Camerarius an Crato, 13.11.1553
Briefe mit demselben Datum | ||||||||||||||||||||||
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Werksigle | OCEp 1432 |
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Zitation | Camerarius an Crato, 13.11.1553, bearbeitet von Marion Gindhart (01.08.2023), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_1432 |
Besitzende Institution | |
Signatur, Blatt/Seite | |
Ausreifungsgrad | Druck |
Erstdruck in | Camerarius, Prophetae Hieremiae lamenta, 1554 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | Bl. A2r-A5v |
Zweitdruck in | |
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck | |
Sonstige Editionen | |
Wird erwähnt in | |
Fremdbrief? | nein |
Absender | Joachim Camerarius I. |
Empfänger | Johannes Crato |
Datum | 1553/11/13 |
Datum gesichert? | ja |
Bemerkungen zum Datum | Das Briefgedicht gibt als Datum: Id. Novembr. anno Christi M.D.LIII. |
Unscharfes Datum Beginn | |
Unscharfes Datum Ende | |
Sprache | Latein |
Entstehungsort | Nürnberg |
Zielort | Breslau |
Gedicht? | ja |
Incipit | Quod tua, docte Crato, studiis aequalia nostris |
Link zur Handschrift | |
Regest vorhanden? | ja |
Paratext ? | ja |
Paratext zu | Camerarius, Threni Hieremiae prophetae, 1554 |
Kurzbeschreibung | Das Briefgedicht an Crato (205 Hexameter) kreist um die deplorable Situation des von inneren Kriegen gebeutelten Reiches, die Camerarius unter anderem zur Übersetzung und Versifikation der Klagen Jeremias veranlasst habe. Implementiert ist eine Versübertragung der "Volksklage" (Klgl. 5,1-22). |
Anlass | |
Register | Briefgedicht; Zweiter Markgrafenkrieg (1552-1554); Bibeldichtung; Übersetzung; Werkgenese; Schmalkaldischer Krieg (1546-1547); Belagerung Leipzigs (1547); Belagerung Magdeburgs (1550-1551); Fürstenaufstand (1552) |
Handschrift | unbekannt |
Bearbeitungsstand | korrigiert |
Notizen | |
Wiedervorlage | ja |
Bearbeiter | Benutzer:MG |
Gegengelesen von | Benutzer:VG |
Datumsstempel | 1.08.2023 |
Werksigle | OCEp 1432 |
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Zitation | Camerarius an Crato, 13.11.1553, bearbeitet von Marion Gindhart (01.08.2023), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_1432 |
Ausreifungsgrad | Druck |
Erstdruck in | Camerarius, Prophetae Hieremiae lamenta, 1554 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | Bl. A2r-A5v |
Fremdbrief? | nein |
Absender | Joachim Camerarius I. |
Empfänger | Johannes Crato |
Datum | 1553/11/13 |
Datum gesichert? | ja |
Bemerkungen zum Datum | Das Briefgedicht gibt als Datum: Id. Novembr. anno Christi M.D.LIII. |
Sprache | Latein |
Entstehungsort | Nürnberg |
Zielort | Breslau |
Gedicht? | ja |
Incipit | Quod tua, docte Crato, studiis aequalia nostris |
Regest vorhanden? | ja |
Paratext ? | ja |
Paratext zu | Camerarius, Threni Hieremiae prophetae, 1554 |
Kurzbeschreibung | Das Briefgedicht an Crato (205 Hexameter) kreist um die deplorable Situation des von inneren Kriegen gebeutelten Reiches, die Camerarius unter anderem zur Übersetzung und Versifikation der Klagen Jeremias veranlasst habe. Implementiert ist eine Versübertragung der "Volksklage" (Klgl. 5,1-22). |
Register | Briefgedicht; Zweiter Markgrafenkrieg (1552-1554); Bibeldichtung; Übersetzung; Werkgenese; Schmalkaldischer Krieg (1546-1547); Belagerung Leipzigs (1547); Belagerung Magdeburgs (1550-1551); Fürstenaufstand (1552) |
Datumsstempel | 1.08.2023 |
Entstehungs- und Zielort mutmaßlich (s. Anm.)
Regest
Das lange Briefgedicht (205 Hexameter) beginnt mit einer Anrede an Crato. Er und Camerarius seien über ihre studia verbunden, auch wenn der Arzt Crato im Licht stehe, während der Philologe Camerarius im Verborgenen arbeite. Deswegen schreibe er ihm immer wieder, in Prosa und Versen, da er wisse, dass sich Crato darüber freue, der sich nicht nur um die Medizin, sondern auch um die Werke der Musen kümmere. Andere wären davon vielleicht nicht angetan, aber die Menschen seien eben verschieden. Obwohl er wisse, dass die Pflege der Musen weder das Vermögen mehre noch großes Lob verschaffe, habe er sich dieser cura (v. 21) neben anderen angenommen. Ihn erwarte für den Rest seines Lebens weder viel Gewinn noch viel Verlust und das (horazische) Dictum treffe zu: Vixisse haud male, qui natus moriensque fefellit. (v. 39, est: Nec vixit male, qui natus moriensque fefellit., Hor. ep. 1,17,10).
Das siebte Jahr werde nun schon Krieg im eigenen Land geführt (bellum civile inciviliter gestum, vv. 41f.), in dem sich das Reich selbst zerstöre und in seinem Wahn nicht auf Gefahren (von außen) blicke (Anm. 1). Ohne Rücksicht auf Verluste stürze es sich ins Verderben und denke nicht an den guten Ruf und die Tugenden der Vorfahren, bei denen schon allein das Berühren von geheiligten Orten ohne Plünderung als ungeheuerlicher Frevel angesehen wurde (Anm. 2), wie auch Übergriffe gegen Frauen, Waisen und Kinder. Auch Geistliche und Gelehrte seien sicher gewesen. Doch wolle er jetzt nicht auf die Gründe für den Sittenverfall eingehen, um sich nicht noch mehr zu gefährden. Der Verursacher der gegenwärtigen Gräuel werde sich jedoch vor Gott nicht verbergen können. Die Situation sorge für Betrübnis, zumal noch größere Übel zu befürchten seien. Er selbst reiße gegen seinen Willen mit Klagen die eigenen Wunden angesichts dieses gemeinsamen Unheils immer wieder auf. Doch der Geist nehme voll Angst Zuflucht zu den Klagen und finde dadurch in den Wogen und Stürmen des Krieges ein wenig Ruhe.
Als dieses Unwetter der Heimat seinen Schrecken zu zeigen begann und vier Jahre vergangen waren, habe Camerarius angefangen, die Klagen des Jeremia (nach der Zerstörung Jerusalems) in lateinische Verse umzusetzen. Doch als der Himmel zwischenzeitlich aufklarte, habe er das Werk beiseite gelegt. Nun jedoch rufe es der klirrende Winterfrost wieder hervor, doch habe er erfahren, dass jemand Drittes bereits eine Versifikation fertig gestellt habe. Allerdings habe dieser Distichen verwendet (also Hexameter und Pentameter), während er sich auf ein einziges Versmaß beschränkte, das zum traurigen Inhalt passe (i.e. auf Anapäste). Während des Schreibens seien ihm oft selbst Tränen gekommen, und die Angst habe ihn bald gelähmt und ihm bald das Herz hochschlagen lassen. Große Furcht habe ihm der Gedanke an die göttliche Strafe gemacht, bis er nach dem Vorbild Jeremias dort Hilfe suchte, wo sie nur Frömmigkeit und Glauben finden könnten. Deswegen möchte er nun beten und Crato soll dies mit ihm tun:
Das folgende Gebet (vv. 119-190) ist eine Versübersetzung von Klgl. 5,1-22 (Volksklagelied, Anm. 3). Ein Einschub (vv. 165-172) formuliert die Hoffnung, dass Gottes Zorn wie einst auch jetzt besänftigt werden könne. Camerarius wolle nun aber das Schiff aus dem Meer der Trauer in den Hafen bringen und verabschiedet sich von Crato, mit dem er, wie es unter Freunden üblich ist, auch seinen Schmerz geteilt habe.
- Anm. 1: In diesen Zeitraum fallen der Schmalkaldische Krieg, die Belagerungen von Leipzig und Magdeburg, der Fürstenaufstand und der Zweite Markgrafenkrieg.
- Anm. 2: Die Übergriffe auf die "geheiligten Orte" dürften sich auf die Plünderung der Hochstifter durch Albrecht Alcibiades beziehen.
- Anm. 3: Eine Variante des Gebets (ohne den Einschub) findet sich unter dem Titel "Precatio Hieremiae" in der späteren Sammlung "Disputatio de precibus" (232-234).
(Marion Gindhart)
Anmerkungen
Der Entstehungsort ist wahrscheinlich Nürnberg. Das ergibt sich aus dem Itinerar:
- Nach OCEp 0508 und OCEp 0903 ist Camerarius erst Anfang Dezember in Leipzig eingetroffen. Kurz vor dem 1. Dezember scheint er Nürnberg verlassen zu haben: Vgl. MBW Nr. 7038.
- Am 9. November war Camerarius noch in Nürnberg, vgl. OCEp 0811. Im Brief schreibt Camerarius, dass das Pflichtgefühl mahnt, nach Leipzig zurückzukehren, ohne einen konkreten Zeitpunkt zu nennen.
- In einem Brief vom 1.12.1553[1] erwähnt Hubert Languet, dass er bei seinem letzten Aufenthalt in Leipzig C. noch nicht angetroffen habe.
- Aus www.aerztebriefe.de/id/00052257 ergibt sich, dass C. zwei Tage vor der Geburt der Prünsterer-Tochter abgereist ist. Die Geburt war am 26.11. (vgl. www.aerztebriefe.de/id/00004459). Somit war die Abreise aus Nürnberg am 24.11.[2]
- In OCEp 0849 schreibt C., er habe seit seiner Rückkehr (nach Leipzig) keine Zeit mehr zum Schreiben. Das spricht dafür, dass vorliegender Brief noch in Nürnberg entstanden ist.
(Hinweise von Torsten Woitkowitz, Leipzig)