Camerarius an Estienne, 13.08.1565
Briefe mit demselben Datum | ||||||||||
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kein passender Brief gefunden |
Werksigle | OCEp 1439 |
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Zitation | Camerarius an Estienne, 13.08.1565, bearbeitet von Jochen Schultheiß (17.12.2019), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_1439 |
Besitzende Institution | |
Signatur, Blatt/Seite | |
Ausreifungsgrad | Druck |
Erstdruck in | Thukydides, Historiae, 1565 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | Bl. A2r-A8v |
Zweitdruck in | |
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck | |
Sonstige Editionen | |
Wird erwähnt in | |
Fremdbrief? | nein |
Absender | Joachim Camerarius I. |
Empfänger | Henri Estienne |
Datum | 1565/08/13 |
Datum gesichert? | ja |
Bemerkungen zum Datum | Datierung am Briefende: Id. VIL. LXV. |
Unscharfes Datum Beginn | |
Unscharfes Datum Ende | |
Sprache | Latein |
Entstehungsort | Leipzig |
Zielort | o.O. |
Gedicht? | nein |
Incipit | Sero potui tuo luculento |
Link zur Handschrift | |
Regest vorhanden? | ja |
Paratext ? | ja |
Paratext zu | Thukydides, Historiae, 1565 |
Kurzbeschreibung | In dem Brief lobt Camerarius Estienne für seinen Einsatz für die Bildung. Gegenüber der Thukykdides-Ausgabe des Lorenzo Valla lässt Camerarius Vorbehalte erkennen. Camerarius beklagt die Geringschätzung, die dem Stand der Gelehrten gegenüber gezeigt wird. Er schließt mit der Aufforderung an Estienne, weiterhin so nützliche Editionen mit Kommentaren zu antiken Schriftstellern in beiden Sprachen herauszugeben. |
Anlass | |
Register | Briefe/Widmungsbriefe; Geschenksendung |
Handschrift | unbekannt |
Bearbeitungsstand | korrigiert |
Notizen | |
Wiedervorlage | ja |
Bearbeiter | Benutzer:JS |
Gegengelesen von | |
Datumsstempel | 17.12.2019 |
Werksigle | OCEp 1439 |
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Zitation | Camerarius an Estienne, 13.08.1565, bearbeitet von Jochen Schultheiß (17.12.2019), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_1439 |
Ausreifungsgrad | Druck |
Erstdruck in | Thukydides, Historiae, 1565 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | Bl. A2r-A8v |
Wird erwähnt in | |
Fremdbrief? | nein |
Absender | Joachim Camerarius I. |
Empfänger | Henri Estienne |
Datum | 1565/08/13 |
Datum gesichert? | ja |
Bemerkungen zum Datum | Datierung am Briefende: Id. VIL. LXV. |
Sprache | Latein |
Entstehungsort | Leipzig |
Zielort | o.O. |
Gedicht? | nein |
Incipit | Sero potui tuo luculento |
Regest vorhanden? | ja |
Paratext ? | ja |
Paratext zu | Thukydides, Historiae, 1565 |
Kurzbeschreibung | In dem Brief lobt Camerarius Estienne für seinen Einsatz für die Bildung. Gegenüber der Thukykdides-Ausgabe des Lorenzo Valla lässt Camerarius Vorbehalte erkennen. Camerarius beklagt die Geringschätzung, die dem Stand der Gelehrten gegenüber gezeigt wird. Er schließt mit der Aufforderung an Estienne, weiterhin so nützliche Editionen mit Kommentaren zu antiken Schriftstellern in beiden Sprachen herauszugeben. |
Register | Briefe/Widmungsbriefe; Geschenksendung |
Datumsstempel | 17.12.2019 |
Regest
Erst spät habe sich Camerarius des reichhaltigen Geschenks von Estienne bemächtigen können. Als er dessen nach langer Zeit und vieler Bemühung teilhaftig wurde, habe ihn unglaubliche Freude ergriffen (Anm. 1). Camerarius bedankt sich für die Wertschätzung, die Estienne damit seiner Gelehrsamkeit entgegenbringe. Sein ganzes Leben habe Camerarius darauf verwandt, sich diese zu erwerben. Er selbst schätze sie nur gering ein. Alles andere habe er ihr stets hintangesetzt, und dies, obwohl sich ihm hierbei von erster Jugend an viele Hindernisse entgegengestellt hätten (A2v). Und auch jetzt noch verharre er trotz immer schwerer lastendem Alter 'wie eine Maus im Pech' (Anm. 2) in dieser Form der Studien, und lasse, auch wenn er nun ein Greis sei, nicht davon ab, die Musen zu lieben, die ihn immer noch wohlwollend hüteten und schmeichelnd umarmten, so dass er in dem gewohnten Umgang mit ihnen häufig seine angenehme Ruhe finde.
Estiennes aufmunternder Brief habe Camerarius gerade in einer Zeit der Niedergeschlagenheit und der Besorgtheit sehr erheitert. Hierüber mehr zu schreiben halte er jedoch nicht für nötig, und er hoffe, dass diese Notwendigkeit auch nicht eintreten werde (A3r). Hier nur soviel: Unerhörtes sei versucht worden.
Statt dieses zu vertiefen kehre er nun zu Estiennes Geschenk zurück und zu seinen lobenden Aussagen über Camerarius. Als Camerarius diese gelesen habe, musste er immer an die Zweifel eines Hirten bei Vergil denken. Mit welchen Geschenken solle er einen solchen Gesang erwidern? (Ecl. 5, 81; ferner Aen. 1, 600f.). Da nun Estienne die Werke des Camerarius schätze, warum solle er ihm dann nicht mit diesem Anschreiben (cum hac compellatione) seine Übersetzungen einiger Stellen aus Thukydides sowie die Kommentierungen zu den Werken dieses Autors zusenden (A3v). Camerarius vertraue darauf, dass Estienne diese gerne lesen werde, sei es aufgrund seiner Zuneigung zu Camerarius, sei es aus dem neugierigen Verlangen, zu erfahren, was Camerarius vorgelegt habe.
Estienne erwähne Valla (A4r; Anm. 3). Über dessen Werk denke Camerarius nicht schlecht, und wie immer es zu beurteilen sei, müsse man ihm dankbar dafür sein. Dennoch könne nicht geleugnet werden, dass er in den meisten Teilen die Erwartungen von gebildeten und aufmerksamen Lesern enttäusche. Camerarius würde sich darüber ärgern, dass Estienne, ein so bedeutender Mann, der in so viele Aufgaben involviert sei und bis zur Erschöpfung so sehr zu kämpfen habe, wegen dieser (Vallas) Arbeit so viele Beschwerlichkeiten hätte auf sich nehmen müssen, wenn er nicht davon überzeugt wäre, dass alle diese Mühen ausgeblichen würden.
Die in Estiennes Brief ausgesprochenen öffentliche Empfehlung habe Camerarius nicht nur erfreut, sondern ihm auch ein Gefühl der Erhebung gegeben. Es solle den beiden vergönnt sein, in vertrautem Verhältnis über Briefe miteinander zu kommunizieren und den Ertrag der wechselseitigen Zuneigung in einer nicht vorgetäuschten Freundschaft einzubringen.
Daraufhin schließt Camerarius eine Reflexion über die Schwierigkeiten des Lebensentwurfs eines Gelehrten und vergleicht diesen mit dem des Politiker, des Geschäftsmanns und des Theologen (A4v-A7v). Er beklagt die undankbare Stellung des Gelehrten, der sich der Suche nach der Wahrheit verschreibt, aber von den anderen Berufsständen nur abschätzig beurteilt werde. Camerarius lobt Estienne für seine Verdienste um die Gelehrsamkeit (res scholastica; A7v), da er nicht nur in seiner Offizin die besten Autoren in beiden Sprachen in korrigierter Textgestalt herausgebe (optimis autoribus utriusque linguae emendate proferendis), sondern deren Schriften auch noch mit seinen höchste gelehrten Kommentare erläutere (illustrando horum etiam scripta doctissimis et eruditissimis commentationibus tuis; A8r). Camerarius bittet Estienne darum, hiervon nie abzulassen.
In einem Postskript fügt Camerarius hinzu, dass er beim Schreiben die traurige Nachricht vom Tod des Adrien Turnèbe erhalten habe (A8r/v). Das Ableben dieses gebildeten Mannes bedeute für Camerarius' Schaffen einen herben Verlust und müsse Estienne und seinesgleichen noch mehr an Mühe und Sorgen bereiten.
(Jochen Schultheiß)
Anmerkungen
- Anm. 1: Worum es sich bei diesem Geschenk handelt, wird erst im Verlauf des Widmungsbriefes deutlich. Estienne hat im Jahr 1564 eine Thukydides-Ausgabe mit der Übersetzung des Lorenzo Valla herausgegeben und diese Camerarius gewidmet. Auf diesen Druck nimmt Camerarius weiter unten Bezug.
- Anm. 2: Sprichwörtlicher Vergleich zum Ausdruck des Haftenbleibens.
- Anm. 3: Aus dem vorliegenden Brief wird nicht eindeutig ersichtlich, um welchen Träger dieses Namens es sich handelt. Es muss sich in diesem Kontext jedoch um Lorenzo Valla handeln (siehe Anm. 1).