Camerarius an Herold, 05.01.1555

Aus Joachim Camerarius (1500-1574)
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 Briefdatum
Camerarius an Herold, 29.11.155129 November 1551 JL
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Camerarius an Herold, 05.01.15555 Januar 1555 JL
 Briefdatum
Camerarius an Herold, spätestens 23.06.156523 Juni 1555 JL
Camerarius an Herold, 23.02.156023 Februar 1560 JL
Camerarius an Herold, mutmaßlich 01.02.15611 Februar 1561 JL
Werksigle OCEp 0756
Zitation Camerarius an Herold, 05.01.1555, bearbeitet von Manuel Huth und Anne Kram (29.08.2023), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_0756
Besitzende Institution
Signatur, Blatt/Seite
Ausreifungsgrad Druck
Erstdruck in Camerarius, Epistolae familiares, 1583
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck S. 350-352
Zweitdruck in
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck
Sonstige Editionen
Wird erwähnt in
Fremdbrief? nein
Absender Joachim Camerarius I.
Empfänger Hieronymus Herold
Datum 1555-01-05
Datum gesichert? nein
Bemerkungen zum Datum 05.01.(o.J.) (Non. Ian.); ermitteltes Jahr: 1555 (s. Hinweise zur Datierung)
Unscharfes Datum Beginn
Unscharfes Datum Ende
Sprache Latein
Entstehungsort o.O.
Zielort o.O.
Gedicht? nein
Incipit Amor erga me tuus singularis hisce litteris
Link zur Handschrift
Regest vorhanden? ja
Paratext ? nein
Paratext zu
Kurzbeschreibung
Anlass
Register Biographisches (Familie); Majoristischer Streit; Antinomistischer Streit; Biographisches (Krankheit)
Handschrift unbekannt
Bearbeitungsstand validiert
Notizen
Wiedervorlage ja
Bearbeiter Benutzer:MH; Benutzer:AK
Gegengelesen von Benutzer:MH; Benutzer:US
Datumsstempel 29.08.2023
Werksigle OCEp 0756
Zitation Camerarius an Herold, 05.01.1555, bearbeitet von Manuel Huth und Anne Kram (29.08.2023), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_0756
Ausreifungsgrad Druck
Erstdruck in Camerarius, Epistolae familiares, 1583
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck S. 350-352
Fremdbrief? nein
Absender Joachim Camerarius I.
Empfänger Hieronymus Herold
Datum 1555-01-05
Datum gesichert? nein
Bemerkungen zum Datum 05.01.(o.J.) (Non. Ian.); ermitteltes Jahr: 1555 (s. Hinweise zur Datierung)
Sprache Latein
Entstehungsort o.O.
Zielort o.O.
Gedicht? nein
Incipit Amor erga me tuus singularis hisce litteris
Regest vorhanden? ja
Paratext ? nein
Register Biographisches (Familie); Majoristischer Streit; Antinomistischer Streit; Biographisches (Krankheit)
Datumsstempel 29.08.2023


Hinweise zur Datierung

Falls es sich bei dem im Brief genannten Petrus um Petrus Ketzmann handelt, ist der Brief mit hoher Wahrscheinlichkeit im Jahr 1555 entstanden. Im Januar 1555 hat Petrus Ketzmann nach konfessionellen Auseinandersetzungen seine Stelle in Augsburg aufgegeben und ist erst nach Nürnberg und dann nach Amberg gereist, um von dort aus um seine Entlassung in Augsburg zu bitten, die ihm am 15.1.1555 gewährt wurde (vgl. Friedrich Roth: Augsburger Reformationsgeschichte 4 (1547-1555), München 1911, S. 583). Sein Aufenthalt in Amberg passt zeitlich zu Herolds Anstellung als Stadtarzt in Amberg (1548-1555).

Regest

Herolds Wohlwollen gegenüber Camerarius habe sich in seinem letzten Brief deutlich gezeigt. Auch ihre Überlegungen zur Krankheit von Camerarius' Frau (Anna) seien offenbar die gleichen. Deshalb wolle er die Medikamente verwenden, deren Rezept Herold ihm geschickt habe. Ihre eigenen alternden Körper würden nicht kräftiger und benötigten die Hilfe der Heilkunst. Er bete, dass sich Gottes Sohn ihrer und aller Gläubigen in diesem Leben und in Ewigkeit erbarme.

Da Herold schreibe, dass Petrus (Ketzmann?) zu ihm (nach Amberg?) gekommen sei, wundere er sich, weshalb dieser (Augsburg?) verlassen musste, außer er sei auf der Suche nach einer besseren Stelle freiwillig weggegangen. Er hoffe, dass es ihm gelinge, aber er fürchte auch, dass die Situation gefährlich sei.

Herolds historica habe er gelesen und er danke Christus für deren Ausgang. Diejenigen aber, die viele Gläubige traurig stimmten und vielfältige Versuchungen verursachten, hätten sich selbst eine schwere Last aufgebürdet. Niemand aus Herolds Kreis (vestrorum nemo) habe sich, soweit er sich erinnere, unbarmherzig und missgünstig über jemanden geäußert und Herold müsse in der Hinsicht keine Bedenken haben. Aber es sei in der Tat ein turbulentes Zeitalter, in dem viele Ungebildete und Freche einen Platz fänden, die nicht zögerten, popularibus actionibus (Popularklagen?) weiter Unruhe zu stiften, und sich gegen alle ehrbaren und gemäßigten Pläne stellten (s. Anm.). Mit solchen Leuten (sc. Gnesiolutheranern) wolle er nichts gemein haben. Er bete aber darum, dass Christus ihnen Erkenntnis und Frieden bringen werde. Dennoch wolle er mit niemandem streiten und noch weniger jemanden verurteilen. Man könne es ihm jedoch nicht verübeln, wenn er die Verbrechen verwünsche und die Ursachen des allgemeinen Leids beklage. Er habe erfahren, dass ehrbare, unschuldige, wahrheitsliebende und gottesfürchtige Männer grundlos und verleumderisch wie Vaterlandsverräter angeklagt worden seien und auch jetzt noch würden, und ebenso, dass die öffentliche Verwaltung und die Regierungsaufgaben der irdischen Mächte mit der Einfachheit der christlichen Lehre und des christlichen Lebens vermischt würden. Außerdem sei festzustellen, dass gehässige und kränkende Schmähreden wie von Wahnsinnigen unters Volk gebracht würden und dass mit "Tribunengeschrei" jede Verteidigung und Erklärung der himmlischen und wahrhaftigen Lehre verhindert werde. Dass dies alles zu Recht geschehe, könne und wolle er nicht sagen, da er es nicht glaube. Jeder solle also für sich selbst sorgen. Seinetwegen solle es jedem erlaubt sein, gegen alles zu lästern und zu verleumden. Die Zeit aber werde zeigen, welche Überlegungen und Taten richtig seien und (für den Staat / die Gesellschaft) am heilsamsten. Es sei jedoch unvermeidlich, dass sie dadurch Schaden erlitten. Herold solle nicht nur Tapferkeit für eine lobenswerte Tugend halten, sondern auch Klugheit. Aber darüber habe er nun allzu viel gesagt, zumal zu Herold, von dem er wisse, dass ihm der aufrührerische Wahnsinn nicht gefalle.

Herold solle Peter (Ketzmann?) von ihm grüßen, falls er noch bei ihm sei. Er wünsche Herold alles Gute. Sonst wisse er nicht, was er noch schreiben solle.

Grüße von Camerarius' an Herolds Familie. Lebewohl.

(Anne Kram)

Anmerkungen

  • "Herolds historica": Es handelt sich hier wohl um einen Bericht über zeitgenössische Ereignisse.
  • "sich gegen alle ehrbaren und gemäßigten Pläne stellten": Camerarius spielt hier wohl auf den Majoristischen Streit zwischen Gnesiolutheranern und Philippisten an.