Briefwechsel-Georg Sturtz

Allgemein zum Briefwechsel

Camerarius und Sturtz studierten bis 1521 gemeinsam in Erfurt. Beide gehörten dort dem Humanistenzirkel um Helius Eobanus Hessus an, den der vermögende Sturtz finanziell und durch die Bereitstellung seines Hauses namens "Engelsburg" als Treffpunkt förderte. Da er jedoch nicht selbst dichtete, wird er bei Darstellungen des Zirkels oft übergangen: Sein Fehlen auf dem Rektoratsblatt des Crotus Rubianus von 1521 (vgl. Sodalität (Erfurt)) könnte aber darauf zurückzuführen sein, dass er damals in Italien war.

Zentrale Themen und Konstellationen

Im Zentrum der Korrespondenz steht der gemeinsame Freund und gefeierte Dichter Hessus. Die ersten drei Briefe Sturtzens an Cam. jedoch (OCEp 0363, OCEp 0364 und OCEp 0365) entstanden im Jahr 1521 an unterschiedlichen Orten: Er unternahm eine Reise u.a. nach Mainz, Köln und (mit Euricius Cordus) nach Italien, wobei er Informationen zur aktuellen politischen Lage übermittelte. Besonders das Auftreten Martin Luthers in Worms spielt in diesen Briefen eine wichtige Rolle.
Abgesehen von einem kurzen Brief des Hessus an Cam. und Sturtz bewegt sich der restliche Briefwechsel zu einer Zeit, in der die Gemeinschaft getrennt lebte: Sturtz ging 1525 nach Joachimsthal, wobei er 1527 nach Erfurt zurückkehrte; Hessus und Camerarius lehrten ab 1526 in Nürnberg. In diese Zeit fällt ein Brief des Camerarius von 1527, in dem das vertraute Verhältnis deutlich wird: Cam. betrauert Georgs Brüder, aber der konkrete Anlass bleibt unbekannt. Dabei wird auf einen (nicht bekannten) Brief Sturtzens verwiesen. Neben einer kurzen Bemerkung zur missglückten Spanienreise gibt Cam. Informationen zu Hippokrates-Editionen und -Übersetzungen. Während Cam. über die Verhaftung seines Bruders Hieronymus Camerarius klagt und Grüße an Frau Sturtz ausrichtet, erwähnt er seine eigene Frau nicht, die er doch kurz zuvor geheiratet hatte. Möglicherweise hatte er in einem früheren Brief davon berichtet.

Hessus verließ Nürnberg 1533 endgültig und ging zurück nach Erfurt, wo Sturtz sein einziger Freund war. Zusammen verfassten sie einen langen Brief an Camerarius. Neben Klagen über Krankheiten, Unglücksfälle und ungünstige Horoskope finden sich auch viele Bemerkungen über gemeinsame (Nürnberger) Bekannte und Erfurter Studenten aus der Verwandtschaft des Daniel Stiebar von Rabeneck. Den Brief verfasste Hessus, während Sturtz ihm einzelne Bemerkungen zuwarf.

Erst aus Leipzig schreibt Cam. wieder an St.: Hier geht es um Angelegenheiten der Familie. Zum einen erbittet C. Zuflucht in Erfurt für die Familie seines Bruders Hieronymus. Zum anderen bemüht er sich um einen Neffen Sturtzens, der in Leipzig Jura studierte. Da seine Familie ihn ablehnte, legte Cam. Fürbitte bei Sturtz ein - allerdings sehr zu dessen Missfallen und letztlich vergeblich. Im letzten Brief macht Cam. aber auch deutlich, dass Sturtz ihm der liebste Freund neben Melanchthon ist. Der letzte belegte Kontakt zwischen den Briefpartnern betrifft das Regensburger Religionsgespräch; ein Widmungsbrief an Georgs Sohn Valentin Sturtz erscheint erst nach Georgs Tod 1548.
(Vinzenz Gottlieb)

Editionen, Literatur und weiterführende Links

• Schlegelmilch 2017, S. 286-289
• www.aerztebriefe.de/id/00041264 (St. an C., 13.1.1535: medizinische Ratschläge, u.a. bzgl. Guajak)
• www.aerztebriefe.de/id/00041265 (St. an C., 5.10.1545: medizin. Ratschläge für C.' Frau)
• www.aerztebriefe.de/id/00023922 (C. an St., 14.2.1546: über das Regensburger Religionsgespräch)

Überlieferung und statistische Übersicht

Insgesamt wurden 8 Briefe in die Datenbank aufgenommen. Davon wurden

• 3 von Camerarius verfasst.
• 5 an Camerarius geschrieben.

Im Rahmen des Projektes wurden nur die zeitgenössisch (bis ca. 1600) gedruckten Briefe erfasst. Die folgenden statistischen Daten bilden daher nur einen Ausschnitt des ohnehin nicht vollständig überlieferten Briefwechsels ab und dienen somit eher der Orientierung. Um sie aufzurufen, drücken Sie bitte unten auf "Semantic Drilldown".