Camerarius, Querela sive Agelaeus εἰς ποτηριοκλέπτην, 1540

Aus Joachim Camerarius (1500-1574)
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Opus Camerarii
Werksigle OC 0377
Zitation Querela sive Agelaeus εἰς ποτηριοκλέπτην, bearbeitet von Jochen Schultheiß (12.07.2024), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OC_0377
Name Joachim Camerarius I.
Status Verfasser
Sprache Latein
Werktitel Querela sive Agelaeus εἰς ποτηριοκλέπτην
Kurzbeschreibung Allegorisches bukolisches Gedicht, das in konfessioneller Polemik die Thematik des Laienkelchs behandelt.
Erstnachweis 1540
Bemerkungen zum Erstnachweis Datierung nach dem Titelblatt des Erstdruckes. Inhaltliche Gesichtspunkte legen nahe, dass dies auch das Entstehungsjahr der Ekloge war.
Datum unscharfer Erstnachweis (Beginn)
Datum unscharfer Erstnachweis (Ende)
Schlagworte / Register Bukolik; Allegorie; Polemik (konfessionell); Ekphrasis; Abendmahl; Hagenauer Religionsgespräch (1540)
Paratext zu
Paratext? nein
Paratext zu
Überliefert in
Druck Camerarius, Poematia duo Bucolica, 1540; Oporinus, Bucolicorum autores, 1546; Camerarius, Eclogae, 1568
Erstdruck in Camerarius, Poematia duo Bucolica, 1540
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck Bl. A4v-A7v
Carmen
Gedicht? ja
Incipit Ergo novis tenuis mea res obnoxia damnis
Erwähnungen des Werkes und Einfluss von Fremdwerken
Wird erwähnt in
Folgende Handschriften und gedruckte Fremdwerke beeinflussten/bildeten die Grundlage für dieses Werk
Bearbeitungsstand
Überprüft am Original überprüft
Bearbeitungsstand korrigiert
Notizen [[Notizen::VG (Diskussion) 09:44, 12. Jul. 2024 (CEST) Mit Mundt 2004, S. 229f. bin ich der Auffassung, dass nicht der Dominikaner Johannes Fabri, sondern der Wiener Bischof Johann Fabri gemeint ist. Der Dominikaner war 1540 noch nicht so stark in Erscheinung getreten, dass er ein Ziel für die Polemik abgegeben hätte.]]
Wiedervorlage ja
Bearbeiter Benutzer:JS
Gegengelesen von Benutzer:VG
Bearbeitungsdatum 12.07.2024
Opus Camerarii
Werksigle OC 0377
Zitation Querela sive Agelaeus εἰς ποτηριοκλέπτην, bearbeitet von Jochen Schultheiß (12.07.2024), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OC_0377
Name Joachim Camerarius I.




Sprache Latein
Werktitel Querela sive Agelaeus εἰς ποτηριοκλέπτην
Kurzbeschreibung Allegorisches bukolisches Gedicht, das in konfessioneller Polemik die Thematik des Laienkelchs behandelt.
Erstnachweis 1540
Bemerkungen zum Erstnachweis Datierung nach dem Titelblatt des Erstdruckes. Inhaltliche Gesichtspunkte legen nahe, dass dies auch das Entstehungsjahr der Ekloge war.


Schlagworte / Register Bukolik; Allegorie; Polemik (konfessionell); Ekphrasis; Abendmahl; Hagenauer Religionsgespräch (1540)
Paratext zu
Paratext? nein
Überliefert in
Druck Camerarius, Poematia duo Bucolica, 1540; Oporinus, Bucolicorum autores, 1546; Camerarius, Eclogae, 1568
Carmen
Gedicht? ja
Incipit Ergo novis tenuis mea res obnoxia damnis
Erwähnungen des Werkes und Einfluss von Fremdwerken
Wird erwähnt in
Bearbeitungsdatum 12.07.2024


Widmung und Entstehungskontext

Die Aussage des Sprechers, wonach "er eben erst den Wolf den Furien geweiht habe" (vix...devovique lupum Diris), stellt einen direkten Zusammenhang zum vorausgehenden Gedicht "Dirae seu lupus" her. Eine gemeinsame Veröffentlichung war also bereits bei der Entstehung der beiden Gedichte intendiert. Anspielungen auf drei katholische Kontroverstheologen (s.u.), die alle an den Religionsgesprächen in Hagenau 1540 teilgenommen haben, legen nahe, dass das Druckjahr der Erstausgabe auch das Entstehungsjahr des Gedichtes gewesen sein müsste.

Aufbau und Inhalt

Der Titel "Querela" ("Klage") weist auf den Inhalt voraus. Agelaeus ist der Name des Bechers, wie sich im Gedicht herausstellen wird (v. 99). Der dritte Teil des Titels ist dem mit "ποτηριοκλέπτης" überschriebenen Gedicht des Euphorion Chalcidensis entlehnt. Das Gedicht in Monologform enthält eine Klage über einen Besitzverlust. Das Gedicht umfasst eine Ekphrasis, in der die Darstellungen auf dem Kelch beschrieben werden. Der Kelch verweist auf den christlichen Abendmahlskelch, Sosylus (es klingt σωτήρ = "Heiland" an), der als "Guter Hirte" gezeichnet wird und der ihn gespendet hat, auf Jesus Christus. Zahlreiche wörtliche und motivische Anspielungen auf Bibelpassagen, insbesondere auf die biblische Abendmahlserzählung, und die Benennung des Bechers mit Agelaeus (gr. ἀγελαῖος "zur Herde gehörig") unterstützen die intertextuelle Bezugnahme. Schließlich wird im abschließenden Teil der Ekloge der Dieb des Bechers verflucht. Personen, die der Sprecher im Umfeld des Diebes ausmacht, können aufgrund ihrer Namen und Beschreibungen, die sich eindeutig als Anspielungen zu erkennen geben, mit den auf katholischer Seite wirkenden Kontroverstheologen Johannes Cochlaeus, Friedrich Nausea und Johann Fabri identifiziert werden. Hinter der Person, von der die Rückerlangung des Kelches erwartet wird (e nostris pastoribus unus), kann Martin Luther vermutet werden (vgl. Mundt 2004, S. 229-230).
Die Ekloge kann als eine polemische Stellungnahme zur Ablehnung des Laienkelchs von katholischer Seite gedeutet werden. Die Beschreibung eines Bechers steht in der Tradition von Theokrit, 1. Idyll und Vergil, 3. Ekloge. Außer zum Titel hat Euphorion von Chalkis wohl auch die Inspiration zum Motiv des Becherdiebstahls gegeben, das bei diesem in einem fragmentarischen Vers angedeutet wird (vgl. Mundt 2004, S. 226-227). Eine metaliterarische Referenz liegt vor, wenn in der Fiktion des Gedichts der Verfertiger des Bechers Euphorion genannt wird und somit den Namen des historischen Dichters trägt, der mit seiner literarischen Vorlage das Motiv des Becherdiebstahls inspiriert hat. Vereinzelte Anspielungen finden sich auf zahlreiche Bibelstellen, aber auch auf Properz und die "Aeneis" (vgl. Mundt 2004, S. 225-230).

Überlieferung

Die Ekloge wird 1540 erstmals veröffentlicht und erscheint dann in der Auswahl von Johann Oporinus, sowie in der Gesamtausgabe von 1568, deren Herausgeber Ludwig Camerarius den Druck Anton von Ortenburg widmet.

Anmerkungen

Über das Thema Abendmahl tauschte sich Camerarius schon seit geraumer Zeit mit Philipp Melanchthon aus (MBW – Regesten online, Nr. 575).

Forschungsliteratur

Mundt 2004, S. 12-19 (Textausgabe und Übersetzung), S. 226-230 (Kommentar).