Camerarius, Narratio de Helio Eobano Hesso, 1553
Opus Camerarii | |
---|---|
Werksigle | OC 0591 |
Zitation | De H(elio) Eobano Hesso Narratio Ioachimi Camerarii Pabebergensis, ad cl(arissimum) v(irum) Adamum Cratonem Fuldensem, amicum suum, bearbeitet von Joachim Hamm (18.02.2020), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OC_0591 |
Name | Joachim Camerarius I. |
Status | Verfasser |
Sprache | Latein |
Werktitel | De H(elio) Eobano Hesso Narratio Ioachimi Camerarii Pabebergensis, ad cl(arissimum) v(irum) Adamum Cratonem Fuldensem, amicum suum |
Kurzbeschreibung | |
Erstnachweis | 1553 |
Bemerkungen zum Erstnachweis | |
Datum unscharfer Erstnachweis (Beginn) | |
Datum unscharfer Erstnachweis (Ende) | |
Schlagworte / Register | |
Paratext zu | |
Paratext? | nein |
Paratext zu | |
Überliefert in | |
Druck | Camerarius, De Helio Eobano Hesso, 1553, Camerarius, De Helio Eobano Hesso, 1696 |
Erstdruck in | Camerarius, De Helio Eobano Hesso, 1553 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | Bl. A2r-D4v |
Volltext | http://texte.camerarius.de/OC_0591 |
Carmen | |
Gedicht? | nein |
Erwähnungen des Werkes und Einfluss von Fremdwerken | |
Wird erwähnt in |
|
Folgende Handschriften und gedruckte Fremdwerke beeinflussten/bildeten die Grundlage für dieses Werk | |
Bearbeitungsstand | |
Überprüft | noch nicht am Original überprüft |
Bearbeitungsstand | unkorrigiert |
Wiedervorlage | ja |
Bearbeiter | Benutzer:JH |
Gegengelesen von | |
Bearbeitungsdatum | 18.02.2020 |
Opus Camerarii | |
---|---|
Werksigle | OC 0591 |
Zitation | De H(elio) Eobano Hesso Narratio Ioachimi Camerarii Pabebergensis, ad cl(arissimum) v(irum) Adamum Cratonem Fuldensem, amicum suum, bearbeitet von Joachim Hamm (18.02.2020), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OC_0591 |
Name | Joachim Camerarius I.
|
Sprache | Latein |
Werktitel | De H(elio) Eobano Hesso Narratio Ioachimi Camerarii Pabebergensis, ad cl(arissimum) v(irum) Adamum Cratonem Fuldensem, amicum suum |
Kurzbeschreibung | |
Erstnachweis | 1553
|
Paratext zu | |
Paratext? | nein |
Überliefert in | |
Druck | Camerarius, De Helio Eobano Hesso, 1553, Camerarius, De Helio Eobano Hesso, 1696 |
Carmen | |
Gedicht? | nein |
Erwähnungen des Werkes und Einfluss von Fremdwerken | |
Wird erwähnt in |
|
Bearbeitungsdatum | 18.02.2020 |
Die erstmals 1553 in Nürnberg gedruckte 'Narratio de Helio Eobano Hesso' gilt als "eine der frühesten und zugleich bedeutendsten Dichterbiographien der deutschen Literatur" (Robert 2004, 180). Sie zählt zu den biographischen Schriften, die im Œuvre des Camerarius eine bedeutende Stellung einnehmen (Hamm 2011, 431f.): Neben den als Paratext publizierten biographischen Skizzen (zu Xenophon, Aesop, Albrecht Dürer, Daniel Stibar und Hieronymus Baumgartner) und den Gedenkreden (auf Kurfürst Moritz von Sachsen und auf Herzog Eberhard im Bart) stehen drei umfängliche Biographien, die das Leben von Eobanus (1553), Georg von Anhalt (1555) und Philipp Melanchthon (1566) darstellen.
Überlieferungsverbund und Entstehungsumstände der ‚Narratio‘
Die ‚Narratio‘ beschreibt Vita und Werk des Helius Eobanus Hessus (1488-1540), der mit Camerarius seit dessen Studium in Erfurt (ab 1518) befreundet und später sein Kollege am Nürnberger Gymnasium war. Eoban zählte, spätestens nach der Publikation seiner ‚Heroides Christianae‘ (1514), zu den bedeutendsten neulateinischen Poeten seiner Zeit. Sein Lebenslauf (Krause 1879, Huber-Rebenich 2009) erhellt sich aus seinen Briefen, aus seiner Heroide an die posteritas sowie aus der lateinischen Biographie des Camerarius. Diese ist Hauptteil eines Sammelbandes, den Camerarius ganz in den Dienst von Eobans memoria stellte und 1553 in Nürnberg zum Druck brachte.
Zu Beginn des Bandes ist Eobans signum abgebildet, der apollinische Schwan, begleitet von einem lateinischen Epigramm Eobans. Conrad Mutian hatte Eoban, dem anerkannt besten Poeten des Erfurter Humanistenkreises, dieses Dichterwappen verliehen, und Eoban trug es fortan als ehrenvolle Auszeichnung (vgl. Ludwig 1999, 123-127).
Die ‚Narratio‘ beginnt mit einer Einleitung (A2r-[A5]r), an die sich, ohne typographische Markierung, die eigentliche biographische Erzählung anschließt. Anfangs wendet sich Camerarius an seinen alten Erfurter Studienfreund Adam Krafft aus Fulda, der zuletzt in Marburg Eobans Kollege gewesen war. Camerarius erinnert Krafft an die gemeinsame Studienzeit in Erfurt, eine glückliche Erinnerung, die in der musenfeindlichen und unheilvollen Gegenwart Freude und Beruhigung verspreche. Man habe sich 1518 in Erfurt kennengelernt, gemeinsam die antiken Autoren studiert, und Camerarius habe sich durch seine Griechischkenntnisse hervorgetan, die ihm Richard Croke (A3r) vermittelt hatte. In dieser idealisierten Erfurter Studienzeit (sanctissima & optima vita) sei es Krafft gewesen, der Camerarius mit Eobanus bekannt gemacht habe, und dieser habe sich dem Jüngeren wohlwollend zugewandt und ihn in den (mitunter auch kontroversen) Erfurter Freundeskreis eingebunden. Der damalige, beiderseitig fruchtbare Austausch über die studia humanitatis sei erneuert worden, als Camerarius, fünf Jahre nach seinem Weggang aus Erfurt, 1526 nach Nürnberg ging und erneut mit Eoban in engeren Kontakt trat.
Einige Zeit nach Eobans Tod (1540) habe Camerarius die erste Ausgabe seiner Briefe gemustert, die 1543 in Marburg erschienen war, und zahlreiche Fehler und Nachlässigkeiten entdeckt (A4r). So habe er den Plan gefasst, die von Eoban an ihn geschriebenen Briefe herauszugeben, als Zeugnis der beiderseitigen Freundschaft und als Dokument der gemeinsam verbrachten Zeit. Hiervon habe er sogleich Krafft unterrichtet (de quo statim ad te scripsi A4v) und ihn um biographische Informationen über Eoban gebeten.
In einem undatierten Brief, der offenbar die direkte Antwort auf den nicht erhaltenen Brief des Camerarius ist (vgl. Krause 1854, I 6), lobt Krafft das Bemühen des Camerarius um Eobans memoria und verspricht, ihm alles zuzuschicken, was er von Eobans Anfängen (de incunabulis) bei unterrichteten Personen in Erfahrung bringen könne (OCEp_0221). Einem zweiten Schreiben vom 1.6.1544 gab er offenbar die versprochenen Informationen zu Eobanus bei (OCEp_0222). Camerarius hat diese nach eigener Angabe in seiner ‚Narratio‘ ausgearbeitet: Scripturus autem de eobano nostro […] Fuit igitur, vt significatur, quum tuis, tum aliorum, quorum opera in his perquirendis vsus fuisti, literis, Eobani patria […] (A5r).
Handschriften von Eobans Briefen habe Camerarius zudem von Georg Sturtz und Johannes Gröningen erhalten (A5r). Dass diese Materialsammlung bisher nicht im Druck erschienen sei, liege an hinderlichen Umständen. Doch hoffe er, das Buch werde nun eine angenehme Lektüre sein.
Aufbau und Inhalt
Nach der Einleitung beginnt die eigentliche biographische Erzählung. Fol. A5r-[A7]v: Eobans Geburt am 5.1.1488; Herkunft aus ärmlichen Verhältnissen; mehrgliedriger Vergleich mit Homer: unbekannte Vaterstadt, einfache Herkunft, schwache Augen, Nativität usw. – Anfangsunterricht im Kloster Haina durch Abt Dietmar – Privater Grammatikunterricht in Gemünden an der Wohra – Besuch der Lateinschule in Frankenberg bei Jakob Horlaeus ([A6]v); erste vielversprechende Versuche in der lat. Versdichtung; Eobans ungestümer Charakter – Immatrikulation an der Univ. Erfurt (1504); Unterricht bei Ludwig Christiani ([A7]v); erste Versdichtungen; Studienabschluss (Baccalaureus und Magister artium). Fol. [A7]v-B3r: Eobans Wanderschaft: Tätigkeit als Sekretär von bei Bischof Hiob von Dobeneck in Riesenburg (1509); Erstfassung seines ersten erwähnenswerten Werks, der ‚Heroides Christianae‘ ([A8]r) – Bischof Hiob schickt Eoban 1513 nach Leipzig zum Studium; zu dieser Zeit war Camerarius dort Schüler des Georg Helt aus Forchheim ([A8]v) – Beschreibung von Eobans Äußerem und Charakter: Gekleidet wie ein Höfling, körperlich robust und trainiert ([A8]v-B1r: Schwimmwettkampf im Riesenburger See); hochbegabter Dichter, aber auch geltungssüchtig – Camerarius äußert Unmut über Eobans Neigung zum Alkohol (B1r-B2r: Eobans Sieg im Trinkwettkampf) und über sein cholerisch-ungestümes Wesen. – Eobans Sieg im Dichterwettstreit mit Johannes Dantiscus (Dantiscanus), der später in den Dienst des Königs von Polen trat, Bischof von Ermland und Eoban freundlich unterstützte wurde (B2v-B3r: Georg Sabinus begegnet Bischof Dantiscus während der Pest). Fol. B3r-B4r: Camerarius in Leipzig, wo auch Eoban tätig ist – Erinnerung an die Leipziger Gelehrten, u.a. Johannes Aesticampianus, Vitus Berler, Georg Auban; besonderes Lob für Camerarius‘ Lehrer Georg Helt – Kontroverse um humanistische Studien in Leipzig – Eoban kehrt nach Erfurt zurück – Exkurs (B3v): Euricius Cordus kommt nach Leipzig, wo Camerarius ihn und sein ‚Bucolicon‘ bei Georg Helt kennen lernt; in Erfurt entsteht eine enge Freundschaft; Lob des streitbaren, wahrheitsliebenden Cordus und seiner scharfzüngigen Epigramme. B4r-[B8]v: Erinnerung an Conradus Mutianus Rufus, den Camerarius durch Adam Krafft kennenlernte, an seine Dichtungen und an seinen Humanistenkreis (B4r-B5v) – Eobans Freundschaft mit Mutian in Erfurt – Eobans Liebe und Heirat mit Katharina; Anekdote über den herrischen Schwiegervater (B5v-[B6]r) – Camerarius wechselt 1518 von Leipzig, wo er fünf Jahre bei Croke, Metzler und Mosellanus studiert hatte, nach Erfurt und wird dort freudig aufgenommen – Zur gleichen Zeit (1518) reist Eoban zu Erasmus nach Belgien ([B6]v); Lob des Erasmus, der Eobanus aber nicht genügend gewürdigt habe (Etiam postea laudauit Erasmus Eobanum remissius [B7]r); nach Eobans Rückkehr wird ihm Camerarius von Krafft vorgestellt; Beginn der engen Freundschaft zwischen Eoban und Camerarius – Auch Justus Jonas und Johannes Draco reisen zu Erasmus. [B7]v-C4v: Über Eobans Erfurter Freundeskreis, zu dem u.a. Heinrich Urban, Johannes Lange, Petrus Mosellanus und Petrus Suavenius, Georg Spalatinus, Johannes Ort, Nosenus aus Schlesien, Christoph Hacke, Valentin Capella, Johannes Gröningen, Martin Hune, Petreius Aperbach gehörten; – Exkurs ([B8]v-Cv): In seinem Freundeskreis nennt Eobanus Hessus sich selbstironisch „König“ (nach Reuchlins geistreicher Anspielung aufs das griech. „Hessena“, fol. Cr). Er sei von grundsätzlicher Gutmütigkeit gewesen, abgesehen von einer scharfen Attacke: Nachdem er und Crotus Rubanus im Jahr 1521 Luther bei seinem Zwischenhalt in Erfurt willkommen geheißen hatten, kam ihm ein antilutherische Flugschrift des Hieronymus Emsers (mit schlechten lat. Versen) in die Hände. Hierauf griff Eoban seinerseits Emser in einer poetischen Polemik an (tum paullo grauius, so Camerarius fol. Cr), obwohl solches seinem Wesen ansonsten eher fremd gewesen sei. – Zum Erfurter Freundeskreis des Eoban gehören zudem Jodocus Menius, Johannes Frank, Johannes Meckbach, Jacob Micyllus, Antonius „Musa“ West, Valentinus Paceus und Daniel Stibar, dessen Wissensneugier Camerarius besonders hervorhebt. In diesem Kreis habe Eoban die lateinischen Autoren erläutert, und dies habe Gelehrte wie den Nürnberger Sebald Münster nach Erfurt gezogen. – Angriffe auf die artes liberales in Erfurt; deren Unterstützung durch Georg Petz (Paetus) aus Forchheim – Erinnerung an Eobans Freunde im Dienst der Universität: Crotus Rubeanus, Johannes Lange und insbesondere Georg Sturz (C3r-C4r) – In Erfurt nimmt Georg Sturz den jungen Camerarius in sein Haus auf und fördert ihn bis zur Promotion zum Magister artium (1521; gemeinsam mit Antonius Niger); als Sturz mit Cordus eine Italienreise antritt, verlässt Camerarius das von der Pest bedrohte Erfurt. – Engste Freundschaft zwischen Sturz und Eoban. - Eobans finanzielle Lage ist, wie Camerarius nicht verschweigt, prekär – Auf den Rat seiner Freunde hin beginnt er das Medizinstudium, unterstützt von Sturz. C4v-[C7]v: Auf Vermittlung Melanchthons erhält Eoban 1526 eine Anstellung am Nürnberger Gymnasium und unterrichtet hier sieben Jahre mit Camerarius und Michael Roting (C4v) – Erinnerung an Johannes Ketzmann (Chezimanus), der an der Nürnberger Lorenzschule wirkte, und Sebald Heyden, den Rektor von St. Sebald – Blick auf Eobans Werke in dieser Zeit, u.a. die Übersetzung des Theokrit ins Lateinische, die Camerarius maßgeblich unterstützte, so dass sie trotz Eobans Ungeduld und eingeschränkter Sorgfalt letztlich abgeschlossen und publiziert wurde (C5r-v) – In den gemeinsamen Nürnberger Jahren habe er, Camerarius, sich Eoban gegenüber bisweilen zu gleichgültig verhalten, immer aber sein gelehrtes Urteil hochgeschätzt – Über Eobans Nürnberger Freunde (C6r), u.a. Thomas Venatorius, Wenzeslaus Link, Hieronymus Baumgartner, die ihn auch in finanziellen Notlagen unterstützten – geselliger Kreis um Johannes Mylius, dem Michael Roting, Georg Hopellus, Joachim Camerarius und Lazarus Spengler angehörten; gemeinsame Fest, Spaziergänge zur Quelle im Nürnberger Wald – Klage über die gegenwärtigen Wirren in Nürnberg. [C7]v-Dv: Eoban kehrt 1533 nach Erfurt zurück, gerufen von Erfurter Freunden wie Lange und Sturz – Die hohen Erwartungen erfüllen sich nicht, aber mit Unterstützung der Freunde lebt Eoban als Universitätslehrer, Poet und Übersetzer satis commode ([C7]v). – 1537 folgt Eoban, dessen Verhältnisse in Erfurt sich verschlechtert hatten, dem Ruf Philipps von Hessen nach Marburg – Übersetzung der ‚Ilias‘ und der Psalmen in lat. Verse; Beginn der christlichen ‚Fasti‘, die, so Camerars Hoffnung, Johannes Stigelius fertigstellen möge – Eobans enge Kontakte zu Philipp von Hessen, gemeinsames Schachspiel (Dr) – Eoban und die religionspolitischen Streitigkeiten seiner Zeit; Schmalkaldener Konvent 1537, dort Treffen mit Melanchthon und Johannes Stigelius, mit dem Eoban engste Freundschaft schließt (ueluti soboles ingenua Dv); Stigels Nachruf auf Eoban. Dv-D4r: Eobans Wanderleben (Homerico fato D2r) findet in Marburg ein Ende – schwere Gichterkrankung; Erschöpfungszustände; Tod mit 53 Jahren am 5.10.1540 – Trauer des Fürsten Philipp, der die Hinterbliebenen unterstützt – Persönliche Erinnerung des Camerarius an die Gestalt und Lebenslust des Freundes, an sein Siegel mit dem Schwan, an seine Freude an Sprach- und Versspielen bei Tisch – D4r-D4v: Schlusswort an Adam Krafft – Rückblick auf Eobans Leben und die Freundschaft mit Camerarius – Hinweis auf biographische Gedicht des Micyllus über Eoban – Camerarius fügt eigenes Epitaphium hinzu. Dieses folgt im Sammelband auf die ‚Narratio‘, fol. D4v-D5r.