Camerarius, Praecepta vitae puerilis (Werk), 1536

Aus Joachim Camerarius (1500-1574)
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Opus Camerarii
Werksigle
Zitation Praecepta vitae puerilis, bearbeitet von Jochen Schultheiß (23.02.2018), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/
Name Joachim Camerarius I.
Status Verfasser
Sprache Latein
Werktitel Praecepta vitae puerilis
Kurzbeschreibung Erziehungstraktat in Prosa, der eine ausgiebige Formulierung von Lebensmaximen umfasst, die über die Erziehung einer Kindes hinausgehen und in den Kontext der frühneuzeitlichen Leitfäden für gutes Benehmen einzuordnen sind.
Erstnachweis 1536
Bemerkungen zum Erstnachweis Gesichert (Titelblatt, Kolophon); Datierung des einleitenden Briefs von Christoph an Johannes Coler: XV. Calend. Iunii
Datum unscharfer Erstnachweis (Beginn) 1536/05/18
Datum unscharfer Erstnachweis (Ende) 1536/12/31
Schlagworte / Register Pädagogik; Bildungsdiskurs; Sport; Spiel
Paratext zu
Paratext? nein
Paratext zu
Überliefert in
Druck Camerarius, Praecepta vitae puerilis (Druck), 1536; Rossi, De docendi studendique modo, 1541; Camerarius, Praecepta morum ac vitae, 1544; Erasmus, De civilitate morum, 1545
Erstdruck in
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck
Volltext http://texte.camerarius.de/
Carmen
Gedicht? nein
Erwähnungen des Werkes und Einfluss von Fremdwerken
Wird erwähnt in
Folgende Handschriften und gedruckte Fremdwerke beeinflussten/bildeten die Grundlage für dieses Werk
Bearbeitungsstand
Überprüft am Original überprüft
Bearbeitungsstand korrigiert
Wiedervorlage ja
Bearbeiter Benutzer:JS
Gegengelesen von
Bearbeitungsdatum 23.02.2018
Opus Camerarii
Werksigle
Zitation Praecepta vitae puerilis, bearbeitet von Jochen Schultheiß (23.02.2018), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/
Name Joachim Camerarius I.




Sprache Latein
Werktitel Praecepta vitae puerilis
Kurzbeschreibung Erziehungstraktat in Prosa, der eine ausgiebige Formulierung von Lebensmaximen umfasst, die über die Erziehung einer Kindes hinausgehen und in den Kontext der frühneuzeitlichen Leitfäden für gutes Benehmen einzuordnen sind.
Erstnachweis 1536
Bemerkungen zum Erstnachweis Gesichert (Titelblatt, Kolophon); Datierung des einleitenden Briefs von Christoph an Johannes Coler: XV. Calend. Iunii
Datum unscharfer Erstnachweis (Beginn) 1536/05/18
Datum unscharfer Erstnachweis (Ende) 1536/12/31
Schlagworte / Register Pädagogik; Bildungsdiskurs; Sport; Spiel
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Paratext? nein
Überliefert in
Druck Camerarius, Praecepta vitae puerilis (Druck), 1536; Rossi, De docendi studendique modo, 1541; Camerarius, Praecepta morum ac vitae, 1544; Erasmus, De civilitate morum, 1545
Carmen
Gedicht? nein
Erwähnungen des Werkes und Einfluss von Fremdwerken
Wird erwähnt in
Bearbeitungsdatum 23.02.2018


Widmung und Entstehungskontext

Die Schrift wird im Widmungsbrief von Christoph Coler (Sohn) seinem Bruder Johannes Coler gewidmet. In der Auflage von 1544 ist das Werk Wilhelm Megel gewidmet.

Aufbau und Inhalt

Bereits der Titel (Praecepta) gibt zu erkennen, dass es Camerarius in dieser Schrift weniger um theoretische Reflexionen zur Pädagogik als vielmehr um ganz konkrete Anweisungen geht. Im einleitenden Satz stellt Camerarius fest, dass ohne eine Unterweisung in den Sitten und der Lebensführung (morum praeceptione & vitae) auch eine Erziehung durch die Literatur (literis) unersprießlich bleibt. Camerarius geht von zwei Formen der Erzeihung aus: Eine erfolgt durch die Literatur und zielt auf ein Leben in Muße ab. Bei dieser Form werden Tugend (virtus) und Rechtschaffenheit (innocentia) gepflegt. Diese Erziehung, die auf Mäßigung (temperantia), Sparsamkeit (parsimonia) und Duldsamkeit (patientia) abzielen, wären hinreichend für einen Lebensmodus in Bescheidenheit. In der Gegenwart Tugend und Ehrenhaftigkeit (honestas) nicht hoch im Kurs, stattdessen Macht (potentia), Reichtum (opes) und Hochmut (superbia), so dass das Volk (vulgus) diese Art der Bildung für vernachlässigenswert hält. Die zweite Form der Bildung zielt auf das Leben in der Gemeinschaft und auf die Erfüllung der Anforderungen der Gegenwart ab. Sie soll auf die Übernahme öffentlicher Ämter, sowohl im weltlichen als auch im kirchlichen Bereich (in prophanitate aut religione) vorbereiten. Allerdings warnt Camerarius auch vor dem Trugschluss, dass aus der Tatsache, dass es verschiedene Lebensmodi gibt, folge, dass es ebensoviele Formen der Erziehung geben müsste. Statdessen gibt es nur eine Form der Erziehung von Kindern.
Zunächst behandelt Camerarius Ziele des Unterrichts (studium), dann geht er zur Erziehung des Charakters (morum praescripta) über. Die Lehren über die rechte Lebensführung bedürfen einer religiösen Verankerung. Das erste Ziel ist es, die Kinder zur Frömmigkeit zu erziehen. Der Frömmigkeit schließt sich Respekt vor den Eltern und vor alten Menschen an. Manche Punkte erinnern an die Benimmbücher, die in der Renaissance Verbreitung fanden. Verhaltensregeln und Tischmanieren räumt Camerarius eine detaillierte Behandlung in seinem Traktat ein. Spiel und Sport müssen gefördert werden. In seiner positiven Auffassung des Spielens unterscheide Camerarius sich von den veteres. Als wichtiges Referenzwerk zur Thematik führt Camerarius Isokrates' Rede an Demonikos an, aus deren Inhalt er paraphrasiert.
Es folgt ein längerer Abschnitt, in dem Camerarius in Imperativen und Futurformen gefasste Verhaltensmaximen formuliert. Diese sind im Druck durch in Kapitalien gesetzte Eingangswörter hervorgehoben. Auch die hier angeführten Verhaltensregeln gehen über einen Erziehungstraktat hinaus und geben Ratschläge beispielsweise auch für ein erfolgreiches Auftreten im Staat.
In der Schlusspartie wird ein nicht näher bestimmbarer Adressat als "du" angesprochen. Dieser ist mit einem Jungen zu identifizieren, an den die Unterweisungen gerichtet sind. Diesem wird Hercules, der für seine virtus divinisiert worden sei, als positives Exemplum, Tantalus, der für seine Vergehen Höllenqualen erleide, als negatives vorgestellt. Schließlich empfiehlt Camerarius auch die Lektüre der Dichtung und die "Bücher der übrigen Gelehrten". Für die Empfehlung einer notwendigen Auslese bemüht er den Bienenvergleich: nichts soll der Wissbegierige auslassen, aber von überall nur das Fruchtbarste mitnehmen.

Überlieferung

In späteren Auflagen (z.B. Erasmus, De civilitate morum, 1584) findet sich auch eine überarbeitete Fassung von Reinhard Lorich (Lorichius) im Frage-Antwort-Stil.

Forschungsliteratur