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Aus Joachim Camerarius (1500-1574)
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Hier darf eine Anekdote nicht fehlen, die Georg Andreas Will in seinem Nürnbergischen Gelehrtenlexikon zu Camerarius' Freund in Nürnberg [[Erwähnte Person::Michael Roting]] bringt: Demnach habe Camerarius Roting "zur Zeit der Bauernaufruhr", also vermutlich 1525, im letzten Moment vor der Amputation eines entzündeten Schenkels bewahrt und ihm jede Hilfe versprochen. Schließlich habe Camerarius Roting unter Anwendung von Guajak sogar geheilt.<ref>"Zur Zeit der damaligen Bauern-Aufruhr hat [Roting] sich zu Bamberg eines entzuendeten Schenkels halben eine Zeitlang aufgehalten; und da ihm derselbe hat sollen abgeschnitten werden/ auch schon deswegen gebunden gewesen ist/ kam ohngefaehr Joach[im] Camerarius dazu und sagte: Nicht/ mein Freund/ Michael/ es ist besser zween als einen Schenkel haben/ ich will dir mit Huelf und Rath nach Moeglichkeit beyspringen. Wie er ihn denn auch hernach mit der Kur ''ligni Guaiaci'' gluecklich wieder herstellen lassen" ([[Will 1757]], 411).</ref>
Hier darf eine Anekdote nicht fehlen, die Georg Andreas Will in seinem Nürnbergischen Gelehrtenlexikon zu Camerarius' Freund in Nürnberg [[Erwähnte Person::Michael Roting]] bringt: Demnach habe Camerarius Roting "zur Zeit der Bauernaufruhr", also vermutlich 1525, im letzten Moment vor der Amputation eines entzündeten Schenkels bewahrt und ihm jede Hilfe versprochen. Schließlich habe Camerarius Roting unter Anwendung von Guajak sogar geheilt.<ref>"Zur Zeit der damaligen Bauern-Aufruhr hat [Roting] sich zu Bamberg eines entzuendeten Schenkels halben eine Zeitlang aufgehalten; und da ihm derselbe hat sollen abgeschnitten werden/ auch schon deswegen gebunden gewesen ist/ kam ohngefaehr Joach[im] Camerarius dazu und sagte: Nicht/ mein Freund/ Michael/ es ist besser zween als einen Schenkel haben/ ich will dir mit Huelf und Rath nach Moeglichkeit beyspringen. Wie er ihn denn auch hernach mit der Kur ''ligni Guaiaci'' gluecklich wieder herstellen lassen" ([[Will 1757]], 411).</ref>
Will bringt leider keine Quellen für seine Anekdote an, weshalb sie sich kaum bestätigen lässt. Das Krankheitsbild erinnert offensichtlich an das offene Geschwür am linken Bein, das Camerarius zwischen 1529 und 1542 über ein Jahrzehnt hinweg plagte ([[#Malum pedis inveteratum - Ein hartnäckiges Geschwür|'''s.u.''']]). Auch hier brachte Guajak die Heilung. Man sollte meinen, dass Camerarius schneller zu diesem Mittel gegriffen hätte, wenn er mit Rotings Fall bereits zuvor solch positive Erfahrungen in seinem Bekanntenkreis gemacht hätte. Andererseits galt die Guajakkur als äußerst intensiv und auch dem Vorbild [[Erwähnte Person::Ulrich von Hutten|Ulrichs von Hutten]], das er ungeachtet Wills Anekdote auf jeden Fall hatte, folgte Camerarius nicht sofort.
Will bringt leider keine Quellen für seine Anekdote an, weshalb sie sich bis auf Weiteres kaum bestätigen lässt. Das Krankheitsbild erinnert offensichtlich an das offene Geschwür am linken Bein, das Camerarius zwischen 1529 und 1542 über ein Jahrzehnt hinweg plagte ([[#Malum pedis inveteratum - Ein hartnäckiges Geschwür|'''s.u.''']]). Auch hier brachte Guajak die Heilung. Man sollte meinen, dass Camerarius schneller zu diesem Mittel gegriffen hätte, wenn er mit Rotings Fall bereits zuvor solch positive Erfahrungen in seinem Bekanntenkreis gemacht hätte. Andererseits galt die Guajakkur als äußerst intensiv und auch dem Vorbild [[Erwähnte Person::Ulrich von Hutten|Ulrichs von Hutten]], das er ungeachtet Wills Anekdote auf jeden Fall hatte, folgte Camerarius nicht sofort.


Ebenso wurden innerhalb von Camerarius' eigener Familie medizinische Ratschläge und Medikamente weitergegeben, wie ein handschriftlich überlieferter Brief von Camerarius' Schwiegersohn [[Erwähnte Person::Esrom Rüdinger]] vom 05.04.1558 belegt:<ref>Vgl. [[Jonge 1980]].</ref>  
Ebenso wurden innerhalb von Camerarius' eigener Familie medizinische Ratschläge und Medikamente weitergegeben, wie ein handschriftlich überlieferter Brief von Camerarius' Schwiegersohn [[Erwähnte Person::Esrom Rüdinger]] vom 05.04.1558 belegt:<ref>Vgl. [[Jonge 1980]].</ref>  

Version vom 31. Oktober 2023, 19:17 Uhr

Benutzer:HIWI/Notes

Medizin (CamLex)

Zur Medizin in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts

Ärzte, Handwerkschirurgen und Laienheiler

Die praktische Medizin der frühen Neuzeit zeichnete sich durch die Pluralität der Behandlungsmöglichkeiten aus. So wird man in den meisten Fällen im Rahmen von Selbstbehandlung zunächst auf das eigene medizinische Wissen sowie auf die Kenntnisse von Freunden und Bekannten zurückgegriffen haben. Für eine gebildete Minderheit standen hierfür volkssprachige medizinische Werke zur Verfügung, ein noch geringerer Prozentsatz konnte auch auf die lateinischsprachigen antiken Quellen zurückgreifen. Für die Mehrheit war aber der mündliche Austausch das entscheidende Medium.[1] Selbst Angehörige der obersten Gesellschaftsschichten waren so bemüht, medizinisches Wissen zu erwerben und auch anzuwenden.[2] Das medizinische Laienwissen, dass sich auf diese Weise verbreitete, war umfangreich genug und von ausreichender Qualität, dass auch professionelle Heiler und Ärzte es nicht pauschal ablehnten, sondern immer wieder Heilmittel und Heilmethoden aus dem Wissenschatz des einfachen Volkes in ihre Therapien aufnahmen.[3]

War das medizinische Laienwissen nicht ausreichend, hatten Kranke immer noch die Auswahl zwischen zahlreichen mehr oder weniger professionellen Heilern und Ärzten: Zeigte eine Behandlungsmethode keinen Erfolg, konnte man also einfach eine der zahlreichen Alternativen ausprobieren.[4]
So standen ihnen im Allgemeinen einerseits verschiedene studierte Ärzte (physici) zur Verfügung, die oft unterschiedliche Herangehensweisen an ein und dieselbe Krankheit verfolgten. Sie waren Gelehrte und absolvierten nach einer Schulausbildung, die auch das Studium der lateinischen Sprache umfasste, ein Studium an einer Universität; dort durchliefen sie zunächst das Curriculum der Artistenfakultät und machten sich intensiv mit der Philosophie des Aristoteles vertraut, um im Anschluss mehrere Jahre an der Medizinischen Fakultät zu studieren.[5] Diese schlossen sie typischerweise mit einem Magister- oder Doktortitel ab.[6] Nicht wenige Ärzte hatten an mehreren verschiedenen Universitäten studiert. Oft verbrachten sie einen Teil ihres Studiums im Ausland, typischerweise in Italien oder Frankreich, aber auch in England; auf diese Weise erweiterten sie ihr persönliches Netzwerk und profitierten von dem Wissen und den Erfahrungen ausländischer Koryphäen.[7] Ihre Dienste waren oft nicht billig, doch im Ernstfall konnten sich wohl die meisten Menschen auch aus ärmeren Schichten eine Konsultation sehr wohl leisten, zumal die dauerhaft von der Stadt angestellten "Stadtärzte" oft verpflichtet waren, ihre Dienste billig oder gar umsonst anzubieten.[8]
Auf der anderen Seite standen die zahlreichen Bader, Barbiere und Handwerkschirurgen, die Apotheker sowie die verschiedensten Laienheiler und Quacksalber. Üblicherweise war die Behandlung von Vorgängen im Körperinneren sowie die Verabreichung von innerlich wirkenden Medikamenten Aufgabe der physici. Chirurgen dagegen kümmerten sich mittels Salben und Verbänden sowie chirurgischen Eingriffen um äußere Wunden, Geschwüre, ausgerenkte Gelenke, Knochen- und Gewebebrüche. Manche spezialisierten sich auf das Ziehen von Zähnen, die Behandlung des Grauen Stares mittels des Starstechens oder die Lithotomie, das Herausschneiden von Harnsteinen.[9] Auch für Aderlässe waren Chirurgen zuständig,[10] wobei solche kleineren Eingriffe auch oft von Badern und Barbieren vorgenommen wurden; von diesen freilich suchten sich die Handwerkschirurgen wiederum zu distanzieren.[11] Sie waren Handwerker und mussten eine lange und gründliche Ausbildung sowie eine Abschlussprüfung absolvieren, um ihren Beruf ausüben zu dürfen.[12] Typischerweise waren sie in Zünften organisiert,[13] deren Gesetze ihnen das Monopol auf chirurgische Eingriffe sicherten. Während die studierten Ärzte somit gezwungen waren, sich auf ihren Bereich zu beschränken, hinderte die handwerklichen Heiler in der Praxis nichts daran, auch auf dem Gebiet der inneren Medizin aktiv zu werden, was sie vielfach auch taten.[14]
Die dritte Gruppe, die offiziell im Gesundheitssektor tätig war, waren die Apotheker. Historisch waren sie Gewürzhändler, von denen sich einige mehr und mehr auf medizinische Produkte spezialisiert hatten, bis sie bis spätestens zum 16. Jahrhundert das Monopol auf diese hatten. Ärzten und Chirurgen war der Anbau von Heilpflanzen meist nur noch zum Eigenbedarf gestattet; sie waren es zwar, die den Patienten Rezepte ausstellten, diese wurden aber von einem Apotheker ausgeführt.[15] Die gelehrten Ärzte forderten dafür, meist erfolgreich, für sich das Recht ein, die örtlichen Apotheken regelmäßig zu inspizieren und ihre Vorratshaltung zu überwachen. Wie die Handwerkschirurgen waren auch die Apotheker oft Mitglieder in einer Kaufmannsgilde, die ihre Interessen schützte.[16]
Trotz des dadurch entstehenden Konfliktpotenzials scheinen die drei Welten in der Praxis aber meist recht problemlos miteinander zusammengearbeitet haben. Die Arbeitsteilung zwischen Heilern und Apothekern war ohnehin recht klar definiert; ebenso scheinen Ärzte und Chirurgen je nach Zeit und Ort recht gut kooperiert und teilweise sogar voneinander gelernt zu haben.[17] Vielfach forderten Krankheiten wie Krebs oder Syphilis auch die gleichzeitige interne und externe Behandlung durch einen Arzt und einen Chirurgen[18] und ganz besonders bei gesellschaftlich hoch gestellten Patienten war eine Kooperation oft üblich.[19]

Dagegen waren Laienheiler und Quacksalber ohne Studium oder handwerkliche Ausbildung der Gegenstand heftiger Polemik von Seiten der studierten Ärzte.[20] Im Fall der fahrenden Heiler (medici circumforanei), die allerdings unbedingt von den bereits erwähnten, meist ebenfalls nicht sesshaften Okulisten (Starstechern) und Steinschneidern zu unterscheiden sind,[21] scheint diese auch aus heutiger Perspektive durchaus berechtigt: Generell unterlagen sie als fahrende Händler zwar meist den üblichen Regulierungen für Märkte, jedoch nur selten einer ärztlichen Aufsicht,[22] und bis absehbar war, ob ihre Kuren Wirkung zeigten, waren sie schon lange wieder außer Landes. Somit ergab sich hier reichlich Freiheit für Betrüger und Scharlatane.[23] Dennoch stellten fahrende Heiler in Gegenden ohne sesshafte Ärzte oder Chirurgen wie Süditalien eine wichtige Ergänzung des Gesundheitswesens dar.[24] Für den deutschsprachigen Raum ist ihre Rolle jedoch insgesamt eher als gering einzuschätzen.[25]
Die sesshaften Laienheiler (empirici, vetulae) dagegen nahmen gerade auf dem Land eine zentrale Rolle in der Krankenversorgung ein; entsprechend zeigte die gegen sie gerichtete Polemik der Ärzte eher geringe Wirkung.[26] Sogar die physici selbst suchten sie bisweilen auf,[27] und auch die lokalen Autoritäten sahen keinen Grund, ihren Untertanen (und sich selbst) einer Gruppe fähiger und gerne konsultierter Heiler zu berauben.[28]

Lange Zeit spiegelte die medizinische Forschung die Haltung der zeitgenössischen Ärzte wieder, indem sie "offiziell qualifizierte" Heiler wie Ärzte, Handwerkschirurgen und Apotheker auf der einen Seite von den "nicht qualifizierten", teils betrügerischen Laienheilern unterschied. Die Realität des 16. Jahrhunderts offenbart jedoch ein weitaus komplexeres Bild, dem Vivian Nutton Rechnung zu tragen sucht, indem er die verschiedenen Heilberufe als Facetten eines "kaleidoscope of healing" bezeichnet:[29] Wie die Behandlung durch einen studierten Arzt nach moderner Ansicht bisweilen eher schaden als nützen konnte,[30] waren viele der Laienheiler durchaus fähig und ihre Heilmethoden oft zumindest nicht weniger wirksam als die der physici. Gerade für viele Angehörige niedriger Gesellschafts stellten sie eine legitime Alternative zur Behandlung durch einen Arzt dar.
Es scheint gar, dass die medizinischen Vorstellungen der Laienmedizin mit der Zeit so dominant wurden, dass sie zwar nicht in der Theorie, wohl aber in der Praxis der akademischen Medizin einen Bewusstseinswandel bewirkten und das Bild, das man sich von Krankheit machte, nachhaltig prägten. Die Folge war eine nicht geringe konzeptuelle Diskrepanz zwischen der universitären Lehre und der alltäglichen Behandlung von Krankheit, die Gegenstand des folgenden Kapitels sein soll.

(Alexander Hubert)

Theorie und Praxis der akademischen Medizin

Galen und Hippokrates - Die theoretischen Grundlagen

Die universitäre Medizin des 16. Jahrhunderts unterschied sich insofern kaum von der des Mittelalters, als sie in ihren Theorien und Behandlungsformen auf den Schriften von Galen und Hippokrates basierte; diese standen seit Beginn des Jahrhunderts erstmals auch auf Griechisch zur Verfügung (s.u.). Ihre medizinischen Lehren hatten die Jahrhunderte überdauert und entsprachen den aktuellen wissenschaftlichen Ansprüchen. In den Augen der Menschen hatten sie ihren Nutzen wiederholt bewiesen: Schließlich wurden immer wieder Menschen unter ärztlicher Behandlung gesund.[31] "Something that had survived for so long and had centuries of apparently successful cures to its credit could not be dismissed as worthless."[32] Neben Galen und Hippokrates war Avicennas "Canon medicinae" als systematisch geordnetes Lehrwerk in Gebrauch, bis es in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts von Jean Fernels ebenfalls auf Galens und Hippokrates' Werken basierender "Universa medicina" abgelöst wurde.[33]
Galen und Hippokrates waren ihrerseits wiederum ganz der Philosophie des Aristoteles verpflichtet, die somit das Grundgerüst der gesamten theoretischen Medizin bildete;[34] für deren Kenntnis sprach sich Galen höchstpersönlich in seiner Schrift "Quod optimus medicus sit quoque philosophus" aus. Dies ermöglichte es der Medizin als Fachgebiet letztlich, sich an der Universität zu etablieren, wo traditionell die Lehre der artes liberales nach Aristoteles' Schriften im Zentrum stand, obwohl die praktischen Inhalte der Medizin sie eigentlich näher ans Handwerk rückten.[35] Die profunde Kenntnis von Aristoteles' Naturphilosophie und das damit einhergehende tiefere Verständnis der Vorgänge im Körper sowie die eingehende Kenntnis der Schriften von Hippokrates und Galen bis zu einem Punkt, wo der Arzt zu einer Krankheit passende Belegstellen frei zitieren konnte, waren auch im 16. Jahrhundert noch das Merkmal, durch das sich die studierten Ärzte von anderen Heilern abgrenzten;[36] darauf weist nicht zuletzt auch die Berufsbezeichnung als physicus hin: Während der medicus praktisch arbeitet, ist der physicus Theoretiker und stützt sich in erster Linie auf das tiefere Weltverständnis, dass ihm seine Vertrautheit mit Aristoteles' Physik verleiht.[37] Nicht umsonst betonte auch Philipp Melanchthon in seiner Rede "De Hippokrate", dass die Kenntnis der Natur und der Ursachen für den Arzt so notwendig sei, dass jemand, der auf philosophische Bildung verzichte, nicht Arzt, sondern Henker genannt werden müsse.[38]
Auch wenn in dieser Zeit mit Paracelsus zunehmend auch neue Ideen in die Medizin Eingang fanden (s.u.), basierte diese in ihrer Theorie weiterhin größtenteils auf der antiken Humoralpathologie (Säftelehre) nach Galen. Dieser zufolge bestimmen sich Charakter, Aussehen und Gesundheit eines Menschen nach der individuellen Mischung der vier "Säfte" bzw. Primärqualitäten Blut (warm und feucht), Schleim (kalt und feucht), Gelbe Galle (warm und trocken) sowie Schwarze Galle (kalt und trocken);[39] der Makrokosmos der Welt, dessen Grundbestandteile nach Aristoteles die Primärqualitäten waren, fand somit im Mikrokosmos des menschlichen Körpers sein Spiegelbild.[40] Das individuelle Mischungsverhältnis der Flüssigkeiten bzw. Qualitäten bilden so das "Temperament" des einzelnen Menschen, das den Charakter, aber auch Haar- und Augenfarbe, Körperbau und eventuelle Anfälligkeiten für Krankheiten bestimmt.[41] Andererseits sind es in der Theorie Abweichungen von diesem individuellen idealen Mischungsverhältnis (intemperies, dyscrasia), die Krankheiten bewirken.[42] Krankheit ist somit in der universitären Theorie erstens immer ein Teil des Menschen, da sie eine Form der Abweichung von einem Idealzustand bedeutet; zweitens ist sie nach diesem Verständnis auch immer individuell, da der gesunde Zustand für jeden Menschen in einem anderen Mischungsverhältnis der Säfte liegt.[43]

Das praktische Verständnis - Krankheit als Fremdkörper

Während die intemperies, ein falsches Mischungsverhältnis der Säfte im Körper, noch im Mittelalter auch in der Behandlung von Krankheiten von großer Bedeutung war und in der theoretischen Medizin an den frühneuzeitlichen Universitäten eine durchaus große Rolle spielte,[44] dominierten in der medizinischen Praxis des 16. Jahrhunderts andere Ansätze.[45] Intemperies als Krankheitsursache spielte hier höchstens für einzelne Organe eine Rolle, nicht aber für den Körper im Ganzen,[46] "[u]nd selbst in diesen Fällen stand in der Regel nicht das Gleichgewicht der Säfte untereinander im Vordergrund, sondern das Mißverhältnis zum verfügbaren Raum".[47]
Stattdessen lässt sich in dieser Zeit beobachten, dass Krankheit zunehmend durch die Einwirkung fremder, verdorbener Stoffe erklärt wird, die sich im Körper lokal ansammeln und Probleme bereiten:[48] Diese Stoffe konnten von außen in den Körper gelangen, wie etwa die Miasmata (verdorbene Luft) oder Kontagien (krankhafte Stoffe in der Umwelt), die als auch in der klassischen galenistischen Lehre als Erklärung insbesondere für große Seuchen wie die Pest oder den Englischen Schweiß (↓ Pest, Schweiß und "Franzosenkrankheit" - Praktische Herausforderungen) herangezogen wurden.[49] Sie konnten aber auch im Körper entstehen, etwa durch "Verstopfungen" (obstructiones): Waren Durchgangswege im Körperinneren oder Ausscheidungswege blockiert, etwa durch zu zäh gewordene Galle, verblieb alte, minderwertige Materie im Körper.[50] Dies war deshalb gefährlich, weil sie dort beginnen konnte, zu faulen, wodurch erstens die Materie selbst krankhaft wurde und zweitens krankmachende Dämpfe (vapores) entstanden.[51] Beim Verfaulen entstand außerdem, wie jeder Laie im Alltag etwa auf seinem Misthaufen beobachten konnte, Hitze. Diese widernatürliche Hitze konnte sich als Fieber äußern.[52]
Dabei muss man sich vor Augen halten, dass der Körper laut frühneuzeitlicher Vorstellung sehr viel durchlässiger war als nach heutiger Vorstellung, sodass Feststoffe wie Nahrung ebenso wie Flüssigkeiten wie die Säfte und Dämpfe sich nahezu frei darin bewegen konnten,[53] und dass aufgrund der großen Bedeutung der vier Säfte auch deren Ausscheidung für äußerst wichtig erachtet wurde.[54] Zu den Ausscheidungsvorgängen zählten damit auch solche Prozesse, die wir heute nicht mehr unbedingt darunter zählen wie Schweiß,[55] Tränen, Haare und Samen, aber auch Menstrual- und Hämorrhoidalblutungen, bei denen, wie man glaubte, altes, verdorbenes oder überschüssiges Blut ausgeschieden wurde[56]. War einer dieser Ausscheidungswege weniger aktiv als üblich, bot dies sofort Anlass zur Sorge, da die Befürchtung bestand, Materie könnte sich stauen und verderben.[57] "Health consisted in clearing and cleansing the body, whilst blockages caused a build-up of putrid matter and consequent illness."[58]
Eine zweite häufige Ursache von im Körper entstandener verdorbener Materie war die mangelnde "Verkochung" der Nahrung:[59] Nach galenistischem Verständnis fanden im menschlichen Verdauungstrakt keine chemischen Reaktionen statt (von denen man noch keine Kenntnis hatte); vielmehr wurde die Nahrung im Körperinneren bei immenser Hitze gekocht. Dabei gelangte sie zunächst in den Magen-Darm-Trakt, der sie in der ersten Verdauungsstufe (digestio prima) zu dem "Chymus"/"Chylus" genannten Speisebrei verarbeitete. Dieser wurde in der Leber in der zweiten Stufe (digestio secunda) in Blut umgewandelt, das vom Herzen über die Venen in den Körper geleitet wurde. In der dritten Verdauungsstufe (digestio tertia) wurde das Blut an seinem Zielort im Gewebe oder den Organen in die jeweils benötigten Stoffe umgewandelt, an die Materie des Körpers "assimiliert".[60] Ein Teil des Blutes wurde außerdem vom Herzen über die Arterien geleitet. Daraus entstand im Körper die Lebensenergie, die den Körper am Leben hielt, und im Gehirn die Seelengeister, die über die Nerven zirkulierten und so die Bewegung des Körpers steuerten und Empfindungen empfingen.[61]
Kam es nun an einer Stelle zu Problemen, konnte dies sich auf den ganzen Körper auswirken. Typischerweise waren die Ursache der Probleme ein zu kalter Magen oder eine zu heiße Leber: War der Magen zu kalt, konnte Nahrungsbrei in den Körper gelangen, der noch nicht ausreichend verkocht war, wo er verfaulen oder wichtige Durchgangswege verstopfen konnte; letzteres führte wiederum zu Stauungen und Verfaulen von Materie.[62] Weiterhin konnte eine Leber, die mit minderwertigem chymus arbeiteten musste, auch nur minderwertiges Blut erzeugen, was wiederum an anderen Stellen im Körper für Probleme sorgen konnte.[63] Außerdem konnte der Magen "verschleimen"; dies führte wiederum zu einem Teufelskreis: Waren seine Wände mit Schleim überzogen, konnte die ohnehin schon nicht ausreichende Hitze noch schlechter an den Mageninhalt gelangen.[64]
War dagegen die Leber zu heiß, verbrannte der Speisebrei und es entstanden giftige Dämpfe und Schlacken im Körper, die ebenfalls für Verstopfungen mit schlimmen Folgen sorgen konnten. Dämpfe konnten außerdem in den Kopf aufsteigen und dort im Gehirn für Unheil sorgen, indem sie das Denken oder die "Seelengeister" störten,[65] oder sie konnten, da sie die Schädeldecke nicht durchqueren konnten, an dieser konsensieren; das Resultat der nun in den Körper zurückfließenden oder tropfenden Materie waren sie sogenannten "Flüsse" (fluxus, catarrhus), die neben Verstopfungen und der Anwesenheit krankhafter oder verdorbener Materie eine der am häufigsten erkannten Krankheitsursachen darstellten.[66]
Es lässt sich in der Frühen Neuzeit somit ein Bewusstseinswandel erkennen, der, wie Michael Stolberg argumentiert, nicht aus der Neuentdeckung der griechischen Originaltexte Galens zu erklären ist; stattdessen zeugt er vermutlich von Veränderung der Vorstellung von Krankheit in der Laienmedizin, die sich mit der Zeit auch auf die Praxis der studieren physici übertrug:[67] Anstatt Krankheit körperintern als eine Abweichung von einem individuellen Idealzustand zu erklären ("physiologisches Krankheitsverständnis"[68]), wurde sie externalisiert, wurde zu etwas Fremdem, das nicht zum Körper gehörte ("ontologisches Krankheitsverständnis"[69]). Damit einher ging die zunehmende Abstrahierung der Krankheit als eine eigene Instanz, die unabhängig von dem Individuum existierte, das sie traf. Mehrere Menschen konnten nun also dieselbe Krankheit haben, mit denselben Ursachen und daher derselben Behandlung.[70] Außerdem resultierte aus dem ontologischen Verständnis die tröstende Vorstellung, dass man von einer Krankheit vollständig genesen konnte, indem man die krankmachenden Stoffe ausleitete; dem physiologischen Verständnis nach war der Körper dagegen ständig dem Risiko eines Missverhältnisses der Säfte und damit einer schwerwiegenden Krankheit ausgesetzt gewesen.[71]

Therapie und Behandlung

Aus der ontologischen Vorstellung von der Krankheit als etwas Fremdem, das man aus dem Körper entfernen konnte, sowie der großen Bedeutung von Ausscheidungsvorgängen resultiert, dass die meisten Behandlungsmethoden purgierender Natur waren: Der Aderlass[72] diente ebenso wie die regelmäßig verschriebenen Abführ- und Brechmittel sowie Schweißbäder[73] und Klistiere[74] im Gegensatz zur mittelalterlichen Medizin in der Regel nicht mehr dazu, das Säftegleichgewicht wiederherzustellen;[75] vielmehr hatten sie das Ziel, krankhafte Materie zu mobilisieren und aus dem Körper aus- oder von der kranken Stelle wegzuleiten,[76] indem sie blockierte Wege freimachten oder Ersatz für solche schufen.[77] Selbst chirurgische Maßnahmen konnten das Ziel haben, schadhafte Stoffe, etwa Eiteransammlungen, zu entfernen.[78] Ebenso diente das Thermalbad oder das Trinken von Thermalwasser zur innerlichen Reinigung des Körpers.[79]
Viele Vorgänge, die heute als Krankheitssymptome gedeutet werden, verstand man damals als Methode des Körpers, sich von verdorbener oder überschüssiger Materie zu befreien; dementsprechend musste man sie nicht lindern, sondern unterstützen. Litt eine Frau an besonders heftigen Monatsblutungen, zeugte das etwa davon, dass sie zu viel (so die studierten Ärzte) oder besonders viel faules (so die übliche Interpretation der Laien) Blut angehäuft hatte, das der Körper auszuscheiden suchte;[80] fiel die Blutung dagegen schwächer als üblich aus, bestand zu befürchten, das krankhafte Materie im Körper blieb oder Blut sich staute und dadurch schadhaft wurde.[81] Ein Aderlass konnte in beiden Fällen den Körper unterstützen; im letzteren Fall half es auch, wenn man andere Ausscheidungswege öffnete, etwa durch Abführmittel.[82]
Ebenso sollte man die Schließung eines offenen Geschwürs nicht zu sehr unterstützen, da es einen Ausgang für verdorbene Materie darstellte und sich von selbst schließen würde, sobald diese vollständig ausgeleitet war. Eine überstürzte Heilung des Geschwürs konnte Krankheiten an anderer Stelle verursachen, da dabei krankhafte Materie im Körper zurückblieb.[83] Unter Umständen war auch Kauterisation, also die Öffnung eines (zweiten) künstlichen Geschwüres (fontanella) angesagt, um die Ausleitung dieser zu unterstützen.[84]
Nach heutigem Verständnis ist der Nutzen vieler in der frühen Neuzeit üblichen Therapien fraglich; viele, wie der großzügige Aderlass bei ohnehin schon heftigen Blutungen oder die heftigen Abführmittel mit bis zu 50 Stuhlgängen in kurzer Zeit hintereinander[85] waren sicherlich eher schädlich.[86] Dennoch scheinen die Menschen im 16. Jahrhundert vom Nutzen der zeitgenössischen Therapien überzeugt gewesen zu sein: Immerhin nahmen sie sie immer wieder in Anspruch. Einerseits wird das damit zu erklären sein, dass die meisten Krankheiten sich auch ohne Behandlung von alleine bessern oder zumindest in Schüben mit besseren und schlechteren Phasen verlaufen. Erholte sich der Patient, schrieb man dies dem Erfolg der Therapie zu; wenn nicht, konnte man das immer noch durch Fehler in der Anwendung der verschriebenen Medikamente durch den Patienten selbst, der Komplexität der Krankheit oder Gottes Willen erklären.[87] Die Wirkung einer Kur belegte schon die meist recht heftige körperliche Reaktion (etwa im Fall von Brech- und Abführmitteln). Alles weitere lag in Gottes Hand.[88] Andererseits ist davon auszugehen, dass die moderne Vorstellung davon, was den Erfolg oder Misserfolg einer Kur bedeutet, sich deutlich von der des 16. Jahrhunderts unterscheidet, einer Zeit, als Pest und Seuchen an der Tagesordnung, die Kindersterblichkeit deutlich höher und die Lebenserwartung niedriger als heute waren.[89] Zudem ist zu bedenken, dass jede Form vormoderner Medizin mangelhaft oder gar rückschrittig wirkt, wenn man das moderne Verständnis von Krankheit und Pharmakologie zugrunde legt.[90]

Iatromathematik und Diätetik

Wie dargelegt, identifizierte man in der Medizin des 16. Jahrhunderts als Ursache von Krankheiten typischerweise verdorbene Materie, die die Vorgänge im Körper störte und die selbst auf verschiedene Arten, meistens im Körper selbst, entstanden war. Um aber zu erklären, wie es überhaupt erst zu solch schadhaften Veränderungen der Materie kommen konnte, wie etwa der Magen unterkühlen oder die Leber überhitzen oder ein bestimmter Ausscheidungsvorgang behindert werden konnte, wurden vielfach externe Ursachen herangezogen.[91]

So sind es zum einen himmlische Vorgänge, die sich nach Ansicht von Camerarius' Zeitgenossen wie auf das ganze Leben so auch auf Krankheit und Gesundheit auswirken (vgl. auch → Astrologie). Die Stellung von Mond, Sternen und Planeten insbesondere hatte nach Ansicht mancher Autoren direkten Einfluss auf den Gesundheitszustand der Menschen; andere waren der Meinung, die Rolle der Gestirne beschränke sich darauf, Gottes Plan zu verkünden.[92] Jedenfalls ermöglichte das exakte Wissen um die Vorgänge am Himmel in Verbindung mit Kenntnis des Geburtsortes einer Person einem fähigen Iatromathematiker die Vorhersage nicht nur des Charakters dieser Person, sondern auch ihres Lebenslaufs einschließlich individueller Gesundheitsrisiken und der Todesart[93]; dies erklärt die große Rolle, die Astrologie und Iatromathematik im Alltagsleben der Menschen spielte:[94] Durch ein tieferes Verständnis der Ursachen von Krankheiten ermöglichten sie eine bessere Prävention und Behandlung derselben.
Doch auch auf die Behandlung selbst nahmen astrologische Erwägungen Einfluss: Astrologische Kalender für einzelne Jahre und Orte gaben nicht nur Auskunft über den besten Tag für Saat und Ernte, sondern auch für medizinische Prozeduren wie Schröpfen oder Aderlass. Die Erstellung solcher Kalender stellte für viele Ärzte des 16. Jahrhunderts eine lukrative Einkommensquelle dar.[95]
Wenngleich solche astrologische Methoden jedoch im Alltag der medizinischen Laien von großer Wichtigkeit waren, scheinen sie für die Behandlungspraxis der Ärzte nur eine geringe Rolle gespielt zu haben.[96] Die große Ausnahme war hier der Mond: Seine Größe am Himmel sowie seine sichtbaren Auswirkungen auf Ebbe und Flut legten einen durchaus relevanten Einfluss auf das alltägliche Leben nahe, und so wurden sein Phase und Position etwa beim Aderlass ebenso wie bei der Verabreichung von Purgantien regelmäßig berücksichtigt. Auch als Erklärung für die Entwicklung verschiedener Krankheiten, etwa das An- und Abschwellen von Geschwüren oder das Auftreten epileptischer Anfälle wurde die Wirkung des Mondes herangezogen.[97]
Auch die Jahreszeiten hatten spürbaren Einfluss auf die Umwelt, indem sich etwa Tageslänge, Temperatur und Feuchtigkeit veränderten. Entsprechend ging man auch hier von starken Einflüssen auf den menschlichen Körper aus. So sollte der kalte Winter die Entstehung schlechter Säfte fördern und sie bewahren, wohingegen die Sommerhitze zwar ebenfalls verdorbene Materie erzeugen konnte, diese aber auch leichter auflöste. Generell erleichterte warmes Wetter die Ausleitung krankhafter Materie.[98]

Allerdings waren es nicht nur Vorgänge am Himmel und in der Umwelt, die sich positiv oder negativ auf den menschlichen Körper auswirken konnten. Mindestens genauso wichtig waren die unmittelbare Umgebung sowie die individuelle Lebensweise und Ernährung. Galens Lehre von den sechs res non naturales[99] zufolge gab es sechs Faktoren, die als erste Ursachen von Krankheiten von besonderer Bedeutung waren: Luft und Umgebung, die Ernährung, Schlaf und Ruhe, Anstrengung und Muße, die Leidenschaften und Ausscheidungen.[100]
Die große Bedeutung von Ausscheidungen wurde bereits angesprochen (s.o.). Die Luft war an der Erzeugung der Seelengeister beteiligt, konnte aber, wenn sie verdorbene Dämpfe enthielt, schwere Krankheiten und Epidemien auslösen. Körperliche Anstrengung in Maßen kräftigte den Körper, förderte die Verkochung von Nahrung (s.o.) und öffnete die Poren. Im Schlaf konnte sich die "Lebenswärme" ganz auf die Verkochung der Nahrung konzentrieren. Leidenschaftliche Emotionen, besonders negative Gefühle konnten den Körper schwächen und so zu Krankheiten beitragen. Die große Bedeutung der Ernährung schließlich erklärt sich wiederum aus der zeitgenössischen Vorstellung von der Verkochung der Nahrung: Zu viel rohes, "schleimiges" oder kühlendes (im Sinne der Primärqualität kalt) Essen konnte den Magen überanspruchen; zu viel erhitzendes konnte im Gegenteil den Körper überhitzen und die körperfremde Hitze etwa von Fiebern weiter anfachen.[101] Es versteht sich von selbst, dass nach diesem Verständnis manche Individuen, aber auch ganze Berufsgruppen aufgrund ihrer besonderen Lebensweise als gefährdet galten: Besonders Studenten und Gelehrte waren in Gefahr, heftig und langwierig zu erkranken, da das intensive Denken und Studieren den Körper erschöpfte.[102]
In der medizinischen Literatur der Zeit spielt daher die Diätetik, die Lehre von der richten Lebensführung und Ernährung, eine große Rolle. Sie ermöglichte durch Kontrolle der sechs res non naturales sowohl die Prävention von Krankheiten als auch die Unterstützung des Körpers bei deren Bekämpfung. Während die meisten Menschen Luft und Umgebung ausgeliefert waren und im besten Fall Aufenthalte im Freien in kritischen Zeiten verhindern konnten, wohingegen Emotionen sowie Ausscheidungen immerhin einer gewissen Kontrolle unterlagen, war es vergleichsweise leicht, auf die Dauer des Schlafes, das Ausmaß körperlicher Anstrengung und die Ernährung Einfluss zu nehmen.[103] Im Allgemeinen galt es, in allem Maß zu halten: Körperliche Anstrengung war wichtig, man durfte es aber auch nicht übertreiben. Das gleiche galt für den Schlaf: Er musste lange genug dauern, um die ausreichende Verkochung der Nahrung zu gewährleisten, aber nicht so lange, dass die folgende Ausscheidung behindert wurde. Auch die Schlafposition war wichtig: So war es gefährlich, auf dem Rücken zu schlafen, da diese Position Albträume, Apoplexie und andere Probleme auslösen konnte.[104]
Am leichtesten beeinflussbar und für die ärztliche Behandlung am wichtigsten war die Ernährung, die der Arzt an Alter, Geschlecht, "Temperament" (s.o.) und Lebensführung anpassen musste: "[A]s revived during the Renaissance, the Galenic system was intensely individualistic. Foods like cheese and wine might be converted into nourishing foods in some bodies but could be poisons in others".[105] Die Primärqualitäten der Nahrung (warm - kalt, feucht - trocken) mussten dabei auf die des individuellen Temperaments und den Lebensstil abgestimmt werden.[106] Getreu dem allopathischen Prinzip, wonach Gegensätzliches einander Abhilfe schafft, waren Speisen und Getränke angeraten, die dem dominanten Saft im Körper entgegengesetzt waren; so sollte ein Choleriker (Gelbe Galle = heiß, trocken) heiße, trockene Nahrung eher meiden.[107] Ebenso sollten Speisen mit unterschiedlichen Qualitäten kombiniert werden, um den Effekt auszugleichen, etwa indem Fisch, der als kalt und feucht galt, mit einem heißen und trockenen Gewürz verbunden wurde.[108] Generell waren Gerichte zu empfehlen, die dem Patienten zusagten und die er regelmäßig zu sich nahm; Neuerungen sollten nur langsam eingeführt werden.[109] Essen sollte man regelmäßig zur gleichen Tageszeit und wenn man Appetit hatte, am besten nach ein wenig Bewegung und nachdem das vorherige Essen ausgeschieden war. Im Winter war eher warme, trockene Nahrung (wiederum im Sinne der Primärqualitäten) zu empfehlen, im Sommer waren kühlende Speisen und viel Trinken angesagt; im Frühling sollte mehr Fleisch gegessen werden.[110] Im Krankheitsfall erhielten Patienten oft lange Listen mit Speisen und Getränken, die bei ihrem jeweiligen Temperament und Lebensstil zu bevorzugen oder zu vermeiden waren.[111]
Auch im Fall der Diätetik ist trotz der großen Bandbreite an diätetischen Schriften die praktische Bedeutung jedoch nicht zu überschätzen: Wie es scheint, wurden diätetische Werke gerne bei der Behandlung einzelner Krankheiten hinzugezogen; ob man sich im Alltag präventiv nach diätetischen Regeln zu richten pflegte, scheint zumindest fraglich, und das Nichtbefolgen diätetischer Ratschläge wurde unter Ärzten allgemein beklagt.[112] Freilich lag Prävention und Therapie dieselbe diätetische Theorie zugrunde.[113]

(Alexander Hubert)

Herausforderungen für die akademische Medizin

Pest, Schweiß und "Franzosenkrankheit" - Praktische Herausforderungen

Das 16. Jahrhundert war in vielerlei Hinsicht eine Zeit der Umbrüche, und so musste sich auch die akademische Medizin der Zeit einer Reihe an Herausforderungen stellen. Diese waren zum einen praktischer Natur und beeinflussten den ärztlichen Alltag. Die Differenz zwischen akademischer Theorie und ärztlicher Behandlungspraxis, die aus der Wandlung des Krankheitskonzeptes in der Praxis von einer physiologischen zu einer ontologischen Vorstellung resultierte, wurde weiter oben bereits angesprochen. Weitere Herausforderungen äußerten sich besonders in Form weit verbreiteter Seuchen und Krankheiten (vgl. auch ↓ "Pest" und Epidemiegeschehen): So traten im 16. Jahrhundert wie auch in den Jahrhunderten zuvor immer wieder lokale und regionale Wellen der Pest auf. Nach dem ersten großen europaweiten Ausbruch des vom Erreger Yersinia pestis hervorgerufenen "Schwarzen Todes" im Jahr 1347 war die Krankheit in Europa schnell endemisch geworden.[114] Für eine Stadt mit 10.000 bis 12.000 Einwohnern war mit einem kleineren Ausbruch pro Jahrzehnt und einem größeren pro Generation zu rechnen, für größere Städte war die Lage noch wesentlich ernster.[115]
Pestwellen wirkten sich auf die körperliche Gesundheit des Individuums aus, doch die ständige Bedrohung durch die Seuche hatte ebenso auch dauerhaften Einfluss auf die Psyche der Menschen. Die hohen Sterberaten während eines Pestausbruchs veränderten sich ferner die Demographie der Bevölkerung. Nicht zu letzt machte sich die Pest wirtschaftlich bemerkbar, indem sie regelmäßig große Teile der arbeitetenden Bevölkerung ausschaltete und weiterhin durch Quarantäne- und Isolationsregelungen den Handel auch mit lebenswichtigen Gütern behinderte; die Versorgung der Kranken und Hinterbliebenen gerade aus ärmeren Schichten war eine weitere wirtschaftliche Herausforderung.[116]

Eine weitere Krankheit, die im 16. Jahrhundert Europa heimsuchte und die bis heute ein Rätsel darstellt, war der sogenannte "Englische Schweiß". Erstmals trat diese Seuche 1485 um die Schlacht von Bosworth am Ende der Rosenkriege in England auf. Während die erste Welle ebenso wie die zweite in den Jahren 1507 und 1508 sich auf die Britischen Inseln beschränkte, erreichte die dritte 1516 bis 1518 Frankreich und die vierte 1528 bis 1530 kam bis nach Mittel- und Nordeuropa.[117] Nach einem fünften Ausbruch 1551 trat die Krankheit nicht mehr auf.[118] Der Erreger ist bis heute unbekannt, DNA-Analysen haben bisher nicht zum Ziel geführt und die Hypothesen sind zahlreich und vielfältig.[119]
Die Krankheit äußerte sich in heftigem Fieber und übelriechenden Schweißausbrüchen sowie Gliederschmerzen und brach außerordentlich schnell aus; viele Patienten starben innerhalb von 12 Stunden.[120] Außerdem zeichnete sie sich dadurch aus, dass sie vor allem junge, kräftige Männer traf und Frauen und Alte als klassische Risikogruppen meist verschonte.[121] Die gängigen Behandlungsmethoden halfen kaum, die Situation der Kranken zu verbessern: Üblich war es, das Schwitzen noch zu fördern und dem Erkrankten 24 Stunden lang Essen und Trinken zu verweigern, damit sich die Lebenswärme anstatt auf die Verdauung ganz auf die Austreibung der Krankheit konzentrieren konnte.[122]

Die dritte Seuche oder zumindest seuchenartige Krankheit schließlich, die im 16. ebenfalls neu auftrat, war die zunächst sogenannte Franzosenkrankheit (morbus Gallicus), für die sich schnell der Name "Syphilis" einbürgerte.[123] Die bereits damals gängige These, dass es sich bei dieser um die vielleicht einzige Seuche handele, die vom amerikanischen Kontinent nach Europa gekommen sei, ist schon lange wieder umstritten.[124] Recht unstrittig ist dafür, dass die Krankheit mit der, die wir heute als "Syphilis" bezeichnen, zumindest nahe verwandt war, da die beschriebenen Symptome ebenso wie die archäologisch nachgewiesenen Knochenveränderungen den modernen Erscheinungen entsprechen.[125] Allerdings war die Intensität der Symptome und damit die Krankheitserfahrung zu Beginn des 16. Jahrhunderts eine völlig andere;[126] insbesondere beschränkten sich die pathologischen Hautveränderungen im Gegensatz zu heute in der Regel nicht allein auf den Genitalbereich, sondern betrafen den ganzen Körper bis hin zum Gesicht. Typische Symptome reichten weiterhin bis zum Ausfall von Haaren und Augenbrauen.[127]
Die Seuche scheint erstmals 1495 unter den französischen Truppen in Neapel aufgetreten zu sein und verbreitete sich dann rasant.[128] Einer der prominentesten Patienten war ohne Zweifel der Humanist Ulrich von Hutten, der über seine Behandlung mit der Rinde des Guajak-Baumes ein Buch schrieb.[129] Diese war neben Quecksilber das am häufigsten angewandte Heilmittel gegen die Syphilis. Die fein geriebene und gekochte Guajakrinde wurde als Getränk verabreicht und sollte massiven Schweißfluss bewirken und so die krankhafte Materie aus dem Körper entfernen; als körperintern wirkendes Medikament wurde es gerne von studierten Ärzten verabreicht.[130] Quecksilber trug man typischerweise als Salbe auf die Haut auf; entsprechend wurde es häufig von Chirurgen verwendet.[131] Teilweise wurde das Quecksilber auch verdampft, um so über die Luft auf die Haut wirken zu können.[132] Das Ziel der Therapie war ebenfalls, den Körper von schadhaften Stoffen zu reinigen, hier allerdings durch exzessiven Speichelfluss (dieser ist nach modernem Verständnis eines der Symptome einer akuten Quecksilbervergiftung[133]). Außerdem ging man bei beiden Stoffen davon aus, dass sie spezifisch gegen den Krankheitsstoff der Syphilis wirkten.[134]
Die Syphilis führte unter den medizinisch Gelehrten der Zeit zu heftigen Debatten über den Ursprung der Krankheit: Kam sie aus der neuen Welt oder wurde sie schon Galen beschrieben? War sie das Ergebnis einer besonderen Gestirnkonstellation?[135] Tatsächlich wurde sexueller Kontakt recht schnell als Übertragungsweg erkannt[136] und bereits Ende der 1520er Jahre hatte die Anfangs gefürchtete Krankheit viel von ihrem Schrecken verloren. Auch die Symptome begannen nach Aussage der zeitgenössischen Ärzte recht schnell, sich zu verändern und weniger ernst zu werden.[137] "It was now a disease that one could live with."[138]

Der griechische Galen - Philologische Herausforderungen

Eines der bedeutendsten Ereignisse für die Medizin des 16. Jahrhunderts, wenn nicht gar das bedeutendste Ereignis schlechthin, war die Wiederentdeckung der griechischen Schriften Galens, auf den mit der Säftelehre immerhin das grundlegendste Konzept der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Medizin zurückging. Im frühen Mittelalter war Galen in Westeuropa nahezu unbekannt gewesen; das Wissen um ihn war wie große Teile des antiken Wissens mit dem Untergang des weströmischen Reiches verloren gegangen und nur im byzantinischen Reich sowie der arabischen Welt erhalten und weiterentwickelt worden. Es waren die Ärzte der italienischen Stadt Salerno und der nordafrikanische Mönch Constantinus Africanus, der Kontakte nach Salerno hatte, die die Werke des spätantiken Mediziners in Europa bekannt machen: Constantinus war ein hochproduktiver Übersetzer arabischer medizinischer Texte ins Lateinische. Er war es auch, der auf Basis arabischer Galen-Übersetzungen erste lateinische Versionen der Texte anfertigte und zusammen mit den Übersetzungen anderer medizinischer Schriften verschiedener nach Europa brachte.[139] Im Laufe des Mittelalters entstand so ein Korpus lateinischer Schriften medizinischen Inhalts, die teils von Galen, teils aus dem Corpus Hippocraticum und teils von weniger bekannten antiken oder arabischen Gelehrten stammten; auf diesen gründete die westeuropäische Medizin ihre Lehren. Sie wurden in der Sammlung zusammengefasst, die man weithin Articella nannte und die noch im 16. Jahrhundert in der akademischen Lehre verwendet wurde.[140] Im Laufe der Zeit kamen dazu noch lateinische Übersetzungen von Avicennas Canon medicinae und Rhazes' Liber ad Almansorem, die ebenfalls schnell zu Standardwerken der universitären Lehre avanzierten.[141]
Die Übersetzung aus dem Arabischen erschwerte jedoch ein bedeutsamer Faktor: Die Übersetzer übertrugen einen Text zwischen zwei Sprachen mit völlig verschiedener Terminologie und Syntax; dieses Problem war umso größer für diejenigen Texte, die im Original auf Griechisch verfasst waren, da sie diesen Schritt zweimal gehen mussten.[142] Auch die Übersetzungsmethode der ursprünglichen arabischen Übersetzer gab Gegenstand zur Kritik, da sie bei der Übertragung meistens recht frei vorgegangen waren und sich bemüht hatten, vor allem den Sinn der griechischen Passagen auf Arabisch wiederzugeben. Die zunehmend größere Zahl an Übersetzern, die direkt vom Griechischen ins Lateinische übersetzte, arbeitete jedoch genauer und übertrug die Texte wesentlich wörtlicher - freilich hatten sie es damit auch einfacher, da die beiden Sprachen sich deutlich ähnlicher sind.[143]
Der frühe Humanismus steuerte zunächst wenig Neues zur Medizin bei. Seine Hauptleistung war die Neuentdeckung des römischen Mediziners Celsus, der jedoch mehr in der Philologie als in der Medizin rezipiert wurde. Für die universitäre Medizin, die sich um das Jahr 1450 etabliert hatte und die im wesentlichen auf der Articella sowie Avicenna und Rhazes basierte, hält Vivian Nutton noch fest: "This was a Latin medicine, whatever its roots."[144] Terminologie und Vorstellungen dieses Systems basierten grundsätzlich auf lateinischen Schriften.

Es war der Italiener Niccolò Leoniceno, der mit der Publikation des ersten Buchs seines Werks "De Plinii et aliorum in medicina erroribus" 1492[145] das medizinische System erschütterte, indem er Plinius und anderen, teilweise arabischen Vermittlern der griechische Medizin grundlegende Fehler in ihrem Verständnis der griechischen Texte nachwies. Damit schuf er zum ersten Mal ein Bewusstsein für die Notwendigkeit, die griechischen Originaltexte zu studieren.[146] Diese waren allerdings zunächst schwer erhältlich.[147]
Das änderte sich erst mit dem Wirken des venezianer Druckers Aldus Manutius, der in den 1490er Jahren als erster begann, griechische Werke herauszugeben. Im Jahr 1500 erschien bei den Venezianer Druckern Zacharias Callierges und Nicolas Vlastos eine Edition von Galens "Methodus medendi" und "Ad glauconem de medendi methodo", die vermutlich der erste Teil einer Gesamtedition sein sollten; zu dieser kam es jedoch nie, und auch Aldus, der vermutlich eine konkurrierende Ausgabe plante, musste seine Pläne aufgeben: Die Edition war ein kommerzieller Misserfolg. Für einen Fachtext mit so kleiner Zielgruppe war es einfach noch zu früh.[148]
Die Umstände änderten sich jedoch radikal innerhalb der folgenden 20 Jahre: Bis 1520 wurde Griechisch an vielen Schulen und Universitäten gelehrt. Viele griechische Autoren laß man inzwischen im Original und in der akademischen Medizin dominierte nun der Glaube, dass der griechische Galen echte Fortschritte bringen konnte.[149] So kam es dazu, dass 1525 in Ravenna die erste lateinische Übersetzung (auf Basis des griechischen Textes) des "Corpus Hippocraticum" gedruckt wurde. Noch im selben Jahr erfolgte in Venedig der Druck der ersten vier Teile einer griechischen Gesamtausgabe Galens in der Offizin des mittlerweile verstorbenen Aldus Manutius, deren fünften Teil im Folgejahr nachgeliefert wurde.[150] Die Bedeutung dieser Edition als Textgrundlage für die Ausgaben der folgenden Jahrhunderte sowie als Basis für humanistische Übersetzungen ins Lateinische ist nicht zu überschätzen.[151]

Andere Autoren gingen ähnliche Wege wie Galen: So war der griechische pharmakologische Autor Pedanios Dioskurides in Europa lange Zeit nur durch geringwertige lateinische Übersetzungen bekannt, bis alleine im Zeitraum von 1499 bis 1529 gleich vier griechische Editionen auf den Markt kamen.[152] Die Schriften des Hippokrates brauchten nach der ersten Edition aus der aldinischen Offizin von 1526 etwas länger, aber mit der zweiten Hälfte des 16. Jahrhundert gewannen sie zunehmend an Einfluss, bis sie mit denen Galens gleichgewichtig waren oder diese gar an Einfluss übertrafen.[153]

Die Neuentdeckung der antiken Werke ging mit einer hohen Erwartungshaltung unter den zeitgenössischen Medizinern einher. "Die große Hoffnung des medizinischen Humanismus war es, aus den in mühsamer philologischer Kleinarbeit in ihrer ursprünglichen, authentischen Form wiederhergestellten antiken Texten die eine wahre Medizin begründen zu können."[154] "The doctors who translated these classical texts ... all subscribed to the humanist creed that the recovery of the works of Antiquity was a mark of progress. ... [T]here was a universal conviction ... that 'medicine in the Middle Ages had been buried and overwhelmed in a great gloom', 'utterly corrupt' and 'shrouded in darkness perpetual and silent night'. Now medicine had been raised from the dead to speak again with its true voice."[155]
Es stellte sich aber auch eine Reihe philologischer Herausforderungen: Grundlage für die Arbeit mit dem griechischen Text war zunächst die Klärung der genauen Textgestalt und die Edition. Die Galen-Ausgabe von 1525/26 wurde weithin mit großem Enthusiasmus aufgenommen, zugleich kam jedoch recht schnell auch Kritik auf: Der Druck der Edition war überstürzt worden und wies daher zahlreiche Lücken und grobe Fehler auf, wie auch Erasmus von Rotterdam bemängelte.[156] Dies hielt ihn freilich nicht davon ab, bereits 1526 die erste lateinische Übersetzung einiger Texte auf Basis der Aldine anzufertigen.[157] Eine zweite Gesamtausgabe von Galens Werken, die 1538 in Basel gedruckt wurde und an der auch Camerarius mitarbeitete (↓ Beteiligung an der Galen-Edition), konnte einige deutliche Verbesserungen erreichen, echte Fortschritte ließen jedoch bis zum 19. und 20. Jahrhundert auf sich warten.[158]
Die eifrige Recherche der Humanisten brachte zahlreiche bis dahin unbekannte Werke ans Licht: Viele Schriften von Galen und Hippokrates und erst recht der zahlreichen weniger bekannten Autoren waren nie oder nur schlecht ins Lateinische übersetzt und daher kaum oder gar nicht rezipiert worden. Die Fülle neuen galenistischen Materials, die nun im 16. Jahrhundert zur Verfügung stand, machte eine Sichtung dringend notwendig, da die frühen Editionen und Übersetzungen kaum unterschieden, ob ein Werk tatsächlich von Galen verfasst war oder ihm nur zugeschrieben wurde.[159] Selbst in den Texten, die tatsächlich von Galen stammten, begannen sich zunehmend Widersprüche zu zeigen.[160] Diese versuchte man zunächst aufzulösen, indem man unter den Werken, die als tatsächlich galenisch anerkannt waren, eine Ordnung zu etablieren versuchte, in die die einzelnen Werke je nach ihrer Authentizität eingereiht wurden: Diese Methode stammte letztlich von Galen selbst, der sie angewandt hatte, um Widersprüche in den Hippokrates zugeschriebenen Schriften aufzulösen.[161]
Außerdem war trotz der zunehmenden Verbreitung des Griechischen noch immer eine aktuelle Übersetzung auf Basis des Griechischen gefordert, mit der die Ärzte praktisch arbeiten konnten: "The full impact of the abundance of new material which was becoming available in the Greek Galen was not felt until it had been translated into Latin from 1526 onwards."[162]
Ein drittes Problem, dass sich aus der Verfügbarkeit der griechischen Texte ergab, war die Bestimmung der Terminologie. Wie bereits erwähnt, war es gegen Ende des 15. Jahrhunderts gelungen, den arabischen Autoren, aber auch manchen antiken lateinischen Autoren Fehler in ihrer medizinischen Terminologie nachzuweisen, die sich aus sprachlichen Missverständnissen ergaben. Diese Fehler waren zwar für die ärztliche Praxis meist nicht relevant; für die medizinische Theorie aber und diejenigen Ärzte, die des Griechischen mächtig waren, konnten sich hier jedoch wichtige Fragestellungen ergeben.[163] Die Terminologie war auch eines der Gebiete, auf denen Joachim Camerarius als Philologe bedenkenlos tätig werden konnte (↓ Terminologie).

Das Verhältnis zu Galen - Konzeptuelle Herausforderungen

Neue Texte, neue Länder, neue Ideen

Insgesamt blieb die Medizin auch zu Beginn des 16. Jahrhunderts äußerlich insofern eine mittelalterliche, als die Überlegenheit des antiken Wissens weiterhin anerkannt blieb.[164] Allerdings erforderten besonders drei neue Entwicklungen eine grundlegende Beschäftigung mit den antiken Lehren. Diese waren zum einen die große Menge bisher unbekannter Texte, die zum Beginn des 16. Jahrhunderts auf den Markt kamen. Zweitens führte die Erkundung neuer Länder und Kontinente sowie zunehmend intensivere Erforschung der Natur, in der Fremde ebenso wie in der Heimat, zu neuen Erkenntnissen, die sich mit der etablierten Lehre nicht mehr vereinbaren ließen. Schließlich gab es auch in der Medizin selbst neu aufkommende Ansätze der Wissensgewinnung, die mehr auf Empirie als auf überlieferte Autoritäten setzten. Alles zusammen führte dazu, dass die akademischen Mediziner des 16. Jahrhunderts ihr Verhältnis zu Galens Lehre neu bewerten mussten, sie weiterentwickelten oder sie vollständig verwarfen.

Neubewertung

Wie bereits angesprochen stand mit dem Beginn des 16. Jahrhunderts eine Fülle neuen griechischen Textmaterials zur Verfügung. Dieses galt es zunächst zu edieren, zu übersetzen und sich über die verwendete Terminologie klar zu werden sowie ihre Authentizität zu bestimmen. Dennoch blieben selbst innerhalb von Galens Werk selbst zahlreiche Widersprüche bestehen, die sich nicht durch philologische Methoden auflösen ließen.[165] Auch völlig neue Erkenntnisse ergaben sich aus den bisher unbekannten Texte, nicht zuletzt über Galens eigene Arbeitsmethode. Jahrhunderte lang hatte man ihn als reinen Dogmatiker gesehen und seine Lehre als logisch auf Aristoteles aufbauend unangefochten vertreten. Nun zeigte sich jedoch, dass Galen selbst viel praktisch arbeitete, experimentierte und beobachtete und auch seine Schüler dazu aufforderte. Und er war bereit, seine keineswegs dogmatische Lehre zu überarbeiten und frühere Meinungen zu verwerfen.[166] Die Folge war, dass Galens Autorität durch die schiere Menge an Texten zwar zunächst gefestigt wurde, dass man zugleich aber Kompromisse eingehen musste, um Widersprüche in seiner Lehre zu klären und neue Krankheiten und Informationen über die Welt darin einzupassen.[167] Bisweilen war eine komplette Neubewertung etablierter Lehren notwendig.

Ein bedeutendes Beispiel für eine Debatte, die sich letztlich am Wortlaut des griechischen Texts entzündete, ist die um den Aderlass.[168] Dieser war über das gesamte Mittelalter hinweg auf Basis lateinischer Galenübersetzungen so praktiziert worden, dass man das Blut möglichst weit entfernt von der erkrankten Stelle abließ (Revulsion). Das Ziel war dabei, die kranke Stelle zu entlasten, indem man schadhafte Materie mobilisierte und von ihr wegleitete.[169] Der Pariser Arzt Pierre Brissot kam nun 1514 zu dem Schluss, dass dies den Lehren von Galen und Hippokrates widersprach, die den Aderlass derivativ praktiziert hätten: Dabei wird das Blut auf der von der Krankheit betroffenen Seite des Körpers entnommen, um die verdorbenen Stoffe direkt auszuleiten. Dies empfahl Brissot nach eigenen Experimenten besonders im Fall der Lungenentzündung. Er eröffnete damit eine Debatte, die die Welt der Medizin über ein halbes Jahrhundert hinweg spaltete und teilweise zu offiziellen Verboten dieser oder jener Aderlassmethode führte.
Einer von Brissots wichtigsten Unterstützern war der deutsche Arzt Leonhart Fuchs, der seine Meinung in einer polemischen Schrift gegen den Löwener Arzt Jeremias Brachelius vertrat. Das Werk wurde 1538 und dann 1540 gleich zweimal jeweils zusammen mit zwei weiteren von Fuchs verfassten Polemiken gedruckt; Camerarius gab allen drei Ausgaben ein Werbegedicht bei, in dem er sich dezidiert auf Fuchs' Seite stellt (↓ Epigramme für medizinische Abhandlungen und Disputationen Dritter).
Ein zweiter Streitpunkt, der ab den 1520er Jahren aufbrach, war die Frage nach der Haltung zur Astrologie.[170] Giovanni Manardi, vielleicht inspiriert von seinem Lehrer Niccolò Leoniceno äußerte sich erstmals in einem undatierten Brief kritisch zur Astrologie, der 1521 publiziert wurde:[171] Hippokrates und Galen seien beide skeptisch gegenüber der Astrologie gewesen. Galen habe zwar in "De diebus decretoriis" einige Kenntnis der Astrologie bewiesen, widerlege diese damit aber erst recht, da er die Bewegung des Mondes anders verstehe, als man sie zu Manardis Zeit auffasse: Somit sei entweder die gegenwärtige Astrologie zu verwerfen, wenn Galen mit seiner Interpretation recht habe, oder aber Galens gesamte Schrift, wenn die aktuelle Auffassung korrekt und damit Galens Folgerungen aus der seinen falsch seien. Manardi folgert, dass die Astrologie für die Medizin letzlich irrelevant sei.[172]
Auch wenn Manardi einige Unterstützer fand, kam er doch nur schwer gegen die etablierte Tradition an. Astrologische Vorstellungen waren im gemeinen Volk weit verbreitet und viele Ärzte waren erfahrene Astrologen. Nicht zuletzt waren es auch die Gelehrten der Wittenberger Universität, allen voran Melanchthon selbst, die sich zur Astrologie bekannten.[173] Vielleicht ist in diesem Kontext die Widmung von Camerarius' Schrift "Norica" an den italienischen Astrologen Luca Gaurico als Bekenntnis zu sehen, durch die Melanchthon diesem zeigen wollte, dass es auch in Deutschland Anhänger der Astrologie gab (→ Astrologie).

Die akademische Medizin existierte nicht in einem Vakuum; auch neue Entwicklungen in Bereichen, die auf den ersten Blick nichts mit der Medizin zu tun hatten, konnten für diese zur Herausforderung werden. Das 16. Jahrhundert war eine Zeit der Entdeckungen. Während spanische Conquistadoren immer tiefer in das neu entdeckte Amerika und russische Händler immer weiter nach Sibirien vordrangen, berichteten Missionare, Naturforscher und Händler von ihren Reisen nach Afrika und Indien.[174] Durch den Buchdruck fanden Reiseberichte ein immer größeres Publikum. Viele Ärzte ließen auch selbst in fernen Regionen nieder, um in der Neuen Welt oder Indien die medizinische Versorgung zu garantieren.[175] Die so gewonnen Erkenntnisse stellten das überlieferte Weltbild auf den Kopf: Zonen im höchsten Norden und in Äquatornähe sollten nach Aristoteles unbewohnt sein; tatsächlich stellte sich heraus, dass hier sehr wohl Menschen lebten.[176] Ebenso gab es hier eine Vielzahl von Pflanzen und Tieren, die sich nicht in überlieferte Kategorien einordnen ließen.[177] Mit neuen Ländern kamen auch neue, unbekannte Krankheiten, ebenso aber auch neue Heilmittel. Aus Ostindien kam ab 1530 die Chinawurzel, die regelmäßig gegen die Syphilis angewandt wurde.[178] Guajak-Holz, das einzige Heilmittel aus der Neuen Welt, das weithin Verwendung fand, wurde spätestens ab 1508 importiert und war eine Standardtherapie gegen dieselbe Krankheit, prominent im Fall Ulrich von Huttens.[179] Camerarius nutze es 1542 erfolgreich gegen ein langwieriges Geschwür (↓ Malum pedis inveteratum - Ein hartnäckiges Geschwür).
Es waren jedoch nicht nur ferne Länder, in denen man mit neuen Erkenntnissen zu rechnen hatte. Schon lange war bekannt, dass die Zuordnung vieler in der antiken Literatur beschriebener Pflanzen und Naturstoffe problematisch war; viele Heilmittel zeigten völlig andere Wirkungen, als in den klassichen Werken beschrieben waren. Zunehmend wurde offensichtlich, dass dies nicht nur ein Problem der Zuordnung und Bestimmung war, sondern ein systemischer Defekt: Das klassische pharmakologische Werk, "De materia medica" des Dioskurides, beschäftigte sich naturgemäß vor allem mit den Heilmitteln, die in Dioskurides' eigener Umgebung, im südöstlichen Mittelmeerraum zu finden waren, sowie mit exotischeren Substanzen aus Indien; für die ebenfalls weithin rezipierten arabischen Autoren galt dasselbe. So genügte es für mittel- und nordeuropäische Mediziner schon, sich mit der einheimischen Natur und Pflanzenwelt vertrauter zu machen, um zunehmend die Mängel und Grenzen der klassischen medizinischen Werke zu erkennen.[180]

Weiterentwicklung

Auch in der Medizin selbst begann man, neue Wege der Erkenntnis zu beschreiten und so das in Galens Schriften überlieferte Wissen zu überprüfen und zu erweitern. Zwar handelt es sich bei dem oft zitierten Sektionsverbot der Kirche, die den mittelalterlichen Ärzten so jegliche Möglichkeit zur Autopsie des menschlichen Körpers genommen habe, um einen weit verbreiteten Mythos, der sich durch keinerlei kirchliche Beschlüsse bestätigen lässt;[181] allerdings war das Thema in der Bevölkerung sehr wohl ein Stück weit tabuisiert:[182] Auch Joachim Camerarius wollte nicht, dass sein Körper nach seinem Tod auf die Todesursache untersucht würde (↓ Nierensteine - eine Familienkrankheit). Hinzu kam die praktische Schwierigkeit, überhaupt an geeignete Körper zu kommen.[183]
Lange Zeit hatte sich das Studium der Anatomie außerdem darauf beschränkt, geeignetes Anschauungsmaterial für Vorlesungen zu stellen. Wie Vivian Nutton feststellt, bedeutete Galens Werk bei all seiner Bedeutung so beinahe das Ende der Anatomie: Warum sollten die mittelalterlichen Ärzte selbst Körper aufschneiden und darin nach neuen Erkenntnissen suchen, wenn der Begründer der Medizin dies schon selbst getan und seine Ergebnisse ausführlich und systematisch niedergeschrieben hatte?[184] Anatomische Vorlesungen liefen entsprechend typischerweise so ab, dass ein lector, typischerweise der Medizinprofessor, aus einem anatomischen Lehrwerk vorlas und dieses erläuterte, während ein dissector, meist ein Handwerkschirurg, das einen Leichnam öffnete und das vom Lektor angesprochene am offenen Körper demonstrierte. Teilweise wurden die Aufgaben des Lektors noch einmal aufgeteilt: Ein iunior las dann den Text, während der Professor diesen erläuterte.[185]

Diese Grundeinstellung änderte sich jedoch im 16. Jahrhundert: Während zuvor das Zeigen des Erläuterten im Mittelpunkt der Sektion gestanden hatte, verschob sich der Akzent nun in Richtung des Suchens nach Neuem und der Überprüfung des bei Galen Dargestellten.[186] Die Autopsie stand nun im Mittelpunkt der Anatomie.[187] Hier wird oft Andreas Vesalius als die Person genannt, die diese Revolution in Gang gesetzt habe; sein 1543 veröffentlichtes Werk "De humani corporis fabrica" habe als erstes Fehler bei Galen aufgezeigt und bisherige Lehren obsolet gemacht. Dies ist jedoch so nicht ganz korrekt.[188] Tatsächlich war das Interesse an der Anatomie bereits mit dem Beginn des 16. Jahrhunderts gestiegen; so hatte etwa Alessandro Benedetti schon 1502 die Galenhörigkeit mancher Anatomen kritisiert.[189] Wie weiter oben dargestellt, entstand im 16. Jahrhundert auch zunehmend ein Bewusstsein dafür, dass Galen Fehler gemacht hatte. "Die Kritik an Galen und die Erneuerung der Anatomie lagen zu Vesals Zeit also gewissermaßen in der Luft",[190] oder, wie Vivian Nutton schreibt: "Vesalius was pushing on a door that was already open."[191] Dies entsprach einer allgemeinen Entwicklung, die auch in der Pharmakologie zu beobachten war, in der die Empirie in der Medizin immer mehr an Bedeutung gewann.[192]
Eine Neuerung, die tatsächlich auf Vesal zurückzugehen scheint, ist allerdings, dass er in seinen Vorlesungen sowohl die Rolle des Lektors als auch die des Dissektors übernahm;[193] in gewisser Weise brach Vesal hier das Eis: Während nach der Meinung der mittelalterlichen Ärzte die praktische Tätigkeit des Sezierens ihrem Selbstbild als Buchgelehrte widersprach, war sie nun nicht mehr unter der Würde der studierten physici. Allerdings war auch diese Entwicklung teilweise bereits vor Vesal im Gange.[194] Vesals Praxis sowohl, zu lesen als auch zu sezieren, verbreitete sich im Anschluss weiter; die traditionelle Arbeitsteilung hielt sich jedoch mancherorts noch lange.[195]
Vesals zweite Hauptleistung war es, durch die Arbeit an menschlichen Körpern festzustellen, dass Galens anatomische Erkenntnisse vor allem auf der Sektion von Tieren beruhten. Die griechische Arzt hatte viele der Entdeckungen, die er an Tierkörpern machte, einfach auf den menschlichen Körper übertragen, was teilweise nicht ganz unproblematisch war.[196] Während andere Anatomen bereits vor ihm Fehler in Galens Lehre gefunden hatten, war es Vesal, der als erster darauf hinwies, dass diese systematisch von der fehlerhaften Übertragung vom Tier auf den Menschen herrührten.[197] Eigene Neuentdeckungen machte Vesal dagegen kaum; bei den meisten handelte es sich um Korrekturen bisheriger Lehrwerke.[198]

Vesals "De humani corporis Fabrica" war somit vor allem insofern bedeutend, als das Buch die bis dahin akkurateste und vollständigste Beschreibung des menschlichen Körpers bot; dabei war es weder besonders revolutionär noch fehlerfrei.[199] Die Reaktionen waren insofern gespalten: Während das Buch in Leipzig innerhalb eines Jahres ausverkauft war und die Wittenberger Mediziner und Philipp Melanchthon Vesal als Fortsetzer des Werkes feierten, das Galen begonnen habe und nicht hatte vollenden können,[200] verteidigten andere Galen: Nicht dieser habe falsch gelegen, sondern der heroische römische Körper sei seit der Antike degeneriert.[201] Auch stellte man schnell fest, dass Vesal Galen teilweise missverstanden habe, und wies auf Fehler in Vesals Werk selbst hin: Tatsächlich hatte Vesal trotz seiner Kritik an Galen aus praktischen Gründen selbst weiter viel an Tierkadavern gearbeitet und hatte so ebenso wie Galen manche Entdeckung von dort fälschlicherweise auf den Menschen übertragen. Außerdem wurden Plagiariatsvorwürfe laut, da Vesal ganze Passagen aus Galens Werken unverändert übernommen hatte.[202]

Der Sinn der Anatomie wurde auch im 16. Jahrhundert noch oft hinterfragt. Einige Argumente, die teilweise seit der Antike gegen die anatomische Praxis vorgebracht wurden, zitiert Vivian Nutton:[203] Man könne anatomische Erkenntnisse ebenso gut aus der Sektion von Tieren gewinnen, indem man das Gefundene auf den Menschen übertrage; die Fehleranfälligkeit dieser Praxis zeigte allerdings Andreas Vesalius auf. Ebenso wurde die Meinung geäußert, dass die chirurgische Praxis ausreichende Erkenntnisse liefere und Sektionen Toter keinen Mehrwert darüber hinaus hätten. Außerdem genüge es doch, einmal alles anatomische Wissen zusammenzustellen; wiederholte Sektionen brächten keinen Erkenntnisgewinn. Ohnehin seien grundlegende anatomische Kenntnisse für die studierten Ärzte ausreichend, da sie ja nicht mit mechanischen Wunden zu tun hätten. Nicht zu letzt wurde als häufiges Argument vorgebracht, dass die aus Sektionen gewonnenen Erkenntnisse über den Aufbau des toten Körpers praktisch irrelevant seien, da Krankheiten nach der gängigen universitären Lehre ja durch Ungleichgewichte im lebendigen Körper zustandekamen; diese ließen sich an Verstorbenen jedoch nicht beobachten.[204]
Tatsächlich gibt es außerhalb der Chirurgie kaum Beispiele für klinische Anwendungen der Anatomie.[205] Dennoch fanden anatomische Demonstrationen im 16. Jahrhundert immer größeres Interesse, da die Ärzte ihre Patienten bei der Behandlung beraten mussten und oft auch die Aufsicht über die lokalen Handwerkschirurgen, Starstecher und Steinschneider führten.[206] Außerdem gewann die Anatomie auch im Rahmen der Naturphilosophie und Theologie zunehmend an Bedeutung: Die zeitgenössische Naturphilosophie nahm ebenso wie die Medizin zunehmend von antiken Autoritäten Abstand und setzte auf die empirische Erforschung der Welt, die als Gottes Schöpfung gesehen wurde. Die Erforschung der Natur und somit auch des menschlichen Körpers als deren Krönung kam somit der Erforschung von Gottes Willen und Wirken gleich und wurde damit geradezu zur "Christenpflicht"[207]. Gerade in dem von Wittenberg beeinflussten Protestantismus wurde die Anatomie so geradezu "zur theologischen Hilfsdisziplin"[208] und die Sektion zum Gottesdienst (↓ Die Medizin an der Universität Wittenberg).

Verwerfung

Einen besonders radikalen Weg schließlich gingen diejenigen Gelehrten, die sich ganz von der galenistischen Medizin abwandten. Der bedeutendste von ihnen war gewiss Philippus Aureolus Theophrastus Bombastus von Hohenheim, besser bekannt unter dem Namen Paracelsus. Er war schon zu Lebzeiten eine kontroverse Figur. Sein Vater, von Beruf Arzt, vermittelte ihm umfangreiche Kenntnisse über Mineralogie; vermutlich studierte er in Wien und vielleicht Ferrara, anschließend führten ihn Reisen angeblich durch ganz Europa, von Spanien bis Moskau und in die Türkei. Anfang 1527 trat er in Basel auf, wo es ihm gelang, den Buchdrucker Johann Froben vor einer Beinamputation zu bewahren. Dies brachte ihm den Respekt der lokalen Humanisten ein; er wurde Stadtarzt und las an der Universität. Zugleich machte er sich zahlreiche Feinde, indem er dieser den Eid verweigerte und sich öffentlich gegen den Medizinunterricht nach Galen und Hippokrates ausprach: Er selbst wolle auf Basis seiner eigenen Erfahrung unterrichten. Am 24. Juni 1527 verbrannte er öffentlich eine Ausgabe von Avicennas "Canon", woraufhin die Universität ein Lehrverbot gegen ihn aussprach. Paracelsus unterrichtete dennoch, und zwar auf Deutsch.[209] Sein Schüler Johann Oporinus äußerte sich später zu Paracelsus' akademischer Unkenntnis, seinem seltsamen Verhalten und seiner heftigen Kritik sowohl am Papst als auch an Luther.[210]
Der Verlust seines Fürsprechers Froben, der im Oktober 1527 starb, und Klagen eines Patienten veranlassten Paracelsus schließlich zur Flucht aus Basel. Im Anschluss zog er als Wanderprediger und Chirurg durch Süddeutschland, Österreich und die Schweiz, bis er 1541 in Salzburg starb.[211]

Trotz seiner ungewöhnlichen religiösen und sozialen Einstellungen, die wohl hauptsächlich für seine Probleme verantwortlich waren, zog Paracelsus immer wieder wohlhabende Patienten an. Immer wieder gelang ihm wohl auch die Heilung von Patienten, die andere Ärzte bereits aufgegeben hatten.[212] Es sind Berichte von solchen Wunderheilungen, die vor allem postum für seinen großen Erfolg sorgten.[213] Hinzu kam die Tatsache, dass Paracelsus auf Deutsch publizierte: Der deutschsprachige Raum wies eine relativ hohe Alphabetisierungsrate auf[214] und erstreckte sich durch Siedler und Kaufleute wesentlich weiter vor allem nach Osteuropa als heute, sodass Paracelsus eine große Reichweite seiner Schriften garantiert war. Außerdem gab es im deutschsprachigen Raum eine lange Tradition medizinischer Laienliteratur; das Publikum war also sowohl interessiert als auch an medizinische Inhalte gewöhnt: "By deliberately choosing to write in German, Paracelsus was not cutting himself off from learned society, but aiming for as wide an audience as possible within a German-speaking world that had long been accustomed to reading printed books by other doctors on similar themes."[215]

Großen Erfolg hatte seine 1536 publizierte "Grosse Wundartzney".[216] Sein Werk ist durchzogen von seinem Verständnis von Mineralogie, Bergbau und Destillation. Anstatt der klassischen vier Säfte oder Primärqualitäten sind es für ihn die Stoffe Salz, Schwefel und Quecksilber mit den Qualitäten fest, brennbar und lebendig, aus denen die Welt besteht. Bei der Behandlung von Krankheiten setzte er nicht auf die Diätetik oder Heilkräuter, sondern auf angeblich schneller wirkende Drogen auf mineralischer Basis; Naturstoffe wirkten außerdem laut seiner Lehre dann am besten, wenn sie durch Destillation auf ihre Quintessenz reduziert wurden.[217]

Paracelsus' medizinische Vorstellungen entsprachen und resultierten teils aus seinen theologischen Anschauungen: Wie für Luther, den er allerdings ebenso kritisierte wie den Papst, folgte für ihn wahres Christentum nicht aus der Teilnahme an den Sakramenten, sondern aus der persönlichen Beziehung zu Gott. Ebenso basierte wahre medizinische Kenntnis nicht auf Autoritäten, sondern auf persönlicher Erfahrung.[218] Für den Patienten ist zur Heilung das Vertrauen auf Christus essentiell: "It is not the patient's trust in the Hippocratic doctor that will bring about healing, the message of the opening section in the Hippocratic Prognostics, but the belief of both doctor and patient in the Christian God. Christian love, not book-learning, must lie at the basis of all healing."[219] Auch Paracelsus betont im Übrigen die Bedeutung der Erkundung der Natur zur Gotteserkenntnis: Reisen sind daher für ihn unerlässlich, um Gottes Schöpfung wahrhaft kennenzulernen und die Natur wirklich zu verstehen.[220]
Dazu kamen neuplatonische und gnostische Ansichten, die Paracelsus leiteten.[221] Für ihn lässt sich der wahre Arzt von Gott leiten, der in der Natur Hinweise hinterlassen hat; diese muss der Arzt nur erkennen. So gab die Form oder Farbe eines Naturproduktes Aufschluss darüber, gegen welche Krankheiten es einzusetzen war.[222] Damit widersprach Paracelsus der galenistischen Standarddoktrin der Allopathie, wonach Gegensätzliches Gegensätzliches heile.

Paracelsus' nicht-theologische Schriften wurden mehrheitlich erst nach seinem Tod gedruckt. Katalysator war Adam von Bodenstein, Sohn des Reformators Andreas Bodenstein, genannt "Karlstadt", der zusammen mit anderen Paracelsus' Schriften sammelte und nach und nach auch gegen Widerstand drucken ließ. Ab den 1560er Jahren kamen auch lateinische Übersetzungen der Werke auf den Markt.[223] Vor allem unter den Protestanten fand Paracelsus durch seine theologischen Vorstellungen ein breites Publikum; viele andere Leser interessierten vor allem die alchimistischen und magischen Aspekte seiner Lehre. Auf der anderen Seite wurde auch schnell Kritik laut und Paracelsus wurde der Magie, des Arianismus und der Scharlatanerie beschuldigt.[224] Dennoch begann sich seine Lehre spätestens mit den lateinischen Übersetzungen von 1575 einzubürgern und war bis zum Beginn des 17. Jahrhunderts ebenso wie die Kritik an ihr wohl etabliert.[225]

Michael Stolberg argumentiert allerdings, dass die Schriften von Paracelsisten und Galenisten zwar von gegenseitiger Polemik geprägt waren, der Gegensatz in der Realität jedoch nicht so gravierend gewesen sei. Galenistische Ärzte scheinen sich häufig recht offen für paracelsistische, "chymische" Heilmittel gezeigt zu haben - gerade für solche gegen bisher unheilbare Krankheiten -, auch wenn sie sich weniger für die dahinter stehenden Theorien interessierten.[226] Zugleich war der Bruch der Paracelsisten mit Galens Lehre zwar besonders radikal, entsprach aber, wie dargestellt, im Großen und Ganzen dem Zeitgeist.[227] Auch die Betonung der Quintessenz war nicht komplett neu; Destillationstechniken existieren schon lange, und auch "okkulte" Kräfte von Naturstoffen - also solche Heilkräfte, die nicht durch Kenntnis der Bestandteile vorherzusagen waren, sondern auf unerklärliche Weise aus der gesamten Substanz (tota substantia) hervorgingen - gewannen im 16. Jahrhundert allgemein an Bedeutung.[228] Mineralische und metallische Heilmittel fanden durch Paracelsus' Lehre regelmäßigen Eingang in Krankheitskuren, jedoch waren auch sie schon vorher angewandt worden. Die Kritik der galenistischen Ärzte richtete sich hier weniger gegen die Kuren an sich als gegen übertriebene Hoffnungen, die man in diese setzte.[229]
Die paracelsistischen Ärzte dagegen verwendeten bei der Beratung und Behandlung von Patienten oft dieselbe Terminologie wie die Galenisten und sprachen von "verdorbener gelber Galle", von "Verstopfungen der Galle", einem "Überschuss an Schleim im Körper" oder "Flüssen".[230] Während Laienpatienten für paracelsistische Wunderkuren gewiss offen waren, fiel die Kommunikation neuer medizinischer Theorien deutlich schwerer; insofern war es auch für Anhänger des Paracelsus einfacher, sich gegenüber Patienten der etablierten Erklärungsmodelle und Terminologie zu bedienen.[231]

In Umfeld des Joachim Camerarius war es vor allem der Mathematiker und später auch Mediziner Georg Joachim Rheticus, der sich für die paracelsistische Lehre offen zeigte und auch Schriften des Paracelsus übersetzte.[232] In einem Brief vom 09.11.1558 berichtet er von Wunderheilungen des Paracelsus.[233] In einem Brief an Camerarius' Sohn Joachim vom 01.02.1563 schreibt er, er sehe, dass sich in Deutschland mit Paracelsus' Lehre eine neue medizinische Schule verbreite, und zeigt sich offen, Teile der Lehre zu übernehmen, die mit Vernunft und Erfahrung zusammenpassen (quae cum ratione et experientia consensiunt).[234] Dem Thaddaeus Hagecius schreibt Rheticus am 10.05.1567 gar, dass er an Paracelsus' Schriften Gefallen finde.[235] Und aus einem weiteren Brief an den jüngeren Camerarius vom 29.05.1569 erfahren wir, dass Rheticus Paracelsus 1532 persönlich getroffen hatte; er bezeichnet Paracelsus sort als großen Mann (vir magnus), der hervorragende Schriften produziert habe (praeclara edebat opera), merkt allerdings auch an, dass er keinen Schüler von Paracelsus' Lehre kenne, der auch Schüler des Paracelsus selbst gewesen wäre, wohl ein Hinweis auf Paracelsus' ungewöhnlichen Charakter. Falls Camerarius Paracelsisten kenne, fordert Rheticus ihn auf, für ihn Kontakt herzustellen.[236]
Rheticus' Hinwendung zum Paracelsismus bezeugt und bedauert Andreas Dudith in einem Brief an den älteren Joachim Camerarius vom 15.05.1569.[237] Am 08.02.1570 schreibt Dudith, Rheticus irre weiter als Argonaut mit Paracelsus als Steuermann auf dem Meer umher und weigere sich trotz wiederholten Schiffbruchs, den Ozean und seine Ungeheuer hinter sich zu lassen.[238] Am 6. Juli desselben Jahres berichtet Dudith dem jüngeren Camerarius dasselbe und verweist darauf, dass die Paracelsisten zwar ihre Versprechungen nicht halten könnten, dass die klassischen Ärzte aber ebenso wenig in der Lage seien, Zahn oder Kopfschmerzen oder gar Wassersucht, Epilepsie oder Podagra zu heilen.[239] An Thaddaeus Hagecius schreibt Dudith am 12.04.1573, Rheticus halte sich in Ungarn auf und bewundere Paracelsus.[240]

(Alexander Hubert)

Die Medizin an der Universität Wittenberg

Die Stellung der Medizin bei Philipp Melanchthon

Wie auch die anderen Wissensfelder ist die Medizin an der Universität Wittenberg im Kontext von Philipp Melanchthons Naturphilosophie zu sehen: Die Betrachtung der Natur dient in erster Linie der Gotteserkenntnis (entsprechend auch die → Astrologie und die → Mathematischen Wissenschaften) und ist insofern eine Hinführung zur → Theologie.[241] Dasselbe gilt auch für die Medizin, die den Menschen von Gott gegeben ist, um diesen zu erkennen; dementsprechend ist es nicht nur dumm, sondern zeugt von Gottlosigkeit (impietas), die Medizin geringzuachten.[242] In seiner Rede "De doctrina anatomica" sagt Melanchthon über die Anatomie, diese sei eine Ernährerin vieler Tugenden, von denen die erste und wichtigste die Erkenntnis Gottes sei.[243] Sie diente aber "[n]icht nur der Erkenntnis Gottes, sondern auch ... des Menschen selbst"[244] und war damit "integraler Bestandteil seines anthropologischen Entwurfs"[245]. Entsprechend forderte er gewisse anatomische Kenntnisse nicht nur von Medizinstudenten, sondern von Studenten aller Fakultäten; nicht danach zu streben, sei geradezu eine Schande.[246]

Ansonsten war die akademische Medizin für Melanchthon "in erster Linie eine Buchwissenschaft"[247]. Die Studenten sollten im Rahmen ihres Studiums sowohl die Anatomie als auch die Erkennung von Krankheiten und ihre Therapie in erster Linie aus Büchern lernen.[248] Bereits 1519 betonte er den großen Wert der griechischen Autoren für die zeitgenössische Medizin. In seiner an den Herausgeber Peter Burckhard gerichteten Vorrede zu Hippokrates' "Parva Hippocratis tabula" schreibt er, der größte medizinische Autor, Hippokrates, liege verachtet darnieder; wenn er wieder auflebe, bestehe noch Hoffnung für die Medizin.[249] Es war Galen, der für ihn die Grundsteine der Medizin gelegt hatte, auch wenn andere Griechen und Araber die Medizin mit großem Verdienst ausgeübt hätten.[250] Dies war denn auch das Zentrum von Melanchthons Konzept: "Im Vordergrund stand die Wiederentdeckung der antiken medizinischen Schriften, die die mittelalterlichen Übersetzungen und Kommentare als grundlegende Texte der Universitätsmedizin ablösen sollten."[251]
Zugleich legte Melanchthon großen Wert auf die philosophische Grundbildung der Ärzte, die es zur dringend notwendigen Erkenntnis der Ursachen von Krankheiten brauche; wer sie nicht habe, müsse eher Henker denn Arzt genannt werden.[252] Nicht umsonst war auch in Wittenberg ein Studium an der Artistenfakultät notwendige Voraussetzung für das Medizinstudium. Für Bewerber, die keinen Magister Artium nachweisen konnten, wurde die Mindeststudienzeit für den Baccalaureus medicinae von zwei auf drei Jahre erhöht.[253]

Melanchthon war mit seiner hohen Wertschätzung für Galen und der Erwartung, dass die Wiederentdeckung des Hippokrates die Medizin voranbringen würde, ganz auf der Höhe seiner Zeit (s.o.). Zugleich bedeutete dies jedoch nicht nicht, dass er spätere Werke grundsätzlich ablehnte. So empfahl Melanchthon explizit die Lektüre von Avicennas "Canon".[254] In der zweiten überarbeiteten Auflage seiner Schrift "De anima" von 1553 fügte er auch neue Erkenntnisse aus Andreas Vesalius' Schrift "De humani corporis fabrica" hinzu.[255] Dieser, so die Wittenberg Auffassung, hatte mit seiner empirischen Anatomie nur die Arbeit fortgesetzt, die Galen begonnen und nicht hatte vollenden können.[256]

Die Medizinische Fakultät in Wittenberg

An der Wittenberger Universität entwickelte sich die Lehre der Medizin im 16. Jahrhundert in drei Stufen: Die Statuten der Universität von 1508[257] legen ursprünglich zwei medizinische Professuren fest: Eine "niedere" Professur für die theoretische sowie eine "höhere" Professur für praktische Medizin; erstere sollte ein Doktor oder Lizentiat, letztere ein Doktor bekleiden. Die praktische Medizin sollte dabei am Vormittag im Sommer ab sechs, im Winter ab sieben Uhr gelesen werden, die theoretische folgte dann am Nachmittag ab ein Uhr. Auf dem Lehrplan standen Rhazes "Liber nonus ad Almansorem", Auszüge von Avicennas "Canon" sowie Kommentare zu diesen, Hippokrates Aphorismen sowie lateinische Versionen von Galens "Articella" und "De febribus ad Glauconem"; gelesen wurde in einem Zyklus von vier Jahren, dann wiederholten sich die Vorlesungen.[258]
Die Aufteilung in eine Professur für "Praktische Medizin", die sich mit der Lehre von Krankheiten und ihrer Behandlung befasste, und eine für "Theoretische Medizin", die sich mit allgemeinen Fragen um die Medizin und der allgemeinen Körper- und Säftelehre nach Galen befasste, entspricht dem üblichen Normalfall für das 16. Jahrhundert, allerdings war die Gewichtung zu Beginn des 16. Jahrhunderts in der Regel umgekehrt: Die theoretische Professur war die höhere, die praktische die niedere.[259] Erst im Laufe des Jahrhunderts kehrte sich die Gewichtung mit dem Aufstief der Empirie langsam um,[260] sodass Wittenberg hier eine spätere Entwicklung bereits früh antizipierte. Thematische Überlappungen zwischen beiden Professuren kamen allerdings regelmäßig vor. Üblicherweise stieg der niedere Professor bei Vakanz der höheren Professur in diese auf.[261]
In der Fundationsurkunde des Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen von 1536[262] werden dann erstmals drei Professuren eingerichtet. Der erste Professor, der einen Doktortitel haben sollte, sollte "die nutzlichsten bücher hipocratis und galeni" lesen, der zweite Doktor Rhazes und Avicenna; der dritte Professor sollte zumindest Lizentiat sein und anatomische Vorlesungen halten.[263] Auch wenn die zu lesenden Texte nicht genauer benannt sind, ist doch der klare Vorrang der Griechen gegenüber den Arabern zu erkennen.[264]
Einen dritten Schritt bedeuteten schließlich die neuen Statuten der Universität von 1572, die "deutlich die humanistische Grundorientierung der medizinischen Fakultät" zeigten.[265] Die ersten zwei Professoren sollten nun beide Schriften von Hippokrates und Galen, aber auch anderer antiker Ärzte lesen, mit deren Inhalten "die Lehren arabischer Ärzte sorgfältig verglichen werden" sollten.[266] Explizit wird dort auch die Korrektur von Galens Schriften nach den neuen Erkenntnissen Vesals und Gabriele Falloppios geboten.[267]

Indem er sich auf die in den "Scripta publice proposita" gedruckten Vorlesungsankündigungen der Jahre 1540 bis 1569 stützt, kommt Jürgen Helm zu dem schluss, dass den erhaltenen Quellen zufolge "der medizinische und anatomische Unterricht an der Wittenberger Universität weitgehend mit Melanchthons programmatischen Reden und Texten übereinstimmte".[268] Demnach wurden im entsprechenden Zeitraum vor allem Galen sowie teilweise Rhazes und Avicenna gelesen, bisweilen sogar Melanchthons Schrift "De anima".

(Alexander Hubert)

Die Medizin an der Universität Leipzig

Auch an der Universität in Leipzig war ein Studium an der Artistenfakultät Voraussetzung für das Medizinstudium.[269] Bereits seit 1438 bestanden eine "höhere" Professur für "Therapie", also wie in Wittenberg für praktische Medizin, und eine "niedere" Professur für "Pathologie", also Krankheitslehre oder theoretische Medizin. Die höhere Professur war bis 1796 automatisch mit dem Dekanat verbunden.[270] Gelesen wurden in der theoretischen Medizin der erste Teil von Avicennas "Canon", Galens "Ars parva" sowie Hippokrates' Aphorismen; in der praktischen Medizin Rhazes (wahrscheinlich "Liber ad Almansorem", "Liber continens" und "Liber de variolis et morbillis") sowie die Bücher IV und V von Avicennas "Canon" (Fieber- und Heilmittellehre).[271] Für die Doktorpromotion ging man gerade in der frühen Zeit der Universität meist ins Ausland, in der Regel nach Italien.[272] Eine Evaluation des Herzogs Georg bemängelte 1502 die schlechte medizinische Ausbildung in Leipzig.[273]
1531 wurde eine Professur für Physiologie eingerichtet und allen drei Professuren dasselbe Gehalt zugeordnet; der neue Professor wurde zudem speziell als Ratgeber für Syphiliskranke in den Hospitälern abgestellt.[274] Eine vierte Professur für Chirurgie wurde schließlich 1542 durch Herzog Moritz von Sachsen eingerichtet.[275] Die dafür angedachten Mittel wurden aber zunächst anderweitig verwendet, darunter für die Anstellung des zunächst dritten Mathematikprofessors Johann Hommel;[276] zu dieser Umwidmung kam es auf Anregung von Joachim Camerarius (→ Mathematische Wissenschaften). Erst als Kurfürst August insistierte, wurde die Stelle 1554 mit Gregor Schett besetzt.[277]

Auch ansonsten wurde die Medizin in Leipzig zwar wohl gefördert, jedoch wurden die entsprechenden Maßnahmen nur langsam umgesetzt: Ein hortus medicus wurde 1542 durch Moritz von Sachsen bewilligt, doch erst 1576 gegründet.[278] Außerdem ordnete Moritz 1543 mit den neuen Statuten der Universität jährliche Sektionen an;[279] deren Durchführung konnte zunächst jedem beliebigen Fakultätsmitglied aufgetragen werden, mit der Zeit übernahm sie jedoch regelmäßig der Professor für Chirurgie.[280] Allerdings fehlte zunächst ein passender Raum, bis 1555 im Gebäude der Artistenfakultät zufällig ein Raum frei wurde; "relativ rasch verlagerten sich die ... Sektionen jedoch in ein Nebengelaß des Paulinerkreuzgangs"[281]. Tatsächlich fanden sie aber offenbar so selten statt, dass Herzog August 1580 die Fakultät zu ihrer regelmäßigen Durchführung ermahnen musste.[282]

(Alexander Hubert)

Camerarius und die Medizin

Joachim Camerarius stand zu zahlreichen Medizinern in persönlichem Kontakt. Mit großem Abstand am meisten erhaltene Briefe umfasst die Korrespondenz mit dem Breslauer Arzt Johannes Crato: Die Ärztebriefdatenbank[283] listet nicht weniger als 456 Briefe Cratos an Camerarius und 121 Briefe von Camerarius an Crato. Doch auch aus Korrespondenzen mit anderen Ärzten sind zahlreiche Briefe erhalten. Die Mediziner Leonhart Fuchs, Wolfgang Fuhrmann, Hieronymus Herold und Sebald Hauenreuter gehörten mit respektive 28, 33, 17 und 55 erhaltenen Briefen ebenso zu Camerarius' Korrespondenzpartnern wie sein ehemaliger Kommilitone Antonius Niger, die Leipziger Ärzte und Professoren Wolfgang Meurer und Andreas Ellinger sowie die Wittenberger Jakob Milich und Caspar Peucer; im Süden reichte sein Netzwerk bis hinunter nach Wien zu Johannes Sambucus, im Norden hielt er zu den Preußen Johann Placotomus und Matthias Stojus[284] mehr oder weniger regelmäßigen Kontakt.
Außerdem war Camerarius auch persönlich medizinisch höchst interessiert. Dies war sicherlich mit biographisch begründet, war doch seine Lebensgeschichte immer wieder von langwierigen und schweren Krankheiten geprägt (↓ Varii morbi - Camerarius als Patient). Ebenso stand Camerarius Familie, Freunden und Bekannten gerne mit Rat und Tat bei Seite, wenn deren Gesundheit es erforderte (↓ Medizinkenntnisse und medizinische Ratschläge an Dritte). Eine im 16. Jahrhundert weit verbreitete Behandlungsmethode war der Besuch von Thermalbädern; Camerarius setzte eine Weile auf Badbesuche, als ihn ein langwieriges Geschwür am Bein plagte. Es verwundert daher nicht, wenn das Thema Badekultur auch in Camerarius' Werk vertreten ist (↓ Badbesuche). Nicht zuletzt waren die Pest und andere Epidemien zu Camerarius' Zeit allgegenwärtig und prägten das alltägliche Leben ebenso wie das literarische Schaffen (↓ "Pest" und Epidemiegeschehen).

Es ist daher keineswegs erstaunlich, dass medizinische Themen, in der Regel in Rückbezug auf antike Formen und Inhalte, in Camerarius' gesamtem Werk reichlich vertreten sind. Er verarbeitet sie poetisch in Lobhymnen auf die Gesundheit (↓ In Orpheus' Fußstapfen - Camerarius' Lob der Gesundheit), in diätetischen Lehrgedichten (↓ Diätetik) und in Werbegedichten für medizinische Schriften (↓ Epigramme für medizinische Abhandlungen und Disputationen Dritter). Außerdem beschäftigt sich der astrologisch interessierte Camerarius natürlich mit iatromathematischen Themen (↓ Iatromathematik).
An der Gesamtedition der Schriften Galens, die 1538 in Basel unternommen wurde, um eine Alternative zu dem höchst fehlerhaften Text der Aldine von 1525/26 zu bieten, ist er ebenfalls beteiligt (↓ Beteiligung an der Galen-Edition). Als die Pest in Nürnberg wütet, veröffentlicht er hochaktuell eine Sammlung antiker Theriakrezepte (↓ Theriak) und versucht so, seine Expertise in den antiken, besonders griechischen Schriften einzubringen. Philologie und Medizin verbindet Camerarius, als er umfangreiche terminologische Materialsammlungen anlegt und teilweise veröffentlicht, in denen er die antike medizinische Terminologie aufarbeitet (↓ Terminologie). Schließlich fanden medizinische ebenso wie diverse andere Themen Eingang in seine großen Sammlungen gemischter quaestiones (↓ Medizinisches in den "Decuriae" und der "Appendix problematum").

Camerarius bleibt dabei stets seinem Spezialgebiet, der antiken Literatur treu; neue medizinische Erkenntnisse sind von ihm nicht zu erwarten, seine Herangehensweise ist stets eine philologische. Im Privaten zeigt er sich jedoch Neuem gegenüber durchaus aufgeschlossen, wenn Altes versagt: So ist es das aus der Neuen Welt importierte Guajak-Holz, das ihn letztlich von seinem Geschwür heilt (↓ Malum pedis inveteratum - Ein hartnäckiges Geschwür).
Auch hindert ihn seine philologischer Herangehensweise nicht daran, geradezu wissenschaftsphilosophische Überlegungen anzustellen: In dem an Johannes Magenbuch gerichteten Vorwort seiner Theriak-Schrift von 1533 kritisiert er die zeitgenössischen Ärzte, deren Therapien bei aller Naturkenntnis doch meist erfolglos blieben, selbst wenn die Patienten ihre Ratschläge genau befolgten.[285] Dieser Gedanke findet im Übrigen auch in einem griechischen Spottepigramm auf die modernen Ärzte nach hellenistischem Vorbild Ausdruck.[286] Die Schuld sieht er dabei bei den Ärzten: Diese konzentrierten sich zu stark auf die überlieferte medizinische Literatur und darauf, antike Medikamentenrezepte anzupassen, und vernachlässigten dabei ihre eigentlichen Aufgaben wie die Kontrolle vor allem ausländischer Medikamente, die sie den Apothekern überließen. Die Apotheker aber, und hier zeigt sich wieder Camerarius' humanistische Besonnenheit auf die Antike, seien wie alle Erscheinungen der Moderne verdorben, sodass sich bei ihnen häufig gepanschte oder minderwertige Heilmittel fänden. Ebenso seien die medizinischen Rezepte, die durch die Vermittlung der Araber überliefert worden seien, durch deren Einfluss notwendigerweise verfälscht.[287] Die Araber treten hier also wie auch in der Astrologie als Verunreiniger der reinen antiken Lehre auf (→ Astrologie).
Somit seien einerseits viele antike Heilmittel in der Moderne unbekannt, andererseits seien viele Herstellungsprozesse wie die Destillation neue Entwicklungen, die in der antiken Literatur keine Rolle spielten.[288] Diejenigen modernen Ärzte, die sich durch erfolgreiche Kuren einen Namen gemacht hätten, hätten sich, so Camerarius, selbst zunächst pharmakologisch gebildet und dann auf ihre eigenen, so gewonnenen Kenntnisse anstatt auf die der Apotheker vertraut.[289] Die Kenntnis der Wirkweise von Kompositdrogen sei keine Sache von Lektüre, Talent oder Bildung, sondern bedürfe der persönlichen, langjährigen Erfahrung, die vielen Ärzten fehle. Galen selbst berichte von vielen Medikamenten, deren Wirkung er auf langen Reisen kennengelernt habe.[290] Daher bewundere Camerarius die antiken Ärzte, die aufgrund ihrer großen Erfahrung in der Lage gewesen seien, durch theoretische Überlegungen Rezepturen für praktisch wirksame Komposita zu generieren, eine Leistung, die er mit der Erschaffung des Menschen durch Gott aus den einzelnen Bestandteilen der Natur vergleicht.[291] Der Arzt habe bei der Herstellung von Kompositdrogen daher mit mathematischer Exaktheit vorzugehen und stehts das Prinzip der ἀναλογία zu beachten; diese ermögliche die korrekte Mischung der Primärqualitäten. Die übereilte und daher schlampige Herstellung von Komposita sei daher unbedingt zu tadeln. Dagegen sei es kein Wunder, dass man in der Antike diejenigen, denen der Herstellungsprozess glückte, für Götter oder Kinder von Göttern hielt.[292]

(Alexander Hubert)

Medizinisches in Werken und Briefen des Camerarius

In Orpheus' Fußstapfen - Camerarius' Lob der Gesundheit (AH)

fertig und online

Diätetik (MG)

Iatromathematik (MG)

Badewesen (MG)

fertig und online

Baden in Württemberg

fertig und online

Theriak (MG)

Beteiligung an der Galen-Edition (MG)

Terminologie (AH)

Die Terminologie ist eines der Gebiete, die den Philologen Camerarius besonders faszinierten (→ Philologie). Programmatisch äußert sich Camerarius dazu in seinem Glossar zum Thema "Pferd": Nichts sei so nützlich zur Erkenntnis der Welt (rerum ullarum cognitio) wie das Wissen um die genaue Bedeutung der Wörter und eine gewisse Sprachgewandtheit (nominum primum explorata significatio, deinde proprii sermonis peritia).[293] An anderer Stelle schreibt er, es gebe keinen "Henkel", also kein anderes Mittel, mit dem sich eine Aussage oder eine Vorstellung so genau fassen lasse wie mit der Sprache; wer diese nicht beherrsche, dem müsse auch alles andere entgleiten.[294]
Diese Einstellung findet in der Entstehung mehrerer Glossare zu naturkundlichen (→ Naturkunde) und theologischen Themen (→ Theologie) Ausdruck; auch in seinen mathematischen Werken legt Camerarius stets großen Wert auf terminologische Genauigkeit (→ Mathematische Wissenschaften). Es verwundert daher kaum, dass Camerarius sich auch und gerade in der Medizin für die korrekte Terminologie interessierte. Hier konnte er seine philologische Kompetenz in die medizinischen Debatten seiner Zeit einbringen: Diese sich beschäftigten immerhin in großen Teilen auch ganz grundlegend mit dem Verständnis der galenischen Texte und Galens Sprachgebrauch, um so die "wahre Bedeutung" der antiken Texte wiederherzustellen.

Das früheste medizinterminologische Werk des Camerarius ist ein kurzes Glossar mit dem Titel "Partium humani corporis nomina", das er seiner 1532 gedruckten lateinischen Übersetzung von Albrecht Dürers "Vier Büchern von menschlicher Proportion" beigibt. Es zeugt von Camerarius' gewissenhafter Übersetzungsarbeit, dass er, wo der Autor des Werkes sich bewusst um exakte Bezeichnungen bemüht und teilweise neue Ausdrücke geprägt habe und wo kein antikes Vorbild vorhanden war,[295] besonders auf die Transparenz seiner Entscheidungen als Übersetzer achtet. So listet Camerarius also auf knapp über einer Seite die lateinischen Begriffe für Körperteile auf, die er verwendet hat, sowie ihre Entsprechungen in Dürers deutschem Original.[296] Dabei geht es ebenso um eher triviale Begriffe wie "Frons. Die stiern" und "Nasus. Die nase" wie auch um ausgefallenere Bezeichnungen wie "Occiput et occipitium. Hinden der kopff ob dem genigk" oder "Mons pedis sive convexus pes. Des fues ritz". Die Aufzählung folgt dabei dem Aufbau des menschlichen Körpers von oben nach unten.

Bei aller Bedeutung für Camerarius' Leistung als Übersetzer handelt es sich bei dem Glossar, das Dürers Werk beigegeben ist, doch um ein sehr kleines Werk. In seinen späteren Lebensjahren brachte Camerarius allerdings ein weiteres Glossar zum Druck, dieses von gewaltigem Umfang: Das knapp 500 Spalten (auf ca. 250 Seiten) umfassende Werk, das, wieder in der Richtung von oben nach unten geordnet, lateinische und griechische Bezeichnungen für die menschlichen Körperteile enthält, wurde 1551 unter dem Titel "Διασκευὴ ὀνομαστική partium corporis humani" gedruckt; Thomas Baier bezeichnete es in seiner Analyse von Camerarius' Bildungsprogramm als ein "besonderes Herzensanliegen" des Camerarius, ja "[w]omöglich ... seine Leipziger 'Lebensaufgabe'".[297]
Auf jeden Fall hatte Camerarius die Arbeit an dem Werk schon vor Aufnahme seiner Tätigkeit in Leipzig begonnen und auch eine Veröffentlichung vorgesehen: Die letzte bedruckte Seite des Bandes enthält einen Abdruck des Privilegs, das König Ferdinand Camerarius ausgestellt hatte; es ist auf den 26.11.1538 datiert und führt zahlreiche Werke des Camerarius namentlich auf, deren Nachdruck verboten wird, darunter auch explizit die "Διασκευὴ ὀνομαστική".[298] Mithin scheint Camerarius den Druck dieses Werks bereits mindestens seit 1538 geplant zu haben. Auch ein Brief des Simon Grynäus, der dem Druck beigegeben ist, in dem Grynäus Camerarius zur Abfassung des Glossars ermutigt,[299] und Camerarius' Widmungsbrief an Wolfgang von Werthern, in dem er erwähnt, dass Grynäus ihn in seinem Vorhaben immer bestärkt habe,[300] deuten auf den frühen Beginn der Arbeit hin, da Grynäus bereits 1541 an der Pest starb.
Tatsächlich scheint es sich bei der "Διασκευὴ ὀνομαστική" um ein Ergebnis von Camerarius' persönlicher Exzerpierarbeit zu handeln: Wie Camerarius im Widmungsbrief schreibt, habe er sich, immer auf der Suche nach dem korrekten Gebrauch lateinischer und griechischer Termini, bei der Lektüre antiker Autoren die Gebrauchsweise einzelner Wörter notiert; als seine Freunde dies erfahren hätten, hätten sie ihm zur Veröffentlichung geraten.[301] Obwohl seine Notizen Camerarius' Meinung nach einer gründlichen Überarbeitung bedurften, habe er nach stetiger Aufforderung durch seine Freunde das folgende Material über den menschlichen Körper ausgewählt (coepi decerpere); dieses habe er einst auf eine Bitte des Georg Sturtz hin zusammenzustellen begonnen, als sie einen besseren Ersatz für Martius Galeottus' Werk "De homine" gesucht hätten.[302] Da Camerarius aber trotz allem aufgrund seiner Gesundheit sowie zahlreicher Pflichten die Zeit für eine eigenständige Gliederung des Gegenstands nach οὐσία / natura, δύναμις / potestas, ἐνέργεια / effectio und χρεῖα / actio (den aristotelischen Kategorien Wesen, Vermögen, Verwirklichung (Aktualität) und Nutzen[303]) fehlte, sei er in der Anordnung dem Iulius Pollux gefolgt,[304] wie er es später auch bei seinem Glossar zum Thema "Pferd" tat (→ Naturkunde). Er strebe dabei keine Vollständigkeit an,[305] hoffe aber, dass sein kleines und bescheidenes Werk den um beide Sprachen Bemühten dennoch großen Nutzen bringen werde. Andere könnten hierauf aufbauen und ein umfangreicheres Werk schaffen.[306]

Die 1551 erschienene "Διασκευὴ ὀνομαστική partium corporis humani" trägt als Untertitel "Τὰ ἔξω, id est, partes exteriores" und behandelt entsprechend nur die äußeren Körperteile. Offenbar plante Camerarius ein dazu komplementäres Glossar der inneren Körperteile, wie Georg Summer notiert. Diese führt unter Camerarius' unvollendeten Werken als erstes "Commentarii de partium internarum humani corporis nominibus tam Graecis quam Latinis" auf.[307] Bei dem zweiten Werk in der Liste handelt es sich ebenfalls um ein Glossar medizinischen Inhalts, nämlich eines, das die Namen von Krankheiten aufführen sollte ("De nominibus morborum").[308] Beide Werke konnte Camerarius offenbar zu Lebzeiten nicht mehr vollenden und auch seine Söhne ließen sie nicht mehr drucken. Allerdings waren sie ebenso wie zwei weitere bei Summer aufgeführte unveröffentlichte Glossare in dem königlichen Privileg von 1538 für Camerarius bereits enthalten[309] und demnach vermutlich parallel zur "Διασκευὴ ὀνομαστική" entstanden; das Material, das darin hätte enthalten sein sollen, stammte aus derselben Stoffsammlung, aus der auch die "Διασκευὴ ὀνομαστική" hervorging.

Camerarius' bestehendes Interesse für Medizin und medizinische Terminologie zeigt auch ein Brief, den er 1554 als Begleitgedicht für Nikolaus Selneckers Lehrgedicht "De partibus corporis humani" verfasste. Darin lobt er Selneckers Werk, das er trotz zahlreicher Pflichten sofort gelesen habe, sowohl auf fachlicher als auch auf dichterischer Ebene und vergleicht Selnecker selbst mit seinem alten Freund Helius Eobanus Hessus.[310]

(Alexander Hubert)

Epigramme für medizinische Abhandlungen und Disputationen Dritter (AH)

Nicht nur für Nikolaus Selneckers Lehrgedicht "De partibus corporis humani" verfasste Camerarius ein Werbegedicht (s.o.). Ähnliche Werbegedichte des Camerarius existieren zu drei Werken des Leonhart Fuchs: Fuchs' 1538 gesammelt neu aufgelegten drei Apologien gegen Gulielmus Puteanus, Sebastianus Montuus und Jeremias Thriverus Brachelius (s.o.), die 1540 einmal unter demselben Titel und einmal mit leicht veränderter Anordnung neu aufgelegt wurden, gibt Camerarius ein Werbegedicht bei, in dem er sich ganz deutlich auf Fuchs' Seite stellt: Die drei hätten lieber schweigen sollen, denn nun werde Fuchs' Verteidigung sie erdolchen wie die Spitzmaus, die sich dem alten Sprichwort nach durch ihr eigenes Pfeifen verrate. Dennoch hätten die drei insofern alles richtig gemacht, als nun Fuchs die Gelegenheit habe, seine Schrift zu veröffentlichen, mit der er nicht nur für sich selbst, sondern auch um die Ehre der antiken Ärzte kämpfe.[311]
Ein Begleitgedicht stellte Camerarius auch Fuchs' 1539 gedrucktem Kompendium über die Behandlung verschiedener Krankheiten zur Seite. In der ganzen antiken Literatur, so Camerarius, finde man kein Werk, das diesem ebenbürtig sei. Fuchs lehre hier die "wahre Heilkunst" (vera ratio medendi), sodass der Benutzer hier nicht nur theoretisches, sondern auch praktisches Wissen mitnehmen könne.[312]
Ein drittes Werbegedicht gab Camerarius Leonhart Fuchs' Hippokrates-Ausgabe bei. Hier lobt er Fuchs, der der Welt den fähigen Arzt Hippokrates wiederbringe, dessen Schriften schon beinahe verloren gewesen seien und der so vielen Patienten das Leben zurückgegeben habe.[313]

Weitere Werbegedichte schrieb Camerarius für medizinische Disputationen. Der Leipziger Medizinprofessor Wolfgang Meurer stellte 1549 eine Disputation "De catarrhis", bei der Philipp Bech als Respondent auftrat. Der Druck wird von drei griechischen Werbegedichten eingeleitet, von denen das auf dem Titelblatt mit Sicherheit, die beiden auf der folgenden Seite wahrscheinlich von Camerarius sind.[314] Das erste Gedicht stellt eine einfacherere Version des Modells dar, von dem Camerarius auch in seinem nur handschriftlich überlieferten Werbegedicht für Kopernikus' "De revolutionibus" Gebrauch macht:[315] In einem fingierten Dialog fragt eine nicht benannte Person, ein "Unwissender", den ebenfalls nicht weiter benannten "Wissenden", um was für ein Buch es sich handle (Τίς λόγος οὗτος;). Auf die Antwort, dass es um "Flüsse" (im medizinischen Sinn, s.o.) gehe,[316] fragt der "Unwissende" weiter, was für ein Mensch denn der "Vater dieses Werks" (πατὴρ τοῦδε λόγοιο) Wolfgang Meurer sei. Der "Wissende" lobt darauf hin Meurer als fähigen Arzt und Freund der Musen.[317]
Das zweite wie auch das dritte Gedicht auf der folgenden Seite sprechen das Thema des Bandes an, die "Flüsse" (ῥεύματα), die die Menschen belästigen. Der Leser möge Meurers Mühe schätzen, der dieses Thema zur Untersuchung gestellt habe.[318]

Camerarius verfasste Werbegedichte für noch zwei weitere Disputationen Meurers: In einer 1555 gedruckten Disputation mit dem Titel "De vera corroborandi ratione capita" und Sebastian Scheib als Respondent behandelt Meurer Kraft und Stärkung des menschlichen Körpers. Camerarius wirbt in drei griechischen Distichen auf dem Titelblatt: Zwar habe einst jemand (gemeint ist Oppian) gesagt, Kraft ohne Verstand sei wertlos,[319] allerdings sei der Verstand eines Menschen ohne Kraft ebenso ohne Nutzen; Meurer habe sowohl Kraft als auch Verstand bewiesen. Im letzten Distichon verzichtet der Sprecher bereitwillig auf Ehre (τιμή) und Wohlstand (ὄλβος), solange er bei Kräften sei (εὔρωστος)[320] und ihn der Verstand (γνώμη) nicht verlasse.
Schließlich erschien 1562 eine von Meurer gestellte Disputation "De recta medendi ratione", für die Camerarius ebenfalls ein Geleitgedicht schrieb: Jemand habe einmal gesagt, das Wichtigste im menschlichen Leben sei die Gesundheit, das zweitwichtigste aber ohne Betrug erhaltener Reichtum.[321] Die Heilkunst könne als einzige der Künste beides verschaffen. Asklepios habe diese die Menschen gelehrt, Hippokrates habe sie ausgearbeitet, Galen habe beide noch übertroffen. Meurer wird als der nächste in der Reihe gefeiert, der Galens Methode folgend das, was dieser in vielen Büchern ausgeführt habe, in einer kleinen Schrift vereine.[322]

Auch für Johannes Hoffmanns Disputation über den Wein von 1558 schrieb Camerarius ein griechisches Werbegedicht. Hoffmann wird darin mit Homer verglichen, der, indem er den Wein lobte,[323] selbst Ruhm gefunden habe und nun den ersten Rang im Musenchor innehabe.[324] Welches Lob verdiene nun also Hoffmann, der ein ganzes Buch über den Wein geschrieben habe? Ein solches sei überdies für einen Franken wie Hoffmann nur passend.
Zu einer Disputation über das Erysipel (Wundrose), die Andreas Ellinger 1560 stellte (Respondent war der Leipziger Apotheker Moritz Steinmetz), hatte Camerarius persönlichen Bezug, da er selbst seit spätestens 1558 häufiger darunter gelitten hatte (s.u.). Entsprechend gibt Camerarius dem Druck ein ausführliches griechisches Werbegedicht in 34 Hendekasyllaben bei, in dem er die Symptome der Krankheit beschreibt. Ellinger wird Galen gleichgestellt.[325] Schließlich wird es sich auch bei Camerarius' Beitrag zu Simon Schreibes "Disputatio ordinaria de causis famis animalis", den der VD16-Katalog verzeichnet, um ein Werbegedicht handeln. Die Überprüfung dieser These steht mangels Verfügbarkeit des Bandes jedoch noch aus.

(Alexander Hubert)

Medizinisches in den "Decuriae" und der "Appendix problematum" (AH)

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Camerarius und die praktische Medizin

Medizinkenntnisse und Medizinische Ratschläge an Dritte (AH)

Joachim Camerarius war kein studierter Arzt; doch wie Michael Stolberg feststellt, waren grundlegende medizinische Kenntnisse im 16. Jahrhundert in der Bevölkerung weit verbreitet, sei es durch die Lektüre teils volkssprachiger Schriften durch die gebildete Oberschicht, sei es durch mündlichen Erfahrungsaustausch.[326] Dies gilt ganz besonders für Camerarius, dem zum persönlichen Austausch ein ganzes Netzwerk medizinisch gebildeter Gelehrter und studierter Ärzte zur Verfügung stand (↑ Camerarius und die Medizin). Nach Zeugnis des an Johannes Magenbuch gerichteten Vorworts zu Camerarius' 1533 gedruckten Theriakschrift führte der naturkundlich interessierte Camerarius häufig mit Freunden und Bekannten Gespräche über medizinische Themen, etwa über die Frage, warum die zeitgenössische Medizin so geringe Heilungserfolge verbuchen konnte oder über Theriakrezepte, die er in antiken Werken fand.[327] Diese Form des theoretischen Austausches fand allerdings offenbar vor allem in persönlicher Form statt und lässt sich daher nur über Selbstaussagen von Camerarius nachvollziehen. In Camerarius' Briefwechsel spielen wissenschaftlich-medizinische Themen aus brieftheoretischen Gründen[328] kaum eine Rolle, wie etwa die Korrespondenz mit dem Arzt Leonhart Fuchs zeigt.[329]
Camerarius' eigene Patientengeschichte mag ihm einen Anreiz gegeben haben, sich mit medizinischen Themen zu beschäftigen (vgl. den Abschnitt ↓ Varii morbi - Camerarius als Patient, besonders ↓ Krankheit als Impulsgeber).

Auch bei der Lektüre musste Camerarius sich, anders als viele seiner Zeitgenossen, nicht auf volkssprachige Werke beschränken, sondern konnte auf die antiken Klassiker zurückgreifen. So zeugen von seiner medizinischen Bildung nicht nur die zahlreichen Zitate aus Hippokrates und Galen, die sein ganzes Werk durchziehen. Nach Zeugnis seines Sohnes Joachim begann Camerarius spätestens 1538, angeregt durch sein langwieriges Fußleiden (s.u.) mit der intensiveren Lektüre antiker medizinischer Werke, darunter Galen.[330] Eine besondere Auszeichnung für Camerarius' Kenntnis von Galens Werk ist es auch, dass Philipp Melanchthon ihn ob seiner Expertise bereits 1533 und 1534 um die Zusendung passender Galen-Stellen, vor allem zum Thema Säftelehre und Temperament, für sein 1540 gedrucktes Werk "De anima" bat.[331]
Im Umgang mit seinen eigenen Krankheiten zeigt sich Camerarius - notgedrungen - ebenfalls als medizinisch gebildet, wenn er etwa Andreas Ellingers Disputation zum Erysipel rezipiert (s.u.) oder sein Nierenleiden als chronisch erkennt (s.u.).

Schließlich äußern sich Camerarius' medizinische Kenntnisse immer wieder im Rahmen des mündlichen oder brieflichen Erfahrungsaustausches in praktischen medizinischen Ratschlägen für Freunde und Bekannte. Denn die Rolle von Familie und Freunden in Krankheitsfällen beschränkte sich in der Frühen Neuzeit nicht allein auf moralische Unterstützung, vielmehr nahmen sie an Diagnose und Behandlung lebhaft teil, "äußerten ihre eigenen Vermutungen über die Natur der Krankheit[,] ... empfahlen besonders begabte Heilkundige oder als wirksam bewährte Heilmittel oder neue Diagnoseverfahren"[332]. Besonders letztere waren auch oft Gegenstand der Korrespondenz.[333]

Als sein enger Freund Daniel Stiebar von Rabeneck 1534 schwer erkrankt, augenscheinlich an einer Fieberkrankheit, zeigt sich Camerarius in einem Brief zutiefst betroffen. Er lobt Stiebars Seelenstärke (firmitas animi), von der die mitgesandte Schrift Stiebars zeuge und die auch Stiebars Gesundheit förderlich sei. Neben dem nur allzu zeitgemäßen Rat, sich von der Krankheit nicht zur Verzweiflung bringen zu lassen und auf Gott zu vertrauen,[334] gibt Camerarius konkrete medizinische Ratschläge: Das Schwitzen solle Stiebar vergehen lassen und nicht aktiv herbeiführen, wie man es gemeinhin tue. Auch diätetische Ratschläge gibt er seinem Freund. Außerdem sendet Camerarius Säfte und confectiones, also Kompositdrogen, die er nach Anweisung eines Arztes habe anfertigen lassen, mit Empfehlung: Falls Stiebar durstig sei, solle er ein wenig von den mitgeschickten Säften in Wasser lösen und trinken; im Anschluss könne er, wenn und sooft er wolle, die erste confectio zu sich nehmen und am Abend von der zweiten.
Schließlich fordert Camerarius Stiebar auf, er möge doch, wenn es ihm ein wenig besser gehe, zu ihm (nach Nürnberg) kommen, um sich dort ganz auszukurieren.[335] Es ist dies ein ganz besonderes Zeichen der engen Freundschaft beider Männer, das üblicherweise Blutsverwandten zu Teil wurde, bei denen der Grad der pathischen Betroffenheit, also der Sorge und Niedergeschlagenheit angesichts der Krankheit eines anderen, höher war:[336] "Wenn es die beengten Wohn- und Familienverhältnisse erlaubten, ging die Betroffenheit häufig sogar soweit, dass auch entfernt lebenden Verwandten ein Krankenquartier im Haus in Aussicht gestellt wurde."[337]

Von einem weiteren Fieberfall in der Familie Stiebar zeugt Camerarius' Brief vom 03.06.1547 an Daniel Stiebar: Hier ist es ein namentlich nicht genannter Bruder Stiebars, dessen Krankheit Camerarius als ein Dreitagefieber identifiziert.[338] Wieder spricht Camerarius mit einem Arzt und veranlasst diesen, Stiebars Bruder Medikamente zu schicken.[339]
Den Arzt Cornelius Sittard empfiehlt Camerarius Stiebar in einem Brief vom 29.01.1548 und rät Stiebar, Sittard zu Stiebars krankem Freund zu schicken; obwohl Sittard sich skeptisch gezeigt hatte, dass er selbst mehr wisse als andere Ärzte, zeigt sich Camerarius überzeugt, dass gerade in der Medizin der Erfolg nicht nur Glücks (fortuna) und des richtigen Zeitpunkts (tempus), sondern auch der richtigen ausführenden Person (homo) bedürfe.

Zwei nicht datierte Fälle, in denen Camerarius sich "pathisch betroffen" zeigt, betreffen Matthäus von Wallenrode und sein Umfeld. Von dessen Freundschaft zu Camerarius zeugt ein Brief Philipp Melanchthons vom 09.04.1544: Darin fordert dieser Wallenrode auf, seiner Freundschaft zu Camerarius entsprechend diesen von einigen Reitern nach Würzburg geleiten zu lassen, da Camerarius sonst große Gefahr drohe.[340]
Nun schreibt Camerarius in einem nur auf den 7. Oktober (ohne Jahr) datierten Brief an Wallenrode, er habe von dessen Krankheit gehört. Obwohl er nichts genaueres darüber habe in Erfahrung bringen können, habe er aus dem Bekannten auf Ischias geschlossen. Hätte man ihm nicht mitgeteilt, dass Wallenrode in einem Bad sei (freilich ohne dieses näher zu benennen), wäre Camerarius sofort aufgebrochen, um für Wallenrode zu sorgen.[341] Was uns heute übertrieben scheint, war zu Camerarius Zeiten durchaus üblich: "Schenkt man den Berichten der Ärzte Glauben, dann waren die Kranken zu Hause oft von Menschen umringt, von der eigenen Familie, aber auch von Freunden und Bekannten. ... Den Laien ... waren Krankenbesuche offenbar Pflicht und Bedürfnis zugleich."[342]
In einem zweiten Brief ohne Jahr, in dem Camerarius auch seine langjährige Bekanntschaft mit Wallenrode anspricht, geht es um die Krankheit von Wallenrodes Frau, bezüglich derer Camerarius sich zutiefst betroffen zeigt (non potui non, sicut par erat, graviter perturbari). Mit dem Brief schickt Camerarius drei Medikamente, "die man für wirksam und gut hält" (quae efficacia et bona perhibentur); mit dem zweiten und dritten habe Camerarius schon selbst gute Erfahrungen gemacht.[343]

Hier darf eine Anekdote nicht fehlen, die Georg Andreas Will in seinem Nürnbergischen Gelehrtenlexikon zu Camerarius' Freund in Nürnberg Michael Roting bringt: Demnach habe Camerarius Roting "zur Zeit der Bauernaufruhr", also vermutlich 1525, im letzten Moment vor der Amputation eines entzündeten Schenkels bewahrt und ihm jede Hilfe versprochen. Schließlich habe Camerarius Roting unter Anwendung von Guajak sogar geheilt.[344] Will bringt leider keine Quellen für seine Anekdote an, weshalb sie sich bis auf Weiteres kaum bestätigen lässt. Das Krankheitsbild erinnert offensichtlich an das offene Geschwür am linken Bein, das Camerarius zwischen 1529 und 1542 über ein Jahrzehnt hinweg plagte (s.u.). Auch hier brachte Guajak die Heilung. Man sollte meinen, dass Camerarius schneller zu diesem Mittel gegriffen hätte, wenn er mit Rotings Fall bereits zuvor solch positive Erfahrungen in seinem Bekanntenkreis gemacht hätte. Andererseits galt die Guajakkur als äußerst intensiv und auch dem Vorbild Ulrichs von Hutten, das er ungeachtet Wills Anekdote auf jeden Fall hatte, folgte Camerarius nicht sofort.

Ebenso wurden innerhalb von Camerarius' eigener Familie medizinische Ratschläge und Medikamente weitergegeben, wie ein handschriftlich überlieferter Brief von Camerarius' Schwiegersohn Esrom Rüdinger vom 05.04.1558 belegt:[345] Darin berichtet dieser Camerarius von der Krankheit von dessen Tocher Anna. Weiterhin schreibt er, sie habe heute Camerarius' Panacea genommen, nämlich Tabletten mit Aloe. In der Folge wolle man Caspar Peucers Ratschläge befolgen.

Wie man sieht, stand Camerarius Familie und Freunden stets mit Rat und Tat bei Seite und ließ zuweilen sogar extra Medikamente für kranke Bekannte oder Familienangehörige anrühren oder Besorgungen tätigen: Zur Vermittlung einer Brille durch Camerarius an seinen Freund Helius Eobanus Hessus s.u.. Von der hervorragenden Ausstattung von Camerarius' eigener Hausapotheke zeugt ein Brief Philipp Bechs vom 17.06.1547: Nach der Eroberung Leipzigs durch die kaiserlichen Truppen ist Bech vor Ort und informiert Camerarius über den Zustand von dessen Haus: Camerarius' Bücher, so schreibt er, seien unberührt. Verloren seien allerdings größere Teile von Möbeln und Liegen und insbesondere auch Latwergen, Kompositdrogen, Arzneiwein und -essig sowie Pflanzen- und Blütendestillaten.[346]

Dass studierte Ärzte für die Bemühungen des Laien Camerarius bisweilen aber nicht mehr als ein müdes Lächeln übrig hatten, zeigt eine Anekdote, die Camerarius selbst seinem Freund Hieronymus Wolf in einem Brief vom 15.10.1556 erzählt: Einmal habe er einem Bekannten ein Medikament empfohlen, mit dem Hinweis, vor der Einnahme noch den Rat eines Arztes zu suchen. Dies habe der Bekannte auch getan. Als er dem Arzt das Rezept zeigte und aussagte, es stamme von Camerarius, habe der Medicus gelacht und es zwar nicht verworfen, aber doch kritisiert und gesagt, Camerarius habe das Rezept wohl von irgendeinem griechischen Autor übersetzt.[347]

Varii morbi - Camerarius als Patient (AH)

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Badbesuche (MG)

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"Pest" und Epidemiegeschehen (MG)

Anmerkungen

  1. Vgl. Stolberg 2022, 507 und Stolberg 2003, 108f. Vgl. auch Wear 2000, 49ff.
  2. Vgl. Stolberg 2022, 508f. sowie 525ff.
  3. Vgl. Stolberg 2022, 508.
  4. Vgl. Stolberg 2022, 507. Einen kompakten Überblick bietet Vanja 2010, 13ff. Vgl. auch Nutton 2022, Kapitel 5, S. 123-150 (zu den studierten Ärzten) und 6, S. 151-179 (zu den Alternativen).
  5. Dies gilt zumindest für den mitteleuropäischen Raum. In Italien wurde auch die Medizin üblicherweise an der Artistenfakultät gelehrt und beide Abschlüsse zugleich erworben (vgl. Stolberg 2022, 8 und Nutton 2022, 124).
  6. Hervorragende Überblicke über die Ausbildung akademischer Ärzte finden sich bei Stolberg 2022, 3-113 und Nutton 2022, 124-146.
  7. Zum Auslandsstudium vgl. Nutton 2022, 129ff.
  8. Vgl. Stolberg 2022, 415ff.
  9. Wenn sie keine größere Stadt fanden, um sich niederzulassen, waren diese Spezialisten aus Mangel an Patienten oft gezwungen, umherzuziehen (vgl. Nutton 2022, 166).
  10. Vgl. Stolberg 2022, 516; Vanja 2010, 14; Nutton 2022, 238.
  11. Vgl. Nutton 2022, 160.
  12. Vgl. Stolberg 2022, 513 und Nutton 2022, 151ff. Wiederum gilt für Italien, dass Chirurgie dort teilweise auch an den Universitäten gelehrt wurde (vgl. Nutton 2022, 124 und 152).
  13. Vgl. Stolberg 2022, 513 und Nutton 2022, 151ff.
  14. Vgl. Stolberg 2022, 517.
  15. Vgl. Nutton 2022, 161, 239.
  16. Vgl. Nutton 2022, 161.
  17. Vgl. Stolberg 2022, 517f.
  18. Vgl. Nutton 2022, 153.
  19. Vgl. Nutton 2022, 158.
  20. Vgl. Stolberg 2022, 518ff. Vgl. auch Helm 2002, 24f. zur heftigen Kritik Philipp Melanchthons.
  21. Vgl. Nutton 2022, 166.
  22. Vgl. Nutton 2022, 166.
  23. Vgl. Stolberg 2022, 520.
  24. Vgl. Nutton 2022, 166f.
  25. So Michael Stolberg, der sich im Gegensatz zu Vivian Nutton in seinem Buch v.a. auf den deutschsprachigen Raum beschränkt (Stolberg 2022, 520).
  26. Vgl. Stolberg 2022, 520f.
  27. Vgl. Stolberg 2022, 527.
  28. Vgl. Stolberg 2022, 521.
  29. Vgl. Nutton 2022, 173.
  30. Vgl. Stolberg 2022, 545.
  31. Vgl. Stolberg 2022, XXII; 545f.: Tatsächlich ist es nach heutigem Verständnis mit den meisten Krankheiten so, dass sie sowohl mit als auch ohne Behandlung abheilen oder sich der Gesundheitszustand zumindest zeitweise bessert. Diese Besserung schreiben behandelte Patienten aber typischerweise ihrer Behandlung zu und nehmen sie als Beweis für den Erfolg einer medizinischen Theorie.
  32. Nutton 2022, 2.
  33. Vgl. Stolberg 2022, 26f.
  34. Vgl. Stolberg 2022, 529.
  35. Vgl. Stolberg 2022, 6.
  36. Vgl. Stolberg 2022, 7f.
  37. Vgl. Schipperges 1976, 359f.
  38. [Sc. naturae et causarum cognitio] ita necessaria est in exercenda arte, ut illi, qui non adhibent doctrinam, carnifices, non Medici iudicandi sint (CR XI, Sp. 507).
  39. Vgl. Stolberg 2022, XVIII; 33f.
  40. Vgl. Wear 2000, 37.
  41. Vgl. Stolberg 2022, 34; 140. Stolberg 2003, 117f. Wear 2000, 38. Gentilcore 2015, 15.
  42. Vgl. Stolberg 2022, 42; 141.
  43. Stolberg 2003, 38.
  44. Vgl. Stolberg 2022, 530f.
  45. Vgl. Stolberg 2022, 118 und besonders 140ff., Stolberg 2015, 114ff., Stolberg 2003, 129f.
  46. Vgl. Stolberg 2022, 141. Eine Ausnahme war die Blutfülle (plethora); zu dieser vgl. Stolberg 2003, 121.
  47. Vgl. Stolberg 2003, 121.
  48. Vgl. Stolberg 2022, 122f. und 140, Stolberg 2003, 129f., Wear 2000, 39, 133, 137, Nutton 2022, 213.
  49. Vgl. Stolberg 2003, 158 und Stolberg 2022, 135, Nutton 2022, 224, Jütte 2013, 26.
  50. Vgl. Stolberg 2003, 173f. und 182, Stolberg 2015, 115f., Stolberg 2022, 129ff.
  51. Vgl. Stolberg 2022, 131. Zur großen Bedeutung von Zersetzung im Krankheitsbild der Zeit vgl. auch Wear 2000, 136ff.
  52. Vgl. Stolberg 2003, 194 und Stolberg 2022, 133.
  53. Vgl. Stolberg 2003, 172.
  54. Stolberg 2022, 138.
  55. Vgl. Stolberg 2003, 174ff.
  56. Vgl. Stolberg 2003, 123f. und Stolberg 2022, 139 sowie 208ff.
  57. Vgl. Stolberg 2003, 173f. und Stolberg 2022, 138ff. und 209ff.
  58. Wear 2000, 140.
  59. Vgl. auch Wear 2000, 174.
  60. Insbesondere gab es also keinen Blutkreislauf. Das Blut floss von der Leber über das Herz in den Körper, wo es vollständig verbraucht wurde. Vgl. Stolberg 2003, 121f. und 167; Stolberg 2022, 36, 123; Wear 2000, 171.
  61. Vgl. Nutton 2022, 96.
  62. Stolberg 2003, 124 und 182.
  63. Stolberg 2003, 125.
  64. Stolberg 2003, 124 und 170. Zu den Folgen mangelnder Verkochung allgemein vgl. auch Stolberg 2015, 115.
  65. Stolberg 2003, 192 und Stolberg 2022, 133f.
  66. Vgl. Stolberg 2003, 129ff. und Stolberg 2022, 127f.
  67. Vgl. Stolberg 2022, 531-535.
  68. Stolberg 2003, 38; Stolberg 2022, 223.
  69. Stolberg 2003, 38; Stolberg 2022, 222.
  70. Stolberg 2003, 40f.
  71. Vgl. Stolberg 2022, 534.
  72. Vgl. Stolberg 2022, 189ff.
  73. Zu Abführmitteln sowie schweißtreibenden Behandlungen vgl. Stolberg 2022, 183ff., zu letzteren auch ebd., 201. Zu Brechmitteln vgl. ebd, 188f. und Jütte 2013, 128.
  74. Zu diesen vgl. Stolberg 2022, 188.
  75. Außer im Fall der Plethora (Blutfülle): vgl. Stolberg 2022, 190 sowie Stolberg 2003, 121.
  76. Vgl. Stolberg 2022, 192, Wear 2000, 39, Nutton 2022, 238.
  77. Vgl. Stolberg 2003, 155ff., 174ff.
  78. Vgl. Nutton 2022, 213.
  79. Vgl. Stolberg 2022, 202f.
  80. Vgl. Stolberg 2003, 123f.
  81. Stolberg 2003, 179f.
  82. Vgl. Stolberg 2003, 180.
  83. Vgl. Stolberg 2022, 215.
  84. Vgl. Stolberg 2022, 200f.
  85. Vgl. Stolberg 2022, 185, 483, 494.
  86. Vgl. Stolberg 2022, 545.
  87. Vgl. Stolberg 2022, XXII; 545f.
  88. Vgl. auch Jütte 2013, 131.
  89. Vgl. Nutton 2022, 175f.
  90. Vgl. Nutton 2022, 237.
  91. Vgl. Stolberg 2022, 146.
  92. Vgl. Stolberg 2022, 150.
  93. Philipp Melanchthon etwa schlug aufgrund seines Horoskops Berufungen nach England und Dänemark aus (vgl. → Astrologie).
  94. Vgl. Stolberg 2022, 150.
  95. Vgl. Stolberg 2022, 151.
  96. Vgl. Stolberg 2022, 151.
  97. Vgl. Stolberg 2022, 152ff.
  98. Vgl. Stolberg 2022, 154.
  99. Non naturalis bedeutet hier nicht "unnatürlich" im negativen Sinn. Vielmehr nannte man res naturales die Teile des einzelnen Körpers, die Säfte, facultates und spiritus; die res non naturales dagegen bezeichneten externe Faktoren, die den Körper beeinflussen. Dem gegenüber stehen die res praeter naturam, "gegen die Natur gerichtet": Krankheiten sowie deren Ursachen und Folgen (vgl. Gentilcore 2015, 14).
  100. Vgl. Stolberg 2022, 146 und Wear 2000, 156.
  101. Vgl. Stolberg 2022, 146ff.
  102. Vgl. Gentilcore 2015, 17 und Hutten 1519, Bl. i 1 r.
  103. Vgl. Stolberg 2022, 206f.
  104. Vgl. Stolberg 2022, 206.
  105. Gentilcore 2015, 14.
  106. Die Bestimmung der Primärqualitäten eines Nahrungsmittels erfolgte auf Grundlage wahrnehmbarer Eigenschaften: Süße und herzhafte Nahrungsmittel wurden tendenziell als warm und feucht eingestuft, solche, die Biss hatten oder den Körper spürbar wärmten, als heiß und trocken; saure und bittere Speisen galt als kalt und trocken, fade und wässrige schließlich als kalt und feucht. Vgl. Gentilcore 2015, 20.
  107. Vgl. Wear 2000, 38.
  108. Vgl. Vgl. Gentilcore 2015, 21.
  109. Vgl. Stolberg 2022, 207.
  110. Vgl. Stolberg 2022, 207.
  111. Vgl. Stolberg 2022, 207f.
  112. Vgl. Stolberg 2022, 205f., Wear 2000, 154, Gentilcore 2015, 21.
  113. Vgl. Wear 2000, 166.
  114. Vgl. Nutton 2022, 40f.
  115. Vgl. Nutton 2022, 41.
  116. Vgl. etwa Jütte 2013, 30f.
  117. Diese Welle ist der Anlass, zu dem Camerarius Freund Euricius Cordus sein Regiment veröffentlicht. Vgl. Cordus 1529.
  118. Vgl. Nutton 2022, 28.
  119. Vgl. Stolberg 2003, 163, Nutton 2022, 27.
  120. So auch Cordus 1529, Bl. B ii r.
  121. Vgl. Stolberg 2003, 163f., Nutton 2022, 27.
  122. Vgl. Cordus 1529, Bl. B ii r und Stolberg 2003, 164.
  123. Vgl. Nutton 2022, 25.
  124. Vgl. Nutton 2022, 21.
  125. Vgl. Stolberg 2022, 289f.
  126. Vgl. Stolberg 2003, 162, Stolberg 2022, 289f.
  127. Für eine ausführliche Beschreibung der Symptome vgl. Stolberg 2022, 292ff.
  128. Vgl. Nutton 2022, 22.
  129. Vgl. Hutten 1519.
  130. Vgl. Stolberg 2022, 300.
  131. Vgl. Stolberg 2022, 300.
  132. Vgl. Stolberg 2022, 301f. Das Einatmen der Dämpfe war dabei nicht Ziel der Behandlung, sondern wurde oft bewusst verhindert (vgl. Stolberg 2022, 302).
  133. Vgl. Stolberg 2022, 303.
  134. Vgl. Stolberg 2022, 299.
  135. Vgl. Nutton 2022, 23f.
  136. Vgl. Stolberg 2003, 162, Nutton 2022, 23 und 224, Stolberg 2022, 296.
  137. Vgl. Nutton 2022, 24f.
  138. Vgl. Nutton 2022, 24f.
  139. Vgl. Nutton 2022, 97.
  140. Vgl. Nutton 2022, 98.
  141. Vgl. Nutton 2022, 98.
  142. Vgl. Nutton 2022, 98.
  143. Vgl. Nutton 2022, 98f.
  144. Vgl. Nutton 2022, 99.
  145. Das vollständige Werk in dann vier Büchern wurde 1509 das erste mal gedruckt. Vgl. http://wiki.uibk.ac.at/noscemus/De_Plinii_erroribus.
  146. Vgl. Nutton 2022, 101.
  147. Vgl. Nutton 2022, 103.
  148. Vgl. Nutton 2022, 103.
  149. Vgl. Nutton 2022, 106.
  150. Vgl. Nutton 2022, 105.
  151. Vgl. Mani 1956, 30 und 50.
  152. Vgl. Nutton 2022, 109f.
  153. Vgl. Nutton 2022, 107 und 111f.
  154. Stolberg 2019, 62.
  155. Nutton 2022, 112.
  156. Vgl. Nutton 2022, 107f.
  157. Vgl. Nutton 2022, 108.
  158. Vgl. Nutton 2022, 108.
  159. Vgl. Nutton 2022, 113.
  160. Vgl. Stolberg 2019, 62 und Nutton 2022, 113.
  161. Vgl. Nutton 2022, 113.
  162. Nutton 2022, 214.
  163. Vgl. Nutton 2022, 214f.
  164. Vgl. Nutton 2022, 3.
  165. Vgl. Nutton 2022, 223.
  166. Vgl. Nutton 2022, 94, 223.
  167. Vgl. Nutton 2022, 94.
  168. Vgl. für das folgende Nutton 2022, 215f.
  169. Vgl. Stolberg 2022, 192.
  170. Vgl. hierzu Nutton 2022, 216ff.
  171. Vgl. Manardi 1521, Bl. 15r/v.
  172. Vgl. Manardi 1521, Bl. 15v.
  173. Vgl. hierzu Nutton 2022, 217.
  174. Vgl. Nutton 2022, 11.
  175. Vgl. für das folgende Nutton 2022, 12.
  176. Vgl. Nutton 2022, 11.
  177. Vgl. Nutton 2022, 12.
  178. Vgl. Nutton 2022, 14.
  179. Vgl. Hutten 1519.
  180. Vgl. Nutton 2022, 14f.
  181. Ausführlicher hierzu Stolberg 2019, 59f. Tatsächlich ließ die Kirche selbst häufig ihre verstorbenen Würdenträger sezieren, um Mord auszuschließen; auch bei Verdacht auf Heiligkeit wurde teilweise seziert und etwa nach kreuzförmigen Blutgerinnseln auf dem Herzen oder drei Gallensteinen als Symbol der Dreifaltigkeit gesucht. Vielfach fanden solche Sektionen sogar in kirlichen Räumen statt (vg. ebd.). Wo gesetzliche Regelungen anatomische Tätigkeiten einschränkten, befassten sie sich meist eher mit dem sozialen Stand des Dissektors und der Notwendigkeit eines angemessenen Begräbnisses als mit der Tätigkeit des Sezierens an sich (vgl. Nutton 2022, 245).
  182. Vgl. Stolberg 2019, 60 und Nutton 2022, 245.
  183. Vgl. Nutton 2022, 245.
  184. Vgl. Nutton 2022, 247.
  185. Vgl. Stolberg 2019, 61 und Nutton 2022, 248f.
  186. Vgl. Stolberg 2019, 62.
  187. Vgl. Stolberg 2019, 59.
  188. Hierzu ausführlicher Stolberg 2019, 60ff.
  189. Vgl. Stolberg 2019, 62.
  190. Stolberg 2019, 62.
  191. Nutton 2022, 257.
  192. Vgl. Stolberg 2019, 63 und den vorigen Abschnitt.
  193. Vgl. Stolberg 2019, 61.
  194. Vgl. Stolberg 2019, 62.
  195. Vgl. Stolberg 2019, 61.
  196. Ausführlicher hierzu Stolberg 2019, 61.
  197. Vgl. Nutton 2022, 256.
  198. Vgl. Stolberg 2019, 61 und Nutton 2022, 256.
  199. Vgl. Nutton 2022, 255.
  200. Vgl. Nutton 2022, 258.
  201. Vgl. Nutton 2022, 257f.
  202. Vgl. Nutton 2022, 258.
  203. Vgl. Nutton 2022, 245.
  204. Vgl. auch Stolberg 2019, 65.
  205. Vgl. Stolberg 2019, 65.
  206. Vgl. Stolberg 2019, 66.
  207. Stolberg 2019, 66.
  208. Stolberg 2019, 66.
  209. Vgl. Nutton 2022, 279.
  210. Vgl. Nutton 2022, 281.
  211. Vgl. Nutton 2022, 279ff.
  212. Vgl. Nutton 2022, 281.
  213. Vgl. Nutton 2022, 278.
  214. Vgl. Nutton 2022, 278.
  215. Nutton 2022, 282.
  216. Vgl. Nutton 2022, 283 und Stolberg 2022, 363.
  217. Vgl. Nutton 2022, 284.
  218. Vgl. Nutton 2022, 285.
  219. Nutton 2022, 286.
  220. Vgl. Nutton 2022, 286.
  221. Vgl. Nutton 2022, 287.
  222. Vgl. Nutton 2022, 287f. Vivian Nutton nennt das Beispiel von Distelblättern, die wie Nadeln stechen und entsprechend gegen Stichverletzungen einzusetzen seien.
  223. Vgl. ausführlich Nutton 2022, 289ff., Stolberg 2022, 364.
  224. Vgl. Nutton 2022, 290.
  225. Vgl. Nutton 2022, 300.
  226. Vgl. Stolberg 2022, 365, 367.
  227. Vgl. Stolberg 2022, 368.
  228. Vgl. Stolberg 2022, 369f.
  229. Vgl. Stolberg 2022, 370f.
  230. Vgl. Stolberg 2022, 374ff.
  231. Vgl. Stolberg 2022, 377.
  232. Vgl. Burmeister 2015, 51.
  233. Vgl. Kühlmann/Telle 2001, 65 und http://www.aerztebriefe.de/id/00009188. Das Autograph befindet sich in der Briefsammlung Trew: H62/TREWBR RHAETICUS_GEORG_JOACHIM[1.
  234. Vgl. Kühlmann/Telle 2001, 77f. und http://www.aerztebriefe.de/id/00009424. Das Autograph befindet sich in der Briefsammlung Trew: H62/TREWBR RHAETICUS_GEORG_JOACHIM[2.
  235. Vgl. Kühlmann/Telle 2001, 84 und http://www.aerztebriefe.de/id/00009425.
  236. Vgl. Kühlmann/Telle 2001, 89 und http://www.aerztebriefe.de/id/00009426. Das Autograph befindet sich in der Briefsammlung Trew: H62/TREWBR RHAETICUS_GEORG_JOACHIM[3.
  237. Vgl. Szczucki/Szepessy 1995, 103.
  238. Rheticus non desinit argonauta esse, Theophrasto Helvetio gubernatore: naufragus est identidem, nec tamen oceanum et monstra ista Neptunia fugit, donet absorbeatur (Szczucki/Szepessy 1995, 123).
  239. Vgl. Szczucki/Szepessy 1995, 155.
  240. Vgl. Szczucki/Szepessy 1995, 395.
  241. Vgl. Helm 2002, 25.
  242. Stultitiam esse sentimus contemnere reliquas artes, quas humanum ingenium excogitavit. At Medicinam aspernari, non stultitia, sed impietas est. Nam coelestia dona contemnere, aut parum religiose colere, consceleratae mentis Furor et sacrilegium est (CR XI, Sp. 199).
  243. Nutrix est multarum virtutum haec ipsa aspectio aedificii multarum in nobis partium. Et ... prima virtus est, agnitio Dei opificis (CR XI, Sp. 941).
  244. Helm 2002, 26.
  245. Helm 2002, 26.
  246. Vgl. Helm 2002, 27. Vgl. Melanchthon, De anima, 1540, 40.
  247. Helm 2002, 24.
  248. Vgl. Helm 2002, 24.
  249. Unus omnium Hippocrates maxime contemptus iacet, quo authore non habet alium medicina superiorem. Is si revivicescet accisis rebus aliquid adhuc spei, reliquum est (Burckhard, Parva Hippocratis tabula, 1519, Bl. A ii r). Vgl. auch MBW - Regesten online, Nr. 37.
  250. Etsi enim postea Medicinam magna cum laude exercuerunt et Arabes et Graeci nonnulli, tamen fontes esse apud Galenum constat utriusque generis, disputationum artis seu dogmatici generis, et remediorum (CR XI, Sp. 502).
  251. Helm 2002, 20.
  252. [Sc. naturae et causarum cognitio] ita necessaria est in exercenda arte, ut illi, qui non adhibent doctrinam, carnifices, non Medici iudicandi sint (CR XI, Sp. 507). Vgl. auch Helm 2002, 22.
  253. Vgl. Disselhorst 1929, 100.
  254. Vgl. CR XI, Sp. 831f.
  255. Vgl. Helm 2002, 23.
  256. Vgl. Nutton 2022, 259.
  257. Abgedruckt in Muther 1867.
  258. Vgl. Muther 1867, 37f. Vgl. auch Helm 2002, 27f. und Disselhorst 1929, 81.
  259. Vgl. Nutton 2022, 213f. und Stolberg 2022, 37.
  260. Vgl. Stolberg 2022, 37.
  261. Vgl. Nutton 2022, 213f. und Stolberg 2022, 37.
  262. Abgedruckt in Hering 1882 sowie Israël 1913, 104-116 und Friedensburg 1926, 172-183.
  263. "Ferner, Wiewoll unser universitet, anfenglich nit mer dan ainen und nu ain zaitlang zwene doctorn Medicine gehapt die in derselben Facultet ordinarie gelesen, So wollenn wir doch, das bei unns und unsern nachkommen, nu fortmer drei Lectores in derselben Facultet, der zwene, So die ersten Lection haben, doctores, der dritte aber zum wenigsten ain Licentiat sein sollenn, Der Erste unnd Elter Lector doselbst soll, die nutzlichsten bücher hipocratis und galeni, Der annder Rasyn und aviconnam Und der dritte anathomicos libros lesen, Und der Erste Soll anderthalb hundert, der ander hundert unnd dreissig, der dritte achtzig guldenn, zu solde habenn"(Hering 1882, 10). Vgl. Israël 1913, 108, Friedensburg 1917, 181, Friedensburg 1926, 176 und Helm 2002, 28.
  264. Vgl. Helm 2002, 28.
  265. Helm 2002, 28.
  266. Helm 2002, 28.
  267. Vgl. Helm 2002, 28.
  268. Helm 2002, 29.
  269. Vgl. Rudersdorf 2009, 386 sowie Stolberg 2022, 7ff.
  270. Vgl. Riha 2009, 953.
  271. Vgl. Riha 2009, 953f.
  272. Vgl. Riha 2009, 954.
  273. Vgl. Riha 2009, 954.
  274. Vgl. Stübel 1879, Nr. 362, S. 485f.. Vgl. auch Rudersdorf 2009, 385 und Rabl 1909, 2.
  275. Stübel 1879, Nr. 420, S. 547: "Dieweyl auch inn dysenn lanndenn nit kleiner gebrauch ann denn die der wuntertzney recht erfarenn, ordenenn und wollenn wyr, das nhun hinfurder einem chirurgo hundert und dreyssick guldenn sollenn gebenn werdenn." Vgl. Zaunick 1925, 190 und danach Stolberg 2022, 74. Anderslautend 1549 Riha 2009, 956 und danach Rudersdorf 2009, 385.
  276. Vgl. Zaunick 1925, 194ff.
  277. Vgl. Stolberg 2022, 74 und Zaunick 1925, 194.
  278. Vgl. Riha 2009, 956 und Rudersdorf 2009, 385.
  279. Zarncke 1861, 618: Cumque non mediocris fructus per inspectionem humani corporis, quae per sectionem fit (ἀνατομίαν appellant), ad discipulos redeat, itaque placuit constituere, ut singulis annis ad praescriptum medicorum corpus aliquod dissectetur, ita tamen ut partes corporis humani et ἁρμονία eiusdem discipulis accurate ostendatur.
  280. Vgl. Riha 2009, 956.
  281. Vgl. Riha 2009, 956.
  282. Lünig 1724, Sp. 741: "Zu dem soll [der Professor für Chirurgie] auch in einer publica Anatomia, alle Jahr zum wenigsten einmahl, in einem humano corpore, wenn es vorhanden, was er gelesen, demonstriren und weisen, und das erste Jahr figuram und compagem omnium ossium; auf andere Jahr die musculos, cutim, atque una inter secandum intercedentes partes, et intercurrentia vasa, venas, arterias, et nervos; auf das dritte Jahr aber, ventrium trium, hoc est: capitis, thoracis, et abdominis contenta viscera, demonstriren und zeigen" (danach Rabl 1909, 27). Vgl. Riha 2009, 956 und Rudersdorf 2009, 385.
  283. Vgl. https://www.aerztebriefe.de/.
  284. Die Korrespondenz von Camerarius und Stojus untersucht Alexander Hubert ausführlich in seiner am Camerariusprojekt angesiedelten Dissertation.
  285. Vgl. OC 0126, Camerarius, De Theriacis, 1533, Bl. a2r/v.
  286. Vgl. OC 0286, Camerarius, Ἐπιγράμματα, 1538, 116.
  287. Vgl. OC 0126, Camerarius, De Theriacis, 1533, Bl. a2v-a3r.
  288. Vgl. OC 0126, Camerarius, De Theriacis, 1533, Bl. a3r.
  289. Vgl. OC 0126, Camerarius, De Theriacis, 1533, Bl. a3v.
  290. Vgl. OC 0126, Camerarius, De Theriacis, 1533, Bl. a4r.
  291. Vgl. OC 0126, Camerarius, De Theriacis, 1533, Bl. a4v.
  292. Vgl. OC 0126, Camerarius, De Theriacis, 1533, Bl. a4v-a5r.
  293. Vgl. Xenophon, Hippocomicus, 1556, Bl. G5r.
  294. Nulla autem certe est ansa, qua apprehendi possit vera et certa sententia, et animi conceptio, et cogitationis inventum, nisi orationis: quam qui non comprehendit, huic cetera etiam elabantur necesse est (Camerarius, Commentarii utriusque linguae, 1551, Bl. α4r).
  295. [C]um autor curiosa pene diligentia exquisiverit partium in corpore humano nomina, quo mensurationes certiores essent, quibusdam etiam nova imposuerit, confido fore ut studiosi versionis vel hac in parte difficultatem intelligant. Nam reliqua praetereo quae et ipsa non possint facilia videri fuisse, cum in hoc genere quod imitaremur, antiquorum extaret nihil (Dürer, De symmetria partium in rectis formis humanorum corporum, 1532, Bl. A4v).
  296. Vgl. Dürer, De symmetria partium in rectis formis humanorum corporum, 1532, Bl. A5r/v.
  297. Baier 2017, 78. Vgl. dort auch zur programmatischen Bedeutung des Werks. Vgl. außerdem Kößling 2000 für eine detaillierte Untersuchung.
  298. Vgl. Camerarius, Commentarii utriusque linguae, 1551, Bl. M6r.
  299. Vgl. Camerarius, Commentarii utriusque linguae, 1551, Bl. α4r.
  300. Vgl. Camerarius, Commentarii utriusque linguae, 1551, Bl. β1v.
  301. [D]um versor in scriptis veterum autorum, horumque libros lego, annotavi praecipuorum verborum in his usum: quo comperto, olim ex amicis quidam nostris censuerunt ea quae collegissem, a me edi et publicari oportere (Camerarius, Commentarii utriusque linguae, 1551, Bl. β1v).
  302. Vgl. Camerarius, Commentarii utriusque linguae, 1551, Bl. β1v-2r.
  303. Vgl. Kößling 2000, 65f.
  304. Vgl. Camerarius, Commentarii utriusque linguae, 1551, Bl. β2r.
  305. Vgl. Camerarius, Commentarii utriusque linguae, 1551, Bl. β2r/v.
  306. Et parva tamen ista atque humilia, magna commoda et fructum singularem allatura esse studiosis utriusque linguae, mihi persuasum est. Et potuerunt haec tanquam fundamenta esse, super quibus aliorum observatio et attentio et sagacitas, maiora alia et magis spectabilia extruat ac collocet (Camerarius, Commentarii utriusque linguae, 1551, Bl. β2v).
  307. Vgl. Summerus 1646, Bl. D5r.
  308. Vgl. Summerus 1646, Bl. D5r. Weiterhin erwähnt Summer, dass zu diesem Werk bereits ein ausführlich ausgearbeitetes Vorwort vorliege.
  309. Quod privilegium in praesentia tibi IOACHIMO Camerario Pabergensi ... autoritate ... Imperatoris Romanorum Caroli Quinti, confirmamus: atque edicimus, Ne quis impressor contra sententiam nostram intra tempus praescriptum annorum, nisi te concedente, ullum abs te emendatum compositumve librum quo in genere supra dictum est, nominatim vero ... Nomina Graeca et Latina partium humani corporis, morborum, coniunctionum, agriculturae, per te congesta ... typis describere ausit (Camerarius, Commentarii utriusque linguae, 1551, Bl. M6r; ebenso Linacre, De emendata structura, 1545, Bl. Aa7v-a2r).
  310. Vgl. Selnecker, De partibus corporis humani, 1554, Bl. A1r.
  311. Vgl. Fuchs, Apologiae tres, 1538, Bl. A1r.
  312. Nunc poteris ex his (in quo sunt omnia) plane / Non modo quid sapias discere, sed quid agas (Fuchs, De medendis passionibus ac febribus, 1539, Bl. 1r).
  313. Quique dedit multis sperato funere vitam, / Per te huic extincto nunc prope vita datur (Hippokrates, Epidemiōn liber sextus, 1537, Bl. A1v).
  314. Vgl. Meurer, De catarrhis disputatio, 1549, Bl. A1r/v.
  315. Vgl. OC 1032.
  316. Zum Begriff des fluxus vgl. auch Stolberg 2003, 129ff. und Stolberg 2022, 127f.
  317. Vgl. Meurer, De catarrhis disputatio, 1549, Bl. A1r.
  318. Vgl. Meurer, De catarrhis disputatio, 1549, Bl. A1v.
  319. Opp. hal. V, 95: ἀλκή δ' ἀνεμώλιος ἄφρων. Camerarius schreibt ῥώμη τις μὲν ἔειπεν ὃτ' ἐστ' ἀνεμώλιος ἄφρων (Meurer, De vera corroborandi ratione capita, 1555, Bl. A1r), unter Austausch des Wortes ἀλκή gegen ῥώμη; dies ermöglicht es ihm, den Wortstamm im Folgevers mit ἄρρωστος für "krank, kraft-los (= ohne ῤώμη)" aufzugreifen.
  320. Beachte die dritte Verwendung dieses Wortstocks in Antithese zum vorherigen ἄρρωστος.
  321. Vielleicht nach einem Zitat in Athen. deipn. XV, 50 (dann aber ungenau bzw. inkorrekt zitiert): ὑγιαίνειν μὲν ἄριστον ἀνδρὶ θνητῷ, / δεύτερον δὲ καλὸν φυὰν γενέσθαι, / τὸ τρίτον δὲ πλουτεῖν ἀδόλως.
  322. Vgl. Meurer, De recta medendi ratione, 1562, Bl. A1v.
  323. Hier wird Camerarius ebenso wie Hor. epist. I, 19, V. 6 auf die zahlreichen lobenden Epitheta anspielen, die Homer dem Wein beigibt.
  324. Vgl. Hoffmann, De vino eiusque partibus, 1558, Bl. A1v.
  325. Vgl. Ellinger, De erysipelate seu igne sacro, 1560, Bl. A2r/v.
  326. Vgl. Stolberg 2022, 507. "Even those in the highest circles of society – people who could easily afford the help of a physician – were keen to acquire medical knowledge and sometimes engaged in healing practices of their own" (ebd., 508). Vgl. auch Stolberg 2003, 112. Zum weit verbreiteten medizinischen Allgemeinwissen gehörte etwa das Wissen um die "klimakterischen", also gesundheitlich besonders kritischen Lebensjahre: Camerarius erwartet das als kritisch gesehene 63. Lebensjahr voller Sorge, wie er Lazarus von Schwendi am 16.10.1562 schreibt (vgl. OCEp 0928).
  327. Vgl. Camerarius, De Theriacis, 1533, Bl. a5v.
  328. Natur- und sittenphilosophische Themen haben, wie Camerarius in seinem großen rhetorischen Lehrwerk schreibt, in Briefen keinen Platz. Senecas Briefe an Lucilius seien ebenso wenig Briefe wie Ciceros Werk "De officiis", das ebenfalls einen Adressaten habe. Diese Themen kämen manchmal in kleineren Abschnitten vor, seien aber mit Vorsicht zu behandeln, wenn sie notwendig seien: [I]llae disputationes de natura et moribus, et tota philosophia, non sunt epistolae putandae, quanquam salus praescripta fuerit, sed libri. Nec magis Senecae scripta epistolae possunt videri, quod ad Lucilium missa sint cum praefatione amoris, quam Ciceronis de Officiis liber, similiter ad filium datus: et Plutarchi multa aliquibus inscripta opuscula. Quamvis et haec interdum incidunt, ut epistolis includantur: sed aliena tamen res est a toto genere. itaque caute et prudenter tractabitur, etiam tum, cum necesse fuerit (OC 0387, Camerarius, Elementa rhetoricae, 1541, 197).
  329. Vgl. die entsprechenden Datensätze unter http://www.aerztebriefe.de/.
  330. Vgl. München, BSB, Sgn. Clm 10376, Nr. 8, Bl. 9r. Joachim Camerarius d.J. verortet den Beginn dieser Studien ins Jahr 1539; aufgrund der dort erwähnten, bereits 1538 erschienenen Galenedition ist er jedoch um mindestens ein Jahr früher zu datieren. Immerhin zeugt schon die erwähnte Theriakschrift von 1533 von seiner gründlichen Kenntnis der Schriften Galens (s.o.). Vgl. auch das folgende.
  331. MBW - Regesten online, Nr. 1384 (dat. 07.12.1533): Cum autem in Galeno verseris, quo nos quoque utimur, te rogo, ut nobis impertias, siquos locos invenies, quos arbitrabere nobis profuturos, de temperamentis deque aliis, quae physici magis quam medici quaerunt. Cupimus inserere partes humani corporis. Quas si collegisti, quaeso, ut nobis communices. MBW - Regesten online, Nr. 1400 (dat. 24.01.1534): Galeno valde delector. Tu quoque velim, cum incides in locos venustos περὶ κράσεων aut de humoribus, mihi eos indices. Zu den weiteren Umständen der Entstehung von "De anima" vgl. Helm 1996, 303.
  332. Stolberg 2003, 76. Vgl. auch ebd., 84f.
  333. Vgl. Stolberg 2003, 76.
  334. "Haderte ein Schwerkranker mit seinem Schicksal, so konnte er damals in der Regel nicht auf Verständnis hoffen. Gefordert war nach der christlichen Ethik ein geduldiges Erleiden der Krankheit, die von Gott geschickt war" (Jütte 2013, 186).
  335. Vgl. OCEp 1001, Camerarius, Epistolae familiares, 1595, 137f.
  336. Vgl. Jütte 2013, 183.
  337. Jütte 2013, 184.
  338. Fieber waren in der frühen Neuzeit ein eigenes Krankheitsbild: "A 'fever' was not a symptom but a disease" (Stolberg 2022, 226). Zum Begriff des "Dreitagefiebers" vgl. ebd. 231.
  339. Vgl. OCEp 1043.
  340. Vgl. MBW - Regesten online, Nr. 3510: Nec dubito quin gravissimis caussis moveare, cur Ioachimum Camerarium et vere ames, et omni genere officii iuvandum esse censeas. ... Etsi igitur scio Te tuo iudicio tuaque voluntate omnia tua officia delaturum esse, tamen te oro, ut hac in re et Rempublicam ipsam intueare, et propter eam amanter excipias Ioachimum, et adiunctis aliquot Equitibus Würtzeburgum comiteris. Scis unde sit ei periculum, et quantum et quam iniustum (zitiert nach CR V, 356f Nr. 2910).
  341. Vgl. OCEp 0945.
  342. Stolberg 2003, 76.
  343. Vgl. OCEp 0942.
  344. "Zur Zeit der damaligen Bauern-Aufruhr hat [Roting] sich zu Bamberg eines entzuendeten Schenkels halben eine Zeitlang aufgehalten; und da ihm derselbe hat sollen abgeschnitten werden/ auch schon deswegen gebunden gewesen ist/ kam ohngefaehr Joach[im] Camerarius dazu und sagte: Nicht/ mein Freund/ Michael/ es ist besser zween als einen Schenkel haben/ ich will dir mit Huelf und Rath nach Moeglichkeit beyspringen. Wie er ihn denn auch hernach mit der Kur ligni Guaiaci gluecklich wieder herstellen lassen" (Will 1757, 411).
  345. Vgl. Jonge 1980.
  346. Vgl. http://www.aerztebriefe.de/id/00000192.
  347. Vgl. OCEp 0816 (Edition des Autographs bei Zäh 2013, Nr. 119).

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