Camerarius, Narratio de Georgio principe Anhaltino, 1555
Opus Camerarii | |
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Werksigle | |
Zitation | Narratio de reverendissimo principe Georgio, principe Anhaltino, bearbeitet von Jochen Schultheiß (25.07.2018), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/ |
Name | Joachim Camerarius I. |
Status | Verfasser |
Sprache | Latein |
Werktitel | Narratio de reverendissimo principe Georgio, principe Anhaltino |
Kurzbeschreibung | Biographischer Abriss zu Georg III. von Anhalt-Plötzkau, entstanden anlässlich der Herausgabe einer Auswahl seiner Predigten. |
Erstnachweis | 1555 |
Bemerkungen zum Erstnachweis | Datierung nach dem Erstdruck |
Datum unscharfer Erstnachweis (Beginn) | 1555/05/01 |
Datum unscharfer Erstnachweis (Ende) | 1555/12/31 |
Schlagworte / Register | Biographie; Geschichtsbild; Rechtfertigungslehre; Werkgerechtigkeit; Herrscherbild; Ablasshandel; Schmalkaldischer Krieg (1546-1547); Georgsbibliothek (Dessau); Patristik |
Paratext zu | |
Paratext? | nein |
Paratext zu | |
Überliefert in | |
Druck | Georg III. (Anhalt-Plötzkau), Conciones synodicae, 1555; Georg III. (Anhalt-Plötzkau), Conciones et scripta, 1570. |
Erstdruck in | |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | |
Volltext | http://texte.camerarius.de/ |
Carmen | |
Gedicht? | nein |
Erwähnungen des Werkes und Einfluss von Fremdwerken | |
Wird erwähnt in | |
Folgende Handschriften und gedruckte Fremdwerke beeinflussten/bildeten die Grundlage für dieses Werk | |
Bearbeitungsstand | |
Überprüft | noch nicht am Original überprüft |
Bearbeitungsstand | unkorrigiert |
Wiedervorlage | ja |
Bearbeiter | Benutzer:JS |
Gegengelesen von | |
Bearbeitungsdatum | 25.07.2018 |
Opus Camerarii | |
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Werksigle | |
Zitation | Narratio de reverendissimo principe Georgio, principe Anhaltino, bearbeitet von Jochen Schultheiß (25.07.2018), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/ |
Name | Joachim Camerarius I.
|
Sprache | Latein |
Werktitel | Narratio de reverendissimo principe Georgio, principe Anhaltino |
Kurzbeschreibung | Biographischer Abriss zu Georg III. von Anhalt-Plötzkau, entstanden anlässlich der Herausgabe einer Auswahl seiner Predigten. |
Erstnachweis | 1555 |
Bemerkungen zum Erstnachweis | Datierung nach dem Erstdruck |
Datum unscharfer Erstnachweis (Beginn) | 1555/05/01 |
Datum unscharfer Erstnachweis (Ende) | 1555/12/31 |
Schlagworte / Register | Biographie; Geschichtsbild; Rechtfertigungslehre; Werkgerechtigkeit; Herrscherbild; Ablasshandel; Schmalkaldischer Krieg (1546-1547); Georgsbibliothek (Dessau); Patristik |
Paratext zu | |
Paratext? | nein |
Überliefert in | |
Druck | Georg III. (Anhalt-Plötzkau), Conciones synodicae, 1555; Georg III. (Anhalt-Plötzkau), Conciones et scripta, 1570. |
Volltext | http://texte.camerarius.de/ |
Carmen | |
Gedicht? | nein |
Erwähnungen des Werkes und Einfluss von Fremdwerken | |
Wird erwähnt in | |
Folgende Handschriften und gedruckte Fremdwerke beeinflussten/bildeten die Grundlage für dieses Werk | |
Bearbeitungsdatum | 25.07.2018 |
Widmung und Entstehungskontext
In seinem Widmungsbrief an Joachim von Anhalt erklärt Camerarius, dass es ihm bei der Druckvorbereitung in den Sinn gekommen sei, etwas über den Autor zu erzählen und diese Darstellung den Ansprachen voranzustellen. Er wisse, dass diese den Lesern sehr große Freude (voluptas) und Nutzen (utilitas) bringen werde (AA2r-AA2v). Die Leser würden Joachim dann ehrfurchtsvoll lieben und Georg Dank wissen, weil er so viel Gutes mit anderen teilen wollte. Mit der Biographie und Versammlungsreden verfolgt Camerarius eine doppelte Zielsetzung: Die Vita sei ein Andenken an Georgs gute Taten. Seine Lehre wiederum werde in den Ansprachen erklärt. Durch die Kenntnis seiner Lehre und die Erinnerung an seine Taten könne eine gottesfürchtige Bildung (pia eruditio) ermöglicht und die Klugheit in religiösen Belangen (prudentia religiosa) gemehrt werden.
Aufbau und Inhalt
Vorrede: So wie die Perser als Ausdruck ihrer Verehrung für den Herrscher, den sie für ein Abbild Gottes hielten, die Proskynese vollzogen, so verdienten auch Religiosität (religio), Frömmigkeit (pietas), Tugend (virtus), Weisheit (sapientia) und Gelehrsamkeit (doctrina) dieselbe Hochachtung, da auch in ihnen Gottes Abglanz erscheine. Umso so glänzender muss dann das Abbild der Göttlichkeit dann sein, wenn eine Verbindung von Adel (nobilitas) und Macht (potentia) und von Tugend und Tapferkeit besteht. Aber nur ein frommer Mensch kann hinter der Natur das Walten Gottes erkennen.
Einleitung: Nach der Vorrede (praenarranda) kommt Camerarius auf Georg namentlich zu sprechen und erklärt es zu seinem Ziel, aus Dankbarkeit und Pflichtgefühl die Erinnerung zu wahren an dessen Frömmigkeit, Tapferkeit, Weisheit, an seine gewaltigen Verdienste um das Vaterland (ingentibus meritis erga patriam) und seine Bereitschaft zu Wohltaten (prolixae atque munificae voluntati). In diesem einleitenden Abschnitt kommt Camerarius auch auf den Entstehungskontext der Lebensbeschreibung zu sprechen, die im Zusammenhang der Herausgabe einiger seiner Predigten entstand. Er hofft, dass deren Lektüre bei frommen Lesern Früchte trägt. Es haben zwar schon andere Autoren die Hauptereignisse in Georgs Leben beredt dargelegt (expositione praecipuarum rereum), allerdings meint Camerarius, noch unbekannte Aspekte beisteuern zu können. Anfangen will Camerarius mit der Abstammung aus dem Haus Anhalt. Zwar ist es stets das auf individueller Tatkraft (virtus) und Weisheit (sapientia) beruhende Verdienst (merito), auf dem Ansehen gründet Dennoch stellt nach der übereinstimmenden Meinung aller (omnium consensione) - worin Camerarius ein Urteil der Natur (iudicium naturae) sieht - der Adel eines Geschlechts eine besondere Empfehlung (commendationem singularem) dar. Dies begründet Camerarius damit, dass in der Fortsetzung eines Geschlechts und seiner Ehre ein Beweis der göttlichen Gnade liege. Das haben auch die antiken Griechen schon so gesehen und haben deshalb einzelnen Familien einen göttlichen Ursprung zugeschrieben. Zum Beleg dieser Haltung zitiert Camerarius Euripides.
Geschichte des askanischen Herrscherhauses: Das kriegerische und arbeitsame Wesen der Deutschen (nostra gens) hat in der Vergangenheit dazu geführt, dass es keine schriftlichen Aufzeichnungen ihrer Taten gibt. Es folgt eine historischer Exkurs über das Wesen der Vorfahren. Es wird hierbei stets von nostri gesprochen, nicht jedoch von Deutschen oder Germanen. Ein historischer Exkurs zur Tradition der Geschichtsüberlieferung führt ihn in die Zeit Karls des Großen, auf dessen Initiative Camerarius den Übergang von der mündlichen zur schriftlichen Überlieferung zurückführt. Camerarius schreibt, er habe eine Evangelica historia aus der Zeit Ludwigs, des Sohns Karls, gesehen. Hierin habe der Autor bezeugt, er habe diese in fränkischer Sprache (Francica lingua) abfassen wollen. Auch andere Schriften aus der Zeit habe Camerarius gesehen, die für ihn aber aufgrund der alten Schrift und Sprache (aliena scripturae ratio et incognitus priscae consuetudinis sermo) nicht verständlich waren. Erst Kaiser Rudolf habe vor 272 Jahren die Gültigkeit von Schriftstücken in der Volkssprache und deren Gleichrangigkeit mit dem Lateinischen anerkannt. Das habe zu einer vermehrten Abfassung deutscher Bücher geführt. Allerdings führen bei der genannten Schrift die historischen Verschiebungen zur Unverständlichkeit. ebenso kam es zu Hinzudichtungen. Sorgfältige Forschung vermag es hier wieder muss hier für gesicherte Erkenntnisse sorgen.
Es folgt ein Abriss der Familiengeschichte der Askanier, der mit Herrmann von Askanien als Spitzenahn ansetzt. Der genealogisch-historische Überblick ist mit panegyrischen Elementen versetzt. Er endet mit den zeithistorischen Figuren Rudolf und Adolf; Bischof von Merseburg, und mit machtpolitisch bedeutsamen Eheverbindungen des Hauses.
Georgs engerer Familienkreis und Bildungsweg: Es folgen Angaben zu näheren Abstammung Georgs, insbesondere zu Eltern und Geschwistern. Dabei bedenkt Camerarius insbesondere Georgs Mutter Margarita eines herzlichen Lobes. Nach einem ersten Unterricht in den freien Künsten (ab ineunte pueritia liberali disciplina instituts) gemeinsam mit seinem Bruder Joachim wurde er für die höhere Bildung nach Leipzig zu Georg Helt geschickt. camerarius verpasst es nicht, das Lob auf Georg Helt auch als ein Lob auf seinen eigenen Lehrer zu gestalten. Es folgt eine Beschreibung von Georgs durchwegs positiv bewerteten Charakter.
Bischof Adolf von Merseburg: Camerarius fügt einen Exkurs zu Gerogs Verwandten, den Merseburger Bichof Adolf, ein. Auch hier fügt Camerarius wieder eine Darstellung seiner eigenen Begegnung mit der Person ein. Cmaerarius kommt auch auf Martin Luthers Bekämpfung des Ablasshandels zu sprechen. Camerarius beruft sich auf Aussagen Georgs über das Wirken seines Vetters Adolf. Camerarius erzählt ein Ereignis, das ihm von Georg erzählt worden war. Hierbei bestreitet der altgläubige Bischof unter Anführung eines Psalmenzitats, dass es es sich bei Luthers Rechtfertigungslehre um eine neue Lehre (doctrina nova) handle (womit er implizit dieser Lehre zustimmt).
Kirchenämter Georgs: Georgs Karriere in der Kirche beginnt, als er von seinem Verwandten Erzbischof Albrecht in eine Leitungsfunktion berufen wurde. Er gab sich jedoch nicht den sich bietenden Annehmlichkeiten in Magdeburg hin (hier zeigt Camerarius' Darstellung eine polemische Färbung gegen den Bischof), vielmehr zieht es ihn zu immer höheren Herausforderungen in seinem Kirchenamt hin.
Charakter Georgs: Den Verlockungen zum Trotz lebt Georg in diesen noch jungen Jahren fromm (religiose), keusch (caste), würdevoll (graviter) und nüchtern (sobrie) und zeichnet sich durch Frömmigkeit (pietas), Humanitas (Umgänglichkeit), Keuschheit (pudor) und Bildung (bonae artes) aus. Georgs Wahrheitsliebe führt Camerarius auf das Wirken des Lehrers Helt zurück. Mit diesem pflegte Georg einen intellektuelle Freundschaft. Belastet wurde Georg von einer Krankheit, die für das ganze Leben schwächte und eine Sehschwäche nach sich zog. dies tat seiner geistigen Emsigkeit und seiner Frömmigkeit jedoch keinen Abbruch. Aufgrund seines hilfsbereiten Charakters wandten sich auch viele mit ihren Angelegenheiten an ihn.
Georg als weltlicher Herrscher: Diese Eigenschaften traten gerade dann in besonderer Weise hervor, als er selbst in die Position des Herrschers gelangt, nachdem seine Mutter gestorben war und sein Bruder Johannes sich nach Brandenburg verheiratet hatte. Die Herrschaft der drei gemeinschaftlich regierenden Brüder zeichnete sich durch Harmonie aus. Lediglich die Herrschaftssitze waren getrennt. Als Herrscher bewirkte er durch Bautätigkeit und Ordnung der Verwaltung Verbesserungen. Über seine Herrschereigenschaften der Gerechtigkeit (iustitia) und Weisheit (sapientia) herrschte allgemeine Anerkennung.
Georg und die Reformation: Als Mitglied des Domkapitels von Merseburg (membrum collegii Merseburgensis Ecclesiae) war, verbrachte er auch viel Zeit dort. Der Stadt war er sehr zugetan. Dort erlebte auch den Beginn der Reformation. Es herrschte zu der Zeit Streit über Hauptpunkte der Religion (contentio de praecipuis capitibus religionis). Ohne dass der Zusammenhang konkret benannt würde, ist hierbei wohl die Auseinandersetzung um den Ablasshandel umschrieben (vgl. Schubert 1853, 63). Nach gründlichen und gewissenhaften Erwägungen, die Georg gemeinschaftlich mit Georg Helt anstellt, gelangt er zu dem Entschluss, die Orientierung an der Bibel gegenüber den Konventionen der katholischen Kirche den Vorrang zu geben (evidentem atque perspicuam interpretationem sacrarum literarum speciosae opinioni et ostentationi catholicae consensionis proponendam esse statuit).
Es gelang Georg auch, auf weitere Fürsten im Sinne der Reformation einzuwirken. Camerarius schildert die Konversion Georgs als einen tiefgreifenden, wohl durchdachten, aus Gewissensgründen, nicht Vorteilsdenken vollzogenen Schritt. Camerarius hebt zu einer theologischen Rechtfertigung der Reformation an, geht jedoch nicht über Kerngedanken hinaus, da die Beschäftigung hiermit Sache anderer sei.
Georgs Amtsführung im Stift Merseburg: Das Bistum Merseburg wurde danach nicht mehr mit einem neuen Bischof besetzt, Georg jedoch zum obersten Sachwalter in kirchlichen Angelegenheiten bestimmt (commissa tamen fuir ordinaria rei eccelsiasticae cura et quasi dispensatio). Als ein schwerer Einschnitt im Leben Georgs wird der Tod seines Lehrers Georg Helt beschrieben. Georg sorgt nicht nur für die Errichtung eines Grabdenkmals, sondern setzt auch gegen den Erhalt der Bibliothek Helts dessen letzten Willen um und unterstützt seine Angehörigen und die Bevölkerung seiner Heimatstadt (Forchheim). Nach dem Tod Martin Luthers, dessen Lehre Camerarius lobt brach ein Krieg im Deutschland aus (Schmalkaldischer Krieg), über den Camerarius sein Bedauern zum Ausdruck bringt. Im Bistum Merseburg wirkte er sowohl in weltlichen als auch in geistlichen Angelegenheiten als auch in Dingen der Kirchenverwaltung. Dem Schmalkaldischen Krieg und der Verleumdung, die zu dieser Zeit aufblüht, räumt Camerarius eine breite Darstellung ein. Camerarius nimmt dabei Georg vor dem Vorwurf in Schutz, ein Papisticus zu sein. Auch von den konfessionellen Konflikten der Zeit nach dem Schmalkaldischen blieb Georg nicht unberührt. Allerdings gelingt es ihm dabei, seine persönliche Souveränität zu bewahren. In der Charakterisierung Georgs als Führungsfigur in Verwaltung und geistlichem Amt wird er als ausgeglichen und zurückhaltend gelobt. Die Tätigkeit Georgs fasst Camerarius sentenzhaft in einer Aufzählung zusammen: "Er lehrte, las, schrieb, riet und ermahnte, dies tat er in Treue und zum Nutzen, soviel er konnte." (docuit, legit, sripsit, consuluit, monuit, fideliter et utiliter, quicquid potuit).
Lateinische Synodalreden und deutsche Predigten: Sein besonderes Interesse galt den Versammlungen (conventus) der Pfarrer in seinem Land, auf denen er gut durchdachte Reden (conciones) hielt. Uneigennützigkeit und Geistesgegenwärtigkeit beweist Georg auch bei der Bestimmung eines neue (katholischen) Bischofs für Merseburg (Michael Helding). Neben den Reden auf den Synoden stehen Georgs in deutscher Sprache verfassten und vor dem Volk gehaltenen Predigten (von Camerarius ebenfalls mit conciones bezeichnet). Georg habe für deren Publikation gesorgt. Diese Predigten können und gelesen werden und werden auch in Zukunft gelesen. Camerarius lobt sie für die klare Auslegung der Wahrheit (veritatis perspicua explicatio), die sich von anderen unterschieden, die voll von hohler Polemik, aber ohne klare Argumentation (argumentatio) sind. Georg arbeitete so gewissenhaft, dass er alle Ansichten, zu denen er gelangte, stets auf ihre Übereinstimmung mit den Auffassungen der "Alten" (veteres = die Kirchenväter) überprüfe, womit er dem Einwand entgegenwirkte, es handle sich um eine neue Lehre (novitas). Camerarius zeichnet.
Georgs Eigenschaften: Georg als eine dezidiert protestantischen Redner und Prediger, der sich dennoch der unmäßigen Polemik enthielt. Als Georgs Kerntugend stellt seine Milde (clementia) heraus.
Anmerkungen
Die recht ausführlichen Darstellungen zum Verfall der politischen Moral während des Schmalkaldischen Krieges, der sich insbesondere in Verleumdungen zeigte, stehen den Passagen zu derselben Thematik in Camerarius' Geschichtswerk über diesen Krieg sehr nahe. Nach Beendigung des Krieges blieb die Lage schwierig.
Übersetzung
1561 erscheint eine deutsche Übersetzung des Textes aus der Hand des Camerarius.
Forschungsliteratur
- Schubert 1853 (Textedition, Übersetzung, Anmerkungen).