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===Historische Theologie===
===Historische Theologie===
Joachim Camerarius war, wie er immer wieder betonte, kein Theologe, sondern in erster Linie Philologe. Dementsprechend ist auch seine Herangehensweise an biblische und theologische Themen oft eher eine philologisch-humanistische denn eine rein theologische. Dies wird schon früh bei seiner 1536 gedruckten ↓ [[#Camerarius' Theodoret-Übersetzung - Philologie, nicht Theologie|'''Übersetzung von Theodorets Kirchengeschichte''']] deutlich, die sich klar als philologisches, nicht als theologisches Werk versteht und vor allem als historische Quelle und zur Heilung gegenwärtiger Misstände dienen will. Tatsächlich ist die historische Theologie ein Bereich, der es Camerarius ermöglicht, seine besonderen Kompetenzen als Philologe auf theologische Stoffe anzuwenden, ohne dabei die Grenzen zu einem Fachbereich zu überschreiten, der nicht der seine ist. So befassen sich auch seine ↓ [[#Von Jesus und den Aposteln - "Historia Iesu Christi" und "Expositio de apostolis"|'''Biographien Jesu und der Apostel''']] nicht mit theologischen, sondern mit historischen und philologischen Inhalten: Camerarius' Ziel ist es nicht, selbst die christliche Lehre zu erklären, sondern sein Wissen über die antike Geschichte und Literatur einzusetzen, um das Verständnis jener zu fördern; Camerarius möchte nicht selbst deuten, sondern er möchte mittels seiner philologischen Fähigkeiten anderen Gelehrten mit entsprechender theologischer Kompetenz die sachlichen Grundlagen liefern, die diese wiederum für die Deutung der Heiligen Schrift benötigen. Die Geschichtsschreibung ist nur eines der Mittel, derer er sich dazu bedient.<br>
Joachim Camerarius war, wie er immer wieder betonte, kein Theologe, sondern in erster Linie Philologe. Dementsprechend ist auch seine Herangehensweise an biblische und theologische Themen oft eher eine philologisch-humanistische denn eine rein theologische. Dies wird schon früh bei seiner 1536 gedruckten ↓ [[#Camerarius' lateinische Theodoret-Übersetzung - Philologie, nicht Theologie|'''Übersetzung von Theodorets Kirchengeschichte''']] deutlich, die sich klar als philologisches, nicht als theologisches Werk versteht und vor allem als historische Quelle und zur Heilung gegenwärtiger Misstände dienen will. Tatsächlich ist die historische Theologie ein Bereich, der es Camerarius ermöglicht, seine besonderen Kompetenzen als Philologe auf theologische Stoffe anzuwenden, ohne dabei die Grenzen zu einem Fachbereich zu überschreiten, der nicht der seine ist. So befassen sich auch seine ↓ [[#Von Jesus und den Aposteln - "Historia Iesu Christi" und "Expositio de apostolis"|'''Biographien Jesu und der Apostel''']] nicht mit theologischen, sondern mit historischen und philologischen Inhalten: Camerarius' Ziel ist es nicht, selbst die christliche Lehre zu erklären, sondern sein Wissen über die antike Geschichte und Literatur einzusetzen, um das Verständnis jener zu fördern; Camerarius möchte nicht selbst deuten, sondern er möchte mittels seiner philologischen Fähigkeiten anderen Gelehrten mit entsprechender theologischer Kompetenz die sachlichen Grundlagen liefern, die diese wiederum für die Deutung der Heiligen Schrift benötigen. Die Geschichtsschreibung ist nur eines der Mittel, derer er sich dazu bedient.<br>
Die Biographien Jesu und der Apostel waren dabei ein langfristiges Ziel, auf das Camerarius seit dem Ende des Schmalkaldischen Krieges hinarbeitete; bis zur Publikation im Jahr 1566 sollten noch zwanzig Jahre vergehen, in denen Camerarius sich intensiv mit den historischen Hintergründen beschäftigte. Diese Arbeit kulminierte 1561 in der Publikation seiner als historisches Handbuch gedachten ↓ [[#Der lateinische Nikephoros - Ein historiographisches Handbuch|'''lateinischen Übersetzung von Nikephoros' "Chronologia"''']]. In der Zwischenzeit erschien außerdem aus aktuellem Anlass zum Konzil von Trient in Erstauflage 1552 und in zweiter, erweiterter Auflage dann 1561 zusammen mit dem Nikephoros ein ↓ [[#Altes aktualisiert - Konziliengeschichte|'''Band zum Konzil vom Nicäa und den anderen ökumenischen Konzilien''']]. Hier zeigt sich wie bereits bei der frühen Theodoret-Übersetzung Camerarius' Bestreben, antikes Wissen zu aktualisieren und für die Gegenwart nutzbar zu machen; bei bei der Arbeit zu Nikephoros ebenswo wie in der Konziliengeschichte und in den Biographien ist es besonders die Chronologie, die Camerarius' Interesse auf sich zieht.<br>
Die Biographien Jesu und der Apostel waren dabei ein langfristiges Ziel, auf das Camerarius seit dem Ende des Schmalkaldischen Krieges hinarbeitete; bis zur Publikation im Jahr 1566 sollten noch zwanzig Jahre vergehen, in denen Camerarius sich intensiv mit den historischen Hintergründen beschäftigte. Diese Arbeit kulminierte 1561 in der Publikation seiner als historisches Handbuch gedachten ↓ [[#Der lateinische Nikephoros - Ein historiographisches Handbuch|'''lateinischen Übersetzung von Nikephoros' "Chronologia"''']]. In der Zwischenzeit erschien außerdem aus aktuellem Anlass zum Konzil von Trient in Erstauflage 1552 und in zweiter, erweiterter Auflage dann 1561 zusammen mit dem Nikephoros ein ↓ [[#Altes aktualisiert - Konziliengeschichte|'''Band zum Konzil vom Nicäa und den anderen ökumenischen Konzilien''']]. Hier zeigt sich wie bereits bei der frühen Theodoret-Übersetzung Camerarius' Bestreben, antikes Wissen zu aktualisieren und für die Gegenwart nutzbar zu machen; bei bei der Arbeit zu Nikephoros ebenswo wie in der Konziliengeschichte und in den Biographien ist es besonders die Chronologie, die Camerarius' Interesse auf sich zieht.<br>
Ganz der Gegenwart und der Zeitgeschichte wandte sich Camerarius schließlich gegen Ende seines Lebens zu: So führten wiederholte Kontakte zu den Böhmischen Brüdern, einer aus den Hussiten des 15. Jahrhunderts hervorgegangenen Bewegung, zu einer eingehenderen Beschäftigung mit deren Geschichte und Lehre. Aus konkretem Anlass entstand so der Entwurf zu einer ↓ [[#Zeitgeschichte: Camerarius' Geschichte der Böhmischen Brüder|'''Geschichte der Böhmischen Brüder''']], die erst posthum im Druck erschien und starke apologetische Züge hat. Auch im Stil dieses Werks scheint jedoch Camerarius' klassische Bildung offensichtlich durch.
Ganz der Gegenwart und der Zeitgeschichte wandte sich Camerarius schließlich gegen Ende seines Lebens zu: So führten wiederholte Kontakte zu den Böhmischen Brüdern, einer aus den Hussiten des 15. Jahrhunderts hervorgegangenen Bewegung, zu einer eingehenderen Beschäftigung mit deren Geschichte und Lehre. Aus konkretem Anlass entstand so der Entwurf zu einer ↓ [[#Zeitgeschichte - Camerarius' Geschichte der Böhmischen Brüder|'''Geschichte der Böhmischen Brüder''']], die erst posthum im Druck erschien und starke apologetische Züge hat. Auch im Stil dieses Werks scheint jedoch Camerarius' klassische Bildung offensichtlich durch.


====Camerarius' lateinische Theodoret-Übersetzung - Philologie, nicht Theologie====
====Camerarius' lateinische Theodoret-Übersetzung - Philologie, nicht Theologie====

Version vom 30. September 2024, 12:03 Uhr

Benutzer:HIWI/Notes

Theologie (CamLex)

Historische Theologie

Joachim Camerarius war, wie er immer wieder betonte, kein Theologe, sondern in erster Linie Philologe. Dementsprechend ist auch seine Herangehensweise an biblische und theologische Themen oft eher eine philologisch-humanistische denn eine rein theologische. Dies wird schon früh bei seiner 1536 gedruckten ↓ Übersetzung von Theodorets Kirchengeschichte deutlich, die sich klar als philologisches, nicht als theologisches Werk versteht und vor allem als historische Quelle und zur Heilung gegenwärtiger Misstände dienen will. Tatsächlich ist die historische Theologie ein Bereich, der es Camerarius ermöglicht, seine besonderen Kompetenzen als Philologe auf theologische Stoffe anzuwenden, ohne dabei die Grenzen zu einem Fachbereich zu überschreiten, der nicht der seine ist. So befassen sich auch seine ↓ Biographien Jesu und der Apostel nicht mit theologischen, sondern mit historischen und philologischen Inhalten: Camerarius' Ziel ist es nicht, selbst die christliche Lehre zu erklären, sondern sein Wissen über die antike Geschichte und Literatur einzusetzen, um das Verständnis jener zu fördern; Camerarius möchte nicht selbst deuten, sondern er möchte mittels seiner philologischen Fähigkeiten anderen Gelehrten mit entsprechender theologischer Kompetenz die sachlichen Grundlagen liefern, die diese wiederum für die Deutung der Heiligen Schrift benötigen. Die Geschichtsschreibung ist nur eines der Mittel, derer er sich dazu bedient.
Die Biographien Jesu und der Apostel waren dabei ein langfristiges Ziel, auf das Camerarius seit dem Ende des Schmalkaldischen Krieges hinarbeitete; bis zur Publikation im Jahr 1566 sollten noch zwanzig Jahre vergehen, in denen Camerarius sich intensiv mit den historischen Hintergründen beschäftigte. Diese Arbeit kulminierte 1561 in der Publikation seiner als historisches Handbuch gedachten ↓ lateinischen Übersetzung von Nikephoros' "Chronologia". In der Zwischenzeit erschien außerdem aus aktuellem Anlass zum Konzil von Trient in Erstauflage 1552 und in zweiter, erweiterter Auflage dann 1561 zusammen mit dem Nikephoros ein ↓ Band zum Konzil vom Nicäa und den anderen ökumenischen Konzilien. Hier zeigt sich wie bereits bei der frühen Theodoret-Übersetzung Camerarius' Bestreben, antikes Wissen zu aktualisieren und für die Gegenwart nutzbar zu machen; bei bei der Arbeit zu Nikephoros ebenswo wie in der Konziliengeschichte und in den Biographien ist es besonders die Chronologie, die Camerarius' Interesse auf sich zieht.
Ganz der Gegenwart und der Zeitgeschichte wandte sich Camerarius schließlich gegen Ende seines Lebens zu: So führten wiederholte Kontakte zu den Böhmischen Brüdern, einer aus den Hussiten des 15. Jahrhunderts hervorgegangenen Bewegung, zu einer eingehenderen Beschäftigung mit deren Geschichte und Lehre. Aus konkretem Anlass entstand so der Entwurf zu einer ↓ Geschichte der Böhmischen Brüder, die erst posthum im Druck erschien und starke apologetische Züge hat. Auch im Stil dieses Werks scheint jedoch Camerarius' klassische Bildung offensichtlich durch.

Camerarius' lateinische Theodoret-Übersetzung - Philologie, nicht Theologie

Camerarius' philologische Ausrichtung zeigt sich schon früh bei seiner Übersetzung des Kirchenhistorikers Theodoret. Glaubt man Camerarius' Widmungsbrief an Justus Jonas, war es wie auch in anderen Fällen seine schlechte Gesundheit, die den Anstoß zu seiner Beschäftigung mit Theodoret gab:[1] 1535[2] habe er wieder einmal krank im Bett gelegen, vermutlich aufgrund seines langjährigen offenen Geschwürs am Fuß, das ihm zu dieser Zeit zu schaffen machte (→ Medizin); bei dieser Gelegenheit habe er in einem Buch gelesen, das sowohl eine griechische Edition von Theodorets Kirchengeschichte als auch Teile einer lateinischen Übersetzung derselben durch Epiphanius Scholasticus enthalten habe (es muss sich um das Kompendium zur Kirchengeschichte handeln, das Beatus Rhenanus 1535 in Basel herausgab[3]). Auf das Drängen von Freunden, die bei ihm auf Krankenbesuch waren, darunter Johann Mylius, habe er mit der Übersetzung des Werks ins Lateinische begonnen: Die Version des Epiphanius, dem Camerarius barbaries, inscitia und somnolentia zuschreibt (Bl. α2r), habe sowohl Mylius als auch er selbst als völlig nutzlos erkannt, da Epiphanius selbst vermutlich bereits eine spätere Sprachstufe des Griechischen gebrauchte und daher mit der älteren Form Theodorets weniger vertraut gewesen sei als Camerarius, der das Griechische von den besten (d.h. von den klassischen) Autoren und dem hervorragenden Georg Helt gelernt habe. Camerarius habe sich beim Lesen gar die Frage gestellt, wie es sein könne, dass einem Griechen nicht nur die lateinische, sondern gar seine eigene Sprache so fremd sei![4]
Es handelt sich bei Camerarius' Übersetzung offenbar um ein recht kurzfristiges Unterfangen: Da er sie als Produkt langer Sommertage (opella aestivalium dierum longarum, Bl. A3v) bezeichnet, ist anzunehmen, dass sie tatsächlich in den Sommermonaten des Jahres 1535 entstand, mutmaßlich noch vor Verfassen des Widmungsbriefes, der auf den 13. August datiert ist. Die Übersetzung wurde schließlich 1536 gedruckt.[5] Neben dem lateinischen Text enthält sie an einzelnen Stellen Anmerkungen und Verbesserungsvorschläge zur griechischen Textgestalt in Form von Marginalien. Camerarius' Übertragung ist freier als die des Epiphanius; während letzterer sich stets bemüht, nah am griechischen Text zu bleiben und dafür häufig zu griechischen Fremdwörtern (scandalizare für σκανδαλίζειν, zelus für ζῆλος) und gräzisierender Syntax greift (Post quem Philogonius Pontificatum sumens ... für Φιλογόνιος δὲ μετὰ τοῦτον τὴν προεδρείαν λαβῶν),[6] verwendet Camerarius lateinische Ausdrücke (offendiculo esse, fervor) und zielsprachenorientierte Syntax (quem excipiens Philogonius ...).[7] Zugleich korrigiert Camerarius auch Verständnisfehler des Epiphanius (so übersetzt Epiphanius Genitiv und Partizip nach ἀκούειν mit einer Kombination von audire und Ablativus absolutus, wohingegen Camerarius korrekt ein Genitivobjekt erkennt, s.o. Anm.) und arbeitet semantisch genauer (für παντοδαποῖς κοσμούμενος ἀγαθοῖς hat Epiphanius omnibus bonis ornatus, Camerarius multiplicibus bonis ornatus[8]).

Camerarius bezeichnet seine Übersetzung ausdrücklich als philologische, nicht theologische Arbeit: Auf das Gebiet der Theologie habe er sich nicht begeben und er werde es auch nur unter Zwang tun. Jeder, nicht nur Theologen, sollten sich an seiner Arbeit erfreuen, gerade in einer Zeit, in der die von Theodoret beschriebenen Laster in allzu ähnlicher Form wieder aufträten; das Werk solle zu deren Heilung dienen.[9] Außerdem betont er den Wert seiner Übersetzung als geschichtliche Quelle, da die bisherigen Übersetzungen und Parallelberichte die Ereignisse zeitlich durcheinandergebracht hätten.[10] Eine Folge davon sei etwa, dass man allgemein annehme, der Häretiker Arius sei unter Kaiser Constantius gestorben; Theodoret schreibe aber klar und deutlich, dass sein Tod unter Kaiser Konstantin erfolgt sei.[11] Entsprechend sei entweder Theodoret unglaubwürdig oder Rufinus (von Aquileia) sowie die Übersetzer Theodorets, von denen die verbreitete Interpretation stammte, hätten ungenau gearbeitet.[12]
Der Ireniker Camerarius bemüht sich also ganz bewusst, sich von den theologischen Inhalten des Werks zu distanzieren, um nicht in die Schusslinie zu geraten, falls mancher Theologe sich durch Theodorets Aussagen oder Camerarius' Übersetzung derselben angegriffen fühlen sollte. Auch die beiden Werbegedichte in drei griechischen und sieben lateinischen Distichen, die er im Anschluss an die Widmung dem Hauptwerk voranstellt, betonen vor allem den Quellenwert von Theodorets Werk, das die Geschichte von Gottes Volk erzähle:[13] Es behandle eine Zeit, für die sonst wenige Quellen existieren; auch wenn es seine Mängel habe, sei es daher dennoch extrem wertvoll.[14]
Das eigentliche Werk enthält darüber hinaus neben einer lateinischen Übersetzung von Theodorets Kirchengeschichte Übertragungen weiter kleiner Werke aus Theodorets Korpus; auch diese unterstreichen die Interpretation des Bandes als Geschichtswerk, indem sie Verständnishilfen und Hintergrundinformationen zu diesem liefern. Darunter finden sich Kurzbiographien der Kaiser von Konstantin bis Theodosius II., der Bischöfe und weiterer Theologen, kurze Erläuterungen zu den in der "Historia Ecclesiastica" erwähnten Häresien sowie zwei kurze Traktate zum Unterschied zwischen den lateinischen Begriffen substantia und essentia.[15]

Camerarius' Übersetzung scheint recht beliebt gewesen zu sein. Philipp Melanchthon bedankt sich im Februar 1536 für die geleistete Arbeit und zeigt sich über die geplante Widmung an Justus Jonas erfreut.[16] Ebenso bestätigen die häufigen Neuauflagen die Beliebtheit des Textes: Während Beatus Rhenanus' Band zur Kirchengeschichte in der Auflage von 1535 noch den griechischen Theodoret abdruckte und als einzige Übersetzungsversatzstücke die des Epiphanius Scholasticus aus der "Historia Tripartita" bot, enthalten die sieben zwischen 1539 und 1570 publizierten Neuauflagen zunächst beide Texte und später dann nur noch die vollständige Übersetzung des Camerarius.[17]

Altes aktualisiert - Konziliengeschichte

Nicäa und Trient - Das Werk im zeitlichen Kontext

Wie schon bei Camerarius' Theodoret-Übersetzung das Ziel war, mit antikem Wissen gegenwärtige Missstände zu beheben, so sollte auch sein dem katholischen Erzbischof von Riga Wilhelm von Brandenburg-Ansbach-Kulmbach gewidmetes Werk über das Konzil von Nicäa ein antikes Exemplum für eine gegenwärtige Problemstellung liefern; das Werk erschien im Vorlauf des Konzils von Trient wohl bereits Ende 1551, auch wenn der Druck 1552 als Druckjahr angibt. Angesichts des bevorstehenden Konzils habe Camerarius sich über dessen Ablauf und möglichen Ausgang Gedanken gemacht und beschlossen, einen antiken Präzedenzfall zu suchen, auf dessen Basis sich Schlussfolgerungen über den möglichen Ausgang des aktuellen Konzils treffen ließen.[18]
Jedoch habe er feststellen müssen, dass solche Bemühungen seit Anbeginn der christlichen Kirche allzu oft in großen Übeln für die Gesellschaft endeten; besonders verschärft habe sich dieses Problem, seitdem der geistliche Stand auch weltliche Macht erlangt habe.[19] Daher habe er beschlossen, auf die vergleichende Vorhersage zu verzichten und den Ausgang der gegenwärtigen Bemühungen Gott zu überlassen; stattdessen wolle er aufzeigen, was in der Vergangenheit richtig gemacht wurde (quid rectiss[ime] et praeclariss[ime] factum esse iis temporibus videretur, S. 4). Das beste Beispiel lobenswerter und erfolgreicher Bemühungen um Klärung und Einigung sei aber das Konzil von Nicäa, in dem es ebenfalls um Uneinigkeiten im Dogma ging. Mit einer Beschreibung der damaligen Ereignisse hoffe er, die Leser - und wohl auch den katholischen Widmungsempfänger - zur Sorge um den rechten Glauben zu bewegen, da nur eine komplette Neuausrichtung der Kirche diese vor dem Untergang bewahren könne und die Nutznießer des Status quo zu allen erdenklichen Mitteln griffen, um diesen zu bewahren. Die um den wahren Glauben Bemühten müssten daher auf die richtigen Architekten der neuen Ordnung setzen und nicht auf diejenigen, denen die gegenwärtigen Zustände nützten.[20] Als Richtschnur sollten dabei nicht Waffengewalt, sondern Recht und göttliche Wahrheit gelten. Der Weg zur Einigung, so Camerarius' ganz persönlicher Ratschlag, führe über die Rückbesinnung auf die gemeinsamen, wohlbekannten Grundlagen und eine darauf aufbauende Reinigung von den Lastern; erst wenn diese Basis wieder vorhanden sei, solle man über tiefergehende Fragestellungen verhandeln. Dies sei freilich leichter gesagt als getan.[21]
Dabei äußert Camerarius einen Gedanken, der auch später für das Vorgehen in der ↓ Jesus-Biographie wieder zentral wird: Menschliche Vernunft und Glaube sind einander unverträglich; wahre Frömmigkeit folge der offenbarten himmlischen Wahrheit, ohne diese zu hinterfragen.[22] Zugleich betont Camerarius den Wert der Bildung in den artes zum Verständnis der christlichen Lehre, denn die Geschichte zeige, dass Unbildung eher zum Festhalten an Fehllehren als zu deren Beseitigung führe.[23] Am Beispiel der Festlegung des Osterdatums, das nicht für den rechten Glauben an sich, sondern nur für die Festlegung der Zeremonien notwendig sei, zeigt Camerarius auf, dass es nicht zielführend sei, sich in nichtessentiellen Inhalten (de non necessariis rebus) dem Willen der Mehrheit zu widersetzen, und positioniert sich damit im Kontext des Adiaphoristischen Streits (s.o.) auf der Seite Melanchthons; dieses Ergebnis will er wohl auch als Devise für das kommende Konzil verstanden wissen.[24] Das Werk schließt, nachdem es zuvor bereits in einem Einschub einen Vorausblick auf folgende Konzilien gegeben hatte,[25] mit einer konzisen Rückschau auf die innerchristlichen Streitigkeiten und ihre Lösungsversuche seit dem Apostelkonzil. Die ersten hundert Jahre der Kirche stellt Camerarius dabei als harmonische Blütezeit dar, in der die Kirche nicht danach strebte, Regeln und Richtlinien anzuhäufen, sondern wahren Glauben zu zeigen; diverse Häresien führten anschließend immer wieder zu Uneinigkeit. Auch das Konzil von Nicäa führte nicht dauerhaft zur Lösung aller Streitigkeiten, sodass weitere Synoden und Konzilien folgten. Mit dem Konzil von Konstantinopel des Jahres 360, das die Begriffe οὐσία und ὑπόστασις ganz vermied, nachdem sie immer wieder Anlass zum Konflikt gegeben hatten, endet die Zusammenschau. Nach diesem hätten Elend und Unheil (miseria et calamitas) den Erdkreis heimgesucht und der größte Teil der Welt sei Irrlehren (tenebris impietatis et errorum), der Rest aber dem Aberglauben (superstitio) anheimgefallen. Von der jüngeren Vergangenheit und dem, was kommen möge, wolle Camerarius schweigen.[26]

Geschichte und Chronologie - Der Werkverbund

Die eigentliche Geschichte des Konzils von Nicäa wird in der Erstauflage von zwei kleineren Werken begleitet: Bei dem ersten davon handelt es sich um eine kurze tabellarische Chronologie wichtiger Ereignisse vom nicänischen Konzil zum Konzil von Trient; diese, so hoffe Camerarius, werde sich bei der Lektüre des Werks als nützlich erweisen. Der Tabelle vorangestellt ist eine knappe Vorbemerkung, in der sich Camerarius skeptisch bezüglich der Möglichkeit exakter Datierungen lange zurückliegender Ereignisse zeigt, da es oft an den notwendigen Quellen fehle: So seien etwa die Aufzeichnungen der Römer bei der Plünderung Roms durch die Gallier 387 v.Chr. vernichtet worden.[27] Camerarius' Ausführungen scheinen eine längere Debatte zwischen ihm und Philipp Melanchthon zu reflektieren: Dieser stimmt in einem Brief von September 1553 Camerarius zu, dass exakte Datierungen oft nicht möglich seien, argumentiert aber, dass man sich manchmal mit der bestmöglichen Näherung zufrieden geben müsse: Dies tue selbst die sonst für ihre mathematische Exaktheit bekannte Astrologie. Melanchthon pflege oft, wenn er spreche, um der Klarheit willen vorgefundene Informationen unhinterfragt zu wiederholen; zwar seien Unwahrheiten nach Möglichkeit zu vermeiden - wenngleich sie bisweilen nützlich sein könnten -, doch betreffe dies vor allem das geschriebene Wort.[28]
Bei dem zweiten angehängten Werk handelt es sich um eine lateinische Übersetzung des letzten Abschnitts des Traktats "De spiritu sancto" (Περὶ τοῦ ἁγίου πνεύματος, 30, 76-79) von Basilius von Caesarea, in dem dieser den deplorablen Zustand der von Zwietracht zerissenen Kirche beschreibt. Der Text füllt zum einen die letzte Lage des Bandes, ist zum anderen aber allgemein genug gehalten, dass er vom Leser wohl - ganz im Sinne von Camerarius' Ziel, antikes Wissen für die Gegenwart nutzbar zu machen - auch auf die Lage der Kirche zu Camerarius' Zeit bezogen werden konnte und sollte.[29]

Die Rezeption - Camerarius als sein eigener Multiplikator

Camerarius sandte Exemplare des Drucks bald nach Fertigstellung an seine Freunde: Christoph von Karlowitz erhielt am 10.01.1552 eine Ausgabe;[30] möglicherweise gab er sie in der Folge weiter, jedenfalls bemüht sich Camerarius am 30.03.1554 noch einmal um ein Exemplar für Karlowitz. Daneben lässt Camerarius Pläne für ein weiteres Werk verlauten, das sich mit der Synode von Ephesus und deren Streitpunkten beschäftigen solle, da ihre Inhalte in der Gegenwart wieder relevant seien.[31] Ein entsprechendes Werk ist nicht bekannt, die Äußerung zeigt aber erneut die Zielsetzung vieler von Camerarius' Werken.
Bei der Verbreitung sorgte Camerarius auch selbst dafür, dass sein Werk die richtigen Personen, gegebenenfalls auch auf altgläubiger Seite erreichte: Nicht nur ist der Widmungsempfänger ein katholischer Bischof; auch der mit Camerarius eng befreundete (altgläubige) Würzburger Domherr Daniel Stiebar von Rabeneck erhält bereits am 29.12.1551 ein Exemplar der "Historia" mit der expliziten Bitte, es nach der Lektüre an den (ebenfalls katholischen) Bischof von Eichstätt Moritz von Hutten weiterzusenden; Stiebar werde ein eigenes Exemplar erhalten.[32] Auch der lutherische Theologe Johannes Brenz, der tatsächlich in Trient anwesend war, las das Werk auf der Reise zum Konzil, wie er Camerarius am 27.04.1552 berichtet; er habe die Lektüre genossen und fordere Camerarius dazu auf, mit weiteren ähnlichen Zeugnissen seiner Rechtgläubigkeit der Kirche zu dienen.[33]

Neuauflage - Das Werk wird zum Anhang

Mit der Neuauflage des Werkverbundes von 1561 wurde dieser einerseits um ein weiteres kurzes Werk erweitert; andererseits wurde er nun selbst zur Appendix: In der Ausgabe von 1561 wird die Konziliengeschichte nämlich an Camerarius' etwa doppelt so lange lateinische Ausgabe von Nikephoros' "Chronologia" angefügt, die Camerarius in "De chronicis" angekündigt und nun nach langer Arbeit fertiggestellt hatte (s. den nächsten Abschnitt). Diese lange Beschäftigung mit Chronologie und Datierungen war denn vermutlich auch der Anlass zu der kurzen, neu am Ende angefügten chronologischen Darstellung zu den Ökumenischen Konzilien: Zwar gab die eigentliche "Historia" bereits einen groben Überblick über Konzilien und Synoden auch nach Nicäa[34] und auch die kurze Schrift "De chronicis" lieferte bereits eine grundständige tabellarische Chronologie bis in Camerarius' Gegenwart; das neue Werk geht jedoch spezifisch auf den Begriff der Ökumenischen Konzilien ein und gibt einen Überblick über deren Streitfragen.[35] Der dritte Fokus der neuen Schrift liegt, wie schon der Titel "De synodis oecumenicis, et harum temporibus atque praecipuis negotiis" nahelegt, auf der zeitlichen Einordnung der Konzilien, die nun mit dem fertiggestellten Nikephoros als Basis sehr viel besser möglich war als zu Zeiten der ersten Auflage.[36]

Der lateinische Nikephoros - Ein historiographisches Handbuch

Hintergrund - Nikephoros als Vorarbeit zu Jesus

In seinem Vorwort zur "Chronologia" des Nikephoros unterscheidet Camerarius zwei Arten von Geschichtsschreibung: Zum einen die von den Griechen als ἱστορία πραγματική bezeichnete Form, die eigentliche Geschichtsschreibung im modernen Sinne, die chronologisch geordnet in fortlaufender Form von Ereignissen berichtet und Hintergründe, Motivationen, das Auftreten von Personen und die Folgen von Ereignissen behandelt. Auf der anderen Seite steht für Camerarius die Biographie, die sich einen einzelnen Aspekt, das Leben einer Person, herausgreift und ausführlich darstellt. Beide Arten von Geschichtsschreibung haben laut Camerarius ihre Verdienste: die größere Form sei erhabener (speciosum atque magnificum), doch die Biographie eigne sich besser zur Darstellung von exempla und sei unterhaltsamer zu lesen.[37]
Im Rahmen des Schmalkaldischen Krieges musste Camerarius seine Pläne für eine Darstellung zu den griechischen Rednern im Sinne der zweiten Gattung aufgeben. Nach Ende der Kriegswirren entschloss er sich dann stattdessen, über Jesus und die Apostel zu schreiben (↓ Von Jesus und den Aposteln - "Historia Iesu Christi" und "Expositio de apostolis"). Da jedoch hierfür die Klärung gewisser Datierungsfragen eine essentielle Voraussetzung war, machte sich Camerarius zunächst daran, die historischen Ereignisse in eine konsistente und plausible zeitliche Ordnung zu bringen (ut collatis iis scriptis quae isto in genere potuissem conquirere, seriem quandam consentaneam, atque verisimilem maxime, designarem).[38] Im Zuge dieser Arbeiten stieß er auf die "Chronologia" des Nikephoros,[39] die in einem Epiphanius-Codex des Johann Lange enthalten gewesen war: Diesen kannte Melanchthon bereits seit den 1530er Jahren, Camerarius bekam ihn spätestens 1542 zur Weiterleitung an Johann Oporinus in die Hände[40] und konnte für die Arbeit an Nikephoros auch später noch einmal darauf zugreifen.[41]
Die Quellenarbeit erwies sich allerdings als schwierig, und so zog sich das, was als Recherche für die Jesus-Vita begonnen hatte, über lange Zeit hin und wurde zu einem eigenen Werk:[42] Schon bei der ersten Übersetzungsarbeit am Nikephoros fielen Camerarius viele Fehler auf, bedingt teils durch den Autor selbst, teils durch die Überlieferung. Trotz dessen und trotz des wenig ausgefeilten Stils des Werks beschloss er, eine Übersetzung zu publizieren, um den Gelehrten ein kurzes und konzises Überblickswerk an die Hand zu geben, zumal ihm kein vergleichbares Werk bekannt war. Früh begann er damals auch schon mit der Annotation des Werks: So lassen sich einige von Camerarius' Anmerkungen auf die Zeit unmittelbar nach dem Schmalkaldischen Krieg datieren. Aufgrund seiner intermittierenden Arbeitsweise verzögerte sich jedoch die Arbeit; zudem feilte er seine Anmerkungen mit der Zeit immer weiter aus und erweiterte seine Annotationen ständig.[43] Im Anschluss an das Werk führt er außerdem die Schilderungen des Nikephoros bis in seine Zeit fort. Letztlich wurde das Werk so erst im Jahr 1561 in einem Band gedruckt, der neben der "Chronolgia" selbst auch eine zweite erweiterte Auflage von Camerarius' bereits 1552 publizierter ↑ Geschichte des Konzils von Nicäa enthält. Dem chronologischen Werk die Konziliengeschichte beizugeben scheint im ersten Moment Camerarius' Wunsch zu widersprechen, ein konzises Handbuch zu schaffen: Tatsächlich geht dieser Plan auf Camerarius selbst zurück, der in einem in dem Band abgedruckten Brief an Johann Oporinus diesen um die Verbindung beider Werke bittet. Allerdings gibt er dem Drucker in demselben Brief die Vollmacht über die Anordnung der Lagen (Haec igitur tuo arbitrio conformatis cartis edes),[44] die dieser so aufteilte, dass der separate Kauf der "Chronologia" gut möglich war.[45]

Frühe Pläne zur Neuauflage

Auch wenn Camerarius Oporinus gebeten hatte, dafür Sorge zu tragen, dass sein Werk korrekt gedruckt werde und die Setzer nichts am Text veränderten, sei es, weil sie etwas nicht verstünden oder aus Nachlässigkeit,[46] war er offenbar dennoch mit dem Ergebnis des Prozesses nicht zufrieden: Am 07.05.1561 schrieb er an Hieronymus Wolf, das Werk sei weder allzu gründlich noch allzu nachlässig gedruckt worden, und bat Wolf, bei der Lektüre Errata zu korrigieren;[47] die Bitte wiederholte er am 23. Juni, als er gehört hatte, dass Wolf die Lektüre begonnen habe.[48] Auch Esrom Rüdinger, der den Band in der Offizin vorfand und las, wies Camerarius früh auf einige Fehler bei der Jahresrechnung hin.[49] Bereits 1562 hatte Camerarius daher konkrete Pläne für eine Neuauflage, allein seine zahlreichen Beschäftigungen hinderten ihn an einer Überarbeitung.[50] Auch im Vorwort seiner 1566 gedruckten Biographie Jesu äußert Camerarius Hoffnungen auf eine Neuauflage.[51]
Ein Jahr später, am 21.10.1566, lässt Camerarius Willem Canter bei Oporinus nachforschen, ob eine Neuauflage wirtschaftlichen Nutzen für Oporinus verspreche.[52] Die Antwort fiel offenbar positiv aus;[53] bis zum 26.07.1567 befand sich eine Druckvorlage bei Oporinus, denn zu diesem Datum bittet Camerarius Willem Canter, einige Fehler zu korrigieren sowie selbst auf weitere zu achten.[54] Jedoch verstarb Oporin bald darauf am 06.07.1568; die Aufsicht über die noch in der Offizin befindlichen Druckvorlagen führte Theodor Zwinger, zu dem Camerarius am 18.09.1568 Kontakt aufnahm und ihn bat, auf den Nikephoros Acht zu geben.[55] Zwinger antwortete am 5. November, Camerarius brauche sich keine Sorgen zu machen, da sich das Buch noch vor Ort befinde und Oporins Nachfolger es vertragsgemäß weiterhin drucken müssten; wenn er es dennoch zurückhaben wolle, müsse er mit diesen verhandeln.[56] Vom 07.11.1569 datiert dementsprechend eine Urkunde, in der Camerarius Zwinger mit der Aufsicht über den Druck betraut.[57] Die Druckvorlage war jedoch nicht mehr aufzufinden: In zwei Briefem vom 01.09.1570 und vom 16.11.1570 äußerte Zwinger noch die Hoffnung, Oporinus habe sie vielleicht jemandem ausgeliehen. Jedoch sei die Bibliothek auch mehrfach umgezogen und habe dabei einige Verluste hinnehmen müssen.[58] Am 08.10.1571 äußert Camerarius gegenüber Hieronymus Wolf die Befürchtung, das Buch sei wohl verloren gegangen;[59] dies bestätigte auch Zwinger am 15.02.1572 in einem Brief an Camerarius' Sohn Joachim (Parentis ... Chronologiam in Oporini scriniis nuspiam invenire potuimus).[60] Als Hans Steinmann sich für die Neuauflage erbot, musste Camerarius daher, soweit es seine Gesundheit zuließ (→ Medizin), Ersatz schaffen.[61] 1573 erschien bei Steinmann und Vögelin in Leipzig die Neuauflage des Verbundes aus Nikephoros und Konziliengeschichte,[62] erweitert um zwei Epicedien auf den mittlerweile verstorbenen Widmungsempfänger Wolfgang von Pfalz-Zweibrücken und einen Brief an Esrom Rüdinger, der die Hintergründe der Neuauflage erläutert. Darin rechtfertigt sich Camerarius auch dafür, verschiedenen Anmerkungen unter anderem Rüdingers nicht gefolgt zu sein: Er referiere schließlich nicht seine eigenen Berechnungen, sondern die des Nikephoros, die in Griechenland noch immer verwendet würden.[63]

Inhalte und Rezeption

Mit dem Verlust der Druckvorlage gingen auch Camerarius' Korrekturen und weitere Anmerkungen verloren. Wie groß die Unterschiede zur ersten Auflage gewesen wären, lässt sich freilich aufgrund des Verlusts nicht mehr beziffern. Allerdings vermitteln Camerarius' Bemühungen um die Neuauflage durchaus den Anschein, dass er größere Ergänzungen oder Änderungen geplant hatte; Zeit dafür hatte er jedenfalls in den 12 Jahren zwischen den beiden Auflagen genug. Es ist jedoch fraglich, ob Camerarius trotz des deutlich geringeren Vorlaufs in der Lage war, alle seine geplanten Änderungen nach Verlust der Druckvorlage für den Druck bei Steinmann/Vögelin zu reproduzieren, und in der Tat findet ein stichprobenhafter Vergleich der letztlich gedruckten Neuauflage mit der Erstedition keine nennenswerten Unterschiede im Wortlaut.
Nikephoros' Werk ist eine Weltchronik; Camerarius hält sich an den knapper formulierten der beiden heute bekannten Überlieferungsstränge. Das Werk beginnt bei Adam, führt die Lebenszeiten der biblischen Persönlichkeiten knapp aus und geht im Anschluss zu den historischen Ereignissen über; das Ende stellt die Regierungszeit des byzantinischen Kaisers Michael III. (reg. 842-867) dar. Camerarius präsentiert abschnittsweise seine lateinische Übersetzung von Nikephoros' griechischem Text. Im Anschluss folgen jeweils ausführliche Annotationen des Camerarius, in denen dieser Nikephoros' Darstellungen und Berechnungen mit denen aus anderen Quellen, insbesondere der Bibel vergleicht.[64] Dabei bemüht sich Camerarius um die Auflösung von Widersprüchen zwischen verschiedenen Quellen und schreckt auch nicht vor Kritik an Nikephoros zurück; jedoch scheut er sich auch nicht, Unstimmigkeiten, wenn sie nicht ohne weiteres auflösbar sind, stehen zu lassen.[65] In der letzten Anmerkung zur eigentlichen "Chronologia" führt Camerarius zudem das Werk des Nikephoros bis zum Tod Kaiser Karls V. fort.[66]

Die frühen Pläne für eine Neuauflage belegen den baldigen Ausverkauf von Camerarius' Übersetzung. Belege für eine breite Rezeption finden sich allerdings kaum. Die erste Auflage enthält auf S. 224 ein langes Geleitgedicht eines gewissen Ιακώβος Ερτήλιος (vielleicht Jakob Hertel),[67]
in dem dieser es einem Δανιὴλ Καστέλλος ὁ Βενέτικος (Daniel Castelli aus Venedig?) zur Lektüre empfiehlt: Er werde daraus Geschichte und Verfassung der Staaten lernen und sehen, wie Zeit und Schicksal alle menschlichen Werke zerstören. Camerarius wird von Hertel - ein Jahr nach dem Tod Philipp Melanchthons - als dessen von Christus ordinierter Nachfolger als Anführer der Künste (ἀγαθῶν καλῶν τε Μουσῶν ἄναξ) adressiert.
Auch Reiner Reineck erwähnt Camerarius' Schrift lobend in einem Begleitschreiben zu seinem 1574 gedruckten Werk "Syntagma de familiis" und bezeichnet es als eine der wichtigsten Quellen seines Werkes.[68] Freilich enthält der Druck auch wiederum einen Brief des Camerarius an Reineck, in dem Camerarius den Druck des Werkes unbedingt empfiehlt, auch wenn er es aus gesundheitlichen Gründen nicht ganz habe lesen können.[69]

Von Jesus und den Aposteln - "Historia Iesu Christi" und "Expositio de apostolis"

Vorbemerkung

Nach dem Abschluss und der Publikation von Nikephoros' "Chronologia" 1561 konnte Camerarius endlich das Werk in Angriff nehmen, um das es ihm eigentlich ging: Für die Biographien Jesu und der Apostel war Nikephoros' Werk eine unabdingbare Voraussetzung gewesen; diese stellen somit in gewisser Weise die Krönung von zwanzig Jahren historiographischer Arbeit dar. Zugleich zeigt sich bei kaum einem Werk Camerarius' philologische Herangehensweise an theologische Stoffe besser als bei seiner 1566 erstmals gedruckten Beschreibung des Lebens Jesu Christi, eines eigentlich theologischen Stoffs par excellence:[70] Wenngleich die Schrift zwar am Anfang und am Ende Jesu Rolle als wesensgleicher Sohn Gottes und der ewigen Jungfrau Maria[71] betont - und so Camerarius' 'Rechtgläubigkeit' bezeugt -, handelt es sich doch im Grunde um ein historiographisches oder biographisches Werk, das Jesu Leben auf Erden und seine Zeitumstände betrachtet. Im Bereich der Historiographie verortet sie auch sowohl der Widmungsbrief des Bandes an Joachim Friedrich von Brandenburg als auch eine im Werk selbst enthaltene Vorrede. Ganz besonders kommen in dem Werk Camerarius' Interesse für Chronologie und die korrekte chronologische An- und Einordnung historischer Ereignisse zum tragen, das er in der langjährigen Arbeit an der ↑ Nikephoros-Übersetzung ausgebildet hatte.

Entstehung und Zielsetzung der Schrift

Seit jeher, so schreibt Camerarius im Widmungsbrief, habe er sich auch um die Geschichtsschreibung bemüht als ein Teil der bonae artes, der durch seine zahlreichen exempla nicht nur Vergnügen, sondern auch großen Nutzen bringen könne. Dies gilt freilich für die paganen Geschichtsschreiber, die er reichlich gelesen habe; mit fortschreitendem Alter aber habe er erkannt, das am erfreulichsten und nützlichsten doch die Werke christlicher Autoren seien, dass die theologische Lehre aber wiederum durch die Geschichtsschreibung ihre Ergänzung und Vervollständigung erfahre.[72] Der protestantische Philologe Camerarius postuliert hier also eine Loslösung von der Autorität der Kirche: Nicht das kirchliche Dogma erklärt den Sinn der Heiligen Schrift; dieser erhellt sich vielmehr von selbst, indem die Bibel als Erzeugnis ihrer Zeit aufgefasst und wie andere klassische Texte im Zusammenhang mit den historischen Umständen und mit anderen Texten verstanden wird.[73] Sein Ziel ist es, "die aus der Bibel überlieferten Zeungnisse mit dem ihm zur Verfügung stehenden historischen und literarischen Quellenmaterial [zu] verbinden, um auf diese Weise dem rechten Verständnis des Bibeltextes dienlich zu sein",[74] dessen Lehren alleine zum Heil führen.
Dementsprechend habe Camerarius die Bibel besonders gründlich gelesen, zur Ergänzung aber und zum besseren Verständnis weitere christliche Historiographen hinzugezogen. Im Rahmen dieser Lektüre waren es besonders das Leben Jesu selbst und seiner Apostel sowie die darin enthaltenen Widersprüche, die Camerarius' Interesse weckten.[75] So kam es, dass Camerarius, nachdem er aufgrund politischer und privater Schwierigkeiten (gemeint ist vermutlich der Schmalkaldische Krieg[76]) ein begonnenes Werk über die griechischen Redner aufgeben musste, stattdessen begann, seine Notizen zu Jesus und den Aposteln in eine zeitliche Reihenfolge zu bringen und zu einer fortlaufenden Erzählung auszuarbeiten.[77] Als besonders nützlich zum Verständnis der historischen Hintergründe nennt er namentlich die ↑ Chronologie des Nikephoros, deren kommentierte lateinische Übersetzung er 1561 publiziert hatte; die Arbeit an dieser Übersetzung, die Camerarius über viele Jahre hinweg vom Ende des Schmalkaldischen Krieges bis 1561 in Anspruch genommen, war für ihn eine notwendige Vorarbeit für sein eigentliches Ziel: die Biographien Jesu und der Apostel. Diese beiden biographischen Werke wurden 1566 in zwei Auflagen das erste Mal gedruckt; eine dritte Auflage erschien 1581.[78] Der Band, der Joachim Friedrich von Brandenburg gewidmet ist, erzählt zunächst auf fast 100 Seiten die Geschichte vom Leben Jesu; im Anschluss folgen auf weiteren 100 Seiten Biographien der zwölf Apostel.[79] Es folgen weitere kleinere Werke mit verwandten Inhalten, darunter Gedichte zu den Jüngern Jesu, den Aposteln und den Evangelisten von Gregor von Nazianz, Nikephoros Kallistu Xanthopulos sowie Camerarius selbst und eine Rede des Martin Gasser zu Jesu Tod, die bereits 1563 in erster Auflage gedruckt worden war.[80]

Historiographie und Biographie - Jesus und die Apostel als historische Personen

Im Zentrum beider Werke stehen die historischen Geschehnisse: Die Apostelbiographien betrachten das historische Wirken der Apostel, die Jesus-Biographie beschränkt sich auf Jesu Jugend und Tod. Jesu Wirken als Lehrer und seine Wundertätigkeit spart die Erzählung aus und verweist auf die Evangelien, deren Aufgabenbereich Camerarius klar von dem seines eigenen Werks trennt: Allen, die von der göttlichen Inspiration des Evangeliums überzeugt seien, sei völlig klar, dass die göttliche Offenbarung nicht unbesonnen, zweideutig, unglaubwürdig oder gar widersprüchlich (temere aut ambigue aut dubie aut dissentaneum in modum expositum) sei, auch wenn sie sich dem menschlichen Verständnis bisweilen entziehe. Jesu Wille sei es gewesen, dass seine Taten nicht in großen Worten rhetorisch geschmückt dargestellt würden, sondern in einfacher, klarer, geradezu dümmlich wirkender Sprache (ut speciem illa [sc. simplicitas] prae se ferret stulticiae), weil nur so das dem menschlichen Verstand unbegreifliche göttliche Wirken den Menschen nahegebracht werden könne.[81]
Die Bibel sei daher grundsätzlich anders zu lesen als die klassische Geschichtsschreibung; in ihr dürfe man nicht nach rhetorischer Ausgefeiltheit und klarer Darstellung von Handlungsmotiven und zeitlicher Abfolge der Ereignisse suchen (Quocirca aliter haec quam humanae sagacitatis scripta legenda sunt. Non inventionis industria, non dispositionis studium, non probabilis expositionis cura, non copa orationis in his quaerenda. non etiam consiliorum, occasionum, eventuum persecutio[82]). Bei den Evangelien handle es sich um kurze Schilderungen der (göttlichen) Wahrheit (breves expositiones veritatis[83]), nicht um eigentliche Geschichtswerke. Man lese sie nicht auf der Suche nach Wissen und Weisheit, sondern nach der göttlichen Offenbarung. Freilich müsse man das Evangelium genau und kritisch lesen, um Gottes Botschaft zu verstehen; die darin enthaltenen Schilderungen seien aber als gegeben hinzunehmen und nicht zu hinterfragen.[84] Scheinbare Widersprüche innerhalb der Heiligen Schrift wie die bei Jesu Genealogie in Lukas- und Matthäus-Evangelium brauchen den Leser also nicht zu kümmern, ja er muss sie außer Acht lassen, da sie nur durch die Unzulänglichkeit des menschlichen Verstandes zustande kommen. Wo Widersprüchen durch wissenschaftliche Erklärung nicht beizukommen war, "müßten die Überlieferungen, so wie sie waren, mit frommen [sic] Sinn und in schlichter Einfalt in all ihren Widersprüchen geglaubt werden."[85] Dementsprechend muss auch der Autor Camerarius sich nicht mit derartigen Widersprüchen befassen. "Camerarius wollte damit zum Ausdruck bringen, daß die Wissenschaft der christlichen Heilsbotschaft gegenüber einen hohen Respekt schuldig sei, indem sie diejenigen Fragen, die über den menschlichen Erkenntnishorizont hinausreichten, nicht aufzugreifen und zum Gegenstand ihrer Arbeit zu machen hätte."[86]
Die unterschiedlichen Aufgaben, die das Evangelium einerseits und Camerarius' Werk andererseits haben, bedingen auch die unterschiedlichen inhaltlichen Schwerpunkte: Camerarius' Interesse liegt auf der Klärung von Verwandtschaftsverhältnissen wie der Abstammung Marias und Josefs,[87] den historischen Umständen des Lebens Jesu wie den Herrschaftsverhältnissen im damaligen Palästina[88] und der Chronologie wie etwa Jesu Geburtsjahr.[89] Dabei wägt er widersprüchliche Quellen gegeneinander ab und äußert sich kritisch zu übertriebenen Ausschmückungen der Erzählungen.[90] Seine antiken Quellen betrachtet er dabei nicht wie die Scholastik als unfehlbare Autoritäten, "sondern als durchaus fehlbare Autoren, die neben vielen verwertbaren Erkenntnissen auch Ansichten und Vorstellungen vertreten hatten, die einer Übernahme nicht wert erschienen."[91] Daher war es ihm möglich, auch unbekanntere Autoren als Quellen heranzuziehen und "aus dem umfangreichen Reservoir antiken Wissensgutes in weitgehender Ungebundenheit das herausschöpfen, was ihm an Aussagen im Rahmen seines eigenen Denkens auch wirklich relevant erschien".[92]
Von dem aber, was in den Evangelien berichtet wird, also von Lehre und Wundertätigkeit Jesu, kurz: von allem, was Heilsbotschaft und Glaubenswahrheit betrifft, will Camerarius nur die wichtigsten Punkte grob herausgreifen (capita tantum exponamus),[93] da diese im Gegensatz zu sachlichen Erklärungen des Textes nicht Gegenstand menschlicher Gelehrsamkeit sein dürfe:[94] Wenn menschliche Beredsamkeit versuche, göttliche Lehre neu zu formulieren, müsse es notwendigerweise zu Verunreinigungen kommen, und je gründlicher der theologische Stoff rhetorisch überarbeitet würde, desto profaner würde er dadurch.[95] Daher wolle Camerarius nicht den Stoff des Evangeliums neu erzählen. Die menschliche Weisheit und Eloquenz müsse sich andere Stoffe suchen und nicht versuchen, ihre irdischen Kompetenzen auf den Himmel auszuweiten (haec ne attingat, neque terrenam facultatem in coelum proferre ausit).[96] Nur wo Erklärungen zum Verständnis nötig seien, wolle Camerarius diese vorsichtig und gewissenhaft (timide et religiose)[97] beisteuern.

Theologie - Christologische Inhalte

Indem Camerarius so Jesu Leben von der humanistisch-philologischen Seite aus betrachtet, vermeidet er geschickt die Kritik, die ihm andernfalls von seinem Publikum entgegenschlagen könnte, sei es, weil dieses nicht mit den von ihm geäußerten theologischen Ansichten übereinstimmte, sei es, weil er sich als Nicht-Theologe auf ein fremdes Gebiet wagte. Das bedeutet aber nicht, dass Camerarius' Jesus-Biographie von theologischen Aussagen frei wäre, im Gegenteil: Bei Äußerungen zu theologischen Details wäre Camerarius das Risiko von Anfeindungen eingegangen; doch es gab eine Reihe allgemeinerer Glaubenssätze, die wegzulassen gewiss noch schädlicher gewesen wäre: Eine Biographie, die Jesus nur als Mensch betrachtet, hätte wohl weder die Billigung der altgläubigen noch der protestantischen Seite gefunden. Gerade im Rahmen der innerprotestantischen Streitigkeiten, die eine Reihe von Streitfragen wieder aufgriffen, die schon in der Antike behandelt worden waren, sah sich Camerarius offenbar gezwungen, klarzustellen, dass er auf der richtigen Seite steht.
Und so betont Camerarius gleich zu Beginn, dass Christus und Gott seien wesensgleich (ὁμοούσιος); Jesus sei von der Jungfrau Maria geboren, jedoch von Gott vor Anbeginn der Zeit gezeugt worden.[98] Somit ist Christus zeitlos (ἄχρονος) und ohne Anfang (ἄναρχος) in der Zeit, hat jedoch seinen Anfang im Vater (ἀρχὴν, id est, αἰτίαν γενέσεως habens) und ist zugleich ewig (ἀειγενής).[99] Später nutzt Camerarius eine Übersetzung von Epiphanius' Werk gegen die Antidikomariten, um die zwei zentralen Aussagen noch einmal zu formulieren: So nutzt er dessen Aussagen, um sich klar gegen 'Arianismus' und Unitarismus zu positionieren, denn es sei Blasphemie, das Wesen Gottes und Jesu voneinander zu trennen (abalienare) und betont umgekehrt, dass die entgegengesetzte Argumentation, nach der Vater, Sohn und Heiliger Geist ununterscheidbar (idem) seien, ebenso falsch sei und Jesus allzu viel Verehrung zukommen lasse.[100] Beide Formen des Antitrinitarismus sind somit abzulehnen.
Mit seiner Geburt sei Jesus Mensch geworden, ohne dadurch jedoch aufzuhören, Gott zu sein, und habe die Sünde auf sich übertragen, um so die Menschen zu befreien und mit Gott zu versöhnen. Damit eröffnet Jesus den Menschen den Weg zum Heil, das nur erreichen kann, wer Jesus folgt.[101]
Maria ist die unberührte ewige Jungfrau (intacta et perpetua castitate pura virgo),[102] und, wie Camerarius unmissverständlich betont, sie ist nicht göttlich, sondern ein Mensch: [Maria] habuit ... [Iosephum] assiduum atque diligentissimum socium educationis et curae filii DEI et hominis, id est sui.[103] Ob sie mit oder ohne ihren Körper in das Himmelreich aufgenommen wurde, möchte Camerarius dagegen explizit nicht entscheiden, da keine der beiden Varianten durch die Bibel gestützt werde.[104] Lehren, die Marias Rolle feiern und ihrem Andenken dienen, akzeptiert er; solche jedoch, die ihr Andenken beleidigen, seien abzulehnen. Keinesfalls sei Maria als Göttin zu verehren, wie es manche in Vergangenheit und Gegenwart, wenn nicht in Worten, so doch in Taten getan hätten.[105] Die falsche Verehrung (perversa veneratio) Marias durch Bildnisse, Opfer und Votivgaben lehnt Camerarius als Aberglaube (superstitio) ab, der die Kirche schon seit Jahrhunderten heimsuche.[106]
Allgemein kritisiert Camerarius die bildliche Darstellung von Jesus, Maria und ihrem Umfeld:[107] Bilder seien nur solange unproblematisch, wie die Lehre rein sei. Wie die Einfachheit der biblischen Sprache für Camerarius notwendig ist, um den Menschen die göttliche Wahrheit nahezubringen, und nicht durch übermäßige rhetorische Mittel verfälscht werden darf, so gilt auch für die Bilder, dass die reine Wahrheit zu erhalten und nicht durch menschliche Ausschmückungen zu überdecken ist.[108]

Die Nachwirkung - Camerarius' Werk als Geschichtswerk

Angesichts der Konzeption von Camerarius' Jesus-Vita als historiographisches Werk ist es nur natürlich, das diese auch als solches rezipiert wurde. Joachim von Beust zitiert Camerarius in seiner 1591 gedruckten "Orthodoxa enarratio" als Quelle zum Leben des Paulus[109] sowie zur Identität des Judas Thaddäus.[110] Auf Camerarius' genealogische Arbeiten stützen sich zwei spätere Werke: Eine 1685 von Johann Georg Kulpis herausgegebenen Kompilation von Werken zur deutschen Geschichte enthält neben zahlreichen anderen Werken auch das "Chronicon" des Albert von Stade; zu dem Abschnitt, an dem der Autor Jesu Abstammung behandelt und dies mit einem Stammbaum illustriert, notiert der Herausgeber: Potiorem de hac genealogia sententiam ducimus, quam sequitur Camerarius de vita Christi pag[ina] 41 et seq[uentibus].[111] Ebenso verwendet der katholische Priester und Archäologe Jean-Jacques Bourassé in seinem polemischen Werk zur Jungfrau Maria Camerarius als Autorität gegen die Lutheraner, die keine Aussagen über Marias Abstammung anerkennen, die sich nicht anhand der Bibel belegen lassen: Schon Epiphanius und Augustinus hätten zur Ergänzung der Lehre der Heiligen Schrift auf die Autorität der Kirche verwiesen und auch die Lutheraner könnten nicht so viele Bücher füllen, wenn sie sich nicht in Teilen auf diese stützten. Marias Abstammung sei gut belegt und es gebe keinen Grund, gerade bei diesem Thema nur die Bibel als Quelle akzeptieren zu wollen, wie es Luther einst getan habe. Als eines der Beispiele für protestantische Gelehrte, die in dieser Frage von ihrem Lehrer Luther abweichen, führt Bourassé Joachim Camerarius an.[112] Dabei kehrt er freilich Camerarius' Absicht um, der zwar die Benutzung der antiken Autoren empfahl, diese aber ja gerade nicht als unfehlbare Autoritäten sah.

Zeitgeschichte - Camerarius' Geschichte der Böhmischen Brüder

Der Kontakt zu den Böhmischen Brüdern

Camerarius' Hinwendung zur jüngeren Vergangenheit in seiner Geschichte der Böhmischen Brüder ist das Resultat langjähriger Kontakte zwischen dieser Organisation und den sächsischen Protestanten. Martin Luthers Verhältnis zu den Brüdern war im Laufe seines Lebens einem starken Wandel unterworfen; nach anfänglicher Skepsis, die noch von Luthers Erziehung als Mönch geprägt war, öffnete er sich ab den 1520er Jahren zunehmend der Bewegung, gerade zu einer Zeit, als sich umgekehrt in Böhmen eine neue Generation immer mehr Wittenberg zuwandte.[113] Auch wenn Luther und die Unität[114] nie wirklich enge Freunde wurden und Luther seine eigene Lehre als die korrekte sah, waren die Böhmischen Brüder für ihn doch der Wahrheit recht nahe. Philipp Melanchthon schätzte die Brüder bereits 1535 und sah in den wesentlichen Inhalten keine bedeutenden Unterschiede zur Lehre der Lutheraner.[115] Im Streben nach Anerkennung nährte sich auch die Unität ihrerseits in ihrem Bekenntnis von 1535 deutlich an Luther an; dieses Bekenntnis wurde nach weiteren Überarbeitungen im Sinne Luthers 1538 mit einem Vorwort desselben in Wittenberg gedruckt. Darin distanziert sich Luther deutlich von seiner früheren Ablehnung der Unität, die seinem früheren 'Papismus' geschuldet gewesen sei; dass manche Riten und Zeremonien der Brüder von denen der Protestanten abwichen, sei nur eine natürliche Folge der geografischen und kulturellen Verschiedenheit: Nie hätten alle Kirchen in allen Riten übereingestimmt.[116]
Mit Caspar Peucer gab es in Camerarius' Umfeld zudem eine weitere Person, die den Böhmischen Brüdern gegenüber überaus aufgeschlossen war: Anders als bei Luther und Melanchthon war der Grund für Peucer keine theologischen Argumente, sondern seine Herkunft: Gebürtig stammte Peucer aus Bautzen, seine Muttersprache war das Sorbische;[117] Peucers Dialekt war dem Tschechischen ähnlich genug, dass er eine tschechische Bibelübersetzung als eine Übersetzung in "unsere Sprache" (nostra lingua) bezeichnete.[118] Immer wieder übernahm Peucer daher Übersetzungsarbeiten aus dem Slawischen für Philipp Melanchthon; zugleich fungierte er als Anlaufstelle für Besucher Wittenbergs aus dem slawischen Raum und kümmerte sich besonders um die aus slawischen Gebieten stammenden Studenten in Wittenberg.[119] Somit war es wohl eher das Ergebnis eines gewissen Zugehörigkeitsgefühls denn theologischer Übereinstimmung, dass Peucer "während der ganzen Zeit seines Wittenberger Aufenthaltes als Beschützer der böhmischen Brüder aufgetreten und der ständige Fürsprecher ihrer verschiedenen kirchlichen, theologischen und auch persönlichen Anliegen gewesen ist, und daß ihn während der ganzen Zeit eine enge Freundschaft mit den verschiedenen Führern und geistigen Häuptern der Brüder verband".[120]

Joachim Camerarius selbst war mit den Böhmischen Brüdern spätestens 1540 in Berührung gekommen: Damals hatte die Unität ihren Bruder Matthias Erythraeus (Červenka) zu Martin Bucer nach Straßburg entsandt.[121] Am dritten Tag des Aufenthalts wurde die Gesandtschaft von Wolfgang Capito zu einem Essen eingeladen, bei dem auch mehrere andere Gelehrte zugegen waren. Unter diesen befanden sich neben Bucer und Capito selbst auch Caspar Hedio, Johannes Sturm, Johannes Calvin und eben Joachim Camerarius.[122] 1556 traf er zudem den Unitätspriester Jan Blahoslav, als dieser von Magdeburg über Leipzig nach Böhmen zurückreiste;[123] ein weiteres Treffen mit diesem auf Camerarius' Rückreise von Wien im Jahr 1568 scheiterte.[124]
Isaiah Caepolla, der ebenfalls den Böhmischen Brüdern angehörte, immatrikulierte sich am 23.06.1563 an der Universität Wittenberg,[125] wo Camerarius' Schwiegersohn Esrom Rüdinger lehrte. Vermutlich lernte er während seines Studiums auch Camerarius kennen, mit dem er in der Folge brieflichen Kontakt hielt. Es ist einer dieser Briefe, der in gedruckter Form erhalten ist, in dem Camerarius seine Sympathie mit den Böhmischen Brüdern ausdrückt und bedauert, diese in ihrer schwierigen Lage nicht unterstützen zu können.[126] Außerdem erfahren wir dort, dass Caepolla Camerarius Gesangbücher als Geschenk schickte und Camerarius selbst auch tatsächlich Lieder daraus sang.[127] Als Caepolla im August 1571 erneut nach Deutschland reiste, nutzte Blahoslav die Gelegenheit, um Briefe an Camerarius, Rüdinger und Caspar Peucer überbringen zu lassen;[128] in diesem rekurriert er ebenfalls auf Camerarius' positive Einstellung seiner Kirche gegenüber, von der er unter anderem über Johannes Crato gehört habe.[129]

Eine Reihe an Zitaten verdeutlicht Camerarius' positive Einstellung gegenüber der Unität, die für ihn offenbar eine ursprüngliche, reinere Urkirche darstellten: Esrom Rüdinger sagte dem Camerarius' Enkel Ludwig später, Camerarius habe sich immer gewünscht, vor seinem Tod einmal mit den Böhmischen Brüdern in Tschechien das Abendmahl zelebrieren und ihren Glauben in Aktion sehen zu können.[130] Im Stammbuch des Wenzel Placelius schrieb Camerarius nach dem Zeugnis des Johann Lasicius sogar, wenn es irgendwo auf der Welt die wahre Kirche Jesu gebe, dann bei den Böhmischen Brüdern.[131] Und in seiner Geschichte der Böhmischen Brüder schreibt Camerarius selbst, wer bereit sei, genau hinzuschauen und die Wahrheit zu bekennen, der werde nicht leugnen können, das bei den Böhmischen Brüdern die Kirche Christi nicht nur in Wahrheit und in der Sache selbst, sondern auch dem äußeren Anschein nach offensichtlich erhalten sei und verwaltet und geführt werde; daher werde, wer die Böhmischen Brüder kritisiert, kaum dem Verdacht des Neides und der Verleumdung entgehen können (Sane qui attendere animum voluerint faterique verum, ii negare non poterunt, quin apud eos Christi Ecclesia non solum in veritate et re ipsa, sed manifesta etiam specie, retenta administrataque et gesta sit; ut eos reprehendentes, vix effugere invidiae et obtrectationum suspicionem posse videantur). Zudem lobt er die Unität für ihre christlichen Tugenden und moralische Integrität, da all die Laster, die die Protestanten unter sich entzweiten, bei jener nicht aufträten.[132]
Dabei beruft sich Camerarius auf das positive Urteil Martin Luthers: So verweist er die Gegner der Unität auf das Bekenntnis, das kürzlich (in Rüdingers Übersetzung, s. den folgenden Abschnitt) neu aufgelegt und seinerzeit bereits von Luther abgesegnet worden sei. Wer nach Luthers Vorwort noch immer an der Orthodoxie der Brüder zweifle, hinterfrage allzu viel; wer sie aber gar anklage, der sein ein schlechter Mensch. Zwar habe Luther den Glauben der Brüder zunächst abgelehnt, weil er (als Mönch) die Wahrheit nicht gekannt habe, habe sich aber 1532 bei einem Treffen überzeugen lassen.[133] Was Luther seinerzeit gegen die Religion der Brüder gesagt oder geschrieben habe, habe er später in anderen Reden und Schriften wieder korrigiert. In der Folge habe Luther die Brüder bewundert und gelobt.[134] An anderer Stelle referiert Camerarius eine Aussage Luthers, die das Vorbild für seinen erwähnten Stammbucheintrag bei Wenzel Placelius gewesen sein mag.[135]

Joachim Camerarius, Esrom Rüdinger und die lateinische confessio der Böhmischen Brüder

Das Bekenntnis der Böhmischen Brüder wurde wiederholt überarbeitet, sodass die lateinische Version, die 1538 durch Luthers Vermittlung gedruckt worden war, bald veraltet war.[136] Außerdem erfreute sie sich wegen des allzu unreinen Stils ohnehin nur geringer Beliebtheit, wie Isaiah Caepolla selbst berichtet.[137] Eine reine lateinische Übersetzung der Konfession benötigten die Brüder zudem auch, um deren Übereinstimmung mit der "Confessio Augustana" aufzeigen und so an der durch diese zugestandenen Religionsfreiheit teilhaben zu können.[138] Peter Herbert, der die aktuelle deutsche Version des Bekenntnisses von 1564 besorgt hatte,[139] war allerdings aufgrund anderer Beschäftigungen nicht bereit, auch die lateinische Neuübersetzung zu übernehmen. Senior Blahoslav plädierte daher für eine Übersetzung durch den Bruder Johannes Aeneas, der damals unter Esrom Rüdinger in Wittenberg studierte. Dieser bat Rüdinger um eine Musterübersetzung einiger Abschnitte (wohl auf Basis des deutschen Textes[140]), deren Stil er dann imitieren konnte. Rüdinger lieferte diese; seine Version fand großen Gefallen bei Blahoslav, wie Isaiah Caepolla berichtet: Esromiana cum vidisset Blahoslaus, admodum delectatus est versione illa, ut diceret, se nunquam vidisse tam propriam, quae minus discederet a textu Bohemico, et tamen Latinissima esset.[141] Aeneas wurde bald nach Böhmen zurückberufen und fiel daher für die weitere Arbeit aus. Rüdinger ließ gegenüber Caepolla immer wieder verstehen, er würde gerne die vollständige Version aus dem Deutschen ins Lateinische übernehmen, wenn er nur die Zeit dazu hätte. Beide einigten sich, jeweils einige Abschnitte zu übersetzen, das Vorhaben scheiterte jedoch zunächst an Rüdingers anderen Beschäftigungen.[142]
Blahoslav ließ aber nicht locker und trug Caepolla auf, weiter mit Rüdinger zu verhandeln. Am 05.08.1571 traf Caepolla diesen und sprach erneut mit ihm über das Vorhaben. Rüdinger hatte anscheinend seinerseits bereits Camerarius auf das Thema angesprochen und diesen gebeten, die Übersetzung zu übernehmen. Camerarius habe sich jedoch angesichts seines Alters und seiner schlechten Gesundheit (→ Medizin) selbst nicht zu einer Übersetzung in der Lage gesehen und überdies angemerkt, sein lateinischer Schreibstil sei nicht mit dem des Bekenntnisses kompatibel.[143] Am 14. August besuchte Caepolla dann Camerarius in Leipzig und überbrachte Grüße von Blahoslav. Auch im persönlichen Gespräch lehnte Camerarius die Aufgabe der Übersetzung ab, versprach aber, jemanden zu finden, der sie übernehmen könne. Caepolla bat ihn daraufhin, Rüdinger zur Übersetzung zu bewegen.[144] Dieser übernahm die Aufgabe denn auch tatsächlich, als Caepolla von Leipzig nach Wittenberg zurückkehrte, und zeigte sich dabei zu dessen großer Freude äußerst engagiert.[145] Am 1. Oktober reiste Caepolla ein zweites Mal nach Leipzig und besuchte erneut Camerarius; wieder besprach man die Angelegenheiten der Unität. Über Dresden, wo gerade der "Consensus Dresdensis" beschlossen wurde,[146] kehrte er anschließend nach Böhmen zurück, wo er dem sterbenskranken Blahoslav erste Kapitel von Rüdingers Übersetzung präsentieren konnte. Außerdem überbrachte Caepolla neben Briefen von Peucer und Rüdinger ein Antwortschreiben des Camerarius auf Blahoslavs Brief, in dem Camerarius erneut seine Sympathie für die Unität sowie sein Bedauern bekundet, dieser nicht helfen zu können.[147]

Am 10.05.1572 brach Caepolla erneut nach Wittenberg auf, wo er am 23. desselben Monats ankam, um für Fertigstellung und nach Möglichkeit auch Druck von Esrom Rüdingers lateinischer Version des Bekenntnisses zu sorgen. Deren Fertigstellung gestaltete sich wegen Rüdingers anderer Beschäftigungen mühsam.[148] Zugleich bemühte sich Caepolla um die Unterstützung der Wittenberger Theologen in Form eines öffentlichen Testimoniums. Diese allerdings hatten Bedenken, da man sie am Hof bereits des Calvinismus verdächtige und ihnen klar gemacht habe, dass sie nichts ohne Zustimmung des Hofes publizieren sollten; zudem befürchtete man, dass, wenn man der Unität Unterstützung gewähren würde, andere Gruppen ebenfalls um solche ersuchen würden: Innerhalb von zwei Jahren seien schon 14 Bekenntnisse in Wittenberg vorgelegt worden; die Universität habe mit der Begründung abgelehnt, dass die "Confessio Augustana" als einziges genüge.[149]
Auch Rüdinger selbst äußerte zuweilen inhaltliche Bedenken am Bekenntnis und änderte neben seiner Übersetzertätigkeit den Text teilweise auch inhaltlich ab, etwa wenn es um den Ritus der erneuten Taufe ging, den die Unität eine Weile praktiziert hatte.[150] Am 11. August verließ Caepolla Wittenberg und reiste nach Böhmen zurück;[151] gegen Ende des Jahres machte er sich jedoch erneut auf den Weg ins Reich und kam am 01.01.1573 wieder in Leipzig und kurz darauf in Wittenberg an.[152] Dabei überbrachte er diverse Briefe an die Wittenberger Theologen, an Esrom Rüdinger und an Caspar Peucer, in denen die Brüder nun unter anderem ganz offiziell um die Druckerlaubnis für das Bekenntnis sowie ein Testimonium der theologischen Fakultät zugunsten der Brüder ersuchen.[153] Vor der Weiterreise nach Wittenberg suchte er den Rat des Camerarius (s.u.); dieser sah jedoch - zurecht, wie sich zeigte - keine Möglichkeit, von den Wittenbergern eine öffentliche Äußerung zu erhalten, und war lehnte auch selbst eine solche ab, da er fachlich nicht zuständig sei: Er würde nur die Wut ihrer Gegner auf sich selbst wie auch auf die Unität lenken.[154] Schließlich wurde das Bekenntnis schließlich den Wittenberger Theologen zur Prüfung übergeben; der Theologe Georg Maior präsentierte daraufhin einen alten Brief Luthers - dessen Echtheit Caepollas Bericht explizit in Frage stellt -, in dem Luther auf Distanz zu den Böhmischen Brüdern und namentlich ihrer Abendmahlslehre ging.[155] Aus privaten Gesprächen entnahm Caepolla zudem, dass die Theologen sich allgemein zurückhaltend zeigten, nicht etwa - entgegen seiner Befürchtung - aufgrund Maiors Protest, sondern aus Angst, die Druckerlaubnis zu verlieren, wenn sie etwas zum Druck zuließen, was dem Hof nicht gefiele.[156] So antwortete der Zuständige für die Zensur Caspar Cruciger d.J.[157] denn auch am 30. Januar, er habe zwar persönlich nichts gegen den Druck, eine öffentliche Stellungnahme zugunsten der Unität sei jedoch nicht möglich, da man Wittenbergs Feinden keine Angriffsfläche bieten wolle. Die Entscheidung über die Druckerlaubnis aber stehe der Universität nicht frei, er empfehle jedoch den Druck in der Umgebung (etwa in Bautzen) auf Kosten und Risiko der Buchhändler.[158] Auf Caepollas schriftlichen Protest hin[159] entschied man sich dann aber dennoch für den Druck in Wittenberg. Auf das öffentliche Testimonium verzichtete Caepolla von selbst, um die Wittenberger Theologen nicht zu gefährden;[160] diese verfassten jedoch selbst privat einen Brief an die Böhmischen Brüder, in dem sie den Druck und die Akzeptanz der Unität bis in rituelle Einzelheiten bestätigten.[161]
Dann ging alles recht schnell: Vom Beginn des Drucks zeugt ein Brief Esrom Rüdingers an Andreas Stephanus vom 06.02.1573;[162] am 1. März berichtet Rüdinger in einem Brief an Caepolla nach Abschluss des Drucks von seiner Unzufriedenheit mit dem Ergebnis: Er habe nicht durchsetzen können, dass ihm dieselbe Seite zweimal zur Korrektur vorgelegt werde, und so sei der Druck noch immer voller Fehler.[163] Zudem habe sich der Drucker geweigert, Bibelverse als Marginalien zu drucken (nur Buch und Kapitel wurden angegeben). Auf Anraten Caspar Peucers habe man zudem wieder Luthers Vorwort von 1538 abgedruckt. Außerdem enthält der Druck ein historisches Vorwort, das wohl Rüdinger und Caepolla gemeinschaftlich zuzuschreiben ist.[164] Zudem rate er, bald die deutsche Version des Bekenntnisses drucken zu lassen; diese hatte ja die Basis der lateinischen Übersetzung gebildet, war aber nun noch einmal so überarbeitet worden, dass sie dem von Rüdinger übersetzten und inhaltlich angepassten lateinischen Text wieder entsprach.[165] Diesem Rat folgten die Brüder bis Ende April.[166]

Die Genese der "Historica Narratio"

Parallel zu den Arbeiten an der lateinischen confessio verfasste Camerarius ein Geschichtswerk über die Böhmischen Brüder. Die Arbeit daran war nicht vor 1568 abgeschlossen, wie eine Erwähnung von Flacius' "Confessio Valdensium" zeigt, vermutlich begann Camerarius allerdings erst deutlich später. Andererseits begann Camerarius definitiv vor dem Spätsommer 1572.[167] Über die Entstehungsumstände ist wenig explizit bekannt, einiges lässt sich aber aus den Berichten des Isaiah Caepolla und seiner Korrespondenz mit Joachim Camerarius erschließen. Der Pole Johannes Lasicius (Jan Łasicki), der mit den Brüdern in seiner Heimat Polen, aber auch in Böhmen selbst in Kontakt gekommen war,[168] hatte bis 1568 von sich aus eine Geschichte der böhmischen Brüder "De origine et institutis fratrum Christianorum, qui sunt in Prussia, Polonia, Boemia et Moravia commentarius" verfasst.[169] Das Manuskript hatte er zunächst an Théodore de Bèze zur Begutachtung geschickt, der es mit zwei Jahren Verzögerung am 01.03.1570 mit Verbesserungsvorschlägen an Lasicius zurückschickte und diesen insbesondere anwies, eine Antwort auf Matthias Flacius' "Confessio Valdensium" einzufügen und Anfeindungen so zuvorzukommen; wenn Lasicius das täte, wolle de Bèze gerne für den Druck des Werkes sorgen. Lasicius ließ seine Schrift zusammen mit Bezas Gutachten in der Folge wenig später dem Unitätsbruder Jan Lorenc zukommen und bot an, sie drucken zu lassen.[170]
Vermutlich über diesen,[171] vielleicht auch später in einer überarbeiteten Version[172] gelangte das Manuskript in die Hände Jan Blahoslavs; dieser hatte einige Bemerkungen notiert und gab die Schrift Isaiah Caepolla mit, als dieser im August 1571 nach Wittenberg reiste, mit dem Auftrag, er möge dort mit Lasicius konferieren.[173] In einem Brief an Lasicius, den ebenfalls Caepolla überbrachte, fordert Blahoslav Lasicius auf, sein Unternehmen weiterzuführen und so die große Lücke zu schließen, die der Mangel an prounitärer Geschichtsschreibung darstelle; außerdem ließ er durch Caepolla weitere Quellen und historische Notizen überbringen[174] und wies diesen an, Lasicius bei der Arbeit zu unterstützen.[175] Zunächst traf Caepolla Lasicius in Wittenberg jedoch nicht an; erst am 28. August kehrte dieser aus Polen zurück, sprach kurz mit Caepolla und versprach ihm dann, nach seiner Rückkehr aus Frankreich nach Mähren zu kommen und dort gemeinsam an seinem Werk arbeiten zu wollen.[176] So hatte Caepolla noch vor Lasicius' Ankunft aus Polen noch ausreichend Gelegenheit, sich mit Esrom Rüdinger und Caspar Peucer über Lasicius' Werk austauschen zu können. Beide fanden jedoch keinen Gefallen an der Schrift: Für Rüdinger war der Stil für das ernste Thema nicht angemessen; man habe das Gefühl, Lasicius könne nicht schreiben (Apparere inde, non multum esse versatum hominem in scribendo).[177] Auch Peucer, der sich die Mühe machte, das Werk auf einer Schulvisitation komplett zu lesen, lobte im Anschluss Lasicius' Vorhaben, bemängelte jedoch den Stil (placere sibi dicebat studium ipsius [sc. Lasicii], sed historicum stylum se desiderare in opere contexto).[178]

Rüdinger hatte jedoch an den historischen Notizen Gefallen gefunden, die Caepolla eigentlich zur Unterstützung des Lasicius mitgebracht hatte. Wenn ein Historiograph diese in die Hände bekäme, so meinte er, könne er damit leicht ein historisches Werk verfassen (Longe praeferebat [sc. Rüdingerus] breves istas Blahoslai notas seu annales nostros; si quispiam historicus eas haberet, haud difficile chronicon scribere posset). Er selbst würde dies gerne übernehmen, wenn er die Zeit dafür hätte.[179] Dieses Gespräch zwischen Rüdinger und Caepolla im August 1571 liefert somit einen sicheren Terminus ante quem für Camerarius' eigene Bemühungen um eine Geschichte der böhmischen Brüder: Gewiss hätte Rüdinger gewusst, wenn sein Schwiegervater bereits an einem solchen Geschichtswerk arbeitete, und hätte es im Gespräch erwähnt und Caepolla aufgefordert, seine Quellensammlung Camerarius zukommen zu lassen; Caepolla hatte ebenfalls keinen Grund, eine solche Äußerung Rüdingers in seinem Bericht zu verschweigen, da er Camerarius' eigenes Werk kurz darauf selbst unterstützte und offen in seinem Bericht erwähnt.
Vielmehr nahm Camerarius' Interesse für die Geschichte der Böhmischen Brüder vermutlich tatsächlich hier im August 1571 seinen Anfang: Bei Caepollas Besuch am 14.08.1571, bei dem er Camerarius auch den erwähnten Brief des Blahoslav überbrachte (s.o.) und mit Camerarius über die Pläne zur Übersetzung des Bekenntnisses sprach (s.o.), zeigte sich dieser hochinteressiert an den Angelegenheiten der Unität, ihrer Geschichte und ihren Riten. Auf Caepollas genauere Erklärung einiger Rituale bekannte Camerarius, dass er diese nicht als Neuerungen der Brüder, sondern als Wiedereinführung von Riten sah, die schon in der frühen Kirche zelebriert worden seien (dicebat ... nihil novi a nostris fieri, sed eundem ritum fuisse in veteri ecclesia, id quod videre est ex scriptis patrum).[180] Auch bei Caepollas zweitem Besuch im Oktober tauschten sich beide wieder über die Brüder aus.[181]
In seiner (undatierten) Antwort auf Blahoslavs Schreiben, die Caepolla im Oktober 1571 mit nach Tschechien nahm, bedauert Camerarius erneut, den Brüdern nicht recht helfen zu können, da er zu alt und zu krank sei und seine Autorität in Glaubenssachen allzu wenig wiege.[182] Auch hier also noch keine Erwähnung des Vorhabens, ein Geschichtswerk zu verfassen, geschweige denn ein Versprechen, solches zu tun;[183] doch das Interesse an der Geschichte der Unität war im Sommer 1571 offensichtlich bereits geboren. Über Rüdinger und Peucer hörte Camerarius zudem vermutlich von dem Versuch des Lasicius und erhielt eine erste Einschätzung von dessen Qualität; auch mit Lasicius selbst sprach er nach dessen Zeugnis im Sommer 1571 über die Geschichte der Unität.[184] Vermutlich war dies für Camerarius letztlich der Anlass, sein Interesse für die Geschichte der Unität in schriftliche Form zu gießen.

Auch der Inhalt des Geschichtswerks selbst legt die Vermutung nahe, dass Camerarius in der zweiten Hälfte des Jahres 1571 oder Anfang 1572 von der Planung zum aktiven Schreiben übergegangen war: Die "Historica Narratio" ist zweigeteilt; nach einer oberflächlichen Darstellung der Geschichte der Böhmischen Brüder kehrt die Erzählung nach einem zweiten Proöm an den Anfang zurück und beginnt detaillierter von Neuem.[185] Jaroslav Goll erklärt dieses Phänomen dadurch, dass Camerarius von Caepolla neues Quellenmaterial erhalten und daraufhin von vorne begonnen habe;[186] diese Erklärung ist plausibel und deckt sich zudem mit dem, was wir von Caepolla hören: Demnach wäre der erste Teil des Werks irgendwann nach Caepollas Abreise im Winter 1571/72 entstanden. Bei seinem nächstem Aufenthalt in Wittenberg zwischen dem 23.05. und dem 11.08.1572 nutzte Caepolla dann die Zeit, die Rüdinger mit der Übersetzung des Bekenntnisses verbrachte, um selbst einige historische Notizen aus dem Tschechischen ins Lateinische zu übertragen;[187] im Rahmen zweier weiterer Besuche in diesem Zeitraum überbrachte er diese Übersetzungen an Camerarius nach Leipzig.[188] Dieser begann nach Erhalt des neuen umfangreichen Quellenmaterials von vorne, was die zweigeteilte Struktur der "Historica Narratio" erklärt.[189]
Bei seiner erneuten Reise nach Sachsen zum 01.01.1573 überbrachte Caepolla ein Schreiben des Andreas Stephanus, in dem dieser Camerarius - wie auch schon die Wittenberger - um ein Testimonium zugunsten der Brüder bittet und Camerarius bittet, soweit es Gesundheit und Beschäftigungen zulassen, sein Geschichtswerk fortzusetzen.[190] Wie die Wittenberger lehnte Camerarius ein öffentliches Testimonium ab (s.o.), macht jedoch anderweitig Hoffnung: Er habe sich bereits in seiner Übersetzung der Flaminius-Briefe positiv über die Brüder geäußert[191] und er hoffe, ein noch umfangreicheres und bedeutenderes Werk zu hinterlassen: Eine klare Anspielung auf das im Entstehen begriffene Geschichtswerk.[192] An diesem arbeitete Camerarius nun im Laufe des folgenden Jahres, er wartete aber offenbar noch auf weitere Unterstützung von Seiten der Unität. Am 13.05.1574 dann jedoch musste Esrom Rüdinger Caepolla mitteilen, es sei nun zu spät, da Camerarius gerade gestorben sei; er selbst befinde sich daher in tiefer Trauer, und es komme noch hinzu, dass einige Leute ihm - im Zuge der Kryptocalvinistenverfolgungen in Wittenberg - mit dem Exil drohten.[193] In der Tat folgte Rüdinger bald darauf dem Ruf der Böhmischen Brüder nach Eibenschütz (Ivančice), um dort das Internat des Gymnasiums zu leiten, und kehrte erst 1588 nach Altdorf bei Nürnberg zurück.[194]

Die Bewertung des Geschichtswerks

So starb Camerarius, ohne der "Historica Narratio" den letzten Schliff gegeben zu haben; im Rahmen eines solchen wäre vermutlich auch die doppelte Erzählung zu einer einzigen vereint worden. Camerarius' Enkel Ludwig fand das handschriftliche Werk nach eigener Aussage im Jahr 1600 oder 1601 im Nachlass seines Vaters Joachim Camerarius d.J. und beschloss auf die Bitten von Freunden hin, es zu drucken. Diese empfahlen auch auch, die mittlerweile kaum noch verfügbare lateinische "Confessio" in den Druckverbund einzugliedern. Dies wolle er jedoch nicht ohne die Erlaubnis der Unität tun, um deren Sache es immerhin gehe.[195] Das Werk ging letztlich - ohne die "Confessio", aber in Verbund mit diversen weiteren Schriften zu den Böhmischen Brüdern - 1605 in den Druck.[196] Auch von Ausgaben aus den Jahren 1615 und 1625 ist berichtet worden.[197]
Jaroslav Goll bezeichnet insbesondere die zweite, detailliertere Hälfte als "die erste wissenschaftliche Darstellung der älteren Brüdergeschichte (...). Sie wurde im 16. und 17. Jahrhunderte von keiner späteren Arbeit übertroffen und ist auch für uns, die wir auf ihre Quellen zurückgreifen können, nicht ohne Wert".[198] Auch Alfred Eckert sieht die "Historica Narratio" als "wertvolle Quelle zur Erforschung der Geschichte der Brüdergemeinde".[199] Zugleich sei das Werk von antiken Vorbildern - in Bezug auf "unnötige" Exkurse - und der typischen Apologetik der unitären Geschichtsschreibung geprägt.[200] In der Tat äußert sich Camerarius zu Beginn des Werks geradezu programmatisch zu dem Ziel der "Historica narratio": Zu viele Lügen und Unwahrheiten seien im Laufe der Zeit über die Böhmischen Brüder verbreitet worden und beeinflussten die Urteilsbildung der Menschen. Er wolle nun die wahre Geschichte der Unität verkünden und so dem Leser ein angemessenes Urteil darüber erlauben, ob man sich bei den Brüdern von der wahren Lehre entfernt habe oder ob sie im Gegenteil diese aus gleichsam babylonischer Verwirrung wiederhergestellt hätten.[201] Die apologetische Note verstärken die Textbeigaben, die gezielt ausgefwählt wurden, um den Zusammenhang zwischen Hussiten und den Böhmischen Brüdern zu belegen und die Verbindung zu Waldensern und Albigensern zu widerlegen.[202] Indem er die Böhmischen Brüder nicht von den Taboriten unterscheide, begehe Camerarius laut Goll allerdings einen ähnlichen Fehler, wie er Flacius in dessen Vermischung von Waldensern und Unität vorgeworfen habe.[203] Die Blahoslav zugeschriebene "Summa"[204] habe Camerarius vollständig übernommen, wenn auch teilweise sprachlich überarbeitet, und anschließend inhaltlich erweitert.[205]

Johann Lasicius, den die Brüder ursprünglich hatten unterstützen wollen, überarbeitete nach Erhalt des zusätzlichen Materials 1571 seine angefangene Geschichte der Böhmischen Brüder gründlich und erweiterte sie innerhalb über einer Dekade zu acht Büchern.[206] An diesen arbeitete er zunächst bis 1585 und stützte sich dabei auch - in handschriftlicher Form - auf das Werk des Camerarius[207]. Dann schickte er seine Schrift erneut zur Begutachtung an die Brüder, "deren Reaktion allerdings auch diesmal ausweichend war. 1592 beschloss die Unität, nicht länger auf die Nachfragen von Lasitius zu reagieren".[208] Lasicius unternahm daraufhin eine weitere Überarbeitung mit neuen Materialien, die der polnische Senior der Brüder Simeon Theophil Turnowski ihm zur Verfügung stellte. Mit seinem Schreiben vom 12.01.1599 widmete er es Karl von Žerotín in der Hoffnung, dass dieser das Werk zum Druck bringen würde. Dazu kam es jedoch zu Lasicius' Lebzeiten nicht mehr;[209] "Karl der Ältere von Žerotín brachte der Historia offenkundig kein größeres Interesse entgegen."[210] Auch Jaroslav Golls Urteil über Lasicius' Werk fällt hart aus: "Weitschweifigkeit, ja Schwatzhaftigkeit könnte man [Lasicius] zum Vorwurf machen. Je weiter die Arbeit fortschreitet, desto wertloser wird sie."[211] Das Manuskript verschwand in Archiven, ohne allerdings vollständig vergessen zu werden,[212] bis es an Johann Amos Comenius kam, der 1649 das achte Buch mitsamt Auszügen aus den anderen Büchern und Inhaltsverzeichnissen zu diesen drucken ließ.[213] Vermutlich dachte er es als eine Art Sittenspiegel, um den Böhmischen Brüdern seiner Zeit, ein Jahr nach dem Ende des Dreißigjährigen Kriegs, vorzuhalten, wie weit man sich bereits von den Idealen der Frühzeit entfernt hatte, vergleicht Lasicius die Unität seiner Zeit doch noch mit den urchristlichen Gemeinden des Epheserbriefs.[214] Das ursprüngliche Manuskript verbrannte vermutlich 1656 in Lissa, wohin Comenius es mitgenommen hatte.[215] Einige Abschriften von Teilen des Werks haben sich erhalten, außerdem Exzerpte des Comenius.[216] Lasicius' erstes, kürzeres Werk blieb in Auszügen zumindest bis 1925 in verschiedenen Archiven erhalten.[217]

(Alexander Hubert)

Anmerkungen

  1. Vgl. OCEp 1468. Wenn Camerarius krank darniederlag, pflegte er zu lesen; die daraus resultierende intensive Beschäftigung mit einem Stoff äußerte sich in der Folge immer wieder in literarischer Produktivität. Vgl. hierzu → Medizin. So führte eine Krankheit 1538 letztlich zur Abfassung und Publikation mehrerer hippologischer Schriften (→ Naturkunde).
  2. Der Brief ist ohne Jahresangabe auf den 13. August datiert. Die Übersetzung entstand laut dem Brief in demselben Sommer. Der Druck erschien laut Titelblatt 1536. Philipp Melanchthon bedankt sich bereits im Februar 1536 für Camerarius' bereits erfolgte Übersetzungsarbeit und freut sich über dessen Vorhaben, sie Justus Jonas zu widmen (vgl. MBW - Regesten online, Nr. 1694), der Druck liegt ihm aber offenbar noch nicht vor. Als Entstehungsjahr der Übersetzung und damit auch des Widmungsbriefes ergibt sich somit 1535; dies deckt sich auch mit dem Absendeort Nürnberg (vgl. Itinerar). (Eine noch frühere Datierung des Briefes erscheint dagegen aufgrund des dann sehr großen Abstandes zum Druck unplausibel.)
  3. 1535 erschien in Basel, Léon Parmentier zufolge auf Basis des Codex Basileensis A III 18, die Editio princeps von Theodorets Kirchengeschichte; der Codex wurde selbst für den Druck benutzt und dazu die Blattbindung gelöst (vgl. Parmentier 1911, X und LXVI). Die Edition selbst wurde schon 1535 ohne eigenes Vorwort in Rhenanus' Kompendium eingebunden, das außerdem Fragmente von Epiphanius' Übersetzung als Teile der "Historia Tripartita" enthielt; Parmentier sind jedoch auch Exemplare bekannt, in denen sie mit Camerarius' Übersetzung zusammengebunden ist, die immerhin bereits ein Jahr später ebenfalls in Basel erschien (vgl. ebd., LXVI).
  4. Vgl. OCEp 1468, Theodoret, Res Ecclesiasticae, 1536, Bl. A2r/v. Was Camerarius meint, wenn er Epiphanius' Kenntnis des Griechischen so kritisiert, verdeutlicht wohl bereits einer der ersten Ausschnitte aus Theodoret, den Epiphanius übersetzt hat. Im griechischen Text heißt es hier: Ἤκουσεν γὰρ τοῦ θείου νόμου βοῶντος· ἐὰν ... (Rhenanus, Autores historiae ecclesiasticae, 1535, Bl. αa2v). Theodoret verwendet also klassisch griechisch das Verb ἀκούειν mit folgendem Genitiv und Partizip. Epiphanius übersetzt hier jedoch: Audiverat enim clamante divina lege: Si ... (Rhenanus, Autores historiae ecclesiasticae, 1535, S. 283). Die Partizipialkonstruktion im Genitiv deutet er also nicht als Objekt des Verbs ἀκούειν, das lateinisch als Akkusativobjekt zu audire wiederzugeben wäre, sondern als Genitivus absolutus, den er dann folgerichtig als Ablativus absolutus ins Lateinische überträgt. Camerarius übersetzt korrekt: Audierat enim divinam legem clamantem: Si... (Theodoret, Res Ecclesiasticae, 1536, S. 4).
    Nur wenige Zeilen später heißt es im Griechischen: [Βιτάλιος] καἰ τὴν ἐν τῇ παλαιᾷ καταλυθεῖσαν ὑπὸ τῶν τυράννων, ᾠκοδόμησεν ἐκκλησίαν (Rhenanus, Autores historiae ecclesiasticae, 1535, Bl. αa2v). Epiphanius bietet hierfür: [Vitalius] etiam antiquam ex multis temporibus destructam a tyrannis aedificavit ecclesiam (Rhenanus, Autores historiae ecclesiasticae, 1535, S. 283), Camerarius dagegen: Vitalius ... extruxit in antiqua urbe dirutam a tyrannis ecclesiam (Theodoret, Res Ecclesiasticae, 1536, S. 4). Während Camerarius also ἐν τῇ παλαιᾷ korrekt als Ortsangabe ("in der Altstadt") versteht, übersetzt Epiphanius als hätte er stattdessen bloßes παλαιάν vorliegen; was sich leicht durch eine alternative Textgestalt erklären lässt (vgl. die Anmerkungen bei Parmentier 1911, S. 7), mag auf Camerarius als Fehler gewirkt haben.
  5. Vgl. Theodoret, Res Ecclesiasticae, 1536.
  6. Vgl. Rhenanus, Autores historiae ecclesiasticae, 1535, S. 283f. für das Lateinische, ebd., Bl. αa2v für das Griechische.
  7. Vgl. Theodoret, Res Ecclesiasticae, 1536, S. 4f.
  8. Vgl. Rhenanus, Autores historiae ecclesiasticae, 1535, S. 284 für Epiphanius, ebd., Bl. αa2v für das Griechische, Theodoret, Res Ecclesiasticae, 1536, S. 5 für Camerarius.
  9. Vgl. OCEp 1468, Theodoret, Res Ecclesiasticae, 1536, Bl. A3r.
  10. In der Folge kritisiert Camerarius besonders Rufinus' "Historia Ecclesiastica" sowie namentlich nicht genannte Theodoretübersetzer.
  11. Vgl. OC 0194, Theodoret, Res Ecclesiasticae, 1536, S. 28 in Camerarius' Übersetzung.
  12. Zu Rufinus' Version der Erzählung, in der Arius' Tod in der Tat nach dem des Konstantin eingeordnet ist, vgl. Rhenanus, Autores historiae ecclesiasticae, 1535, S. 229.
  13. Vgl. OC 0196, Theodoret, Res Ecclesiasticae, 1536, Bl. a1r.
  14. Vgl. OC 0195, Theodoret, Res Ecclesiasticae, 1536, Bl. a1r.
  15. Vgl. die Streckenbeschreibung des Drucks von 1536.
  16. MBW - Regesten online, Nr. 1694: De Theodorito verso gratiam tibi habeo. Est et illud mihi gratissimum, quod Ionae dedicas, sic enim intellexi tuas literas. Amo enim Ionam et candorem ac fidem ei tribuo. Scio eum et de tuo ingenio tuisque virtutibus honorifice sentire.
  17. Vgl. Eusebius, Ecclesiasticae historiae autores, 1539, Eusebius, Ecclesiasticae historiae autores, 1544, Eusebius, Ecclesiasticae historiae autores, 1549, Eusebius, Ecclesiasticae historiae autores, 1554, Eusebius, Ecclesiasticae historiae autores, 1557, Eusebius, Ecclesiasticae historiae autores, 1562 und Eusebius, Ecclesiastica historia, 1570.
  18. Cogitanti mihi in his synodi Oecumenicae molitionibus, quae longo iam tempore sunt in manibus, quid aut ordine et recte futurum, aut de eventu sperandum esse videatur, venit in mentem ut exemplum aliquod requirerem similium consiliorum et actionum, de quo coniecturam facere, et quasi divinare possemus, quem exitum hae quoque res habiturae essent (OC 0573, Camerarius, Historia synodi Nicenae (Druck), 1552, 3f.).
  19. Vgl. OC 0573, Camerarius, Historia synodi Nicenae (Druck), 1552, 4f. Als Beispiel für das verderbliche Machtstreben des kirchlichen Standes führt Camerarius besonders das Abendländische Schisma an.
  20. Vgl. OC 0573, Camerarius, Historia synodi Nicenae (Druck), 1552, 14f.
  21. Vgl. OC 0573, Camerarius, Historia synodi Nicenae (Druck), 1552, 22f.
  22. OC 0573, Camerarius, Historia synodi Nicenae (Druck), 1552, 61: Verum .... religiosa pietas ... sequitur doctrinam coelestem, et huic fidem habet non scientiae humanae, sed piae fidei: Et quae divina sunt, ea neque callide cogitando, neque audacter pronuntiando profanare sustinet.
  23. Vgl. OC 0573, Camerarius, Historia synodi Nicenae (Druck), 1552, 132.
  24. Vgl. OC 0573, Camerarius, Historia synodi Nicenae (Druck), 1552, 129ff.
  25. Vgl. OC 0573, Camerarius, Historia synodi Nicenae (Druck), 1552, 86-90.
  26. Vgl. OC 0573, Camerarius, Historia synodi Nicenae (Druck), 1552, 154ff.
  27. Vgl. OC 0571.
  28. MBW - Regesten online, Nr. 6977: S. D. De indiciis temporum, quae ob caussas tibi notas et saepe a me commemoratas crebro usurpo, scribis non arbitrari te, quod possint certo dies negotii aut casus ullius demonstrari, cum de annis quoque dubitationes non careant ratione, et, quid exquisitae notationi obstet, prudenter colligis. Ego vero, quamvis sciam non posse praecise quicquam in hoc genere definiri, tamen utile duco quam proxime exquisita tempora habere in promtu. Scis astrologos quoque interdum contentos esse τῷ ἔγγιστα, cum disciplina illa nitatur scientia geometriae, cuius demonstrationes firmissimae putantur, et cogere assensum, ut proverbio etiam locum dederint »ἀνάγκαι γεωµετρικαί«. Meus autem mos tibi non est ignotus, de quo memini te aliquando argumentari, in fugiendo ambages et dubitationes, quatenus fieri potest, et diserte aliquid exponendo et, quemadmodum dicere soleo, κατηγορικῶς. Itaque et narro ista forma etiam ea, de quibus fortasse alii aliter. Mihi enim scripta aut dicta refero οὐδὲν ὑπολογιζόµενος τὴν κατάφασιν ἢ ἀπόφασιν. Iam, scio, repetes tecum id, quod nuper dicebas: videndum tamen, ne quid forte falso affirmetur. Hoc illi videant, qui autores sunt. Et interdum falsa quoque disseminari et fabulas utiles narrari prodest. Ego quidem nihil comminiscor. In recitando si minus iudicor timidus vel nimis etiam confidens, detur venia simplicitati meae aut feratur etiam istud vitium. De his igitur satis.
  29. Vgl. OC 0572.
  30. Vgl. OCEp 0491 und Woitkowitz 2003, S. 233-237.
  31. Vgl. OCEp 0917.
  32. Vgl. OCEp 1058
  33. THBW 15501: In itinere ad Tridentum legimus etiam equitantes tuam Nicaenam historiam ac multum ea delectati sumus. Facies ecclesiae rem gratissimam, si talibus monumentis tuam ei fidem probare perges.
  34. Vgl. OC 0573, Camerarius, Historia synodi Nicenae (Druck), 1552, 85-90.
  35. Camerarius zählt acht oder neun Ökumenische Konzilien: Dabei äußert er Zweifel daran, dass Konstantinopel IV (869/870) als achtes Ökumenisches Konzil bezeichnet werden kann; als nächstes Konzil mit einem Anspruch auf Ökumenizität, den er weder bejaht noch verneint, bezeichnet Camerarius das Konzil von Konstanz (1414-1418).
  36. Vgl. OC 0676, Nikephoros, Chronologia, 1561, 219-223.
  37. Vgl. OC 0678, Nikephoros, Chronologia, 1561, 16.
  38. Vgl. OC 0678, Nikephoros, Chronologia, 1561, 17.
  39. Über den Autor war Camerarius nach eigenem Zeugnis nicht mehr bekannt, als dass er Patriarch gewesen und von Nikephoros Kallistu Xanthopulos zu unterscheiden war (vgl. OCEp 1501, dat. 19.08.1572).
  40. Vgl. Clemen 1912a, 52f.
  41. Cum autem hoc [sc. Epiphanio oder opere Epiphanii], pro veteri necessitudine nostra [sc. cum Iohanni Lange] tunc quoque perquam familiariter uti concederetur, viro non modo dignitate et doctrina, sed humanitate etiam praestante, sumpsimus ab ipso et hunc [sc. Nicephori] librum (OC 0678, Nikephoros, Chronologia, 1561, 17).
  42. Von Verzögerungen bei der Arbeit am Nikephoros berichtet Camerarius bereits 1552 in dem kurzen Werk "De chronicis" (vgl. OC 0571, Camerarius, Historia synodi Nicenae (Druck), 1552, 159.
  43. Während Camerarius in OC 0677, Nikephoros, Chronologia, 1561, 51 das gegenwärtige Jahr mit 1547 benennt, schreibt er innerhalb derselben Notiz eine Seite weiter bereits von 1549 und fügt in Klammern an, seit Beginn seiner Arbeit an dieser Anmerkung seien bereits zwei Jahre vergangen.
  44. Vgl. OCEp 1280, Nikephoros, Chronologia, 1561, 166.
  45. In der zweiten Auflage von 1573 startet sogar die Paginierung in der zweiten Hälfte zu den Konzilien neu.
  46. Vgl. OCEp 1280, Nikephoros, Chronologia, 1561, 166.
  47. OCEp 0825, Camerarius, Epistolae familiares, 1583, 470 und Zäh 2013, Nr. 199: Meam Chronologiam neque diligentissimam neque negligentissimam editam puto te vidisse. Fuit mihi curae, ut narrarem ea quae cognitu utilia essent maxime. Te forte legentem et errata corrigere et notata mihi indicare velim.
  48. Vgl. OCEp 0826.
  49. So Camerarius später am 19.08.1572 (vgl. OCEp 1501).
  50. So schreibt er in einem Brief an Johann Oporinus vom 07.03.1562 (vgl. OCEp 1281).
  51. Vgl. OCEp 1461, Camerarius, Historiae Iesu Christi expositio (Druck), 1566, Bl. A3r.
  52. Vgl. OCEp 0881.
  53. Vgl. auch OCEp 1284.
  54. Vgl. OCEp 0882. Dass Canter nicht wie Wolf 1561 mit einer beliebigen Ausgabe, sondern mit der Druckvorlage arbeitete, geht aus Camerarius' Brief an Oporinus vom 13.06.1568 hervor (vgl. OCEp 1284).
  55. Vgl. OCEp 1231 = http://www.aerztebriefe.de/id/00005231.
  56. Vgl. http://www.aerztebriefe.de/id/00004627 (Autograph unter https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:bvb:29-bv044448948-2).
  57. Vgl. http://www.aerztebriefe.de/id/00052202; Faksimile unter https://doi.org/10.7891/e-manuscripta-19385.
  58. Vgl. Gilly 2001, 30f. sowie http://www.aerztebriefe.de/id/00034308 und http://www.aerztebriefe.de/id/00034311. Für die Originale vgl. in der Briefsammlung Trew H62/TREWBR ZWINGER_THEODOR[3 (01.09.1570) und H62/TREWBR ZWINGER_THEODOR[6.
  59. Vgl. OCEp 0844 und Zäh 2013, 400. Zu Wolfs Bedauern vgl. OCEp 2588 vom 05.11.1571 (= Zäh 2013, Nr. 402).
  60. Vgl. http://www.aerztebriefe.de/id/00000189, Scan des Originals in der Briefsammlung Trew H62/TREWBR ZWINGER_THEODOR[12.
  61. So Camerarius an Rüdinger am 19.08.1572 (vgl. OCEp 1501).
  62. Vgl. Nikephoros, Chronologia, 1573.
  63. Vgl. OCEp 1501.
  64. Vgl. etwa Nikephoros, Chronologia, 1561, 21.
  65. Vgl. etwa Nikephoros, Chronologia, 1561, 22f.
  66. Vgl. etwa Nikephoros, Chronologia, 1561, 53-62.
  67. Die Identität dieses Jakob Ertel ist unklar. Die GND teilt ihm auf Basis des Gedichts im Nikephoros die Nummer 119664879, kennt jedoch keine weiteren Belege. Jedoch spricht einiges dafür, dass die Person zum Zeitpunkt des Drucks 1561 in Leipzig (Wirkungsort des Camerarius) oder Basel (Druckort der ersten Auflage des Nikephoros) studierte. Ein Blick in die Matrikeln liefert als einzigen möglichen Kandidaten "Jacobus Hertelinus Rotlandus = J. Härtlein von Hof im Voigtland" (Wackernagel 1956, S. 82, Nr. 47, GND 100163556, Geburtort Chur falsch): Geboren 1536 schrieb er sich 1549/50 in Erfurt ein und erhielt am 29.10.1555 in Basel unter dem Namen Jac. Hertelius Curiensis e Variscis den Grad eines Baccalaureaten; am 10.02.1557 wurde er Magister. Er war später Schulmeister in St. Peter in Basel, bis er am 23.09.1564 an der Pest starb. Zu ihm vgl. Jenny, Beat Rudolf, Die Musikprofessur an der Universität Basel im zweiten Drittel des 16. Jahrhunderts. Basler Zeitschrift für Geschichte und Altertumskunde 83 (1983), 27-83 ( http://edoc.unibas.ch/dok/A6243504, besonders S. 54f., 75) sowie ders., Humanismus und städtische Eliten in Basel im 16. Jahrhundert unter besonderer Berücksichtigung der Basler Lateinschulen von 1529-1589. In: Werner Meyer und Kaspar von Greyerz, Platteriana. Beiträge zum 500. Geburtstag des Thomas Platter (1499?-1582) (Basler Beiträge zur Geschichtswissenschaft 175), Basel 2002, S. 77-121 ( http://edoc.unibas.ch/dok/A2691942, besonders S. 96f.). Hertel wird vom VD16 als Beiträger zu diversen Drucken geführt, meist mit Geleitgedichten wie dem zu Nikephoros, viele Anfang der 1560er Jahre. Dazu gehört namentlich zu VD16 F 343 (S. 15), wo er sich ebenfalls als Iacobus Hertelius Curien[sis] Variscus bezeichnet. Dieser Druck hat wie viele andere ein theologisches Thema (vgl. VD16 C 6576, Bl. A1v sowie einige der folgenden). In den meisten Fällen verwendet Hertel zudem wie der Ertel des Nikephoros jambische Versmaße in sechshebiger (vgl. VD16 S 7596, Bl. A1v, VD16 W 1361, Bl. A4r/v, VD16 A 3259, Bl. β4v, VD16 L 2924, Bl. β3v-4r, VD16 F 3195 Bl. DD5v-6r) oder wie im Nikephoros in dreihebiger (vgl. VD16 C 6112, S. 13, VD16 M 3125, Bl. A1v, VD16 R 2665, S. 19) Form. Eine Identifikation von Ertel und Hertel scheint mithin plausibel.
  68. Vgl. Reineck, Syntagma de familiis, 1574, 617.
  69. Vgl. OCEp 1496 (dat. 09.05.1573)
  70. Zu Camerarius' Jesus-Vita vgl. auch Seckt 1888, 21-31 und Kunkler 1998, 242-251.
  71. So schon auf dem Titelblatt des Drucks: "Historiae Iesu Christi filii Dei nati in terra matre sanctiss[ima] sempervirgine Maria summatim relata expositio".
  72. Procedente autem aetate, attentius, ut fit, cogitans: Quid et iucundum inprimis esse deberet, et profuturum maxime videretur, facile animadverti utrunque eo potissimum contineri, in quo hominis Christiani professio versaretur. Ea est profecto cognitio illustris rerum divinarum, quam historiae congruentis copia non modo augeri, sed cum personarum tum eventuum consideratione explicari declarando constat (OCEp 1461, Camerarius, Historiae Iesu Christi expositio (Druck), 1566, Bl. A2v).
  73. Indem er die alleinige Bedeutung der Heiligen Schrift zur Erlangung des Heils betont, hält sich Camerarius tatsächlich eng an Martin Luther (vgl. Kunkler 1998, 245).
  74. Kunkler 1998, 243.
  75. Vgl. OCEp 1461.
  76. Dies geht aus Camerarius' an Wolfgang von Pfalz-Zweibrücken gerichtetem Proöm der Chronologie des Nikephorus hervor (vgl. OC 0678).
  77. Vgl. OC 0762, Camerarius, Historiae Iesu Christi expositio (Druck), 1566, 2.
  78. Vgl. Camerarius, Historiae Iesu Christi expositio (Druck), 1566 und Camerarius, Historiae Iesu Christi expositio (Druck), 1566a sowie Camerarius, Historia Iesu, 1581.
  79. Vgl. OC 0762 und OC 0761.
  80. Vgl. VD16 G 508.
  81. Vgl. OC 0762, Camerarius, Historiae Iesu Christi expositio (Druck), 1566, 15f.
  82. Camerarius, Historiae Iesu Christi expositio (Druck), 1566, 15.
  83. Camerarius, Historiae Iesu Christi expositio (Druck), 1566, 18.
  84. Vgl. Kunkler 1998, 249.
  85. Kunkler 1998, 251.
  86. Kunkler 1998, 248.
  87. Vgl. OC 0762, Camerarius, Historiae Iesu Christi expositio (Druck), 1566, 5.
  88. Vgl. OC 0762, Camerarius, Historiae Iesu Christi expositio (Druck), 1566, 6-13.
  89. Vgl. OC 0762, Camerarius, Historiae Iesu Christi expositio (Druck), 1566, 13ff. Vgl. auch S. 67f. und 70f. zu Camerarius' Erklärung, warum Jesus "am dritten Tage" auferstanden ist, wenn der doch am Freitag gestorben und am Sonntag auferstanden ist.
  90. Auf Bl. A3v-A4v verkündet Camerarius, er werde an einigen Stellen auf verbreitete Fehllehren eingehen; er wisse, dass er sich damit Kritik aussetze, aber die Alternative sei, überhaupt nichts zu schreiben. Auf Bl. A7v zeigt er auf, dass die Werke der Frühscholastik (ea, quae ante annos circiter quingentos edita sunt) noch recht nahe an der wahren Lehre sind, jedoch mit geringen Abweichungen, und dass jede folgende Generation der Scholastik auf den Fehlern ihrer Vorgänger aufbauend sich weiter von Jesu Lehre entfernt habe (vgl. auch Kunkler 1998, 247). Auf Bl. A8v erklärt er den Ursprung der Sage von Georg dem Drachentöter aus der Perseus-Sage; bei Fragen der Chronologie vergleicht Camerarius verschiedene Quellen und gewichtet sie nach ihrer Zuverlässigkeit (S. 13ff.); auf S. 75 äußert er sich kritisch zum Schweißtuch der Veronika und ähnlichen Erzählungen. Auf S. 89 fordert Camerarius, die Antike müsse hochgehalten werden, jedoch in ihrer reinen und wahren Form, unverdorben durch übertriebene Ausschmückungen (antiquitas quidem venerabilis esse debet universis, sed ea sancta, incorrupta, sincera). Die Apokryphen verwirft Camerarius auf Bl. A7v und S. 100f.
  91. Kunkler 1998, 245.
  92. Kunkler 1998, 246.
  93. Vgl. OC 0762, Camerarius, Historiae Iesu Christi expositio (Druck), 1566, 19.
  94. Vgl. Kunkler 1998, 248.
  95. OC 0762, Camerarius, Historiae Iesu Christi expositio (Druck), 1566, 19: Nam quo accuratius expoliuntur [sc. ea quae intelligentiam animi nostri excedunt], eo inter tractandum profaciora quodammodo redduntur. Ein Beispiel für die katastrophalen Folgen der Anwendung menschlicher Vernunft auf himmlische Wahrheiten ist laut dem Kommentar zum lateinischen Nikephoros der Arianismus: Mit Aussagen wie denen, dass es eine Zeit vor Jesus gegeben habe (ἦν ὅτ' οὐκ ἦν), dass dieser aus dem Nichts geschaffen worden sei (ἐκ τῶν οὐκ ὄντων ἐγένετο) und dass Jesus vor seiner Zeugung nicht existiert habe (πρὸ τοῦ γεννηθῆναι οὐκ ἦν), kurz dass Jesus Geschöpf Gottes und damit nicht mit diesem ewig sei, habe Arius großen Schaden angerichtet; indem er, ob bösen oder guten Willens, versucht habe, menschliche Argumentationsweise in die christliche Lehre einzubringen, habe er sich dem Teufel als Werkzeug erboten (OC 0677, Nikephoros, Chronologia, 1561, 41f.: Unde discere debemus, quam nocens et perniciosa res sit rationis humanae artificium et architectura in dogmatis divinis. Sive enim malicae, seu quodam non impio consilio, perverso tamen studio, ille [sc. Arius] hanc conatus fuit in Ecclesiam [sic] doctrinam invehere, praebuit se Diabolo hosti Ecclesiae organum ad effectionem multorum malorum, et ingentium perturbationum, quae postea variae secundum diversimodi hominum petulantia ingenia extiterunt).
  96. Vgl. OC 0762, Camerarius, Historiae Iesu Christi expositio (Druck), 1566, 19.
  97. Vgl. OC 0762, Camerarius, Historiae Iesu Christi expositio (Druck), 1566, 19.
  98. Vgl. OC 0762, Camerarius, Historiae Iesu Christi expositio (Druck), 1566, 4.
  99. Vgl. OC 0762, Camerarius, Historiae Iesu Christi expositio (Druck), 1566, 6.
  100. Vgl. OC 0762, Camerarius, Historiae Iesu Christi expositio (Druck), 1566, 83: Nam qui in filium DEI blasphemi sunt, ... ii abalienare naturam huius a patris Deitate cupide studuerunt. Alii autem contra diversa sententia evecti tanquam ad ampliorem cultum, eundem esse hunc et patrem dixere. Itemque eundem filium et SPIRITUM sanctum. Est auten in his ambabus partibus plaga insanabilis. Der griechische Text bei Epiphanios lautet (Panarion 23): Οἱ μὲν γὰρ εἰς τὸν υἱὸν βλασφημοῦντες, καθάπερ μοι ἄνω προδεδήλωται, φύσει ἀπαλλοτριοῦν αὐτὸν τῆς τοῦ πατρὸς θεότητος ἐφιλοτιμήσαντο· ἄλλοι δὲ πάλιν ἑτέρως φρονήσαντες, ὡς δῆθεν τιμῆσαι περισσοτέρως προαχθέντες, τὸν αὐτὸν εἶναι πατέρα εἶπον καὶ τὸν αὐτὸν υἱὸν καὶ τὸ αὐτὸ ἅγιον πνεῦμα· ἔστι δὲ τοῖς μέρεσιν ἀμφοτέροις ἀνίατος ἡ πληγή.
  101. Vgl. OC 0762, Camerarius, Historiae Iesu Christi expositio (Druck), 1566, 5, 48f. Wie Camerarius an anderer Stelle ebenfalls um 1565 darlegt, hatte Jesu Tod zugleich zur Folge, dass die Macht der Dämonen, die die Menschen lange Zeit beherrscht hatten, gebrochen wurde: Atque ab his [sc. daemonibus] caussa tandem data fuit mortis, qua per summam contumeliam tolleretur e medio [sc. Iesus]. Qua quidem morte eorum vis et potestas peremta est, et mortuus hic atque sepultus, cum mox diuina potentia excitatus revixisset, vitam amissam reconciliata Dei aeterni gratia hominibus restituit: Tunc igitur et potentia ista [sc. daemonum] fracta, et regnum ereptum, et in contrarium cuncta fuere conuersa (OC 0763, Plutarch, De natura et effectionibus daemonum, 1565, Bl. C5r). Vgl. auch den Artikel zu → Mantik und Magie.
  102. Vgl. OC 0762, Camerarius, Historiae Iesu Christi expositio (Druck), 1566, 5.
  103. Vgl. OC 0762, Camerarius, Historiae Iesu Christi expositio (Druck), 1566, 5f.
  104. Ac potius castissimae virginis memoriam colere nunc quidem sive una cum corpore seu absque hoc assumtae in vitam aeternam a filio. Id quod ideo utrunque posui quia neutrum iis literis quarum est sancta autoritas mandatum legitur (OC 0762, Camerarius, Historiae Iesu Christi expositio (Druck), 1566, 40). Vgl. auch ebd., 76.
  105. Vgl. OC 0762, Camerarius, Historiae Iesu Christi expositio (Druck), 1566, 40.
  106. Vgl. OC 0762, Camerarius, Historiae Iesu Christi expositio (Druck), 1566, 81f.
  107. Vgl. OC 0762, Camerarius, Historiae Iesu Christi expositio (Druck), 1566, 79ff.
  108. Neve veritatis pulcritudinem ac decus contaminent atque polluant aspersis mendaciorum maculis (OC 0762, Camerarius, Historiae Iesu Christi expositio (Druck), 1566, 86). Als Beispiel nennt Camerarius mit Bezug auf Platon (wohl nach Hipp. mai. 290 a ff. und 295 c) die Augen der Statuen, die nicht in grellen Farben wie Gold und Purpur zu bemalen seien, sondern in natürlichen Farben, sodass sie auls Augen erkennbar seien.
  109. Vgl. Beust, Orthodoxa enarratio Evangeliorum, 1591, 65.
  110. Vgl. Beust, Orthodoxa enarratio Evangeliorum, 1591, 248f.
  111. Kulpis 1685, 141.
  112. Vgl. Bourassé 1862, Sp. 674f.
  113. Vgl. Molnár 1981, 4ff.
  114. Die Böhmischen Brüder maßten sich niemals die Bezeichnung einer Kirche an, da sie diesen Begriff für die universelle christliche Kirche reservierten; sie selbst bezeichneten sich als Unität (lat. unitas, tsch. jednota) von Brüdern (vgl. Molnár 1951, 102).
  115. Vgl. MBW - Regesten online, Nr. 1559.
  116. Vgl. Molnár 1981, 13 und VD16 C 4825.
  117. So Peucer selbst in einem Brief an Jan Blahoslav vom 19.06.1566 (vgl. http://www.aerztebriefe.de/id/00051842 ), unvollständig abgedruckt in Benz 1971, 132, vollständig in Gindely 1859, 289. Er gibt darin zu, dass er die Sprache nicht mehr fließend spreche, aber sich bemühe, sie zu üben, und ihre vollständige Beherrschung sogar der der üblichen Bildungssprachen (ohne konkrete Nennungen) vorziehen würde: Nam et henetam linguam, in qua natus sum, interdum per otium repetere conor et sane integram malim, quam ex illis aliquam, quae a nostris hominibus sumptibus magnis, sed ambitione quadam magis, quam fructu discuntur. Vgl. auch Roebel 2012, 16 (mit Anm. 10), 29, 95.
  118. Vgl. Benz 1971, 129ff. und Roebel 2012, 97.
  119. Vgl. Roebel 2012, 96f.
  120. Benz 1971, 133.
  121. Zu den Beziehungen zwischen Martin Bucer und den Böhmischen Brüdern vgl. Molnár 1951.
  122. Vgl. Erythraeus' eigenen Bericht in Gindely 1859, 37 (deutsche Übersetzung), 62 (tschechisches Original). Camerarius' Aufenthalt in Straßburg bezeugt ein Brief an Daniel Stiebar vom 10. Juni (vgl. OCEp 1019).
  123. Vgl. Blahoslavs Erinnerung an das Treffen in einem Brief an Camerarius vom 16.07.1571, ediert in Gindely 1859, 321f. Vgl. auch Goll 1878, 63, MBW - Regesten online, Nr. 7845 (dat. 01.06.1556), Tschižewskij 1940, 112 und Fritsch 2022, 306.
  124. So Camerarius in einem Brief an Isaiah Caepolla vom 25.07.1569 (vgl. OCEp 1426).
  125. Vgl. Förstemann 1894, 53.
  126. Vgl. OCEp 1426 (dat. 25.07.1569); Camerarius adressiert Caepolla in dem Schreiben als amicus. Sein Sohn Joachim führte diesen Kontakt später fort (vgl. Caepollas Brief an diesen vom 11.09.1576 ( http://www.aerztebriefe.de/id/00009579).)
  127. Es mag sich dabei um das 1566 gedruckte deutschsprachige Gesangbuch "Kirchengeseng" der Böhmischen Brüder gehandelt haben (VD16 XL 117). Zu den Gesangbüchern der Unität schreibt Sladká 2022, 231: "[Die] aufwendig ausgeschmückten Gesangbücher [der Böhmischen Brüder] wurden berühmt und erfuhren eine Verbreitung quer durch alle Konfessionskirchen; die Verwendung durch Katholiken, Lutheraner und Utraquisten ist in zeitgenössischen Quellen dokumentiert." Tatsächlich scheinen die Gesangbücher ein bedeutender Teil der Selbstinzenierung und "Propaganda" der Böhmischen Brüder gewesen zu sein (ebd., 233). Von Caepolla haben sich außerdem Korrekturbögen zu einem 1569 gedruckten Gesangbuch erhalten (vgl. Sladká 2022, 250).
  128. Datiert auf den 16.07.1571, Edition in Gindely 1859, 321f.
  129. Zum Kontakt zwischen Crato und Blahoslav vgl. dessen Brief an Crato vom 17.08.1568 ( http://www.aerztebriefe.de/id/00034057). Daneben hatte Blahoslav auch regelmäßigen Kontakt zu Caspar Peucer (vgl. http://www.aerztebriefe.de/).
  130. Ludwig Camerarius an Karl von Žerotín vom 01.02.1601 (ediert in Hrubý 1970, 116-118): nempe vovere [Camerarium] ac precari solitum dicebat [sc. Esromus], ut antequam immutabili Dei aeterni voluntate et providentia migrandum esset ipsi ex hac vita, interesse ipsi liceret Fratrum in regionibus illis coetibus et cum communione ipsorum Christiana frui, tum disciplinae, quae inter illos vigeret, integritatem conspicere.
  131. Similiter praeclarus ille Joachimus Camerarius in Academia Lipsensi Graecae linguae Professor, scriptura ornans sua, more Germanis recepto, album amicorum Wenceslaii Placelii, nobilis Bohemi, nunc apud Fratres iudicis, huius sententiae verba in eo exaravit; Sicubi gentium nunc est vera Christi Ecclesia, certe apud Fratres Bohemicos est. Quod vir tantus haud temere pronunciavit: sed quia cum de ipsis historiam concinnare haberet in animo, scire prius eum oportuit, quales ii effent de quibus scripturus erat (Lasicius 1649, 122).
  132. OC 0949, Camerarius, Historica narratio, 1605, 142f.
  133. ... Martinus Lutherus, tale prooemium curavit proponendum, ut qui post illud testimonium accurate et firmis rationibus explicatum, de religionis Fratrum sincera integritate, et pura disciplina honestate, dubitare et quaerere amplius velit, nimis curiosus; qui vero accusare adhuc illos audeat, improbus ac malus sit. Fuit autem initio M. Lutherus inscius veritatis, et ipse Fratribus iniquior. A quibus missi ad eum anno Christi M. D. XXII. quidam, ad considerationem diligentiorem commoverunt animum huius, et tunc conciliata est illius ipsis benevolentia atque amicitia, assensioque et approbatio tam dogmatum quam rituum, quae defenderent, et quos servarent (OC 0949, Camerarius, Historica narratio, 1605, 99).
  134. Sane quicquid [Lutherus] aliquando rumusculis dissipatis assentiens, contra Fratrum religionem, aut de eis criminose contra veritatem, dixit aut scripsit, id postea aliis sermonibus atque scriptis satis superque correxit. Constatque eum huius coetus admiratorem laudatoremque maximum fuisse (OC 0949, Camerarius, Historica narratio, 1605, 127).
  135. Solos prope in orbe terrarum Fratres, cum puritate doctrinae, vigorem etiam disciplinae Christi apud se restituisse; Quae laus ut eis detur, et hoc in illis opus Domini praedicetur, rem ipsam cogere (OC 0949, Camerarius, Historica narratio, 1605, 142).
  136. Vgl. Gindely 1859, 451ff. für eine Übersicht.
  137. Vgl. Gindely 1859, 320. Vgl. auch Goll 1878, 62: "Die Latinität der früheren Confessionen entsprach keineswegs den Ansprüchen des humanistisch gebildeten Zeitalters".
  138. Vgl. Benz 1971, 137. Vgl. dort auch zu dem Folgenden.
  139. Zu ihm vgl. Meyer, Gerhard, "Herbert, Petrus" in: Neue Deutsche Biographie 8 (1969), S. 582 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119706032.html#ndbcontent.
  140. Jedenfalls arbeitete Rüdinger später auf Basis der deutschen Version: Wittebergae eo tempore dum essem, familiaritate bonorum virorum et praecipuorum in academia usus sum, qui per occasionem saepe mecum loquebantur, esse ex re nostra, ut confessio Germanica Latine ederetur. Ipseque Esromus aliquoties miratus fuit, cur tam diu res differretur, atque aliquando inter conferendum mecum dixerat, se voluisse id officii nostris praestare, e Germanico in Latinum ut transferret, si per suas occupationes licuisset (Gindely 1859, 320).
  141. Gindely 1859, 320.
  142. Vgl. Gindely 1859, 320f. Vgl. auch Goll 1878, 62.
  143. Vgl. Gindely 1859, 328: [Esromus] [r]eferebat et hoc de Camerario, quod dixerit genus suae orationis periodicum esse, in nostra vero confessione esse commaticum quiddam.
  144. Vgl. Gindely 1859, 329f.
  145. Vgl. Gindely 1859, 330f. sowie Peucers eigene Aussage in seinem Brief an Blahoslav vom 01.10.1571 auf 334.
  146. Vgl. Gindely 1859, 332. Zum "Consensus" vgl. Mager 1999 und Hasse 2000, S. 111-119.
  147. Vgl. Gindely 1859, 331ff., Brieftext auf 332f.
  148. Vgl. Gindely 1859, 338.
  149. Vgl. Gindely 1859, 338 und Benz 1971, 137f.
  150. Vgl. Gindely 1859, 330, 338 und Benz 1971, 138.
  151. Vgl. Gindely 1859, 339.
  152. Vgl. Gindely 1859, 341 und 346.
  153. Vgl. Gindely 1859, 341ff.
  154. Vgl. Gindely 1859, 347. Wie an anderer Stelle Caspar Peucer (vgl. Benz 1971, 138f. nach Gindely 1859, 334 und 337) äußert sich Camerarius hier bitter über die Uneinigkeit der Protestanten. Gerade nach dem Tod Johann Pfeffingers sehe Camerarius schwarz: Dieser sei zwar nicht sehr gebildetet gewesen, habe jedoch mit sich Reden lassen und alleine durch seine Anwesenheit Hoffnung gemacht (etsi non erat excellenter doctus, tamen suo loco utiliter et bene docebat et scribebat, et patiebatur sibi subiici et moneri. Habebam, inquit [sc. Camerarius] ipsum quasi in manibus et potuissem ipso viro de successu rei melius sperare). Vgl. Gindely 1859, 346f.
  155. Vgl. Gindely 1859, 348f.
  156. Vgl. Gindely 1859, 349.
  157. Vgl. Hasse 2000, 390.
  158. Vgl. Gindely 1859, 350.
  159. Abgedruckt in Gindely 1859, 351-355.
  160. Vgl. Gindely 1859, 355f.
  161. Vgl. Gindely 1859, 356ff. Derselbe Brief fand dann Eingang in die Basler Edition des Bekenntnisses von 1575 (vgl. VD16 C 4828, 11ff.).
  162. Vgl. Gindely 1859, 359.
  163. Dies muss für die sonst überaus auf Perfektion bedachten Brüder schmerzlich gewesen sein, die sonst alles bis hin zur Kommasetzung streng regelten. Vgl. Sladká 2022, 247ff.
  164. So Goll 1878, 62. Zur lateinischen Version des Bekenntnisses vgl. VD16 C 4827.
  165. Vgl. Gindely 1859, 361f.
  166. Am 24. April befindet sich die deutsche Version im Druck (vgl. Rüdingers Brief an Stephanus Gindely 1859, 360); am 25. April schreibt Rüdinger auch Caepolla, der Druck der deutschen Version schreite voran (vgl. Gindely 1859, 362f.). Für den fertigen Druck vgl. VD16 C 4832.
  167. Vgl. Gindely 1859, 343f. Vgl. auch Goll 1878, 64.
  168. Zu diesem vgl. Wotschke 1925, Goll 1878, 74ff., Havelka 2022.
  169. Zu dieser ersten Schrift des Lasicius vgl. Goll 1878, 76ff., Havelka 2022, 482f.
  170. Vgl. Gindely 1859, 379ff., Wotschke 1925, 95f., Havelka 2022, 483. Allgemein bestanden innerhalb der Brüderunität strenge Regelungen bezüglich Druckpublikationen: Sämtliche Druckschriften von Mitgliedern der Unität mussten zunächst vom Inneren Rat genehmigt werden. Dieses Kontrollbestreben erstreckte sich jedoch auch auf Werke von Nicht-Mitgliedern. Vgl. Sladká 2022, 244f.
  171. So Havelka 2022, 483.
  172. So Goll 1878, 75.
  173. Vgl. Gindely 1859, 321.
  174. Zu den neuen Quellen schreibt Jaroslav Goll: "Als Br. Isaias Cepola im Jahre 1571 nach Deutschland kam, befand sich ein historisches Werk des Blahoslav in seinen Händen. Cepola selbst bezeichnet dasselbe als istas Blahoslai nostri notas seu annales nostros. Damit kann nur die Summa gemeint sein, da doch Peucer, dem Cepola diese Schrift lieh, das böhmische Werk, die jetzt allgemein dem Blahoslav zugeschriebene Geschichte der Brüder, nicht verstanden hätte." (Goll 1878, 56; zu Blahoslavs "Summa" vgl. ebd., 53ff. (Edition auf 114-128), zur böhmischen Geschichte vgl. ebd., 56ff.). Diese Schlussweise ist offensichtlich falsch, da Peucer, wie oben erläutert, Tschechisch (oder "Böhmisch") sehr wohl lesen konnte; das Ergebnis des Schlusses kann jedoch zumindest halb so bestehen bleiben: Denn nicht nur Peucer, sondern auch Rüdinger bekam die Blahoslai nota[e] seu annales nostr[i] zu sehen (vgl. Gindely 1859, 328f.); von Rüdinger sind nun aber definitiv keine Kenntnisse des Tschechischen - oder anderer slawischer Sprachen - bekannt (noch 1583 sagte Rüdinger selbst, er verstehe kein "Böhmisch", vgl. Ball 1898, S. 91). Die allgemein Blahoslav zugeschriebene lateinische "Summa" war also wohl in der Tat unter den Notizen, die Caepolla überbrachte; allerdings - und daher ist das Ergebnis des Schlusses nur halb korrekt - berichtet Caepolla später, er im Frühsommer 1572 habe einige der Notizen aus dem Tschechischen ins Lateinische übersetzt (vgl. Gindely 1859, 330). Es befanden sich also auch, wenn auch nicht nur, tschechische Quellen unter diesen. Dabei mag es sich ggf. auch um eine auf Tschechisch verfasste Geschichte Blahoslavs handeln (vgl. Goll 1878, 56ff., besonders aber 60f. zur Argumentation für die Existenz einer heute verlorenen Geschichte der Böhmischen Brüder von Blahoslavs Hand in unbekannter Sprache).
  175. Vgl. Gindely 1859, 325-328. Vgl. auch Goll 1878, 64.
  176. Vgl. Gindely 1859, 330.
  177. Vgl. Gindely 1859, 328.
  178. Vgl. Gindely 1859, 329.
  179. Vgl. Gindely 1859, 328f.
  180. Vgl. Gindely 1859, 329.
  181. Vgl. Gindely 1859, 331f.
  182. Vgl. Gindely 1859, 331ff., Brieftext auf 332f.
  183. Vgl. Goll 1878, 64: Zu einem solchen habe Caepolla Camerarius bewogen.
  184. Lasicius 1649, 122: Multis idem Camerarius de iisdem Fratribus mecum, praesente celebri illo Medico Gasparo Peucero, ... Lipsiae contulit, Anno 1971. cum tertio iter facerem in Galliam.
  185. Vgl. auch OC 0949.
  186. Vgl. Goll 1878, 65.
  187. Die Notizen hatte er ja bei sich behalten, nachdem Lasicius versprochen hatte, nach seiner Reise nach Frankreich nach Mähren zu kommen und Caepolla dort zu treffen (vgl. Gindely 1859, 330). Lasicius verstand als gebürtiger Pole vermutlich Tschechisch zumindest bis zu einem gewissen Grad; daher war keine Übertragung ins Lateinische vonnöten gewesen, solange Lasicius alleine der Adressat gewesen war. Mit Camerarius' Auftritt änderte sich das nun.
  188. Vgl. Gindely 1859, 339. Vgl. auch Goll 1878, 64.
  189. Vgl. auch OC 0949.
  190. Vgl. Gindely 1859, 343f.
  191. Vgl. Flaminio, Epistolae, 1571, Bl. I4r/v.
  192. Vgl. Gindely 1859, 347.
  193. Historica vestra nimis diu distulistis, cum senex noster iam sit mortuus. Ego socero amisso non tantum in luctu sum gravissimo, sed sunt etiam, qui exilia nobis minantur (Gindely 1859, 363). Es ist unklar, ob und inwieweit - den Befürchtungen der Wittenberger entsprechend - die Arbeit an und die Druckerlaubnis das Bekenntnis der Böhmischen Brüder sich auf die Verfolgungen auswirkte.
  194. Vgl. Ball 1898, S. 88-97, Fritsch 2022, 306 und Siegfried, C., "Rudinger, Esrom" in: Allgemeine Deutsche Biographie 29 (1889), S. 470 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117598690.html#adbcontent. Zur Rückkehr vgl. auch http://www.aerztebriefe.de/id/00041022.
  195. Brief an Karl von Žerotín vom 01.02.1601 (ediert in Hrubý 1970, 116-118). Zur Druckgeschichte vgl. auch Ludwig Camerarius' Widmungsbrief (Camerarius, Historica narratio, 1605, Bl. **5r/v).
  196. Vgl. Camerarius, Historica narratio, 1605 und Goll 1878, 64.
  197. Vgl. Beyreuther et al. 1980, 52, Fritsch 2022, 309.
  198. Goll 1878, 64.
  199. Vgl. Beyreuther et al. 1980, 46.
  200. Vgl. Goll 1878, 64.
  201. Vgl. OC 0949, Camerarius, Historica narratio, 1605, 6f.
  202. Vgl. Beyreuther et al. 1980, 52f.
  203. Vgl. Goll 1878, 65.
  204. Vgl. Goll 1878, 53.
  205. Vgl. Goll 1878, 65ff.
  206. Vgl. Goll 1878, 75, Havelka 2022, 483.
  207. Vgl. Goll 1878, 74 und 78, dort auch Anm. 2.
  208. Havelka 2022, 483.
  209. Vgl. Goll 1878, 75f., Wotschke 1925, 95, Kurze 1975 53f., Havelka 2022, 483f.
  210. Havelka 2022, 487.
  211. Goll 1878, 78f.
  212. Vgl. Havelka 2022, 487ff.: Zumindest Johannes Laetus (Veselský) und Andrzej Węgierski hatten Zugriff auf das Werk und verwendeten es in ihren eigenen kirchenhistorischen Darstellungen. Über Węgierski kamen vermutlich Laetus an Auszüge und das Manuskript schließlich in den Besitz von Comenius.
  213. Vgl. Goll 1878, 76 und VD17 12:116849B (= Lasicius 1649). Zu einer Edition von 1660 aus Amsterdam vgl. http://www.wbc.poznan.pl/dlibra/docmetadata?id=335034. Vgl. ausführlich Havelka 2022, 491.
  214. Vgl. Havelka 2022, 496.
  215. Vgl. Havelka 2022, 484.
  216. Erhalten sind die Bücher 1-4 und 6, wobei einige Paragraphen von Buch 4 als Buch 5 gezählt werden. Vgl. genauer Havelka 2022, 484f., dort auch mit Kapitelüberschriften und Inhaltsangabe. Zu Comenius' Exzerpten vgl. ebd., 491.
  217. Vgl. Goll 1878, 76f. und Wotschke 1925, 96.

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