Camerarius, Ad Lassarum prooemium, 1595

Aus Joachim Camerarius (1500-1574)
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Opus Camerarii
Werksigle OC 0942
Zitation Ad Nobilem et strenuum, dignitate, et virtute virum praestantem, Lassarum a Suendi (…), Ioachimi Camerarii Pabep(ergensis) Prooemium, bearbeitet von Moritz Stock (02.04.2021), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OC_0942
Name Joachim Camerarius I.
Status Verfasser
Sprache Latein
Werktitel Ad Nobilem et strenuum, dignitate, et virtute virum praestantem, Lassarum a Suendi (…), Ioachimi Camerarii Pabep(ergensis) Prooemium
Kurzbeschreibung An Lazarus von Schwendi gerichtetes Proöm zur lateinischen Übersetzung von Onosanders Στρατηγικός.
Erstnachweis 1595
Bemerkungen zum Erstnachweis
Datum unscharfer Erstnachweis (Beginn)
Datum unscharfer Erstnachweis (Ende)
Schlagworte / Register Türkenkriege/Türkengefahr
Paratext zu
Paratext? ja
Paratext zu Onosander, Strategikos, 1595
Überliefert in
Druck Onosander, Strategikos, 1595
Erstdruck in
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck
Carmen
Gedicht? nein
Erwähnungen des Werkes und Einfluss von Fremdwerken
Wird erwähnt in
Folgende Handschriften und gedruckte Fremdwerke beeinflussten/bildeten die Grundlage für dieses Werk
Bearbeitungsstand
Überprüft am Original überprüft
Bearbeitungsstand korrigiert
Wiedervorlage nein
Bearbeiter Benutzer:MS
Gegengelesen von
Bearbeitungsdatum 2.04.2021
Opus Camerarii
Werksigle OC 0942
Zitation Ad Nobilem et strenuum, dignitate, et virtute virum praestantem, Lassarum a Suendi (…), Ioachimi Camerarii Pabep(ergensis) Prooemium, bearbeitet von Moritz Stock (02.04.2021), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OC_0942
Name Joachim Camerarius I.




Sprache Latein
Werktitel Ad Nobilem et strenuum, dignitate, et virtute virum praestantem, Lassarum a Suendi (…), Ioachimi Camerarii Pabep(ergensis) Prooemium
Kurzbeschreibung An Lazarus von Schwendi gerichtetes Proöm zur lateinischen Übersetzung von Onosanders Στρατηγικός.
Erstnachweis 1595


Schlagworte / Register Türkenkriege/Türkengefahr
Paratext zu
Paratext? ja
Paratext zu Onosander, Strategikos, 1595
Überliefert in
Druck Onosander, Strategikos, 1595
Carmen
Gedicht? nein
Bearbeitungsdatum 2.04.2021


Inhalt

Da die Werke Xenophons für Studenten der Literatur sehr nützlich seien, wie schon Cicero bemerkt habe, nahm sich Camerarius vor, diese ins Lateinische zu übersetzen. Bei den Arbeiten sei ihm ein Werk mit dem Titel Ὀνοσάνδρου στρατηγικά gebracht worden, bei dessen Lektüre er bemerkte, dass der Autor scheinbar aus den xenophonteischen Erzählungen eine Abhandlung zur Feldherrenkunst erarbeitet hatte (compositionem (…) elaboravit doctrinae cuiusdam imperatoriae, b1r). Der Autor war Camerarius bislang nur als kaiserzeitlicher, platonischer Philosoph bekannt. Er habe das Werk elegant und schön geschrieben, allerdings sei Camerarius‘ Exemplar voller Fehler (b1r). Doch, müsse man mit dem zufrieden sein, was man hat (Sed, ut vetus verbum monet, si carnibus deficiamur, boni nos consulere salsamenta debere, b1v).

Auf die Idee, Schwendi zu schreiben, brachte ihn Johannes Crato. Dieser wollte, dass Camerarius bei Schwendi das Wohlwollen gegenüber Cratos Schwager Gottfried (Scharf) mehrt. Das hält Camerarius für unnötig, da Gottfrieds Talent offensichtlich sei und keiner Gewährsleute bedürfe (cuiusvis testimonium supervacuum, b2v), doch komme er Cratos Wunsch nach. Dies habe ihn aber davon abgehalten die Übersetzung anzufertigen, die er ihm jetzt schickt. Es sei kein Geheimnis, dass Schwendi, wie auch die alten großen Feldherren, trotz mühsamster Kriegsgeschäfte auch Zeit für die Musen finde (positis armis, Musis parumper vacare non desinant, b2v).

Doch nun wolle er zur Sache kommen, obwohl es unbesonnen scheinen könnte, wenn er als Laie gegenüber einem Experten glaubt, über das Kriegswesen sprechen zu können, wie es der Philosoph (Phormion) in Anwesenheit Hannibals tat (Cic. de oratore 2,75). Der Name des Autors, Onosander, gebe in diesem Zusammenhang Anlass zum Schmunzeln, da er sich vom Verbum ὀνόσασθαι (tadeln) ableite. Doch habe Schwendi nichts zu verlieren und sprichwörtlich trage auch ein Tölpel manchmal noch etwas brauchbares bei (cum stolidi etiam interdum quod opportunum sit afferre, proverbio perhibeatur, b3v). Das wichtigste (primum quidem atque praecipuum, b4r) sei die natürliche Anlage, die durch die Theorie (doctrina, b4r), wie Horaz schreibt (Carmina 4,4,33), gefördert werde. Wenn sie mit der Praxis (usus et exercitatio, b4r) zusammentreffe, entstehe eine bewundernswerte und fast göttliche Pracht (efficitur admirabilis et inter homines divina quaedam magnitudinis excellentiaeque species atque pulchritudo, b4r). Nur wer die Macht der Musen nicht kenne, behaupte, dass Menschen, die etwas nur durch Theorie nie aber in der Praxis gelernt hätten, selbst nicht geeignet darüber sprechen könnten. Denn auch Hesiod hätte - unter Anweisung der Musen - über die Seefahrt schreiben können, obwohl er selbst nur einmal zur See gefahren sei (Hesiod, Erga 618-694). Doch darüber müsse er Schwendi, der bestens gebildet sei, nicht mehr erzählen.

Camerarius glaubt, dass, selbst wenn Schwendi bei der Lektüre Onosanders nichts Neues erfahren werde, ihn doch die Art der Darlegung erfreuen werde (b4v). Leider sei der Schreiber derart unfähig und verschlafen gewesen, dass der Text sehr fehlerhaft sei und wohl auch einiges ausgelassen wurde. Camerarius habe daher allerlei Konjekturen und Änderungen vornehmen müssen, worauf er hier und da hinweise. Camerarius ist überzeugt, dass Schwendi das Buch wohlwollend annehmen wird.

Es bleibe nur noch um Gottes Schutz und Segen für Schwendi zu bitten, auf dass er den grausamen Feind aus dem Nacken der Christenheit vertreibe und unter Kaiser Maximilians Kommando zum Ruhme Christi Frieden bringe (b5r-v). Die Lage sei gefährlich und der Feind habe eine unendliche Lust alles vollkommen zu zerstören (cupiditates sunt infinitae ad evertendum, diruendum, dissipandum, destruendum quicquid ubique locorum atque gentium adhuc extare, cohaerere, consistere neque labascere videtur, b5v-b6r). Während die Christenheit sich selber schwäche, werde der Feind mächtiger. Doch der feindlichen Raserei stellen sich Kaiser, Heer und Männer wie Schwendi entgegen und kämpfen. Der Beitrag, den der unkriegerische Camerarius leisten könne, sei es unablässig und leidenschaftlich zu Gott zu beten - während andere ihr Blut vergießen (preces ardentes, quas perpetua contentione ad deum aeternum fundimus nos imbelles, cum alii istic armati sanguinem profundere parati sunt, b6r-v). Christus möge sein Volk schützen, die Barbaren vertreiben und zeigen, dass er der einzige Herr über Himmel und Erde ist.

Entstehungszeit & Überlieferung

Die Entstehung dieses Proöms ist in das Jahr 1566 zu datieren: Schwendi bedankt sich im November 1566 für das vor kurzem (non ita pridem, b7r) von Johannes Crato übermittelte Büchlein bei Camerarius. Publiziert wurde die Schrift erst postum: Freunde von Joachim II. und Philipp Camerarius hätten die Übersetzung für gut befunden und die Söhne zur Veröffentlichung angehalten (a6r-v).

NB: Das Proöm ist zu unterscheiden von dem ursprünglichen Begleitbrief, mit dem Camerarius die Übersetzung am 1.9.15(66) an Schwendi sandte (und zu dem Schwendis erwähnte Antwort vom 20.11.1566 gehört). Dieser ist nach derzeitiger Kenntnis nur überliefert in Reusner 1599, S. 112-114 (= zukünftige Briefnummer OCEp 3576). (U. Schlegelmilch, 2021)

Anmerkungen