Camerarius an Crato, 23.06.1565: Unterschied zwischen den Versionen
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Es sei so, wie ein bekannter Vers sage, dass sich Gerüchte über schlimme Ereignisse schnell verbreiteten. Denn Crato kenne den Vers: "Die Überredung zu schlimmen Taten bahnt sich schnell einen Weg" (Soph. fr. 870 Radt). Und so sei auch die Nachricht über den äußerst beklagenswerten Tod dieses höchst ehrbaren Mannes schon hierher (nach [[Erwähnter Ort::Leipzig]]) gelangt, bevor Cratos Brief (s. Anm.) gebracht worden sei, der freilich eine kunstvollere Schilderung des Unglücks enthalten habe. Camerarius habe auch einen Freund verloren, der seine bescheidenen Dichtungen keinesfalls verachtet habe, wie er wisse. Aber der Verlust für das Gemeinwesen schmerze ihn mehr. Und solange er letzte Nacht keinen Schlaf finden konnte, habe er seinen Schmerz in zwei Verse gefasst, die es – wie er glaube – wert seien, aufgeschrieben zu werden: In diesem Grab, [[ | Es sei so, wie ein bekannter Vers sage, dass sich Gerüchte über schlimme Ereignisse schnell verbreiteten. Denn Crato kenne den Vers: "Die Überredung zu schlimmen Taten bahnt sich schnell einen Weg" (Soph. fr. 870 Radt). Und so sei auch die Nachricht über den äußerst beklagenswerten Tod dieses höchst ehrbaren Mannes schon hierher (nach [[Erwähnter Ort::Leipzig]]) gelangt, bevor Cratos Brief (s. Anm.) gebracht worden sei, der freilich eine kunstvollere Schilderung des Unglücks enthalten habe. Camerarius habe auch einen Freund verloren, der seine bescheidenen Dichtungen keinesfalls verachtet habe, wie er wisse. Aber der Verlust für das Gemeinwesen schmerze ihn mehr. Und solange er letzte Nacht keinen Schlaf finden konnte, habe er seinen Schmerz in zwei Verse gefasst, die es – wie er glaube – wert seien, aufgeschrieben zu werden: In diesem Grab, [[Nachruf auf::Georg Sigismund Seld]], der du der Erde entrissen bist, liegt nach deinem Tod auch das Gemeinwesen. Camerarius hoffe, er sei in dem Augenblick, da er diese Verse schrieb, nicht zugleich Prophet gewesen. Aber sie sollten dies Gott überlassen. | ||
Er bemerke, dass Crato seine Sorgen eher verdränge, als sie zu äußern, und er wisse, dass es schwer sei, die Oberhand über sich zu behalten, vor allem wenn man mehreren Widrigkeiten | Er bemerke, dass Crato seine Sorgen eher verdränge, als sie zu äußern, und er wisse, dass es schwer sei, die Oberhand über sich zu behalten, vor allem wenn man mehreren Widrigkeiten (oder: Widersachern) gegenüberstehe. Dennoch solle Crato tun, was er könne, und das gelassen ertragen, was man nicht leichter machen könne. | ||
Er hoffe, dass Crato seine Schrift lesen und sein Urteil über sie abgeben werde, und werde ihm zumindest eine Kostprobe zuschicken, denn das ganze Werk werde er ihm kaum schicken können. | Er hoffe, dass Crato seine Schrift (s. Anm.) lesen und sein Urteil über sie abgeben werde, und werde ihm zumindest eine Kostprobe zuschicken, denn das ganze Werk werde er ihm kaum schicken können. | ||
Um das übrige, was Crato in seinem Brief angesprochen habe, werde er sich kümmern. Crato solle sich weiterhin eine angesehene Stellung bemühen. | Um das übrige, was Crato in seinem Brief angesprochen habe, werde er sich kümmern. Crato solle sich weiterhin um eine angesehene Stellung bemühen. | ||
Er wisse gerade nicht, was er noch schreiben solle, und sei ohnehin schon einige Male unterbrochen worden. Der Briefbote sei angeblich in Eile. Grüße an Crato und seine Familie, auch von Camerarius' Familie. Lebewohl. | Er wisse gerade nicht, was er noch schreiben solle, und sei ohnehin schon einige Male unterbrochen worden. Der Briefbote sei angeblich in Eile. Grüße an Crato und seine Familie, auch von Camerarius' Familie. Lebewohl. | ||
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=== Anmerkungen === | === Anmerkungen === | ||
* "Cratos Brief": Cratos Brief vom | * "Cratos Brief": Cratos Brief vom 5.6.65 (s. http://www.aerztebriefe.de/id/00049505). | ||
* "seine Schrift": Wohl [[Erwähntes Werk::Camerarius, De Philippi Melanchthonis ortu, 1566]], vgl. http://www.aerztebriefe.de/id/00042041 | |||
=== Literatur und weiterführende Links === | === Literatur und weiterführende Links === | ||
* http://www.aerztebriefe.de/id/00004994 | * http://www.aerztebriefe.de/id/00004994 |
Aktuelle Version vom 11. Dezember 2024, 18:40 Uhr
Briefe mit demselben Datum | ||||||||||||||||||||||
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Werksigle | OCEp 1177 |
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Zitation | Camerarius an Crato, 23.06.1565, bearbeitet von Manuel Huth, Ulrich Schlegelmilch und Anne Kram (11.12.2024), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_1177 |
Besitzende Institution | Paris, BSG |
Signatur, Blatt/Seite | Ms 1456, Bl. 457r-v |
Ausreifungsgrad | Abschrift |
Erstdruck in | Camerarius, Epistolae familiares, 1595 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | S. 365-366 |
Zweitdruck in | |
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck | |
Sonstige Editionen | |
Wird erwähnt in | |
Fremdbrief? | nein |
Absender | Joachim Camerarius I. |
Empfänger | Johannes Crato |
Datum | 1565/06/23 |
Datum gesichert? | ja |
Bemerkungen zum Datum | 23.06.(o.J.); Jahr durch die Nachricht vom Tod Selds gesichert; im Druck zwischen Briefen vom 15.4.1565 und vom 29.6.1565 eingeordnet |
Unscharfes Datum Beginn | |
Unscharfes Datum Ende | |
Sprache | Latein |
Entstehungsort | Leipzig |
Zielort | Breslau |
Gedicht? | nein |
Incipit | Ita est, ut versus notus memorat |
Link zur Handschrift | https://archive.org/details/MS1456 |
Regest vorhanden? | ja |
Paratext ? | nein |
Paratext zu | |
Kurzbeschreibung | |
Anlass | |
Register | Briefe/Parallelüberlieferung |
Handschrift | gesehen |
Bearbeitungsstand | validiert |
Notizen | |
Wiedervorlage | ja |
Bearbeiter | Benutzer:MH; Benutzer:US; Benutzer:AK |
Gegengelesen von | Benutzer:US; Benutzer:VG |
Datumsstempel | 11.12.2024 |
Werksigle | OCEp 1177 |
---|---|
Zitation | Camerarius an Crato, 23.06.1565, bearbeitet von Manuel Huth, Ulrich Schlegelmilch und Anne Kram (11.12.2024), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_1177 |
Besitzende Institution | Paris, BSG |
Signatur, Blatt/Seite | Ms 1456, Bl. 457r-v |
Ausreifungsgrad | Abschrift |
Erstdruck in | Camerarius, Epistolae familiares, 1595 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | S. 365-366 |
Fremdbrief? | nein |
Absender | Joachim Camerarius I. |
Empfänger | Johannes Crato |
Datum | 1565/06/23 |
Datum gesichert? | ja |
Bemerkungen zum Datum | 23.06.(o.J.); Jahr durch die Nachricht vom Tod Selds gesichert; im Druck zwischen Briefen vom 15.4.1565 und vom 29.6.1565 eingeordnet |
Sprache | Latein |
Entstehungsort | Leipzig |
Zielort | Breslau |
Gedicht? | nein |
Incipit | Ita est, ut versus notus memorat |
Link zur Handschrift | https://archive.org/details/MS1456 |
Regest vorhanden? | ja |
Paratext ? | nein |
Register | Briefe/Parallelüberlieferung |
Datumsstempel | 11.12.2024 |
Zielort mutmaßlich
Regest
Es sei so, wie ein bekannter Vers sage, dass sich Gerüchte über schlimme Ereignisse schnell verbreiteten. Denn Crato kenne den Vers: "Die Überredung zu schlimmen Taten bahnt sich schnell einen Weg" (Soph. fr. 870 Radt). Und so sei auch die Nachricht über den äußerst beklagenswerten Tod dieses höchst ehrbaren Mannes schon hierher (nach Leipzig) gelangt, bevor Cratos Brief (s. Anm.) gebracht worden sei, der freilich eine kunstvollere Schilderung des Unglücks enthalten habe. Camerarius habe auch einen Freund verloren, der seine bescheidenen Dichtungen keinesfalls verachtet habe, wie er wisse. Aber der Verlust für das Gemeinwesen schmerze ihn mehr. Und solange er letzte Nacht keinen Schlaf finden konnte, habe er seinen Schmerz in zwei Verse gefasst, die es – wie er glaube – wert seien, aufgeschrieben zu werden: In diesem Grab, Georg Sigismund Seld, der du der Erde entrissen bist, liegt nach deinem Tod auch das Gemeinwesen. Camerarius hoffe, er sei in dem Augenblick, da er diese Verse schrieb, nicht zugleich Prophet gewesen. Aber sie sollten dies Gott überlassen.
Er bemerke, dass Crato seine Sorgen eher verdränge, als sie zu äußern, und er wisse, dass es schwer sei, die Oberhand über sich zu behalten, vor allem wenn man mehreren Widrigkeiten (oder: Widersachern) gegenüberstehe. Dennoch solle Crato tun, was er könne, und das gelassen ertragen, was man nicht leichter machen könne.
Er hoffe, dass Crato seine Schrift (s. Anm.) lesen und sein Urteil über sie abgeben werde, und werde ihm zumindest eine Kostprobe zuschicken, denn das ganze Werk werde er ihm kaum schicken können.
Um das übrige, was Crato in seinem Brief angesprochen habe, werde er sich kümmern. Crato solle sich weiterhin um eine angesehene Stellung bemühen.
Er wisse gerade nicht, was er noch schreiben solle, und sei ohnehin schon einige Male unterbrochen worden. Der Briefbote sei angeblich in Eile. Grüße an Crato und seine Familie, auch von Camerarius' Familie. Lebewohl.
(Anne Kram)
Anmerkungen
- "Cratos Brief": Cratos Brief vom 5.6.65 (s. http://www.aerztebriefe.de/id/00049505).
- "seine Schrift": Wohl Camerarius, De Philippi Melanchthonis ortu, 1566, vgl. http://www.aerztebriefe.de/id/00042041