Camerarius, Marile, 1568 (1533)

Aus Joachim Camerarius (1500-1574)
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Opus Camerarii
Werksigle OC 0797
Zitation Marile, bearbeitet von Jochen Schultheiß (18.01.2024), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OC_0797
Name Joachim Camerarius I.
Status Verfasser
Sprache Latein
Werktitel Marile
Kurzbeschreibung Poetologische Ekloge mit einem Lob auf die Bukolik. Gleichzeitig spiegelt sie auch wider, welche Lücke Hessus durch seinen Weggang vom Nürnberger Egidiengymnasium hinterlassen hat.
Erstnachweis 1568
Bemerkungen zum Erstnachweis Datierung nach dem Erstdruck. Näheres zum vermutlichen Entstehungszeitraum (1533) siehe unten über den Enstehungskontext.
Datum unscharfer Erstnachweis (Beginn) 1568/07/26
Datum unscharfer Erstnachweis (Ende) 1568/12/31
Schlagworte / Register Bukolik; Poetik; Translatio studii
Paratext zu
Paratext? nein
Paratext zu
Überliefert in
Druck Camerarius, Eclogae, 1568
Erstdruck in Camerarius, Eclogae, 1568
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck S. 21-24
Carmen
Gedicht? ja
Incipit Forte per illustrem dum scindit vomere noctem
Erwähnungen des Werkes und Einfluss von Fremdwerken
Wird erwähnt in
Folgende Handschriften und gedruckte Fremdwerke beeinflussten/bildeten die Grundlage für dieses Werk
Bearbeitungsstand
Überprüft am Original überprüft
Bearbeitungsstand korrigiert
Wiedervorlage ja
Bearbeiter Benutzer:JS
Gegengelesen von
Bearbeitungsdatum 18.01.2024
Opus Camerarii
Werksigle OC 0797
Zitation Marile, bearbeitet von Jochen Schultheiß (18.01.2024), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OC_0797
Name Joachim Camerarius I.




Sprache Latein
Werktitel Marile
Kurzbeschreibung Poetologische Ekloge mit einem Lob auf die Bukolik. Gleichzeitig spiegelt sie auch wider, welche Lücke Hessus durch seinen Weggang vom Nürnberger Egidiengymnasium hinterlassen hat.
Erstnachweis 1568
Bemerkungen zum Erstnachweis Datierung nach dem Erstdruck. Näheres zum vermutlichen Entstehungszeitraum (1533) siehe unten über den Enstehungskontext.
Datum unscharfer Erstnachweis (Beginn) 1568/07/26
Datum unscharfer Erstnachweis (Ende) 1568/12/31
Schlagworte / Register Bukolik; Poetik; Translatio studii
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Paratext? nein
Überliefert in
Druck Camerarius, Eclogae, 1568
Carmen
Gedicht? ja
Incipit Forte per illustrem dum scindit vomere noctem
Erwähnungen des Werkes und Einfluss von Fremdwerken
Wird erwähnt in
Bearbeitungsdatum 18.01.2024


Widmung und Entstehungskontext

Die Ekloge muss, wenn man von ihrem Inhalt schließt, kurz nach Hessus' Weggang vom Egidiengymnasium (Nürnberg) und seiner Rückkehr nach Erfurt im April 1533 entstanden sein. Vermutlich handelt es sich hierbei um eine der Eklogen, die Camerarius während der Pest (Nürnberg) auf Gut Eschenau abfasste (vgl. Mundt 2004, S. 236).

Aufbau und Inhalt

Die Ekloge ist poetologisch und enthält ein Lob auf die Bukolik und den als Vertreter der Gattung namentlich genannten Vergil. Ein Bauer, dem beim Pflügen von der titelgebenden weiblichen Figur Marile assistiert wird, bringt nach einer kurzen Einleitung als Binnensprecher sein Gedicht vor. In dem von dem Bauer dargebrachten Gedicht wird die Tradition der Bukolik als eine Reise der Musen geographisch nachgezeichnet: Der Weg geht von Sizilien (Theokrit), nach Latium, zum Mincio (durch Mantua, dem Geburtsort des Vergil strömender Fluss) und spät über die Alpen nach Deutschland (Germanas sero venistis in oras). In Deutschland hätten sich die Musen an den Flüssen Gera (Erfurt) und Pegnitz (Nürnberg) niedergelassen. Erfurt verweist auf Helius Eobanus Hessus, der als bukolischer Dichter hervorgetreten war. Die Musen wagen es aber auch, sich für ein Weilchen von Helius Eobanus Hessus zu entfernen und an der Regnitz (Bamberg) sowie an den benachbarten Flüssen zu spielen. Hier besuchen sie die befreundeten Hirten Lyncides, Mica, Thaumantes, Moeris, Iolla und Illus. Was sie hier gesehen haben, war "für lateinische Augen ungewohnter als zuvor für griechische" (hic insueta oculis vidistis plura Latinis, / atque oculis illic visa essent ante Pelasgis). Die Musen hätten sich von dieser Region trotz der Unterschiede zu den gewohnten mediterranen Naturgegebenheiten nicht abschrecken lassen (Anm. 1). Es folgt eine Klage darüber, dass Hessus diese Gegend wieder verlassen hat und an die Gera zurückgekehrt ist. Auf Hessus' Weggang hin legen die Nymphen der Pegnitz betrübt ihre Flöte beiseite und verstummen. Auch die Pane in Noris vallis (Nürnberg) wenden sich vom Gesang des Apollo ab. Die Ziegen sehnen sich nach seiner Flötenmusik und geben keine Milch mehr. Der Boden und die Schafe werden unfruchtbar. Auch den Sprecher des Gedichts zieht es dahin, wo Hessus nun wohnt. In dieser Stimmung führt er seine Arbeit zu Ende.
Der Bauer mit dem Namen Illus kann mit Joachim Camerarius identifiziert werden, seine Frau Marile, die ihm zur Seite steht, mit Camerarius' Ehefrau Anna Truchseß von Grünsberg (Anm. 2). Auch in Ekloge IX (Camerarius, Daphnis, 1568 (1541)) ist die intendierte Gleichsetzung des Sprechers "Illus" mit Camerarius offensichtlich. Von den in der Gegend an der Regnitz ansässigen Hirten sind Lyncides und Thaumas nicht zu identifizieren. Mica steht für Michael Roting, der diesen Spitznamen trug, Moeris wie in Ekloge IV mit Hieronymus Camerarius. In der Beschreibung des desolaten Zustands der Natur nach dem Weggang Hessus' kann man einen Verweis auf die Verhältnisse am Egidiengymnasium (Nürnberg) sehen (vgl. Mundt 2004, S. 237-240). Die Verbindung von Hessus mit der Bukolik musste für Camerarius in der Nürnberger Zeit naheliegen, da die beiden bei Edition und Übersetzung der "Eidyllia" Theokrits zusammenarbeiteten, eine Kooperation, die in die Theokritausgaben der Jahre 1530 und 1531 mündete. Zudem las Hessus am Nürnberger Gymnasium über Vergils bukolische Dichtung (vgl. Hamm 2011, S. 430).
Wie bereits in der Ekloge IV verwendet Camerarius nach den Vorbildern Theokrit, Idyll 2, und Vergil, Ekloge 8, Refrains, die die einzelnen Strophen einleiten. Versprengte Hinweise finden sich auf Calpurnius Siculus, Ovid, "Metamorphosen" und die "Aeneis" (vgl. Mundt 2004, S. 237-240).

Anmerkungen

  • Anm. 1: Wenn Camerarius unter den Differenzen auch das im Ackerbau eingesetzte Pferd anführt, so erklärt sich dies dadurch, dass in der Antike Ochsen für den Landbau verwendet wurden. Auf diesen Unterschied zwischen Altertum und Gegenwart weist er auch in seiner Schrift zur Pferdekunde (Camerarius, Ἱπποκομικός, 1539) hin.
  • Anm. 2: Anregung zu dem Namen könnte vielleicht die Dialogteilnehmerin Maril(l)a bei Plutarch gegeben haben, die in einem Textabschnitt auftritt, den Camerarius in Camerarius, Orationis Latinae exercitium rhetoricum, 1541 zitiert.

Überlieferung

Obwohl das Gedicht bereits 1533 entstanden ist, erfolgt sein Erstdruck wohl erst mit der Eklogenedition von 1568. In dieser Edition bildet sie die 5. Ekloge.

Forschungsliteratur