Camerarius an Cracow, 28.11.1566: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Joachim Camerarius (1500-1574)
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Auch die Gerüchte über anstehenden Krieg sind nicht klar, da die Belagerung von Szigetvár (1566) bereits vorbei war. Es könnte sich um den Konflikt in den Niederlanden oder in Frankreich handeln.
Auch die Gerüchte über anstehenden Krieg sind nicht klar, da die Belagerung von Szigetvár (1566) bereits vorbei war. Es könnte sich um den Konflikt in den Niederlanden oder in Frankreich handeln.
US: "Die Schrift sei nicht besonders gut, was an den Umständen liege." - scriptura ist aber die Handschrift, und auch die Begründung ist konkreter:: C. hatte keinen besseren Schreiber.
US: Die Schrift ist eindeutig die erst 1595 publizierte Onosander-Übersetzung, da von ihr auch in OCEp 1397 die Rede ist. Bitte Querverweis!
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=== Regest ===
=== Regest ===
Die Politik (öffentliche Angelegenheiten) bereite C. momentan mehr Sorgen als seine privaten Probleme, denn er selbst benötige nicht viel. Die jüngsten Ereignisse bereiteten ihm große Schmerzen. Das übrige müsse er Gott anempfehlen. Es möge sich um Lappalien handeln, aber er nehme in seinem Amt auch Kleinigkeiten sehr ernst. Er wolle aber keinesfalls den Eindruck von Neid erwecken. Mit Gottes Hilfe müsse man alle Last tragen. Er fürchte aber, dass andere Probleme die aktuellen wie Kinderkram erscheinen ließen, wie [[Erwähnte Person::Aischylos]] schreibe. Es gebe Gerüchte über neue Kriegszüge. C. werfe seine Sorgen auf Gott und widme sich seinen Studien, solange das möglich sei. Er sende eine Kostprobe (''specimen''), die Cracow bitte bei Gelegenheit an den Kurfürsten weiterleiten solle. Die Schrift sei nicht besonders gut, was an den Umständen liege. Vielleicht komme Cracow ein Disput zwischen Phormio und Hannibal über das Amt des Feldherrn in den Sinn. So klinge der Name [[Erwähnte Person::Onosander]] lächerlich, wo er doch von ὀνόσασθαι abgeleitet sei, so wie Alexander von ἀλέξασθαι. Aber er wolle die Geduld Cracows nicht durch grammatische Betrachtungen erschöpfen, da dieser doch sehr beschäftigt durch die Sorge um das Staatswohl sei. C. habe aus der Lektüre über Onosander zwar keinen Nutzen, aber doch Vergnügen gezogen. Was Cracow in seinem Brief über die Dedikation geschrieben habe, darauf müsse man hinarbeiten, damit man irgendwann dickere Bretter bohre, was dem Anliegen Cracows gerecht werde. Die Werke, die C. geschickt habe, seien im Vergleich dazu nur wertlose Spielereien. Man müsse also sehen, was die Musen erreichen könnten, und Cracows Rat bezüglich einer Edition beachten. [[Erwähnte Person::Franz Kram]] lasse grüßen.  
Die öffentlichen Angelegenheiten bereiteten C. momentan mehr Sorgen als seine privaten Probleme, denn er selbst benötige nicht viel. Die jüngsten Ereignisse verursachten ihm große Schmerzen. Das übrige müsse er Gott anempfehlen. Es möge sich um Lappalien handeln, aber er nehme in seinem Amt auch Kleinigkeiten sehr ernst. Er wolle aber keinesfalls den Eindruck von Neid erwecken. Mit Gottes Hilfe müsse man alle Last tragen. Er fürchte aber, dass andere Probleme die aktuellen wie Kinderkram erscheinen ließen, wie [[Erwähnte Person::Aischylos]] schreibe. Es gebe Gerüchte über neue Kriegszüge. C. werfe seine Sorgen auf Gott und widme sich seinen Studien, solange das möglich sei. Er sende [[Erwähntes Werk::Camerarius, Onosandri commentarius in Latinum conversus, 1595|eine Kostprobe]] (''specimen''), die Cracow bitte bei Gelegenheit [[Erwähnte Person::August (Sachsen)|an den Kurfürsten]] weiterleiten solle. Die Schreiberhand sei nicht besonders gut, weil Mangel an guten Schreibern herrsche. Vielleicht komme Cracow ein Disput zwischen Phormio und Hannibal über das Amt des Feldherrn in den Sinn. So klinge der Name [[Erwähnte Person::Onosander]] lächerlich, wo er doch von ὀνόσασθαι abgeleitet sei, so wie Alexander von ἀλέξασθαι. Aber er wolle die Geduld Cracows nicht durch grammatische Betrachtungen erschöpfen, da dieser doch sehr beschäftigt durch die Sorge um das Staatswohl sei. C. habe aus der Lektüre über Onosander zwar keinen Nutzen, aber doch Vergnügen gezogen. Was Cracow in seinem Brief über die Dedikation geschrieben habe, darauf müsse man hinarbeiten, damit man irgendwann dickere Bretter bohre, was dem Anliegen Cracows gerecht werde. Die Werke, die C. geschickt habe, seien im Vergleich dazu nur wertlose Spielereien. Man müsse also sehen, was die Musen erreichen könnten, und Cracows Rat bezüglich einer Edition beachten. [[Erwähnte Person::Franz Kram]] lasse grüßen.  


(Vinzenz Gottlieb)
(Vinzenz Gottlieb)

Version vom 15. Juli 2022, 11:07 Uhr



Chronologisch vorhergehende Briefe
Briefe mit demselben Datum
Chronologisch folgende Briefe
 Briefdatum
Camerarius an Cracow, 25.10.156625 Oktober 1566 JL
Camerarius an Cracow, 20.10.156620 Oktober 1566 JL
Camerarius an Cracow, 08.10.15668 Oktober 1566 JL
 Briefdatum
Camerarius an Cracow, 28.11.156628 November 1566 JL
 Briefdatum
Camerarius an Cracow, 15671567 JL
Camerarius an Cracow, 07.07.15677 August 1567 JL
Camerarius an Cracow, 03.03.15683 März 1568 JL
Werksigle OCEp 0959
Zitation Camerarius an Cracow, 28.11.1566, bearbeitet von Manuel Huth und Vinzenz Gottlieb (15.07.2022), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_0959
Besitzende Institution
Signatur, Blatt/Seite
Ausreifungsgrad Druck
Erstdruck in Camerarius, Epistolae familiares, 1595
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck S. 088-090
Zweitdruck in
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck
Sonstige Editionen
Wird erwähnt in
Fremdbrief? nein
Absender Joachim Camerarius I.
Empfänger Georg Cracow
Datum 1566/11/28
Datum gesichert? nein
Bemerkungen zum Datum
Unscharfes Datum Beginn
Unscharfes Datum Ende
Sprache Latein
Entstehungsort Leipzig
Zielort o.O.
Gedicht? nein
Incipit Quaecunque mea fortuna conditioque
Link zur Handschrift
Regest vorhanden? ja
Paratext ? nein
Paratext zu
Kurzbeschreibung
Anlass
Register Büchersendung; Politische Neuigkeiten
Handschrift unbekannt
Bearbeitungsstand korrigiert
Notizen VG, 7.4.22:

"damit man irgendwann dickere Bretter bohre": wörtlich: ut aliquid aliquando non de quercu, sed solidiore materia exculpatur

Unklar ist, was die öffentlichen Probleme sind, die C. am Anfang erwähnt. -> US 29.6.22 Da im entsprechenden Satz steht, daß sein Ruf und der von mit C. verbundenen Leuten in Gefahr ist, muß es sich um eine Auseinandersetzung an der Uni. handeln, wohl dieselbe, von der einige Briefe zuvor mit Bezug auf den Rektor die Rede gewesen ist. Bitte Querverweis!

Auch die Gerüchte über anstehenden Krieg sind nicht klar, da die Belagerung von Szigetvár (1566) bereits vorbei war. Es könnte sich um den Konflikt in den Niederlanden oder in Frankreich handeln.

Wiedervorlage ja
Bearbeiter Benutzer:MH; Benutzer:VG
Gegengelesen von Benutzer:US
Datumsstempel 15.07.2022
Werksigle OCEp 0959
Zitation Camerarius an Cracow, 28.11.1566, bearbeitet von Manuel Huth und Vinzenz Gottlieb (15.07.2022), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_0959
Ausreifungsgrad Druck
Erstdruck in Camerarius, Epistolae familiares, 1595
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck S. 088-090
Fremdbrief? nein
Absender Joachim Camerarius I.
Empfänger Georg Cracow
Datum 1566/11/28
Datum gesichert? nein
Sprache Latein
Entstehungsort Leipzig
Zielort o.O.
Gedicht? nein
Incipit Quaecunque mea fortuna conditioque
Regest vorhanden? ja
Paratext ? nein
Register Büchersendung; Politische Neuigkeiten
Datumsstempel 15.07.2022


Regest

Die öffentlichen Angelegenheiten bereiteten C. momentan mehr Sorgen als seine privaten Probleme, denn er selbst benötige nicht viel. Die jüngsten Ereignisse verursachten ihm große Schmerzen. Das übrige müsse er Gott anempfehlen. Es möge sich um Lappalien handeln, aber er nehme in seinem Amt auch Kleinigkeiten sehr ernst. Er wolle aber keinesfalls den Eindruck von Neid erwecken. Mit Gottes Hilfe müsse man alle Last tragen. Er fürchte aber, dass andere Probleme die aktuellen wie Kinderkram erscheinen ließen, wie Aischylos schreibe. Es gebe Gerüchte über neue Kriegszüge. C. werfe seine Sorgen auf Gott und widme sich seinen Studien, solange das möglich sei. Er sende eine Kostprobe (specimen), die Cracow bitte bei Gelegenheit an den Kurfürsten weiterleiten solle. Die Schreiberhand sei nicht besonders gut, weil Mangel an guten Schreibern herrsche. Vielleicht komme Cracow ein Disput zwischen Phormio und Hannibal über das Amt des Feldherrn in den Sinn. So klinge der Name Onosander lächerlich, wo er doch von ὀνόσασθαι abgeleitet sei, so wie Alexander von ἀλέξασθαι. Aber er wolle die Geduld Cracows nicht durch grammatische Betrachtungen erschöpfen, da dieser doch sehr beschäftigt durch die Sorge um das Staatswohl sei. C. habe aus der Lektüre über Onosander zwar keinen Nutzen, aber doch Vergnügen gezogen. Was Cracow in seinem Brief über die Dedikation geschrieben habe, darauf müsse man hinarbeiten, damit man irgendwann dickere Bretter bohre, was dem Anliegen Cracows gerecht werde. Die Werke, die C. geschickt habe, seien im Vergleich dazu nur wertlose Spielereien. Man müsse also sehen, was die Musen erreichen könnten, und Cracows Rat bezüglich einer Edition beachten. Franz Kram lasse grüßen.

(Vinzenz Gottlieb)