Camerarius, Ad Lassarum prooemium, 1595: Unterschied zwischen den Versionen
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=== | ===Inhalt=== | ||
Da die Werke [[Erwähnte Person::Xenophon|Xenophons]] für Studenten der Literatur sehr nützlich seien (wie schon [[Erwähnte Person::Cicero]] bemerkt habe), nahm sich Camerarius vor, diese ins Lateinische zu übersetzen. Bei den Arbeiten sei ihm ein Werk mit dem Titel Ὀνοσάνδρου στρατηγικά gebracht worden, bei dessen Lektüre er bemerkte, dass der Autor scheinbar aus den xenophonteischen Erzählungen eine Abhandlung zur Feldherrenkunst erarbeitet hatte (''compositionem (…) elaboravit doctrinae cuiusdam imperatoriae'', b1r). Der Autor war Camerarius bislang nur als kaiserzeitlicher, platonischer Philosoph bekannt. Er habe das Werk elegant und schön geschrieben, allerdings sei Camerarius‘ Exemplar voller Fehler (b1r). Doch, müsse man mit dem zufrieden sein, was man hat (''Sed, ut vetus verbum monet, si carnibus deficiamur, boni nos consulere salsamenta debere'', b1v). <br> | |||
Auf die Idee, [[Erwähnte Person::Lazarus von Schwendi|Schwendi]] zu schreiben, brachte ihn [[Erwähnte Person::Johannes Crato]]. Dieser wollte, dass Camerarius bei Schwendi das Wohlwollen gegenüber Cratos Schwager Gottfried (Scharf; vgl. MBW 8804 und 9052) mehrt. Das hält Camerarius für unnötig, da Gottfrieds Talent offensichtlich sei und keiner Gewährsleute bedürfe (''cuiusvis testimonium supervacuum'', b2v), doch komme er Cratos Wunsch nach. Dies habe ihn aber davon abgehalten die Übersetzung anzufertigen, die er ihm jetzt schickt. Es sei kein Geheimnis, dass Schwendi, wie auch die alten großen Feldherren, trotz mühsamster Kriegsgeschäfte auch Zeit für die Musen finde (''positis armis, Musis parumper vacare non desinant'', b2v). <br> | |||
=== | Doch nun wolle er zur Sache kommen, obwohl es unbesonnen scheinen könnte, wenn er als Laie gegenüber einem Experten glaubt, über das Kriegswesen sprechen zu können, wie es der Philosoph [Phormion] in Anwesenheit Hannibals tat (Cic. de oratore 2,75). Der Name des Autors, Onosander, gebe in diesem Zusammenhang Anlass zum Schmunzeln, da er sich vom Verbum ὀνόσασθαι (tadeln) ableite. Doch habe Schwendi nichts zu verlieren und sprichwörtlich trage auch ein Tölpel manchmal noch etwas brauchbares bei (''cum stolidi etiam interdum quod opportunum sit afferre, proverbio perhibeatur'', b3v). Das wichtigste (''primum quidem atque praecipuum'', b4r) sei die natürliche Anlage, die durch die Theorie (''doctrina'', b4r), wie Horaz schreibt (Carmina 4,4,33), gefördert werde. Wenn sie mit der Praxis (''usus et exercitatio'', b4r) zusammentreffe, entstehe eine bewundernswerte und fast göttliche Pracht (''efficitur admirabilis et inter homines divina quaedam magnitudinis excellentiaeque species atque pulchritudo'', b4r). Nur wer die Macht der Musen nicht kenne, behaupte, dass Menschen, die etwas nur durch Theorie nie aber in der Praxis gelernt hätten, selbst nicht geeignet darüber sprechen könnten. Denn auch [[Erwähnte Person::Hesiod]] hätte - unter Anweisung der Musen - über die Seefahrt schreiben können, obwohl er selbst nur einmal zur See gefahren sei (Hesiod, Erga 618-694). Doch darüber müsse er Schwendi, der bestens gebildet sei, nicht mehr erzählen.<br> | ||
=== | Camerarius glaubt, dass, selbst wenn Schwendi bei der Lektüre Onosanders nichts Neues erfahren werde, ihn doch die Art der Darlegung erfreuen werde (b4v). Leider sei der Schreiber derart unfähig und verschlafen gewesen, dass der Text sehr fehlerhaft sei und wohl auch einiges ausgelassen wurde. Camerarius habe daher allerlei Konjekturen und Änderungen vornehmen müssen, worauf er hier und da mit Asterisken hinweist (Vgl. die [[Camerarius, Onosandri commentarius in Latinum conversus, 1595|Anmerkungen zur Übersetzung]]). Camerarius ist überzeugt, dass Schwendi das Buch wohlwollend annehmen wird. <br> | ||
Es bleibe nur noch um Gottes Schutz und Segen für Schwendi zu bitten, auf dass er den grausamen Feind aus dem Nacken der Christenheit vertreibe und unter [[Erwähnte Person:: Maximilian II. (HRR)|Kaiser Maximilians]] Kommando zum Ruhme Christi Frieden bringe (b5r-v). Die Lage sei gefährlich und der Feind habe eine unendliche Lust alles vollkommen zu zerstören (''cupiditates sunt infinitae ad evertendum, diruendum, dissipandum, destruendum quicquid ubique locorum atque gentium adhuc extare, cohaerere, consistere neque labascere videtur'', b5v-b6r). Während die Christenheit sich selber schwäche, werde der Feind mächtiger (Anm.). Doch der feindlichen Raserei stellen sich Kaiser, Heer und Männer wie Schwendi entgegen und kämpfen. Der Beitrag, den der unkriegerische Camerarius leisten könne, sei es unablässig und leidenschaftlich zu Gott zu beten - während andere ihr Blut vergießen (''preces ardentes, quas perpetua contentione ad deum aeternum fundimus nos imbelles, cum alii istic armati sanguinem profundere parati sunt'', b6r-v). Christus möge sein Volk schützen, die Barbaren vertreiben und zeigen, dass er der einzige Herr über Himmel und Erde ist. | |||
===Entstehungszeit=== | |||
Die Entstehung dieses Proöms ist in das Jahr 1566 zu datieren: Schwendi [[Schwendi an Camerarius, 20.11.1566|bedankt sich im November 1566]] für das vor kurzem (''non ita pridem'', b7r) von [[Johannes Crato]] übermittelte Büchlein bei Camerarius. Publiziert wurde die Schrift erst postum. | |||
===Anmerkungen=== | |||
*"Während die Christenheit sich selber schwäche, werde der Feind mächtiger": Vgl. die [[Camerarius, Oratio senatoria de bello Turcico (Werk), 1542|"Oratio senatoria"]] und den [[Camerarius, De rebus Turcicis narrationes breves, 1598|ersten Türkenkommentar]]. |
Version vom 4. November 2019, 11:51 Uhr
Opus Camerarii | |
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Werksigle | |
Zitation | Ad Nobilem et strenuum, dignitate, et virtute virum praestantem, Lassarum a Suendi (…), Ioachimi Camerarii Pabep(ergensis) Prooemium, bearbeitet von Moritz Stock (04.11.2019), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/ |
Name | Joachim Camerarius I. |
Status | Verfasser |
Sprache | Latein |
Werktitel | Ad Nobilem et strenuum, dignitate, et virtute virum praestantem, Lassarum a Suendi (…), Ioachimi Camerarii Pabep(ergensis) Prooemium |
Kurzbeschreibung | An Lazarus von Schwendi gerichtetes Proöm zur lateinischen Übersetzung von Onosanders Στρατηγικός. |
Erstnachweis | 1595 |
Bemerkungen zum Erstnachweis | |
Datum unscharfer Erstnachweis (Beginn) | |
Datum unscharfer Erstnachweis (Ende) | |
Schlagworte / Register | Türkenkriege/Türkengefahr |
Paratext zu | |
Paratext? | nein |
Paratext zu | |
Überliefert in | |
Druck | Onosander, Strategikos, 1595 |
Erstdruck in | |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | |
Volltext | http://texte.camerarius.de/ |
Carmen | |
Gedicht? | nein |
Erwähnungen des Werkes und Einfluss von Fremdwerken | |
Wird erwähnt in | |
Folgende Handschriften und gedruckte Fremdwerke beeinflussten/bildeten die Grundlage für dieses Werk | |
Bearbeitungsstand | |
Überprüft | am Original überprüft |
Bearbeitungsstand | korrigiert |
Wiedervorlage | nein |
Bearbeiter | Benutzer:MS |
Gegengelesen von | |
Bearbeitungsdatum | 4.11.2019 |
Opus Camerarii | |
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Werksigle | |
Zitation | Ad Nobilem et strenuum, dignitate, et virtute virum praestantem, Lassarum a Suendi (…), Ioachimi Camerarii Pabep(ergensis) Prooemium, bearbeitet von Moritz Stock (04.11.2019), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/ |
Name | Joachim Camerarius I.
|
Sprache | Latein |
Werktitel | Ad Nobilem et strenuum, dignitate, et virtute virum praestantem, Lassarum a Suendi (…), Ioachimi Camerarii Pabep(ergensis) Prooemium |
Kurzbeschreibung | An Lazarus von Schwendi gerichtetes Proöm zur lateinischen Übersetzung von Onosanders Στρατηγικός. |
Erstnachweis | 1595
|
Schlagworte / Register | Türkenkriege/Türkengefahr |
Paratext zu | |
Paratext? | nein |
Überliefert in | |
Druck | Onosander, Strategikos, 1595 |
Carmen | |
Gedicht? | nein |
Bearbeitungsdatum | 4.11.2019 |
Inhalt
Da die Werke Xenophons für Studenten der Literatur sehr nützlich seien (wie schon Cicero bemerkt habe), nahm sich Camerarius vor, diese ins Lateinische zu übersetzen. Bei den Arbeiten sei ihm ein Werk mit dem Titel Ὀνοσάνδρου στρατηγικά gebracht worden, bei dessen Lektüre er bemerkte, dass der Autor scheinbar aus den xenophonteischen Erzählungen eine Abhandlung zur Feldherrenkunst erarbeitet hatte (compositionem (…) elaboravit doctrinae cuiusdam imperatoriae, b1r). Der Autor war Camerarius bislang nur als kaiserzeitlicher, platonischer Philosoph bekannt. Er habe das Werk elegant und schön geschrieben, allerdings sei Camerarius‘ Exemplar voller Fehler (b1r). Doch, müsse man mit dem zufrieden sein, was man hat (Sed, ut vetus verbum monet, si carnibus deficiamur, boni nos consulere salsamenta debere, b1v).
Auf die Idee, Schwendi zu schreiben, brachte ihn Johannes Crato. Dieser wollte, dass Camerarius bei Schwendi das Wohlwollen gegenüber Cratos Schwager Gottfried (Scharf; vgl. MBW 8804 und 9052) mehrt. Das hält Camerarius für unnötig, da Gottfrieds Talent offensichtlich sei und keiner Gewährsleute bedürfe (cuiusvis testimonium supervacuum, b2v), doch komme er Cratos Wunsch nach. Dies habe ihn aber davon abgehalten die Übersetzung anzufertigen, die er ihm jetzt schickt. Es sei kein Geheimnis, dass Schwendi, wie auch die alten großen Feldherren, trotz mühsamster Kriegsgeschäfte auch Zeit für die Musen finde (positis armis, Musis parumper vacare non desinant, b2v).
Doch nun wolle er zur Sache kommen, obwohl es unbesonnen scheinen könnte, wenn er als Laie gegenüber einem Experten glaubt, über das Kriegswesen sprechen zu können, wie es der Philosoph [Phormion] in Anwesenheit Hannibals tat (Cic. de oratore 2,75). Der Name des Autors, Onosander, gebe in diesem Zusammenhang Anlass zum Schmunzeln, da er sich vom Verbum ὀνόσασθαι (tadeln) ableite. Doch habe Schwendi nichts zu verlieren und sprichwörtlich trage auch ein Tölpel manchmal noch etwas brauchbares bei (cum stolidi etiam interdum quod opportunum sit afferre, proverbio perhibeatur, b3v). Das wichtigste (primum quidem atque praecipuum, b4r) sei die natürliche Anlage, die durch die Theorie (doctrina, b4r), wie Horaz schreibt (Carmina 4,4,33), gefördert werde. Wenn sie mit der Praxis (usus et exercitatio, b4r) zusammentreffe, entstehe eine bewundernswerte und fast göttliche Pracht (efficitur admirabilis et inter homines divina quaedam magnitudinis excellentiaeque species atque pulchritudo, b4r). Nur wer die Macht der Musen nicht kenne, behaupte, dass Menschen, die etwas nur durch Theorie nie aber in der Praxis gelernt hätten, selbst nicht geeignet darüber sprechen könnten. Denn auch Hesiod hätte - unter Anweisung der Musen - über die Seefahrt schreiben können, obwohl er selbst nur einmal zur See gefahren sei (Hesiod, Erga 618-694). Doch darüber müsse er Schwendi, der bestens gebildet sei, nicht mehr erzählen.
Camerarius glaubt, dass, selbst wenn Schwendi bei der Lektüre Onosanders nichts Neues erfahren werde, ihn doch die Art der Darlegung erfreuen werde (b4v). Leider sei der Schreiber derart unfähig und verschlafen gewesen, dass der Text sehr fehlerhaft sei und wohl auch einiges ausgelassen wurde. Camerarius habe daher allerlei Konjekturen und Änderungen vornehmen müssen, worauf er hier und da mit Asterisken hinweist (Vgl. die Anmerkungen zur Übersetzung). Camerarius ist überzeugt, dass Schwendi das Buch wohlwollend annehmen wird.
Es bleibe nur noch um Gottes Schutz und Segen für Schwendi zu bitten, auf dass er den grausamen Feind aus dem Nacken der Christenheit vertreibe und unter Kaiser Maximilians Kommando zum Ruhme Christi Frieden bringe (b5r-v). Die Lage sei gefährlich und der Feind habe eine unendliche Lust alles vollkommen zu zerstören (cupiditates sunt infinitae ad evertendum, diruendum, dissipandum, destruendum quicquid ubique locorum atque gentium adhuc extare, cohaerere, consistere neque labascere videtur, b5v-b6r). Während die Christenheit sich selber schwäche, werde der Feind mächtiger (Anm.). Doch der feindlichen Raserei stellen sich Kaiser, Heer und Männer wie Schwendi entgegen und kämpfen. Der Beitrag, den der unkriegerische Camerarius leisten könne, sei es unablässig und leidenschaftlich zu Gott zu beten - während andere ihr Blut vergießen (preces ardentes, quas perpetua contentione ad deum aeternum fundimus nos imbelles, cum alii istic armati sanguinem profundere parati sunt, b6r-v). Christus möge sein Volk schützen, die Barbaren vertreiben und zeigen, dass er der einzige Herr über Himmel und Erde ist.
Entstehungszeit
Die Entstehung dieses Proöms ist in das Jahr 1566 zu datieren: Schwendi bedankt sich im November 1566 für das vor kurzem (non ita pridem, b7r) von Johannes Crato übermittelte Büchlein bei Camerarius. Publiziert wurde die Schrift erst postum.
Anmerkungen
- "Während die Christenheit sich selber schwäche, werde der Feind mächtiger": Vgl. die "Oratio senatoria" und den ersten Türkenkommentar.