zu Erysipel als typische Abfolge (wenn auch bei JC keine gesicherte Kausalität), Verweis auf Ellinger
- Fieber seit Jugend
- andere Krankheiten
- Lippitudo und Übergang zu Alter und Nierensteinen
- Halsentzündung in MBW 2975
Nierensteine
- Nierenprobleme
- Schon Mutter (17v in Notizen) und später Töchter (vgl. Ärztebriefe)
- Trew Crato 719 und 729 (1567)
- JC sagt mehrfach, er werde mit dieser Krankheit sterben (etwa OCEp 0563, 1113 und Biographie)
- Die Geschichte im April/Mai/... 1567 kann man ausbreiten (Diss, S45)
Krankenbett und Tod
- Fazit in der Form, dass man das Zitat mit den Lebenskräften aus der Biographie unterbringen kann.
- Auch JCIIs Fazit zur Constitutio (Nr. 8, 17r/v) kann man miteinbeziehen
Krankheit als Impulsgeber
- Nigers Brief OCEp 0272 Impuls zu Camerarius, De gymnasiis, 1536??
- Das Leiden führte laut Joachim Camerarius d.J. auch dazu, dass sein Vater begann, sich mit der antiken griechischen Medizin zu beschäftigen.[91]
- Ähnlich auch Liebe zu Pferden durch Krankheit bedingt, vgl. Loxan-Brief!
(Alexander Hubert)
Anmerkungen
- ↑ Ac plane videri posset alicui, acumen ingenii materni, vires autem et robur corporis paternum, repraesentasse Praeceptorem nostrum, licet hoc non de toto vitae ipsius tempore, sed peculiariter de provectiore aetate, usque ad afflictiorem extremam senectam, sit intelligendum. Nam in pueritia, adolescentia et iuventute cum variis morbis illum fuisse conflictatum, et diu alterum pedem habuisse male affectum constat. Senectus vero ultima ob vehementiss[imos] nephriticos et disuricos dolores ipsi perquam molesta fuit (Freyhub, Oratio in funere Camerarii (Druck), 1574, Bl. A3v).
- ↑ [15]28: initium mali τῶν ἑλκωσεῶν (München, BSB, Sgn. Clm 10376, Nr. 5r und Nr. 7r).
- ↑ 1529: cepi laborare ex pede M. Octobri cum fuissem ante(?) M[ensi] Aprili Spirae (München, BSB, Sgn. Clm 10376, Nr. 6, Bl. 1r).
- ↑ Vgl. München, BSB, Sgn. Clm 10376, Nr. 8, Bl. 7r. Ebd., Bl. 7v: Anno. 1529 fuit in conventu secundo Spirensi et domum reversus gravius ex pede laborare cepit Mense Octobri.
- ↑ Meum malum nunc incumbit in talum pedis (Camerarius, Epistolae familiares, 1595, 118).
- ↑ Vgl. Camerarius, Epistolae familiares, 1595, 119.
- ↑ Vgl. Woitkowitz 2003, 39 und wohl Camerarius' Brief an Stiebar vom 20.12.1529.
- ↑ Eodem anno [1528] ex leni quodam pruritu, quem inscius Ioach[imus] in balneo calidiore irritaverat defluxio facta est in sinistrum pedem, quam paulo post ἕλκωσις secuta est admodum δυσίδος, quae illum postea per multos annos graviter exercuit (München, BSB, Sgn. Clm 10376, Nr. 8, Bl. 7r).
- ↑ Meum malum nunc incumbit in talum pedis, si ita perget, discesserit aliquando (OCEp 0981, Camerarius, Epistolae familiares, 1595, 118).
- ↑ Vgl. München, BSB, Sgn. Clm 10376, Nr. 8, Bl. 7v.
- ↑ Vgl. OCEp 0997 (dat. 20.12.1529).
- ↑ Itaque ne Ioachimo quidem significare potui, qui domi nunc sese continet, non potens in publicum egredi propter ulcus quod in cruresatis habet molestum, quod ego quidem vel phlegmonem cholericam, vel omnino ἕρπετα interpretor. Iamdiu enim serpit ad circumvicinas partes, et tamen non tollitur (Hessus, Epistolae familiares, 1543, 133; vgl. auch https://www.aerztebriefe.de/id/00013034).
- ↑ Vgl. OCEp 0104.
- ↑ Vgl. OCEp 0995 (dat. wohl 13.10.1534).
- ↑ Vgl. OCEp 0112.
- ↑ Vgl. OCEp 0115 (dat. Januar oder Februar 1535).
- ↑ [S]pero sicut scripseram superioribus literis, illud malum in pede desiturum esse, cum eo usque descenderit, unde iam amplius descendere, nisi prorsum evanescat, nequeat (OCEp 0113, dat. 10.02.1535, Camerarius, De Helio Eobano Hesso, 1553, Bl. L8r).
- ↑ Aiebat (gemeint ist der Bekannte) enim, horresco referens, e crure altero acerbissime te laborare, Corporeque toto exuccum, fere marcere, veluti flores solent Radicib[us] malo aliquo occultiore laborantib[us] (OCEp 0289, dat. 05.02.1535, zitiert nach München, BSB, Sgn. Clm 10368, Nr. 106).
- ↑ Vgl. OCEp 1006 (dat. 05.03.1535).
- ↑ Vgl. OCEp 0114 (dat. 15.06.1535).
- ↑ Et sane toto tempore, quo in hac urbe [sc. Norimbergae] fui, non admodum firma valetudine usus sum: haud quidem urbis vitio, sed casu (OCEp 1454, dat. 05.06.1535, Grynäus, Commentaria in librum octavum Topicorum Aristotelis, 1556, 135f.).
- ↑ Vgl. OCEp 0143.
- ↑ Vgl. OCEp 0141.
- ↑ OCEp 1008
- ↑ Vgl. OCEp 0451.
- ↑ Anno. 1536. ... Malum pedis auctum fuit ut interdum claudicare et scipioni innixus publicas doctrinae suae operas frequentare coactus fuerit (München, BSB, Sgn. Clm 10376, Nr. 8, Bl. 8v).
- ↑ [V]alde afflixit me morbus pedis (München, BSB, Sgn. Clm 10376, Nr. 6, Bl. 1v).
- ↑ Vgl. OCEp 1010 (dat. 29.04.1537).
- ↑ Vgl. OCEp 1004.
- ↑ [M]agna afflictio (München, BSB, Sign. Clm 10376, Nr. 7).
- ↑ Vgl. Camerarius, De Philippi Melanchthonis ortu, 1566, 181. Rudolf Gwalther erwähnt dieselbe Reise in zwei Briefen an Heinrich Bullinger (dat. 15.11.1538 (Regest, Faksimile und Transkription bei Bullinger Digital, Nr. 11241) und 26.11.1538 (ebd., Nr. 11244)) und nennt als Motiv die Abberufung Philipp Melanchthons nach Tübingen; für derartige Pläne gibt es allerdings sonst keine Hinweise. Melanchthon selbst erinnert sich ein Jahr später an die Reise, vgl. MBW - Regesten online, Nr. 2314.
- ↑ Vgl. MBW - Regesten online, Nr. 2108 (dat. 27.10.1538).
- ↑ Vgl. MBW - Regesten online, Nr. 2113 (dat. 6.11.1538).
- ↑ Vgl. MBW - Regesten online, Nr. 2118 (dat. 12.11.1538).
- ↑ vgl. MBW - Regesten online, Nr. 2117 (dat. 12.11.1538).
- ↑ Vgl. OCEp 0609 (dat. 28.12.1538).
- ↑ So Camerarius in der Melanchthon-Biographie: Quo in itinere accidit, ut pedis malum, quod mihi iamdiu non solum molestum sed infestum quoque fuisset, et tunc videretur satis bene esse situm, cum vectatione iritatum, tum errore quodam curae recrudesceret, ut metu maiorum cruciatuum, festinantius Vuittenberga discedere cogerer, quam statueram ac volebam (Camerarius, De Philippi Melanchthonis ortu, 1566, 181). Dies deckt sich mit den Informationen aus seinem Brief an Hieronymus Baumgartner vom 28. Dezember: Veruntamen sic quoque fui illic [sc. Vuittebergae] libenter, quamquam exoriens malum illo quo istuc veneram die, non passum fuerit me capere speratum fructum ex consuetudine et usu amicorum. Idem me coegit non solum recta, sed festinanter etiam domum reverti (OCEp 0609 (dat. 28.12.1538), Camerarius, Epistolae familiares, 1583, 202).
- ↑ Zu diesem vgl. auch MBW - Regesten online, Nr. 2126.
- ↑ Vgl. Camerarius, Elegiae ὁδοιπορικαί, 1541, Bl. B8v. Den Besuch des Camerarius bei Sturtz erwähnt auch Hessus in einem Brief vom 23. November an letzteren, in dem er auch die Hoffnung äußert, dass die Reise sich nicht negativ auf Camerarius' Gesundheit auswirke: Ioachimum tecum fuisse, vehementer gaudeo, ac tantum non demiror tantum itineris sumpsisse hominem, utinam non perpetuo quodam cursu valetudiarium (Hessus, Epistolae familiares, 1543, 150). Vgl. auch https://www.aerztebriefe.de/id/00013051. In einem weiteren Brief an Sturtz zeigt sich Hessus noch einmal verwundert, dass Camerarius diese Reise unternommen habe (vgl. https://www.aerztebriefe.de/id/00013052).
- ↑ Vgl. Camerarius, Elegiae ὁδοιπορικαί, 1541, Bl. B8v.
- ↑ Deinde ego Francorum madidus coelestibus undis / Invia et in fossa cum cecidisset equus, / Moenia de mustis intravi dicta, nec uno / Me potuere tamen plus retinere die. (Camerarius, Elegiae ὁδοιπορικαί, 1541, Bl. B8v). Dass Camerarius einen Tag in Würzburg blieb, ist leich zu erklären: Der Brief an Hieronymus Baumgartner vom 28.12.1538 erwähnt einen eintägigen Aufenthalt ebendort aufgrund eines Hufeisenwechsels (Nusquam igitur in itinere substiti nisi Wircepurgi, dum novae soleae equo inducuntur, diem unum, OCEp 0609, Camerarius, Epistolae familiares, 1583, 202). So lässt sich auch der Sturz erklären: Camerarius Pferd hatte sein Hufeisen vermutlich im tiefen Schlamm verloren und rutschte daher aus.
- ↑ Hinc ego ad usurpata prius dum balnea tendo, / Praedita quae medicis viribus esse putant / Balnea vicinae stagnantia valle Tubingae / Quae patriae est annis nunc mihi terra tribus. / Hos animo spectans latices ita saepe precabar: / Fite salutares sicut et ante mihi (Camerarius, Elegiae ὁδοιπορικαί, 1541, Bl. B8v). Dieser Aufenthalt muss mithin im November 1538 erfolgt sein.
- ↑ Ego de Saxonia retuli ... pedem afflictissimum: multo quidem magis quam cum morbus inciperet, metuebam. ... Nunc cum perpetuis cruciatibus conflictor, et curationem experior esse difficiliorem quam speraveram (OCEp 0609 (dat. 28.12.1538), Camerarius, Epistolae familiares, 1583, 202).
- ↑ Et me scis modo tam male ambulare, / Quam quondam Euboicus male ambulavit / Arcus Herculei relictus haeres / Tristi Lemniaci in specus recessu (OCEp 0324, dat. 13.02.1539, Camerarius, Epistolae Eobani, 1561, Bl. P7r).
- ↑ [I]ncidi in aegrotationem gravem et difficilem, de qua nunc etiam vix enitor et molior ingressionem (OCEp 1474, dat. 18.03.1539, Camerarius, De tractandis equis, 1539 Bl. A2r).
- ↑ Dafür spricht, dass das Bad ihm keine Erleichterung verschaffte, ebenso wie die Formulierung im Hodoiporikon: Ergo reclinatum accepit me protinus ille, / Haec qui scribentem nunc quoque lectus habet. / Disco et praevisos patienter ferre dolores, / Atque animo veterem spem retinere meo (Camerarius, Elegiae ὁδοιπορικαί, 1541, Bl. C1r). Dass Camerarius einmal von "Schmerzen" (dolores) spricht und zweitens von solchen, die vorhersehbar waren (praevisos), ist ein deutliches Zeichen, dass es um sein Fußleiden geht und nicht um eine Ansteckung bei seiner Familie.
- ↑ Ego de Saxonia retuli longo itinere et diuturna agitatione pedem afflictissimum: multo quidem magis quam cum morbus inciperet, metuebam. Itaque hic me casus valde consternavit, docuitque non nimium confidere viribus meis (OCEp 0609 (dat. 28.12.1538), Camerarius, Epistolae familiares, 1583, 202).
- ↑ Minime timentem his diebus rursum cruris dolores acres me invaserunt. Adhuc tamen ingredior, et interdum legens aut scribens aliquid obruo sensum mali: noctum autem quid contra moliar non habeo (OCEp 1016, dat. 21.11.1539, Camerarius, Epistolae familiares, 1595, 156). Melanchthon wusste davon allerdings noch nichts: Er ging am 27. November nach einem entsprechenden Brief Veit Dietrichs noch davon aus, dass Camerarius bei guter Gesundheit sei (vgl. MBW - Regesten online, Nr. 2314).
- ↑ Melanchthons Antwort ist erhalten, vgl. MBW - Regesten online, Nr. 2701.
- ↑ Vgl. OCEp 1259 (dat. 01.11.1541).
- ↑ Vgl. OCEp 0983. Dass der Grund für den Arztbesuch Camerarius' Fußleiden ist, scheint wahrscheinlich, geht allerdings nicht explizit aus dem Brief hervor.
- ↑ Dat. 26.07.1531: De valetudine tua sum sane sollicitus, et audio te periculose decubuisse; mihi videtur fluxus non posse sine periculo obstrui, quare etsi hoc quoque molestum est, lenibus remediis velim te eum moderari. Obsecro te de hac re disputes cum medicis istic (zitiert nach CR 2, Nr. 995, Sp. 515). Vgl. auch MBW - Regesten online, Nr. 1167.
- ↑ Utere omnino consiliis doctiss[imorum] Medicorum, quicquid statues mi Ioachime (OCEp 0115, Camerarius, De Helio Eobano Hesso, 1553, Bl. M2r).
- ↑ Vgl. OCEp 0452 an Niger (dat. 01.06.1536) und OCEp 1008 an Stiebar (dat. 26.08.1536)
- ↑ Vgl. München, BSB, Sgn. Clm 10376, Nr. 8, Bl. 8v.
- ↑ Vgl. München, BSB, Sgn. Clm 10376, Nr. 8, Bl. 8v.
- ↑ Vgl. München, BSB, Sgn. Clm 10376, Nr. 8, Bl. 9r. Vgl. auch München, BSB, Sgn. Clm 10376, Nr. 6, Bl. 1v.
- ↑ Vgl. München, BSB, Sgn. Clm 10376, Nr. 8, Bl. 9v. Vgl. auch München, BSB, Sgn. Clm 10376, Nr. 6, Bl. 1v.
- ↑ Vgl. OCEp 0272 (dat. 03.08.1536) sowie OCEp 0273 (dat. 20.08.1536).
- ↑ Vgl. etwa OCEp 0180 an Hessus (dat. 14.03.1537), OCEp 1010 an Stiebar (dat. 29.04.1537) und OCEp 0161 an Caspar Volland (dat. 1539).
- ↑ So schreibt Camerarius' Sohn Joachim: Tandem profectus est in plumbarias thermas Lotharingiae. non etiam adeo magno cum fructu: sed satis magnis sumtib[us] (München, BSB, Sgn. Clm 10376, Nr. 8, Bl. 9r), wobei er sich auf Camerarius' eigenhändige Notiz stützt: profectus in plumbarias non magno fructu (München, BSB, Sgn. Clm 10376, Nr. 6, Bl. 1v). Vgl. hierzu auch ↓ Balneologie.
- ↑ Vgl. OCEp 0606 (dat. 01.05.1541).
- ↑ Vgl. OCEp 1008 (dat. 26.08.1536).
- ↑ Thermas quod probas, facis tu quidem benigne, mihi autem hac opella nihil nisi molestiae et taedii quod in lacu perferendum erat, medicina quaesita fuit (OCEp 0615, Camerarius, Epistolae familiares, 1583, 211).
- ↑ Dat. 21.09.1534: Περὶ τῶν χειρούργων, ita res se habet. Sunt ubique qui sibi in hoc genere peritissimi videantur, sed me sola chirurgia vix curaverit (OCEp 0999, Camerarius, Epistolae familiares, 1595, 135). Tatsächlich scheint Camerarius hier implizit auch die Kompetenz zumindest vieler Chirurgen in Zweifel zu ziehen. Sein Misstrauen gegenüber der Chirurgie wird sich auch später bei seinem Nierenleiden bemerkbar machen; selbst die Öffnung seines Körpers nach seinem Tod wollte Camerarius laut seinem Sohn Joachim nicht zulassen: De caussa [dysuriae] fuit disputatio varia: alii vesicae exulcerationem, alii lapidem esse putantes: quamvis vero lapidem adesse semper metuerim, nihil tamen certi affirmare possum cum per chirurgum nunquam cathetrum adhiberi voluit timens graviora symptomata: nec post mortem corpus aperiri voluit (München, BSB, Sgn. Clm 10376, Nr. 8, Bl. 16v).
- ↑ Vgl. Schlegelmilch 2019.
- ↑ Camerarius schreibt knapp: 1540: Ad medicum Kogshovensem(?) profectus frustra. raptatus ab equo. (München, BSB, Sgn. Clm 10376, Nr. 6, Bl. 1v). Sein Sohn Joachim berichtet, auf Camerarius' Notiz gestützt: Anno. 1540. Ad Medicum Chirurgum eo tempore celebrem Konigshovensem in Franconiam orientalem pedis caussa se contulit: sed frustrata est illum spes hac quoque in parte. In itinere vero cum magno periculo raptatus ab equo fuit (München, BSB, Sgn. Clm 10376, Nr. 8, Bl. 9r). Für einen detaillierteren Bericht vgl. außerdem OCEp 1017 (an Daniel Stiebar, dat. 07.03.1540).
- ↑ Vgl. OCEp 1017 (an Daniel Stiebar, dat. 07.03.1540).
- ↑ Vgl. Stolberg 2022, 299.
- ↑ Vgl. Hutten 1519, De Guaiaci Medicina Et Morbo Gallico, 1519 ( https://books.google.de/books/about/De_guaiaci_medicina_et_morbo_gallico_lib.html?id=aftbAAAAcAAJ&redir_esc=y)
- ↑ Vgl. OCEp 1223.
- ↑ [M]isit ad me Sturtiades ... epistolam, qua lecta intellexi ... id [sc. malum pedis] augeri ... teque cogitare de violento aliquo remedio, quod consilium tuum ut non improbo, sic de Guaiaco valde suadeo ne experiaris, quanquam enim nondum sum collocutus cum Sturciade, tamen scio violentam valde esse medicinameius ligni, quam vix ferant etiam robusta corpora, cum tuum sit paulo tenuius. Thermas feras forte facilius et levius, Memini quosdam dicere Huttenum diutius potuisse vivere, si ligno illi non credidisset nimium (OCEp 0115, Camerarius, De Helio Eobano Hesso, 1553, Bl. M1v-M2r).
- ↑ Autograph in der Briefsammlung Trew mit Sign. H62/TREWBR STURTZ_GEORG [1. Vgl. auch https://www.aerztebriefe.de/id/00041264.
- ↑ Dat. 10.02.1535: [M]ihi pergratum est, quod nostra iudicia conveniunt, de cura Xylina. (OCEp 0113, Camerarius, De Helio Eobano Hesso, 1553, Bl. L8r).
- ↑ Vgl. Hutten 1519, De Guaiaci Medicina Et Morbo Gallico, 1519 ( https://books.google.de/books/about/De_guaiaci_medicina_et_morbo_gallico_lib.html?id=aftbAAAAcAAJ&redir_esc=y)
- ↑ Vgl. Hutten 1519, Bl. c iii r.
- ↑ Kästner 2011, 173.
- ↑ Vgl. Kästner 2011, 173f. Auch Pietro Andrea Mattioli verschrieb in einem Fall Guajak gegen Podagra (vgl. Stolberg 2022, 251).
- ↑ Vgl. München, BSB, Sgn. Clm 10376, Nr. 8, Bl. 9r.
- ↑ Vgl. Hutten 1519 und Munger 1949.
- ↑ Vgl. Stolberg 2022, 299f. und 304ff.
- ↑ Andererseits lehrte Stromer noch bis zu seinem Tod im November 1542 in Leipzig und gehörte somit ab 1541 zu Camerarius' persönlichem Umfeld.
- ↑ Dat. Anfang April 1542: De curatione pedis tui magnopere angor ... illud tantum oro, ut caveas, ne maius aliquod incommodum accersas: curationibus sisti fluxum non est utile, deine Ebeni, quemadmodum mihi lubet nominare, usus in tanta siccitate intestinorum tuorum plurimum habet periculi (zitiert nach CR 4, 799 Nr. 2470). Vgl. auch MBW - Regesten online, Nr. 2924. Die Bezeichnung des Guajakholzes als "Ebenholz" ist dabei nicht ungewöhnlich, vgl. Munger 1949, 204.
- ↑ Vgl. Stolberg 2022, 215.
- ↑ Vgl. München, BSB, Sgn. Clm 10376, Nr. 6, Bl. 1v und Nr. 8, Bl. 9r.
- ↑ [S]pero te usum medicationis tuae, non ita multo post melius sensurum, quod ut fiat, Christus velit (OCEp 0334, Camerarius, Epistolae Eobani, 1561, Bl. S1r).
- ↑ Medicationem nostram his diebus finivimus, de qua nos iubent bene sperare medici. nos igitur interdum quasi dormitantes illas blandissimas τὰς ἐλπίδας omni ratione excitamus, neque consopiri prorsus patimur (OCEp 0615, Camerarius, Epistolae familiares, 1583, 210).
- ↑ Camerarius selbst schreibt: 1542: usus medicamento τοῦ ξύλου circa ferias S. Georgii, sic satis sublevatus fui a dolorib(us) pedis sed sensi multo factum imbecilliorem stomachum (München, BSB, Sgn. Clm 10376, Nr. 6, Bl. 1v). Sein Sohn Joachim schreibt in seinem Konzept einer Camerarius-Biographie: Anno. 1542. Usus Medicamento τοῦ ξύλου de consilio Henrici Stromeri Medici Lipsensis celebris: ex quo sic satis fluxus pedis illi esse molestus desiit: sed ventriculum inde debiliorem redditum sensit (München, BSB, Sgn. Clm 10376, Nr. 8, Bl. 9r).
- ↑ Dat. 15.06.1542. Vgl. https://www.aerztebriefe.de/id/00000346.
- ↑ Ego vero gratiam tibi habeo, quod τὴν σταφυλὴν curare maluisti, quam iter non necessarium ingredi: audiebam enim κατασκῆψαι τὸ ῥεῦμα εἰς γαργαρεῶνα (zitiert nach CR 4, 827 Nr. 2499). Vgl. auch MBW - Regesten online, Nr. 2975.
- ↑ Anno. 1539. ... Hoc tempore coepit Medicos Graecos (quorum lectione deinde quoque plurimum fuit oblectatus) propter malum pedis quoque diligenter perlegere: et Galeni partem a se emendatam Basiliensib[us] (München, BSB, Sgn. Clm 10376, Nr. 8, Bl. 8v). Die hier angesprochene Galenedition erschien allerdings bereits 1538, sodass zumindest der in den biographischen Notizen angegebene Zeitpunkt mit Vorsicht zu nehmen ist.
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