Camerarius an Lotichius, 15.03.1553: Unterschied zwischen den Versionen

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=== Regest ===
=== Regest ===
Camerarius habe das Schreiben des Lotichius erhalten. Auch habe er bereits das von Lotichius, seinen Schülern ([[Georg Gabriel Stiebar von Rabeneck|Georg Gabriel Stiebar]], [[Erhard Stiebar von Rabeneck|Erhard Stiebar]] und [[Erwähnte Person::Heinrich Stiebar von Rabeneck d.J.|Heinrich Stiebar]] ?) und [[Erwähnte Person::Georg Fischer|Georg (Fischer ?)]] an [[Erwähnte Person::Daniel Stiebar von Rabeneck|Stiebar]] verfasste Schreiben gelesen. Stiebar habe gemutmaßt, Lotichius wolle nicht gern dorthin (vermutlich nach Italien) reisen, aber das habe Camerarius nicht aus dem Schreiben des Lotichius herauslesen können, da er anscheinend nach [[Erwähnter Ort::Pisa]] reisen wollte. Dies habe Camerarius Stiebar auch mitgeteilt ([[Erwähntes Werk::Camerarius an Stiebar, 25.02.1553]]). Camerarius freue sich, dass Lotichius eine so hohe Meinung von Stiebar habe.
Camerarius habe das Schreiben des Lotichius erhalten. Auch habe er bereits das von Lotichius, seinen Schülern ([[Georg Gabriel Stiebar von Rabeneck|Georg Gabriel Stiebar]], [[Erhard Stiebar von Rabeneck|Erhard Stiebar]] und [[Erwähnte Person::Heinrich Stiebar von Rabeneck d.J.|Heinrich Stiebar]]?) und [[Erwähnte Person::Georg Fischer|Georg (Fischer?)]] an [[Erwähnte Person::Daniel Stiebar von Rabeneck|Stiebar]] verfasste Schreiben gelesen. Stiebar habe gemutmaßt, Lotichius wolle nicht gern dorthin (vermutlich nach Italien) reisen, aber das habe Camerarius nicht aus dem Schreiben des Lotichius herauslesen können, da er anscheinend nach [[Erwähnter Ort::Pisa]] reisen wollte. Dies habe Camerarius Stiebar auch mitgeteilt ([[Erwähntes Werk::Camerarius an Stiebar, 25.02.1553]]). Camerarius freue sich, dass Lotichius eine so hohe Meinung von Stiebar habe.


Aber warum zögere Georg (Fischer)? Und warum wolle er nicht gemeinsam mit Lotichius Medizin studieren? Niemals zuvor hätten die Menschen so dringend einer sorgfältigen (medizinischen) Behandlung bedurft wie heutzutage und in Zukunft. So heftig und gefährlich sei hier das Leid der meisten Leute eines jeden Standes, eines jeden Berufes und Geschlechts. Aber dies sei die Aufgabe einer anderen Kunst (sc. der Theologie), werde Lotichius sagen. Natürlich! Allerdings sei auch die (akademisch geprägte) Medizin, die Lotichius studiere, höchst ehrenvoll und heilsam, zumindest nach der Meinung des Camerarius, auch wenn ein gewisser Mann ([[Erwähnte Person::Paracelsus]] ?) verbiete, dass man sie mit Hilfe der antiken Lehren und mit den antiken Büchern erlerne, und deshalb einen anderen Weg aufzeige, der in der Betrachtung der Natur und der Ausübung magischer Praktiken bestehe. Doch damit wolle Camerarius nichts zu tun haben.
Aber warum zögere Georg (Fischer)? Und warum wolle er nicht gemeinsam mit Lotichius Medizin studieren? Niemals zuvor hätten die Menschen so dringend einer sorgfältigen (medizinischen) Behandlung bedurft wie heutzutage und in Zukunft. So heftig und gefährlich sei hier das Leid der meisten Leute eines jeden Standes, eines jeden Berufes und Geschlechts. Aber dies sei die Aufgabe einer anderen Kunst (sc. der Theologie), werde Lotichius sagen. Natürlich! Allerdings sei auch die (akademisch geprägte) Medizin, die Lotichius studiere, höchst ehrenvoll und heilsam, zumindest nach der Meinung des Camerarius, auch wenn ein gewisser Mann ([[Erwähnte Person::Paracelsus]]?) verbiete, dass man sie mit Hilfe der antiken Lehren und mit den antiken Büchern erlerne, und deshalb einen anderen Weg aufzeige, der in der Betrachtung der Natur und der Ausübung magischer Praktiken bestehe. Doch damit wolle Camerarius nichts zu tun haben.


Lotichius solle [[Erwähnte Person::Erhard Stiebar von Rabeneck|Erhard (Stiebar)]] dazu ermutigen, die unter Lotichius gemachten Fortschritte nicht zu unterschätzen oder in seinen Bemühungen nachzulassen.
Lotichius solle [[Erwähnte Person::Erhard Stiebar von Rabeneck|Erhard (Stiebar)]] dazu ermutigen, die unter Lotichius gemachten Fortschritte nicht zu unterschätzen oder in seinen Bemühungen nachzulassen.


Neulich sei Camerarius bei der kranken Schwester Stiebars (sc. [[Erwähnte Person::Anna Stiebar von Rabeneck]]) gewesen, die an Gliederschwere und Schnupfen litt (''gravedo et destillatio''). Sie sei ganz aufgewühlt wegen ihres (abwesenden) Sohnes (Wohl Erhard oder [[Georg Gabriel Stiebar von Rabeneck|Georg Gabriel Stiebar]] gemeint) gewesen. Deshalb habe Camerarius sie aufgefordert, ihm einen Brief für ihren Sohn mitzugeben. Er habe ihr garantiert, dass er sich um die Zustellung des Briefes kümmern werde, und ihn dem (vorliegenden) Brief an Lotichius beigefügt. Sowohl Stiebar als auch die Mutter wollten, dass man dafür Sorge trage, dass er baldmöglichst in die Heimat zurückkehre, worüber man an Georg (Fischer ?) schreiben werde.
Neulich sei Camerarius bei der kranken Schwester Stiebars (sc. [[Erwähnte Person::Anna Stiebar von Rabeneck]]) gewesen, die an Gliederschwere und Schnupfen litt (''gravedo et destillatio''). Sie sei ganz aufgewühlt wegen ihres (abwesenden) Sohnes (wohl Erhard oder [[Georg Gabriel Stiebar von Rabeneck|Georg Gabriel Stiebar]] gemeint) gewesen. Deshalb habe Camerarius sie aufgefordert, ihm einen Brief für ihren Sohn mitzugeben. Er habe ihr garantiert, dass er sich um die Zustellung des Briefes kümmern werde, und ihn dem (vorliegenden) Brief an Lotichius beigefügt. Sowohl Stiebar als auch die Mutter wollten, dass man dafür Sorge trage, dass er baldmöglichst in die Heimat zurückkehre, worüber man an Georg (Fischer?) schreiben werde.


Lotichius möge den Briefwechsel aufrechterhalten und auch seine Schüler dazu ermahnen.
Lotichius möge den Briefwechsel aufrechterhalten und auch seine Schüler dazu ermahnen.
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Camerarius könne weder mitteilen, was in dieser Gegend geschehe, noch was die Zukunft bringe, außer allgemein das, was der folgende griechische Vers aussage: "Ein schlechter Anfang nimmt ein schlechtes Ende." Es seien keine wirklich vernünftigen Maßnahmen unternommen worden und keine, die man billigen könne. Überall gebe es Kriegsgerät und trotzdem verhandle man unterdessen über den Frieden.
Camerarius könne weder mitteilen, was in dieser Gegend geschehe, noch was die Zukunft bringe, außer allgemein das, was der folgende griechische Vers aussage: "Ein schlechter Anfang nimmt ein schlechtes Ende." Es seien keine wirklich vernünftigen Maßnahmen unternommen worden und keine, die man billigen könne. Überall gebe es Kriegsgerät und trotzdem verhandle man unterdessen über den Frieden.


Nicht so sehr seinetwegen, sondern wegen seiner Familie sei er noch hier (in [[Erwähnter Ort::Nürnberg]]) - gewissermaßen in Erwartung der Dinge, die da kommen mögen. In dieser Hinsicht lasse er sich eher von der Meinung seiner Freunde als von seiner eigenen leiten.
Nicht so sehr seinetwegen, sondern wegen seiner Familie sei er noch hier (in [[Erwähnter Ort::Nürnberg]]) gewissermaßen in Erwartung der Dinge, die da kommen mögen. In dieser Hinsicht lasse er sich eher von der Meinung seiner Freunde als von seiner eigenen leiten.


Lebewohl.
Lebewohl.

Version vom 2. Juni 2019, 16:31 Uhr



Chronologisch vorhergehende Briefe
Briefe mit demselben Datum
Chronologisch folgende Briefe
 Briefdatum
Camerarius an Lotichius, 02.11.15522 November 1552 JL
Lotichius an Camerarius, 07.07.15517 Juli 1551 JL
Lotichius an Camerarius, 21.11.154921 November 1549 JL
 Briefdatum
Camerarius an Lotichius, 15.03.155315 März 1553 JL
 Briefdatum
Camerarius an Lotichius, 24.10.155324 Oktober 1553 JL
Lotichius an Camerarius, 27.05.155427 Mai 1554 JL
Lotichius an Camerarius, 02.01.15552 Januar 1555 JL
Werksigle OCEp 0798
Zitation Camerarius an Lotichius, 15.03.1553, bearbeitet von Ulrich Schlegelmilch und Manuel Huth (02.06.2019), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_0798
Besitzende Institution
Signatur, Blatt/Seite
Ausreifungsgrad Druck
Erstdruck in Camerarius, Epistolae familiares, 1583
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck S. 431-432
Zweitdruck in
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck
Sonstige Editionen Burman 1754, S. 64g
Wird erwähnt in
Fremdbrief? nein
Absender Joachim Camerarius I.
Empfänger Petrus Lotichius Secundus
Datum 1553/03/15
Datum gesichert? ja
Bemerkungen zum Datum ermitteltes Jahr (im Druck: Id. Martii (o.J.)); s. Anm.
Unscharfes Datum Beginn
Unscharfes Datum Ende
Sprache Latein
Entstehungsort Nürnberg
Zielort o.O.
Gedicht? nein
Incipit Litteras tuas, mi Petre, accepi
Link zur Handschrift
Regest vorhanden? ja
Paratext ? nein
Paratext zu
Kurzbeschreibung
Anlass
Register Medizin
Handschrift unbekannt
Bearbeitungsstand validiert
Notizen
Wiedervorlage ja
Bearbeiter Benutzer:US; Benutzer:MH
Gegengelesen von Benutzer:HIWI4; Benutzer:US
Datumsstempel 2.06.2019
Werksigle OCEp 0798
Zitation Camerarius an Lotichius, 15.03.1553, bearbeitet von Ulrich Schlegelmilch und Manuel Huth (02.06.2019), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_0798
Ausreifungsgrad Druck
Erstdruck in Camerarius, Epistolae familiares, 1583
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck S. 431-432
Sonstige Editionen Burman 1754, S. 64g
Fremdbrief? nein
Absender Joachim Camerarius I.
Empfänger Petrus Lotichius Secundus
Datum 1553/03/15
Datum gesichert? ja
Bemerkungen zum Datum ermitteltes Jahr (im Druck: Id. Martii (o.J.)); s. Anm.
Sprache Latein
Entstehungsort Nürnberg
Zielort o.O.
Gedicht? nein
Incipit Litteras tuas, mi Petre, accepi
Regest vorhanden? ja
Paratext ? nein
Register Medizin
Datumsstempel 2.06.2019


Anmerkungen zur Datierung

Im Brief nimmt Camerarius auf ein Schreiben vom 25.02.1553 Bezug; s. Regest.

Regest

Camerarius habe das Schreiben des Lotichius erhalten. Auch habe er bereits das von Lotichius, seinen Schülern (Georg Gabriel Stiebar, Erhard Stiebar und Heinrich Stiebar?) und Georg (Fischer?) an Stiebar verfasste Schreiben gelesen. Stiebar habe gemutmaßt, Lotichius wolle nicht gern dorthin (vermutlich nach Italien) reisen, aber das habe Camerarius nicht aus dem Schreiben des Lotichius herauslesen können, da er anscheinend nach Pisa reisen wollte. Dies habe Camerarius Stiebar auch mitgeteilt (Camerarius an Stiebar, 25.02.1553). Camerarius freue sich, dass Lotichius eine so hohe Meinung von Stiebar habe.

Aber warum zögere Georg (Fischer)? Und warum wolle er nicht gemeinsam mit Lotichius Medizin studieren? Niemals zuvor hätten die Menschen so dringend einer sorgfältigen (medizinischen) Behandlung bedurft wie heutzutage und in Zukunft. So heftig und gefährlich sei hier das Leid der meisten Leute eines jeden Standes, eines jeden Berufes und Geschlechts. Aber dies sei die Aufgabe einer anderen Kunst (sc. der Theologie), werde Lotichius sagen. Natürlich! Allerdings sei auch die (akademisch geprägte) Medizin, die Lotichius studiere, höchst ehrenvoll und heilsam, zumindest nach der Meinung des Camerarius, auch wenn ein gewisser Mann (Paracelsus?) verbiete, dass man sie mit Hilfe der antiken Lehren und mit den antiken Büchern erlerne, und deshalb einen anderen Weg aufzeige, der in der Betrachtung der Natur und der Ausübung magischer Praktiken bestehe. Doch damit wolle Camerarius nichts zu tun haben.

Lotichius solle Erhard (Stiebar) dazu ermutigen, die unter Lotichius gemachten Fortschritte nicht zu unterschätzen oder in seinen Bemühungen nachzulassen.

Neulich sei Camerarius bei der kranken Schwester Stiebars (sc. Anna Stiebar von Rabeneck) gewesen, die an Gliederschwere und Schnupfen litt (gravedo et destillatio). Sie sei ganz aufgewühlt wegen ihres (abwesenden) Sohnes (wohl Erhard oder Georg Gabriel Stiebar gemeint) gewesen. Deshalb habe Camerarius sie aufgefordert, ihm einen Brief für ihren Sohn mitzugeben. Er habe ihr garantiert, dass er sich um die Zustellung des Briefes kümmern werde, und ihn dem (vorliegenden) Brief an Lotichius beigefügt. Sowohl Stiebar als auch die Mutter wollten, dass man dafür Sorge trage, dass er baldmöglichst in die Heimat zurückkehre, worüber man an Georg (Fischer?) schreiben werde.

Lotichius möge den Briefwechsel aufrechterhalten und auch seine Schüler dazu ermahnen.

Camerarius könne weder mitteilen, was in dieser Gegend geschehe, noch was die Zukunft bringe, außer allgemein das, was der folgende griechische Vers aussage: "Ein schlechter Anfang nimmt ein schlechtes Ende." Es seien keine wirklich vernünftigen Maßnahmen unternommen worden und keine, die man billigen könne. Überall gebe es Kriegsgerät und trotzdem verhandle man unterdessen über den Frieden.

Nicht so sehr seinetwegen, sondern wegen seiner Familie sei er noch hier (in Nürnberg) – gewissermaßen in Erwartung der Dinge, die da kommen mögen. In dieser Hinsicht lasse er sich eher von der Meinung seiner Freunde als von seiner eigenen leiten.

Lebewohl.

Grüße an alle Verwandten von Lotichius. Für G(eorg) Gabriel habe er ein paar Verse von der Art verfasst, die ihm am meisten Freude bereiteten.

Erneutes Lebewohl.

(Manuel Huth)

Literatur und weiterführende Links

  • August Heimpel: Quellen und Verzeichnisse zum Leben und zu den Werken von Petrus Lotichius Secundus. 13. Fortsetzung: Briefwechsel [2. Teil], in: Unsere Heimat [Schlüchtern] 22 (1930), 189-191, hier 190 (Katalogisat, Kurzregest); datiert 1552 oder 1553
  • http://www.aerztebriefe.de/id/00035313