Camerarius an Volland, nach dem 18.05.1536

Aus Joachim Camerarius (1500-1574)
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Werksigle OCEp 0145
Zitation Camerarius an Volland, nach dem 18.05.1536, bearbeitet von Manuel Huth und Michael Pöschmann (24.04.2019), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_0145
Besitzende Institution
Signatur, Blatt/Seite
Ausreifungsgrad Druck
Erstdruck in Camerarius, De Helio Eobano Hesso, 1553
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck Bl. Y4v-Y6r
Zweitdruck in
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck
Sonstige Editionen
Wird erwähnt in
Fremdbrief? nein
Absender Joachim Camerarius I.
Empfänger Caspar Volland
Datum 1536
Datum gesichert? nein
Bemerkungen zum Datum
Unscharfes Datum Beginn 1536-05-18
Unscharfes Datum Ende 1536-12-31
Sprache Latein
Entstehungsort Tübingen
Zielort Tübingen
Gedicht? ja
Incipit Te studiorum artisque bonae doctissime, quantum
Link zur Handschrift
Regest vorhanden? ja
Paratext ? nein
Paratext zu
Kurzbeschreibung
Anlass
Register Briefe/Briefgedichte
Handschrift unbekannt
Bearbeitungsstand korrigiert
Notizen An US: (Unsicher:) Oder bereite ihm ihre Ausübung etwa Verdruss und schäme er sich, dass nun die Künste, die ihm einst am Herzen lagen, nun gleichsam nackt seien und keine Anerkennung fänden?
Wiedervorlage ja
Bearbeiter Benutzer:MH; Benutzer:HIWI4
Gegengelesen von Benutzer:MH
Datumsstempel 24.04.2019
Werksigle OCEp 0145
Zitation Camerarius an Volland, nach dem 18.05.1536, bearbeitet von Manuel Huth und Michael Pöschmann (24.04.2019), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_0145
Ausreifungsgrad Druck
Erstdruck in Camerarius, De Helio Eobano Hesso, 1553
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck Bl. Y4v-Y6r
Fremdbrief? nein
Absender Joachim Camerarius I.
Empfänger Caspar Volland
Datum 1536
Datum gesichert? nein
Unscharfes Datum Beginn 1536-05-18
Unscharfes Datum Ende 1536-12-31
Sprache Latein
Entstehungsort Tübingen
Zielort Tübingen
Gedicht? ja
Incipit Te studiorum artisque bonae doctissime, quantum
Regest vorhanden? ja
Paratext ? nein
Register Briefe/Briefgedichte
Datumsstempel 24.04.2019


Zielort mutmaßlich.

Hinweise zur Datierung

Der Brief wurde dem Umzug nach Tübingen und nach der Publikation des Commentarius captae urbis verfasst, dessen Widmungsbrief auf den 18.05.1536 datiert (=Terminus post quem).

Regest

Sei es eine Schande für die Studien und die schöne Künste, dass Camerarius den auf diesen Gebieten höchst bewanderten Volland nicht kannte? Freilich sei es Camerarius' Schuld, das könne man nicht von der Hand weisen, doch auch Volland habe seinen Anteil daran. Denn wie könne wiederum Volland nicht wissen, dass Camerarius in diesen Zeiten die verschmähten Musen verehre, versuche die Ruhe unter Apolls Lorbeer zu genießen und die schlichte Muße eines einfachen Lebens Reichtümern vorziehe?

Wie könnte Camerarius, wenn er gewusst hätte, dass Volland einst die schönen Künste pflegte, davon ausgehen, Volland habe nun weiterhin genug Zeit für ihre Ausübung, wo er doch nun seiner Tätigkeit als Stadtschreiber nachgehen müsse? (Unsicher:) Oder bereite ihm ihre Ausübung etwa Verdruss und schäme er sich, dass nun die Künste, die ihm einst am Herzen lagen, nun gleichsam nackt seien und keine Anerkennung fänden? Warum denn verschleiere er, dass ihm die Gottheit zugetan sei, der die mit dem cirreischen Boden verbundenen Bergrücken geweiht seien? Und warum verheimliche er, dass er der Schar der neun Musen gefallen habe? Sie stammten doch vom höchsten Vater, Zeus, ab. Die Natur der Dinge werde nicht von fehlgeleiteten menschlichen Meinung beschmutzt. Was es auch an Gutem gebe, das werde nicht schlecht, bloß weil einer es für schlecht halte.

Und obwohl das Volk derartige Studien für unnütz hielte, mache es Camerarius Freude, die Heiligtümer der Musen zu verehren. Camerarius spreche schon so, als ob er den Pfad zum Musenberg kenne und ihm das Wasser der kastalischen Quelle bekannt sei. Wenn aber bisweilen bei einer lobenswerten Tat allein der Wille ausreiche und es in bedeutenden Dingen schon genug sei, sie zu wollen, dann wolle Camerarius sich als Freund der göttlichen Musen bezeichnen lassen, die in den aganippäischen Wogen und im Gebirge von Delphi ihr Spiel trieben.

Doch nun zum Gedicht, das Volland ihm geschickt hatte. Es habe ihm wunderbar gefallen und seine Verse, wenn auch wenige, offenbarten durch ihre Qualität das Talent und den guten Charakter Vollands. Nun sehne sich Camerarius die Anwesenheit Vollands herbei und jetzt erst erkenne er, wie wenig er ihn eigentlich kenne. Er wünsche sich, die engste freundschaftliche Bindung mit ihm einzugehen. Diese Studien (der Musenkunst) habe er schon in seinen jungen Jahren geliebt und manche glaubten, dass Camerarius ihnen vom Schicksal her besonders zugeneigt sei, und in seinem Tempus fänden sie Anzeichen für die Pflege dieser Künste, was durch seine Geburtsstunde (in seinem Horoskop) angezeigt werde. Sei es nun wahr oder falsch - was Camerarius eher glaube -, so gefalle ihm dennoch diese nette Anekdote und er werde nicht zögern, sich größte (Dichter-)Ruhm zu erwerben, wobei die Reichen ruhig auf ihre erbärmliche Habgier bedacht sein mögen. Nicht Reichtum und das Führen von Gerichtsverhandlungen mache ihm Freude. Für andere mögen zahlreiche Klienten eine lukratives Geschäft sein. Sei es nun seine Natur, oder sein eigener Wille, das Studium der Musenkunst sei ihm angenehm. Er verehre die Erfindungen der Musen und ihre Anhänger. Wenn dies auch auf Volland zutreffe, seien all seine Wünsche erfüllt.

Volland möge sich noch gedulden, bis Camerarius einen geeigneten Boten gefunden habe, der ihnen die von Volland gewünschten Gesetze der Stadt Nürnberg hierher bringen könne, die Camerarius neulich gut geheißen hatte (Iudicio nuper probata Iura meo).

Camerarius werde es nicht an Sorge und Zuverlässigkeit mangeln lassen, um Volland seiner Freundschaft öffentlich Ausdruck zu verleihen. Er habe ihm nun ein Lobgedichte auf den Kaiser (Karl V.; s. Anm.) geschickt, da Volland deren Neuartigkeit begeistern könnte. Zwar werde sie Volland es sicher schnell lesen wollen, doch möge er dieses Briefgedicht sowie die Lobgedichte auf den Kaiser wohlwollend aufnehmen. Camerarius' Werke seien das Ergebnis seines Eifers, der Arbeit eines raschen Federkiels, und eines von Sorgen geplagten Geistes. Wenn nicht (immer wieder) viele Dinge seine Ruhe störten, so würde Volland diese Werke erst später und vielleicht auch in weniger schlechtem Zustand bekommen.

(Michael Pöschmann / Manuel Huth)

Anmerkungen