Camerarius, Κατήχησις τοῦ Χριστιανισμοῦ (Werk), 1552
Opus Camerarii | |
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Werksigle | OC 0579 |
Zitation | Κατήχησις τοῦ Χριστιανισμοῦ, bearbeitet von Jochen Schultheiß (18.09.2024), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OC_0579 |
Name | Joachim Camerarius I. |
Status | Verfasser |
Sprache | Griechisch |
Werktitel | Κατήχησις τοῦ Χριστιανισμοῦ |
Kurzbeschreibung | Katechismus in griechischer Sprache. |
Erstnachweis | 1552 |
Bemerkungen zum Erstnachweis | Datierung nach dem Erstdruck |
Datum unscharfer Erstnachweis (Beginn) | |
Datum unscharfer Erstnachweis (Ende) | |
Schlagworte / Register | Katechese; Sakramentenlehre; Glaubensbekenntnis; Gebet; Willensfreiheit; Theologie; Idololatrie; Heiligenverehrung; Marienverehrung; Abendmahl; Christologie; Ekklesiologie; Gotteserkenntnis; Innerprotestantische Krise |
Paratext zu | |
Paratext? | nein |
Paratext zu | |
Überliefert in | |
Druck | Camerarius, Κατήχησις τοῦ Χριστιανισμοῦ (Druck), 1552; Camerarius, Κατήχησις τοῦ Χριστιανισμοῦ (Druck), 1562; Melanchthon, Quaestiunculae, 1574 (Exzerpt aus dem Anfang) |
Erstdruck in | Camerarius, Κατήχησις τοῦ Χριστιανισμοῦ (Druck), 1552 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | Bl. A2r-A4v, 1-497 |
Carmen | |
Gedicht? | nein |
Erwähnungen des Werkes und Einfluss von Fremdwerken | |
Wird erwähnt in |
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Folgende Handschriften und gedruckte Fremdwerke beeinflussten/bildeten die Grundlage für dieses Werk | |
Bearbeitungsstand | |
Überprüft | am Original überprüft |
Bearbeitungsstand | korrigiert |
Wiedervorlage | ja |
Bearbeiter | Benutzer:JS |
Gegengelesen von | Benutzer:VG |
Bearbeitungsdatum | 18.09.2024 |
Entstehungskontext
Die Autorschaft der einzelnen Werke des Druckes ist nicht eindeutig zu klären, da die übliche Angabe des Autornamens auf dem Titelblatt sowie bei den einzelnen Werken fehlt. Es können jedoch zahlreiche Gründe angeführt werden, die für Camerarius als Urheber sprechen (vgl. Reu 1911, S. 95):
- In dem Druck enthalten sind die Κεφάλαια Χριστιανισμοῦ von 1545, die in dem früheren Druck von 1545 eindeutig Camerarius zugeordnet werden können.
- Die sprachliche Qualifikation des Autors im Griechischen.
- Die aus dem theologischen Gehalt erkennbare Haltung.
- Die Bezeugung durch den Briefwechsel mit Melanchthon:
- In einem Brief vom 01.09.1547 (MBW – Regesten online, Nr. 4870) fordert Melanchthon Camerarius auf, seinen vor Jahren begonnenen griechischen Katechismus fertigzustellen. Der Wittenberger Gelehrte äußert den Wunsch, er möge seinen Katechismus mit ausführlicheren Erklärungen versehen als in der ursprünglichen Ausgabe (Te optarim brevia illa Κεφάλαια longioribus explicationibus ornare).
- In einem Brief vom 28.10.1551 (MBW – Regesten online, Nr. 6247) schreibt Melanchthon an Camerarius, er habe eine Justinus-Handschrift gefunden, deren Expositio er herausgeben möchte. Er empfiehlt Camerarius deren Berücksichtigung für seine Katechesis an, auch wenn er dort eine gute Darstellung biete. Hieraus geht hervor, dass Camerarius das Werk noch als Manuskript Melanchthon zugeschickt hat, damit dieser ihm Rückmeldungen geben kann.
- In einem Brief vom 12.12.1551 (MBW – Regesten online, Nr. 6276) heißt Melanchthon Camerarius' Darstellung zur Trinität in seiner Katechesis, die er als Handschrift gelesen habe, gut. Er wolle Camerarius eine eigene Darstellung zum Thema nach Leipzig mitbringen.
- In einer Bekanntmachung an die Wittenberger Studenten vom 13.01.1552 (MBW – Regesten online, Nr. 6307) teilt Melanchthon mit, dass er sich nach Aufforderung durch den Kaiser zum Trienter Konzil begeben werde. Er nennt die Maßnahmen, die zu seiner Vertretung an der Universität getroffen sind. Hierbei teilt er u.a. mit, dass Erasmus Ebner über die griechische Katechesis des Camerarius lesen wird.
- In einem Brief vom 09.02.1552 (MBW – Regesten online, Nr. 6339) schreibt Melanchthon an Camerarius, Erasmus Ebner sende ihm als Gegengabe für Camerarius' Katechesis eine indische Geschichte.
Aufbau und Inhalt
Das katechetische Werk behandelt die Grundsätze des christlichen Glaubens. Sein Aufbau folgt der Dreiteilung nach Gesetz, Glaube und Gebet. Es folgt zunächst der Frage-Antwort-Form, geht dann aber in eine durchgehende Darstellungsform über. Eine Rekapitulation der Inhalte findet sich am Ende der Abschnitte in der Form einer Abfrage der Schüler durch den Katecheten. Der Sprecher führt zu den einzelnen Punkten Erläuterungen an, die teils eigene Erfindung sind, teils aus der antiken Geschichte stammen (vgl. Reu 1911, S. 98). Die Sakramente (μυστήρια) stehen im Blickpunkt des zweiten Teils des Katechismus.
In der lateinischen Übersetzung von 1563 werden die drei Werkteile in drei Einzelwerke aufgeteilt, die die Grundlagen, das Glaubensbekenntnis und das Gebet behandeln.
Bei der Behandlung der zehn Gebote kommt der Frage nach dem menschlichen Willen ein bedeutender Platz zu. Der Mensch besitze zwar einen freien Willen, dieser sei jedoch infolge der Erbsünde depraviert. Der Mensch sei aufgrund seiner Freiheit verantwortlich für seine Entscheidungen und deshalb treffe ihn auch Schuld. In Hinblick auf sein Verhältnis zu Gott und zur Tugend ist der Mensch frei.
Weitere Hauptpunkte: Heiligen- und Marienverehrung wird mit Idololatrie gleichgesetzt, das Eheverbot für Priester abgelehnt. Literarische Fiktionalität nimmt Camerarius vom Täuschungsverbot aus. Ferner fordert Camerarius die Einheit der Kirche. Als die beiden einzigen Sakramente werden Taufe und Abendmahl bestimmt. Hierbei wendet er sich gegen die reformierte Abendmahlslehre, die nach Zwingli das Mahl des Herrn als einen symbolischen Akt deutet (vgl. Seckt 1888, 20).
Anmerkungen
Camerarius' griechischer Katechismus steht dem Kleinen Katechismus von Martin Luther sehr nahe (vgl. Reu 1911, S. 97).
Für die Anwendung verschiedener Darstellungsmethoden ist Camerarius als innovativ eingestuft worden (vgl. Reu 1911, S. 98).
Überlieferung
Der Bedarf nach einer zweiten Auflage und die Notwendigkeit einer lateinischen Übersetzung belegen sowohl die Beliebtheit des Textes als auch die Schwierigkeiten, vor die die griechische Sprache die Leser stellte. Die weite Verbreitung hatte aber auch zur Folge, dass einzelne Stellen von theologischen Gegenspielern kritisiert wurden: Nikolaus Selnecker brandmarkte die passivische Wiedergabe von Apg 3,21, die in einem "sakramentierischen" Sinne verstanden werden könne (vgl. Dingel 2008, S. 308f. und 316f.). Ähnliche Formulierungen finden sich auch bei Théodore de Bèze, Philipp Melanchthon und im Wittenberger Katechismus (vgl. Hasse 2000, S. 94-96). Camerarius' Zweifel bezüglich der Autorschaft des Athanasianischen Glaubensbekenntnisses trugen ihm herbe Kritik und den Vorwurf des Antitrinitarismus ein, so dass er diese Stelle in der lateinischen Ausgabe entfernte (vgl. Vorwort zum Evangelienkommentar).
Forschungsliteratur
- Harlfinger 1989, S. 345-346.
- Reu 1911, Bd. 1,2,1, S. 97-98.
- Seckt 1888, S. 12-21.
- Müller 2000, S. 204-210 (Vergleich mit der "Katichisis" des Valentin Wagner).
- Schultheiß 2024, S. 201-207 (zum Beten)