Schwendi an Camerarius, 20.11.1566: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Joachim Camerarius (1500-1574)
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|Kurzbeschreibung=Dank für Camerarius‘ Onosander-Übersetzung; der Text habe nichts an Aktualität eingebüßt. Klage über die moralische Depravation. Befürchtungen zur gegenwärtigen Lage im Krieg gegen die Türken. Übersendung eines Geschenks an Camerarius.
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*OCEp Nr. einfügen
*Zielort Leipzig mutmaßlich
*Autograph lt. Widmungsbrief von Joachim II./Philipp Camerarius  (Bl. a6r) im Besitz der Camerarii (=>BSB?)
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===Regest===
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[[Erwähntes Werk::Camerarius, Onosandri commentarius in Latinum conversus, 1595|Camerarius' Onosander-Übersetzung]] wurde Schwendi vor kurzem von [[Erwähnte Person::Johannes Crato|Crato]] übergeben. Er hat sie dankbar angenommen und gelesen. Obwohl sich Zeiten, Verfassungen, Religionen, Menschen und Sitten ändern, scheinen Anfänge, Ursachen, Entwicklungen und Neigungen immer gleich zu bleiben. Das sei Beweis für die ''providentia divina''. Auch der Inhalt des Buches sei in diesen verwirrten Zeiten kaum anders darzustellen. <br>
[[Erwähntes Werk::Camerarius, Onosandri commentarius in Latinum conversus, 1595|Camerarius' Onosander-Übersetzung]] sei Schwendi vor kurzem von [[Erwähnte Person::Johannes Crato|(Johannes) Crato]] übergeben worden (s. Anm.). Er habe sie dankbar angenommen und gelesen. Obwohl sich Zeiten, Verfassungen, Religionen, Menschen und Sitten änderten, blieben Anfänge, Ursachen, Entwicklungen und Neigungen scheinbar immer die gleichen. Das sei Beweis für die ''providentia divina''. Auch der Inhalt des Buches sei in diesen verwirrten Zeiten kaum anders darzustellen. <br>


Wichtigste Aufgabe des Menschen sei es, sich den Gesetzen und der Ordnung der ewigen, göttlichen Weisheit anzupassen und in seinem Handeln zu folgen. Dafür bedürfe es zweifellos der Gnade Gottes. In der heutigen Zeit sei die Lage besonders schlecht, da der Staat kranke und moralische Verderbtheit herrsche. Das Wohl des Staates würde im Krieg nicht mehr berücksichtigt. Auch Fürsten würden, selbst wenn sie eigentlich die rechte Absicht hätten, auf inkompetente Ratgeber hereinfallen. Die richtige Absicht und die Tugend des Fürsten allein reichten in so großer Gefahr nicht aus.  
Wichtigste Aufgabe des Menschen sei es, sich den Gesetzen und der Ordnung der ewigen, göttlichen Weisheit anzupassen und in seinem Handeln zu folgen. Dafür bedürfe es zweifellos der Gnade Gottes. In der heutigen Zeit sei die Lage besonders schlecht, da im Staat kranke und moralische Verderbtheit herrsche. Das Wohl des Staates werde im Krieg nicht mehr berücksichtigt. Auch Fürsten fielen, selbst wenn sie eigentlich die rechte Absicht hätten, auf inkompetente Ratgeber herein. Die richtige Absicht und die Tugend des Fürsten allein reichten in so großer Gefahr nicht aus.  


Schwendi fürchtet, dass sie der Macht und Geschlossenheit des Feindes unterlegen sind und sich nicht bemühen, ihre Schwäche durch Ordnung und Fleiß zu kompensieren. Das sei die Ursache des unglücklichen und bisweilen beklagenswerten Ausgangs ihrer Kriege. Auf Verbesserung könne er nicht hoffen, wenn die Feinde ihr Wachstum nicht selbst durch innere und äußere Konflikte beendeten. Es sei wünschenswert, dass dies unter dem neuen türkischen Herrscher (Selim II.), der wie man höre, schwächer als seine Vorgänger ist, beginnen werde. Er habe länger als gedacht, bei diesem Thema verweilt. <br>
Schwendi fürchtet, dass sie der Macht und Geschlossenheit des Feindes unterlegen sind und sich nicht bemühen, ihre Schwäche durch Ordnung und Fleiß zu kompensieren. Das sei die Ursache des unglücklichen und bisweilen beklagenswerten Ausgangs ihrer Kriege. Auf Verbesserung könne er nicht hoffen, wenn die Feinde ihr Wachstum nicht selbst durch innere und äußere Konflikte beendeten. Es sei wünschenswert, dass dies unter dem neuen türkischen Herrscher ([[Erwähnte Person::Selim II. (Osmanisches Reich)]]), der wie man höre, schwächer als seine Vorgänger sei, beginnen werde. Er habe länger als gedacht, bei diesem Thema verweilt. <br>


Er sende ein ''honorarium'', das Camerarius gutheißen möge.  
Er sende ein ''honorarium'' (wohl ein Ehrengeschenk), das Camerarius gutheißen möge.  


Lebewohl.
Lebewohl.


(Moritz Stock)
(Moritz Stock)
===Anmerkung===
 
Das Autograph des Briefes werde, wie Joachim II. und Philipp Camerarius in der Widmung des Drucks schreiben, mitsamt anderer Schriftstücke Schwendis bei den Camerariii aufbewahrt (Bl. a6r).
=== Anmerkungen ===
Zur Übersendung des Onosander an den im Türkenkrieg befindlichen Schwendi vgl. den Brief Johannes Cratos an Camerarius aus Wien vom 16.11.1566 ([[Erlangen, UB]], Trew, Crato Nr. 265): ''Allatae enim a Godefrido nostro literae mihi sunt quibus significat D. Swendium Kl. IXbris Onosandrum tuum accepisse et cum quadam voluptate perlegisse.'' Vgl. www.aerztebriefe.de/id/00049552.
 
Das Autograph des Briefes wurde, wie [[Widmender::Joachim Camerarius II.|Joachim II.]] und [[Widmender::Philipp Camerarius]] in der Widmung des Drucks schreiben, mitsamt anderen Schriftstücken Schwendis bei den Camerariii aufbewahrt (Bl. a6r).

Aktuelle Version vom 26. April 2023, 23:14 Uhr



Chronologisch vorhergehende Briefe
Briefe mit demselben Datum
Chronologisch folgende Briefe
 Briefdatum
Camerarius an Schwendi, 05.06.15665 Juni 1566 JL
Camerarius an Schwendi, 01.08.15651 August 1565 JL
Camerarius an Schwendi, 15631563 JL
 Briefdatum
Schwendi an Camerarius, 20.11.156610 November 1566 JL
 Briefdatum
Camerarius an Schwendi, 25.08.156725 August 1567 JL
Camerarius an Schwendi, 05.10.15705 Oktober 1570 JL
Werksigle OCEp 1397
Zitation Schwendi an Camerarius, 20.11.1566, bearbeitet von Moritz Stock (26.04.2023), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_1397
Besitzende Institution
Signatur, Blatt/Seite
Ausreifungsgrad Druck
Erstdruck in Onosander, Strategikos, 1595
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck Bl. b7r-c1r
Zweitdruck in
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck
Sonstige Editionen Reusner 1599, S. 114-115
Wird erwähnt in
Fremdbrief? nein
Absender Lazarus von Schwendi
Empfänger Joachim Camerarius I.
Datum 1566/11/10
Datum gesichert? nein
Bemerkungen zum Datum
Unscharfes Datum Beginn
Unscharfes Datum Ende
Sprache Latein
Entstehungsort Kaschau
Zielort Leipzig
Gedicht? nein
Incipit Non ita pridem libellus Onosandri
Link zur Handschrift
Regest vorhanden? ja
Paratext ? ja
Paratext zu Onosander, Strategikos, 1595
Kurzbeschreibung Dank für Camerarius‘ Onosander-Übersetzung; der Text habe nichts an Aktualität eingebüßt. Klage über die moralische Depravation. Befürchtungen zur gegenwärtigen Lage im Krieg gegen die Türken. Übersendung eines Geschenks an Camerarius.
Anlass
Register Türkenkriege/Türkengefahr; Politische Neuigkeiten; Geschenksendung
Handschrift unbekannt
Bearbeitungsstand validiert
Notizen
Wiedervorlage ja
Bearbeiter Benutzer:MS
Gegengelesen von Benutzer:VG; Benutzer:US
Datumsstempel 26.04.2023
Werksigle OCEp 1397
Zitation Schwendi an Camerarius, 20.11.1566, bearbeitet von Moritz Stock (26.04.2023), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_1397
Ausreifungsgrad Druck
Erstdruck in Onosander, Strategikos, 1595
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck Bl. b7r-c1r
Sonstige Editionen Reusner 1599, S. 114-115
Fremdbrief? nein
Absender Lazarus von Schwendi
Empfänger Joachim Camerarius I.
Datum 1566/11/10
Datum gesichert? nein
Sprache Latein
Entstehungsort Kaschau
Zielort Leipzig
Gedicht? nein
Incipit Non ita pridem libellus Onosandri
Regest vorhanden? ja
Paratext ? ja
Paratext zu Onosander, Strategikos, 1595
Kurzbeschreibung Dank für Camerarius‘ Onosander-Übersetzung; der Text habe nichts an Aktualität eingebüßt. Klage über die moralische Depravation. Befürchtungen zur gegenwärtigen Lage im Krieg gegen die Türken. Übersendung eines Geschenks an Camerarius.
Register Türkenkriege/Türkengefahr; Politische Neuigkeiten; Geschenksendung
Datumsstempel 26.04.2023


Zielort mutmaßlich.

Regest

Camerarius' Onosander-Übersetzung sei Schwendi vor kurzem von (Johannes) Crato übergeben worden (s. Anm.). Er habe sie dankbar angenommen und gelesen. Obwohl sich Zeiten, Verfassungen, Religionen, Menschen und Sitten änderten, blieben Anfänge, Ursachen, Entwicklungen und Neigungen scheinbar immer die gleichen. Das sei Beweis für die providentia divina. Auch der Inhalt des Buches sei in diesen verwirrten Zeiten kaum anders darzustellen.

Wichtigste Aufgabe des Menschen sei es, sich den Gesetzen und der Ordnung der ewigen, göttlichen Weisheit anzupassen und in seinem Handeln zu folgen. Dafür bedürfe es zweifellos der Gnade Gottes. In der heutigen Zeit sei die Lage besonders schlecht, da im Staat kranke und moralische Verderbtheit herrsche. Das Wohl des Staates werde im Krieg nicht mehr berücksichtigt. Auch Fürsten fielen, selbst wenn sie eigentlich die rechte Absicht hätten, auf inkompetente Ratgeber herein. Die richtige Absicht und die Tugend des Fürsten allein reichten in so großer Gefahr nicht aus.

Schwendi fürchtet, dass sie der Macht und Geschlossenheit des Feindes unterlegen sind und sich nicht bemühen, ihre Schwäche durch Ordnung und Fleiß zu kompensieren. Das sei die Ursache des unglücklichen und bisweilen beklagenswerten Ausgangs ihrer Kriege. Auf Verbesserung könne er nicht hoffen, wenn die Feinde ihr Wachstum nicht selbst durch innere und äußere Konflikte beendeten. Es sei wünschenswert, dass dies unter dem neuen türkischen Herrscher (Selim II. (Osmanisches Reich)), der wie man höre, schwächer als seine Vorgänger sei, beginnen werde. Er habe länger als gedacht, bei diesem Thema verweilt.

Er sende ein honorarium (wohl ein Ehrengeschenk), das Camerarius gutheißen möge.

Lebewohl.

(Moritz Stock)

Anmerkungen

Zur Übersendung des Onosander an den im Türkenkrieg befindlichen Schwendi vgl. den Brief Johannes Cratos an Camerarius aus Wien vom 16.11.1566 (Erlangen, UB, Trew, Crato Nr. 265): Allatae enim a Godefrido nostro literae mihi sunt quibus significat D. Swendium Kl. IXbris Onosandrum tuum accepisse et cum quadam voluptate perlegisse. Vgl. www.aerztebriefe.de/id/00049552.

Das Autograph des Briefes wurde, wie Joachim II. und Philipp Camerarius in der Widmung des Drucks schreiben, mitsamt anderen Schriftstücken Schwendis bei den Camerariii aufbewahrt (Bl. a6r).