Camerarius an Oporinus, 01.09.1566: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Joachim Camerarius (1500-1574)
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Wenn Ernst ([[Gesprächspartner::Ernst Vögelin|Vögelin]]) zu der besagten Messe aufgebrochen wäre, hätte sich Camerarius die Mühe dieses Schreibens ersparen können und hätte auch nicht Oporinus, der von seinen Beschäftigungen beansprucht werde, mit der Lektüre dieses Briefes belästigen müssen. Aber da dieser hier (in Leipzig) geblieben sei, müsse nun Camerarius an Oporinus schreiben. Die [[Erwähntes Werk::Diverse, Commentationes de comoedia, 1568|Plautus-Edition]] liege nun in Oporins Händen. Er solle damit machen, was er für richtig halte. camerarius sehe keinen Grund, warum Oporinus - wie er meine - Gehässigkeiten fürchten müsse, weil dieser Druck aus seiner Offizin hervorgegangen sei. Aber wie gesagt, er solle tun, was er für das Beste halte. Das Werk zu Plautus sei ausgezeichnet, und er höre, dass es von klugen Leuten als Kunstwerk gelobt werden. Sicherlich hätte es vieles gegeben, was er hätte anmerken, verzeichne und hervorheben (''notare, indicare, exponere'') können. Aber dies hätte, wie er zuvor geschrieben habe (in seinem [[Erwähntes Werk::Camerarius an Oporinus, 01.03.1566|Brief vom 01.03.1566]]), zu viel zusätzlichen Aufwand abverlangt. Es müsse noch etwas übrig gelassen werden, was diejenigen, die diese literarische Gattung behandelten, ausführlicher erklären, verbessern und in Übereinstimmung bringen könnten, wobei sie dann auch Camerarius' Leistung zerpflücken und auseinandernehmen könnten. (Camerarius wendet ein:) Erstens sei das Wesensmerkmal eines Grammatikers, dass er gewisse Dinge außer Acht lasse und sich in manchem täusche. Zweitens bringe eine solche Sorgfalt bei der Säuberung alter Schriften und - er füge hinzu - auch die Recherche in den jüngeren Kommentierungen anderer - die Erkenntnisse in den freien Künsten immer ein Stück voran. Niemals habe ihn jedoch ein Tadler seiner Werke gekränkt: Wenn er zurecht und freundlich tadle, müsse man ihm hierfür Dank abstatten. Wenn er dies aber zu unrecht sowie in verleumderischer und herabwürdigender Form tue, räche er sich an sich selbst. Aber hierüber habe Camerarius schon ein andermal an Oporinus geschrieben.<br>
Wenn Ernst ([[Gesprächspartner::Ernst Vögelin|Vögelin]]) zu der besagten Messe aufgebrochen wäre, hätte sich Camerarius die Mühe dieses Schreibens ersparen können und hätte auch nicht Oporinus, der von seinen Beschäftigungen beansprucht werde, mit der Lektüre dieses Briefes belästigen müssen. Aber da dieser hier (in Leipzig) geblieben sei, müsse nun Camerarius an Oporinus schreiben. Die [[Erwähntes Werk::Diverse, Commentationes de comoedia, 1568|Plautus-Edition]] liege nun in Oporins Händen. Er solle damit machen, was er für richtig halte. camerarius sehe keinen Grund, warum Oporinus - wie er meine - Gehässigkeiten fürchten müsse, weil dieser Druck aus seiner Offizin hervorgegangen sei. Aber wie gesagt, er solle tun, was er für das Beste halte. Das Werk zu Plautus sei ausgezeichnet, und er höre, dass es von klugen Leuten als Kunstwerk gelobt werden. Sicherlich hätte es vieles gegeben, was er hätte anmerken, verzeichne und hervorheben (''notare, indicare, exponere'') können. Aber dies hätte, wie er zuvor geschrieben habe (in seinem [[Erwähntes Werk::Camerarius an Oporinus, 01.03.1566|Brief vom 01.03.1566]]), zu viel zusätzlichen Aufwand abverlangt. Es müsse noch etwas übrig gelassen werden, was diejenigen, die diese literarische Gattung behandelten, ausführlicher erklären, verbessern und in Übereinstimmung bringen könnten, wobei sie dann auch Camerarius' Leistung zerpflücken und auseinandernehmen könnten. (Camerarius wendet ein:) Erstens sei das Wesensmerkmal eines Grammatikers, dass er gewisse Dinge außer Acht lasse und sich in manchem täusche. Zweitens bringe eine solche Sorgfalt bei der Säuberung alter Schriften und - er füge hinzu - auch die Recherche in den jüngeren Kommentierungen anderer - die Erkenntnisse in den freien Künsten immer ein Stück voran. Niemals habe ihn jedoch ein Tadler seiner Werke gekränkt: Wenn er zurecht und freundlich tadle, müsse man ihm hierfür Dank abstatten. Wenn er dies aber zu unrecht sowie in verleumderischer und herabwürdigender Form tue, räche er sich an sich selbst. Aber hierüber habe Camerarius schon ein andermal an Oporinus geschrieben.<br>
Es bleibe nur zu sagen, dass Oporinus mit Camerarius' Werk machen solle, was er für angemessen halte. Er lasse ihm sogar die freie Entscheidung, ob er es drucken oder zurückhalten wolle. Hierzu nung genug.<br>
Es bleibe nur zu sagen, dass Oporinus mit Camerarius' Werk machen solle, was er für angemessen halte. Er lasse ihm sogar die freie Entscheidung, ob er es drucken oder zurückhalten wolle. Hierzu nung genug.<br>
Ernst (Vögelin) habe Camerarius von Oprorins Versuch einer Ausgabe der Werke Ciceros berichtet.  
Ernst (Vögelin) habe Camerarius von Oprorins Versuch einer Ausgabe der Werke Ciceros berichtet (Anm. 1). Oporins Bemühungen um die Mehrung der Wissenschaften, insbesondere durch seine Ausgaben zentraler antiker Autoren in beiden Sprachen, wisse Camerarius sehr zu schätzen. Deshalb begrüße er das besagte Unternehmen sehr. Gerne sei er bereit, hierbei unterstützend mitzuwirken. Erst kürzlich sei eine von Denis Lambin korrigierte und erläuterte Cicero-Ausgabe herausgekommen
(Jochen Schultheiß)
(Jochen Schultheiß)
===Anmerkungen===
Zu der hier angesprochenen Ciceroausgabe Oporins ist es wohl nicht mehr gekommen.

Version vom 1. Mai 2019, 10:09 Uhr



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Chronologisch vorhergehende Briefe
Briefe mit demselben Datum
Chronologisch folgende Briefe
 Briefdatum
Camerarius an Oporinus, 01.03.15661 März 1566 JL
Camerarius an Oporinus, 07.03.15627 März 1562 JL
Camerarius an Oporinus, 25.08.156025 August 1560 JL
 Briefdatum
Camerarius an Oporinus, 01.09.15661 September 1566 JL
 Briefdatum
Camerarius an Oporinus, 13.06.156813 Juni 1568 JL
Werksigle OCEp 1283
Zitation Camerarius an Oporinus, 01.09.1566, bearbeitet von Manuel Huth und Jochen Schultheiß (01.05.2019), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_1283
Besitzende Institution
Signatur, Blatt/Seite
Ausreifungsgrad Druck
Erstdruck in Camerarius, Epistolae familiares, 1595
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck S. 542-544
Zweitdruck in
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck
Sonstige Editionen
Wird erwähnt in
Fremdbrief? ja
Absender Joachim Camerarius I.
Empfänger Johann Oporinus
Datum 1566/09/01
Datum gesichert? ja
Bemerkungen zum Datum Cal. VIIbr.
Unscharfes Datum Beginn
Unscharfes Datum Ende
Sprache Latein
Entstehungsort Leipzig
Zielort o.O.
Gedicht? nein
Incipit Si noster Ernestus ad mercatum istuc esset profectus
Link zur Handschrift
Regest vorhanden? ja
Paratext ? nein
Paratext zu
Kurzbeschreibung
Anlass
Register Drucklegung; Polemik (literarisch)
Handschrift unbekannt
Bearbeitungsstand unkorrigiert
Notizen
Wiedervorlage ja
Bearbeiter Benutzer:MH; Benutzer:JS
Gegengelesen von
Datumsstempel 1.05.2019
Werksigle OCEp 1283
Zitation Camerarius an Oporinus, 01.09.1566, bearbeitet von Manuel Huth und Jochen Schultheiß (01.05.2019), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_1283
Ausreifungsgrad Druck
Erstdruck in Camerarius, Epistolae familiares, 1595
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck S. 542-544
Wird erwähnt in
Fremdbrief? ja
Absender Joachim Camerarius I.
Empfänger Johann Oporinus
Datum 1566/09/01
Datum gesichert? ja
Bemerkungen zum Datum Cal. VIIbr.
Sprache Latein
Entstehungsort Leipzig
Zielort o.O.
Gedicht? nein
Incipit Si noster Ernestus ad mercatum istuc esset profectus
Regest vorhanden? ja
Paratext ? nein
Register Drucklegung; Polemik (literarisch)
Datumsstempel 1.05.2019


Regest

Wenn Ernst (Vögelin) zu der besagten Messe aufgebrochen wäre, hätte sich Camerarius die Mühe dieses Schreibens ersparen können und hätte auch nicht Oporinus, der von seinen Beschäftigungen beansprucht werde, mit der Lektüre dieses Briefes belästigen müssen. Aber da dieser hier (in Leipzig) geblieben sei, müsse nun Camerarius an Oporinus schreiben. Die Plautus-Edition liege nun in Oporins Händen. Er solle damit machen, was er für richtig halte. camerarius sehe keinen Grund, warum Oporinus - wie er meine - Gehässigkeiten fürchten müsse, weil dieser Druck aus seiner Offizin hervorgegangen sei. Aber wie gesagt, er solle tun, was er für das Beste halte. Das Werk zu Plautus sei ausgezeichnet, und er höre, dass es von klugen Leuten als Kunstwerk gelobt werden. Sicherlich hätte es vieles gegeben, was er hätte anmerken, verzeichne und hervorheben (notare, indicare, exponere) können. Aber dies hätte, wie er zuvor geschrieben habe (in seinem Brief vom 01.03.1566), zu viel zusätzlichen Aufwand abverlangt. Es müsse noch etwas übrig gelassen werden, was diejenigen, die diese literarische Gattung behandelten, ausführlicher erklären, verbessern und in Übereinstimmung bringen könnten, wobei sie dann auch Camerarius' Leistung zerpflücken und auseinandernehmen könnten. (Camerarius wendet ein:) Erstens sei das Wesensmerkmal eines Grammatikers, dass er gewisse Dinge außer Acht lasse und sich in manchem täusche. Zweitens bringe eine solche Sorgfalt bei der Säuberung alter Schriften und - er füge hinzu - auch die Recherche in den jüngeren Kommentierungen anderer - die Erkenntnisse in den freien Künsten immer ein Stück voran. Niemals habe ihn jedoch ein Tadler seiner Werke gekränkt: Wenn er zurecht und freundlich tadle, müsse man ihm hierfür Dank abstatten. Wenn er dies aber zu unrecht sowie in verleumderischer und herabwürdigender Form tue, räche er sich an sich selbst. Aber hierüber habe Camerarius schon ein andermal an Oporinus geschrieben.
Es bleibe nur zu sagen, dass Oporinus mit Camerarius' Werk machen solle, was er für angemessen halte. Er lasse ihm sogar die freie Entscheidung, ob er es drucken oder zurückhalten wolle. Hierzu nung genug.
Ernst (Vögelin) habe Camerarius von Oprorins Versuch einer Ausgabe der Werke Ciceros berichtet (Anm. 1). Oporins Bemühungen um die Mehrung der Wissenschaften, insbesondere durch seine Ausgaben zentraler antiker Autoren in beiden Sprachen, wisse Camerarius sehr zu schätzen. Deshalb begrüße er das besagte Unternehmen sehr. Gerne sei er bereit, hierbei unterstützend mitzuwirken. Erst kürzlich sei eine von Denis Lambin korrigierte und erläuterte Cicero-Ausgabe herausgekommen (Jochen Schultheiß)

Anmerkungen

Zu der hier angesprochenen Ciceroausgabe Oporins ist es wohl nicht mehr gekommen.