Camerarius an Turnèbe, 31.08.1564

Aus Joachim Camerarius (1500-1574)
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 Briefdatum
Turnèbe an Camerarius, 01.06.15641 Juni 1564 JL
Turnèbe an Camerarius, 23.05.156023 Mai 1560 JL
Camerarius an Turnèbe, 12.03.156012 März 1560 JL
 Briefdatum
Camerarius an Turnèbe, 31.08.156431 August 1564 JL
 Briefdatum
Camerarius an Turnèbe, 15XX1 September 1564 JL
Werksigle OCEp 0377
Zitation Camerarius an Turnèbe, 31.08.1564, bearbeitet von Manuel Huth und Alexander Hubert (09.04.2024), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_0377
Besitzende Institution
Signatur, Blatt/Seite
Ausreifungsgrad Druck
Erstdruck in Camerarius, Epistolae doctorum, 1568
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck Bl. L3v-L4v
Zweitdruck in Camerarius, Epistolae familiares, 1595
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck S. 300-302
Sonstige Editionen
Wird erwähnt in
Fremdbrief? nein
Absender Joachim Camerarius I.
Empfänger Adrien Turnèbe
Datum 1564/08/31
Datum gesichert? nein
Bemerkungen zum Datum 31.08.(o.J.) (prid. Calen. VIIbr.). Jahr ermittelt. S. Anmerkungen zur Datierung.
Unscharfes Datum Beginn
Unscharfes Datum Ende
Sprache Latein
Entstehungsort Leipzig
Zielort o.O.
Gedicht? nein
Incipit Quantum mihi dolorem saepe attulerint
Link zur Handschrift
Regest vorhanden? ja
Paratext ? nein
Paratext zu
Kurzbeschreibung
Anlass
Register Briefe/Parallelüberlieferung; Briefe/Redaktionelle Überarbeitung; Erster Hugenottenkrieg (1562-1563); Werkanfrage; Biographisches (Krankheit); Werkgenese; Übersetzung
Handschrift unbekannt
Bearbeitungsstand korrigiert
Notizen
Wiedervorlage ja
Bearbeiter Benutzer:MH; Benutzer:HIWI
Gegengelesen von Benutzer:MH; Benutzer:JS; Benutzer:US
Datumsstempel 9.04.2024
Werksigle OCEp 0377
Zitation Camerarius an Turnèbe, 31.08.1564, bearbeitet von Manuel Huth und Alexander Hubert (09.04.2024), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_0377
Ausreifungsgrad Druck
Erstdruck in Camerarius, Epistolae doctorum, 1568
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck Bl. L3v-L4v
Zweitdruck in Camerarius, Epistolae familiares, 1595
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck S. 300-302
Wird erwähnt in
Fremdbrief? nein
Absender Joachim Camerarius I.
Empfänger Adrien Turnèbe
Datum 1564/08/31
Datum gesichert? nein
Bemerkungen zum Datum 31.08.(o.J.) (prid. Calen. VIIbr.). Jahr ermittelt. S. Anmerkungen zur Datierung.
Sprache Latein
Entstehungsort Leipzig
Zielort o.O.
Gedicht? nein
Incipit Quantum mihi dolorem saepe attulerint
Regest vorhanden? ja
Paratext ? nein
Register Briefe/Parallelüberlieferung; Briefe/Redaktionelle Überarbeitung; Erster Hugenottenkrieg (1562-1563); Werkanfrage; Biographisches (Krankheit); Werkgenese; Übersetzung
Datumsstempel 9.04.2024


Anmerkungen zur Datierung

Der Brief ist auf den 31. August datiert. Er ist offenbar nach Turnèbes Brief vom 01.06.1564 entstanden, da es sich um die direkte Antwort auf diesen handelt. Terminus ante quem das Datum, zu dem Camerarius von Turnèbes Tod am 12.06.1565 erfuhr. Von diesem weiß er aber laut einem Brief an Henri Estienne schon am 13.08.1565. Es bleibt der 31.08.1564 als einzig mögliches Datum.

Das deckt sich mit der Reiseroute Hubert Languets: Dieser schreibt Camerarius am 08.08.1564 aus Dresden, nachdem er zuvor in Leipzig gewesen war. Bei dieser Gelegenheit hatte er Camerarius Turnèbes Brief vom 01.06.1564 übergeben. Am 25.10.1564 schreibt Languet dann Camerarius (der sich gerade in Bamberg aufhält) aus Leipzig, kurz bevor er nach Paris zurückkehrt. Von seinen Reiseplänen wusste Camerarius vermutlich, sodass er, wenn Languet auf seiner Rückreise einen Brief an Turnèbe mitnehmen sollte, wie es sich anbot, diesen schnell genug fertigstellen musste. Auch deckt es sich mit Camerarius' Aufenthaltsort: Dieser war noch am 28. August in Leipzig, wie ein anderer Brief bezeugt.

Regest

Welchen Schmerz die Berichte von dem Unglück Camerarius bereitet hätten, das das blühende Frankreich zerfleische, wüssten Hubert (Languet) und die anderen, mit denen Camerarius das Schicksal des Landes beweint habe, genau. Er habe sich auch sooft möglich nach Turnèbe erkundigt. Daher habe er sich unglaublich über den Brief, den Hubert (Languet) ihm neulich von Turnèbe überbracht habe, und über dessen (Languets) Worte gefreut (s. Anm.): Aus ersterem erfuhr er, dass Turnèbe diese traurige Zeit mit seinen Studien ausgestanden habe; Hubert dagegen sei nun bezüglich eines zukünftigen Friedens in Frankreich sehr optimistisch gestimmt. Doch nach Wiederherstellung des Friedens sei es süß, sich an vergangene Übel zu erinnern (ἐσθ' ἡδύ τοι σωθέντα μεμνῆσθαι nach Euripides, Frg. 133). Er wünsche, dass es auch in Frankreich so sein werde und die Lage wieder besser werde, aus verschiedenen Gründen zwar, aber besonders, damit die Kultur und Wissenschaft wieder einen Aufschwung erlebe.

Er wünsche sich auch, Turnèbes Werk zu sehen, nicht nur wegen der vielen außergewöhnlichen Inhalte, sondern auch, da er selbst darin nach Turnèbes Aussage wohlwollend erwähnt sei (s. Anm.). Denn da er sehr viel auf Turnèbes Urteil gebe, müsse ihm solches Lob natürlich viel bedeuten: Schließlich sei er aufgrund seiner hohen Meinung von Turnèbe von dessen Richtigkeit überzeugt. Allerdings sei es ihm auch, wie jener Frau bei Plautus, lieber, aus falschen Gründen gelobt zu werden, als berechtigt beschuldigt (Plautus, Mostellaria vv. 179f.).

Turnèbe solle fortfahren wie bisher und die Wissenschaft, die zur gegenwärtigen Zeit einen schweren Stand hätte, weiterhin fördern und ihr Ruhm einbringen. Und er solle wissen, dass seine Arbeit nicht nur ihm selbst zum Ruhm und anderen zum Nutzen gereiche, sondern jeder, der nach Weisheit und Tugend strebe, ihm auf ewig dafür dankbar sein werde. Camerarius' ewige Erinnerung und Dankbarkeit für die von Turnèbe empfangene Unterstützung werde unter den lobenden Stimmen eine der vordersten sein.

PS (s. Anm.): Camerarius habe aufgrund einer Krankheit einige Zeit im Haus verbracht und sei dabei auf das Werk De defectu oraculorum ("Περὶ τῶν ἐκλελοιπότων χρηστηρίων") des Plutarch gestoßen, nachdem er bei Eusebius einen Auszug daraus gefunden hatte; den Plutarch habe er nun begonnen, ins Lateinische zu übersetzen. Er habe dieses Werk zwar bereits vorher schon einmal gelesen und festgestellt, dass es lückenhaft und fehlerbehaftet sei, dies sei ihm aber beim Übersetzen noch sehr viel mehr ins Auge gefallen.

Gerade zum Anfang seiner Arbeit teilte ein Freund des Camerarius mit, er habe einmal eine lateinische Übersetzung dieses Werkes gesehen (s. Anm.), die von Turnèbe verfasst worden sei. Camerarius habe also sofort von seinem Vorhaben abgelassen (s. Anm.), um stattdessen zunächst diese Übersetzung durchzugehen, die zweifellos mit Erläuterungen zu den eher knappen Aussagen Plutarchs versehen sei. Er habe diese lateinische Übersetzung bei sich aber nirgends auftreiben können; deshalb habe er beschlossen, sich an den Verfasser selbst zu wenden. Er bitte Turnèbe deshalb, ihm mitzuteilen, wann und wo diese Schrift gedruckt worden sei.

(Alexander Hubert)

Anmerkungen

  • "Daher habe er sich unglaublich über den Brief, den Hubert (Languet) ihm neulich von Turnèbe überbracht habe ... gefreut:": Bei dem Brief, den Languet überbrachte, handelt es sich um Turnèbes Schreiben vom 01.06.(1564). Es handelt sich bei dem vorliegenden Brief offenbar um die direkte Antwort des Camerarius darauf.
  • "Er wünsche sich auch, Turnèbes Werk zu sehen, nicht nur wegen der vielen außergewöhnlichen Inhalte, sondern auch, da er selbst darin nach Turnèbes Aussage wohlwollend erwähnt sei": In dem Brief vom 01.06.(1564), der dem vorliegenden Brief vorausging, kündigt Turnèbe an, zwölf Bücher mit Beobachtungen zu einigen "guten Autoren" zu veröffentlichen, in denen Camerarius auch lobend erwähnt sei. Diese Beschreibung passt auf Turnèbes "Adversaria", deren erste zwei Bände je 12 Bücher enthielten. Der erste Band erschien 1564. In ihm wird Camerarius mehrfach erwähnt (29v, 63v, 151r, 166v).
  • "PS": In der Ausgabe von 1568 wurde der folgende Teil als Postskript ans Ende des Briefes gestellt, in der Ausgabe von 1595 wurde er vor die Schlussformel eingefügt. Das Postskript ist im Zuge der Genese des Druckes Plutarch, De natura et effectionibus daemonum, 1565 zu sehen.
  • "er habe einmal eine lateinische Übersetzung dieses Werkes gesehen": Turnèbes annotierte Plutarch-Übersetzung erschien 1556.
  • "Camerarius habe also sofort von seinem Vorhaben abgelassen": Dasselbe schreibt Camerarius im Vorwort zu Plutarch, De natura et effectionibus daemonum, 1565. In diesen Druck wurde auch die Übersetzung Turnèbes aufgenommen.