Camerarius an Stiebar, 27.10.1546: Unterschied zwischen den Versionen
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Ungefähr dasselbe, was Stiebar in seinen beiden letzten Briefen mitgeteilt habe, habe man vorher schon hier (in [[Erwähnter Ort::Leipzig]]) erzählt, und darüber hinaus noch einige weitere Begebenheiten, die er nicht schreiben wolle, weil sie ihm missfielen und er nur gerüchteweise von ihnen erfahren habe. | Ungefähr dasselbe, was Stiebar in seinen beiden letzten Briefen mitgeteilt habe, habe man vorher schon hier (in [[Erwähnter Ort::Leipzig]]) erzählt, und darüber hinaus noch einige weitere Begebenheiten, die er nicht schreiben wolle, weil sie ihm missfielen und er nur gerüchteweise von ihnen erfahren habe. | ||
Man sage, Kaiser ([[Erwähnte Person::Karl V. (HRR)|Karl]]) | Man sage, Kaiser ([[Erwähnte Person::Karl V. (HRR)|Karl]]) setze seinen Feinden nach und habe die Flüchtigen fast bis nach Ulm verfolgt. In dieser Gegend (um Leipzig) beginne unter dem Frost des hiesigen Winters eine neue Leidenschaft für den Krieg zu entstehen, denn es heiße, auch der König von Böhmen ([[Erwähnte Person::Ferdinand I. (HRR)|Ferdinand]]) lasse ausländische Truppen einfallen, um den Herrschaftsbereich des Kurfürsten ([[Erwähnte Person::Johann Friedrich I. (Sachsen)|Johann Friedrich von Sachsen]]) zu verwüsten, aber auch ihr Herzog ([[Erwähnte Person::Moritz (Sachsen)|Moritz von Sachsen]]) sammle ein Heer. Mit welcher Absicht er das tue, könne zumindest Camerarius nicht sagen. Die Gefahren dieses Krieges näherten sich also auch ihm und seiner Familie, die bereits in Angst sei. | ||
Camerarius sei in diesen Tagen bei einem gemeinsamen Freund ([[Erwähnte Person:: | Camerarius sei in diesen Tagen bei einem gemeinsamen Freund ([[Erwähnte Person::Philipp Melanchthon]]; vgl. [https://melanchthon.hadw-bw.de/regest.html?reg_nr=4420 MBW], Nr. 4420.1) gewesen und habe gehört, wie Stiebar ehrenvoll erwähnt wurde. | ||
(Stiebars) Mitteilung über die Krankheit seiner Verwandten habe Camerarius traurig gestimmt. | (Stiebars) Mitteilung über die Krankheit seiner Verwandten habe Camerarius traurig gestimmt. | ||
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Camerarius habe keinen Brief Stiebars erhalten. Stiebar hatte ihm ja mitgeteilt, er hätte schon zwei Briefe vor dem Brief abgeschickt, den Camerarius durch diesen Boten erhalten habe. Camerarius habe aber (von den beiden erwähnten Briefen) nur einen Brief von einem jungen Mann ([[Erwähnte Person::Unbekannt]]) aus [[Erwähnter Ort::Ochsenfurt]] erhalten. | Camerarius habe keinen Brief Stiebars erhalten. Stiebar hatte ihm ja mitgeteilt, er hätte schon zwei Briefe vor dem Brief abgeschickt, den Camerarius durch diesen Boten erhalten habe. Camerarius habe aber (von den beiden erwähnten Briefen) nur einen Brief von einem jungen Mann ([[Erwähnte Person::Unbekannt]]) aus [[Erwähnter Ort::Ochsenfurt]] erhalten. | ||
Camerarius habe mit dem Boten Stiebars ausgehandelt, dass er den Jungen ( | Camerarius habe mit dem Boten Stiebars ausgehandelt, dass er den Jungen ([[Erwähnte Person::Georg Fischer|Georg (Fischer)]]; vgl. [[Camerarius an Stiebar, 01.12.1546]]) zu Stiebar (nach Würzburg) bringe. Hoffentlich reise der Junge so zurück, dass Stiebar weder die Mühen noch die Kosten bereuen müsse. Aber Stiebar solle das selbst entscheiden. Über eine kirchliche Förderung (''De ecclesiastico beneficio'') habe Camerarius dem Jungen noch nichts (Konkretes) mitteilen wollen. Stiebar solle sich persönlich nach seinen Absichten erkundigen, denn Camerarius habe ihm befohlen, ganz offen zu sprechen und Stiebar um Rat und Unterstützung zu bitten und sich ganz auf dessen Wohlwollen zu verlassen. Camerarius glaube, dass die Studien des Jungen nicht erfolglos verlaufen seien. Mehr wolle er nicht über diesen Jungen schreiben, aber er habe die Hoffnung noch nicht völlig aufgegeben. Camerarius möchte, dass Stiebar ihn weiter fördere, so wie er es bisher getan habe. | ||
Camerarius mache sich keine Hoffnung auf Frieden, denn Mars wüte und es gebe einige unglückverheißende Vorbedeutungen für die (kommenden) Jahre. Neben anderen Vorzeichen seien dies die Eklipsen von Sonne und Mond, zudem provozierten die Sünden der Menschen den Zorn Gottes. Aber Gottes Sohn sei ihr Fürsprecher, auf den sie vertrauen sollten. | Camerarius mache sich keine Hoffnung auf Frieden, denn Mars wüte und es gebe einige unglückverheißende Vorbedeutungen für die (kommenden) Jahre. Neben anderen Vorzeichen seien dies die Eklipsen von Sonne und Mond, zudem provozierten die Sünden der Menschen den Zorn Gottes. Aber Gottes Sohn sei ihr Fürsprecher, auf den sie vertrauen sollten. | ||
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(Manuel Huth) | (Manuel Huth) | ||
=== Hinweise zur Datierung === | |||
Der Brief beschreibt Ereignisse des Schmalkaldischen Krieges. Überdies wurde C.' Sohn [[Gottfried Camerarius|Gottfried]] erst im August 1546 geboren, so dass die Datierung auf dieses Jahr feststeht. | |||
=== Literatur und weiterführende Links === | === Literatur und weiterführende Links === | ||
* [[Woitkowitz 2003]], S. 178. | * [[Woitkowitz 2003]], S. 178. | ||
* [[Woitkowitz 2007]], S. 403 |
Aktuelle Version vom 3. Juli 2023, 16:17 Uhr
Briefe mit demselben Datum | ||||||||||||||||||||||
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Werksigle | OCEp 1029 |
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Zitation | Camerarius an Stiebar, 27.10.1546, bearbeitet von Manuel Huth und Vinzenz Gottlieb (03.07.2023), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_1029 |
Besitzende Institution | |
Signatur, Blatt/Seite | |
Ausreifungsgrad | Druck |
Erstdruck in | Camerarius, Epistolae familiares, 1595 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | S. 175-176 |
Zweitdruck in | |
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck | |
Sonstige Editionen | |
Wird erwähnt in | |
Fremdbrief? | nein |
Absender | Joachim Camerarius I. |
Empfänger | Daniel Stiebar von Rabeneck |
Datum | 1546/10/27 |
Datum gesichert? | nein |
Bemerkungen zum Datum | ermitteltes Jahr lt. Woitkowitz 2003, S. 178 (im Druck fälschlich: 6. Cal. Novemb. 45); s. "Hinweise zur Datierung" |
Unscharfes Datum Beginn | |
Unscharfes Datum Ende | |
Sprache | Latein |
Entstehungsort | Leipzig |
Zielort | Würzburg |
Gedicht? | nein |
Incipit | Eadem fere, quae binis literas significasti |
Link zur Handschrift | |
Regest vorhanden? | ja |
Paratext ? | nein |
Paratext zu | |
Kurzbeschreibung | |
Anlass | |
Register | Briefe/Empfehlungsschreiben; Biographisches (Familie); Schmalkaldischer Krieg (1546-1547); Divination und Prodigien |
Handschrift | unbekannt |
Bearbeitungsstand | korrigiert |
Notizen | [[Notizen::VG (Diskussion) 16:17, 3. Jul. 2023 (CEST) Datum kann als gesichert gelten.]] |
Wiedervorlage | ja |
Bearbeiter | Benutzer:MH; Benutzer:VG |
Gegengelesen von | Benutzer:HIWI4; Benutzer:VG |
Datumsstempel | 3.07.2023 |
Werksigle | OCEp 1029 |
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Zitation | Camerarius an Stiebar, 27.10.1546, bearbeitet von Manuel Huth und Vinzenz Gottlieb (03.07.2023), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_1029 |
Ausreifungsgrad | Druck |
Erstdruck in | Camerarius, Epistolae familiares, 1595 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | S. 175-176 |
Fremdbrief? | nein |
Absender | Joachim Camerarius I. |
Empfänger | Daniel Stiebar von Rabeneck |
Datum | 1546/10/27 |
Datum gesichert? | nein |
Bemerkungen zum Datum | ermitteltes Jahr lt. Woitkowitz 2003, S. 178 (im Druck fälschlich: 6. Cal. Novemb. 45); s. "Hinweise zur Datierung" |
Sprache | Latein |
Entstehungsort | Leipzig |
Zielort | Würzburg |
Gedicht? | nein |
Incipit | Eadem fere, quae binis literas significasti |
Regest vorhanden? | ja |
Paratext ? | nein |
Register | Briefe/Empfehlungsschreiben; Biographisches (Familie); Schmalkaldischer Krieg (1546-1547); Divination und Prodigien |
Datumsstempel | 3.07.2023 |
Absendeort ermittelt; Zielort mutmaßlich.
Regest
Ungefähr dasselbe, was Stiebar in seinen beiden letzten Briefen mitgeteilt habe, habe man vorher schon hier (in Leipzig) erzählt, und darüber hinaus noch einige weitere Begebenheiten, die er nicht schreiben wolle, weil sie ihm missfielen und er nur gerüchteweise von ihnen erfahren habe.
Man sage, Kaiser (Karl) setze seinen Feinden nach und habe die Flüchtigen fast bis nach Ulm verfolgt. In dieser Gegend (um Leipzig) beginne unter dem Frost des hiesigen Winters eine neue Leidenschaft für den Krieg zu entstehen, denn es heiße, auch der König von Böhmen (Ferdinand) lasse ausländische Truppen einfallen, um den Herrschaftsbereich des Kurfürsten (Johann Friedrich von Sachsen) zu verwüsten, aber auch ihr Herzog (Moritz von Sachsen) sammle ein Heer. Mit welcher Absicht er das tue, könne zumindest Camerarius nicht sagen. Die Gefahren dieses Krieges näherten sich also auch ihm und seiner Familie, die bereits in Angst sei.
Camerarius sei in diesen Tagen bei einem gemeinsamen Freund (Philipp Melanchthon; vgl. MBW, Nr. 4420.1) gewesen und habe gehört, wie Stiebar ehrenvoll erwähnt wurde.
(Stiebars) Mitteilung über die Krankheit seiner Verwandten habe Camerarius traurig gestimmt.
Während Camerarius diesen Brief geschrieben habe, sei sein kleines Kind (Gottfried Camerarius) krank. Camerarius mache sich Sorgen um seine Familie und zur selben Zeit brenne Deutschland gleichsam. Er gebe zu, dass er niedergeschlagen und ängstlich sei. Er bitte Gott um Beständigkeit und Schutz für seine Familie.
Camerarius habe keinen Brief Stiebars erhalten. Stiebar hatte ihm ja mitgeteilt, er hätte schon zwei Briefe vor dem Brief abgeschickt, den Camerarius durch diesen Boten erhalten habe. Camerarius habe aber (von den beiden erwähnten Briefen) nur einen Brief von einem jungen Mann (Unbekannt) aus Ochsenfurt erhalten.
Camerarius habe mit dem Boten Stiebars ausgehandelt, dass er den Jungen (Georg (Fischer); vgl. Camerarius an Stiebar, 01.12.1546) zu Stiebar (nach Würzburg) bringe. Hoffentlich reise der Junge so zurück, dass Stiebar weder die Mühen noch die Kosten bereuen müsse. Aber Stiebar solle das selbst entscheiden. Über eine kirchliche Förderung (De ecclesiastico beneficio) habe Camerarius dem Jungen noch nichts (Konkretes) mitteilen wollen. Stiebar solle sich persönlich nach seinen Absichten erkundigen, denn Camerarius habe ihm befohlen, ganz offen zu sprechen und Stiebar um Rat und Unterstützung zu bitten und sich ganz auf dessen Wohlwollen zu verlassen. Camerarius glaube, dass die Studien des Jungen nicht erfolglos verlaufen seien. Mehr wolle er nicht über diesen Jungen schreiben, aber er habe die Hoffnung noch nicht völlig aufgegeben. Camerarius möchte, dass Stiebar ihn weiter fördere, so wie er es bisher getan habe.
Camerarius mache sich keine Hoffnung auf Frieden, denn Mars wüte und es gebe einige unglückverheißende Vorbedeutungen für die (kommenden) Jahre. Neben anderen Vorzeichen seien dies die Eklipsen von Sonne und Mond, zudem provozierten die Sünden der Menschen den Zorn Gottes. Aber Gottes Sohn sei ihr Fürsprecher, auf den sie vertrauen sollten.
Grüße von Camerarius und seiner Familie an die Familie Stiebars. Lebewohl.
(Manuel Huth)
Hinweise zur Datierung
Der Brief beschreibt Ereignisse des Schmalkaldischen Krieges. Überdies wurde C.' Sohn Gottfried erst im August 1546 geboren, so dass die Datierung auf dieses Jahr feststeht.
Literatur und weiterführende Links
- Woitkowitz 2003, S. 178.
- Woitkowitz 2007, S. 403