Camerarius an Baumgartner d.Ä., 26.01.1547: Unterschied zwischen den Versionen
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Alles sei, gemäß Theognis, im Chaos, sowohl privat als auch politisch. Auch | Alles sei, gemäß [[Erwähnte Person::Theognis von Megara|Theognis]], im Chaos, sowohl privat als auch politisch. Auch C.’ ''familiares'' seien daher zurückgehalten worden, und einer von ihnen hätte sich sogar verirrt. In der Zwischenzeit schreibe C. an B. Für den Staat habe er keine gute Hoffnung: Unter Schmerzen sehe er das Verderben der Kirchen und die Auflösung der Schulen, und die Sorge um Familie und Freunde bedränge seinen Geist. Es bleibe nur das Gebet. | ||
Man erzähle sich, [[Erwähnter Ort::Leipzig]] werde gerade belagert, und den Geschützdonner könne man noch im Abstand von 30 Meilen hören. [[Erwähnte Person::Georg III. (Anhalt-Plötzkau)|Georg von Anhalt]] sage aber, dass die Stadt weder erobert noch verteidigt werde, da sie mehr Ruine als Stadt sei, und die Vororte seien von den eigenen Leuten in Brand gesteckt worden. Herzog [[Erwähnte Person::Moritz (Sachsen)]] führe Truppen zum Entsatz heran. Heftige Kämpfe würden erwartet. Gleichzeitig gebe es Gerüchte über türkische Truppenbewegungen in Ungarn. Aber auch das müsse man Gott anempfehlen. | Man erzähle sich, [[Erwähnter Ort::Leipzig]] werde gerade belagert, und den Geschützdonner könne man noch im Abstand von 30 Meilen hören. [[Erwähnte Person::Georg III. (Anhalt-Plötzkau)|Georg von Anhalt]] sage aber, dass die Stadt weder erobert noch verteidigt werde, da sie mehr Ruine als Stadt sei, und die Vororte seien von den eigenen Leuten in Brand gesteckt worden. Herzog [[Erwähnte Person::Moritz (Sachsen)]] führe Truppen zum Entsatz heran. Heftige Kämpfe würden erwartet. Gleichzeitig gebe es Gerüchte über türkische Truppenbewegungen in Ungarn. Aber auch das müsse man Gott anempfehlen. | ||
C. habe seine Familie nach [[Erwähnter Ort::Arnstadt]] geschickt, wo sie hoffentlich sicher sei. Er selbst sei noch bei Fürst Georg, mit dem er nach [[Erwähnter Ort::Zerbst]] gereist sei. Der Kurfürst der Mark ([[Erwähnte Person::Joachim II. (Brandenburg)]]) bemühe sich um Friedensstiftung und sei schon den dritten Tag da. Es nütze bisher aber wenig, denn er werde aufgrund alter Bündnisverpflichtungen vom βασιλευς ([[ | C. habe seine Familie nach [[Erwähnter Ort::Arnstadt]] geschickt, wo sie hoffentlich sicher sei. Er selbst sei noch bei Fürst Georg, mit dem er nach [[Erwähnter Ort::Zerbst]] gereist sei. Der Kurfürst der Mark ([[Erwähnte Person::Joachim II. (Brandenburg)]]) bemühe sich um Friedensstiftung und sei schon den dritten Tag da. Es nütze bisher aber wenig, denn er werde aufgrund alter Bündnisverpflichtungen vom βασιλευς ([[Ferdinand I. (HRR)|König Ferdinand]]) zu den Waffen gerufen. C. widerstrebe es, die erste Linie zu verlassen. Klage über die Lage im Allgemeinen und die Situation der Wissenschaften im Speziellen (in griechischer Sprache). | ||
Wenn Gelegenheit sei, etwas nachzudenken, werde C. nichts ohne B. | Wenn Gelegenheit sei, etwas nachzudenken, werde C. nichts ohne B.s Rat tun. Lebewohl. | ||
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* [[Woitkowitz 2003]], S. 180 (Auszug) | * [[Woitkowitz 2003]], S. 180 (Auszug) | ||
* [[Herrmann 2013]], S. 85-87 (zur militärischen Lage und zu den Friedensbemühungen) | * [[Herrmann 2013]], S. 85-87 (zur militärischen Lage und zu den Friedensbemühungen) | ||
* [[PKMS 3]], S. 164, Nr. 214;S. 165, Nr. 216 (zur militärischen Lage); S. 177, Nr. 233 (zu den Friedensbemühungen in Dessau) | * [[PKMS 3]], S. 164, Nr. 214; S. 165, Nr. 216 (zur militärischen Lage); S. 177, Nr. 233 (zu den Friedensbemühungen in Dessau) |
Aktuelle Version vom 15. Mai 2024, 18:19 Uhr
Briefe mit demselben Datum | ||||||||||||||||||||||
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Werksigle | OCEp 0631 |
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Zitation | Camerarius an Baumgartner d.Ä., 26.01.1547, bearbeitet von Manuel Huth und Vinzenz Gottlieb (15.05.2024), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_0631 |
Besitzende Institution | |
Signatur, Blatt/Seite | |
Ausreifungsgrad | Druck |
Erstdruck in | Camerarius, Epistolae familiares, 1583 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | S. 227-229 |
Zweitdruck in | |
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck | |
Sonstige Editionen | |
Wird erwähnt in | |
Fremdbrief? | nein |
Absender | Joachim Camerarius I. |
Empfänger | Hieronymus Baumgartner d.Ä. |
Datum | 1547/01/26 |
Datum gesichert? | nein |
Bemerkungen zum Datum | 7. Cal. Febr. 47. |
Unscharfes Datum Beginn | |
Unscharfes Datum Ende | |
Sprache | Latein |
Entstehungsort | Dessau |
Zielort | Nürnberg |
Gedicht? | nein |
Incipit | Plane sunt ἐν δίνῃ |
Link zur Handschrift | |
Regest vorhanden? | ja |
Paratext ? | nein |
Paratext zu | |
Kurzbeschreibung | |
Anlass | |
Register | Belagerung Leipzigs (1547); Schmalkaldischer Krieg (1546-1547); Türkenkriege/Türkengefahr; Biographisches (Familie) |
Handschrift | unbekannt |
Bearbeitungsstand | unkorrigiert |
Notizen | |
Wiedervorlage | ja |
Bearbeiter | Benutzer:MH; Benutzer:VG |
Gegengelesen von | |
Datumsstempel | 15.05.2024 |
Werksigle | OCEp 0631 |
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Zitation | Camerarius an Baumgartner d.Ä., 26.01.1547, bearbeitet von Manuel Huth und Vinzenz Gottlieb (15.05.2024), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_0631 |
Ausreifungsgrad | Druck |
Erstdruck in | Camerarius, Epistolae familiares, 1583 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | S. 227-229 |
Wird erwähnt in | |
Fremdbrief? | nein |
Absender | Joachim Camerarius I. |
Empfänger | Hieronymus Baumgartner d.Ä. |
Datum | 1547/01/26 |
Datum gesichert? | nein |
Bemerkungen zum Datum | 7. Cal. Febr. 47. |
Sprache | Latein |
Entstehungsort | Dessau |
Zielort | Nürnberg |
Gedicht? | nein |
Incipit | Plane sunt ἐν δίνῃ |
Regest vorhanden? | ja |
Paratext ? | nein |
Register | Belagerung Leipzigs (1547); Schmalkaldischer Krieg (1546-1547); Türkenkriege/Türkengefahr; Biographisches (Familie) |
Datumsstempel | 15.05.2024 |
Zielort mutmaßlich
Regest
Alles sei, gemäß Theognis, im Chaos, sowohl privat als auch politisch. Auch C.’ familiares seien daher zurückgehalten worden, und einer von ihnen hätte sich sogar verirrt. In der Zwischenzeit schreibe C. an B. Für den Staat habe er keine gute Hoffnung: Unter Schmerzen sehe er das Verderben der Kirchen und die Auflösung der Schulen, und die Sorge um Familie und Freunde bedränge seinen Geist. Es bleibe nur das Gebet.
Man erzähle sich, Leipzig werde gerade belagert, und den Geschützdonner könne man noch im Abstand von 30 Meilen hören. Georg von Anhalt sage aber, dass die Stadt weder erobert noch verteidigt werde, da sie mehr Ruine als Stadt sei, und die Vororte seien von den eigenen Leuten in Brand gesteckt worden. Herzog Moritz (Sachsen) führe Truppen zum Entsatz heran. Heftige Kämpfe würden erwartet. Gleichzeitig gebe es Gerüchte über türkische Truppenbewegungen in Ungarn. Aber auch das müsse man Gott anempfehlen.
C. habe seine Familie nach Arnstadt geschickt, wo sie hoffentlich sicher sei. Er selbst sei noch bei Fürst Georg, mit dem er nach Zerbst gereist sei. Der Kurfürst der Mark (Joachim II. (Brandenburg)) bemühe sich um Friedensstiftung und sei schon den dritten Tag da. Es nütze bisher aber wenig, denn er werde aufgrund alter Bündnisverpflichtungen vom βασιλευς (König Ferdinand) zu den Waffen gerufen. C. widerstrebe es, die erste Linie zu verlassen. Klage über die Lage im Allgemeinen und die Situation der Wissenschaften im Speziellen (in griechischer Sprache). Wenn Gelegenheit sei, etwas nachzudenken, werde C. nichts ohne B.s Rat tun. Lebewohl.
(Vinzenz Gottlieb)
Literatur und weiterführende Links
- Woitkowitz 2003, S. 180 (Auszug)
- Herrmann 2013, S. 85-87 (zur militärischen Lage und zu den Friedensbemühungen)
- PKMS 3, S. 164, Nr. 214; S. 165, Nr. 216 (zur militärischen Lage); S. 177, Nr. 233 (zu den Friedensbemühungen in Dessau)