Camerarius an Stiebar, 22.12.1539: Unterschied zwischen den Versionen
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|Kurzbeschreibung=Herwagen habe Camerarius um Hilfe für eine Neuausgabe der "Opera omnia" Ciceros gebeten. Neben anderen Editionen zog Camerarius zur ''recognitio'' der vorgängigen Ausgabe von Herwagen (1534) die jüngste und beste bei, nämlich die Venezianer Edition von Pietro Vettori mit dessen textkritischen ''annotationes'' (Giunta 1534-37). Diese wird der wichtigste Referenztext, da sie von exzeptioneller Güte sei, wenn auch an einigen Stellen diskutabel. Camerarius warnt generell vor häufigen und unüberlegten Eingriffen von 'Unberufenenen' in die antiken Texte. Er selbst vermeide diese, da er sich von einer ''nimia quadam religio'' bei der Lektüre und Edition der Texte leiten lasse, zudem dokumentiere er sein Vorgehen. Von den 'Stümpern' seien freilich die Gelehrten zu unterscheiden, die um eine Rückführung des Textes in den Originalzustand ringen und Überlieferungskontaminationen auszumerzen versuchen. | |Kurzbeschreibung=Herwagen habe Camerarius um Hilfe für eine Neuausgabe der "Opera omnia" Ciceros gebeten. Neben anderen Editionen zog Camerarius zur ''recognitio'' der vorgängigen Ausgabe von Herwagen (1534) die jüngste und beste bei, nämlich die Venezianer Edition von Pietro Vettori mit dessen textkritischen ''annotationes'' (Giunta 1534-37). Diese wird der wichtigste Referenztext, da sie von exzeptioneller Güte sei, wenn auch an einigen Stellen diskutabel. Camerarius warnt generell vor häufigen und unüberlegten Eingriffen von 'Unberufenenen' in die antiken Texte. Er selbst vermeide diese, da er sich von einer ''nimia quadam religio'' bei der Lektüre und Edition der Texte leiten lasse, zudem dokumentiere er sein Vorgehen. Von den 'Stümpern' seien freilich die Gelehrten zu unterscheiden, die um eine Rückführung des Textes in den Originalzustand ringen und Überlieferungskontaminationen auszumerzen versuchen. | ||
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Version vom 23. Januar 2018, 16:31 Uhr
Briefe mit demselben Datum | ||||||||||||||||||||||
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Werksigle | OCEp |
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Zitation | Camerarius an Stiebar, 22.12.1539, bearbeitet von Marion Gindhart (23.01.2018), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp |
Besitzende Institution | |
Signatur, Blatt/Seite | |
Ausreifungsgrad | Druck |
Erstdruck in | Cicero, Opera, 1540 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | T. 4, Bl. a*a2r-a*a3v |
Zweitdruck in | |
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck | |
Sonstige Editionen | |
Wird erwähnt in | |
Fremdbrief? | nein |
Absender | Joachim Camerarius I. |
Empfänger | Daniel Stiebar von Rabeneck |
Datum | 1539/12/22 |
Datum gesichert? | ja |
Bemerkungen zum Datum | Der Brief datiert lediglich XI. Cal. Ianuarii, das Jahr kann aber erschlossen werden. |
Unscharfes Datum Beginn | |
Unscharfes Datum Ende | |
Sprache | Latein |
Entstehungsort | o.O. |
Zielort | o.O. |
Gedicht? | nein |
Incipit | Interrogatum ab Arato, Timonem illum Phliasium, unde censeret exempla Homericae poeseos paranda |
Link zur Handschrift | |
Regest vorhanden? | ja |
Paratext ? | ja |
Paratext zu | Camerarius, Annotationes in Ciceronem, 1540 |
Kurzbeschreibung | Herwagen habe Camerarius um Hilfe für eine Neuausgabe der "Opera omnia" Ciceros gebeten. Neben anderen Editionen zog Camerarius zur recognitio der vorgängigen Ausgabe von Herwagen (1534) die jüngste und beste bei, nämlich die Venezianer Edition von Pietro Vettori mit dessen textkritischen annotationes (Giunta 1534-37). Diese wird der wichtigste Referenztext, da sie von exzeptioneller Güte sei, wenn auch an einigen Stellen diskutabel. Camerarius warnt generell vor häufigen und unüberlegten Eingriffen von 'Unberufenenen' in die antiken Texte. Er selbst vermeide diese, da er sich von einer nimia quadam religio bei der Lektüre und Edition der Texte leiten lasse, zudem dokumentiere er sein Vorgehen. Von den 'Stümpern' seien freilich die Gelehrten zu unterscheiden, die um eine Rückführung des Textes in den Originalzustand ringen und Überlieferungskontaminationen auszumerzen versuchen. |
Anlass | |
Register | Widmungsbrief; Edition; Werkgenese; Editionsphilologie; Textkritik |
Handschrift | unbekannt |
Bearbeitungsstand | korrigiert |
Notizen | |
Wiedervorlage | ja |
Bearbeiter | Benutzer:MG |
Gegengelesen von | |
Datumsstempel | 23.01.2018 |
Werksigle | OCEp |
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Zitation | Camerarius an Stiebar, 22.12.1539, bearbeitet von Marion Gindhart (23.01.2018), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp |
Ausreifungsgrad | Druck |
Erstdruck in | Cicero, Opera, 1540 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | T. 4, Bl. a*a2r-a*a3v |
Wird erwähnt in | |
Fremdbrief? | nein |
Absender | Joachim Camerarius I. |
Empfänger | Daniel Stiebar von Rabeneck |
Datum | 1539/12/22 |
Datum gesichert? | ja |
Bemerkungen zum Datum | Der Brief datiert lediglich XI. Cal. Ianuarii, das Jahr kann aber erschlossen werden. |
Sprache | Latein |
Entstehungsort | o.O. |
Zielort | o.O. |
Gedicht? | nein |
Incipit | Interrogatum ab Arato, Timonem illum Phliasium, unde censeret exempla Homericae poeseos paranda |
Regest vorhanden? | ja |
Paratext ? | ja |
Paratext zu | Camerarius, Annotationes in Ciceronem, 1540 |
Kurzbeschreibung | Herwagen habe Camerarius um Hilfe für eine Neuausgabe der "Opera omnia" Ciceros gebeten. Neben anderen Editionen zog Camerarius zur recognitio der vorgängigen Ausgabe von Herwagen (1534) die jüngste und beste bei, nämlich die Venezianer Edition von Pietro Vettori mit dessen textkritischen annotationes (Giunta 1534-37). Diese wird der wichtigste Referenztext, da sie von exzeptioneller Güte sei, wenn auch an einigen Stellen diskutabel. Camerarius warnt generell vor häufigen und unüberlegten Eingriffen von 'Unberufenenen' in die antiken Texte. Er selbst vermeide diese, da er sich von einer nimia quadam religio bei der Lektüre und Edition der Texte leiten lasse, zudem dokumentiere er sein Vorgehen. Von den 'Stümpern' seien freilich die Gelehrten zu unterscheiden, die um eine Rückführung des Textes in den Originalzustand ringen und Überlieferungskontaminationen auszumerzen versuchen. |
Register | Widmungsbrief; Edition; Werkgenese; Editionsphilologie; Textkritik |
Datumsstempel | 23.01.2018 |
Regest
Herwagen habe Camerarius, da er ein profunder Kenner der Werke Ciceros sei, um Hilfe für eine Neuausgabe der "Opera omnia" gebeten (correctio der von Herwagen besorgten Ausgabe von 1534, VD16 C 2815). Diese Bitte konnte Camerarius nicht abschlagen, da sich Herwagen durch seine Tätigkeit als Drucker große Verdienste um die res literaria erworben habe. Camerarius versuchte, so viele Ausgaben wie möglich zu erhalten und zog dabei auch die jüngste und beste bei, nämlich die Venezianer Ausgabe von Pietro Vettori mit dessen textkritischen annotationes (ed. Giunta 1534-37; vgl. ed. Estienne 1538 mit Testimonien zu "De re publica"). Diese wird der wichtigste Referenztext, dem Camerarius an vielen Stellen folgt, da sie von exzeptioneller Güte sei, wenn auch an einigen Stellen diskutabel: Atque ego ista P(etri) Victorii editione Veneta nihil studiosius, nihil etiam maiore cum fide ac religione fieri potuisse statuo. Sed visa interdum quaedam nimis contra receptam & usitatam lectionem exquisita. In quibusdam etiam nimis illum suis exemplis tribuisse coepimus suspicari. (a*a2v). Camerarius warnt generell vor häufigen und oft zu unüberlegten Eingriffen in die antiken Texte, die sorgfältig geprüft werden müssen. Er selbst vermeide diese, da er sich von einer nimia quadam religio (a*a2r) bei der Lektüre und Edition der Texte leiten lasse. Er dokumentiere eigens, welche Änderungen er vorgefunden habe und was zu ändern sei. Von den Unberufenen, welche die Texte durch ihre Interpolationen verfälschten, seien freilich die Gelehrten zu unterscheiden, die um eine Rückführung des Textes in den Originalzustand ringen und Überlieferungskontaminationen auszumerzen versuchen, so dass die Texte wieder gewinnbringend rezipiert werden können.
(Marion Gindhart)