Camerarius an Crato, 20.11.1567: Unterschied zwischen den Versionen
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Camerarius beginnt mit Freundschaftsbekundungen gegenüber Crato und leitet hiervon zum Anlass des Briefes über. Die Aufforderung (''postulatio'') Cratos habe Camerarius zur Ausarbeitung des nun vorliegenden Werkes bewogen (A2v). Ein solches Werk habe Camerarius zuvor nicht der Allgemeinheit zur Lektüre vorlegen wollen. Zu jener Zeit habe er nämlich nicht beabsichtigt, zu dem [[Erwähntes Werk::Camerarius, Σοφία ἡ πανάρετος Ἰησοῦ υἱοῦ Σειράχ, 1551|griechischen Werk]], das er herausgegeben habe, eine Übersetzung zu erstellen. Der Grund hierfür seien neben anderen Gründen insbesondere der gewesen, dass Camerarius vor der sprachlichen Form des Werkes zurückschauderte. Hierin sei nichts, was an den Charakter und an die Eleganz der griechischen Sprache erinnere. Es habe Camerarius auch nicht beliebt, seine Aufmerksamkeit einer fremden Sprechweise zuzuwenden (A2v-A3r). Vor allem als er bemerkt habe, dass diese durch wundersame Windungen von der einfachen Gestalt abweicht und sie durch vielfältige Figuren wie ein buntes Kleid in außergewöhnlicher Abwechslung verziert sei. Anstoß habe bei Camerarius ebenso der unharmonische Stil (''dissentanea elocutio'') erregt, da die die Wörter weniger passend zusammengestellt seien (''verbis minus apte compositits''). Abgesehen von den Vorbehalten gegenüber dem unschönen Stil habe er teils auch deshalb von dem Text abgelassen, weil er manche Sentenzen nicht passend übersetzen konnte. Er habe auch die Mühe gescheut, andere zu fragen, wobei in dem meisten Fällen nicht die Klugheit eines Erklärers gefragt gewesen sei, sondern eher der Scharfsinn eines Textkritikers (''coniector''). Der schlechte Zustand des Werkes werde bereits durch den Hinweis des [[Erwähnte Person::Hieronymus (Kirchenvater)|Hieronymus]] und aus verschiedenen Ausgaben, die überliefert sind, deutlich (A3r/v). All dies habe dazu beigetragen, dass Camerarius vor Cratos Bitte zurückschreckt habe. Ebenso habe ihn die Befürchtung über den Ausgang eines solchen Versuchs zurückhaltend gemacht. Nach dem Tod des [[Erwähnte Person::Quirinus Schlaher]], der ein enger Freund Cratos gewesen sei, haben Camerarius' Arbeiten nachgelassen. Crato habe geschrieben, dass Schalher mit großem Bedürfnis nach einer getreueren Übersetzung als die gängige verlange. Camerarius' Arbeit, die durch die Häufigkeit der Briefe von Crato wieder angetrieben worden seien, seien schließlich vorangeschritten. | Camerarius beginnt mit Freundschaftsbekundungen gegenüber Crato und leitet hiervon zum Anlass des Briefes über. Die Aufforderung (''postulatio'') Cratos habe Camerarius zur Ausarbeitung des nun vorliegenden Werkes bewogen (A2v). Ein solches Werk habe Camerarius zuvor nicht der Allgemeinheit zur Lektüre vorlegen wollen. Zu jener Zeit habe er nämlich nicht beabsichtigt, zu dem [[Erwähntes Werk::Camerarius, Σοφία ἡ πανάρετος Ἰησοῦ υἱοῦ Σειράχ, 1551|griechischen Werk]], das er herausgegeben habe, eine Übersetzung zu erstellen. Der Grund hierfür seien neben anderen Gründen insbesondere der gewesen, dass Camerarius vor der sprachlichen Form des Werkes zurückschauderte. Hierin sei nichts, was an den Charakter und an die Eleganz der griechischen Sprache erinnere. Es habe Camerarius auch nicht beliebt, seine Aufmerksamkeit einer fremden Sprechweise zuzuwenden (A2v-A3r). Vor allem als er bemerkt habe, dass diese durch wundersame Windungen von der einfachen Gestalt abweicht und sie durch vielfältige Figuren wie ein buntes Kleid in außergewöhnlicher Abwechslung verziert sei. Anstoß habe bei Camerarius ebenso der unharmonische Stil (''dissentanea elocutio'') erregt, da die die Wörter weniger passend zusammengestellt seien (''verbis minus apte compositits''). Abgesehen von den Vorbehalten gegenüber dem unschönen Stil habe er teils auch deshalb von dem Text abgelassen, weil er manche Sentenzen nicht passend übersetzen konnte. Er habe auch die Mühe gescheut, andere zu fragen, wobei in dem meisten Fällen nicht die Klugheit eines Erklärers gefragt gewesen sei, sondern eher der Scharfsinn eines Textkritikers (''coniector''). Der schlechte Zustand des Werkes werde bereits durch den Hinweis des [[Erwähnte Person::Hieronymus (Kirchenvater)|Hieronymus]] und aus verschiedenen Ausgaben, die überliefert sind, deutlich (A3r/v). All dies habe dazu beigetragen, dass Camerarius vor Cratos Bitte zurückschreckt habe. Ebenso habe ihn die Befürchtung über den Ausgang eines solchen Versuchs zurückhaltend gemacht. Nach dem Tod des [[Erwähnte Person::Quirinus Schlaher]], der ein enger Freund Cratos gewesen sei, haben Camerarius' Arbeiten nachgelassen. Crato habe geschrieben, dass Schalher mit großem Bedürfnis nach einer getreueren Übersetzung als die gängige verlange. Camerarius' Arbeit, die durch die Häufigkeit der Briefe von Crato wieder angetrieben worden seien, seien schließlich vorangeschritten und hätten das Vorhaben zu einem Ende gebracht. <br> | ||
Camerarius habe versucht, einiges so zu übersetzen, dass "die Gestalt (Schönheit?) der lateinischen Spreche zum Vorschein käme" (''ut latini sermonis quais facies appareret''). Aber in den meisten Fällen habe dies nicht geschehen können, damit er nicht durch die Abschwächung der Rauheit und der Disharmonie der der fremden und misstönenden Sprache in den noch größeren Nachteil verfällt, den die Verdunklung oder Entstellung einer herausragenden und einzigartigen Sentenz bringt. | |||
(Jochen Schultheiß) | (Jochen Schultheiß) | ||
Version vom 27. Mai 2019, 17:01 Uhr
| Briefe mit demselben Datum | ||||||||||||||||||||||
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| Werksigle | OCEp |
|---|---|
| Zitation | Camerarius an Crato, 20.11.1567, bearbeitet von Jochen Schultheiß (27.05.2019), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp |
| Besitzende Institution | |
| Signatur, Blatt/Seite | |
| Ausreifungsgrad | Druck |
| Erstdruck in | Camerarius, Sapientia Jesu filii Sirachi, 1568 |
| Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | Bl. A 2r-A 7r |
| Zweitdruck in | |
| Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck | |
| Sonstige Editionen | |
| Wird erwähnt in | |
| Fremdbrief? | nein |
| Absender | Joachim Camerarius I. |
| Empfänger | Johannes Crato |
| Datum | 1567/11/20 |
| Datum gesichert? | ja |
| Bemerkungen zum Datum | Datierung des Briefes: XX. die M. Novembris, Anno Christi Iesu, MDLXVII |
| Unscharfes Datum Beginn | |
| Unscharfes Datum Ende | |
| Sprache | Latein |
| Entstehungsort | Leipzig |
| Zielort | o.O. |
| Gedicht? | nein |
| Incipit | Cum te cognoverim paratum esse |
| Link zur Handschrift | |
| Regest vorhanden? | ja |
| Paratext ? | ja |
| Paratext zu | Camerarius, Sapientia Jesu filii Sirachi, 1568 |
| Kurzbeschreibung | |
| Anlass | |
| Register | Briefe/Widmungsbriefe; Stilkritik; Werkgenese; Übersetzungstheorie |
| Handschrift | unbekannt |
| Bearbeitungsstand | korrigiert |
| Notizen | |
| Wiedervorlage | ja |
| Bearbeiter | Benutzer:JS |
| Gegengelesen von | |
| Datumsstempel | 27.05.2019 |
| Werksigle | OCEp |
|---|---|
| Zitation | Camerarius an Crato, 20.11.1567, bearbeitet von Jochen Schultheiß (27.05.2019), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp |
| Ausreifungsgrad | Druck |
| Erstdruck in | Camerarius, Sapientia Jesu filii Sirachi, 1568 |
| Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | Bl. A 2r-A 7r |
| Fremdbrief? | nein |
| Absender | Joachim Camerarius I. |
| Empfänger | Johannes Crato |
| Datum | 1567/11/20 |
| Datum gesichert? | ja |
| Bemerkungen zum Datum | Datierung des Briefes: XX. die M. Novembris, Anno Christi Iesu, MDLXVII |
| Sprache | Latein |
| Entstehungsort | Leipzig |
| Zielort | o.O. |
| Gedicht? | nein |
| Incipit | Cum te cognoverim paratum esse |
| Regest vorhanden? | ja |
| Paratext ? | ja |
| Paratext zu | Camerarius, Sapientia Jesu filii Sirachi, 1568 |
| Register | Briefe/Widmungsbriefe; Stilkritik; Werkgenese; Übersetzungstheorie |
| Datumsstempel | 27.05.2019 |
Regest
Camerarius beginnt mit Freundschaftsbekundungen gegenüber Crato und leitet hiervon zum Anlass des Briefes über. Die Aufforderung (postulatio) Cratos habe Camerarius zur Ausarbeitung des nun vorliegenden Werkes bewogen (A2v). Ein solches Werk habe Camerarius zuvor nicht der Allgemeinheit zur Lektüre vorlegen wollen. Zu jener Zeit habe er nämlich nicht beabsichtigt, zu dem griechischen Werk, das er herausgegeben habe, eine Übersetzung zu erstellen. Der Grund hierfür seien neben anderen Gründen insbesondere der gewesen, dass Camerarius vor der sprachlichen Form des Werkes zurückschauderte. Hierin sei nichts, was an den Charakter und an die Eleganz der griechischen Sprache erinnere. Es habe Camerarius auch nicht beliebt, seine Aufmerksamkeit einer fremden Sprechweise zuzuwenden (A2v-A3r). Vor allem als er bemerkt habe, dass diese durch wundersame Windungen von der einfachen Gestalt abweicht und sie durch vielfältige Figuren wie ein buntes Kleid in außergewöhnlicher Abwechslung verziert sei. Anstoß habe bei Camerarius ebenso der unharmonische Stil (dissentanea elocutio) erregt, da die die Wörter weniger passend zusammengestellt seien (verbis minus apte compositits). Abgesehen von den Vorbehalten gegenüber dem unschönen Stil habe er teils auch deshalb von dem Text abgelassen, weil er manche Sentenzen nicht passend übersetzen konnte. Er habe auch die Mühe gescheut, andere zu fragen, wobei in dem meisten Fällen nicht die Klugheit eines Erklärers gefragt gewesen sei, sondern eher der Scharfsinn eines Textkritikers (coniector). Der schlechte Zustand des Werkes werde bereits durch den Hinweis des Hieronymus und aus verschiedenen Ausgaben, die überliefert sind, deutlich (A3r/v). All dies habe dazu beigetragen, dass Camerarius vor Cratos Bitte zurückschreckt habe. Ebenso habe ihn die Befürchtung über den Ausgang eines solchen Versuchs zurückhaltend gemacht. Nach dem Tod des Quirinus Schlaher, der ein enger Freund Cratos gewesen sei, haben Camerarius' Arbeiten nachgelassen. Crato habe geschrieben, dass Schalher mit großem Bedürfnis nach einer getreueren Übersetzung als die gängige verlange. Camerarius' Arbeit, die durch die Häufigkeit der Briefe von Crato wieder angetrieben worden seien, seien schließlich vorangeschritten und hätten das Vorhaben zu einem Ende gebracht.
Camerarius habe versucht, einiges so zu übersetzen, dass "die Gestalt (Schönheit?) der lateinischen Spreche zum Vorschein käme" (ut latini sermonis quais facies appareret). Aber in den meisten Fällen habe dies nicht geschehen können, damit er nicht durch die Abschwächung der Rauheit und der Disharmonie der der fremden und misstönenden Sprache in den noch größeren Nachteil verfällt, den die Verdunklung oder Entstellung einer herausragenden und einzigartigen Sentenz bringt.
(Jochen Schultheiß)