Camerarius an Seiler, 1529
Briefe mit demselben Datum | ||||||||||||||||
|
|
|
Werksigle | OCEp 0135 |
---|---|
Zitation | Camerarius an Seiler, 1529, bearbeitet von Manuel Huth und Vinzenz Gottlieb (23.07.2024), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_0135 |
Besitzende Institution | |
Signatur, Blatt/Seite | |
Ausreifungsgrad | Druck |
Erstdruck in | Camerarius, De Helio Eobano Hesso, 1553 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | Bl. X1r-X2r |
Zweitdruck in | |
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck | |
Sonstige Editionen | |
Wird erwähnt in | |
Fremdbrief? | nein |
Absender | Joachim Camerarius I. |
Empfänger | Johann Seiler |
Datum | 1529 |
Datum gesichert? | nein |
Bemerkungen zum Datum | im Druck: Anno 1529 |
Unscharfes Datum Beginn | |
Unscharfes Datum Ende | |
Sprache | Latein |
Entstehungsort | Nürnberg |
Zielort | Bamberg |
Gedicht? | ja |
Incipit | Ad rem servandam iubeo salvere paratum |
Link zur Handschrift | |
Regest vorhanden? | ja |
Paratext ? | nein |
Paratext zu | |
Kurzbeschreibung | |
Anlass | |
Register | Briefgedicht; Reichstag 1530 (Augsburg); Biographisches (Familie); Biographisches (Finanzielles) |
Handschrift | unbekannt |
Bearbeitungsstand | korrigiert |
Notizen | Laut Kolde geht es hier u.a. um C.' Schwester, die aus dem Kloster befreit worden war, sich dann um den alten Vater kümmerte und nach dessen Tod ins Kloster zurück sollte. Um das zu vermeiden, floh sie 1529 zu JC nach Nürnberg. |
Wiedervorlage | ja |
Bearbeiter | Benutzer:MH; Benutzer:VG |
Gegengelesen von | Benutzer:VG |
Datumsstempel | 23.07.2024 |
Werksigle | OCEp 0135 |
---|---|
Zitation | Camerarius an Seiler, 1529, bearbeitet von Manuel Huth und Vinzenz Gottlieb (23.07.2024), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_0135 |
Ausreifungsgrad | Druck |
Erstdruck in | Camerarius, De Helio Eobano Hesso, 1553 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | Bl. X1r-X2r |
Fremdbrief? | nein |
Absender | Joachim Camerarius I. |
Empfänger | Johann Seiler |
Datum | 1529 |
Datum gesichert? | nein |
Bemerkungen zum Datum | im Druck: Anno 1529 |
Sprache | Latein |
Entstehungsort | Nürnberg |
Zielort | Bamberg |
Gedicht? | ja |
Incipit | Ad rem servandam iubeo salvere paratum |
Regest vorhanden? | ja |
Paratext ? | nein |
Register | Briefgedicht; Reichstag 1530 (Augsburg); Biographisches (Familie); Biographisches (Finanzielles) |
Datumsstempel | 23.07.2024 |
Briefgedicht in 79 Hexametern. Zielort mutmaßlich
Regest
Seiler wird begrüßt als einer, der bereit ist zu helfen. Dann breitet C. ein Bild zweier ungleicher Brüder aus: der erste wird in der zweiten Person angesprochen, der zweite spricht in der ersten Person. Es ist aber nicht klar, ob damit Seiler und C. gemeint sind oder ob das Chiffren für unterschiedliche Lebenswahl sind. Jedoch kommt C.' bekannte Haltung zu finanziellen und literarischen Belangen auch hier in der Darstellung des zweiten Bruders zur Geltung.
Der erste liebe es, sein Vermögen zu vergrößern und Berge aus Gold aufzuhäufen (V. 6-11). Der zweite dagegen verderbe sich lieber die Augen beim Studium von Büchern, lese die Odyssee und die Ilias des moeonischen Dichters, schweife über Sokratische Felder und interessiere sich für Philosophie (V. 12-17). Sei er nicht glücklicher als der, welcher sein Leben für Reichtümer wage, und anstrengende Reisen durch den herkynischen Wald unternehme (V. 24-28)? Oder glücklicher als jener, der zur See die Importwaren und dem Heer die Feldfrüchte raube (V. 29-31). Es folgt eine Zeitenklage über solche Verbrechen, aber auch über mangelnde Kreditwürdigkeit des Bücherfreundes (V. 31-34). Für ihn werden Vorteile dargestellt (keine Alpträume und Sorgen: V. 35-37), aber auch Nachteile: Die Gattin bereite ihm keine Oliven, Schaf- oder Rindfleisch zu und verfeinere die Speisen auch nicht mit indischen Gewürzen (V. 38-41); im Gegenzug müsse er sich aber keine Sorge um sein Eigentum machen.
Im weiteren Verlauf des Briefes gibt es Ausführungen darüber, dass man sich der Jurisprudenz zuwenden und Politik treiben könne, was mit Dichtung nicht funktioniere (V. 44-48). Als Einwand dagegen folgt die Feststellung, dass nicht mehr das Recht herrsche, sondern Faustrecht, und dass Tollkühnheit mehr gelte als Gelehrsamkeit (V. 49-59). Aber nun kommt der Hoffnungsschimmer: Der Kaiser verlasse Spanien (s. Anm.) und wolle das Recht im Reich wiederherstellen (V. 60-62).
Der Schluss des Briefes (V. 68-79) widmet sich konkreteren, häuslichen Dingen: C. wolle sofort nach Rückkehr des Schreibers für die Beschaffung von Lebensmitteln sorgen. Seine Gattin benötige Mehl und Milch für das Kind (s. Anm.), auch für Wein sei Bedarf da. Zudem werde die Sorge um die Familie erhöht durch die Ankunft der Schwester, die vor dem grundlos zürnenden Hiero geflohen sei (s. Anm.).
Im Übrigen habe C. dem Überbringer des Briefes einige Aufträge erteilt. Seiler werde sicher gern erfüllen, worum dieser ihn bitte.
(Vinzenz Gottlieb)
Anmerkungen
- "der Kaiser verlasse Spanien": Karl V. befand sich zwischen den Reichstagen von Worms (1521) und Augsburg (1530) nicht im Reich, sondern in Spanien, Italien und den Niederlanden. Hier geht es wahrscheinlich schon um die Vorbereitungen zum Augsburger Reichstag, der am 21.1.1530 ausgeschrieben wurde.
- „für das Kind“: Hier wird das Wort puer verwendet, das in der Regel ein männliches Kind bezeichnet. Zum Zeitpunkt des Briefes hatte C. allerdings nur eine Tochter (Anna Camerarius II.). Eine weitere Tochter (Magdalena Camerarius) wurde im Dezember 1529 geboren.
- „die Ankunft der Schwester, die vor dem grundlos zürnenden Hiero geflohen sei“: Eine Schwester war aus dem Kloster entflohen. Ihr Bischof, hier als Hiero bezeichnet, versuchte sie nach dem Tod des Vaters zurückzuholen, weshalb sie nach Nürnberg floh.
- Seiler hatte eine führende Rolle bei der Empörung der Stadt gegen den Bischof und wurde dafür vor dem Schwäbischen Bund verklagt (vgl. Chroust 1910, S. 306f.).
Literatur
- Chroust 1910 (zum Bauernkrieg in Bamberg; zur Rolle Hans Saylers S. 306-321)
- Kolde 1911, S. 226
- Krause 1879, S. 34
- Kunkler 1998, S. 70-78, 126, 300-302 (zu C.' Schwester; mit Vorsicht zu genießen!)