Camerarius, Commentatio de versibus Solonis et aliorum, 1551
| Opus Camerarii | |
|---|---|
| Werksigle | |
| Zitation | Commentatio Ioachimi Camerarii (scil. de versibus Solonis et aliorum), bearbeitet von Marion Gindhart (21.11.2018), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/ |
| Name | Joachim Camerarius I. |
| Status | Kommentator |
| Kommentierter Autor | Solon; Mimnermos; Rhianos |
| Sprache | Latein |
| Werktitel | Commentatio Ioachimi Camerarii (scil. de versibus Solonis et aliorum) |
| Kurzbeschreibung | |
| Erstnachweis | 1551/10/01 |
| Bemerkungen zum Erstnachweis | Das TB des Druckes gibt: Anno Christi M.D.LI. Calend. Octob. |
| Datum unscharfer Erstnachweis (Beginn) | |
| Datum unscharfer Erstnachweis (Ende) | |
| Schlagworte / Register | Kommentar; Übersetzung; Condicio humana; Ethik; Theodizee; Theologie; Seele; Platonismus; Aristotelismus; Divination und Prodigien |
| Paratext zu | |
| Paratext? | nein |
| Paratext zu | |
| Überliefert in | |
| Druck | Camerarius, Expositio versuum Solonis, 1551 |
| Erstdruck in | |
| Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | |
| Volltext | http://texte.camerarius.de/ |
| Carmen | |
| Gedicht? | nein |
| Erwähnungen des Werkes und Einfluss von Fremdwerken | |
| Wird erwähnt in | |
| Folgende Handschriften und gedruckte Fremdwerke beeinflussten/bildeten die Grundlage für dieses Werk | |
| Bearbeitungsstand | |
| Überprüft | am Original überprüft |
| Bearbeitungsstand | korrigiert |
| Wiedervorlage | ja |
| Bearbeiter | Benutzer:MG |
| Gegengelesen von | |
| Bearbeitungsdatum | 21.11.2018 |
| Opus Camerarii | |
|---|---|
| Werksigle | |
| Zitation | Commentatio Ioachimi Camerarii (scil. de versibus Solonis et aliorum), bearbeitet von Marion Gindhart (21.11.2018), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/ |
| Name | Joachim Camerarius I.
|
| Kommentierter Autor | Solon; Mimnermos; Rhianos
|
| Sprache | Latein |
| Werktitel | Commentatio Ioachimi Camerarii (scil. de versibus Solonis et aliorum) |
| Kurzbeschreibung | |
| Erstnachweis | 1551/10/01 |
| Bemerkungen zum Erstnachweis | Das TB des Druckes gibt: Anno Christi M.D.LI. Calend. Octob.
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| Schlagworte / Register | Kommentar; Übersetzung; Condicio humana; Ethik; Theodizee; Theologie; Seele; Platonismus; Aristotelismus; Divination und Prodigien |
| Paratext zu | |
| Paratext? | nein |
| Überliefert in | |
| Druck | Camerarius, Expositio versuum Solonis, 1551 |
| Volltext | http://texte.camerarius.de/ |
| Carmen | |
| Gedicht? | nein |
| Bearbeitungsdatum | 21.11.2018 |
Aufbau und Inhalt
Der Kommentar beginnt mit kurzen Erläuterungen zu Solon (u.a. auch zu seinem Stil und den Prämissen der Übersetzung), Mimnermos und Rhianos. Über die doctrina ihrer Dichtungen wird der Blick auf die condicio humana gelenkt, welche der menschliche Geist zu bewältigen versucht (A6v). Hierzu dienen, wie ein kritischer Abriss zeigt, diverse antike Vorstellungen Gottes / des Göttlichen (mit Invektive gegen Epikur und Kritik an sich widersprechenden Ansätzen des Aristoteles und den falsi cultus der Sokratiker) und der Relation des Göttlichen zum Menschen (mit Argumentation über den consensus omnium). Gott belohne die Guten und bestrafe die Bösen, wobei die Gründe für virtus und vitia in den Menschen liegen. Deswegen fänden sich auch überall Praktiken, mit denen Gott versöhnt und um Wohlergehen gebeten werde. Da man glaube, dass sich Menschen durch Lehren und Ermahnungen bessern, gäbe es Gesetze und Erziehung durch Eltern und Lehrer sowie einschlägige Werke.
Es folgen Reflexionen zur Definition von bona und mala (A8v). Das Beste sei jeweils das, was für eine bestimmte 'Natur' am passendsten ist, für die Menschen also der cultus virtutis (B1r). Dem Sittenverfall wirke nur eine cultura duplex entgegen (B1r/v: intellektuelles und pragmatisches Wissen, λόγος καὶ πεῖρα). Dies leisten die studia humanitatis (B1v). Mangelnde Bildung sei die Wurzel aller Depravation. Falsche iudicia, die auf nur vermeintlich Wahrem basieren, verstellen den Blick auf das Wahre; man disputiere, nicht um die Wahrheit zu finden, sondern um eine Prämisse als wahr zu erweisen (oratio vs. ratio, mit Invektive gegen sophistische Spielereien). Die Seele verdirbt durch den Irrtum und lässt sich durch Affekte zum Schlechten verleiten. Dies kann durch die ratio und durch Gesetze aufgehalten werden. Wo Gesetze nicht ahnden, straft das Gewissen. Oft folgt auch späte Strafe. Es gibt unzählige Formen der Täuschung, welche die Menschen in Irrtümer stürzen. Oft bewirken etwa beste Absichten das Gegenteil und werden daran bemessen oder man lässt sich von Affekten hinreißen. Ein Fehler ist es, Taten nur nach dem Endergebnis zu beurteilen. Manchmal geschehen Fehler auch aufgrund von Unwissenheit oder einer angeborenen natürlichen Veranlagung.
Der Sokratische Gott habe für sich allein das Höchste bewahrt, das sich der menschlichen Erkenntnisfähigkeit entzieht. Um ihre Erkenntnisgrenzen zu überschreiten, greifen die Menschen zu mantischen Verfahren (mit Kritik an paganer superstitio).
Es gibt viele Menschen, die unverschuldet in tiefes Unglück stürzen und einen schlimmen Tod erleiden, während es schlechten Menschen gut geht. Dies habe der Kyniker Diogenes als Zeugnis gegen die Götter angeführt. Während einige es wagten, die Existenz des Göttlichen zu leugnen, beherrschte andere immenser Aberglaube (auch hier wieder kritischer Rekurs auf die Divination). In der Antike gebe es aber auch eine diskursive Dreiteilung der Theologie (est: Theologia tripertita: θεοὶ μυθικοί, φυσικοί, πολιτικοί). Die menschliche Weisheit kann in Bezug auf Gott nur spekulieren wie Astrologen (!). Eine Erkenntnis des Göttlichen ist nur möglich qua göttlicher Offenbarung. Alle anderen Reflexionen sind Nahrung für den Intellekt. Aus der Geometrie komme alle Wahrheit menschlicher Erkenntnis (B7r). Mit Weisheit verschafft man sich sichere Ruhe und Schutz gegen alle Angriffe, aber: Die Philosophie solle in prosperis vel leviter adversis casibus (ebd.) Führerin sein, im tiefsten Elend nützt sie nichts, auch wenn sie in allen Lebenslagen Hilfe verspricht. Ihr fehlt die richtige Lehre der letzten Dinge (kritische Abhandlung der antiken Seelenlehren).
Das Beste also sei, was am besten zu jeder Natur passe, das Schlechteste, was ihr am meisten entgegenstehe. Zur Seele passe nun am besten eine gedoppelte consideratio veritatis, nämlich durch praktische prudentia und intellektuell-theoretische sapientia (B8r). Das Beste für den Menschen ist Vortrefflichkeit dessen, was ihn auszeichnet: mens, consilium, ratio (B8v); ohne die eruditio doctrinae könne hier aber kein Fortschritt erzielt werden (ebd.) und der Mensch würde sich an die Tiere annähern. Das Beste für den Menschen sei nach Aristoteles (Nicomachische Ethik) ein von der intellligentia geleitetes Leben. Dieser spricht auch von einer doppelten praestantia des Menschen und zwar von mens (ἀρετὴ διανοητική) und prudentia (ἀρετὴ πρακτική). ἀρετὴ ist hierbei das Beste in jeder Natur. Es folgen die aristotelischen Definitionen von ἐπιστήμη, τέχνη, φρόνησις, σοφία, νοῦς. Kurz: die studia doctrinae seien mit Gewinn zu pflegen und an die Nachkommen weiterzugeben. Die Philosophie irrt aber in ihrer Lehre von der excellentia hominis (C2r), da seine Natur fehlerhaft und unrein ist, und deswegen auch in ihrem Urteil über Güter und nicht-Güter. Für ein glückliches Leben muss ein anderer Weg gewählt werden, der in den Hafen ewiger Ruhe weist, und zwar der des christlichen Glaubens. Christus ist die Wahrheit und das Leben und hier liegt die wahre prudentia und sapientia, die zu einem glücklichen Leben auch nach dem Tod führt. Es gibt durchaus durch bestimmte Tugenden ausgezeichnete Heiden, aber diese und andere stehen weit hinter den Tugenden des Heiligen Paulus zurück. Göttliche Wahrheit und die Errungenschaften des menschlichen Verstandes dürfen nicht gemischt werden (Invektive gegen einen christlichen Platonismus und Aristotelismus). Letztere haben stets der Behandlung und Erklärung der doctrina coelestis zu dienen und diese allein führt über den Lehrer Christus und die Schriften der Propheten und Apostel zur wahren irdischen und ewigen Glückseligkeit.