Camerarius an Franz Otto und Friedrich (Braunschweig-Lüneburg), 13.07.1545
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Werksigle | OCEp 1444 |
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Zitation | Camerarius an Franz Otto und Friedrich (Braunschweig-Lüneburg), 13.07.1545, bearbeitet von Marion Gindhart (05.07.2023), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_1444 |
Besitzende Institution | |
Signatur, Blatt/Seite | |
Ausreifungsgrad | Druck |
Erstdruck in | Plautus, Comoediae quinque, 1545 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | Bl. Aa2-Bb6r |
Zweitdruck in | Plautus, Comoediae viginti, 1552 |
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck | S. 16-33 |
Sonstige Editionen | Plautus, Comoediae viginti, 1558, S. 16-33 |
Wird erwähnt in | |
Fremdbrief? | nein |
Absender | Joachim Camerarius I. |
Empfänger | Franz Otto (Braunschweig-Lüneburg);Friedrich (Braunschweig-Lüneburg) |
Datum | 1545/07/13 |
Datum gesichert? | ja |
Bemerkungen zum Datum | Der Widmungsbrief datiert III. Id. Quintilis |
Unscharfes Datum Beginn | |
Unscharfes Datum Ende | |
Sprache | Latein |
Entstehungsort | Leipzig |
Zielort | Celle |
Gedicht? | nein |
Incipit | Anni iam sunt XX. cum nactus fui exemplum Plautinum scriptum |
Link zur Handschrift | |
Regest vorhanden? | ja |
Paratext ? | ja |
Paratext zu | Plautus, Comoediae quinque, 1545 |
Kurzbeschreibung | Camerarius rekurriert einleitend auf den Plautus-Codex, den er 1525 aus der Bamberger Bibliothek Veit Werlers als Leihgabe erhalten hatte, und auf seine Restitution der im Zuge der Überlieferung stark fehlerbehafteten Texte. Danach verteidigt er ausführlich die Beschäftigung mit Plautus, der für ihn die zentrale Quelle für das gesprochene Latein darstelle: Plautus' Komödien vermittelten das eigentliche Wesen der lateinischen Sprache und einen schlichten Stil, der einen unverstellten Blick auf die sententia animi gewähre. Ihnen komme ein propädeutischer Anteil für das elaborierte Sprechen und der damit verbundenen Ausbildung von humanitas und virtus zu sowie das Vermeiden von Verständigungskrisen. Plautus sei damit unabdingbar als Schulautor, müsse aber für die Schüler teilweise inhaltlich entschärft werden. |
Anlass | |
Register | Widmungsbrief; Komödie; Edition; Bibliotheken (zeitgenössisch); Editionsphilologie; Textkritik; Elementarunterricht; Bildungsdiskurs; Stilkritik; Briefe/Parallelüberlieferung |
Handschrift | unbekannt |
Bearbeitungsstand | korrigiert |
Notizen | |
Wiedervorlage | ja |
Bearbeiter | Benutzer:MG |
Gegengelesen von | |
Datumsstempel | 5.07.2023 |
Werksigle | OCEp 1444 |
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Zitation | Camerarius an Franz Otto und Friedrich (Braunschweig-Lüneburg), 13.07.1545, bearbeitet von Marion Gindhart (05.07.2023), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_1444 |
Ausreifungsgrad | Druck |
Erstdruck in | Plautus, Comoediae quinque, 1545 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | Bl. Aa2-Bb6r |
Zweitdruck in | Plautus, Comoediae viginti, 1552 |
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck | S. 16-33 |
Sonstige Editionen | Plautus, Comoediae viginti, 1558, S. 16-33 |
Wird erwähnt in | |
Fremdbrief? | nein |
Absender | Joachim Camerarius I. |
Empfänger | Franz Otto (Braunschweig-Lüneburg);Friedrich (Braunschweig-Lüneburg) |
Datum | 1545/07/13 |
Datum gesichert? | ja |
Bemerkungen zum Datum | Der Widmungsbrief datiert III. Id. Quintilis |
Sprache | Latein |
Entstehungsort | Leipzig |
Zielort | Celle |
Gedicht? | nein |
Incipit | Anni iam sunt XX. cum nactus fui exemplum Plautinum scriptum |
Regest vorhanden? | ja |
Paratext ? | ja |
Paratext zu | Plautus, Comoediae quinque, 1545 |
Kurzbeschreibung | Camerarius rekurriert einleitend auf den Plautus-Codex, den er 1525 aus der Bamberger Bibliothek Veit Werlers als Leihgabe erhalten hatte, und auf seine Restitution der im Zuge der Überlieferung stark fehlerbehafteten Texte. Danach verteidigt er ausführlich die Beschäftigung mit Plautus, der für ihn die zentrale Quelle für das gesprochene Latein darstelle: Plautus' Komödien vermittelten das eigentliche Wesen der lateinischen Sprache und einen schlichten Stil, der einen unverstellten Blick auf die sententia animi gewähre. Ihnen komme ein propädeutischer Anteil für das elaborierte Sprechen und der damit verbundenen Ausbildung von humanitas und virtus zu sowie das Vermeiden von Verständigungskrisen. Plautus sei damit unabdingbar als Schulautor, müsse aber für die Schüler teilweise inhaltlich entschärft werden. |
Register | Widmungsbrief; Komödie; Edition; Bibliotheken (zeitgenössisch); Editionsphilologie; Textkritik; Elementarunterricht; Bildungsdiskurs; Stilkritik; Briefe/Parallelüberlieferung |
Datumsstempel | 5.07.2023 |
Regest
Camerarius berichtet, dass er vor 20 Jahren (i.e. 1525) über Michael Roting, der die Bibliothek seines Onkels Veit Werler in Bamberg verwaltet, leihweise den bekannten Plautus-Codex erhalten hatte (Pal. lat. 1615, vgl. die Anmerkungen zu Camerarius, Studiosis bonarum literarum, 1530). Werler, bei dem Camerarius in Leipzig studiert hatte, habe durch seine Plautusauslegung Camerarius' Interesse an dem Komödiendichter geweckt, der für ihn den Schlüssel zur lateinischen Sprache darstelle. Problematisch sei die deplorable Überlieferung der Komödien, die zudem durch viele Eingriffe entstellt seien. Leider habe sich die große Hoffnung, die er in den Werler-Codex setzte, nur bedingt erfüllt, da der Schreiber unerfahren in den litterae Latinae gewesen sei und die Vorlage der Handschrift bereits fehlerhaft. Bereits in der Antike (Varro) klagte man über Schreiberfehler in der Plautusüberlieferung. Problem seien v.a. die Eingriffe unerfahrener Schreiber in den Text. Über den Codex habe er vieles verbessern und dem Leser offenkundige Fehler aufzeigen können. Zeitmangel und die aktuellen Zeitumstände hätten ihn jedoch nicht so intensiv am Text arbeiten lassen, wie er es sich gewünscht habe. Die interpretes novi seien aufgrund ihrer zahllosen ungestützten Konjekturen keine Hilfe bei der Textrestitution, im Gegenteil. Auch die antiken Grammatiker helfen nicht weiter (fehlerhafte Überlieferung, teilweise mangelnde inhaltliche Sorgfalt).
Es folgt eine Rechtfertigung der Beschäftigung mit Plautus: Plautus sei deswegen so wichtig, da seine Komödien den Blick auf die Fundamente der lateinischen Sprache, ihre proprietas und natura, freigeben und den unverstellten Blick auf die sententia animi (Aa5r). Auch Terenz sei zu lesen, allerdings bemühe sich dieser zwar um eine populi oratio, nutze aber eine oratio erudita (Aa5v), was von vielen honoriert werde. Demgegenüber stoße der plautinische Stil auch auf Ablehnung. Varro hingegen weise Plautus in sermonibus den ersten Platz zu (ebd.). Seine Werke seien die Vermittlungsinstanz des gesprochenen Latein und könnten quasi die Rolle der Mütter, Ammen und Erzieher übernehmen. Dem Einwurf, die Lektüre könne den jungen Schülern schaden, von denen doch alles Gefährliche fernzuhalten sei, entgegnet Camerarius, dass man im alltäglichen Leben stets mit Gefahr konfrontiert sei und das Gute mit dem Schlechten vermengt sei. Strikt jedoch soll man jede Form von obscoenitas von den Schülern fernhalten; Werke mit fragwürdigen Anteilen, die ansonsten nützlich seien, sollten entsprechend gestutzt werden – so auch die Komödien des Plautus. Bei der Lektüre, welche die Schüler an die Eigenheiten der lateinischen Sprache heranführen soll, seien die Lehrer gefordert. Die Erziehung des Menschen durch die litterae und die studia bonarum artium sei gottgewollt, da sich dadurch humanitas und virtus entwickelten (Bb2v). Plautus trage das seine als Grundstoff bei und zwar als Quelle für einen sermo simplex & proprius (Bb3r).
Zuletzt apostrophiert Camerarius die beiden Widmungsempfänger, Franz Otto und Friedrich von Braunschweig-Lüneburg. Wie er wisse, erfreuten sie ihren Vater (Ernst I.) durch ihre Fortschritte, u.a. auch durch veröffentlichte Verse. Camerarius spricht sich indirekt einen Anteil daran zu, da ihr Lehrer Wilhelm (Megel) bei Camerarius (in Wittenberg) studiert habe. Megel, der von Camerarius sehr geschätzt werde, solle nun anhand der Ausgabe die Komödien entsprechend gewinnbringend erklären. Falls die jungen Adligen Unterstützung von Camerarius bei ihren Studien bräuchten, stehe er jederzeit zur Verfügung.
(Marion Gindhart)
Forschungsliteratur
- Stärk 2003, S. 235-238 und 245f.;
- Schäfer 2004, S. 437-442.
In dem seiner Plautusedition von 1549 beigegebenen Widmungsbrief an Franz Kram verweist Camerarius darauf, dass es der kurfürstliche sächsische Rat gewesen sei, der ihn angeregt habe, die Edition von 1545 den beiden Fürstensöhnen zu widmen.