Estienne an Camerarius, 1561: Unterschied zwischen den Versionen
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In dem | In dem Widmungsbrief rügt Estienne Camerarius dafür, ihm bei seinem großen Projekt zu [[Erwähnte Person::Xenophon]] nicht zur Seite gestanden zu haben (Bl. *2r). Camerarius solle den lateinischen Xenophon entgegennehmen. Auch wenn dieser häufig in Estiennes Worten um Camerarius' Hilfe gebeten habe, habe er es ertragen müssen, dass ihm diese verwehrt geblieben sei. Für den Herausgeber und alle Gelehrten sei dies schmerzlich, für Camerarius hingegen beschämend. Estienne habe sich aus dem Grund an Camerarius gewandt, weil niemand in der Kenntnis der griechischen Sprache solche Fortschritte gerade durch die Lektüre dieses Autors erzielt habe wie Camerarius. <br> | ||
Estienne legt im Folgenden die Zusammenstellung seiner Ausgabe von Xenophon-Übersetzungen dar. Nachdem er nicht auf Camerarius' Mithilfe hoffen konnte, musste er nun selbst die wenige Freizeit, die ihm das Druckerhandwerk lasse, für dieses Vorhaben aufwenden. Estienne führt sodann die Werke auf, die er aufgenommen hat: Zunächst [[Erwähntes Werk::Filelfo, Xenophontis de paedia Cyri regis Persarum, 1468|Filelfos Übersetzung der "Kyrupädie"]]. Diese habe er überarbeiten und verbessern müssen. An manchen Stelle habe er die Verbesserungen in den Marginalien vermerkt. Ob sich seine Mühe gelohnt habe, mögen andere beurteilen. Zeitdruck habe ihn jedoch gezwungen, manches für die Anmerkungen aufzusparen, manches sei ihm in der Eile auch entgangen. Dabei habe er bemerkt, dass eine derartige Textverbesserung nicht für die gesamte Ausgabe durchgeführt werden könnte. Den sonst so fleißigen [[Erwähnte Person::Franciscus Portus]] habe er geradezu nötigen müssen, seine Übersetzung der "Hellenika" zu überarbeiten; so sehr sei dieser mit Arbeit überhäuft. Schließlich sei er Estiennes Bitte doch noch in bester Weise nachgekommen. Auch [[Erwähnte Person::Willibald Pirckheimer|Pirckheimers]] Übersetzung habe er erheblich überarbeitet. Übersetzungen von Autoren, die noch am Leben seien, musste er unberührt (''intactas'') lassen, für den Fall, dass diese sie noch selbst überarbeiten wollten. Bei den übrigen habe er nur so weit eingegriffen, wie es der Entlastung der Leser dienen konnte. Die Übersetzung der "Anabasis" von [[Erwähnte Person::Romolo Amaseo|Romulus Amasaeus]] sei zwar durchwegs elegant aber nicht immer textnah (''eleganter quidem ubique sed alicubi non satis fideliter versam''). Für den "Agesilaos" und die "Staatsverfassung Spartas" habe er wieder auf Filelfo zurückgegriffen und dabei feststellen müssen, dass dieser Autor allzu sehr sich selbst gleiche (''quem interpretem ubique nimium sui similem esse comperi''; Bl. *2r/v). Die "Apologie des Sokrates" sei in der Wiedergabe von Aretinus ([[Erwähnte Person::Leonardo Bruni]]) aufgenommen. Hier habe Estienne viele Korrekturen in den Marginalien verzeichnet und im Text vorgenommen (Bl. *2v). Aufgrund seiner Hochachtung für [[Erwähnte Person::Basilius Bessarion|Bessarion]] habe Estienne in dessen Übersetzung der "Memorabilien" nur Anmerkungen am Rand vorgenommen; ähnlich habe er es mit dem "Oikonomikos" von Strebaeus ([[Erwähnte Person::Jacques-Louis Strebée]]) gehalten. Weniger Mühe habe der Drucker und Herausgeber auch mit dem "Symposion" des [[Erwähnte Person::Johannes Ribittus]] und dem "Hieron" des [[Erwähnte Person::Erasmus von Rotterdam|Erasmus]] gehabt. Verbesserungen musste er wiederum bei den "Poroi" und dem "Buch vom Reiterbefehlshaber" des Ribittus vornehmen. Camerarius' "Über die Reiterei" habe Estienne unberührt gelassen (''integrum & illibatum servavi''). [[Erwähnte Person::Konrad Geßner]] musste er bitten, aus [[Erwähnte Person::Leonicenus Omnibonus|Omnibonis]] sehr schlechter Wiedergabe der Schrift "Über die Jagd" eine sehr gute zu machen.<br> | Estienne legt im Folgenden die Zusammenstellung seiner Ausgabe von Xenophon-Übersetzungen dar. Nachdem er nicht auf Camerarius' Mithilfe hoffen konnte, musste er nun selbst die wenige Freizeit, die ihm das Druckerhandwerk lasse, für dieses Vorhaben aufwenden. Estienne führt sodann die Werke auf, die er aufgenommen hat: Zunächst [[Erwähntes Werk::Filelfo, Xenophontis de paedia Cyri regis Persarum, 1468|Filelfos Übersetzung der "Kyrupädie"]]. Diese habe er überarbeiten und verbessern müssen. An manchen Stelle habe er die Verbesserungen in den Marginalien vermerkt. Ob sich seine Mühe gelohnt habe, mögen andere beurteilen. Zeitdruck habe ihn jedoch gezwungen, manches für die Anmerkungen aufzusparen, manches sei ihm in der Eile auch entgangen. Dabei habe er bemerkt, dass eine derartige Textverbesserung nicht für die gesamte Ausgabe durchgeführt werden könnte. Den sonst so fleißigen [[Erwähnte Person::Franciscus Portus]] habe er geradezu nötigen müssen, seine Übersetzung der "Hellenika" zu überarbeiten; so sehr sei dieser mit Arbeit überhäuft. Schließlich sei er Estiennes Bitte doch noch in bester Weise nachgekommen. Auch [[Erwähnte Person::Willibald Pirckheimer|Pirckheimers]] Übersetzung habe er erheblich überarbeitet. Übersetzungen von Autoren, die noch am Leben seien, musste er unberührt (''intactas'') lassen, für den Fall, dass diese sie noch selbst überarbeiten wollten. Bei den übrigen habe er nur so weit eingegriffen, wie es der Entlastung der Leser dienen konnte. Die Übersetzung der "Anabasis" von [[Erwähnte Person::Romolo Amaseo|Romulus Amasaeus]] sei zwar durchwegs elegant aber nicht immer textnah (''eleganter quidem ubique sed alicubi non satis fideliter versam''). Für den "Agesilaos" und die "Staatsverfassung Spartas" habe er wieder auf Filelfo zurückgegriffen und dabei feststellen müssen, dass dieser Autor allzu sehr sich selbst gleiche (''quem interpretem ubique nimium sui similem esse comperi''; Bl. *2r/v). Die "Apologie des Sokrates" sei in der Wiedergabe von Aretinus ([[Erwähnte Person::Leonardo Bruni]]) aufgenommen. Hier habe Estienne viele Korrekturen in den Marginalien verzeichnet und im Text vorgenommen (Bl. *2v). Aufgrund seiner Hochachtung für [[Erwähnte Person::Basilius Bessarion|Bessarion]] habe Estienne in dessen Übersetzung der "Memorabilien" nur Anmerkungen am Rand vorgenommen; ähnlich habe er es mit dem "Oikonomikos" von Strebaeus ([[Erwähnte Person::Jacques-Louis Strebée]]) gehalten. Weniger Mühe habe der Drucker und Herausgeber auch mit dem "Symposion" des [[Erwähnte Person::Johannes Ribittus]] und dem "Hieron" des [[Erwähnte Person::Erasmus von Rotterdam|Erasmus]] gehabt. Verbesserungen musste er wiederum bei den "Poroi" und dem "Buch vom Reiterbefehlshaber" des Ribittus vornehmen. Camerarius' "Über die Reiterei" habe Estienne unberührt gelassen (''integrum & illibatum servavi''). [[Erwähnte Person::Konrad Geßner]] musste er bitten, aus [[Erwähnte Person::Leonicenus Omnibonus|Omnibonis]] sehr schlechter Wiedergabe der Schrift "Über die Jagd" eine sehr gute zu machen.<br> | ||
Auf diese Übersicht hin wolle Estienne nun Camerarius aufzeigen, wie er sich hinsichtlich Xenophon wieder ins gerade Licht rücken könne. Camerarius solle, damit er nicht für lieblos gehalten werden, doch zumindest seine Übersetzung zu "De re equestri" überarbeiten. Die Überarbeitung eines Werkes dem Urteil eines anderen zu überlassen, zeuge von mangelnder Klugheit. Estienne fordere jedoch nicht nur die Überarbeitung der Übersetzung, sondern auch die Hinzufügung von Anmerkungen. Estiennes Plan sei es nämlich, auch Anmerkungen zu den Xenophonwerken zu drucken, da er auf diese in seinen Marginalien bereits verweise. Deshalb wolle er die Erläuterungen des Franciscus Portus zu den "Hellenika", die des Konrad Geßner zu dem Werk "Über die Jagd" und die des Camerarius zum Buch "Über die Reiterei" mit seinen eigenen Kommentierungen zu den Büchern zusammenführen. Hierbei sollen auch über die von Estienne bereits angemerkten fehlerhaften Stellen hinaus auch noch weitere erläutert werden, die er übergangen habe und die ihm erst aufgefallen seien, als er diesen Autor einigen Jugendlichen vorzulesen begonnen habe. <br> | Auf diese Übersicht hin wolle Estienne nun Camerarius aufzeigen, wie er sich hinsichtlich Xenophon wieder ins gerade Licht rücken könne. Camerarius solle, damit er nicht für lieblos gehalten werden, doch zumindest seine Übersetzung zu "De re equestri" überarbeiten. Die Überarbeitung eines Werkes dem Urteil eines anderen zu überlassen, zeuge von mangelnder Klugheit. Estienne fordere jedoch nicht nur die Überarbeitung der Übersetzung, sondern auch die Hinzufügung von Anmerkungen. Estiennes Plan sei es nämlich, auch Anmerkungen zu den Xenophonwerken zu drucken, da er auf diese in seinen Marginalien bereits verweise. Deshalb wolle er die Erläuterungen des Franciscus Portus zu den "Hellenika", die des Konrad Geßner zu dem Werk "Über die Jagd" und die des Camerarius zum Buch "Über die Reiterei" mit seinen eigenen Kommentierungen zu den Büchern zusammenführen. Hierbei sollen auch über die von Estienne bereits angemerkten fehlerhaften Stellen hinaus auch noch weitere erläutert werden, die er übergangen habe und die ihm erst aufgefallen seien, als er diesen Autor einigen Jugendlichen vorzulesen begonnen habe. <br> | ||
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(Jochen Schultheiß) | (Jochen Schultheiß) | ||
===Anmerkungen=== | ===Anmerkungen=== | ||
Noreen Humble liest den Brief als einen Beleg für Camerarius' verbreiteten Ruf als Experte für Xenophon (vgl. [[Humble 2017]], S. 174f.) | Noreen Humble liest den Brief als einen Beleg für Camerarius' verbreiteten Ruf als Experte für Xenophon (vgl. [[Humble 2017]], S. 174f.) | ||
===Forschungsliteratur=== | ===Forschungsliteratur=== | ||
*[[Humble 2017]], S. 174f. | *[[Humble 2017]], S. 174f. |
Aktuelle Version vom 25. Oktober 2024, 15:27 Uhr
Briefe mit demselben Datum | ||||||||||
kein passender Brief gefunden |
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Werksigle | OCEp 1539 |
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Zitation | Estienne an Camerarius, 1561, bearbeitet von Jochen Schultheiß (25.10.2024), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_1539 |
Besitzende Institution | |
Signatur, Blatt/Seite | |
Ausreifungsgrad | Druck |
Erstdruck in | Xenophon, Xenophontis quae extant opera, 1561 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | Bl. *2r/v |
Zweitdruck in | |
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck | |
Sonstige Editionen | |
Wird erwähnt in | |
Fremdbrief? | nein |
Absender | Henri Estienne |
Empfänger | Joachim Camerarius I. |
Datum | 1561 |
Datum gesichert? | nein |
Bemerkungen zum Datum | Datierung des Widmungsbriefes nach dem Druckjahr. |
Unscharfes Datum Beginn | |
Unscharfes Datum Ende | |
Sprache | Latein |
Entstehungsort | o.O. |
Zielort | o.O. |
Gedicht? | nein |
Incipit | En tibi Xenophontem Latinum |
Link zur Handschrift | |
Regest vorhanden? | ja |
Paratext ? | ja |
Paratext zu | Xenophon, Xenophontis quae extant opera, 1561 |
Kurzbeschreibung | In dem Widmungsbrief muss sich Camerarius von Estienne den Vorwurf gefallen lassen, trotz seiner Expertise in Sachen Xenophon den Bitten des Herausgebers um Hilfestellung nicht nachgekommen zu sein. Der Drucker legt die Zusammenstellung der von ihm herangezogenen Xenophonwiedergaben dar. Übersetzungen von noch lebenden Autoren habe er nicht überarbeitet. Am Ende fordert Estienne Camerarius dazu auf, seine Übersetzung doch noch durchzuschauen und mit Anmerkungen zu versehen. Die Veröffentlichung von ausführlicheren Erläuterungen habe Estienne nämlich in seinen Marginalien an verschiedenen Stellen in Aussicht gestellt. |
Anlass | |
Register | Briefe/Widmungsbriefe; Werkgenese; Übersetzung; Übersetzungstheorie |
Handschrift | unbekannt |
Bearbeitungsstand | korrigiert |
Notizen | |
Wiedervorlage | ja |
Bearbeiter | Benutzer:JS |
Gegengelesen von | |
Datumsstempel | 25.10.2024 |
Werksigle | OCEp 1539 |
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Zitation | Estienne an Camerarius, 1561, bearbeitet von Jochen Schultheiß (25.10.2024), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_1539 |
Ausreifungsgrad | Druck |
Erstdruck in | Xenophon, Xenophontis quae extant opera, 1561 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | Bl. *2r/v |
Wird erwähnt in | |
Fremdbrief? | nein |
Absender | Henri Estienne |
Empfänger | Joachim Camerarius I. |
Datum | 1561 |
Datum gesichert? | nein |
Bemerkungen zum Datum | Datierung des Widmungsbriefes nach dem Druckjahr. |
Sprache | Latein |
Entstehungsort | o.O. |
Zielort | o.O. |
Gedicht? | nein |
Incipit | En tibi Xenophontem Latinum |
Regest vorhanden? | ja |
Paratext ? | ja |
Paratext zu | Xenophon, Xenophontis quae extant opera, 1561 |
Kurzbeschreibung | In dem Widmungsbrief muss sich Camerarius von Estienne den Vorwurf gefallen lassen, trotz seiner Expertise in Sachen Xenophon den Bitten des Herausgebers um Hilfestellung nicht nachgekommen zu sein. Der Drucker legt die Zusammenstellung der von ihm herangezogenen Xenophonwiedergaben dar. Übersetzungen von noch lebenden Autoren habe er nicht überarbeitet. Am Ende fordert Estienne Camerarius dazu auf, seine Übersetzung doch noch durchzuschauen und mit Anmerkungen zu versehen. Die Veröffentlichung von ausführlicheren Erläuterungen habe Estienne nämlich in seinen Marginalien an verschiedenen Stellen in Aussicht gestellt. |
Register | Briefe/Widmungsbriefe; Werkgenese; Übersetzung; Übersetzungstheorie |
Datumsstempel | 25.10.2024 |
Regest
In dem Widmungsbrief rügt Estienne Camerarius dafür, ihm bei seinem großen Projekt zu Xenophon nicht zur Seite gestanden zu haben (Bl. *2r). Camerarius solle den lateinischen Xenophon entgegennehmen. Auch wenn dieser häufig in Estiennes Worten um Camerarius' Hilfe gebeten habe, habe er es ertragen müssen, dass ihm diese verwehrt geblieben sei. Für den Herausgeber und alle Gelehrten sei dies schmerzlich, für Camerarius hingegen beschämend. Estienne habe sich aus dem Grund an Camerarius gewandt, weil niemand in der Kenntnis der griechischen Sprache solche Fortschritte gerade durch die Lektüre dieses Autors erzielt habe wie Camerarius.
Estienne legt im Folgenden die Zusammenstellung seiner Ausgabe von Xenophon-Übersetzungen dar. Nachdem er nicht auf Camerarius' Mithilfe hoffen konnte, musste er nun selbst die wenige Freizeit, die ihm das Druckerhandwerk lasse, für dieses Vorhaben aufwenden. Estienne führt sodann die Werke auf, die er aufgenommen hat: Zunächst Filelfos Übersetzung der "Kyrupädie". Diese habe er überarbeiten und verbessern müssen. An manchen Stelle habe er die Verbesserungen in den Marginalien vermerkt. Ob sich seine Mühe gelohnt habe, mögen andere beurteilen. Zeitdruck habe ihn jedoch gezwungen, manches für die Anmerkungen aufzusparen, manches sei ihm in der Eile auch entgangen. Dabei habe er bemerkt, dass eine derartige Textverbesserung nicht für die gesamte Ausgabe durchgeführt werden könnte. Den sonst so fleißigen Franciscus Portus habe er geradezu nötigen müssen, seine Übersetzung der "Hellenika" zu überarbeiten; so sehr sei dieser mit Arbeit überhäuft. Schließlich sei er Estiennes Bitte doch noch in bester Weise nachgekommen. Auch Pirckheimers Übersetzung habe er erheblich überarbeitet. Übersetzungen von Autoren, die noch am Leben seien, musste er unberührt (intactas) lassen, für den Fall, dass diese sie noch selbst überarbeiten wollten. Bei den übrigen habe er nur so weit eingegriffen, wie es der Entlastung der Leser dienen konnte. Die Übersetzung der "Anabasis" von Romulus Amasaeus sei zwar durchwegs elegant aber nicht immer textnah (eleganter quidem ubique sed alicubi non satis fideliter versam). Für den "Agesilaos" und die "Staatsverfassung Spartas" habe er wieder auf Filelfo zurückgegriffen und dabei feststellen müssen, dass dieser Autor allzu sehr sich selbst gleiche (quem interpretem ubique nimium sui similem esse comperi; Bl. *2r/v). Die "Apologie des Sokrates" sei in der Wiedergabe von Aretinus (Leonardo Bruni) aufgenommen. Hier habe Estienne viele Korrekturen in den Marginalien verzeichnet und im Text vorgenommen (Bl. *2v). Aufgrund seiner Hochachtung für Bessarion habe Estienne in dessen Übersetzung der "Memorabilien" nur Anmerkungen am Rand vorgenommen; ähnlich habe er es mit dem "Oikonomikos" von Strebaeus (Jacques-Louis Strebée) gehalten. Weniger Mühe habe der Drucker und Herausgeber auch mit dem "Symposion" des Johannes Ribittus und dem "Hieron" des Erasmus gehabt. Verbesserungen musste er wiederum bei den "Poroi" und dem "Buch vom Reiterbefehlshaber" des Ribittus vornehmen. Camerarius' "Über die Reiterei" habe Estienne unberührt gelassen (integrum & illibatum servavi). Konrad Geßner musste er bitten, aus Omnibonis sehr schlechter Wiedergabe der Schrift "Über die Jagd" eine sehr gute zu machen.
Auf diese Übersicht hin wolle Estienne nun Camerarius aufzeigen, wie er sich hinsichtlich Xenophon wieder ins gerade Licht rücken könne. Camerarius solle, damit er nicht für lieblos gehalten werden, doch zumindest seine Übersetzung zu "De re equestri" überarbeiten. Die Überarbeitung eines Werkes dem Urteil eines anderen zu überlassen, zeuge von mangelnder Klugheit. Estienne fordere jedoch nicht nur die Überarbeitung der Übersetzung, sondern auch die Hinzufügung von Anmerkungen. Estiennes Plan sei es nämlich, auch Anmerkungen zu den Xenophonwerken zu drucken, da er auf diese in seinen Marginalien bereits verweise. Deshalb wolle er die Erläuterungen des Franciscus Portus zu den "Hellenika", die des Konrad Geßner zu dem Werk "Über die Jagd" und die des Camerarius zum Buch "Über die Reiterei" mit seinen eigenen Kommentierungen zu den Büchern zusammenführen. Hierbei sollen auch über die von Estienne bereits angemerkten fehlerhaften Stellen hinaus auch noch weitere erläutert werden, die er übergangen habe und die ihm erst aufgefallen seien, als er diesen Autor einigen Jugendlichen vorzulesen begonnen habe.
Estienne endet damit, dass er gespannt sei, von dem Vergnügen zu erfahren, mit dem Camerarius seine Rede über die Verbindung der Musen mit Mars (das erste Werk im Druck) aufgenommen habe.
(Jochen Schultheiß)
Anmerkungen
Noreen Humble liest den Brief als einen Beleg für Camerarius' verbreiteten Ruf als Experte für Xenophon (vgl. Humble 2017, S. 174f.)
Forschungsliteratur
- Humble 2017, S. 174f.