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Aus Joachim Camerarius (1500-1574)
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[[Medizin (CamLex)]]
==Theologie==
==Zur Medizin in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts==
===Historische Theologie===
===Ärzte, Handwerkschirurgen und Laienheiler===
<div style="color:blue;>Vorrede zur Gliederung des Abschnitts:
''fertig und online''
* Camerarius Philologe, nicht Theologe
* davon zeugt früh Theodoret
* dann aber auch die Viten Jesu und der Apostel, wo Chronologie und historische Hintergründe im Mittelpunkt stehen
* Viten Jesu und der Apostel als Krönung langjähriger Arbeit: Nikephorus' Chronologie als wichtige Vorarbeit, um historische Hintergrunde zu klären, bevor er sich die Viten als Details herausgreift
* Chronologisch-historische Bemühungen auch bei Konziliengeschichte, die wie schon das Frühwerk Theodoret Altes neu aktualisieren will
* Schließlich ganz Zuwendung an Gegenwart mit zeitgeschichtlichem Werk zu den Böhmischen Brüdern
</div>
 
====Jesus und die Apostel als historische Personen - Die "Historia Iesu Christi"====
 
<span style="font-weight:bold;color:red;">[[OC 0763]], Bl. C5r: Dämonen haben Jesus getötet und damit ihre eigene Macht aufgehoben </span>
 
* [[OCEp 1461]] Widmungsbrief
* [[OC 0762]] Jesus (1566 zweimal, 1581)
* [[OC 0761]] Apostel (dito)
 
* [https://de.wikipedia.org/wiki/Johannes_Mathesius Johannes Mathesius] veröffentlichte 1568 eine Historia Jesu
:: <small>Das scheint aber eine Predigtsammlung zu sein</small>
* Griech. Jesus-Epos 1573: https://books.google.de/books?id=3h1hgZQ4jkIC
 
Merke: Interessant ist auch, was JC ''nicht'' erzählt! Z.B. alles, was schon in der Bibel steht!


===Theorie und Praxis der akademischen Medizin===
=====Widmungsbrief=====
====Galen und Hippokrates - Die theoretischen Grundlagen====
* Geschichtsschreibung als Teil der bonae artes wichtig --> am besten wenn christlich --> daher hat JC die Bibel gelesen --> dabei zur Ergänzung auch andere Quellen hinzugezogen --> zu Jesus und den Aposteln interessante Infos gefunden --> aufschreiben
''fertig und online''
* JC gibt auch "Fehlmeinungen" an, sofern sie sich hartnäckig gehalten haben --> macht sich angreifbar --> aber die Alternative wäre, gar nichts zu publizieren, also auch keine Lösung


====Das praktische Verständnis - Krankheit als Fremdkörper====
=====Zum Inhalt=====
''fertig und online''
*Bl. A8v in Widmungsbrief: Heiliger Georg = Lüge auf Basis der Perseus-Sage
:: <small>Kontext: Historische Berichte werden im Laufe der Zeit überhöht und fabuliert, bis man ihnen nicht mehr trauen kann. --> Was sagt das in der Jesus-Biographie aus? Das ist ja fast schon Kritik an der biblischen Darstellung</small>
* S. 4: Betonung: Jesus ist homoousios: Geboren aus der Jungfrau Maria, aber gezeugt von Gott vor Anbeginn der Zeit
* S. 5f.: Maria = homo, nicht göttlich
* S. 6: Jesus ist anarchos = ohne Anfang, da er keinen Beginn in der Zeit hat, aber zugleich archen geneseos habens mit Blick auf den Vater
* S. 13ff. und 20ff. ausführlich zum Geburtstermin Jesu
* S. 40: explizit keine Entscheidung, ob Maria mit oder ohne ihren physischen Körper ins Himmelreich aufgenommen wurde
* S. 19, 44: Überspringe die ganze Zeit, die in den Evangelien beschrieben wird, da nicht passend, wenn JC ("uninspiriert") die Geschichte neu erzählt
* S. 79 gegen imagines: Schaden nicht, solange die Lehre rein ist, man sollte aber dennoch baldmöglichst zum Urzustand der Kirche zurückkehren
:: S. 86 konkret: Gegen Übertreibung in Bildern: Augen nicht golden und purpur, sondern realistisch
* S. 83: Blasphemie ist es zu sagen, Jesus und Gott seien verschieden oder aber identisch


====Therapie und Behandlung====
=====Zur Nachwirkung=====
''fertig und online''
* S. 42: Im Scanexemplar eine nicht kanonische Episode zwischen Jesus und Salome durchgestrichen
* [[Joachim von Beust]] verwendet die Jesus-Biographie in [[Beust, Orthodoxa enarratio Evangeliorum, 1591]] (4 Auflagen)


====Iatromathematik und Diätetik====
=====Apostel=====
''fertig und online''
* S. 106: Auch hier wird ausgespart, was in der Bibel steht, da es nur dort seine Kraft entfalten kann, etwa die Wundertaten des Petrus


===Herausforderungen für die akademische Medizin===
====Die Chronologie des Nikephoros (1561 gedruckt, vor 1547 begonnen (S. 51))====
====Pest, Schweiß und "Franzosenkrankheit" - Praktische Herausforderungen====
* zu Nikephoros nichts im MBW
''fertig und online''
* ÄB gecheckt
* Erwähnungen in anderen Briefen/Werken im Wiki angeschaut
* keine Literatur zum Thema


====Der griechische Galen - Philologische Herausforderungen====
<div style="color:blue;>
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*Wie Jesus-Biographie an Chronologie interessiert sich JC für Chronologie
*S. 16f.: Jesus und Apostel sind die Krönung, Nikephoros in gewisser Weise als notwendige Vorarbeit
</div>


====Das Verhältnis zu Galen - Konzeptuelle Herausforderungen====
=====Neue Texte, neue Länder, neue Ideen=====
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=====Neubewertung=====
* www.aerztebriefe.de/id/00052202 https://doi.org/10.7891/e-manuscripta-19385
''fertig und online''
** Kalligraphische Beurkundung der Beauftragung Zwingers mit der Aufsicht über die (durch Oporins Tod ins Stocken geratene) Drucklegung von Camerarius' Chronologia Nicephori; mit Schmuckinitiale und Siegel; ohne Unterschrift.


=====Weiterentwicklung=====
====Camerarius' Theodoret-Übersetzung - Philologie, nicht Theologie====
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* [[OCEp 1468]]: Widmungsbrief
* [[OC 0194]]: Übersetzung selbst
* [[OC 0195]]: Lateinisches Epigramm
* [[OC 0196]]: Griechisches Epigramm


=====Verwerfung=====
====Altes aktualisiert - Konziliengeschichte (1552 und 1561)====
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* [[OC 0573]]: Nicäa (1552)
* [[OC 0676]]: alle (1561)


===Die Medizin an der Universität Wittenberg===  
====Zeitgeschichte: Die Böhmischen Brüder (posthum 1605)====
====Die Stellung der Medizin bei Philipp Melanchthon====
* [[Kersken 2022]]:
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** S. 37 "Die reformatorischen Brüche, die im Heiligen Römischen Reich seit der Mitte des 16. Jahrhunderts zu dauerhaften kulturellen Neuprägungen führten, betrafen in besonderer Weise die Geschichtsschreibung, die durch die von Wittenberg und Magdeburg ausgehenden Impulse (Philipp Melanchthon, Caspar Peucer, Matthias Flacius) ein neues, protestantisches Interesse an der Geschichte markierten."
** Im Osten Mitteleuropas durch Jan Hus bereits ein Jahrhundert früher Interesse an konfessioneller Geschichtsschreibung und Zeitgeschichtsschreibung
*** => Hier bereits Tradition
* [[Fritsch 2022]]:
**
* [[Gindely 1859]]:


====Die Medizinische Fakultät in Wittenberg====
* [[Goll 1878]]
''fertig und online''
* [[Beyreuther et al. 1980]]
* [[Kunkler 2000]]
* [[Ellis 2017]]


===Die Medizin an der Universität Leipzig===
* Kontakt zwischen JCII und BB (Caepolla): http://www.aerztebriefe.de/id/00009579 addressiert JCII als amicus
''fertig und online''


===Camerarius und die Medizin===
* [[OC 0949]]
''fertig und online''


==Medizinisches in Werken und Briefen des Camerarius==
===In Orpheus' Fußstapfen - Camerarius' Lob der Gesundheit (AH) ===
''fertig und online''


===Diätetik (MG)===
'''Reise im August:'''


===Iatromathematik (MG)===
Caepolla hatte Lasitius dabei<ref>Vgl. [[Gindely 1859]], 321.</ref>


===Badewesen (MG)===
[[Gindely 1859]], 325 Brief an Lasitius
''fertig und online''


====Baden in Württemberg====
Außerdem zeigte Caepolla Rüdinger einige historiographische Texte. Insbesondere von den "Annalen" des Blahoslav zeigte Rüdinger sich begeistert und meinte, ein Historiograph könne auf deren Basis leicht ein Geschichtswerk über die Unität verfassen.<ref>Vgl. [[Gindely 1859]], 328.</ref>
''fertig und online''
Auf Frage, ob dies schon mal jemand versucht habe, zeigt Caepolla ihm das Werk des Lasitius, dessen Stil Rüdinger jedoch nicht gefiel<ref>Vgl. [[Gindely 1859]], 329.</ref>


===Theriak (MG)===
Camerarius zeigte großes Interesse an der Geschichte und den Riten der Böhmischen Brüder.<ref>Vgl. [[Gindely 1859]], 329.</ref>


===Beteiligung an der Galen-Edition (MG)===
'''Reise im Oktober:'''


===Terminologie (AH)===
Am 1. Oktober reiste Caepolla ein zweites Mal nach Leipzig und besuchte Camerarius erneut; wieder besprach man die Angelegenheiten der Unität.
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===Epigramme für medizinische Abhandlungen und Disputationen Dritter (AH)===
'''Reise 1572:'''
Nicht nur für [[Erwähnte Person::Nikolaus Selnecker]]s Lehrgedicht [[Erwähntes Werk::Selnecker, De partibus corporis humani, 1554|"De partibus corporis humani"]] verfasste Camerarius ein [[Erwähntes Werk::OCEp 1508|Werbegedicht]] ([[#Terminologie|'''s.o.''']]). Ähnliche Werbegedichte des Camerarius existieren zu drei Werken des [[Erwähnte Person::Leonhart Fuchs]]: Fuchs' [[Erwähntes Werk::Fuchs, Apologiae tres, 1538|1538 gesammelt neu aufgelegten drei Apologien]] gegen Gulielmus Puteanus, Sebastianus Montuus und Jeremias Thriverus Brachelius ([[#Neubewertung|'''s.o.''']]), die 1540 einmal unter [[Erwähntes Werk::Fuchs, Apologiae tres, 1540|demselben Titel]] und einmal [[Erwähntes Werk::Fuchs, Libri, 1540|mit leicht veränderter Anordnung]] neu aufgelegt wurden, gibt Camerarius ein [[Erwähntes Werk::OC 0214|Werbegedicht]] bei, in dem er sich ganz deutlich auf Fuchs' Seite stellt: Die drei hätten lieber schweigen sollen, denn nun werde Fuchs' Verteidigung sie erdolchen wie die Spitzmaus, die sich dem alten Sprichwort nach durch ihr eigenes Pfeifen verrate. Dennoch hätten die drei insofern alles richtig gemacht, als nun Fuchs die Gelegenheit habe, seine Schrift zu veröffentlichen, mit der er nicht nur für sich selbst, sondern auch um die Ehre der antiken Ärzte kämpfe.<ref>Vgl. [[Erwähntes Werk::Fuchs, Apologiae tres, 1538]], Bl. A1r.</ref> <br>
Ein [[Erwähntes Werk::OC 0353|Begleitgedicht]] stellte Camerarius auch Fuchs' 1539 gedrucktem [[Erwähntes Werk::Fuchs, De medendis passionibus ac febribus, 1539|Kompendium über die Behandlung verschiedener Krankheiten]] zur Seite. In der ganzen antiken Literatur, so Camerarius, finde man kein Werk, das diesem ebenbürtig sei. Fuchs lehre hier die "wahre Heilkunst" (''vera ratio medendi''), sodass der Benutzer hier nicht nur theoretisches, sondern auch praktisches Wissen mitnehmen könne.<ref>''Nunc poteris ex his (in quo sunt omnia) plane / Non modo quid sapias discere, sed quid agas'' ([[Erwähntes Werk::Fuchs, De medendis passionibus ac febribus, 1539]], Bl. 1r).</ref><br>
Ein drittes [[Erwähntes Werk::OC 0199|Werbegedicht]] gab Camerarius Leonhart Fuchs' [[Erwähntes Werk::Hippokrates, Epidemiōn liber sextus, 1537|Hippokrates-Ausgabe]] bei. Hier lobt er Fuchs, der der Welt den fähigen Arzt Hippokrates wiederbringe, dessen Schriften schon beinahe verloren gewesen seien und der so vielen Patienten das Leben zurückgegeben habe.<ref>''Quique dedit multis sperato funere vitam, / Per te huic extincto nunc prope vita datur'' ([[Erwähntes Werk::Hippokrates, Epidemiōn liber sextus, 1537]], Bl. A1v).</ref>


Weitere Werbegedichte schrieb Camerarius für medizinische Disputationen. Der Leipziger Medizinprofessor [[Erwähnte Person::Wolfgang Meurer]] stellte 1549 eine Disputation [[Erwähntes Werk::Meurer, De catarrhis disputatio, 1549|"De catarrhis"]], bei der [[Erwähnte Person::Philipp Bech]] als Respondent auftrat. Der Druck wird von drei griechischen Werbegedichten eingeleitet, von denen das auf dem Titelblatt mit Sicherheit, die beiden auf der folgenden Seite wahrscheinlich von Camerarius sind.<ref>Vgl. [[Erwähntes Werk::Meurer, De catarrhis disputatio, 1549]], Bl. A1r/v.</ref>
Am 10.05.1572 brach Caepolla erneut nach Wittenberg auf, wo er am 23. desselben Monats ankam, um dafür zu sorgen, dass Esrom Rüdingers lateinische Version des Bekenntnisses auch gedruckt würde. Deren Fertigstellung gestaltete sich mühsam;<ref>Vgl. Gindely 1859, 338f.</ref>
Das [[Erwähntes Werk::OC 0511|erste Gedicht]] stellt eine einfacherere Version des Modells dar, von dem Camerarius auch in seinem nur handschriftlich überlieferten [[Erwähntes Werk::OC 1032|Werbegedicht]] für [[Erwähnte Person::Nikolaus Kopernikus|Kopernikus']] [[Erwähntes Werk::Kopernikus, De revolutionibus, 1543|"De revolutionibus"]] Gebrauch macht:<ref>Vgl. [[Erwähntes Werk::OC 1032]].</ref>
In einem fingierten Dialog fragt eine nicht benannte Person, ein "Unwissender", den ebenfalls nicht weiter benannten "Wissenden", um was für ein Buch es sich handle (Τίς λόγος οὗτος;). Auf die Antwort, dass es um "Flüsse" (im medizinischen Sinn, [[#Das praktische Verständnis - Krankheit als Fremdkörper|'''s.o.''']]) gehe,<ref>Zum Begriff des ''fluxus'' vgl. auch [[Stolberg 2003]], 129ff. und [[Stolberg 2022]], 127f.</ref>
fragt der "Unwissende" weiter, was für ein Mensch denn der "Vater dieses Werks" (πατὴρ τοῦδε λόγοιο) Wolfgang Meurer sei. Der "Wissende" lobt darauf hin Meurer als fähigen Arzt und Freund der Musen.<ref>Vgl. [[Erwähntes Werk::Meurer, De catarrhis disputatio, 1549]], Bl. A1r.</ref><br>
Das [[Erwähntes Werk::OC 0513|zweite]] wie auch das [[Erwähntes Werk::OC 0512|dritte Gedicht]] auf der folgenden Seite sprechen das Thema des Bandes an, die "Flüsse" (ῥεύματα), die die Menschen belästigen. Der Leser möge Meurers Mühe schätzen, der dieses Thema zur Untersuchung gestellt habe.<ref>Vgl. [[Erwähntes Werk::Meurer, De catarrhis disputatio, 1549]], Bl. A1v.</ref>


Camerarius verfasste Werbegedichte für noch zwei weitere Disputationen Meurers: In einer 1555 gedruckten Disputation mit dem Titel [[Erwähntes Werk::Meurer, De vera corroborandi ratione capita, 1555|"De vera corroborandi ratione capita"]] und [[Erwähnte Person::Sebastian Scheib]] als Respondent behandelt Meurer Kraft und Stärkung des menschlichen Körpers. Camerarius wirbt in [[Erwähntes Werk::OC 0612|drei griechischen Distichen]] auf dem Titelblatt: Zwar habe einst jemand (gemeint ist Oppian) gesagt, Kraft ohne Verstand sei wertlos,<ref>Opp. hal. V, 95: ἀλκή δ' ἀνεμώλιος ἄφρων. Camerarius schreibt ῥώμη τις μὲν ἔειπεν ὃτ' ἐστ' ἀνεμώλιος ἄφρων ([[Meurer, De vera corroborandi ratione capita, 1555]], Bl. A1r), unter Austausch des Wortes ἀλκή gegen ῥώμη; dies ermöglicht es ihm, den Wortstamm im Folgevers mit ἄρρωστος für "krank, kraft-los (= ohne ῤώμη)" aufzugreifen.</ref>
Caepolla nutzte die Zeit, um einige Quellen über die Geschichte der Unität aus dem Tschechischen ins Lateinische zu übertragen und seine Versionen Camerarius zukommen zu lassen.<ref>Vgl. Gindely 1859, 339.</ref>
allerdings sei der Verstand eines Menschen ohne Kraft ebenso ohne Nutzen; Meurer habe sowohl Kraft als auch Verstand bewiesen. Im letzten Distichon verzichtet der Sprecher bereitwillig auf Ehre (τιμή) und Wohlstand (ὄλβος), solange er bei Kräften sei (εὔρωστος)<ref>Beachte die dritte Verwendung dieses Wortstocks in Antithese zum vorherigen ἄρρωστος.</ref>
und ihn der Verstand (γνώμη) nicht verlasse.<br>
Schließlich erschien 1562 eine von Meurer gestellte [[Erwähntes Werk::Meurer, De recta medendi ratione, 1562|Disputation "De recta medendi ratione"]], für die Camerarius ebenfalls ein [[Erwähntes Werk::OC 0690|Geleitgedicht]] schrieb: Jemand habe einmal gesagt, das Wichtigste im menschlichen Leben sei die Gesundheit, das zweitwichtigste aber ohne Betrug erhaltener Reichtum.<ref>Vielleicht nach einem Zitat in Athen. deipn. XV, 50 (dann aber ungenau bzw. inkorrekt zitiert): ὑγιαίνειν μὲν ἄριστον ἀνδρὶ θνητῷ, / δεύτερον δὲ καλὸν φυὰν γενέσθαι, / τὸ τρίτον δὲ πλουτεῖν ἀδόλως.</ref>
Die Heilkunst könne als einzige der Künste beides verschaffen. Asklepios habe diese die Menschen gelehrt, [[Erwähnte Person::Hippokrates]] habe sie ausgearbeitet, [[Erwähnte Person::Galen]] habe beide noch übertroffen. Meurer wird als der nächste in der Reihe gefeiert, der Galens Methode folgend das, was dieser in vielen Büchern ausgeführt habe, in einer kleinen Schrift vereine.<ref>Vgl. [[Erwähntes Werk::Meurer, De recta medendi ratione, 1562]], Bl. A1v.</ref>


Auch für [[Erwähnte Person::Johannes Hoffmann]]s [[Erwähntes Werk::Hoffmann, De vino eiusque partibus, 1558|Disputation über den Wein]] von 1558 schrieb Camerarius ein griechisches [[Erwähntes Werk::OC 0328|Werbegedicht]]. Hoffmann wird darin mit [[Erwähnte Person::Homer]] verglichen, der, indem er den Wein lobte,<ref>Hier wird Camerarius ebenso wie Hor. epist. I, 19, V. 6 auf die zahlreichen lobenden Epitheta anspielen, die Homer dem Wein beigibt.</ref>
11. August Abreise aus Wittenberg zurück nach Tschechien<ref>Vgl. Gindely 1859, 339.</ref>
selbst Ruhm gefunden habe und nun den ersten Rang im Musenchor innehabe.<ref>Vgl. [[Erwähntes Werk::Hoffmann, De vino eiusque partibus, 1558]], Bl. A1v.</ref>
Welches Lob verdiene nun also Hoffmann, der ein ganzes Buch über den Wein geschrieben habe? Ein solches sei überdies für einen Franken  wie Hoffmann nur passend.<br>
Zu einer [[Erwähntes Werk::Ellinger, De erysipelate seu igne sacro, 1560|Disputation über das Erysipel]] (Wundrose), die [[Erwähnte Person::Andreas Ellinger]] 1560 stellte (Respondent war der Leipziger Apotheker [[Erwähnte Person::Moritz Steinmetz]]), hatte Camerarius persönlichen Bezug, da er selbst seit spätestens 1558 häufiger darunter gelitten hatte ([[#Fieber, Haut- und Augenleiden|'''s.u.''']]). Entsprechend gibt Camerarius dem Druck ein ausführliches griechisches [[Erwähntes Werk::OC 0661|Werbegedicht]] in 34 Hendekasyllaben bei, in dem er die Symptome der Krankheit beschreibt. Ellinger wird [[Erwähnte Person::Galen]] gleichgestellt.<ref>Vgl. [[Erwähntes Werk::Ellinger, De erysipelate seu igne sacro, 1560]], Bl. A2r/v.</ref>
Schließlich wird es sich auch bei Camerarius' Beitrag zu Simon Schreibes [[Erwähntes Werk::Scheibe, Disputatio ordinaria, 1569|"Disputatio ordinaria de causis famis animalis"]], den der VD16-Katalog verzeichnet, um ein Werbegedicht handeln. Die Überprüfung dieser These steht mangels Verfügbarkeit des Bandes jedoch noch aus.


'''(Alexander Hubert)'''
'''Gegen Ende 1572 erneute Reise nach Wittenberg, Ankunft 01.01.1573'''<ref>Vgl. Gindely 1859, 341 und 346.</ref>


===Medizinisches in den "Decuriae" und der "Appendix problematum" (AH)===
Dabei Brief an Wittenberger Theologen,<ref>Vgl. Gindely 1859, 341f.</ref>
''fertig und online''
Caspar Peucer<ref>Vgl. Gindely 1859, 344f.</ref>
und Esrom Rüdinger,<ref>Vgl. Gindely 1859, 345f.</ref>
in dem die Brüder um Druck ersuchen
und Brief des Andreas Stephanus an JC mit Dank für dessen Engagement sowie sein Vorhaben, ein Geschichtswerk zu schreiben, und Aufforderung, dies fortzusetzen, sowie Bitte um Testimonium<ref>Vgl. Gindely 1859, 343f.</ref>


== Camerarius und die praktische Medizin ==
Besuch bei JC; dieser übt Kritik an Uneinigkeit unter Protestanten<ref>Vgl. Gindely 1859, 346f. 347 über Pfeffinger: ''etsi non erat excellenter doctus, tamen suo loco utiliter et bene docebat et scribebat, et patiebatur sibi subiici et moneri. Habebam, inquit [sc. Camerarius] ipsum quasi in manibus et potuissem ipso viro de successu rei melius sperare''.</ref>
===Medizinkenntnisse und Medizinische Ratschläge an Dritte (AH)===
ähnlich Peucer [[Benz 1971]], S. 138 und 139 nach Gindely 1859, 334 und 337 unten
Joachim Camerarius war kein studierter Arzt; doch wie Michael Stolberg feststellt, waren grundlegende medizinische Kenntnisse im 16. Jahrhundert in der Bevölkerung weit verbreitet, sei es durch die Lektüre teils volkssprachiger Schriften durch die gebildete Oberschicht, sei es durch mündlichen Erfahrungsaustausch.<ref>Vgl. [[Stolberg 2022]], 507. "Even those in the highest circles of society – people who could easily afford the help of a physician – were keen to acquire medical knowledge and sometimes engaged in healing practices of their own" (ebd., 508). Vgl. auch [[Stolberg 2003]], 112. Zum weit verbreiteten medizinischen Allgemeinwissen gehörte etwa das Wissen um die "klimakterischen", also gesundheitlich besonders kritischen Lebensjahre: Camerarius erwartet das als kritisch gesehene 63. Lebensjahr voller Sorge, wie er [[Erwähnte Person::Lazarus von Schwendi]] am 16.10.1562 schreibt (vgl. [[Erwähntes Werk::OCEp 0928]]).</ref>
Dies gilt ganz besonders für Camerarius, dem zum persönlichen Austausch ein ganzes Netzwerk medizinisch gebildeter Gelehrter und studierter Ärzte zur Verfügung stand (↑ [[#Camerarius und die Medizin|'''Camerarius und die Medizin''']]). Nach Zeugnis des an [[Erwähnte Person::Johannes Magenbuch]] gerichteten Vorworts zu Camerarius' 1533 gedruckten [[Erwähntes Werk::Camerarius, De Theriacis, 1533|Theriakschrift]] führte der naturkundlich interessierte Camerarius häufig mit Freunden und Bekannten Gespräche über medizinische Themen, etwa über die Frage, warum die zeitgenössische Medizin so geringe Heilungserfolge verbuchen konnte oder über Theriakrezepte, die er in antiken Werken fand.<ref>Vgl. [[Erwähntes Werk::Camerarius, De Theriacis, 1533]], Bl. a5v.</ref>
Diese Form des theoretischen Austausches fand allerdings offenbar vor allem in persönlicher Form statt und lässt sich daher nur über Selbstaussagen von Camerarius nachvollziehen. In Camerarius' Briefwechsel spielen wissenschaftlich-medizinische Themen aus brieftheoretischen Gründen<ref>Natur- und sittenphilosophische Themen haben, wie Camerarius in seinem [[Erwähntes Werk::OC 0387|großen rhetorischen Lehrwerk]] schreibt, in Briefen keinen Platz. Senecas Briefe an Lucilius seien ebenso wenig Briefe wie Ciceros Werk "De officiis", das ebenfalls einen Adressaten habe. Diese Themen kämen manchmal in kleineren Abschnitten vor, seien aber mit Vorsicht zu behandeln, wenn sie notwendig seien: ''[I]llae disputationes de natura et moribus, et tota philosophia, non sunt epistolae putandae, quanquam salus praescripta fuerit, sed libri. Nec magis Senecae scripta epistolae possunt videri, quod ad Lucilium missa sint cum praefatione amoris, quam Ciceronis de Officiis liber, similiter ad filium datus: et Plutarchi multa aliquibus inscripta opuscula. Quamvis et haec interdum incidunt, ut epistolis includantur: sed aliena tamen res est a toto genere. itaque caute et prudenter tractabitur, etiam tum, cum necesse fuerit'' ([[Erwähntes Werk::OC 0387]], [[Erwähntes Werk::Camerarius, Elementa rhetoricae, 1541]], 197).</ref>
kaum eine Rolle, wie etwa die Korrespondenz mit dem Arzt [[Erwähnte Person::Leonhart Fuchs]] zeigt.<ref>Vgl. die entsprechenden Datensätze unter http://www.aerztebriefe.de/.</ref><br>
Camerarius' eigene Patientengeschichte mag ihm einen Anreiz gegeben haben, sich mit medizinischen Themen zu beschäftigen (vgl. den Abschnitt ↓ [[#Varii morbi - Camerarius als Patient|'''Varii morbi - Camerarius als Patient''']], besonders ↓ [[#Krankheit als Impulsgeber|'''Krankheit als Impulsgeber''']]).


Auch bei der Lektüre musste Camerarius sich, anders als viele seiner Zeitgenossen, nicht auf volkssprachige Werke beschränken, sondern konnte auf die antiken Klassiker zurückgreifen. So zeugen von seiner medizinischen Bildung nicht nur die zahlreichen Zitate aus [[Erwähnte Person::Hippokrates]] und [[Erwähnte Person::Galen]], die sein ganzes Werk durchziehen. Nach Zeugnis seines Sohnes [[Erwähnte Person::Joachim Camerarius II.|Joachim]] begann Camerarius spätestens 1538, angeregt durch sein langwieriges Fußleiden ([[#Malum pedis inveteratum - Ein hartnäckiges Geschwür|'''s.u.''']]) mit der intensiveren Lektüre antiker medizinischer Werke, darunter Galen.<ref>Vgl. [[München, BSB]], [https://mdz-nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bvb:12-bsb00111092-3 Sgn. Clm 10376], Nr. 8, Bl. 9r. Joachim Camerarius d.J. verortet den Beginn dieser Studien ins Jahr 1539; aufgrund der dort erwähnten, bereits 1538 erschienenen [[Erwähntes Werk::Galen, Γαληνοῦ δ, 1538|Galenedition]] ist er jedoch um mindestens ein Jahr früher zu datieren. Immerhin zeugt schon die erwähnte Theriakschrift von 1533 von seiner gründlichen Kenntnis der Schriften Galens ([[#Theriak|'''s.o.''']]). Vgl. auch das folgende.</ref>
JC will BB gerne unterstützen, kann dies jedoch nicht öffentlich tun, weil er kein Theologe ist und daher Anlass zu Kritik geben und damit schaden als nutzen würde<ref>Vgl. Gindely 1859, 347.</ref>
Eine besondere Auszeichnung für Camerarius' Kenntnis von Galens Werk ist es auch, dass [[Erwähnte Person::Philipp Melanchthon]] ihn ob seiner Expertise bereits 1533 und 1534 um die Zusendung passender Galen-Stellen, vor allem zum Thema Säftelehre und Temperament, für sein 1540 gedrucktes Werk [[Erwähntes Werk::Melanchthon, De anima, 1540|"De anima"]] bat.<ref>[https://melanchthon.hadw-bw.de/regesten.html MBW - Regesten online], Nr. 1384 (dat. 07.12.1533): ''Cum autem in Galeno verseris, quo nos quoque utimur, te rogo, ut nobis impertias, siquos locos invenies, quos arbitrabere nobis profuturos, de temperamentis deque aliis, quae physici magis quam medici quaerunt. Cupimus inserere partes humani corporis. Quas si collegisti, quaeso, ut nobis communices.'' [https://melanchthon.hadw-bw.de/regesten.html MBW - Regesten online], Nr. 1400 (dat. 24.01.1534): ''Galeno valde delector. Tu quoque velim, cum incides in locos venustos'' περὶ κράσεων ''aut de humoribus, mihi eos indices''. Zu den weiteren Umständen der Entstehung von "De anima" vgl. [[Helm 1996]], 303.</ref><br>
--> Verweist auf Übersetzung der Briefe des Marcantonio Flaminio ([[OC 0865]]), in denen er seine Meinung über die BB verkündet habe,<ref>Vgl. [[Erwähntes Werk::Flaminio, Epistolae, 1571]], Bl. I4r/v.</ref>  
Im Umgang mit seinen eigenen Krankheiten zeigt sich Camerarius - notgedrungen - ebenfalls als medizinisch gebildet, wenn er etwa [[Erwähnte Person::Andreas Ellinger]]s [[Erwähntes Werk::Ellinger, De erysipelate seu igne sacro, 1560|Disputation zum Erysipel]] rezipiert ([[#Fieber, Haut- und Augenleiden|'''s.u.''']]) oder sein Nierenleiden als chronisch erkennt ([[#Nierensteine - eine Familienkrankheit|'''s.u.''']]).
und er hoffe, dies mit einem weiteren Werk zu tun --> Geschichtswerk!<ref>Vgl. Gindely 1859, 347.</ref>


Schließlich äußern sich Camerarius' medizinische Kenntnisse immer wieder im Rahmen des mündlichen oder brieflichen Erfahrungsaustausches in praktischen medizinischen Ratschlägen für Freunde und Bekannte. Denn die Rolle von Familie und Freunden in Krankheitsfällen beschränkte sich in der Frühen Neuzeit nicht allein auf moralische Unterstützung, vielmehr nahmen sie an Diagnose und Behandlung lebhaft teil, "äußerten ihre eigenen Vermutungen über die Natur der Krankheit[,] ... empfahlen besonders begabte Heilkundige oder als wirksam bewährte Heilmittel oder neue Diagnoseverfahren"<ref>[[Stolberg 2003]], 76. Vgl. auch ebd., 84f.</ref>.
3. Januar zurück zu Esrom nach Wittenberg, weitere Arbeit an Übersetzung und Übergabe an Theologen zur Prüfung<ref>Vgl. Gindely 1859, 348f.</ref>
Besonders letztere waren auch oft Gegenstand der Korrespondenz.<ref>Vgl. [[Stolberg 2003]], 76.</ref>
30.01. Antwort Crucigers: Persönlich nichts dagegen, aber öffentliches Statement für BB nicht möglich, um Feinden Wittenbergs keine Angriffsfläche zu bieten; Entscheidung über Druck nicht in Hand der Uni, Cruciger rät zu Druck in Bautzen o.Ä. auf eigene Kosten und Risiko eines Buchhändlers<ref>Vgl. Gindely 1859, 350.</ref>


Als sein enger Freund [[Erwähnte Person::Daniel Stiebar von Rabeneck]] 1534 schwer erkrankt, augenscheinlich an einer Fieberkrankheit, zeigt sich Camerarius in einem [[Erwähntes Werk::OCEp 1001|Brief]] zutiefst betroffen. Er lobt Stiebars Seelenstärke (''firmitas animi''), von der die mitgesandte Schrift Stiebars zeuge und die auch Stiebars Gesundheit förderlich sei. Neben dem nur allzu zeitgemäßen Rat, sich von der Krankheit nicht zur Verzweiflung bringen zu lassen und auf Gott zu vertrauen,<ref>"Haderte ein Schwerkranker mit seinem Schicksal, so konnte er damals in der Regel nicht auf Verständnis hoffen. Gefordert war nach der christlichen Ethik ein geduldiges Erleiden der Krankheit, die von Gott geschickt war" ([[Jütte 2013]], 186).</ref>
schriftlicher Protest Caepollas <ref>Vgl. Gindely 1859, 351-355.</ref>
gibt Camerarius konkrete medizinische Ratschläge: Das Schwitzen solle Stiebar vergehen lassen und nicht aktiv herbeiführen, wie man es gemeinhin tue. Auch diätetische Ratschläge gibt er seinem Freund. Außerdem sendet Camerarius Säfte und ''confectiones'', also Kompositdrogen, die er nach Anweisung eines Arztes habe anfertigen lassen, mit Empfehlung: Falls Stiebar durstig sei, solle er ein wenig von den mitgeschickten Säften in Wasser lösen und trinken; im Anschluss könne er, wenn und sooft er wolle, die erste ''confectio'' zu sich nehmen und am Abend von der zweiten. <br>
--> Druckerlaubnis<ref>Vgl. Gindely 1859, 355.</ref>
Schließlich fordert Camerarius Stiebar auf, er möge doch, wenn es ihm ein wenig besser gehe, zu ihm (nach [[Erwähnter Ort::Nürnberg]]) kommen, um sich dort ganz auszukurieren.<ref>Vgl. [[Erwähntes Werk::OCEp 1001]], [[Erwähntes Werk::Camerarius, Epistolae familiares, 1595]], 137f.</ref>
Weiterhin öffentliches Statement abgelehnt; Caepolla bemüht sich nicht weiter, um Wittenberger nicht zu gefährden.<ref>Vgl. Gindely 1859, 356.</ref>
Es ist dies ein ganz besonderes Zeichen der engen Freundschaft beider Männer, das üblicherweise Blutsverwandten zu Teil wurde, bei denen der Grad der pathischen Betroffenheit, also der Sorge und Niedergeschlagenheit angesichts der Krankheit eines anderen, höher war:<ref>Vgl. [[Jütte 2013]], 183.</ref>
"Wenn es die beengten Wohn- und Familienverhältnisse erlaubten, ging die Betroffenheit häufig sogar soweit, dass auch entfernt lebenden Verwandten ein Krankenquartier im Haus in Aussicht gestellt wurde."<ref>[[Jütte 2013]], 184.</ref>


Von einem weiteren Fieberfall in der Familie Stiebar zeugt Camerarius' [[Erwähntes Werk::OCEp 1043|Brief vom 03.06.1547]] an Daniel Stiebar: Hier ist es ein namentlich nicht genannter Bruder Stiebars, dessen Krankheit Camerarius als ein Dreitagefieber identifiziert.<ref>Fieber waren in der frühen Neuzeit ein eigenes Krankheitsbild: "A 'fever' was not a symptom but a disease" ([[Stolberg 2022]], 226). Zum Begriff des "Dreitagefiebers" vgl. ebd. 231.</ref>
vom Beginn des Drucks zeugt ein Brief Esrom Rüdingers an Andreas Stephanus vom 06.02.1573<ref>Vgl. Gindely 1859, 359.</ref>
Wieder spricht Camerarius mit einem Arzt und veranlasst diesen, Stiebars Bruder Medikamente zu schicken.<ref>Vgl. [[Erwähntes Werk::OCEp 1043]].</ref><br>
01.03.1573 an Caepolla: Jedoch Esrom mit Druck nicht zufrieden: zu viele Fehler und er hat nicht durchsetzen können, dass ihm dieselbe Seite zweimal zur Korrektur gezeigt wurde; rät zu schnellem Druck der deutschen Version<ref>Vgl. Gindely 1859, 361f.</ref>
Den Arzt [[Erwähnte Person::Cornelius Sittard]] empfiehlt Camerarius Stiebar in einem [[Erwähntes Werk::OCEp 1046|Brief vom 29.01.1548]] und rät Stiebar, Sittard zu Stiebars krankem Freund zu schicken; obwohl Sittard sich skeptisch gezeigt hatte, dass er selbst mehr wisse als andere Ärzte, zeigt sich Camerarius überzeugt, dass gerade in der Medizin der Erfolg nicht nur Glücks (''fortuna'') und des richtigen Zeitpunkts (''tempus''), sondern auch der richtigen ausführenden Person (''homo'') bedürfe.
24. April auch Druck des deutschen Bekenntnisses<ref>Vgl. Gindely 1859, 360.</ref>
25. April an Caepolla: Druck der deutschen Version schreitet voran<ref>Vgl. Gindely 1859, 362f.</ref>


Zwei nicht datierte Fälle, in denen Camerarius sich "pathisch betroffen" zeigt, betreffen [[Erwähnte Person::Matthäus von Wallenrode]] und sein Umfeld. Von dessen Freundschaft zu Camerarius zeugt ein Brief [[Erwähnte Person::Philipp Melanchthon]]s vom 09.04.1544: Darin fordert dieser Wallenrode auf, seiner Freundschaft zu Camerarius entsprechend diesen von einigen Reitern nach Würzburg geleiten zu lassen, da Camerarius sonst große Gefahr drohe.<ref>Vgl. [https://melanchthon.hadw-bw.de/regesten.html MBW - Regesten online], Nr. 3510: ''Nec dubito quin gravissimis caussis moveare, cur Ioachimum Camerarium et vere ames, et omni genere officii iuvandum esse censeas. ... Etsi igitur scio Te tuo iudicio tuaque voluntate omnia tua officia delaturum esse, tamen te oro, ut hac in re et Rempublicam ipsam intueare, et propter eam amanter excipias Ioachimum, et adiunctis aliquot Equitibus Würtzeburgum comiteris. Scis unde sit ei periculum, et quantum et quam iniustum'' (zitiert nach [[CR V]], 356f Nr. 2910).</ref> <br>
Esrom an Caepolla 13.05.1574: JCII verhandelt außerdem mit einem Nürnberger Drucker über den Druck deutschsprachiger Lieder der BB;
Nun schreibt Camerarius in einem [[Erwähntes Werk::OCEp 0945|nur auf den 7. Oktober (ohne Jahr) datierten Brief]] an Wallenrode, er habe von dessen Krankheit gehört. Obwohl er nichts genaueres darüber habe in Erfahrung bringen können, habe er aus dem Bekannten auf Ischias geschlossen. Hätte man ihm nicht mitgeteilt, dass Wallenrode in einem Bad sei (freilich ohne dieses näher zu benennen), wäre Camerarius sofort aufgebrochen, um für Wallenrode zu sorgen.<ref>Vgl. [[Erwähntes Werk::OCEp 0945]].</ref>
''Historica vestra nimis diu distulistis, cum senex noster iam sit mortuus. Ego socero amisso non tantum in luctu sum gravissimo, sed sunt etiam, qui exilia nobis minantur[sic!].''<ref>Vgl. Gindely 1859, 363.</ref>
Was uns heute übertrieben scheint, war zu Camerarius Zeiten durchaus üblich: "Schenkt man den Berichten der Ärzte Glauben, dann waren die Kranken zu Hause oft von Menschen umringt, von der eigenen Familie, aber auch von Freunden und Bekannten. ... Den Laien ... waren Krankenbesuche offenbar Pflicht und Bedürfnis zugleich."<ref>[[Stolberg 2003]], 76.</ref><br>
In einem [[Erwähntes Werk::OCEp 0942|zweiten Brief ohne Jahr]], in dem Camerarius auch seine langjährige Bekanntschaft mit Wallenrode anspricht, geht es um die Krankheit von Wallenrodes Frau, bezüglich derer Camerarius sich zutiefst betroffen zeigt (''non potui non, sicut par erat, graviter perturbari''). Mit dem Brief schickt Camerarius drei Medikamente, "die man für wirksam und gut hält" (''quae efficacia et bona perhibentur''); mit dem zweiten und dritten habe Camerarius schon selbst gute Erfahrungen gemacht.<ref>Vgl. [[Erwähntes Werk::OCEp 0942]].</ref>


Hier darf eine Anekdote nicht fehlen, die Georg Andreas Will in seinem Nürnbergischen Gelehrtenlexikon zu Camerarius' Freund in Nürnberg [[Erwähnte Person::Michael Roting]] bringt: Demnach habe Camerarius Roting "zur Zeit der Bauernaufruhr", also vermutlich 1525, im letzten Moment vor der Amputation eines entzündeten Schenkels bewahrt und ihm jede Hilfe versprochen. Schließlich habe Camerarius Roting unter Anwendung von Guajak sogar geheilt.<ref>"Zur Zeit der damaligen Bauern-Aufruhr hat [Roting] sich zu Bamberg eines entzuendeten Schenkels halben eine Zeitlang aufgehalten; und da ihm derselbe hat sollen abgeschnitten werden/ auch schon deswegen gebunden gewesen ist/ kam ohngefaehr Joach[im] Camerarius dazu und sagte: Nicht/ mein Freund/ Michael/ es ist besser zween als einen Schenkel haben/ ich will dir mit Huelf und Rath nach Moeglichkeit beyspringen. Wie er ihn denn auch hernach mit der Kur ''ligni Guaiaci'' gluecklich wieder herstellen lassen" ([[Will 1757]], 411).</ref>
Will bringt leider keine Quellen für seine Anekdote an, weshalb sie sich bis auf Weiteres kaum bestätigen lässt. Das Krankheitsbild erinnert offensichtlich an das offene Geschwür am linken Bein, das Camerarius zwischen 1529 und 1542 über ein Jahrzehnt hinweg plagte ([[#Malum pedis inveteratum - Ein hartnäckiges Geschwür|'''s.u.''']]). Auch hier brachte Guajak die Heilung. Man sollte meinen, dass Camerarius schneller zu diesem Mittel gegriffen hätte, wenn er mit Rotings Fall bereits zuvor solch positive Erfahrungen in seinem Bekanntenkreis gemacht hätte. Andererseits galt die Guajakkur als äußerst intensiv und auch dem Vorbild [[Erwähnte Person::Ulrich von Hutten|Ulrichs von Hutten]], das er ungeachtet Wills Anekdote auf jeden Fall hatte, folgte Camerarius nicht sofort.


Ebenso wurden innerhalb von Camerarius' eigener Familie medizinische Ratschläge und Medikamente weitergegeben, wie ein handschriftlich überlieferter Brief von Camerarius' Schwiegersohn [[Erwähnte Person::Esrom Rüdinger]] vom 05.04.1558 belegt:<ref>Vgl. [[Jonge 1980]].</ref>  
'''Weitere Notizen:'''
Darin berichtet dieser Camerarius von der Krankheit von dessen Tocher [[Erwähnte Person::Anna Camerarius II.|Anna]]. Weiterhin schreibt er, sie habe heute Camerarius' Panacea genommen, nämlich Tabletten mit Aloe. In der Folge wolle man [[Erwähnte Person::Caspar Peucer]]s Ratschläge befolgen.
Andreas Stephanus hörte Rüdingers Vorlesung zu Melanchthons "De anima"<ref>Vgl. Gindely 1859, 364.</ref>


Wie man sieht, stand Camerarius Familie und Freunden stets mit Rat und Tat bei Seite und ließ zuweilen sogar extra Medikamente für kranke Bekannte oder Familienangehörige anrühren oder Besorgungen tätigen: Zur Vermittlung einer Brille durch Camerarius an seinen Freund [[Erwähnte Person::Helius Eobanus Hessus]] vgl. den Abschnitt ↓ [[#Fieber, Haut- und Augenleiden|'''Fieber, Haut- und Augenleiden''']]. Von der hervorragenden Ausstattung von Camerarius' eigener Hausapotheke zeugt ein Brief [[Erwähnte Person::Philipp Bech]]s vom 17.06.1547: Nach der Eroberung [[Erwähnter Ort::Leipzig]]s durch die kaiserlichen Truppen ist Bech vor Ort und informiert Camerarius über den Zustand von dessen Haus: Camerarius' Bücher, so schreibt er, seien unberührt. Verloren seien allerdings größere Teile von Möbeln und Liegen und insbesondere auch Latwergen, Kompositdrogen, Arzneiwein und -essig sowie Pflanzen- und Blütendestillaten.<ref>Vgl. http://www.aerztebriefe.de/id/00000192.</ref>
'''Überlegungen:'''


Dass studierte Ärzte für die Bemühungen des Laien Camerarius bisweilen aber nicht mehr als ein müdes Lächeln übrig hatten, zeigt eine Anekdote, die Camerarius selbst seinem Freund [[Erwähnte Person::Hieronymus Wolf]] in einem [[Erwähntes Werk::OCEp 0816|Brief vom 15.10.1556]] erzählt: Einmal habe er einem Bekannten ein Medikament empfohlen, mit dem Hinweis, vor der Einnahme noch den Rat eines Arztes zu suchen. Dies habe der Bekannte auch getan. Als er dem Arzt das Rezept zeigte und aussagte, es stamme von Camerarius, habe der Medicus gelacht und es zwar nicht verworfen, aber doch kritisiert und gesagt, Camerarius habe das Rezept wohl von irgendeinem griechischen Autor übersetzt.<ref>Vgl. [[Erwähntes Werk::OCEp 0816]] (Edition des Autographs bei [[Zäh 2013]], Nr. 119).</ref>
* Historia definitiv nach 1568 wegen Erwähnung Flacius
* Aber: Hätte nicht Rüdinger bei seiner Begeisterung für die Annalen ganz konkret auf JC verwiesen, statt allgemein auf einen Historiker, wenn er gewusst hätte, dass JC da an etwas arbeitet???


'''(Alexander Hubert)'''
Gindely 1859, 365 aufgehört zu lesen


===''Varii morbi'' - Camerarius als Patient (AH)===
'''Nähe zu Calvinisten'''
''fertig und online''
* Molnár 1981, 15: böhmische Brüder waren den Calvinisten nahe
* Kapitel zu Peucer und den BB
* Verhältnis zu Bucer??


===Badbesuche (MG)===
====Werke====
''fertig und online''
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Aktuelle Version vom 30. Oktober 2024, 15:16 Uhr

Benutzer:HIWI/Notes

Theologie

Historische Theologie

Vorrede zur Gliederung des Abschnitts:
  • Camerarius Philologe, nicht Theologe
  • davon zeugt früh Theodoret
  • dann aber auch die Viten Jesu und der Apostel, wo Chronologie und historische Hintergründe im Mittelpunkt stehen
  • Viten Jesu und der Apostel als Krönung langjähriger Arbeit: Nikephorus' Chronologie als wichtige Vorarbeit, um historische Hintergrunde zu klären, bevor er sich die Viten als Details herausgreift
  • Chronologisch-historische Bemühungen auch bei Konziliengeschichte, die wie schon das Frühwerk Theodoret Altes neu aktualisieren will
  • Schließlich ganz Zuwendung an Gegenwart mit zeitgeschichtlichem Werk zu den Böhmischen Brüdern

Jesus und die Apostel als historische Personen - Die "Historia Iesu Christi"

OC 0763, Bl. C5r: Dämonen haben Jesus getötet und damit ihre eigene Macht aufgehoben

Das scheint aber eine Predigtsammlung zu sein

Merke: Interessant ist auch, was JC nicht erzählt! Z.B. alles, was schon in der Bibel steht!

Widmungsbrief
  • Geschichtsschreibung als Teil der bonae artes wichtig --> am besten wenn christlich --> daher hat JC die Bibel gelesen --> dabei zur Ergänzung auch andere Quellen hinzugezogen --> zu Jesus und den Aposteln interessante Infos gefunden --> aufschreiben
  • JC gibt auch "Fehlmeinungen" an, sofern sie sich hartnäckig gehalten haben --> macht sich angreifbar --> aber die Alternative wäre, gar nichts zu publizieren, also auch keine Lösung
Zum Inhalt
  • Bl. A8v in Widmungsbrief: Heiliger Georg = Lüge auf Basis der Perseus-Sage
Kontext: Historische Berichte werden im Laufe der Zeit überhöht und fabuliert, bis man ihnen nicht mehr trauen kann. --> Was sagt das in der Jesus-Biographie aus? Das ist ja fast schon Kritik an der biblischen Darstellung
  • S. 4: Betonung: Jesus ist homoousios: Geboren aus der Jungfrau Maria, aber gezeugt von Gott vor Anbeginn der Zeit
  • S. 5f.: Maria = homo, nicht göttlich
  • S. 6: Jesus ist anarchos = ohne Anfang, da er keinen Beginn in der Zeit hat, aber zugleich archen geneseos habens mit Blick auf den Vater
  • S. 13ff. und 20ff. ausführlich zum Geburtstermin Jesu
  • S. 40: explizit keine Entscheidung, ob Maria mit oder ohne ihren physischen Körper ins Himmelreich aufgenommen wurde
  • S. 19, 44: Überspringe die ganze Zeit, die in den Evangelien beschrieben wird, da nicht passend, wenn JC ("uninspiriert") die Geschichte neu erzählt
  • S. 79 gegen imagines: Schaden nicht, solange die Lehre rein ist, man sollte aber dennoch baldmöglichst zum Urzustand der Kirche zurückkehren
S. 86 konkret: Gegen Übertreibung in Bildern: Augen nicht golden und purpur, sondern realistisch
  • S. 83: Blasphemie ist es zu sagen, Jesus und Gott seien verschieden oder aber identisch
Zur Nachwirkung
Apostel
  • S. 106: Auch hier wird ausgespart, was in der Bibel steht, da es nur dort seine Kraft entfalten kann, etwa die Wundertaten des Petrus

Die Chronologie des Nikephoros (1561 gedruckt, vor 1547 begonnen (S. 51))

  • zu Nikephoros nichts im MBW
  • ÄB gecheckt
  • Erwähnungen in anderen Briefen/Werken im Wiki angeschaut
  • keine Literatur zum Thema
  • Wie Jesus-Biographie an Chronologie interessiert sich JC für Chronologie
  • S. 16f.: Jesus und Apostel sind die Krönung, Nikephoros in gewisser Weise als notwendige Vorarbeit


  • www.aerztebriefe.de/id/00052202 https://doi.org/10.7891/e-manuscripta-19385
    • Kalligraphische Beurkundung der Beauftragung Zwingers mit der Aufsicht über die (durch Oporins Tod ins Stocken geratene) Drucklegung von Camerarius' Chronologia Nicephori; mit Schmuckinitiale und Siegel; ohne Unterschrift.

Camerarius' Theodoret-Übersetzung - Philologie, nicht Theologie

Altes aktualisiert - Konziliengeschichte (1552 und 1561)

Zeitgeschichte: Die Böhmischen Brüder (posthum 1605)

  • Kersken 2022:
    • S. 37 "Die reformatorischen Brüche, die im Heiligen Römischen Reich seit der Mitte des 16. Jahrhunderts zu dauerhaften kulturellen Neuprägungen führten, betrafen in besonderer Weise die Geschichtsschreibung, die durch die von Wittenberg und Magdeburg ausgehenden Impulse (Philipp Melanchthon, Caspar Peucer, Matthias Flacius) ein neues, protestantisches Interesse an der Geschichte markierten."
    • Im Osten Mitteleuropas durch Jan Hus bereits ein Jahrhundert früher Interesse an konfessioneller Geschichtsschreibung und Zeitgeschichtsschreibung
      • => Hier bereits Tradition
  • Fritsch 2022:
  • Gindely 1859:


Reise im August:

Caepolla hatte Lasitius dabei[1]

Gindely 1859, 325 Brief an Lasitius

Außerdem zeigte Caepolla Rüdinger einige historiographische Texte. Insbesondere von den "Annalen" des Blahoslav zeigte Rüdinger sich begeistert und meinte, ein Historiograph könne auf deren Basis leicht ein Geschichtswerk über die Unität verfassen.[2] Auf Frage, ob dies schon mal jemand versucht habe, zeigt Caepolla ihm das Werk des Lasitius, dessen Stil Rüdinger jedoch nicht gefiel[3]

Camerarius zeigte großes Interesse an der Geschichte und den Riten der Böhmischen Brüder.[4]

Reise im Oktober:

Am 1. Oktober reiste Caepolla ein zweites Mal nach Leipzig und besuchte Camerarius erneut; wieder besprach man die Angelegenheiten der Unität.

Reise 1572:

Am 10.05.1572 brach Caepolla erneut nach Wittenberg auf, wo er am 23. desselben Monats ankam, um dafür zu sorgen, dass Esrom Rüdingers lateinische Version des Bekenntnisses auch gedruckt würde. Deren Fertigstellung gestaltete sich mühsam;[5]

Caepolla nutzte die Zeit, um einige Quellen über die Geschichte der Unität aus dem Tschechischen ins Lateinische zu übertragen und seine Versionen Camerarius zukommen zu lassen.[6]

11. August Abreise aus Wittenberg zurück nach Tschechien[7]

Gegen Ende 1572 erneute Reise nach Wittenberg, Ankunft 01.01.1573[8]

Dabei Brief an Wittenberger Theologen,[9] Caspar Peucer[10] und Esrom Rüdinger,[11] in dem die Brüder um Druck ersuchen und Brief des Andreas Stephanus an JC mit Dank für dessen Engagement sowie sein Vorhaben, ein Geschichtswerk zu schreiben, und Aufforderung, dies fortzusetzen, sowie Bitte um Testimonium[12]

Besuch bei JC; dieser übt Kritik an Uneinigkeit unter Protestanten[13] ähnlich Peucer Benz 1971, S. 138 und 139 nach Gindely 1859, 334 und 337 unten

JC will BB gerne unterstützen, kann dies jedoch nicht öffentlich tun, weil er kein Theologe ist und daher Anlass zu Kritik geben und damit schaden als nutzen würde[14] --> Verweist auf Übersetzung der Briefe des Marcantonio Flaminio (OC 0865), in denen er seine Meinung über die BB verkündet habe,[15] und er hoffe, dies mit einem weiteren Werk zu tun --> Geschichtswerk![16]

3. Januar zurück zu Esrom nach Wittenberg, weitere Arbeit an Übersetzung und Übergabe an Theologen zur Prüfung[17] 30.01. Antwort Crucigers: Persönlich nichts dagegen, aber öffentliches Statement für BB nicht möglich, um Feinden Wittenbergs keine Angriffsfläche zu bieten; Entscheidung über Druck nicht in Hand der Uni, Cruciger rät zu Druck in Bautzen o.Ä. auf eigene Kosten und Risiko eines Buchhändlers[18]

schriftlicher Protest Caepollas [19] --> Druckerlaubnis[20] Weiterhin öffentliches Statement abgelehnt; Caepolla bemüht sich nicht weiter, um Wittenberger nicht zu gefährden.[21]

vom Beginn des Drucks zeugt ein Brief Esrom Rüdingers an Andreas Stephanus vom 06.02.1573[22] 01.03.1573 an Caepolla: Jedoch Esrom mit Druck nicht zufrieden: zu viele Fehler und er hat nicht durchsetzen können, dass ihm dieselbe Seite zweimal zur Korrektur gezeigt wurde; rät zu schnellem Druck der deutschen Version[23] 24. April auch Druck des deutschen Bekenntnisses[24] 25. April an Caepolla: Druck der deutschen Version schreitet voran[25]

Esrom an Caepolla 13.05.1574: JCII verhandelt außerdem mit einem Nürnberger Drucker über den Druck deutschsprachiger Lieder der BB; Historica vestra nimis diu distulistis, cum senex noster iam sit mortuus. Ego socero amisso non tantum in luctu sum gravissimo, sed sunt etiam, qui exilia nobis minantur[sic!].[26]


Weitere Notizen: Andreas Stephanus hörte Rüdingers Vorlesung zu Melanchthons "De anima"[27]

Überlegungen:

  • Historia definitiv nach 1568 wegen Erwähnung Flacius
  • Aber: Hätte nicht Rüdinger bei seiner Begeisterung für die Annalen ganz konkret auf JC verwiesen, statt allgemein auf einen Historiker, wenn er gewusst hätte, dass JC da an etwas arbeitet???
Gindely 1859, 365 aufgehört zu lesen 

Nähe zu Calvinisten

  • Molnár 1981, 15: böhmische Brüder waren den Calvinisten nahe
  • Kapitel zu Peucer und den BB
  • Verhältnis zu Bucer??

Werke

 WerksigleErstdruck inBlatt/Seitenzahl im ErstdruckKurzbeschreibung
Camerarius, De ecclesiis fratrum in Bohemia, 1605OC 0949Camerarius, Historica narratio, 1605S. 1-144Geschichtswerk über Herkunft und Schicksal der Böhmischen Brüder. Beginnend bei Jan Hus im Jahre 1400 legt Camerarius die Geschichte der Brüder-Unität bis in seine eigene Zeit dar und verteidigt sie gegen wiederkehrende Anfeindungen.
Camerarius, De synodis oecumenicis, 1561OC 0676Nikephoros, Chronologia, 1561S. 219-223Knappe chronologische Darstellung zu den Ökumenischen Konzilien.
Camerarius, Ecclesiasticae historiae Theodoriti, 1536OC 0194Theodoret, Res Ecclesiasticae, 1536S. 3-151Übersetzung der "Kirchengeschichte" Theodorets und weiterer Schriften aus deren Umfeld.
Camerarius, Historia synodi Nicenae (Werk), 1552OC 0573Camerarius, Historia synodi Nicenae (Druck), 1552S. 3-156Geschichte des Konzils von Nicäa.
Camerarius, In historiam Theodoriti, 1536OC 0195Theodoret, Res Ecclesiasticae, 1536S. 418Lateinisches Einleitungsepigramm zum Geschichtswerk des Theodoret in sieben Distichen.
Camerarius, Εἰς Θεοδωρίτου ἱστορίαν, 1536OC 0196Theodoret, Res Ecclesiasticae, 1536S. 418Einleitungsepigramm zum Geschichtswerk des Theodoret in drei Distichen.

Briefe

 WerksigleErstdruck inBlatt/Seitenzahl im ErstdruckKurzbeschreibung
Camerarius an Jonas, 13.08.1535OCEp 1468Theodoret, Res Ecclesiasticae, 1536Bl. A2r-A4rCamerarius erklärt die Umstände, die zur Entstehung der Theodoret-Übersetzung geführt haben. Aus dem anfänglichen Vorhaben einer Verbesserung der Übersetzung des Epiphanius sei die Einsicht in die Notwendigkeit einer Neuübersetzung erwachsen. Den Ertrag seiner Leistung sieht Camerarius mehr auf dem literarischen als auf dem theologischen Gebiet. Eine Beschäftigung mit Theodoret empfiehlt er aufgrund der Vergleichbarkeit der politischen Ereignisse und der moralischen Missstände mit denen der Gegenwart. Zur Zielgruppe der Übersetzung bestimmt Camerarius Staatsmänner und Theologen.

Drucke

 
Camerarius, Historia synodi Nicenae (Druck), 1552
Camerarius, Historica narratio, 1605
Camerarius, Historica narratio, 1605a
Eusebius, Ecclesiastica historia, 1570
Eusebius, Ecclesiasticae historiae autores, 1539
Eusebius, Ecclesiasticae historiae autores, 1544
Eusebius, Ecclesiasticae historiae autores, 1549
Eusebius, Ecclesiasticae historiae autores, 1554
Eusebius, Ecclesiasticae historiae autores, 1557
Eusebius, Ecclesiasticae historiae autores, 1562
Eusebius, Ecclesiasticae historiae autores, 1562a
Nikephoros, Chronologia, 1561
Nikephoros, Chronologia, 1573
Theodoret, Res Ecclesiasticae, 1536

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  1. Vgl. Gindely 1859, 321.
  2. Vgl. Gindely 1859, 328.
  3. Vgl. Gindely 1859, 329.
  4. Vgl. Gindely 1859, 329.
  5. Vgl. Gindely 1859, 338f.
  6. Vgl. Gindely 1859, 339.
  7. Vgl. Gindely 1859, 339.
  8. Vgl. Gindely 1859, 341 und 346.
  9. Vgl. Gindely 1859, 341f.
  10. Vgl. Gindely 1859, 344f.
  11. Vgl. Gindely 1859, 345f.
  12. Vgl. Gindely 1859, 343f.
  13. Vgl. Gindely 1859, 346f. 347 über Pfeffinger: etsi non erat excellenter doctus, tamen suo loco utiliter et bene docebat et scribebat, et patiebatur sibi subiici et moneri. Habebam, inquit [sc. Camerarius] ipsum quasi in manibus et potuissem ipso viro de successu rei melius sperare.
  14. Vgl. Gindely 1859, 347.
  15. Vgl. Flaminio, Epistolae, 1571, Bl. I4r/v.
  16. Vgl. Gindely 1859, 347.
  17. Vgl. Gindely 1859, 348f.
  18. Vgl. Gindely 1859, 350.
  19. Vgl. Gindely 1859, 351-355.
  20. Vgl. Gindely 1859, 355.
  21. Vgl. Gindely 1859, 356.
  22. Vgl. Gindely 1859, 359.
  23. Vgl. Gindely 1859, 361f.
  24. Vgl. Gindely 1859, 360.
  25. Vgl. Gindely 1859, 362f.
  26. Vgl. Gindely 1859, 363.
  27. Vgl. Gindely 1859, 364.