Camerarius an Stiebar, 16.10.1535
Briefe mit demselben Datum | ||||||||||||||||||||||
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Werksigle | OCEp 0996 |
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Zitation | Camerarius an Stiebar, 16.10.1535, bearbeitet von Manuel Huth und Vinzenz Gottlieb (11.07.2022), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_0996 |
Besitzende Institution | |
Signatur, Blatt/Seite | |
Ausreifungsgrad | Druck |
Erstdruck in | Camerarius, Epistolae familiares, 1595 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | S. 132-134 |
Zweitdruck in | |
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck | |
Sonstige Editionen | |
Wird erwähnt in | |
Fremdbrief? | nein |
Absender | Joachim Camerarius I. |
Empfänger | Daniel Stiebar von Rabeneck |
Datum | 1535/10/16 |
Datum gesichert? | nein |
Bemerkungen zum Datum | 17. Cal. Novembr.; Jahr ermittelt (im Druck fälschlich "(15)31"; s. u.) |
Unscharfes Datum Beginn | |
Unscharfes Datum Ende | |
Sprache | Latein |
Entstehungsort | Tübingen |
Zielort | Würzburg |
Gedicht? | nein |
Incipit | Ternas ad te hinc dedimus literas |
Link zur Handschrift | |
Regest vorhanden? | ja |
Paratext ? | nein |
Paratext zu | |
Kurzbeschreibung | |
Anlass | |
Register | Ciceronianismus; Biographisches (Krankheit) |
Handschrift | unbekannt |
Bearbeitungsstand | korrigiert |
Notizen | VG, 11.7.22: Die Identität des genannten Marcellus ist laut ToWo noch unsicher: es bestehen Zweifel, dass es sich um Johannes Marcellus handeln könnte. |
Wiedervorlage | ja |
Bearbeiter | Benutzer:MH; Benutzer:VG |
Gegengelesen von | |
Datumsstempel | 11.07.2022 |
Werksigle | OCEp 0996 |
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Zitation | Camerarius an Stiebar, 16.10.1535, bearbeitet von Manuel Huth und Vinzenz Gottlieb (11.07.2022), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_0996 |
Ausreifungsgrad | Druck |
Erstdruck in | Camerarius, Epistolae familiares, 1595 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | S. 132-134 |
Wird erwähnt in | |
Fremdbrief? | nein |
Absender | Joachim Camerarius I. |
Empfänger | Daniel Stiebar von Rabeneck |
Datum | 1535/10/16 |
Datum gesichert? | nein |
Bemerkungen zum Datum | 17. Cal. Novembr.; Jahr ermittelt (im Druck fälschlich "(15)31"; s. u.) |
Sprache | Latein |
Entstehungsort | Tübingen |
Zielort | Würzburg |
Gedicht? | nein |
Incipit | Ternas ad te hinc dedimus literas |
Regest vorhanden? | ja |
Paratext ? | nein |
Register | Ciceronianismus; Biographisches (Krankheit) |
Datumsstempel | 11.07.2022 |
Entstehungs- und Zielort mutmaßlich.
Zur Datierung
Im Druck wird der Brief auf das Jahr 1531 datiert. Dies ist aus zwei Gründen sicher falsch:
- Das im Brief erwähnte Werk "De imitatione Ciceroniana" von Étienne Dolet erschien erst im Jahr 1535.
- Camerarius erwähnt, der Concionator des Erasmus (von Rotterdam) sei erschienen. Das Werk wurde ebenfalls im Jahr 1535 veröffentlicht.
Da Erasmus im Juli des Jahres 1536 verstarb, dürfte der Brief mit großer Sicherheit im Jahr 1535 verfasst worden sein.
Regest
Obwohl Camerarius drei Briefe an Stiebar geschickt hatte, habe ihm dessen Schwester (Anna) mitgeteilt, er klage darüber, keinen Brief von Camerarius erhalten zu haben. Daran dürften also die Boten schuld sein. Neulich habe Camerarius auch einen "Titel" geschickt, der zum Aufruhr aufrufe (unklar: titulus, quo seditio exagitetur). Marcellus (unbekannt) hatte darum gebeten. Marcellus habe sich zum ungünstigsten Zeitpunkt als Bote bereitgestellt. Camerarius sei nämlich sehr beschäftigt und obendrein ein wenig durcheinander gewesen. Vermutlich sei Stiebar mit der Weinlese beschäftigt. Was mache (Moritz von) Hutten? Wie gehe es ihm? Camerarius leide in dieser Zeit sehr an seinem alten Gebrechen.
Erasmus (von Rotterdam) scheine in Basel bleiben zu wollen. Er habe den Concionator (sc. Erasmus, Ecclesiastes, 1535) veröffentlicht, eine gefällige Schrift, wie er höre. Jenen betagten Mann, der sein Leben mit größter Arbeit verbracht habe, habe nun irgendein hitzköpfiger und wilder Franzose (sc. Étienne Dolet) geschmäht (gemeint ist seine Schrift De imitatione Ciceroniana). Schon lange habe Camerarius nichts Heftigeres gesehen. Alle wahren und falschen Anschuldigungen habe er gesammelt, um nicht nur den Ruf und das Ansehen des Erasmus zu schädigen, sondern auch sein Leben und sein Wohlergehen. Niemals habe jemand nicht einmal irgendein Frauenzimmer so verachtet, wie jener Mann alle Schriften des Erasmus. (Étienne Dolet) schreibe gegen den Ciceronianus des Erasmus und werde dabei durch die Tatsache unterstützt, dass das Buch des Erasmus ganz offen dem Tadel ausgesetzt zu sein scheine (s. Anm.). Aber es sei unglaublich, wie unmenschlich (Dolet) sei, wie feindselig sein Hass und wie reizbar er sei. Keine andere Sache spiele Erasmus mehr in die Karten als (Dolets) unglaublicher Willen, ihm zu schaden und sein wissenschaftliches Streben zu verunglimpfen, sowie die Dreistigkeit der Spötteleien. Camerarius müsse oft an einen Vers Homers denken: "Oh alter Mann, allzu sehr ermüden dich die Kämpfe der jungen Männer" (nach Homer, Ilias 4, 313). Auch Camerarius habe geplant, zu diesem Thema gegen Erasmus Stellung zu beziehen (er bezieht sich auf seine Commentarii in Ciceronis Tusculanam primam), aber gleichwohl er die Schrift schon in außerordenlich mäßigem Tonfall verfasst hätte, werde er sie trotzdem noch weiter abmildern. Jener Mann aber (sc. Dolet) schreibe so ungestüm und unverschämt über höchst wichtige Themen, dass er nur seine eigenen (sc. Bücher oder Parteigänger) zu kennen und auch nur diese zu achten scheine. Es fehle nicht an Leuten, die glaubten, gewisse andere Feinde des Erasmus würden ihn zu ihrem Aushängeschild machen. Falls Stiebar das Buch (Dolets) noch nicht gesehen habe, werde sich Camerarius bemühen, es Stiebar zu schicken. Denn es reiche ihm, das Buch einmal gelesen zu haben. Lebewohl.
(Manuel Huth)
Anmerkungen
- "dass das Buch des Erasmus ganz offen dem Tadel ausgesetzt zu sein scheine": Vielleicht sind andere Schriften wie Julius Caesar Scaligers "Oratio pro M. Tullio Cicerone" (Paris 1531) gemeint.