Camerarius an Carinus, 01.01.1535

Aus Joachim Camerarius (1500-1574)
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Camerarius an Carinus, 01.01.15351 Januar 1535 JL

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Werksigle
Zitation Camerarius an Carinus, 01.01.1535, bearbeitet von Jochen Schultheiß (28.06.2018), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/
Besitzende Institution
Signatur, Blatt/Seite
Ausreifungsgrad Druck
Erstdruck in Aristides, Πρεσβευτικός, 1535
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck S. 3-12
Zweitdruck in
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck
Sonstige Editionen
Wird erwähnt in
Fremdbrief? nein
Absender Joachim Camerarius I.
Empfänger Ludwig Carinus
Datum 1535/01/01
Datum gesichert? ja
Bemerkungen zum Datum Datierung am Ende des Briefes.
Unscharfes Datum Beginn
Unscharfes Datum Ende
Sprache Latein
Entstehungsort o.O.
Zielort o.O.
Gedicht? nein
Incipit Incredibili me voluptate affecit adventus nuper tuus Carine
Link zur Handschrift
Regest vorhanden? ja
Paratext ? ja
Paratext zu Aristides, Πρεσβευτικός, 1535
Kurzbeschreibung Widmungsbrief an den jungen und vielversprechenden Ludwig Carinus, der als Vorwort zu den folgenden Editionen und Übersetzungen dient. Camerarius bewertet seine Paraphrasierungsleistung und reflektiert seine Maßstäbe guten Paraphrasierens und Übersetzens.
Anlass
Register Widmungsbrief; Rhetorik; Übersetzung; Paraphrase (Prosa); Bildungsdiskurs
Handschrift unbekannt
Bearbeitungsstand korrigiert
Notizen
Wiedervorlage ja
Bearbeiter Benutzer:JS
Gegengelesen von
Datumsstempel 28.06.2018
Werksigle
Zitation Camerarius an Carinus, 01.01.1535, bearbeitet von Jochen Schultheiß (28.06.2018), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/
Ausreifungsgrad Druck
Erstdruck in Aristides, Πρεσβευτικός, 1535
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck S. 3-12
Wird erwähnt in
Fremdbrief? nein
Absender Joachim Camerarius I.
Empfänger Ludwig Carinus
Datum 1535/01/01
Datum gesichert? ja
Bemerkungen zum Datum Datierung am Ende des Briefes.
Sprache Latein
Entstehungsort o.O.
Zielort o.O.
Gedicht? nein
Incipit Incredibili me voluptate affecit adventus nuper tuus Carine
Regest vorhanden? ja
Paratext ? ja
Paratext zu Aristides, Πρεσβευτικός, 1535
Kurzbeschreibung Widmungsbrief an den jungen und vielversprechenden Ludwig Carinus, der als Vorwort zu den folgenden Editionen und Übersetzungen dient. Camerarius bewertet seine Paraphrasierungsleistung und reflektiert seine Maßstäbe guten Paraphrasierens und Übersetzens.
Register Widmungsbrief; Rhetorik; Übersetzung; Paraphrase (Prosa); Bildungsdiskurs
Datumsstempel 28.06.2018


Regest

Camerarius drückt seine Freude über neulich erfolgte Ankunft des Ludwig Carinus. Die Freude sei umso größer je weniger erwartet die Begegnung stattgefunden habe (A2r). Camerarius habe sich besonders darüber gefreut von Carinus zu erfahren, dass diesr dem Gefolge des jungen Limburg angehöre, der herausragende Eigenschaften auszeichneten. Camerarius freue es insbesondere, wenn Personen von herausragender gesellschaftlicher Stellung zu Bildung gelangen, da sie über eine besonders große Wirkmacht verfügen und auch die Bestrebungen des Volkes lenken können (A2v). Hierbei käme Camerarius auch wieder die Erinnerung an dessen Verwandten in den Sinn, den Fürsten von Bamberg (Georg von Limburg). Aus den Klagen aller Stände könne man schließen welches Leben dieser geführt habe (A2v-A3r). Einer solchen Familie und eines solchen Verwandten sei die Gesinnung des Nachfahren würdig. Seine Verwandten hätten sich um Camerarius' Bamberger Heimat höchst verdient gemacht.
Camerarius widme Carinus die vorliegende Sammlung als ein Geschenk für die Freundschaft und Gastlichkeit (A4r). Er würde die Widmung auch dem jungen Limburg zueignen, wenn er nicht für diesen etwas noch Größeres ausarbeiten würde. Hierauf leitet Camerarius zu einer Stellungnahme in der Frage nach der besten Erziehungsform über. Es gebe keine bessere und richtigere Erziehung (cultura) als die über Beispiele und die über die Einübung wahrer Lehrsätze und der antiken Lehre (A4v). Einen besonders hohen Wert misst er dabei den Werken aus den antiken Sophistenschulen bei (A4v-A5r). Er selbst habe die Schriften einst von seinem Freund und Vertrauten Vincentius Opsopoeus zugesandt bekommen. Dieser wiederum habe die Schriften aus einer "sehr alten Handschrift" (e pervetusto codice) des Christoph Pistorius (Christoph Beck) abgeschrieben (descripsisset). Pistorius wird als Hauptlehrer an einem benachbarten Markgrafenhof vorgestellt (paedagogus principalis in aula Marchionis vicini civitatis nostrae). Beiden, Opsopoeus und Beck, fühle sich Camerarius für ihre Textlektüre zu Dank verpflichtet. Camerarius habe Opsopoeus darum gebeten, eine lateinische Übersetzung des Πρεσβευτικόν zu erstellen. Als dieser aber krank wurde und der Drucker nach der Übersetzung verlangte, habe Camerarius eine eigene eingereicht. Wenn es aber irgendwie möglich sein sollte, möchte Camerarius erreichen, dass auch die Übersetzung des Opsopoeus zu einem zukünftigen Zeitpunkt eingefügt werde.
Über die Gattung des Werkes wolle Camerarius sich nicht auslassen (A5r-A5v). Dies halte er nicht für nötig. Stattdessen geht er auf den Inhalt (argumentum) ein. Der Πρεσβευτικός des Aristides sei vergleichbar mit einer "zweiten Rede" (δευτερολογία), mit der Aristides auf die Rede des homerischen Achilles antworten könne. Libanios hingegen scheine alle Glanzpunkte der Rhetorik (ληκύθους = das Gelbe vom Ei) aufgewandt zu haben. Dabei lasse er Achilles in der Weise reden, dass keiner späteren Rede Platz gelassen werde. Deshalb sei "alles viel dichter als bei Homer" (multo sunt omnia quam apud Homerum pressiora), trotzdem sei auch nach Camerarius' Geschmack (etiam meo iudicio) bei Libanios manches "dünn" (tenuia) und stehe nicht in Übereinstimmung mit der Charakteristik der Figur (a persona dicentis abhorrentia).
Camerarius habe ferner παραφράσεις der beiden zugrunde liegenden Homerstellen hinzugefügt. Diese nehmen sich jedoch in dem Versuch, die alte Eloquenz wie die Muttersprache anzuwenden als "kindlich stammelnd" aus (pueriliter balbutientes καὶ ὑποψελλίζοντες). Er wolle möglichen Lesern sie weder ans Herz legen, noch von ihnen abraten (A5v-A6r). Ziel sei es vielmehr, andere Gelehrte zu vergleichbaren Unternehmungen anzuregen. Dasselbe gelte auch für die Übersetzungen. Über diese hätte er zu hohe Meinung, als dass er glauben könnte, dass hier nichts Verdienstvollen gemacht werden könne. Er hoffe nämlich, dass es ihm bei dieser Gattung, die sich durch einzigartige Satzstruktur und scharfsinnige Feinheit auszeichne, gelungen sei, die Sätze so ins Lateinische zu übersetzen, dass der Sinne der Sätze wiedergegeben sei und zugleich die lateinische Sprachrichtigkeit gewahrt bleibe: ut illae (=sententiae) expressae et huius (= Latinae linguae) proprietas custodita. Camerarius beendet den Gedankengang mit einer Abbruchformel in Griechisch.
Unter ausgiebiger Anwendung von Ausdrücken der Bescheidenheitstopik fordert Camerarius den Empfänger auf, ihm eine Gegengabe für seine literarische Leistung zukommen zu lassen.

(Jochen Schultheiß)

Anmerkungen

Die Formulierung etiam meo iudicio impliziert, dass es auch noch weitere Personen gibt, mit denen er die Vorbehalte gegenüber Libanios teilt.