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Aus Joachim Camerarius (1500-1574)
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Seine Ankunft vor dem 6. November bezeugt ein Brief Philipp Melanchthons an Johannes Lang, der Camerarius als in Wittenberg anwesend erwähnt.<ref>Vgl. [https://www.hadw-bw.de/forschung/forschungsstelle/melanchthon-briefwechsel-mbw/mbw-regest?rn=1 MBW - Regesten online], Nr. 2113 (dat. 6.11.1538).</ref>
Seine Ankunft vor dem 6. November bezeugt ein Brief Philipp Melanchthons an Johannes Lang, der Camerarius als in Wittenberg anwesend erwähnt.<ref>Vgl. [https://www.hadw-bw.de/forschung/forschungsstelle/melanchthon-briefwechsel-mbw/mbw-regest?rn=1 MBW - Regesten online], Nr. 2113 (dat. 6.11.1538).</ref>
Auf dem Rückweg übermittelte Camerarius dann zwei Briefe Briefe Melanchthons an [[Erwähnte Person::Ludwig Gremp von Freudenstein|Ludwig Gremp]]<ref>Vgl. [https://www.hadw-bw.de/forschung/forschungsstelle/melanchthon-briefwechsel-mbw/mbw-regest?rn=1 MBW - Regesten online], Nr. 2118 (dat. 12.11.1538).</ref>  
Auf dem Rückweg übermittelte Camerarius dann zwei Briefe Briefe Melanchthons an [[Erwähnte Person::Ludwig Gremp von Freudenstein|Ludwig Gremp]]<ref>Vgl. [https://www.hadw-bw.de/forschung/forschungsstelle/melanchthon-briefwechsel-mbw/mbw-regest?rn=1 MBW - Regesten online], Nr. 2118 (dat. 12.11.1538).</ref>  
und [[Erwähnte Person::Leonhard Fuchs]].<ref>vgl. [https://www.hadw-bw.de/forschung/forschungsstelle/melanchthon-briefwechsel-mbw/mbw-regest?rn=1 MBW - Regesten online], Nr. 2117 (dat. 12.11.1538).</ref><br>
und [[Erwähnte Person::Leonhart Fuchs]].<ref>vgl. [https://www.hadw-bw.de/forschung/forschungsstelle/melanchthon-briefwechsel-mbw/mbw-regest?rn=1 MBW - Regesten online], Nr. 2117 (dat. 12.11.1538).</ref><br>
Camerarius' konnte seine Zeit in Wittenberg aber nicht genießen: Möglicherweise lag es an der Belastung durch den Gewaltritt über 500 Kilometer, wie Camerarius auch in einem Brief an [[Erwähnte Person::Hieronymus Baumgartner d.Ä.]] schreibt,<ref>Vgl. [[Erwähntes Werk::OCEp 0609]] (dat. 28.12.1538).</ref>
Camerarius' konnte seine Zeit in Wittenberg aber nicht genießen: Möglicherweise lag es an der Belastung durch den Gewaltritt über 500 Kilometer, wie Camerarius auch in einem Brief an [[Erwähnte Person::Hieronymus Baumgartner d.Ä.]] schreibt,<ref>Vgl. [[Erwähntes Werk::OCEp 0609]] (dat. 28.12.1538).</ref>
jedenfalls hatte sich sein Fußleiden bei seiner Ankunft in Wittenberg deutlich verschlimmert. Aus Sorge vor schlimmeren Komplikationen beendete Camerarius seinen Besuch deshalb früher als geplant und brach - wieder zu Pferde - wieder nach Tübingen auf.<ref>So Camerarius in der Melanchthon-Biographie: ''Quo in itinere accidit, ut pedis malum, quod mihi iamdiu non solum molestum sed infestum quoque fuisset, et tunc videretur satis bene esse situm, cum vectatione iritatum, tum errore quodam curae recrudesceret, ut metu maiorum cruciatuum, festinantius Vuittenberga discedere cogerer, quam statueram ac volebam'' ([[Camerarius, De Philippi Melanchthonis ortu, 1566]], 181). Dies deckt sich mit den Informationen aus seinem Brief an Hieronymus Baumgartner vom 28. Dezember: ''Veruntamen sic quoque fui illic [sc. Vuittebergae] libenter, quamquam exoriens malum illo quo istuc veneram die, non passum fuerit me capere speratum fructum ex consuetudine et usu amicorum. Idem me coegit non solum recta, sed festinanter etiam domum reverti'' ([[Erwähntes Werk::OCEp 0609]] (dat. 28.12.1538), [[Erwähntes Werk::Camerarius, Epistolae familiares, 1583]], 202).</ref>
jedenfalls hatte sich sein Fußleiden bei seiner Ankunft in Wittenberg deutlich verschlimmert. Aus Sorge vor schlimmeren Komplikationen beendete Camerarius seinen Besuch deshalb früher als geplant und brach - wieder zu Pferde - wieder nach Tübingen auf.<ref>So Camerarius in der Melanchthon-Biographie: ''Quo in itinere accidit, ut pedis malum, quod mihi iamdiu non solum molestum sed infestum quoque fuisset, et tunc videretur satis bene esse situm, cum vectatione iritatum, tum errore quodam curae recrudesceret, ut metu maiorum cruciatuum, festinantius Vuittenberga discedere cogerer, quam statueram ac volebam'' ([[Camerarius, De Philippi Melanchthonis ortu, 1566]], 181). Dies deckt sich mit den Informationen aus seinem Brief an Hieronymus Baumgartner vom 28. Dezember: ''Veruntamen sic quoque fui illic [sc. Vuittebergae] libenter, quamquam exoriens malum illo quo istuc veneram die, non passum fuerit me capere speratum fructum ex consuetudine et usu amicorum. Idem me coegit non solum recta, sed festinanter etiam domum reverti'' ([[Erwähntes Werk::OCEp 0609]] (dat. 28.12.1538), [[Erwähntes Werk::Camerarius, Epistolae familiares, 1583]], 202).</ref>

Version vom 3. Mai 2023, 18:39 Uhr

Medizin (CamLex)

Allgemeines: Medizin in der 1. Hälfte des 16. Jh.s

Medizinische Thematik in den Werken des Camerarius

Diätetik

Iatromathematik (MG)

Badewesen (MG)

Baden in Württemberg

Lob der Gesundheit (AH)

(Alexander Hubert)

Theriak

Galen

Terminologie

Epigramme für medizinische Abhandlungen und Disputationen Dritter

Medizinisches in den "Decuriae" und der "Appendix problematum" (AH)

(Alexander Hubert)

Camerarius und die praktische Medizin

Medizinkenntnisse des Camerarius

Medizinische Ratschläge des Camerarius

"Pest" und Epidemiegeschehen (MG)

Camerarius als Patient (AH)

Andreas Freyhub braucht in seiner Grabrede für Camerarius nicht lange, um auf dessen Gesundheit zu sprechen zu kommen. Nach einem Lob auf Gesundheit und Engagement von Camerarius' Vater Johannes und die Klugheit seiner Mutter Martha schließt er, dass die geistigen Fähigkeiten letzterer und die körperliche Widerstandskraft und Stärke des ersteren wohl auf den Sohn übergegangen sein müssten, letztere freilich nur im mittleren Lebensabschnitt: In seinen jungen Jahren und im späten Alter sei Camerarius schließlich immer wieder von zahlreichen Krankheiten geplagt worden. Dabei sind es namentlich zwei Bereiche, an denen Camerarius über lange Zeit hinweg und heftig litt und die auch Freyhub in seiner Rede anspricht: Ein Geschwür am linken Bein in den jungen Jahren und Nierenprobleme in den letzten Jahren seines Lebens.[1]

Das offene Bein

Die Leidensgeschichte

Ende der 20er Jahre, vermutlich 1528, begann Camerarius, an einem offenen Geschwür am linken Bein zu leiden. Der Beginn dieses Leidens lässt sich wohl auf das Jahr 1528 datieren: Dieses Jahr gibt Camerarius selbst in seinen eigenen biographischen Notizen zweimal an;[2] einmal spricht er dagegen sehr konkret von Oktober 1529 nach einer Reise nach Speyer.[3] Sein gleichnamiger Sohn Joachim schreibt ebenfalls von 1528 und verzeichnet für 1529 nur eine deutliche Verschlimmerung des Leidens.[4] In einem später gedruckten Brief an Daniel Stiebar von Rabeneck erwähnt Camerarius allerdings bereits am 20.04.1529 sein Fußleiden.[5] Später im Jahr spricht Camerarius in einem weiteren Brief an Stiebar (dat. 01.08.1529) von einem inveteratum malum pedis,[6] sodass der Datierung auf 1528 wohl der Vorzug zu geben ist. Jedenfalls entstand entstand damals an Camerarius' linkem Fuß ein offenes, wohl äußerst unansehnliches Geschwür, das wohl auch eiterte;[7] sein Sohn Joachim, der Mediziner war, benennt als Ursache ein zu heißes Bad und einen Juckreiz, die zu einer defluxio in den Fuß führten.[8]

Dies war der Beginn einer über zehnjährigen Leidensgeschichte, von der sowohl die handschriftlichen (auto)biographischen Aufzeichnungen des Camerarius und seines Sohnes als auch zahlreiche gedruckte Briefe zeugen. So zeigt sich Camerarius am 20.04.1529 gegenüber Daniel Stiebar noch voller Hoffnung, das das Übel bald verschwinden werde, da es bereits in die Ferse hinabgeflossen sei.[9] Sein Sohn verzeichnet allerdings für dasselbe Jahr schwere Anfälle des Leidens und damit zusammenhängende Badbesuche,[10] sodass von einer Besserung nicht auszugehen ist. Eher passt dazu Camerarius' im Dezember 1529 gegenüber Daniel Stiebar geäußerte Klage über seine eiternde Wade und die aus dem Herumsitzen resultierende Melancholie; Camerarius überlegt aus diesem Grund, Stiebar zu besuchen.[11] Im Sommer 1533, kurz nach seinem Weggang aus Nürnberg erkundigt sich Helius Eobanus Hessus nach Camerarius' Fuß[12] und im Oktober 1534 lehnt Camerarius eine Einladung Daniel Stiebars (wohl nach Würzburg) mit der Begründung ab, dass sein Fuß einen Besuch die Reise (von Nürnberg aus) nicht zulasse.[13] Am 13.01.1535 fragt Hessus wiederum, ob Camerarius noch immer an seinem Geschwür leide, nachdem er von Georg Sturtz gehört hatte, dass es Camerarius schlecht gehe.[14] Mit der brieflichen Bestätigung durch denselben Georg Sturtz erhält Hessus auch die Nachricht, dass das Leiden sich (wiederum) auf die Ferse ausgebreitet habe (bzw. dahin "hinabgeflossen" sei , defluxit) und äußert wie Camerarius schon 1529 die Hoffnung, dass die Heilung damit nahe sei,[15] eine Hoffnung, die Hessus im nächsten Brief noch einmal aufgreift.[16] Auch Nikolaus Gerbel hat 1535 von einem Bekannten von Camerarius' Leiden gehört und zeigt sich entsetzt.[17] Einen Monat später klagt Camerarius gegenüber Daniel Stiebar über eine weitere Verschlimmerung der Lage.[18] Im Juni sind es wiederum Hessus und Sturtz, die Camerarius gute Besserung wünschen und ihm ihre Unterstützung versprechen, da sie mit ihm litten.[19] So war Camerarius' gesamte Nürnberger Zeit von seiner Krankheit geprägt, wie er auch Simon Grynäus berichtet.[20] Doch auch mit dem Wechsel an die Universität Tübingen im Sommer 1535 besserte sich die Lage nicht: Klagen über sein Fußleiden äußert Camerarius auch in Briefgedichten an Bartholomäus Amantius vom 28.06.1535[21] und Thomas Venatorius aus der zweiten Jahreshälfte 1535.[22] Am 26.08.1536 schreibt Camerarius an Stiebar, nach einem Bad habe sich sein Leiden verschlimmert[23] und am 25.10.1536 klagt Camerarius in einem Schreiben an Jakob Micyllus über Schmerzen im Fuß.[24] Laut den Aufzeichnungen seines Sohnes waren die Schmerzen 1536 sogar so schlimm, dass Camerarius eine Weile am Stock gehen musste;[25] Camerarius selbst verzeichnet in seinen autobiographischen Notizen einen schweren Anfall für 1537.[26] Dies deckt sich mit einem Brief an Daniel Stiebar aus diesem Jahr, in dem Camerarius bedauert, dass sein Leiden ihm längere Reisen zu Fuß oder zu Pferd unmöglich mache.[27] Auch am 17.01.1538 berichtet Camerarius Stiebar, sein Fuß habe ihn kürzlich so niedergestreckt, dass er das Haus nicht habe verlassen können.[28]

In das Jahr 1538 fällt auch eine der am besten bezeugten Episoden von Camerarius' Krankengeschichte, auf die er sich in seinen autobiographischen Notizen wohl bezieht, wenn er dort von einer schweren Krankheit[29] schreibt. Anlass zu dieser war eine Reise nach Wittenberg, von der Camerarius in seiner Melanchthon-Vita berichtet: 1538 sei er auf dem Pferd von Tübingen aus nach Wittenberg geritten, um dort Philipp Melanchthon zu treffen.[30] Anhand mehrerer Brief lässt sich diese Reise auf Anfang November datieren: So muss Camerarius nach dem 27. Oktober in Tübingen aufgebrochen sein, da er einen an Melanchthon adressierten Brief von Rektor und Senat der Universität überbrachte, der auf diesen Tag datiert ist;[31] Seine Ankunft vor dem 6. November bezeugt ein Brief Philipp Melanchthons an Johannes Lang, der Camerarius als in Wittenberg anwesend erwähnt.[32] Auf dem Rückweg übermittelte Camerarius dann zwei Briefe Briefe Melanchthons an Ludwig Gremp[33] und Leonhart Fuchs.[34]
Camerarius' konnte seine Zeit in Wittenberg aber nicht genießen: Möglicherweise lag es an der Belastung durch den Gewaltritt über 500 Kilometer, wie Camerarius auch in einem Brief an Hieronymus Baumgartner d.Ä. schreibt,[35] jedenfalls hatte sich sein Fußleiden bei seiner Ankunft in Wittenberg deutlich verschlimmert. Aus Sorge vor schlimmeren Komplikationen beendete Camerarius seinen Besuch deshalb früher als geplant und brach - wieder zu Pferde - wieder nach Tübingen auf.[36] Von der Rückreise erzählt auch ein kurz nach der Ankunft in Tübingen entstandenes Hodoeporicon an seine Wittenberger Freunde (dat. 29.11.1538), in dem Camerarius bedauert, dass er nicht länger in Wittenberg hatte bleiben können.[37] Aus dem Gedicht wird ersichtlich, dass Camerarius zusammen mit dem Würzburger Matthäus Irenäus einen Stopp in dessen Heimatstadt einlegte, wo er Irenäus zurückließ.[38] Das Wetter war den Reisenden allerdings nicht wohlgesonnen, sodass Camerarius auch noch einen kleinen Unfall erlitt, als sein Pferd im strömenden Regen in den Graben fiel.[39] Der Sturz blieb für Camerarius freilich folgenlos, sodass Camerarius am nächsten Tag wieder aufbrechen konnte.
Einen weiteren Zwischenhalt legte Camerarius in einem Bad bei Tübingen ein (vermutlich in Bläsibad), von dem er sich Linderung versprach.[40] Diese Hoffnung wurde allerdings enttäuscht, wie Camerarius einen Monat später an Hieronymus Baumgartner schreibt, und das Leiden war schwerer als erwartet.[41] Auch im März 1539 schreibt Camerarius noch an Georg von Loxan, die Folgen der Krankheit spüre er noch immer und er habe Schwierigkeiten beim Gehen.[42] Bei seiner Rückkehr fand Camerarius, so das Hodoiporikon, seine Söhne und seine Gattin Anna krank vor. Die Krankheit, die ihn anschließend niederstreckte, während der er das Gedicht schrieb und die er auch in seinem Brief an Loxan erwähnt, wird eine Folge seines Fußleidens sein.[43]
Camerarius sah als Grund für sein neuerliches schweres Leiden explizit die Anstrengung der Reise und zog daraus gegenüber Hieronymus Baumgartner für sich die Lehre, seinen eigenen Kräften nicht mehr so blind zu vertrauen.[44]

Behandlungsversuche

Die Behandlungsversuche des Camerarius für sein Geschwür beschränken sich nach allem, was bekannt ist, wohl vor allem auf das Baden in Thermalbädern (↑ Balneologie). Dabei ist unklar, wie korrekt dieser von den gedruckten Quellen vermittelte Eindruck ist. 1529 scheint Camerarius auf Veranlassung seines Freundes Daniel Stiebar zumindest versucht zu haben, einen Arzt (doctor) aufzusuchen, wie er diesem berichtet: Dabei habe der Arzt ihn zuerst zu sich gerufen, als Camerarius zu Abend aß und dann durch sein Fußleiden und die Anwesenheit eines Freundes zu Hause gehalten wurde, dann habe Camerarius selbst den Arzt aufgesucht, als dieser gerade zu Abend aß. Am nächsten Morgen schließlich, als Camerarius es wieder versucht habe, sei der Arzt nicht dagewesen.[45] Das Fußleiden wird in diesem Brief allerdings zwar erwähnt, ob es aber tatsächlich auch der Grund für den Arztbesuch war, bleibt unklar.
In einem anderen Brief aus dem Jahre 1531 (dat. 26.07.) sorgt sich Philipp Melanchthon aufgrund des Geschwüres um Camerarius' Gesundheit und rät zu einer schonenden Behandlung in Absprache mit den Ärzten.[46] Auch hier wird aber nicht deutlich, ob Melanchthon Camerarius an die ärztliche Beratung verweist, weil Camerarius solche bereits in Anspruch nimmt, oder ob er ihn vielmehr dringend darum bittet (obsecro), ebendies zu tun.


  • Badbesuche bei JCII 1536,[47] 1537,[48] 1539[49] und 1541[50].
  • Zahlreiche Briefe schreibt Camerarius auch aus Bädern oder während er plant, solche aufzusuchen, die er in der Hoffnung auf Heilung aufsuchte (s.o.).[51]


Okay: OCEp 1008 an Stiebar, dat. 26.08.1536: Ärzte und Freunde raten nach extremer Verschlimmerung nach Bad zu curatio "quae est usitata"

Lediglich von einem Fall wissen wir definitiv, in dem Camerarius gezielt wegen seines Fußleidens einen Heiler, genauer: einen Chirurgen aufsuchte. Bezüglich der Erfolgsaussichten hatte er sich noch 1534 in einem Brief an Daniel Stiebar skeptisch gezeigt.[52] Im Jahr 1540 überwand er dann jedoch (aus Verzweiflung?) seine Bedenken, wie Camerarius selbst in seinen autobiographischen Notizen und sein Sohn in dem darauf basierenden Konzept für eine Biographie seines Vaters notieren. Damals begab sich Camerarius aufgrund des guten Rufs eines Chirurgen aus Bad Königshofen auf die lange Reise (von Tübingen aus sind es gut 250 Kilometer), die Sabine Schlegelmilch nachvollzogen hat.[53] Jedoch war auch dieser Versuch trotz des großen Aufwands nicht von Erfolg gekrönt.[54]

--> hier wohl auch Arztbesuch bezeugt, Briefband von 1595, S. 159; zum Chirurgen OCEp 1017 (dat. 07.03.1540)

Ebensowenig zeigten die Thermenbesuche langfristige Wirkung.[55] Namentlich der Besuch der Thermen von Plombières verschlang beträchtliche Mittel und brachte wenig Erfolg.[56]


Hier scheint Camerarius auch erstmals die Kur mit Guajakholz erwogen zu haben, von der Hessus dringend abrät; stattdessen empfiehlt er das Bad.[57]

  • Dies tut auch der Mediziner Georg Sturtz in einem am 13.01.1535 verfassten Schreiben.[58]
  • Am 10.02.1535 äußert Hessus erneut die Hoffnung, dass Camerarius' Fußleiden verschwinden werde, wenn/da es so weit herabgeflossen sei, dass es nicht weiter herabfließen könne, ohne zu verschwinden; außerdem freut er sich, dass er und Camerarius sich bezüglich der Guajakkur einig seien.[59]


Heilung mit Guajak:


Auswirkungen des Leidens
  • Das Leiden führte laut Joachim Camerarius d.J. auch dazu, dass sein Vater begann, sich mit der antiken griechischen Medizin zu beschäftigen.[60]
  • Ähnlich auch Liebe zu Pferden durch Krankheit bedingt, vgl. Loxan-Brief!


  • Geschwür
  • Bäder Schlegelmilch 2019 --> Vgl. Balneologie
  • Arzt schon in OCEp 0983 am 01.08.1529
  • Chirurg (Schlegelmilch 2019) --> Misstrauen --> Verweis auf Tod: Selbst da keine Obduktion gewünscht!
  • Die Reise nach Wittenberg 1538!!! (Dazu OCEp 0609)

Erysipel, Fieber und sonstiges

  • Übergang von Bein zu Erysipel als typische Abfolge (wenn auch bei JC keine gesicherte Kausalität), Verweis auf Ellinger
  • Fieber seit Jugend
  • andere Krankheiten
  • Lippitudo und Übergang zu Alter und Nierensteinen

Nierensteine

  • Nierenprobleme
  • Schon Mutter (17v in Notizen) und später Töchter (vgl. Ärztebriefe)

Krankenbett und Tod

  • Fazit in der Form, dass man das Zitat mit den Lebenskräften aus der Biographie unterbringen kann.

(Alexander Hubert)

Anmerkungen

  1. Ac plane videri posset alicui, acumen ingenii materni, vires autem et robur corporis paternum, repraesentasse Praeceptorem nostrum, licet hoc non de toto vitae ipsius tempore, sed peculiariter de provectiore aetate, usque ad afflictiorem extremam senectam, sit intelligendum. Nam in pueritia, adolescentia et iuventute cum variis morbis illum fuisse conflictatum, et diu alterum pedem habuisse male affectum constat. Senectus vero ultima ob vehementiss[imos] nephriticos et disuricos dolores ipsi perquam molesta fuit (Freyhub, Oratio in funere Camerarii (Druck), 1574, Bl. A3v).
  2. [15]28: initium mali τῶν ἑλκωσεῶν (München, BSB, Sgn. Clm 10376, Nr. 5r und Nr. 7r).
  3. 1529: cepi laborare ex pede M. Octobri cum fuissem ante(?) M[ensi] Aprili Spirae (München, BSB, Sgn. Clm 10376, Nr. 6, Bl. 1r).
  4. Vgl. München, BSB, Sgn. Clm 10376, Nr. 8, Bl. 7r. Ebd., Bl. 7v: Anno. 1529 fuit in conventu secundo Spirensi et domum reversus gravius ex pede laborare cepit Mense Octobri.
  5. Meum malum nunc incumbit in talum pedis (Camerarius, Epistolae familiares, 1595, 118).
  6. Vgl. Camerarius, Epistolae familiares, 1595, 119.
  7. Vgl. Woitkowitz 2003, 39 und wohl Camerarius' Brief an Stiebar vom 20.12.1529.
  8. Eodem anno [1528] ex leni quodam pruritu, quem inscius Ioach[imus] in balneo calidiore irritaverat defluxio facta est in sinistrum pedem, quam paulo post ἕλκωσις secuta est admodum δυσίδος, quae illum postea per multos annos graviter exercuit (München, BSB, Sgn. Clm 10376, Nr. 8, Bl. 7r).
  9. Meum malum nunc incumbit in talum pedis, si ita perget, discesserit aliquando (OCEp 0981, Camerarius, Epistolae familiares, 1595, 118).
  10. Vgl. München, BSB, Sgn. Clm 10376, Nr. 8, Bl. 7v.
  11. Vgl. OCEp 0997 (dat. 20.12.1529).
  12. Vgl. OCEp 0104.
  13. Vgl. OCEp 0995 (dat. wohl 13.10.1534).
  14. Vgl. OCEp 0112.
  15. Vgl. OCEp 0115 (dat. Januar oder Februar 1535).
  16. [S]pero sicut scripseram superioribus literis, illud malum in pede desiturum esse, cum eo usque descenderit, unde iam amplius descendere, nisi prorsum evanescat, nequeat (OCEp 0113, dat. 10.02.1535, Camerarius, De Helio Eobano Hesso, 1553, Bl. L8r).
  17. Aiebat (gemeint ist der Bekannte) enim, horresco referens, e crure altero acerbissime te laborare, Corporeque toto exuccum, fere marcere, veluti flores solent Radicib[us] malo aliquo occultiore laborantib[us] (OCEp 0289, dat. 05.02.1535, zitiert nach München, BSB, Sgn. Clm 10368, Nr. 106).
  18. Vgl. OCEp 1006 (dat. 05.03.1535).
  19. Vgl. OCEp 0114 (dat. 15.06.1535).
  20. Et sane toto tempore, quo in hac urbe [sc. Norimbergae] fui, non admodum firma valetudine usus sum: haud quidem urbis vitio, sed casu (OCEp 1454, dat. 05.06.1535, Grynäus, Commentaria in librum octavum Topicorum Aristotelis, 1556, 135f.).
  21. Vgl. OCEp 0143.
  22. Vgl. OCEp 0141.
  23. OCEp 1008
  24. Vgl. OCEp 0451.
  25. Anno. 1536. ... Malum pedis auctum fuit ut interdum claudicare et scipioni innixus publicas doctrinae suae operas frequentare coactus fuerit (München, BSB, Sgn. Clm 10376, Nr. 8, Bl. 8v).
  26. [V]alde afflixit me morbus pedis (München, BSB, Sgn. Clm 10376, Nr. 6, Bl. 1v).
  27. Vgl. OCEp 1010 (dat. 29.04.1537).
  28. Vgl. OCEp 1004.
  29. [M]agna afflictio (München, BSB, Sign. Clm 10376, Nr. 7).
  30. Vgl. Camerarius, De Philippi Melanchthonis ortu, 1566, 181. Rudolf Gwalther erwähnt dieselbe Reise in zwei Briefen an Heinrich Bullinger (dat. 15.11.1538 (Regest, Faksimile und Transkription bei Bullinger Digital, Nr. 11241) und 26.11.1538 (ebd., Nr. 11244)) und nennt als Motiv die Abberufung Philipp Melanchthons nach Tübingen; für derartige Pläne gibt es allerdings sonst keine Hinweise.
  31. Vgl. MBW - Regesten online, Nr. 2108 (dat. 27.10.1538).
  32. Vgl. MBW - Regesten online, Nr. 2113 (dat. 6.11.1538).
  33. Vgl. MBW - Regesten online, Nr. 2118 (dat. 12.11.1538).
  34. vgl. MBW - Regesten online, Nr. 2117 (dat. 12.11.1538).
  35. Vgl. OCEp 0609 (dat. 28.12.1538).
  36. So Camerarius in der Melanchthon-Biographie: Quo in itinere accidit, ut pedis malum, quod mihi iamdiu non solum molestum sed infestum quoque fuisset, et tunc videretur satis bene esse situm, cum vectatione iritatum, tum errore quodam curae recrudesceret, ut metu maiorum cruciatuum, festinantius Vuittenberga discedere cogerer, quam statueram ac volebam (Camerarius, De Philippi Melanchthonis ortu, 1566, 181). Dies deckt sich mit den Informationen aus seinem Brief an Hieronymus Baumgartner vom 28. Dezember: Veruntamen sic quoque fui illic [sc. Vuittebergae] libenter, quamquam exoriens malum illo quo istuc veneram die, non passum fuerit me capere speratum fructum ex consuetudine et usu amicorum. Idem me coegit non solum recta, sed festinanter etiam domum reverti (OCEp 0609 (dat. 28.12.1538), Camerarius, Epistolae familiares, 1583, 202).
  37. Zu diesem vgl. auch MBW - Regesten online, Nr. 2126.
  38. Vgl. Camerarius, Elegiae ὁδοιπορικαί, 1541, Bl. B8v.
  39. Deinde ego Francorum madidus coelestibus undis / Invia et in fossa cum cecidisset equus, / Moenia de mustis intravi dicta, nec uno / Me potuere tamen plus retinere die. (Camerarius, Elegiae ὁδοιπορικαί, 1541, Bl. B8v). Dass Camerarius einen Tag in Würzburg blieb, ist leich zu erklären: Der Brief an Hieronymus Baumgartner vom 28.12.1538 erwähnt einen eintägigen Aufenthalt ebendort aufgrund eines Hufeisenwechsels (Nusquam igitur in itinere substiti nisi Wircepurgi, dum novae soleae equo inducuntur, diem unum, OCEp 0609, Camerarius, Epistolae familiares, 1583, 202). So lässt sich auch der Sturz erklären: Camerarius Pferd hatte sein Hufeisen vermutlich im tiefen Schlamm verloren und rutschte daher aus.
  40. Hinc ego ad usurpata prius dum balnea tendo, / Praedita quae medicis viribus esse putant / Balnea vicinae stagnantia valle Tubingae / Quae patriae est annis nunc mihi terra tribus. / Hos animo spectans latices ita saepe precabar: / Fite salutares sicut et ante mihi (Camerarius, Elegiae ὁδοιπορικαί, 1541, Bl. B8v). Dieser Aufenthalt muss mithin im November 1538 erfolgt sein.
  41. Ego de Saxonia retuli ... pedem afflictissimum: multo quidem magis quam cum morbus inciperet, metuebam. ... Nunc cum perpetuis cruciatibus conflictor, et curationem experior esse difficiliorem quam speraveram (OCEp 0609 (dat. 28.12.1538), Camerarius, Epistolae familiares, 1583, 202).
  42. [I]ncidi in aegrotationem gravem et difficilem, de qua nunc etiam vix enitor et molior ingressionem (OCEp 1474, dat. 18.03.1539, Camerarius, De tractandis equis, 1539 Bl. A2r).
  43. Dafür spricht, dass das Bad ihm keine Erleichterung verschaffte, ebenso wie die Formulierung im Hodoiporikon: Ergo reclinatum accepit me protinus ille, / Haec qui scribentem nunc quoque lectus habet. / Disco et praevisos patienter ferre dolores, / Atque animo veterem spem retinere meo (Camerarius, Elegiae ὁδοιπορικαί, 1541, Bl. C1r). Dass Camerarius einmal von "Schmerzen" (dolores) spricht und zweitens von solchen, die vorhersehbar waren (praevisos), ist ein deutliches Zeichen, dass es um sein Fußleiden geht und nicht um eine Ansteckung bei seiner Familie.
  44. Ego de Saxonia retuli longo itinere et diuturna agitatione pedem afflictissimum: multo quidem magis quam cum morbus inciperet, metuebam. Itaque hic me casus valde consternavit, docuitque non nimium confidere viribus meis (OCEp 0609 (dat. 28.12.1538), Camerarius, Epistolae familiares, 1583, 202).
  45. Vgl. Camerarius, Epistolae familiares, 1595, 119.
  46. De valetudine tua sum sane sollicitus, et audio te periculose decubuisse; mihi videtur fluxus non posse sine periculo obstrui, quare etsi hoc quoque molestum est, lenibus remediis velim te eum moderari. Obsecro te de hac re disputes cum medicis istic (zitiert nach CR 2, Nr. 995, Sp. 515). Vgl. auch MBW - Regesten online, Nr. 1167.
  47. Vgl. München, BSB, Sgn. Clm 10376, Nr. 8, Bl. 8v.
  48. Vgl. München, BSB, Sgn. Clm 10376, Nr. 8, Bl. 8v.
  49. Vgl. München, BSB, Sgn. Clm 10376, Nr. 8, Bl. 9r.
  50. Vgl. München, BSB, Sgn. Clm 10376, Nr. 8, Bl. 9v.
  51. Vgl. u.a. OCEp 0147 an Amantius (dat. Juni 1536), OCEp 0150 an Jakob Micyllus (dat. 1537), OCEp 0161 an Caspar Volland (dat. 1539) oder OCEp 0189 an Johann Hospinianus (dat. 1540).
  52. Περὶ τῶν χειρούργων, ita res se habet. Sunt ubique qui sibi in hoc genere peritissimi videantur, sed me sola chirurgia vix curaverit (OCEp 0999, Camerarius, Epistolae familiares, 1595, 135).
  53. Vgl. Schlegelmilch 2019.
  54. Camerarius: 1540: Ad medicum Kogshovensem(?) profectus frustra. (München, BSB, Sgn. Clm 10376, Nr. 6, Bl. 1v). Und sein Sohn: Anno. 1540. Ad Medicum Chirurgum eo tempore celebrem Konigshovensem in Franconiam orientalem pedis caussa se contulit: sed frustrata est illum spes hac quoque in parte. In itinere vero cum magno periculo raptatus ab equo fuit. (München, BSB, Sgn. Clm 10376, Nr. 8, Bl. 9r).
  55. Vgl. etwa OCEp 0180 an Hessus (dat. 14.03.1537), OCEp 1010 an Stiebar (dat. 29.04.1537) und OCEp 0161 an Caspar Volland (dat. 1539).
  56. So schreibt Camerarius' Sohn Joachim: Tandem profectus est in plumbarias thermas Lotharingiae. non etiam adeo magno cum fructu: sed satis magnis sumtib[us] (München, BSB, Sgn. Clm 10376, Nr. 8, Bl. 9r). Vgl. hierzu auch ↑ Balneologie.
  57. Vgl. OCEp 0115.
  58. Vgl. http://www.aerztebriefe.de/id/00041264.
  59. [S]pero sicut scripseram superioribus literis, illud malum in pede desiturum esse, cum eo usque descenderit, unde iam amplius descendere, nisi prorsum evanescat, nequeat, et mihi pergratum est, quod nostra iudicia conveniunt, de cura Xylina. De caldaria sicut scribis, deliberabis amplius, nam et ipsa haud dubie vehemens est (OCEp 0113, Camerarius, De Helio Eobano Hesso, 1553, Bl. L8r).
  60. Anno. 1539. ... Hoc tempore coepit Medicos Graecos (quorum lectione deinde quoque plurimum fuit oblectatus) propter malum pedis quoque diligenter perlegere: et Galeni partem a se emendatam Basiliensib[us] (München, BSB, Sgn. Clm 10376, Nr. 8, Bl. 8v). Die hier angesprochene Galenedition erschien allerdings bereits 1538, sodass zumindest der in den biographischen Notizen angegebene Zeitpunkt mit Vorsicht zu nehmen ist.

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