Camerarius, De rebus Turcicis narrationes breves, 1598

Aus Joachim Camerarius (1500-1574)
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Opus Camerarii
Werksigle OC 0948
Zitation De rebus Turcicis narrationes breves et exquisitae, et distinctae autore Ioachimo Camerario Pabepergensi, bearbeitet von Moritz Stock (03.02.2020), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OC_0948
Name Joachim Camerarius I.
Status Verfasser
Sprache Latein
Werktitel De rebus Turcicis narrationes breves et exquisitae, et distinctae autore Ioachimo Camerario Pabepergensi
Kurzbeschreibung Aus verschiedenen Quellen kompilierte Ereignisgeschichte des Nahen Ostens. Vor dem Hintergrund der Frage nach der Herkunft der (osmanischen) Türken stellt Camerarius die Herrschaft der Sarazenen, Seldschuken und Mongolen dar und fügt eigene Überlegungen über die Gründe der Ausbreitung der Osmanen an. Eine Appendix thematisiert die Anfänge der Herrschaft der Sarazenen, beginnend beim Propheten Mohammed.
Erstnachweis 1598
Bemerkungen zum Erstnachweis
Datum unscharfer Erstnachweis (Beginn)
Datum unscharfer Erstnachweis (Ende)
Schlagworte / Register Geschichtsschreibung; Geschichtsbild; Türkenkriege/Türkengefahr
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Überliefert in
Druck Camerarius, De rebus Turcicis, 1598
Erstdruck in
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck
Carmen
Gedicht? nein
Erwähnungen des Werkes und Einfluss von Fremdwerken
Wird erwähnt in
Folgende Handschriften und gedruckte Fremdwerke beeinflussten/bildeten die Grundlage für dieses Werk
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Bearbeitungsstand korrigiert
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Bearbeiter Benutzer:MS
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Bearbeitungsdatum 3.02.2020
Opus Camerarii
Werksigle OC 0948
Zitation De rebus Turcicis narrationes breves et exquisitae, et distinctae autore Ioachimo Camerario Pabepergensi, bearbeitet von Moritz Stock (03.02.2020), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OC_0948
Name Joachim Camerarius I.




Sprache Latein
Werktitel De rebus Turcicis narrationes breves et exquisitae, et distinctae autore Ioachimo Camerario Pabepergensi
Kurzbeschreibung Aus verschiedenen Quellen kompilierte Ereignisgeschichte des Nahen Ostens. Vor dem Hintergrund der Frage nach der Herkunft der (osmanischen) Türken stellt Camerarius die Herrschaft der Sarazenen, Seldschuken und Mongolen dar und fügt eigene Überlegungen über die Gründe der Ausbreitung der Osmanen an. Eine Appendix thematisiert die Anfänge der Herrschaft der Sarazenen, beginnend beim Propheten Mohammed.
Erstnachweis 1598


Schlagworte / Register Geschichtsschreibung; Geschichtsbild; Türkenkriege/Türkengefahr
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Druck Camerarius, De rebus Turcicis, 1598
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Bearbeitungsdatum 3.02.2020


Aufbau und Inhalt

  • Einführender Überblick (7f.): Ohne Umschweife beginnt Camerarius mit seinem Vorhaben, von ihm gesammelte Erkenntnisse über die Türken aufzuschreiben. Hinreichend gesichert sei, dass die Türken aus Skythien stammen. Doch müsse man unterscheiden zwischen den bei Herodot (4,22) als Iyrkae erwähnten Türken, und anderen Skythen, die auch Tartaren heißen (damit sind die Mongolen gemeint, vgl. 16ff.), sich nach Westen ausbreiteten und irgendwann selbst Türken genannt wurden. Aus letzterem Volk seien schließlich die Osmanen hervorgegangen (vgl. dazu 24f. und 32f.).
  • Seldschuken, Kreuzzüge und Saladin (8-16): Es folgt eine weitgehend chronologische Ereignisgeschichte des Nahen Ostens der Zeit von 1040 bis ca. 1200 n. Chr. Von den Herrscherdynastien der seldschukischen Türken und der Könige von Jerusalem kommt Camerarius schließlich zu Saladin, dem er ganze fünf Seiten einräumt (11-16).
  • Die Mongolen (16-26): Mit der Feststellung, jetzt sei er soweit, zum eigentlichen Thema zu kommen, beginnt er über die sich nach Westen ausbreitenden Mongolen (die er zu den Skythen zählt und Tartari nennt) zu schreiben. Angefangen bei den Großkhanen, allen voran Dschingis Khan (16f.), kommt er auf die Ilchane von Persien Hülegü (bei Camerarius Allaus, 18-20) und Abaqa (Abaga, 20ff.). Dieser nun habe einigen Fürsten (aliquot proceribus gentis suae) die Herrschaft einzelner Gebiete übertragen. Unter diesen Fürsten sei auch Osman gewesen. Exkursartig erzählt Camerarius von Osman und dessen Eroberungen (20f.), um dann wieder zu den Ilchanen zurückzukehren. Zunehmend geht er auch auf deren zwischen Christentum und Islam wechselnden religiösen Ansichten ein. Nachdem er so die Zeit von etwa 1200 bis 1300 n. Chr. abgedeckt hat, wird von Mahmud Ghazan I. (bei Camerarius Cassan, 1271-1304, 22f.) ein großer zeitlicher Sprung zu Uzun Hasan (bei Camerarius Usuncassan, 1423-1478, 24-26) gemacht (Die von Camerarius behauptete Verwandtschaft der beiden konnte nicht verifiziert werden). So gelangt er von der Aq Qoyunlu-Dynastie zu den schiitischen Safawiden in Persien (25f.) und schildert deren Konflikte mit den sunnitischen Osmanen.
  • Afrika und Spanien (26-31): Da häufig das Königreich Ägypten erwähnt worden sei, hält Camerarius es für angebracht auch darüber etwas anzufügen. Er beginnt mit Rückverweisen auf bereits Gesagtes (vgl. 11 und 18) bei dem von Saladin begründeten Geschlecht der Ayyubiden, das schließlich von den Mamluken abgelöst wurde. Von dort geht er weit zurück und fügt die Sukzession der sarazenischen Kalifen-Dynastien in der Nachfolge Mohammeds an (Saracenorum in regno Africano seriem, 27), was ihn auch dazu bringt zunächst die islamischen Reiche in Spanien (28ff.) und dann die Ausbreitung auf die Mittelmeerinseln (30f.) zu thematisieren.
  • Zusammenfassung & Nachwort (31f.): Nach einer knappen Übersicht über die bisherigen Erkenntnisse zur Herkunft der Türken (vgl. 7f.) legt der Autor in einer Art Nachwort dar, was er mit der Schrift beabsichtigte: Sein Plan sei es nicht gewesen, Geschichte neu zu schreiben (historiam integram scribere, 32) sondern das aufzuzeigen was zur genaueren Kenntnis des türkischen Volkes dienlich sei (notare et indicare ea, quae pertinerent ad certiorem quandam notitiam eius nationis, 32). Er habe verschiedene Quellen gesammelt, um die Wahrheit schildern zu können (speciem quandam veri possit informare, 32). Kluge Menschen würden durch die Erzählungen nicht nur unterhalten, sondern auch gelehrt.
  • Gründe für die Ausbreitung der Türken (32-36): Camerarius will der Frage nachgehen, welche Gründe es für das enorme Wachstum des Türkischen Reiches gebe (quasnam causas esse, 32). Hier legt er zunächst seine Überzeugung von der Vergänglichkeit dar (vgl. Ellis 2017, 140f.): Es gebe gewisse schicksalhafte Wendungen ins Positive oder Negative, die die Menschen nach göttlichem Willen dann ereilten, wenn sie sie aufgrund guten oder schlechten Verhaltens verdienten (Est scilicet primum et praecipuum: Esse regnorum et imperiorum, et publici status, fatales quasdam conversiones, quae secundum divinam voluntatem ac providentiam in ea tempora deferuntur, quibus hominum pietas impietasque, itemque virtutes ac vitia meliorem deterioremque fortunam merentur, 32). Um dies zu veranschaulichen, sei es nützlich, die Gründe für das Elend seiner Zeit darzulegen (miseriae nostrae causas, 32), die er (ähnlich der "Oratio senatoria") in der schleichenden Auflösung der verbindenden Elemente der Christenheit (33) und dem allgemeinen Sittenverfall (34ff.) sieht.
  • Appendix (36-40): Mit einer eigenen Überschrift hervorgehoben fügt Camerarius eine Appendix „De Exordio Regni Saraceni et dissidiis inter successores Mahometae“ (36-40) ein. Er beginnt mit einem kurzen Lebensabriss des Propheten Mohammed und schildert dann Streitigkeiten unter dessen Nachfolgern, wobei er auch auf bereits Gesagtes (27ff.) zurückgreift. In Zuge dessen geht er auch auf die Spaltung in Sunniten und Schiiten (Arabes et Persae) ein und referiert sechs Punkte (capita), die für Uneinigkeit sorgten (de quibus inter se dissentiunt, 39).

Stil

Der Stil ist einfach gehalten und kommt ohne die sonst so häufigen, dunklen Anspielungen auf Personen oder Ereignisse aus. Sein Genealogisches Interesse offenbart sich in dem akribischen Versuch die Sukzessionen der verschiedenen Herrschaftsdynastien darzustellen, der Philologe zeigt sich in der Erläuterung von Namensbedeutungen und der häufigen Angabe von Namensvarianten. Der im Titel des Werkes angekündigten brevitas folgt Camerarius bei der Behandlung der meisten Herrscher. Obwohl er seinen Blick nicht starr auf das Thema richtet und nicht nur mit Jahreszahlen sondern immer wieder auch parallelen Ereignissen in Europa zu kontextualisieren sucht (z.B. Richard Löwenherz, 15; Ludwig IX., 18; Heinrich VII., 20), hält er seine Exkurse oft sehr kurz (z.B. zur Stadt Kairo, 26), wenn er nicht gleich ganz davon Abstand nimmt (z.B. 31). Mit eigenen Wertungen oder Polemiken gegenüber den islamischen Herrschern hält er sich zurück.

Entstehungszeit & Überlieferung

Die Entstehung der Schrift ist in die Zeit ab 1566 zu datieren. In einem Brief an Georg Cracow schreibt Camerarius im Oktober 1566, er habe begonnen über Herkunft und Herrschaft der Türken nachzudenken. Er sende die Schrift an Cracow, damit dieser sie dem Kurfürsten August vorlege. Camerarius bezieht sich im Brief auf die "Narrationes Breves", da nur dort die Herkunft der Türken besprochen wird. Weiterhin wurde der "Commentarius alter" nicht fertiggestellt und Camerarius hätte ihn daher wohl kaum dem Kurfürsten vorgelegt.

Der Widmungsbrief des jüngeren Camerarius weist ferner darauf hin, dass Camerarius im hohen Alter (aetate iam provectiore, 5) und bei schlechter Gesundheit (quantum per valetudinem infirmiorem illi fuit concessum, 5) an der Schrift gearbeitet hat. Den ersten Kommentar ("Narrationes breves") konnte er vollenden (ad finem perduxit, 5). Nach Camerarius‘ Tod sei die Schrift einige Zeit versteckt geblieben, da es andere (namentlich: Johannes Löwenklau) gebe, die über diese Thema geschrieben hätten. Erst auf Druck gewisser hervorragender Männer habe der jüngere Camerarius sich dazu veranlasst gesehen, die Schrift doch zu publizieren.

Quellen

Seine genauen Quellen verrät Camerarius nicht (ex scriptis veterum, 7; in historiis, 8). Er schreibt im Nachwort (32) lediglich, er habe verschiedene, einander (hinsichtlich Ereignissen, Personen und Jahreszahlen) auch wiedersprechende Quellen gesammelt, um die Wahrheit schildern zu können (speciem quandam veri possit informare, 32). Einzelne Stellen deuten darauf hin, dass er byzantinische (in Graecis historiis, 10), französische (Galli … vocarunt, 30) und italienische (Annales Genuensium, 30) Quellen heranzog. Der Stoff der Appendix De exordio regni Saraceni (36ff.) stamme aus einer aus dem Spanischen übersetzten Schrift (quaedam scripta, translata ex Hispanicis narrationibus). Grundlegende Überlegungen zu den Quellen der "Oratio senatoria" und von "De clade accepta in Pannonia" (in "Elementa rhetoricae", 107ff.) finden sich bei Kasza 2017.

Anmerkungen

  • Zwar gibt Camerarius für die Namen meist mehrere Schreibweisen an und erläutert teilweise sogar ihre Bedeutung (z.B. Saladin, 16), doch sind v.a. die arabischen Eigennamen nicht immer leicht zu identifizieren.
  • Joachim II. fügte Randglossen ein, die Parallelstellen im Geschichtswerk von Johannes Löwenklau angeben (vgl. Widmungsbrief).