Camerarius an Boner, 01.09.1555
Briefe mit demselben Datum | ||||||
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Werksigle | OCEp |
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Zitation | Camerarius an Boner, 01.09.1555, bearbeitet von Alexander Hubert (29.10.2018), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp |
Besitzende Institution | |
Signatur, Blatt/Seite | |
Ausreifungsgrad | |
Erstdruck in | Synesius, De regno ad Arcadium, 1555 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | Bl. A2r-A8r |
Zweitdruck in | |
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck | |
Sonstige Editionen | |
Wird erwähnt in | |
Fremdbrief? | nein |
Absender | Joachim Camerarius I. |
Empfänger | Johannes Boner |
Datum | 1555/09/01 |
Datum gesichert? | ja |
Bemerkungen zum Datum | Der Widmungsbrief datiert CL. Septemb. (s.a.) |
Unscharfes Datum Beginn | |
Unscharfes Datum Ende | |
Sprache | Latein |
Entstehungsort | Leipzig |
Zielort | Krakau |
Gedicht? | nein |
Incipit | Incidi his diebus in lectionem disputationis cuiusdam de regno |
Link zur Handschrift | |
Regest vorhanden? | ja |
Paratext ? | ja |
Paratext zu | Synesius, De regno ad Arcadium, 1555 |
Kurzbeschreibung | |
Anlass | |
Register | Briefe/Widmungsbriefe |
Handschrift | unbekannt |
Bearbeitungsstand | unkorrigiert |
Notizen | |
Wiedervorlage | ja |
Bearbeiter | Benutzer:HIWI |
Gegengelesen von | |
Datumsstempel | 29.10.2018 |
Werksigle | OCEp |
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Zitation | Camerarius an Boner, 01.09.1555, bearbeitet von Alexander Hubert (29.10.2018), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp |
Erstdruck in | Synesius, De regno ad Arcadium, 1555 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | Bl. A2r-A8r |
Fremdbrief? | nein |
Absender | Joachim Camerarius I. |
Empfänger | Johannes Boner |
Datum | 1555/09/01 |
Datum gesichert? | ja |
Bemerkungen zum Datum | Der Widmungsbrief datiert CL. Septemb. (s.a.) |
Sprache | Latein |
Entstehungsort | Leipzig |
Zielort | Krakau |
Gedicht? | nein |
Incipit | Incidi his diebus in lectionem disputationis cuiusdam de regno |
Regest vorhanden? | ja |
Paratext ? | ja |
Paratext zu | Synesius, De regno ad Arcadium, 1555 |
Register | Briefe/Widmungsbriefe |
Datumsstempel | 29.10.2018 |
Regest
Camerarius habe in diesen Tagen zufällig eine Rede über das regnum gelesen, deren Autor Synesios gewesen sei, ein offenbar kluger, gebildeter und beredter Mann. Ihm habe dessen Art zu (be)lehren gut gefallen und zudem schien er einiges durchaus weise darzustellen, sodass Camerarius beschlossen habe, das Werk ins Lateinische zu übersetzen, um es dadurch vielen zugänglich machen zu können. Zumal gerade in dieser Zeit, da doch einige, die von den althergebrachten Tugenden und Lebensweisen abwichen, wie Kranke eine Medizin bräuchten. Und wie an den Seuchen zwar viele sterben, einige aber durch die Bemühungen der Ärzte gerettet werden, so brauche der Staat, der an einer Anhäufung von Lastern leide, dringend die ausgezeichneten Vorschriften der Philosophie. Denen folgten zwar nur wenige, aber doch manche. Manch einer von diesen freue sich gar übermäßig über diese Vorschriften, wie jener, der sage, er schätze den Rat eines weisen Mannes mehr als Gold (Μᾶλλον ἐγὼ πινυτοῖο παραίφασιν ἀνέρος εὑρὼν / τέρψομαι, ἤπερ χρυσὸν ἁπάντων κοίρανον ἀνδρῶν, Zitat aus den ps.-orphischen "Lithika", vv. 92f.).
Als er mit seiner Übersetzung begonnen habe, habe er zufällig einen Brief von Georg Joachim (Rheticus) erhalten, der Tugend und Weisheit Boners rühmte und auch dessen materielle Großzügigkeit gegenüber ihm. So habe er beschlossen, Boner seine Übersetzung zu schicken, damit sie unter möglichst vielen gebildeten Männern eine Verbreitung erfahre; mit diesen sei Boner ja nicht nur bekannt, viele seien vielmehr seine Freunde und Vertraute.
Jedoch vor der Darbietung der Disputation des Synesios habe er beschlossen, über einige Inhalte mit ihm, Bonar, als eine Art Vorwort zu sprechen, denn er glaube, des Bonar nicht anders als er sich frage, warum gerade in diesen Zeiten des Sittenverfalls wenig oder gar nichts zu dessen Korrektur unternommen werde. Zeichen des nahenden Untergangs könne man überall erkennen. Dies jedoch sei nicht die Schuld derer, die ernsthaft gegen das Unheil ankämpften, sondern liege daran, dass man zu spät zur Medizin gegriffen habe, während die Krankheit bereits zu stark geworden sei, wie es bei dem Dichter heiße (sero medicina paratur, / Cum mala per longas [con]valuere moras, Ov. Rem. 91f.)
Man könne wie in einem Spiegel der Geschichte aus der Vergangenheit heraus Anfang und Fortschritt ebenso wie Untergang aller Dinge beobachten, nützlich seien und Lob unter den Menschen finden. Und dies scheine eine Art Naturgesetz zu sein, dass großen Taten und Menschen nur ein geringes Lob bestimmt sei und die Lehre von der Rede vom Eifer, irgendetwas außergewöhnliches zu tun, übertroffen werde. Deshalb seien zweifelsohne die Menschen mit herausragendem Talent und Wissen besonders zu jenen Zeiten und Orten erschienen, zu denen die wenigsten schriftlichen Aufzeichnungen gab, die großen Anführer und Feldherren seien aber nicht von den Kriegsberichten geformt worden, sondern durch militärisches Training und Erfahrung. An Romulus habe sicher niemand etwas geschrieben darüber, wie ein Staat strukturiert werde, an Caesar und andere dagegen schrieben viele, wobei aber ebendieser Staat damals bereits zu Grunde ging, wie er vorher gerade angefangen hatte, sich zu bilden und zu festigen.
Wer sich damit beschäftige, merke, dass es sich auch mit anderen Dingen so verhalten habe. Wann hätten die Menschen etwa jemals weniger ordentlich und geschliffen gesprochen als zu den Zeiten, da es eine Flut an Grammatikbüchern gegeben habe? Was sei nach Demosthenes und Cicero noch an rhetorischen Schriften erhalten? Dennoch sei bekannt, welche Art von Rhetorik danach existierte.
Ebenso verhalte es sich mit der Architektur, der Malerei und vielen anderen Dingen. Herodot, von dem er eine große Menge halte, sei es, weil sein mittelmäßiger Intellekt doch Geschmack habe oder noch aus Liebe zu seiner früheren Erziehung, Herodot schreibe im Buch Thalia, es gebe viele Dinge, die man mit Worten nicht erklären könne, nur an der Sache selbst. Andere Dinge könnten freilich mit Worten erklärt werden, danach gebe es aber keine rühmenswerte Errungenschaft auf diesem Gebiet mehr. (Natürlich fehle in seiner lateinischen Paraphrase die Eleganz und der Glanz der griechischen Darstellung, die einerseits durch die Wortwahl, andererseits durch die Komposition so süß sei, dass selbst die Muse, deren Name das Buch ziert, es nicht schöner machen könnte.) Was aber hindere ihn eigentlich daran, die griechische Version noch mit abzudrucken? Nichts, meine er, zumindest sie, die sie nach Beherrschung sowohl des Lateinischen als auch des Griechischen strebten. Dies also seine Herodots Worte: Πολλά ἐστι τὰ λόγῳ μὲν οὐκ οἷά τε δηλῶσαι, ἔργῳ δέ· ἄλλα δ᾿ ἐστὶ τὰ λόγῳ μέν οἷά τε, ἔργον δὲ οὐδὲν ἀπ᾿ αὐτῶν λαμπρὸν γίνεται. (Hdt. III, 72)
Sie wollten nun einmal näher betrachten, was dieser Satz bedeute. Er besage doch, dass etwa Weisheit und Tugend von selbst wirksam seien, fern von der Anstachelung durch Worte. Die Kunst des Vortrags und der vielseitigen Rede aber werde durch diese Sorge negativ beeinflusst und verschwinde schließlich oft, sodass die am meisten geschwätzigen die am wenigsten weisen und tapferen seien. Dies gelte so weit, dass in manchen Bereichen diejenigen, die besonders beredt und gleichsam Herolde ihrer Kunst seien, die am wenigsten hervorstechenden und bewundernswerten Werke hervorbringen. Dagegen jene großen und beinahe göttlichen Künstler wüssten zwar großartige Werke zu schaffen, überließen die Theorie aber anderen.
Nun sei aber unter allen Künsten die der guten und eleganten Rede besonders,ohne sie könne nichts gelobt, keine Kunst oder Wissenschaft erklärt werden. Wenn nun aber gerade dann die wenigsten Meister des Lebens oder anderer Dinge existierten, wenn es die meiste Theorie gebe und die Sache in den Worten beinahe verschwinde, wie, um besonders von einer hervorstechenden Disziplin und einer gemeinsamen Grundlage der Bildung zu sprechen, wie sollten sie für die studia literarum atque bonarum artium werben?
Doch wie sage der Dichter? Bildung verstärkt die angeborene Kraft (doctrina sed vim promovet insitam, Hor. carm. IV, 4, 33). Dies betreffe freilich auch sie selbst, doch man müsse es klarer ausdrücken.
Erstens habe die Natur den Lauf der Welt so eingeteilt, dass die Menschen mal tapfer und strahlend und weise lebten, mal eine tapfere, strahlende und weise Lebensweise mit Worten verherrlicht werde. Das eine sei die Zeit der lobenswerten Taten, das andere die der Beredsamkeit und Disputation. Ebenso würde mal über die Künste gesprochen und geschrieben, mal würden sie großartig ausgeführt. Theorie und Werk aber seien so zu unterscheiden, dass bei einer sehr geringen Pracht der ersteren letztere umso heller erstrahle.
Da nun aber immer das, was zum Lob und Ruhm der Taten diene, diesen naturgemäß nachfolge, in Zeit, Würde oder Ort, wie es sich etwa mit den Taten des Achill und den Werken Homers verhalte, müsste beides getrennt werden, damit das eine das andere anstacheln könne. Denn wenn Tugend und Weisheit aus dem Blickfeld der Menschen verschwänden, folge die Beredsamkeit, welche die Vergangenheit durch Worte wieder zurückhole, damit, wenn die Menschen schon durch die Sache selbst und große Beispiele belehrt werden könnten, sie wenigstens doch durch die Lehre und Vor-Augen-Führen der alten Tugenden gebildet würden, und damit das, was zuvor durch ein Unglück ausgelöscht worden sei, durch Kunst und Literatur zurückgebracht werden könne. Und um an dieser Stelle auch etwas zum Grundstein aller Wissenschaften etwas zu sagen, der ja die Grammatik sei: Wenn deren Regeln nicht so sorgfältig schriftlich festgehalten worden wären, hätten die verlorenen und beinahe ausgelöschten Studien der bonae artes nach niemals wieder hergestellt werden können. Sehe man nicht, dass eine große Menge an Gesetzen die Übel im Staat zwar nicht eindämmen könne, ihre Niederschrift jedoch in jeder Verfassung nützlich sei?
Wie man also eingestehen müsse, dass glücklicher immer die Zeiten sind, in denen die Menschen und Künste prosperieren, die später durch das Genie der Menschen und die Farben der Worte ausgeschmückt werden, so müsse man dieses für ein Geschenk Gottes halten, die Menge an Künsten und Wissenschaften, um jenes goldene Zeitalter quasi festzuhalten. Wenn aber dieses göttliche Geschenk reich vergeben werde, während die Sitten sonst verfallen, sei die Lage höchst kritisch. Denn entweder nähmen die Menschen das Geschenk an, was wieder Hoffnung ermögliche, oder sie wiesen es zurück, was direkt in die Barbarei führe, in der nichts lobenswertes auch nur ansatzweise erreichbar sei. Deshalb dürfe und könne auch Homer nicht mit der Tugend des Achill oder der Exzellenz des Agamemnon verglichen werden; stattdessen konnten seine Bücher den größten Anführern und mächtigsten Königen einerseits Wissen verschaffen, andererseits dazu bewegen, Dinge zu tun, die ihren Bürgern Vorteile und ihnen selbst einen guten Ruf einbrachten, und ihren Nachfahren ewigen Ruhm hinterlassen. Manche verachteten ihn und ähnliche Verkünder von Tugend und Weisheit. Er und gleichsam ein Unwetter seiner Zeit habe den Menschen das Verderben gebracht, das vergangene Glück sei verschwunden zugunsten aller denkbaren Übel (στεναγμός, ἄτη, θάνατος, αἰσχύνη, κακῶν / ὅσ' ἐστὶ πάντων ὀνόματ', οὐδέν ἐστ' ἀπόν, S. OT 1284f.). Das Bild, das die Dichter für solche Ungeheuerlichkeiten anbieten, sei die Schar der Kyklopen und Laistrygonen, in Gemeinsamkeit mit einigen noch Lebenden, aber in der Form, dass sie teils untereinander entzweit würde, wie bei den Kyklopen, wo niemand auf den anderen höre oder sich um ihn sorge, teils für Außenstehende tödlich sei, was so die Gewohnheit jener gewesen sei, wie es bei den Laistrygonen üblich war, Gäste zu verspeisen. Dies sei Sitte in der Barbarei, wo bereits alle Ermahnungen zur Menschlichkeit ignoriert worden seien. Keine Hoffnung auf Lob, keine Ermahnung über den generellen Zustand der Menschen, keine Furcht vor Gott o.Ä. könne diese ungezähmten und bewaffneten Gemüter bewegen.
Die Kyklopen scherten sich nämlich bekanntlich nicht um die Götter (dies belegt Camerarius mit einer lateinischen, metrischen Version von νήπιός εἰς, ὦ ξεῖν', ἢ τηλόθεν εἰλήλουθας, / ὅς με θεοὺς κέλεαι ἢ δειδίμεν ἢ ἀλέασθαι. / οὐ γὰρ Κύκλωπες Διὸς αἰγιόχου ἀλέγουσιν / οὐδὲ θεῶν μακάρων, ἐπεὶ ἦ πολὺ φέρτεροί εἰμεν, Hom. Od. IX, 273ff.). Und dort sage Polyphem schließlich auch zu Odysseus, er werde ihn als letzten verspeisen nach seinen Gefährten, und das sei sei Gastgeschenkt (ebenfall als metrische lateinische Variante von Οὖτιν ἐγὼ πύματον ἔδομαι μετὰ οἷσ' ἑτάροισι, / τοὺς δ' ἄλλους πρόσθεν· τὸ δέ τοι ξεινήϊον ἔσται. Hom. Od., IX, 369f.). Dies sei sarazenische Barbarei, weit entfernt von Tugend, Weisheit und Wissenschaften. Wenn man diese nicht wolle, müsse einem das Studium der bonae artes am Herzen liegen, das hier gleichsam als Heilmittel erscheine. Manche wiesen es aber zurück und benähmen sich jetzt auch in ihrem Land so barbarisch, dass sie wohl bald die Grenze zur äußersten Barbarei überschritten. Aber davon wolle er nicht weiter reden und ihrem Schmerz noch weiter anstacheln.
Man bemerke, dass Gott ihnen in diesem Zeitalter die notwendige Unterstützung zur Bewahrung des Staates zuteil werden lasse. Noch seien sie unversehrt dank Gott und dank der Bücher, die Beispielte für tugendhaftes und weises Handeln klar und deutlich zeigen, während zahlreiche andere auf verschiedenste Arten verloren gegangen seien, jedoch ohne dass dadurch großer Schaden entstanden sei. Übrig bleibe damit zur Bewahrung der Unversehrtheit nur, Ränge beiseite zu lassen, um das Studium der Künste und Wissenschaft nicht leide, und dass diejenigen, die es können (nämlich die Reichen) die unterstützten, die diese vorantrieben. Diese Leute wiederum müssten achtgeben, die Gelegenheit nicht zu verpassen. Andere müssten Acht geben, dass sie nicht diejenigen, denen sie eigentlich gute Sitten beibringen sollten, zu Leichtfertigkeit und Betrügerei erzögen. Dies täten meist weniger die Ungebildeten als die halb Gebildeten, die sich bewusst seien, dass sie selbst nicht besonderes seien, aber anderen den Ruhm missgönnten und deshalb bessere als sie selbst kritisierten, weil sie wüssten, dass man sich so beliebt machen könne. Einige Leute seien so verdorben, dass sie ohne jeden Verstand jenen Lastern verfielen, zu denen gemäß Evenus auch der Übermut ist, der nichts erreicht, aber dennoch unrecht ist ([ὕβρις] κερδαίνουσ᾽ οὐδὲν ὅμως ἀδικεῖ, Plut. Am. Prol. 4). Dagegen müssten nun Kunst und Wissenschaft gefördert werden, damit am Ende jene Frucht geerntet werden könne, die Gott seinen Anhängern zukommen lassen wolle. Wenn jemand dieses Geschenk zurückweisen wolle, werde er nachAischylos bestraft werden (χρόνῳ τοι κυρίᾳ τ᾿ ἐν ἡμέρᾳ θεοὺς ἀτίζων τις βροτῶν δώσει δίκην, A. Supp.). Nach diesem Ausspruch sei es schrecklich, dass manche verurteilt würden, und es sei angemessen für alle Frommen, demütig zu Gott zu beten.
Doch er schweife vielleicht bereits zu weit ab. Ihm jedoch gefalle es, diese Dinge zu erörtern, und er hoffe, auch Boner finde die vorliegende Schrift des Synesios lehrreich. Obgleich er natürlich selbst über das hätte schreiben können, was Synesios behandele, mit Blick auf seine eigene Zeit. Er fürchte nämlich nicht die Schelten der anderen, denen er sagen würde, was Ascraeus sage: ἀλλὰ καὶ ὣς ἐρέω Ζηνὸς νόον αἰγιόχοιο· / Μοῦσαι γάρ μ’ ἐδίδαξαν (Plu. Fr. 84, 8). Dennoch sei es ihm besser erschienen, ein solches Werk getrennt zu kommentieren.
Boner werde Synesios gutheißen und hoffentlich ebenso Camerarius' Übersetzung. Camerarius aber reiche es, wenn die Übersetzung Boner gefalle; sollte sie darüber hinaus auch bei anderen Gefallen finden, sei das auch schön. Ebenso werde es natürlich viele geben, die seine Übersetzung kritisieren oder gänzlich ablehnen würden, mit denen er aber nicht streiten wolle. Er habe geglaubt, weil er wisse, dass es schwierig sei, dass er zwar gut gemachtes von der einen in die andere Sprache übersetzen, aber nicht zu viel Aufwand hineinstecken solle. Und er bewundere die Fähigkeit anderer auf diesem Gebiet. Er selbst habe bei der Arbeit erfahren, wie schwierig es sei, guten Ausdruck gut zu übersetzen. Die Rede des Synesios aber sei in einem besonderen Stil verfasst, der nicht nur schwerlich ins Lateinische zu übersetzen sei, sondern auch vom alten Griechisch weit entfernt sei. Für Leute mit schlechterem Lateinischen Stil sei die Übersetzung praktisch unmöglich. Auch bei denen, die Synesios gründlich herausgegeben hätte, kämen Fehler vor. Bei der Korrektur wie bei der Hellseherei sei ein Orakel am besten, das gute Vermutungen anstelle (μάντις δ’ ἄριστος ὅστις εἰκάζει καλῶς, E. Fr. 973).
Es bliebe nun noch übrig, zu Synesios' Schriften überzuleiten. Über diese sollten die Leute ruhig ehrlich und offen urteilen. Um die anderen kümmere er sich weniger.
(Alexander Hubert)
Anmerkungen
- "und auch von seiner materiellen Unterstützung für Rheticus": Dem hatte Boner nämlich gestattet, vor dem Anwesen seiner Familie einen Obelisken für seine trigonometrischen Studien zu errichten.