Camerarius an Crato, 20.11.1567
| Briefe mit demselben Datum | ||||||||||||||||||||||
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| Werksigle | OCEp |
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| Zitation | Camerarius an Crato, 20.11.1567, bearbeitet von Jochen Schultheiß (29.05.2019), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp |
| Besitzende Institution | |
| Signatur, Blatt/Seite | |
| Ausreifungsgrad | Druck |
| Erstdruck in | Camerarius, Sapientia Jesu filii Sirachi, 1568 |
| Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | Bl. A 2r-A 7r |
| Zweitdruck in | |
| Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck | |
| Sonstige Editionen | |
| Wird erwähnt in | |
| Fremdbrief? | nein |
| Absender | Joachim Camerarius I. |
| Empfänger | Johannes Crato |
| Datum | 1567/11/20 |
| Datum gesichert? | ja |
| Bemerkungen zum Datum | Datierung des Briefes: XX. die M. Novembris, Anno Christi Iesu, MDLXVII |
| Unscharfes Datum Beginn | |
| Unscharfes Datum Ende | |
| Sprache | Latein |
| Entstehungsort | Leipzig |
| Zielort | o.O. |
| Gedicht? | nein |
| Incipit | Cum te cognoverim paratum esse |
| Link zur Handschrift | |
| Regest vorhanden? | ja |
| Paratext ? | ja |
| Paratext zu | Camerarius, Sapientia Jesu filii Sirachi, 1568 |
| Kurzbeschreibung | |
| Anlass | |
| Register | Briefe/Widmungsbriefe; Stilkritik; Werkgenese; Übersetzungstheorie |
| Handschrift | unbekannt |
| Bearbeitungsstand | korrigiert |
| Notizen | |
| Wiedervorlage | ja |
| Bearbeiter | Benutzer:JS |
| Gegengelesen von | |
| Datumsstempel | 29.05.2019 |
| Werksigle | OCEp |
|---|---|
| Zitation | Camerarius an Crato, 20.11.1567, bearbeitet von Jochen Schultheiß (29.05.2019), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp |
| Ausreifungsgrad | Druck |
| Erstdruck in | Camerarius, Sapientia Jesu filii Sirachi, 1568 |
| Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | Bl. A 2r-A 7r |
| Fremdbrief? | nein |
| Absender | Joachim Camerarius I. |
| Empfänger | Johannes Crato |
| Datum | 1567/11/20 |
| Datum gesichert? | ja |
| Bemerkungen zum Datum | Datierung des Briefes: XX. die M. Novembris, Anno Christi Iesu, MDLXVII |
| Sprache | Latein |
| Entstehungsort | Leipzig |
| Zielort | o.O. |
| Gedicht? | nein |
| Incipit | Cum te cognoverim paratum esse |
| Regest vorhanden? | ja |
| Paratext ? | ja |
| Paratext zu | Camerarius, Sapientia Jesu filii Sirachi, 1568 |
| Register | Briefe/Widmungsbriefe; Stilkritik; Werkgenese; Übersetzungstheorie |
| Datumsstempel | 29.05.2019 |
Regest
Camerarius beginnt mit Freundschaftsbekundungen gegenüber Crato und leitet hiervon zum Anlass des Briefes über. Die Aufforderung (postulatio) Cratos habe Camerarius zur Ausarbeitung des nun vorliegenden Werkes bewogen (A2v). Ein solches Werk habe Camerarius zuvor nicht der Allgemeinheit zur Lektüre vorlegen wollen. Zu jener Zeit habe er nämlich nicht beabsichtigt, zu dem griechischen Werk, das er herausgegeben habe, eine Übersetzung zu erstellen. Der Grund hierfür seien neben anderen Gründen insbesondere der gewesen, dass Camerarius vor der sprachlichen Form des Werkes zurückschauderte. Hierin sei nichts, was an den Charakter und an die Eleganz der griechischen Sprache erinnere. Es habe Camerarius auch nicht beliebt, seine Aufmerksamkeit einer fremden Sprechweise zuzuwenden (A2v-A3r). Vor allem als er bemerkt habe, dass diese durch wundersame Windungen von der einfachen Gestalt abweicht und sie durch vielfältige Figuren wie ein buntes Kleid in außergewöhnlicher Abwechslung verziert sei. Anstoß habe bei Camerarius ebenso der unharmonische Stil (dissentanea elocutio) erregt, da die die Wörter weniger passend zusammengestellt seien (verbis minus apte compositis). Abgesehen von den Vorbehalten gegenüber dem unschönen Stil habe er teils auch deshalb von dem Text abgelassen, weil er manche Sentenzen nicht passend übersetzen konnte. Er habe auch die Mühe gescheut, andere zu fragen, wobei in dem meisten Fällen nicht die Klugheit eines Erklärers gefragt gewesen sei, sondern eher der Scharfsinn eines Textkritikers (coniector). Der schlechte Zustand des Werkes werde bereits durch den Hinweis des Hieronymus und aus verschiedenen Ausgaben, die überliefert sind, deutlich (A3r/v). All dies habe dazu beigetragen, dass Camerarius vor Cratos Bitte zurückschreckt habe. Ebenso habe ihn die Befürchtung über den Ausgang eines solchen Versuchs zurückhaltend gemacht. Nach dem Tod des Quirinus Schlaher, der ein enger Freund Cratos gewesen sei, haben Camerarius' Arbeiten nachgelassen. Crato habe geschrieben, dass Schalher mit großem Bedürfnis nach einer getreueren Übersetzung als die gängige verlange. Camerarius' Arbeit, die durch die Häufigkeit der Briefe von Crato wieder angetrieben worden seien, seien schließlich vorangeschritten und hätten das Vorhaben zu einem Ende gebracht.
Camerarius habe versucht, einiges so zu übersetzen, dass "die Gestalt (Schönheit?) der lateinischen Spreche zum Vorschein käme" (ut latini sermonis quais facies appareret). Aber in den meisten Fällen habe dies nicht geschehen können, damit er nicht durch die Abschwächung der Rauheit und der Disharmonie der der fremden und misstönenden Sprache in den noch größeren Nachteil verfällt, den die Verdunklung oder Entstellung einer herausragenden und einzigartigen Sentenz bringt (A4r). Camerarius wolle jedoch nicht paraphrastisch übersetzen (παραφραστικῶς) übersetzen. Dies würde bedeuten, dass er die Aussage des Autors nach eigenem Gutdünken und in der Form, die ihm gefalle, wiedergeben würde (exponendo sentetntiam autoris iudicio meo & ea orationis forma, quae mihi arrideret). Vielmehr wolle er metaphrastisch (μεταφραστικῶς) übersetzen. Das bedeute nicht nur die Verdeutlichung , Übersetzung und Wiedergabe des Sinns, sondern auch der Wörter und soweit möglich, ihrer Anordnung (non solum sententiae sed verborum quoque, & quoad fieri potest, compositionis explicatio & interpretatio & expressio). Durchaus notwendig sei beim Übersetzen von einer Sprache in eine andere zwar die Änderung der Form, die das Tempus anzeige, und des Numerus und des Genus, des Genus verbi und von Vergleichbarem. Hierbei er aber maßvoll, ja sogar sparsam geblieben.
Nun habe Crato, was er verlangt habe. Das Urteil darüber sei nun ihm belassen (A4v). In dem Werk fänden sich Ermahnungen, Aufforderungen, Lehren, auch Erörterungen gesammelt, die heilsam und aus verschiedenen Stellen der Heiligen Schrift gesammelt und getrennt dargelegt seien. Diejenigen, die diese läsen, ihnen ihre Aufmerksamkeit schenkten und ihnen folgten, würden dazu angespornt, die, ihre Frömmigkeit und Religiosität zu pflegen, und dazu angeleitet, in allen Bereichen des Lebens ihre Pflicht zu erfüllen. Über diese Inhalte würden zwar von Tag zu Tag mehr Worte geschwungen, in Handlungen kämen sie jedoch kaum zum Ausdruck. Bei all den Gefechten der Intellektuellen, übe man sich nicht mehr privat noch öffentlich in lobenswerten Taten für Gott und die Öffentlichkeit (A4v-A5r). Sehr viele schienen zu fürchten, ihre Weisheit bleibe unerkannt und würde mit ihnen zugrunde gehen. Jeder würde von einem anderen Grund dazu bewogen, etwas von seinen Schriften herauszugeben (A5r). Deshalb bringe das gegenwärtige Zeitalter äußerst zahlreiche neue Bücher hervor. Hierunter sind auch die Arbeiten des Camerarius zu zählen, die erscheinen oder unter dem verschmähten Papier verborgen bleibe. Er wolle sich selbst gar nicht aus der Zahl jener ausnehmen, die nicht Ruhe geben und sich zurückhalten könnten. Auch er wolle, dass auf Büchern sein Name gelesen werde. Auch zu den Schreibwütigen lasse er sich gerne zählen. Wer sich auf diesem Gebiet beweisen wolle, solle sich aber in Acht nehmen, dass er sich nicht durch eine schlechte Publikation Schaden zuziehe (A5r/v). Dies gelte für ernsthafte Schriften, aus unterhaltsamen (in ludicris) könne kaum Schaden erwachsen, solang sie nicht obszön (obscoena)oder übertrieben scherzhaft (scurrilia) sind.
Das gegenwärtige Zeitalter falle jedoch in eine Phase äußerster Zersplitterung (A6r) Da müsse jeder zuschauen, dass er nichts tue, was gegen sein Gewissen verstoßen könnte. Dass Gott uns in der Unschuld bewahren, darum bete Camerarius zum dreieinigen Gott (A6r/v). Dessen Lob solle Camerarius' gesamte Arbeit dienen. Er empfiehlt auch ein Buch, das ebenfalls den Titel "Weisheit des Salomon" trägt und dessen Autor Philon sein soll. Auch Gieses gelte als würdig, in der Kriche gelesen zu werden.
(Jochen Schultheiß)