Camerarius an Fabricius, 23.02.1568: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Joachim Camerarius (1500-1574)
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=== Regest gerade in Arbeit ===
=== Regest gerade in Arbeit ===
Camerarius habe Fabricius' Antwort auf seine Fragen erhalten. Das Selbe sei auch ihm dazu (unklar) in den Sinn gekommen, denn es handle sich um ein allgemein verbreitetes Wissen und er habe auch die ''commentationes'' des [[Erwähnte Person::Unbekannt|Bernhardinus]] (Unbekannt) angesehen, sie seien gehaltlos und dürftig. Wie aber passe zu Apoll und Diane der vorausgehende Passus, nämlich ''clara sidera'' ("helle Gestirne")? Sie seien doch poetische Götter. Auch wisse Camerarius nicht, ob es (überhaupt) üblich sei, Sonne und Mond als ''sidera'' (in etwa: "Sterne"/"Gestirne") zu bezeichnen, sie seien ja ''lumina'' (in etwa: "Lichtkörper") und hätten auch keinen Bezug zu Latona, die ja, wie Fabricius wisse, eine Titanentochter sei. Und wie solle die Nahrung für einen Löwen die Empfängnis anderer Tiere erklären? Die Stiefmutter Iuno scheine erst niedergemetzelt zu werden, wo sie doch später so ruhmvoll angesprochen werde. Nicht einmal einem Wahnsinnigen dürfe man eine Rede zubilligen, die derart (mit dem Rest des Werkes) disharmoniere. Diese Beobachtungen verwirrten Camerarius. Fabricius könne auch selbst noch darüber nachdenken.
Camerarius habe Fabricius' Antwort auf seine Fragen erhalten. Dasselbe sei auch ihm dazu in den Sinn gekommen, denn es handle sich um ein allgemein verbreitetes Wissen; er habe auch die ''commentationes'' des [[Erwähnte Person::Unbekannt|Bernhardinus]] (Unbekannt) angesehen; sie seien allerdings gehaltlos und dürftig. Wie aber passe zu Apoll und Diana der vorausgehende Passus, nämlich ''clara sidera'' ("helle Gestirne")? Sie seien doch Göttergestalten der Dichter. Auch wisse Camerarius nicht, ob es (überhaupt) üblich sei, Sonne und Mond als ''sidera'' (in etwa: "Sterne"/"Gestirne") zu bezeichnen, sie seien ja ''lumina'' (in etwa: "Lichtkörper") und hätten auch keinen Bezug zu Latona, die ja, wie Fabricius wisse, eine Titanentochter sei. Und wie solle die Nahrung für einen Löwen die Empfängnis anderer Tiere erklären? Die Stiefmutter Iuno werde zuerst, wie es scheine, niedergemetzelt, später aber ruhmvoll angesprochen. Nicht einmal einem Wahnsinnigen dürfe man eine Rede zubilligen, die derart (mit dem Rest des Werkes) disharmoniere. Diese Beobachtungen verwirrten Camerarius. Fabricius könne auch selbst noch darüber nachdenken.


Über den Namen des Horatius (s. Anm.) habe Camerarius oft nachgedacht, denn Fabricius werde leicht erkennen, wie gehaltlos das sei, was er vorbringe. Da im fünften Buch des [[Erwähnte Person::Dionysios von Halikarnassos]] (''Antiquitates Romanae'' 5, 14, 2) Camerarius gelesen habe, dass es bei Rom einen heiligen Hain gegeben habe, der dem Heros Oratios gehört haben soll, habe er für sich beschlossen, es müsse sich hierbei um das Paronym des antiken Namens handeln und er bleibe bei dieser seiner Meinung, auch wenn ihm die Bedeutung unbekannt sei. Wegen der (fehlenden) Aspiration (also "Oratios" statt "Horatios") müssten sie sich keine Sorgen machen, denn wie Fabricius wisse, hätten die Alten keine Aspiration(szeichen) verwendet. So viel habe ihm Camerarius dazu sagen können.
Über den Namen des Horatius (s. Anm.) habe Camerarius oft nachgedacht, denn Fabricius werde leicht erkennen, wie gehaltlos das sei, was er vorbringe. Da im fünften Buch des [[Erwähnte Person::Dionysios von Halikarnassos]] (''Antiquitates Romanae'' 5, 14, 2) Camerarius gelesen habe, dass es bei Rom einen heiligen Hain gegeben habe, der dem Heros Oratios gehört haben soll, habe er für sich beschlossen, es müsse sich hierbei um das Paronym des antiken Namens handeln, und er bleibe bei dieser seiner Meinung, auch wenn ihm die Bedeutung unbekannt sei. Wegen der (fehlenden) Aspiration (also "Oratios" statt "Horatios") müssten sie sich keine Sorgen machen, denn wie Fabricius wisse, hätten die Alten keine Aspiration(szeichen) verwendet. So viel habe ihm Camerarius dazu sagen können.


Fabricius möge seine Studien fortsetzen und Camerarius weiterhin wertschätzen.
Fabricius möge seine Studien fortsetzen und Camerarius weiterhin wertschätzen.


Grüße an Fabricius' Kollegen, den Verwalter (der [[Erwähnte Körperschaft::Fürstenschule (Meißen)|Fürstenschule in Meißen]] [[Erwähnte Person::Gregorius Seidendorf]]) und seinen Schiegervater ([[Erwähnte Person::Johann Faust]]).
Grüße an Fabricius' Kollegen, den Verwalter (der [[Erwähnte Körperschaft::Fürstenschule (Meißen)|Fürstenschule in Meißen]] [[Erwähnte Person::Gregorius Seidendorf]]) und seinen Schwiegervater ([[Erwähnte Person::Johann Faust]]).


Lebewohl.
Lebewohl.

Version vom 10. November 2018, 20:16 Uhr



Chronologisch vorhergehende Briefe
Briefe mit demselben Datum
Chronologisch folgende Briefe
 Briefdatum
Camerarius an Fabricius, 09.10.15679 Oktober 1567 JL
Camerarius an Fabricius, 16.03.156716 März 1567 JL
Camerarius an Fabricius, 22.09.156522 September 1565 JL
 Briefdatum
Camerarius an Fabricius, 23.02.156823 Februar 1568 JL
 Briefdatum
Camerarius an Fabricius, 13.03.156813 März 1568 JL
Camerarius an Fabricius, 22.08.156822 August 1568 JL
Camerarius an Fabricius, 22.10.156922 Oktober 1569 JL
Werksigle OCEp 0874
Zitation Camerarius an Fabricius, 23.02.1568, bearbeitet von Manuel Huth (10.11.2018), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_0874
Besitzende Institution
Signatur, Blatt/Seite
Ausreifungsgrad Druck
Erstdruck in Camerarius, Epistolae familiares, 1583
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck S. 521-522
Zweitdruck in
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck
Sonstige Editionen
Wird erwähnt in
Fremdbrief? nein
Absender Joachim Camerarius I.
Empfänger Georg Fabricius
Datum 1568/02/23
Datum gesichert? nein
Bemerkungen zum Datum
Unscharfes Datum Beginn
Unscharfes Datum Ende
Sprache Latein
Entstehungsort Leipzig
Zielort Meißen
Gedicht? nein
Incipit Accepi responsionem ad interrogationes meas tuam
Link zur Handschrift
Regest vorhanden? ja
Paratext ? nein
Paratext zu
Kurzbeschreibung
Anlass
Register
Handschrift unbekannt
Bearbeitungsstand validiert
Notizen Bezugnahme auf auch mir unbekanntes (poet.) Werk. Wohl nicht F.s poemata sacra von 67, paßt nicht recht
Wiedervorlage ja
Bearbeiter Benutzer:MH
Gegengelesen von Benutzer:HIWI4; Benutzer:US
Datumsstempel 10.11.2018
Werksigle OCEp 0874
Zitation Camerarius an Fabricius, 23.02.1568, bearbeitet von Manuel Huth (10.11.2018), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_0874
Ausreifungsgrad Druck
Erstdruck in Camerarius, Epistolae familiares, 1583
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck S. 521-522
Wird erwähnt in
Fremdbrief? nein
Absender Joachim Camerarius I.
Empfänger Georg Fabricius
Datum 1568/02/23
Datum gesichert? nein
Sprache Latein
Entstehungsort Leipzig
Zielort Meißen
Gedicht? nein
Incipit Accepi responsionem ad interrogationes meas tuam
Regest vorhanden? ja
Paratext ? nein
Datumsstempel 10.11.2018


Regest gerade in Arbeit

Camerarius habe Fabricius' Antwort auf seine Fragen erhalten. Dasselbe sei auch ihm dazu in den Sinn gekommen, denn es handle sich um ein allgemein verbreitetes Wissen; er habe auch die commentationes des Bernhardinus (Unbekannt) angesehen; sie seien allerdings gehaltlos und dürftig. Wie aber passe zu Apoll und Diana der vorausgehende Passus, nämlich clara sidera ("helle Gestirne")? Sie seien doch Göttergestalten der Dichter. Auch wisse Camerarius nicht, ob es (überhaupt) üblich sei, Sonne und Mond als sidera (in etwa: "Sterne"/"Gestirne") zu bezeichnen, sie seien ja lumina (in etwa: "Lichtkörper") und hätten auch keinen Bezug zu Latona, die ja, wie Fabricius wisse, eine Titanentochter sei. Und wie solle die Nahrung für einen Löwen die Empfängnis anderer Tiere erklären? Die Stiefmutter Iuno werde zuerst, wie es scheine, niedergemetzelt, später aber ruhmvoll angesprochen. Nicht einmal einem Wahnsinnigen dürfe man eine Rede zubilligen, die derart (mit dem Rest des Werkes) disharmoniere. Diese Beobachtungen verwirrten Camerarius. Fabricius könne auch selbst noch darüber nachdenken.

Über den Namen des Horatius (s. Anm.) habe Camerarius oft nachgedacht, denn Fabricius werde leicht erkennen, wie gehaltlos das sei, was er vorbringe. Da im fünften Buch des Dionysios von Halikarnassos (Antiquitates Romanae 5, 14, 2) Camerarius gelesen habe, dass es bei Rom einen heiligen Hain gegeben habe, der dem Heros Oratios gehört haben soll, habe er für sich beschlossen, es müsse sich hierbei um das Paronym des antiken Namens handeln, und er bleibe bei dieser seiner Meinung, auch wenn ihm die Bedeutung unbekannt sei. Wegen der (fehlenden) Aspiration (also "Oratios" statt "Horatios") müssten sie sich keine Sorgen machen, denn wie Fabricius wisse, hätten die Alten keine Aspiration(szeichen) verwendet. So viel habe ihm Camerarius dazu sagen können.

Fabricius möge seine Studien fortsetzen und Camerarius weiterhin wertschätzen.

Grüße an Fabricius' Kollegen, den Verwalter (der Fürstenschule in Meißen Gregorius Seidendorf) und seinen Schwiegervater (Johann Faust).

Lebewohl.

(Manuel Huth)

Anmerkungen