Camerarius an Stiebar, 13.08.1530: Unterschied zwischen den Versionen
VG (Diskussion | Beiträge) Keine Bearbeitungszusammenfassung |
VG (Diskussion | Beiträge) Keine Bearbeitungszusammenfassung |
||
(6 dazwischenliegende Versionen von 2 Benutzern werden nicht angezeigt) | |||
Zeile 7: | Zeile 7: | ||
|Absender=Joachim Camerarius I. | |Absender=Joachim Camerarius I. | ||
|Empfänger=Daniel Stiebar von Rabeneck | |Empfänger=Daniel Stiebar von Rabeneck | ||
|Datum=1530/ | |Datum=1530/07/15 | ||
|DatumGesichert=nein | |DatumGesichert=nein | ||
|Bemerkungen zum Datum=Idus VIL | |Bemerkungen zum Datum=Idus VIL. Anno 1530 | ||
|Sprache=Latein | |Sprache=Latein | ||
|Entstehungsort=Augsburg | |Entstehungsort=Augsburg | ||
Zeile 15: | Zeile 15: | ||
|Gedicht_jn=ja | |Gedicht_jn=ja | ||
|Incipit=Hanc e Vindelico mitto tibi rure salutem | |Incipit=Hanc e Vindelico mitto tibi rure salutem | ||
|Register=Briefgedicht | |Register=Briefgedicht;Hodoeporicum;Reichstag 1530 (Augsburg) | ||
|Paratext_jn=nein | |Paratext_jn=nein | ||
|Regest_jn=ja | |Regest_jn=ja | ||
|Handschrift=unbekannt | |Handschrift=unbekannt | ||
|Bearbeitungsstand= | |Bearbeitungsstand=unkorrigiert | ||
|Wiedervorlage=ja | |Wiedervorlage=ja | ||
|Bearbeiter=MH | |Bearbeiter=MH; VG | ||
|Gegengelesen=JS; VG | |Gegengelesen=JS; VG | ||
}} | }} | ||
Briefgedicht in 23 elegischen Distichen. | Briefgedicht in 23 elegischen Distichen. Zielort vielleicht Würzburg. | ||
=== Regest === | === Regest === | ||
C. schicke diesen Gruß aus dem [[Erwähnter Ort::Augsburg]]er Land. Den Namen des Absenders müsse St. nicht suchen, da er die Hand erkennen sollte. Ob er sich wundere, dass von den vielen tausend Briefen nur ein einziger in Versform geschrieben sei? (V. 1 – 6). Es sei nichts Besonderes; er habe nur Entspannung und die lange Reise zu verkürzen gesucht, da er staubumhüllt allein reitend unterwegs sei (V. 7-8 u. 22). C. bezeichnet den Brief als ''carmen agreste'' (bäurischen Gesang: V. 13) und vergleicht sich selbst mit einer Turteltaube, die ihre Klagelaute aus luftiger Höhe ertönen lasse, auch wenn die Nachtigall am schönsten klinge. Dazwischen gibt es immer wieder sprachliche Bilder in Bezug auf die Dichtung. Auch die gemeinsame Freundschaft wird betont: Eher werde der Main aus Stiebars Stadt ([[Würzburg]]) zurück zu seiner Quelle (caput) im ''Mons Abiegnus'' (s. Anm.) fließen, wo sich die Wasserscheide der Flüsse Eger, Naab, Saale und Main befinde, als dass sie (C. und St.) einander vergäßen oder ihre heilige Freundschaft verletzt würde (V. 27-31). Im Gedenken daran dichte C. nun in verschiedenen Versmaßen (V. 33-34). Oft habe C. bei so einer Beschäftigung den Großteil einer langen Reise eher absolviert (V. 35-36). Nun hänge C. träge in Augsburg fest (s. zur Datierung), wo der Kaiser die Streitfragen des Reiches behandle. C. habe seine schnell angefertigten ''descripta'' (Aufzeichnungen) überdacht und an [[Erwähnte Person::Johannes Marcellus|Marcellus]] übergeben, der sie an St. schicken solle. Jener sei unübertroffen im Fleiß und eines Sinnes mit C. und St. und er erzähle, dass St. bald anwesend sein werde. Die Morgenröte möge diesen gewünschten Tag bringen. Lebewohl. | |||
(Vinzenz Gottlieb, Manuel Huth) | |||
=== Anmerkungen === | |||
* ''Mons Abiegnus'': Dies wird das Fichtelgebirge bezeichnen. Dort entspringen die vier genannten Flüsse in einem relativ kleinen Gebiet, südlich von Bischofsgrün. | |||
( | === Anmerkungen zur Datierung === | ||
* Das im Druck angegebene Datum (Iden des Sextilis) ist nicht plausibel: | |||
** Die Formulierungen klingen so, als sei C. nicht lange zu vorher in Augsburg eingetroffen. Nichts deutet darauf hin, dass C. und St. sich dort vorher getroffen hätten. | |||
** Am 13.8. war C. bereits wieder aus Augsburg abgereist (vgl. [https://melanchthon.hadw-bw.de/regest.html?reg_nr=1023 MBW – Regesten online], Nr. 1023.1, [[OCEp 1658]]). | |||
** Idibus Quintilis ist wahrscheinlicher: Ein Brief Melanchthons ([https://melanchthon.hadw-bw.de/regest.html?reg_nr=964 MBW – Regesten online], Nr. 964, [[OCEp 1656]]) vom 10.7.1530 ist aus Augsburg nach [[Nürnberg]] geschrieben. | |||
** Am 15.7. könnte C. also schon in Augsburg sein. Stiebar befand sich auch auf dem Augsburger Reichstag, reiste aber Anfang August (mit Post von [[Philipp Melanchthon]]) zu [[Erasmus von Rotterdam]] nach [[Freiburg im Breisgau]]. Dass C. ihm über Marcellus einen Brief hinterherschickte, scheint fraglich. Stiebar kehrte ja nach dem 12.8. zurück nach Augsburg (vgl. [https://melanchthon.hadw-bw.de/regest.html?reg_nr=1019 MBW – Regesten online], Nr. 1019). | |||
** Der Ausdruck „hänge nun träge in Augsburg fest“ spricht für eine Datierung in den Juli: In Augsburg wurde C. (spätestens) am 3.8. wirkungsvoll tätig, als er bei der Verlesung der Confutatio zur Confessio Augustana eine Mitschrift anfertigte (vgl. Corpus Reformatorum 2, Nr. 821, col. 249-252 und Nr. 862 col. 262). | |||
* Das im Druck angegebene Jahr 1530 stimmt überein mit der Tatsache des Reichstags (vgl. V. 37-38). | |||
=== Literatur === | === Literatur === | ||
* [[Mundt 2004]], S. XXIV-XXV ( | * [[Mundt 2004]], S. XXIV-XXV (Teilübersetzung mit Anmerkungen) |
Aktuelle Version vom 9. März 2023, 17:47 Uhr
Briefe mit demselben Datum | ||||||||||||||||||||||
|
|
|
Werksigle | OCEp 0140 |
---|---|
Zitation | Camerarius an Stiebar, 13.08.1530, bearbeitet von Manuel Huth und Vinzenz Gottlieb (09.03.2023), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_0140 |
Besitzende Institution | |
Signatur, Blatt/Seite | |
Ausreifungsgrad | Druck |
Erstdruck in | Camerarius, De Helio Eobano Hesso, 1553 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | Bl. X7r-X8r |
Zweitdruck in | |
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck | |
Sonstige Editionen | |
Wird erwähnt in | |
Fremdbrief? | nein |
Absender | Joachim Camerarius I. |
Empfänger | Daniel Stiebar von Rabeneck |
Datum | 1530/07/15 |
Datum gesichert? | nein |
Bemerkungen zum Datum | Idus VIL. Anno 1530 |
Unscharfes Datum Beginn | |
Unscharfes Datum Ende | |
Sprache | Latein |
Entstehungsort | Augsburg |
Zielort | o.O. |
Gedicht? | ja |
Incipit | Hanc e Vindelico mitto tibi rure salutem |
Link zur Handschrift | |
Regest vorhanden? | ja |
Paratext ? | nein |
Paratext zu | |
Kurzbeschreibung | |
Anlass | |
Register | Briefgedicht; Hodoeporicum; Reichstag 1530 (Augsburg) |
Handschrift | unbekannt |
Bearbeitungsstand | unkorrigiert |
Notizen | |
Wiedervorlage | ja |
Bearbeiter | Benutzer:MH; Benutzer:VG |
Gegengelesen von | Benutzer:JS; Benutzer:VG |
Datumsstempel | 9.03.2023 |
Werksigle | OCEp 0140 |
---|---|
Zitation | Camerarius an Stiebar, 13.08.1530, bearbeitet von Manuel Huth und Vinzenz Gottlieb (09.03.2023), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_0140 |
Ausreifungsgrad | Druck |
Erstdruck in | Camerarius, De Helio Eobano Hesso, 1553 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | Bl. X7r-X8r |
Fremdbrief? | nein |
Absender | Joachim Camerarius I. |
Empfänger | Daniel Stiebar von Rabeneck |
Datum | 1530/07/15 |
Datum gesichert? | nein |
Bemerkungen zum Datum | Idus VIL. Anno 1530 |
Sprache | Latein |
Entstehungsort | Augsburg |
Zielort | o.O. |
Gedicht? | ja |
Incipit | Hanc e Vindelico mitto tibi rure salutem |
Regest vorhanden? | ja |
Paratext ? | nein |
Register | Briefgedicht; Hodoeporicum; Reichstag 1530 (Augsburg) |
Datumsstempel | 9.03.2023 |
Briefgedicht in 23 elegischen Distichen. Zielort vielleicht Würzburg.
Regest
C. schicke diesen Gruß aus dem Augsburger Land. Den Namen des Absenders müsse St. nicht suchen, da er die Hand erkennen sollte. Ob er sich wundere, dass von den vielen tausend Briefen nur ein einziger in Versform geschrieben sei? (V. 1 – 6). Es sei nichts Besonderes; er habe nur Entspannung und die lange Reise zu verkürzen gesucht, da er staubumhüllt allein reitend unterwegs sei (V. 7-8 u. 22). C. bezeichnet den Brief als carmen agreste (bäurischen Gesang: V. 13) und vergleicht sich selbst mit einer Turteltaube, die ihre Klagelaute aus luftiger Höhe ertönen lasse, auch wenn die Nachtigall am schönsten klinge. Dazwischen gibt es immer wieder sprachliche Bilder in Bezug auf die Dichtung. Auch die gemeinsame Freundschaft wird betont: Eher werde der Main aus Stiebars Stadt (Würzburg) zurück zu seiner Quelle (caput) im Mons Abiegnus (s. Anm.) fließen, wo sich die Wasserscheide der Flüsse Eger, Naab, Saale und Main befinde, als dass sie (C. und St.) einander vergäßen oder ihre heilige Freundschaft verletzt würde (V. 27-31). Im Gedenken daran dichte C. nun in verschiedenen Versmaßen (V. 33-34). Oft habe C. bei so einer Beschäftigung den Großteil einer langen Reise eher absolviert (V. 35-36). Nun hänge C. träge in Augsburg fest (s. zur Datierung), wo der Kaiser die Streitfragen des Reiches behandle. C. habe seine schnell angefertigten descripta (Aufzeichnungen) überdacht und an Marcellus übergeben, der sie an St. schicken solle. Jener sei unübertroffen im Fleiß und eines Sinnes mit C. und St. und er erzähle, dass St. bald anwesend sein werde. Die Morgenröte möge diesen gewünschten Tag bringen. Lebewohl.
(Vinzenz Gottlieb, Manuel Huth)
Anmerkungen
- Mons Abiegnus: Dies wird das Fichtelgebirge bezeichnen. Dort entspringen die vier genannten Flüsse in einem relativ kleinen Gebiet, südlich von Bischofsgrün.
Anmerkungen zur Datierung
- Das im Druck angegebene Datum (Iden des Sextilis) ist nicht plausibel:
- Die Formulierungen klingen so, als sei C. nicht lange zu vorher in Augsburg eingetroffen. Nichts deutet darauf hin, dass C. und St. sich dort vorher getroffen hätten.
- Am 13.8. war C. bereits wieder aus Augsburg abgereist (vgl. MBW – Regesten online, Nr. 1023.1, OCEp 1658).
- Idibus Quintilis ist wahrscheinlicher: Ein Brief Melanchthons (MBW – Regesten online, Nr. 964, OCEp 1656) vom 10.7.1530 ist aus Augsburg nach Nürnberg geschrieben.
- Am 15.7. könnte C. also schon in Augsburg sein. Stiebar befand sich auch auf dem Augsburger Reichstag, reiste aber Anfang August (mit Post von Philipp Melanchthon) zu Erasmus von Rotterdam nach Freiburg im Breisgau. Dass C. ihm über Marcellus einen Brief hinterherschickte, scheint fraglich. Stiebar kehrte ja nach dem 12.8. zurück nach Augsburg (vgl. MBW – Regesten online, Nr. 1019).
- Der Ausdruck „hänge nun träge in Augsburg fest“ spricht für eine Datierung in den Juli: In Augsburg wurde C. (spätestens) am 3.8. wirkungsvoll tätig, als er bei der Verlesung der Confutatio zur Confessio Augustana eine Mitschrift anfertigte (vgl. Corpus Reformatorum 2, Nr. 821, col. 249-252 und Nr. 862 col. 262).
- Das im Druck angegebene Jahr 1530 stimmt überein mit der Tatsache des Reichstags (vgl. V. 37-38).
Literatur
- Mundt 2004, S. XXIV-XXV (Teilübersetzung mit Anmerkungen)