Camerarius an Oporinus, 15.03.1556: Unterschied zwischen den Versionen
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Zunächst erteilt Camerarius den Auftrag der Drucklegung an Oporinus: Camerarius sende Oporinus nun endlich seine Sophokles-Schriften (''Sophoclea nostra''), die er häufiger in seinen Briefen erwähnt habe (3). Diese seien jedoch weder bis ins Letzte ausgearbeitet noch durch eine Beschreibung erklärt (''neque elaboratione perfecta neque descriptione explanata''). Verschiedene, häufig unversehens auftretende Aufgaben hätten hinderlich gewirkt. Oporinus dürfte es ja nicht entgehen, wie mit welchen Schwierigkeiten, wie unzusammenhängend und wie lückenhaft auf diesem Gebiet gearbeitet werde. Dennoch habe Camerarius das Werk lieber jetzt an Oporinus schicken wollen, als es noch länger in der unsicheren Hoffnung auf eine mögliche Ausfeilung noch weiter bei sich behalten. Auf eine Erhöhung der Aufmerksamkeit für die schönen Künste sei nicht zu hoffen. Oporinus' Gelehrtheit und Sorgsamkeit wolle er nun alles andere überlassen. Die Zukunft der Ausgabe sei nun Sache beider. Oporinus soll das Werk auch als seines betrachten, weshalb ihm Camerarius auch freie Hand bei Entscheidungen einräume (3-4).<br> | |||
Sodann geht Camerarius auf die Genese des Werkes und die hierin verfolgte Methodik ein (4): Er habe diese Kommentierung der Sophokles-Tragödien, immer wenn sich die Gelegenheit ergab, und nicht in der Reihenfolge, in der sie nun herausgegeben werden, erstellt und nun nach einem Abstand von vielen Jahren zu Ende gebracht. Er habe zwei verschiedene Formen der Übersetzung erstellt: Die Übersetzung solle den Worten verhaftet bleiben, als auch den Sinn freier wiedergeben (''Coeperam interpretari bifariam, ut et verbis conversio inhaereret, et sensum liberius exprimeret''). Als Camerarius jedoch bemerkte, dass eine vollständige Übersetzung der Tragödien dieses Dichters durch Vitus Ortelius Vinesimo vorliege, habe er es nicht mehr für nötig befunden, Übersetzungen von noch weiteren Tragödien vorzulegen. Für die beiden Tragödien, die an erster und zweiter Stelle unter den herausgegebenen Stücken zu finden seien, habe er eine Übersetzung der Erläuterung beifügen wollen. Die Übersetzungen seien von unterschiedlicher Art, und stellten gewissermaßen Beispiele nicht so sehr seines Fleißes als eher seiner Methode dar (''quasi specimen non tam industriae meae quam consilii''). Camerarius glaube, dass Gelehrten beider Sprachen diese Leistung zur Erkenntnis der eigenen und reinen Sprache (''ad proprii et puri sermonis cognitionem'') hilfreich sein werde. | |||
(Jochen Schultheiß) | (Jochen Schultheiß) |
Version vom 3. September 2018, 09:18 Uhr
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Werksigle | |
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Zitation | Camerarius an Oporinus, 15.03.1556, bearbeitet von Jochen Schultheiß (03.09.2018), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/ |
Besitzende Institution | |
Signatur, Blatt/Seite | |
Ausreifungsgrad | Druck |
Erstdruck in | Camerarius, Commentatio explicationum omnium tragoediarum Sophoclis (Druck), 1556 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | S. 3-7 |
Zweitdruck in | Estienne, Σοφοκλέους αἱ ἑπτὰ τραγῳδίαι, 1568 |
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck | S. 3-4 |
Sonstige Editionen | |
Wird erwähnt in | |
Fremdbrief? | nein |
Absender | Joachim Camerarius I. |
Empfänger | Johann Oporinus |
Datum | 1556 |
Datum gesichert? | nein |
Bemerkungen zum Datum | Datum des Druckes |
Unscharfes Datum Beginn | 1556/08/01 |
Unscharfes Datum Ende | 1556/08/31 |
Sprache | Latein |
Entstehungsort | o.O. |
Zielort | o.O. |
Gedicht? | nein |
Incipit | Mitto tibi tandem Sophoclea nostra |
Link zur Handschrift | |
Regest vorhanden? | nein |
Paratext ? | ja |
Paratext zu | Camerarius, Commentatio explicationum omnium tragoediarum Sophoclis (Werk), 1556 |
Kurzbeschreibung | Brief an den Drucker des Bandes Johannes Oporinus, in dem Camerarius die Druckerlaubnis erteilt und Erklärungen zu Werkgenese und verfolgter Methodik gibt. |
Anlass | |
Register | Widmungsbrief; Werkgenese; Übersetzungstheorie; Drucklegung |
Handschrift | unbekannt |
Bearbeitungsstand | korrigiert |
Notizen | |
Wiedervorlage | ja |
Bearbeiter | Benutzer:JS |
Gegengelesen von | |
Datumsstempel | 3.09.2018 |
Werksigle | |
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Zitation | Camerarius an Oporinus, 15.03.1556, bearbeitet von Jochen Schultheiß (03.09.2018), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/ |
Ausreifungsgrad | Druck |
Erstdruck in | Camerarius, Commentatio explicationum omnium tragoediarum Sophoclis (Druck), 1556 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | S. 3-7 |
Zweitdruck in | Estienne, Σοφοκλέους αἱ ἑπτὰ τραγῳδίαι, 1568 |
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck | S. 3-4 |
Fremdbrief? | nein |
Absender | Joachim Camerarius I. |
Empfänger | Johann Oporinus |
Datum | 1556 |
Datum gesichert? | nein |
Bemerkungen zum Datum | Datum des Druckes |
Unscharfes Datum Beginn | 1556/08/01 |
Unscharfes Datum Ende | 1556/08/31 |
Sprache | Latein |
Entstehungsort | o.O. |
Zielort | o.O. |
Gedicht? | nein |
Incipit | Mitto tibi tandem Sophoclea nostra |
Regest vorhanden? | nein |
Paratext ? | ja |
Paratext zu | Camerarius, Commentatio explicationum omnium tragoediarum Sophoclis (Werk), 1556 |
Kurzbeschreibung | Brief an den Drucker des Bandes Johannes Oporinus, in dem Camerarius die Druckerlaubnis erteilt und Erklärungen zu Werkgenese und verfolgter Methodik gibt. |
Register | Widmungsbrief; Werkgenese; Übersetzungstheorie; Drucklegung |
Datumsstempel | 3.09.2018 |
Regest
Zunächst erteilt Camerarius den Auftrag der Drucklegung an Oporinus: Camerarius sende Oporinus nun endlich seine Sophokles-Schriften (Sophoclea nostra), die er häufiger in seinen Briefen erwähnt habe (3). Diese seien jedoch weder bis ins Letzte ausgearbeitet noch durch eine Beschreibung erklärt (neque elaboratione perfecta neque descriptione explanata). Verschiedene, häufig unversehens auftretende Aufgaben hätten hinderlich gewirkt. Oporinus dürfte es ja nicht entgehen, wie mit welchen Schwierigkeiten, wie unzusammenhängend und wie lückenhaft auf diesem Gebiet gearbeitet werde. Dennoch habe Camerarius das Werk lieber jetzt an Oporinus schicken wollen, als es noch länger in der unsicheren Hoffnung auf eine mögliche Ausfeilung noch weiter bei sich behalten. Auf eine Erhöhung der Aufmerksamkeit für die schönen Künste sei nicht zu hoffen. Oporinus' Gelehrtheit und Sorgsamkeit wolle er nun alles andere überlassen. Die Zukunft der Ausgabe sei nun Sache beider. Oporinus soll das Werk auch als seines betrachten, weshalb ihm Camerarius auch freie Hand bei Entscheidungen einräume (3-4).
Sodann geht Camerarius auf die Genese des Werkes und die hierin verfolgte Methodik ein (4): Er habe diese Kommentierung der Sophokles-Tragödien, immer wenn sich die Gelegenheit ergab, und nicht in der Reihenfolge, in der sie nun herausgegeben werden, erstellt und nun nach einem Abstand von vielen Jahren zu Ende gebracht. Er habe zwei verschiedene Formen der Übersetzung erstellt: Die Übersetzung solle den Worten verhaftet bleiben, als auch den Sinn freier wiedergeben (Coeperam interpretari bifariam, ut et verbis conversio inhaereret, et sensum liberius exprimeret). Als Camerarius jedoch bemerkte, dass eine vollständige Übersetzung der Tragödien dieses Dichters durch Vitus Ortelius Vinesimo vorliege, habe er es nicht mehr für nötig befunden, Übersetzungen von noch weiteren Tragödien vorzulegen. Für die beiden Tragödien, die an erster und zweiter Stelle unter den herausgegebenen Stücken zu finden seien, habe er eine Übersetzung der Erläuterung beifügen wollen. Die Übersetzungen seien von unterschiedlicher Art, und stellten gewissermaßen Beispiele nicht so sehr seines Fleißes als eher seiner Methode dar (quasi specimen non tam industriae meae quam consilii). Camerarius glaube, dass Gelehrten beider Sprachen diese Leistung zur Erkenntnis der eigenen und reinen Sprache (ad proprii et puri sermonis cognitionem) hilfreich sein werde.
(Jochen Schultheiß)