Camerarius an Neuenahr, 12.08.1573: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Joachim Camerarius (1500-1574)
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=== Regest ===
=== Regest ===
Vor drei Tagen habe C. den von N. in [[Erwähnter Ort::Köln]] verfassten Brief erhalten zusammen mit dem Buch, das seinem Sohn [[Erwähnte Person::Johannes Camerarius II.|Johannes]] geschickt werden soll. In diesem Brief habe N. auch von schlechter Gesundheit geschrieben, was C. sehr betrübt habe. Um die Zustellung des Buches kümmere er sich bereits.
Vor drei Tagen habe C. den von N. in [[Erwähnter Ort::Köln]] verfassten Brief erhalten zusammen mit dem Buch, das an seinen Sohn [[Erwähnte Person::Johannes Camerarius II.|Johannes]] gehen solle. In diesem Brief habe N. auch von schlechter Gesundheit geschrieben, was C. sehr betrübt habe. Um die Zustellung des Buches kümmere er sich bereits.
C. bedankt sich für das Wohlwollen N.' gegenüber seinem Sohn (Johannes) und hoffe, dass dieser N. einmal zu Diensten sein könne, damit er sein Wohlwollen nicht bereue.
C. bedanke sich für das Wohlwollen N.s gegenüber Johannes und hoffe, dass dieser N. einmal zu Diensten sein könne, damit er sein Wohlwollen nicht bereue.<br>
Was C. anbelangt, so gehe es ihm der Schwäche des Alters gemäß. Zur diesjährigen Sommersonnenwende sei er aber von einem heftigen Anfall einer Alterskrankheit (Harnzwang, στραγγουρίας) erschüttert worden, die Platon als schwer heilbar, bei Greisen aber als unheilbar bezeichnet. Vor kurzem aber habe er ein wenig Linderung finden können.
Was C. anbelange, so gehe es ihm der Schwäche des Alters gemäß. Zur diesjährigen Sommersonnenwende sei er aber von einem heftigen Anfall einer Alterskrankheit (Harnzwang, στραγγουρία) erschüttert worden, die Platon als schwer heilbar, bei Greisen aber als unheilbar bezeichne. Vor kurzem aber habe er ein wenig Linderung finden können.<br>
Sicherlich sei C. von schweren Leiden geplagt, aber um die Kräfte des Geistes stehe es leider auch nicht besser. Er sei nämlich kein stoischer Weiser, dem Krankheit nichts anhaben kann. Wie solle er denn auch nicht in tiefe Trauer versinken, wo er doch gegenwärtiges Übel mitansehen und sich vor kommendem fürchten muss? All diese Probleme müssten Anstoß für N.' Kummer und größere Sorgen sein, wodurch die aktuellen Katastrophen näher in den Blick rücken und die künftigen besser bedacht werden können.<br>
Um die Kräfte des Geistes stehe es leider auch nicht besser. Er sei nämlich kein stoischer Weiser, dem Krankheit nichts anhaben könne. Wie solle er denn auch nicht in tiefe Trauer versinken, wo er doch gegenwärtiges Übel mitansehen und sich vor kommendem fürchten müsse? All diese Probleme müssten Anstoß für N.s Kummer und größere Sorgen sein, da er das gegenwärtige Unglück aus der Nähe sehe und das künftige umso sicherer vorausbedenken könne.<br>
Viele Leute aus dem Ausland seien auf der Durchreise hier (in Leipzig) zusammengekommen. Letztes Jahr sei eine französische Gesandtschaft zur Königswahl und Ernennung nach Polen geschickt worden und kehre nun mit einer polnischen Gesandtschaft zum [[Erwähnte Person::Heinrich III. (Frankreich)|König]] zurück. C. habe nun aber erfahren, dass [[Erwähnte Person::August (Sachsen)|sein Fürst]] befohlen habe, ihnen (den Gesandtschaften) mitzuteilen, dass er wissen wolle, wo er sie empfangen müsse, da so viele ohne ihm ihren Gruß abzsutatten durch seine Herrschaftsgebiete zu ziehen wagten.
Viele Leute aus dem Ausland seien auf der Durchreise hier (in Leipzig) zusammengekommen. Letztes Jahr sei eine französische Gesandtschaft zur Königswahl nach Polen geschickt worden und kehre nun, da sie ihr Ziel erreicht habe, mit einer polnischen Gesandtschaft zum [[Erwähnte Person::Heinrich III. (Frankreich)|König]] zurück. Wie C. höre, habe [[Erwähnte Person::August (Sachsen)|sein Fürst]] diese Leute fragen lassen, was er davon zu halten habe, daß sie in so großer Zahl durch sein Land zu ziehen wagten, ohne ihm ihre Aufwartung zu machen. Viele erwarteten ohnehin nichts Gutes von der Wahl dieses neuen Königs, doch C. schweife ab. <br>
Viele weissagen zudem nichts wirklich Gutes über diese Wahl des neuen Königs, doch C. schweife ab. Für die vor zwei Jahren verschickten [[Erwähntes Werk::Camerarius, Psalmi et al., 1573|Psalmverse]] habe sich C. um die Drucklegung gekümmert, sodass sie letztes Frühjahr endlich erschienen seien. C. habe noch eigene Dichtungen hinzugefügt und einen [[Erwähntes Werk::Camerarius an Neuenahr, 05.03.1573|Widmungsbrief]] an N. vorangestellt, was dieser hoffentlich gutheiße. Denn wenn etwa seine Meinung dazu vorher nie zum Ausdruck kam, so könne er dieses Vorgehen von C. für überflüssig gehalten haben. In diesem Fall bitte C. um Gnade für seine Ansicht, dass es dem Nutzen der zukünftigen Leser dienen werde, für sein ästhetisches Urteil, dass es angemessen für ein vielgelesenes Werk sein werde und schließlich für sein Vertrauen auf N.'s immerwährende, freundschaftliche Zuneigung.<br>
Für die vor zwei Jahren verschickten [[Erwähntes Werk::Camerarius, Psalmi et al., 1573|Psalmverse]] habe sich C. um die Drucklegung gekümmert, sodass sie letztes Frühjahr endlich erschienen seien. C. habe noch eigene Dichtungen hinzugefügt und einen [[Erwähntes Werk::Camerarius an Neuenahr, 05.03.1573|Widmungsbrief]] an N. vorangestellt, was dieser hoffentlich gutheiße. Falls N. es dagegen nicht für angemessen erachte, daß C. dergleichen tue, ohne ihn vorher zu fragen, so bitte C. um Gnade, weil er der Ansicht gewesen sei, das Werk werde viele Leser finden und habe diese auch verdient, und weil er auf N.'s immerwährende, freundschaftliche Zuneigung vertraut habe.<br>
Das Büchlein habe C. dem Überbringer des Briefes anvertraut, der für die richtige Zustellung Sorge tragen zu werden beteuerte, und fügte noch für N. hoffentlich interessante Lektüre hinzu.
Das Büchlein habe C. dem Überbringer des Briefes anvertraut, der beteuert habe, für die richtige Zustellung Sorge zu tragen, und er habe noch für N. hoffentlich interessante Lektüre hinzugefügt.<br>
Segenswunsch und Lebewohl.
 
(Michael Pöschmann)
(Michael Pöschmann)

Version vom 18. April 2022, 23:20 Uhr



Chronologisch vorhergehende Briefe
Briefe mit demselben Datum
Chronologisch folgende Briefe
 Briefdatum
Camerarius an Neuenahr, 05.03.15735 März 1573 JL
Camerarius an Neuenahr, 18.01.157218 Januar 1572 JL
Camerarius an Neuenahr, 09.10.15719 Oktober 1571 JL
 Briefdatum
Camerarius an Neuenahr, 12.08.157312 August 1573 JL

kein passender Brief gefunden

Werksigle OCEp 0486
Zitation Camerarius an Neuenahr, 12.08.1573, bearbeitet von Manuel Huth, Michael Pöschmann und Vinzenz Gottlieb (18.04.2022), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_0486
Besitzende Institution
Signatur, Blatt/Seite
Ausreifungsgrad Druck
Erstdruck in Camerarius, Epistolae familiares, 1583
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck S. 030-032
Zweitdruck in
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck
Sonstige Editionen
Wird erwähnt in
Fremdbrief? nein
Absender Joachim Camerarius I.
Empfänger Hermann von Neuenahr d.J.
Datum 1573/08/12
Datum gesichert? ja
Bemerkungen zum Datum D. 12. M. Vilis. 73.
Unscharfes Datum Beginn
Unscharfes Datum Ende
Sprache Latein
Entstehungsort Leipzig
Zielort o.O.
Gedicht? nein
Incipit Nudius tertius allatae sunt Colonia ad me scriptae litterae
Link zur Handschrift
Regest vorhanden? ja
Paratext ? nein
Paratext zu
Kurzbeschreibung
Anlass
Register Werkgenese; Biographisches (Krankheit); Büchersendung
Handschrift unbekannt
Bearbeitungsstand korrigiert
Notizen MH an MP: s. Worddatei "OCEp 0486"
Wiedervorlage ja
Bearbeiter Benutzer:MH; Benutzer:HIWI4; Benutzer:VG
Gegengelesen von
Datumsstempel 18.04.2022
Werksigle OCEp 0486
Zitation Camerarius an Neuenahr, 12.08.1573, bearbeitet von Manuel Huth, Michael Pöschmann und Vinzenz Gottlieb (18.04.2022), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_0486
Ausreifungsgrad Druck
Erstdruck in Camerarius, Epistolae familiares, 1583
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck S. 030-032
Wird erwähnt in
Fremdbrief? nein
Absender Joachim Camerarius I.
Empfänger Hermann von Neuenahr d.J.
Datum 1573/08/12
Datum gesichert? ja
Bemerkungen zum Datum D. 12. M. Vilis. 73.
Sprache Latein
Entstehungsort Leipzig
Zielort o.O.
Gedicht? nein
Incipit Nudius tertius allatae sunt Colonia ad me scriptae litterae
Regest vorhanden? ja
Paratext ? nein
Register Werkgenese; Biographisches (Krankheit); Büchersendung
Datumsstempel 18.04.2022


Regest

Vor drei Tagen habe C. den von N. in Köln verfassten Brief erhalten zusammen mit dem Buch, das an seinen Sohn Johannes gehen solle. In diesem Brief habe N. auch von schlechter Gesundheit geschrieben, was C. sehr betrübt habe. Um die Zustellung des Buches kümmere er sich bereits. C. bedanke sich für das Wohlwollen N.s gegenüber Johannes und hoffe, dass dieser N. einmal zu Diensten sein könne, damit er sein Wohlwollen nicht bereue.
Was C. anbelange, so gehe es ihm der Schwäche des Alters gemäß. Zur diesjährigen Sommersonnenwende sei er aber von einem heftigen Anfall einer Alterskrankheit (Harnzwang, στραγγουρία) erschüttert worden, die Platon als schwer heilbar, bei Greisen aber als unheilbar bezeichne. Vor kurzem aber habe er ein wenig Linderung finden können.
Um die Kräfte des Geistes stehe es leider auch nicht besser. Er sei nämlich kein stoischer Weiser, dem Krankheit nichts anhaben könne. Wie solle er denn auch nicht in tiefe Trauer versinken, wo er doch gegenwärtiges Übel mitansehen und sich vor kommendem fürchten müsse? All diese Probleme müssten Anstoß für N.s Kummer und größere Sorgen sein, da er das gegenwärtige Unglück aus der Nähe sehe und das künftige umso sicherer vorausbedenken könne.
Viele Leute aus dem Ausland seien auf der Durchreise hier (in Leipzig) zusammengekommen. Letztes Jahr sei eine französische Gesandtschaft zur Königswahl nach Polen geschickt worden und kehre nun, da sie ihr Ziel erreicht habe, mit einer polnischen Gesandtschaft zum König zurück. Wie C. höre, habe sein Fürst diese Leute fragen lassen, was er davon zu halten habe, daß sie in so großer Zahl durch sein Land zu ziehen wagten, ohne ihm ihre Aufwartung zu machen. Viele erwarteten ohnehin nichts Gutes von der Wahl dieses neuen Königs, doch C. schweife ab.
Für die vor zwei Jahren verschickten Psalmverse habe sich C. um die Drucklegung gekümmert, sodass sie letztes Frühjahr endlich erschienen seien. C. habe noch eigene Dichtungen hinzugefügt und einen Widmungsbrief an N. vorangestellt, was dieser hoffentlich gutheiße. Falls N. es dagegen nicht für angemessen erachte, daß C. dergleichen tue, ohne ihn vorher zu fragen, so bitte C. um Gnade, weil er der Ansicht gewesen sei, das Werk werde viele Leser finden und habe diese auch verdient, und weil er auf N.'s immerwährende, freundschaftliche Zuneigung vertraut habe.
Das Büchlein habe C. dem Überbringer des Briefes anvertraut, der beteuert habe, für die richtige Zustellung Sorge zu tragen, und er habe noch für N. hoffentlich interessante Lektüre hinzugefügt.

(Michael Pöschmann)