Camerarius an Stojus, 17.10.1559: Unterschied zwischen den Versionen
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Jener Frau, die ihn um ein Briefkonsil bat, habe er seine Meinung mitgeteilt. Sie sei ihm nicht nur sehr anständig, sondern auch überaus klug vorgekommen. Denn wer sie sei, habe Stojus nicht verraten und Camerarius habe es nicht erfragen wollen. Er sei der Meinung gewesen, man müsse dafür sorgen, dass ihr Sohn an einer guten Schule untergebracht werde. Denn in einem solchen Alter könne der Junge noch nicht in Universitäten vorgestellt werden. | Jener Frau, die ihn um ein Briefkonsil bat, habe er seine Meinung mitgeteilt. Sie sei ihm nicht nur sehr anständig, sondern auch überaus klug vorgekommen. Denn wer sie sei, habe Stojus nicht verraten und Camerarius habe es nicht erfragen wollen. Er sei der Meinung gewesen, man müsse dafür sorgen, dass ihr Sohn an einer guten Schule untergebracht werde. Denn in einem solchen Alter könne der Junge noch nicht in Universitäten vorgestellt werden. | ||
Camerarius habe diesen Brief dem sehr gelehrten jungen Mann [[Erwähnte Person::David Voit|David (Voit)]] (s. Anm) mitgegeben, der Stojus‘ Fürsten ([[Erwähnte Person::Albrecht (Preußen)]]) von [[Erwähnte Person::Philipp Melanchthon|Melanchthon]] Briefe bringe. [[Erwähnte Person::David Voit|Voit]] habe in [[Erwähnter Ort::Jena]] (s. Anm.) Griechisch gelehrt: seit dem Streit, der jene Schule entzweit habe, habe der Schrecken auch ihn erschüttert. Wie lange habe er deshalb geglaubt, von dort weggehen zu müssen. (ironisch:) Vielleicht wundere Stojus sich, dass [[Erwähnte Person::David Voit|Voit]] nach [[Erwähnter Ort::Königsberg]] (''istuc'') ging (s. Anm.), und er denke an jenes Zitat von [[Erwähnte Person::Sophokles]]: „Vernünftige Menschen kommen nicht hierher“ (Soph. Philoct. 304). Camerarius aber glaube, dass viele in diesem Punkt ziemlich wählerisch seien und dass, um weiter aus dem Philoktet zu zitieren, jenes Land nicht mehr | Camerarius habe diesen Brief dem sehr gelehrten jungen Mann [[Erwähnte Person::David Voit|David (Voit)]] (s. Anm) mitgegeben, der Stojus‘ Fürsten ([[Erwähnte Person::Albrecht (Preußen)]]) von [[Erwähnte Person::Philipp Melanchthon|Melanchthon]] Briefe bringe. [[Erwähnte Person::David Voit|Voit]] habe in [[Erwähnter Ort::Jena]] (s. Anm.) Griechisch gelehrt: seit dem Streit, der jene Schule entzweit habe, habe der Schrecken auch ihn erschüttert. Wie lange habe er deshalb geglaubt, von dort weggehen zu müssen. (ironisch:) Vielleicht wundere Stojus sich, dass [[Erwähnte Person::David Voit|Voit]] nach [[Erwähnter Ort::Königsberg]] (''istuc'') ging (s. Anm.), und er denke an jenes Zitat von [[Erwähnte Person::Sophokles]]: „Vernünftige Menschen kommen nicht hierher“ (Soph. Philoct. 304). Camerarius aber glaube, dass viele in diesem Punkt ziemlich wählerisch seien und dass, um weiter aus dem Philoktet zu zitieren, jenes Land nicht mehr dasjenige sei, das man meiden müsse "wie ein hafenloses und unbewohntes" (Soph. Philoct. 221). | ||
Aber was auch geschehe, Camerarius übergebe [[Erwähnte Person::David Voit|David (Voit)]] in Stojus‘ freundliche Hände und hoffe, dass er bei ihm Wohlwollen finde und durch seine Klugheit unterrichtet werde und Camerarius bei seiner Rückkehr einen Brief mitbringe oder besser noch Stojus selbst zu ihm komme, wie er es schon oft angekündigt habe. | Aber was auch geschehe, Camerarius übergebe [[Erwähnte Person::David Voit|David (Voit)]] in Stojus‘ freundliche Hände und hoffe, dass er bei ihm Wohlwollen finde und durch seine Klugheit unterrichtet werde und Camerarius bei seiner Rückkehr einen Brief mitbringe oder besser noch Stojus selbst zu ihm komme, wie er es schon oft angekündigt habe. |
Version vom 25. April 2019, 20:43 Uhr
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Werksigle | OCEp 1215 |
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Zitation | Camerarius an Stojus, 17.10.1559, bearbeitet von Manuel Huth und Anne Kram (25.04.2019), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_1215 |
Besitzende Institution | |
Signatur, Blatt/Seite | |
Ausreifungsgrad | Druck |
Erstdruck in | Camerarius, Epistolae familiares, 1595 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | S. 419-420 |
Zweitdruck in | |
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck | |
Sonstige Editionen | |
Wird erwähnt in | |
Fremdbrief? | nein |
Absender | Joachim Camerarius I. |
Empfänger | Matthias Stojus |
Datum | 1560/10/17 |
Datum gesichert? | nein |
Bemerkungen zum Datum | 16. Cal. IXbr. |
Unscharfes Datum Beginn | |
Unscharfes Datum Ende | |
Sprache | Latein |
Entstehungsort | o.O. |
Zielort | o.O. |
Gedicht? | nein |
Incipit | Nactus occasionem peropportunam literas ad te dandas putavi |
Link zur Handschrift | |
Regest vorhanden? | ja |
Paratext ? | nein |
Paratext zu | |
Kurzbeschreibung | |
Anlass | |
Register | |
Handschrift | unbekannt |
Bearbeitungsstand | korrigiert |
Notizen | |
Wiedervorlage | ja |
Bearbeiter | Benutzer:MH; Benutzer:AK |
Gegengelesen von | |
Datumsstempel | 25.04.2019 |
Werksigle | OCEp 1215 |
---|---|
Zitation | Camerarius an Stojus, 17.10.1559, bearbeitet von Manuel Huth und Anne Kram (25.04.2019), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_1215 |
Ausreifungsgrad | Druck |
Erstdruck in | Camerarius, Epistolae familiares, 1595 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | S. 419-420 |
Fremdbrief? | nein |
Absender | Joachim Camerarius I. |
Empfänger | Matthias Stojus |
Datum | 1560/10/17 |
Datum gesichert? | nein |
Bemerkungen zum Datum | 16. Cal. IXbr. |
Sprache | Latein |
Entstehungsort | o.O. |
Zielort | o.O. |
Gedicht? | nein |
Incipit | Nactus occasionem peropportunam literas ad te dandas putavi |
Regest vorhanden? | ja |
Paratext ? | nein |
Datumsstempel | 25.04.2019 |
Regest
Camerarius wolle die günstige Gelegenheit nutzen, Stojus einen Brief zu schreiben, vor allem da er ihm noch eine Antwort auf seinen letzten Brief schulde.
Jener Frau, die ihn um ein Briefkonsil bat, habe er seine Meinung mitgeteilt. Sie sei ihm nicht nur sehr anständig, sondern auch überaus klug vorgekommen. Denn wer sie sei, habe Stojus nicht verraten und Camerarius habe es nicht erfragen wollen. Er sei der Meinung gewesen, man müsse dafür sorgen, dass ihr Sohn an einer guten Schule untergebracht werde. Denn in einem solchen Alter könne der Junge noch nicht in Universitäten vorgestellt werden.
Camerarius habe diesen Brief dem sehr gelehrten jungen Mann David (Voit) (s. Anm) mitgegeben, der Stojus‘ Fürsten (Albrecht (Preußen)) von Melanchthon Briefe bringe. Voit habe in Jena (s. Anm.) Griechisch gelehrt: seit dem Streit, der jene Schule entzweit habe, habe der Schrecken auch ihn erschüttert. Wie lange habe er deshalb geglaubt, von dort weggehen zu müssen. (ironisch:) Vielleicht wundere Stojus sich, dass Voit nach Königsberg (istuc) ging (s. Anm.), und er denke an jenes Zitat von Sophokles: „Vernünftige Menschen kommen nicht hierher“ (Soph. Philoct. 304). Camerarius aber glaube, dass viele in diesem Punkt ziemlich wählerisch seien und dass, um weiter aus dem Philoktet zu zitieren, jenes Land nicht mehr dasjenige sei, das man meiden müsse "wie ein hafenloses und unbewohntes" (Soph. Philoct. 221).
Aber was auch geschehe, Camerarius übergebe David (Voit) in Stojus‘ freundliche Hände und hoffe, dass er bei ihm Wohlwollen finde und durch seine Klugheit unterrichtet werde und Camerarius bei seiner Rückkehr einen Brief mitbringe oder besser noch Stojus selbst zu ihm komme, wie er es schon oft angekündigt habe. Lebewohl
Anmerkungen
- David (Voit): Dass es sich hier um David Voit handeln muss, ergibt sich aus den Briefen Melanchthons an Albrecht von Preußen vom 24.10.1559 und 15.04.1560, in denen David Voit als Überbringer benannt wird (s. Regestnummern 9107 und 9297 unter http://www.haw.uni-heidelberg.de/forschung/forschungsstellen/melanchthon/mbw-online.de.html)
- "in Jena": Das N. steht wohl für Jena, da Voit hier die Griechisch-Professur innehatte, die er 1558/59 als Anhänger Melanchthons aufgrund von Auseinandersetzungen mit den Gnesiolutheranern aufgab.
- "nach Königsberg ging": Nachdem Voit Jena 1558/59 verlassen hatte, ging er zunächst zurück nach Wittenberg, bevor er 1559 einen Ruf an die Universität in Königsberg erhielt.