Camerarius an Neuenahr, 13.02.1566: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Joachim Camerarius (1500-1574)
Wechseln zu: Navigation, Suche
 
(7 dazwischenliegende Versionen von 2 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 13: Zeile 13:
|Entstehungsort=Leipzig
|Entstehungsort=Leipzig
|Zielort=o.O.
|Zielort=o.O.
|Gedicht_jn=ja
|Gedicht_jn=nein
|Incipit=Litteras Gen. Nob. Tuae una cum libello adiuncto accepi eruditae doctrinae
|Incipit=Litteras Gen. Nob. Tuae una cum libello adiuncto accepi eruditae doctrinae
|Register=Reichstag 1566 (Augsburg);Büchersendung;Briefe/Wissenschaftlicher Austausch;Geschichtsschreibung
|Register=Reichstag 1566 (Augsburg);Büchersendung;Briefe/Wissenschaftlicher Austausch;Geschichtsschreibung
|Paratext_jn=nein
|Paratext_jn=nein
|Regest_jn=ja
|Regest_jn=ja
|Notizen=VG, 2.8.22: Die Formulierung "historia Apostolica" wird sich auf Camerarius, Expositio de apostolis, 1566 beziehen und nicht auf die Apostelgeschichte des Lukas (lat. Actus Apostolorum). Denn diese erscheinen schon 1556: Camerarius, Notatio figurarum orationis in apostolicis scriptis (Werk), 1556.
|Handschrift=unbekannt
|Handschrift=unbekannt
|Bearbeitungsstand=korrigiert
|Bearbeitungsstand=validiert
|Wiedervorlage=ja
|Wiedervorlage=ja
|Bearbeiter=MH; VG
|Bearbeiter=MH; VG
|Gegengelesen=US
}}
}}
=== Regest ===
=== Regest ===
Zeile 27: Zeile 29:
N. habe höflich nach C.s Meinung über jenes Buch gefragt, das mit gewichtigem Titel und großen Ankündigungen (''opulenta professio'') daherkomme, doch habe C. dem Urteil von N. nichts hinzuzufügen, welches die dreiste Neuartigkeit dieser Schrift missbillige, da sie die Würde der Antike untergrabe. C. selbst habe bemerkt, dass dieser Kreis von Neuerern (νεοθεσσάλων) seine Kunst auch zu Ungunsten der Lehren der Antike ausübe. Dies sei jedoch nicht das größte Problem der aktuellen Zeit.<br>
N. habe höflich nach C.s Meinung über jenes Buch gefragt, das mit gewichtigem Titel und großen Ankündigungen (''opulenta professio'') daherkomme, doch habe C. dem Urteil von N. nichts hinzuzufügen, welches die dreiste Neuartigkeit dieser Schrift missbillige, da sie die Würde der Antike untergrabe. C. selbst habe bemerkt, dass dieser Kreis von Neuerern (νεοθεσσάλων) seine Kunst auch zu Ungunsten der Lehren der Antike ausübe. Dies sei jedoch nicht das größte Problem der aktuellen Zeit.<br>
Dass N. das Buch von C. gefallen habe und die darin geäußerten Meinungen N.s Zustimmung fänden, bereite C. große Freude. In der Vorrede dazu habe er die Meinungen anderer durchaus bedacht, aber auch gemeint, denjenigen Dingen, die (allzu) augenfällig seien, mißtrauen und widersprechen zu müssen, da sie Ausdruck dreister Eigensinnigkeit und sträflicher Verstocktheit seien. Mehr dazu hätte er zwar sagen können, wollte es aber mit Rücksicht auf die Konventionen einer Vorrede und aus Verdruß über dergleichen Dinge nicht tun. Jeder müsse da sein eigenes Urteil fällen.<br>
Dass N. das Buch von C. gefallen habe und die darin geäußerten Meinungen N.s Zustimmung fänden, bereite C. große Freude. In der Vorrede dazu habe er die Meinungen anderer durchaus bedacht, aber auch gemeint, denjenigen Dingen, die (allzu) augenfällig seien, mißtrauen und widersprechen zu müssen, da sie Ausdruck dreister Eigensinnigkeit und sträflicher Verstocktheit seien. Mehr dazu hätte er zwar sagen können, wollte es aber mit Rücksicht auf die Konventionen einer Vorrede und aus Verdruß über dergleichen Dinge nicht tun. Jeder müsse da sein eigenes Urteil fällen.<br>
Hier (in Leipzig) habe er einige kurze historische Darstellungen aus Frankreich zu Gesicht bekommen. Außerdem habe ihm einer seiner Söhne, der in [[Erwähnter Ort::Paris]] studieren soll, einige solche Schriften geschickt. Zwar sei C. nicht mit allem einverstanden, aber was bedeute das schon? Darüber persönlich mehr, man solle schließlich nicht alles zu Papier bringen, was einem durch den Kopf gehe.<br>
Hier (in Leipzig) habe er einige kurze historische Darstellungen aus Frankreich zu Gesicht bekommen. Außerdem habe ihm [[Erwähnte Person::Ludwig Camerarius|einer seiner Söhne]], der in [[Erwähnter Ort::Paris]] studiere (? ''qui studere debet Lutetiae''), einige solche Schriften geschickt. Zwar sei C. nicht mit allem darin einverstanden, aber was bedeute das schon? Darüber persönlich mehr, man solle schließlich nicht alles zu Papier bringen, was einem durch den Kopf gehe.<br>
Was die Schriften anbelange, habe er noch eine weitere gefunden, deren Titel er gesondert notieren werde. Wenn aber noch Weiteres ediert werde, wünsche er davon zu erfahren. Geschichtswerke lese er nämlich besonders gern.<br>
Bei einer dieser Schriften habe er den Titel gesondert notiert. Wenn es noch mehr dergleichen gebe, wünsche er davon zu erfahren. Geschichtswerke lese er nämlich besonders gern.<br>
Neulich habe C. eine [[Erwähntes Werk::Camerarius, Expositio de apostolis, 1566|Darstellung der Apostelgeschichte]] fertiggestellt. Einen Auszug davon habe er diesem Brief beigefügt. Auch mit [[Erwähnte Person::Philipp Melanchthon]] habe er sich über die anstehenden Neuerscheinungen aus dessen örtlicher Offizin ausgetauscht. So habe er den wahren Tatsachen nachgespürt und sie so dargestellt, dass er hoffe, dass sie den Lesern von Nutzen sein werden, damit sie (die Leser), wenn sie an einer Diskussion teilnehmen, nicht unvertraut mit den begonnenen Gesprächen und angemessen über das Zeitgeschehen informiert seien. Zwar werde das nicht allen gefallen, aber nach [[Erwähnte Person::Theognis von Megara|Theognis]] (Elegien I,25-26) könne es selbst Zeus nicht allen recht machen.
Neulich habe C. eine [[Erwähntes Werk::Camerarius, Expositio de apostolis, 1566|Darstellung der Apostel]] fertiggestellt. Einen Auszug davon habe er diesem Brief beigefügt. Auch über [[Erwähntes Werk::Camerarius, Vita Philippi Melanchthonis, 1566|Philipp Melanchthon]] habe er geschrieben; das Manuskript liege bereits in der Druckerei. Er habe den wahren Tatsachen nachgespürt und sie so dargestellt, dass sie hoffentlich den Lesern von Nutzen seien. Eingestreut seien einige ''disputationes'', die sowohl zur Erzählung paßten als auch zu den politischen Themen ihrer Zeit. Zwar werde das nicht allen gefallen, aber nach [[Erwähnte Person::Theognis von Megara|Theognis]] (Elegien I,25-26) könne es selbst Zeus nicht allen recht machen.
Doch störe C. schon viel zu lange den mit schwierigen Staatsgeschäften beschäftigten N. und werde nun diesen Brief beenden. Er erbete Gottes Beistand bei den Beratungen, auf dass sie zu einem guten Ende für die Kirche kommen mögen: Dadurch werde auch die Wohlfahrt des Staates gesichert.
Doch störe C. schon viel zu lange den mit schwierigen Staatsgeschäften beschäftigten N. und werde nun diesen Brief beenden. Er erbitte Gottes Beistand bei den Beratungen (am Reichstag), auf dass sie zu einem guten Ende für die Kirche kämen: Dadurch werde auch die Wohlfahrt des Staates gesichert.
Lebewohl.  
Lebewohl.  
<br>(Michael Pöschmann)
<br>(Michael Pöschmann / Ulrich Schlegelmilch)

Aktuelle Version vom 4. November 2024, 23:28 Uhr



Chronologisch vorhergehende Briefe
Briefe mit demselben Datum
Chronologisch folgende Briefe
 Briefdatum
Camerarius an Neuenahr, 09.11.15659 November 1565 JL
Camerarius an Neuenahr, 11.05.156311 Mai 1563 JL
Camerarius an Neuenahr, 16.02.156316 Februar 1563 JL
 Briefdatum
Camerarius an Neuenahr, 13.02.156613 Februar 1566 JL
 Briefdatum
Camerarius an Neuenahr, 13.01.156913 Januar 1569 JL
Camerarius an Neuenahr, 13.01.157013 Januar 1570 JL
Camerarius an Neuenahr, 15.07.157015 Juli 1570 JL
Werksigle OCEp 0480
Zitation Camerarius an Neuenahr, 13.02.1566, bearbeitet von Manuel Huth und Vinzenz Gottlieb (04.11.2024), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_0480
Besitzende Institution
Signatur, Blatt/Seite
Ausreifungsgrad Druck
Erstdruck in Camerarius, Epistolae familiares, 1583
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck S. 023-025
Zweitdruck in
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck
Sonstige Editionen
Wird erwähnt in
Fremdbrief? nein
Absender Joachim Camerarius I.
Empfänger Hermann von Neuenahr d.J.
Datum 1566/02/13
Datum gesichert? ja
Bemerkungen zum Datum Id. Februar. 66 (Datum laut Druck)
Unscharfes Datum Beginn
Unscharfes Datum Ende
Sprache Latein
Entstehungsort Leipzig
Zielort o.O.
Gedicht? nein
Incipit Litteras Gen. Nob. Tuae una cum libello adiuncto accepi eruditae doctrinae
Link zur Handschrift
Regest vorhanden? ja
Paratext ? nein
Paratext zu
Kurzbeschreibung
Anlass
Register Reichstag 1566 (Augsburg); Büchersendung; Briefe/Wissenschaftlicher Austausch; Geschichtsschreibung
Handschrift unbekannt
Bearbeitungsstand validiert
Notizen VG, 2.8.22: Die Formulierung "historia Apostolica" wird sich auf Camerarius, Expositio de apostolis, 1566 beziehen und nicht auf die Apostelgeschichte des Lukas (lat. Actus Apostolorum). Denn diese erscheinen schon 1556: Camerarius, Notatio figurarum orationis in apostolicis scriptis (Werk), 1556.
Wiedervorlage ja
Bearbeiter Benutzer:MH; Benutzer:VG
Gegengelesen von Benutzer:US
Datumsstempel 4.11.2024
Werksigle OCEp 0480
Zitation Camerarius an Neuenahr, 13.02.1566, bearbeitet von Manuel Huth und Vinzenz Gottlieb (04.11.2024), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_0480
Ausreifungsgrad Druck
Erstdruck in Camerarius, Epistolae familiares, 1583
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck S. 023-025
Fremdbrief? nein
Absender Joachim Camerarius I.
Empfänger Hermann von Neuenahr d.J.
Datum 1566/02/13
Datum gesichert? ja
Bemerkungen zum Datum Id. Februar. 66 (Datum laut Druck)
Sprache Latein
Entstehungsort Leipzig
Zielort o.O.
Gedicht? nein
Incipit Litteras Gen. Nob. Tuae una cum libello adiuncto accepi eruditae doctrinae
Regest vorhanden? ja
Paratext ? nein
Register Reichstag 1566 (Augsburg); Büchersendung; Briefe/Wissenschaftlicher Austausch; Geschichtsschreibung
Datumsstempel 4.11.2024


Regest

Den im letzten Jahr von N. geschriebenen Brief, in dem sich seine Gelehrsamkeit und sein Wohlwollen gegenüber C. widerspiegelten, habe dieser nun zusammen mit dem beigefügten Druck erhalten. Dies sei der erste Brief, den C. dieses Jahr von N. erhalten habe. Er wisse, dass N. mittlerweile zum Reichstag in Augsburg gereist sei, sodass er sich bemüht habe, den Antwortbrief dorthin zustellen zu lassen.
N. habe höflich nach C.s Meinung über jenes Buch gefragt, das mit gewichtigem Titel und großen Ankündigungen (opulenta professio) daherkomme, doch habe C. dem Urteil von N. nichts hinzuzufügen, welches die dreiste Neuartigkeit dieser Schrift missbillige, da sie die Würde der Antike untergrabe. C. selbst habe bemerkt, dass dieser Kreis von Neuerern (νεοθεσσάλων) seine Kunst auch zu Ungunsten der Lehren der Antike ausübe. Dies sei jedoch nicht das größte Problem der aktuellen Zeit.
Dass N. das Buch von C. gefallen habe und die darin geäußerten Meinungen N.s Zustimmung fänden, bereite C. große Freude. In der Vorrede dazu habe er die Meinungen anderer durchaus bedacht, aber auch gemeint, denjenigen Dingen, die (allzu) augenfällig seien, mißtrauen und widersprechen zu müssen, da sie Ausdruck dreister Eigensinnigkeit und sträflicher Verstocktheit seien. Mehr dazu hätte er zwar sagen können, wollte es aber mit Rücksicht auf die Konventionen einer Vorrede und aus Verdruß über dergleichen Dinge nicht tun. Jeder müsse da sein eigenes Urteil fällen.
Hier (in Leipzig) habe er einige kurze historische Darstellungen aus Frankreich zu Gesicht bekommen. Außerdem habe ihm einer seiner Söhne, der in Paris studiere (? qui studere debet Lutetiae), einige solche Schriften geschickt. Zwar sei C. nicht mit allem darin einverstanden, aber was bedeute das schon? Darüber persönlich mehr, man solle schließlich nicht alles zu Papier bringen, was einem durch den Kopf gehe.
Bei einer dieser Schriften habe er den Titel gesondert notiert. Wenn es noch mehr dergleichen gebe, wünsche er davon zu erfahren. Geschichtswerke lese er nämlich besonders gern.
Neulich habe C. eine Darstellung der Apostel fertiggestellt. Einen Auszug davon habe er diesem Brief beigefügt. Auch über Philipp Melanchthon habe er geschrieben; das Manuskript liege bereits in der Druckerei. Er habe den wahren Tatsachen nachgespürt und sie so dargestellt, dass sie hoffentlich den Lesern von Nutzen seien. Eingestreut seien einige disputationes, die sowohl zur Erzählung paßten als auch zu den politischen Themen ihrer Zeit. Zwar werde das nicht allen gefallen, aber nach Theognis (Elegien I,25-26) könne es selbst Zeus nicht allen recht machen. Doch störe C. schon viel zu lange den mit schwierigen Staatsgeschäften beschäftigten N. und werde nun diesen Brief beenden. Er erbitte Gottes Beistand bei den Beratungen (am Reichstag), auf dass sie zu einem guten Ende für die Kirche kämen: Dadurch werde auch die Wohlfahrt des Staates gesichert. Lebewohl.
(Michael Pöschmann / Ulrich Schlegelmilch)