Camerarius, Vita Philippi Melanchthonis, 1566

Aus Joachim Camerarius (1500-1574)
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Opus Camerarii
Werksigle OC 0775
Zitation Vita Philippi Melanchthonis, bearbeitet von Marion Gindhart (04.11.2024), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OC_0775
Name Joachim Camerarius I.
Status Verfasser
Sprache Latein
Werktitel Vita Philippi Melanchthonis
Kurzbeschreibung Biographie Philipp Melanchthons.
Erstnachweis 1566
Bemerkungen zum Erstnachweis Das Druckjahr ist gesichert (Kolophon).
Datum unscharfer Erstnachweis (Beginn)
Datum unscharfer Erstnachweis (Ende)
Schlagworte / Register Biographie; Gnesiolutheranismus
Paratext zu
Paratext? nein
Paratext zu
Überliefert in
Druck Camerarius, De Philippi Melanchthonis ortu, 1566
Erstdruck in
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck
Carmen
Gedicht? nein
Erwähnungen des Werkes und Einfluss von Fremdwerken
Wird erwähnt in
Folgende Handschriften und gedruckte Fremdwerke beeinflussten/bildeten die Grundlage für dieses Werk
Bearbeitungsstand
Überprüft am Original überprüft
Bearbeitungsstand korrigiert
Notizen JS: Johannes Melas übersetze Camerarius‘ Vita Melanchthonis in griechische Hexameter:

Vita Reverendi D. Praeceptoris Philippi Melanthonis, Piae Et Sanctae Memoriae, Graeco Carmine, quam breuissime e latina descriptione Doctiss. viri Ioachimi Camerarii excerpta & comprehensa, Wittenberg 1571.

(vgl. Ludwig, Hellas in Deutschland, S. 55 Anm. 105.)

Erschienen spätestens im Frühjahr, da Camerarius damals (nur im Frühjahr war er dort) von Nürnberg an Rüdinger schrieb, von welchem er bereits die Rückmeldung bekommen hatte, daß Theodor Beza die Melanchthonvita wertschätze. Quelle: BSG Ms 1456 Bl. 519, vgl. Corr. Bèze XIII - 1572, S. 132, Anm. "N.B." zu Brief Nr. 921. - US 4.11.24

Wiedervorlage ja
Bearbeiter Benutzer:MG
Gegengelesen von
Bearbeitungsdatum 4.11.2024
Opus Camerarii
Werksigle OC 0775
Zitation Vita Philippi Melanchthonis, bearbeitet von Marion Gindhart (04.11.2024), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OC_0775
Name Joachim Camerarius I.




Sprache Latein
Werktitel Vita Philippi Melanchthonis
Kurzbeschreibung Biographie Philipp Melanchthons.
Erstnachweis 1566
Bemerkungen zum Erstnachweis Das Druckjahr ist gesichert (Kolophon).


Schlagworte / Register Biographie; Gnesiolutheranismus
Paratext zu
Paratext? nein
Überliefert in
Druck Camerarius, De Philippi Melanchthonis ortu, 1566
Carmen
Gedicht? nein
Erwähnungen des Werkes und Einfluss von Fremdwerken
Wird erwähnt in
Bearbeitungsdatum 4.11.2024


Werkgenese

Im Proöm an Philipp von Hessen berichtet Camerarius, dass er als engster und langjähriger Vertrauter Melanchthons bereits zu dessen Lebzeiten von Freunden gedrängt wurde, eine Biographie zu erarbeiten. Allerdings konnte er erst nach Melanchthons Tod (19.04.1560) mit dem Vorhaben beginnen. Die Vita erscheint 1566 im Druck.

Konzeption und Aufbau

Die Biographie besitzt als apologetische Stellungnahme für den verstorbenen Melanchthon einen ideologischen Charakter. Gegen seine Kritiker wird bald namentlich (z.B. gegen Flacius, der als Gegenpol zu Melanchthon gezeichnet wird), bald anonym polemisiert. Ihr Melanchthonbild wird überschrieben mit dem eines Mannes, der vielfältigen Sorgen, Verpflichtungen, Belastungen und Angriffen ausgesetzt war, den alle schätzten, der bescheiden war, friedliebend und ausgleichend in theologischen Konflikten, zurückhaltend kritisierte und seinen Bildungsauftrag lebte (vgl. das Selbstbild des Camerarius bei der Verteidigung der "Querela Luteri"). Er wird zum moralischen Exempel, Hauptkategorien seines Handelns (und die Grundfesten der gegenseitigen Freundschaft) sind pietas, virtus, doctrina (Wengert 1995, S. 118 nach Stählin 1936, S. 62-67). Er ist ein Meister der Sprache und des Stils. Laut Scheible in Werner 2010, S. 21 fehlen kritische Komponenten ("Sein Erinnerungsbuch an den Lebensfreund geriet zur reinen Heldenverehrung"). Anders sieht dies Wartenberg 1999, S. 182 (nach Stählin 1936, S. 76f.): "Diese Lebensbeschreibung ist keinesfalls eine Verklärung des Freundes, einiges wird offen oder stillschweigend zwischen den Zeilen getadelt, wie übertriebene Willfährigkeit gegenüber anderen oder der ungeordnete Haushalt. Nach dem Katalog der Tugenden – wie Selbstlosigkeit, Gefälligkeit, Offenheit, unbeirrbare Zielsicherheit – steht die Aufzählung von Fehlern."
Die Vita Melanchthons ist im Großen und Ganzen chronologisch aufgebaut ("annalistisches Schema", Stählin 1936, S. 31), wobei Biographie und Zeitgeschichte ineinandergehen. "Camerarius konzentriert sich auf die öffentliche Tätigkeit Melanchthons, seine Rolle unter den Fachkollegen und auf seine Teilnahme an Tagesereignissen" (Wartenberg 1999, S. 181 nach Stählin 1936, S. 33). Die Biographie enthält viele Exkurse (von C. als disputationes bezeichnet: Camerarius an Neuenahr, 13.02.1566), etwa zu Zeitfragen, v.a. aber in Form ehrender Nachrufe auf zahlreiche verstorbene Zeitgenossen und Freunde (zum Aufbau mit kurzer Charakterisierung einzelner Abschnitte Scheible in Werner 2010, S. 25-30). Die Eulogien sind nach dem Prinzip der variatio gestaltet und übertreffen in ihrem Umfang oft die Schilderung zentraler historischer Ereignisse (Wengert 1995, S. 118). Luthers Tod im Jahr 1546 ist als Zäsur gestaltet; ihm wird – auch typographisch abgesetzt – eine weitere Vorrede über die weltgeschichtliche Bedeutung des Reformators vorangestellt (230-238). Der zweite Teil umfasst viele Nachrufe auf Dritte (Stählin 1536, S. 74 spricht von den Viten Eobans und Melanchthons als "humanistische(n) Ruhmeshallen"), auch ausgedehnte Polemiken. Nach dem (2.) Bericht über den Tod Melanchthons, der die eigentliche Vita abschließt, folgt ein polemischer Anhang, der das moralische Anliegen des Camerarius nochmals unterstreicht.

Wirkungsgeschichte

Die Vita wurde mehrfach nachgedruckt (vgl. z.B. Wengert 1995, S. 115 und Anm. 2) und prägte das Melanchthonbild nachhaltig. Sie diente bis in das 19. Jahrhundert hinein als die wichtigste Quelle zum Leben Melanchthons. Doch existierten neben ihr auch biographische Schriften mit kritischerer bis antimelanchthonischer Ausrichtung (Wartenberg 1999).

Forschung