Camerarius an Burchart, 13.03.1534: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Joachim Camerarius (1500-1574)
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Camerarius definiert die Tragödie unter Rückgriff auf die [[Beeinflusser::Aristoteles|aristotelische]] Mimesis-Lehre und die Positionen [[Beeinflusser::Platon]]s über die Sprecher-/Erzählerinstanz. Camerarius wünscht sich eine größere Berücksichtigung der griechischen Tragödie im zeitgenössischen Schul-/Universitätsunterricht. Für seine Auswahl der Tragödien aus dem landläufig bekannten Stoff des Thebanischen Sagenkreises habe er auch "griechische Interpretationsansätze" (''Graecis interpretatiunculis'') herangezogen, die er als "höchst fehlerhaft" (''mendosissimi'') einstuft. Wo die Kommentierungstradition nicht hinreichte, musste Camerarius eigene Urteile fällen. <br />
Camerarius definiert die Tragödie unter Rückgriff auf die [[Beeinflusser::Aristoteles|aristotelische]] Mimesis-Lehre und die Positionen [[Beeinflusser::Platon]]s über die Sprecher-/Erzählerinstanz. Camerarius wünscht sich eine größere Berücksichtigung der griechischen Tragödie im zeitgenössischen Schul-/Universitätsunterricht. Für seine Auswahl der Tragödien aus dem landläufig bekannten Stoff des Thebanischen Sagenkreises habe er auch "griechische Interpretationsansätze" (''Graecis interpretatiunculis'') herangezogen, die er als "höchst fehlerhaft" (''mendosissimi'') einstuft. Wo die Kommentierungstradition nicht hinreichte, musste Camerarius eigene Urteile fällen. <br />
Dramatische Elemente erkennt Camerarius auch in der Bukolik und in der Satire (A2r-A2vv). Satiren habe auch [[Erwähnte Person::Kallimachos]] geschrieben (A2v). Dramatische Elemente erkennt Camerarius in allen Werken. Figurenrede begegne auch bei [[Erwähnte Person::Homer]] und [[Erwähnte Person::Vergil]]. Bei den Griechen werde diese Gattung κοινόν oder μικτόν genannt, speziell bei Platon δι' αμφοτέρων. Im Bereich der ''imitatio'' (hier wird der Terminus als Wiedergabe der spezifisch aristotelischen μίμησις verwendet) sind auch Komödie und Tragödie angesiedelt. Die Tragödie zeichne sich durch ihre Tradition vom Griechischen ins Lateinische aus. der ''Thyest'' des [[Erwähnte Person::Lucius Varius Rufus|Varius]] könne es nach Aussage des Fabius ([[Erwähnte Person::Quintilian]]) mit jedem griechischen aufnehmen. Eine Kostprobe hiervon biete immerhin noch [[Erwähnte Person::Lucius Annaeas Seneca d. J.|Senecas]] ''Thyest''
Dramatische Elemente erkennt Camerarius auch in der Bukolik und in der Satire (A2r-A2vv). Satiren habe auch [[Erwähnte Person::Kallimachos]] geschrieben (A2v). Dramatische Elemente erkennt Camerarius in allen Werken. Figurenrede begegne auch bei [[Erwähnte Person::Homer]] und [[Erwähnte Person::Vergil]]. Bei den Griechen werde diese Gattung κοινόν oder μικτόν genannt, speziell bei Platon δι' αμφοτέρων. Im Bereich der ''imitatio'' (hier wird der Terminus als Wiedergabe der spezifisch aristotelischen μίμησις verwendet) sind auch Komödie und Tragödie angesiedelt. Die Tragödie zeichne sich durch ihre Tradition vom Griechischen ins Lateinische aus. der ''Thyest'' des [[Erwähnte Person::Lucius Varius Rufus|Varius]] könne es nach Aussage des Fabius ([[Erwähnte Person::Quintilian]]) mit jedem griechischen aufnehmen. Eine Kostprobe hiervon biete immerhin noch [[Erwähnte Person::Lucius Annaeas Seneca d. J.|Senecas]] ''Thyest''. Bei den römischen Autoren dieser Zeit habe der Einfluss des Griechischen allerdings das Latein verdorben (S. 3)


(Jochen Schultheiß)
(Jochen Schultheiß)

Version vom 26. Januar 2018, 08:43 Uhr



Chronologisch vorhergehende Briefe
Briefe mit demselben Datum
Chronologisch folgende Briefe
kein passender Brief gefunden
 Briefdatum
Camerarius an Burchart, 13.03.153413 März 1534 JL
 Briefdatum
Burchart an Camerarius, 31.08.153631 August 1536 JL
Werksigle
Zitation Camerarius an Burchart, 13.03.1534, bearbeitet von Jochen Schultheiß (26.01.2018), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/
Besitzende Institution
Signatur, Blatt/Seite
Ausreifungsgrad Druck
Erstdruck in Sophokles, Tragoediae, 1534
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck Bl. A2r-A5r
Zweitdruck in
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck
Sonstige Editionen
Wird erwähnt in
Fremdbrief? nein
Absender Joachim Camerarius I.
Empfänger Franz Burchart
Datum 1534/03/13
Datum gesichert? nein
Bemerkungen zum Datum Datum des Druckes
Unscharfes Datum Beginn
Unscharfes Datum Ende
Sprache Latein
Entstehungsort Nürnberg
Zielort Wittenberg
Gedicht? nein
Incipit Quae oratione aut scripto exponuntur
Link zur Handschrift
Regest vorhanden? ja
Paratext ? ja
Paratext zu Camerarius, Commentarii Thebaidos fabularum Sophoclis, 1534
Kurzbeschreibung Der Brief fungiert als Vorwort zum Sophokleskommentar. Camerarius definiert die Tragödie unter Rückgriff auf die aristotelische Mimesis-Lehre und die Positionen Platons über die Sprecher-/Erzählerinstanz. Camerarius wünscht sich eine größere Berücksichtigung der griechischen Tragödie im zeitgenössischen Schul-/Universitätsunterricht. Für seine Auswahl der Tragödien aus dem landläufig bekannten Stoff des Thebanischen Sagenkreises habe er auch "griechische Interpretationsansätze" (Graecis interpretatiunculis) herangezogen, die er als "höchst fehlerhaft" (mendosissimi) einstuft. Wo die Kommentierungstradition nicht hinreichte, musste Camerarius eigene Urteile fällen
Anlass
Register Widmungsbrief; Tragödie; Poetik; Bildungsdiskurs; Bukolik; Satire; Stilkritik
Handschrift unbekannt
Bearbeitungsstand korrigiert
Notizen
Wiedervorlage ja
Bearbeiter Benutzer:JS
Gegengelesen von
Datumsstempel 26.01.2018
Werksigle
Zitation Camerarius an Burchart, 13.03.1534, bearbeitet von Jochen Schultheiß (26.01.2018), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/
Ausreifungsgrad Druck
Erstdruck in Sophokles, Tragoediae, 1534
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck Bl. A2r-A5r
Fremdbrief? nein
Absender Joachim Camerarius I.
Empfänger Franz Burchart
Datum 1534/03/13
Datum gesichert? nein
Bemerkungen zum Datum Datum des Druckes
Sprache Latein
Entstehungsort Nürnberg
Zielort Wittenberg
Gedicht? nein
Incipit Quae oratione aut scripto exponuntur
Regest vorhanden? ja
Paratext ? ja
Paratext zu Camerarius, Commentarii Thebaidos fabularum Sophoclis, 1534
Kurzbeschreibung Der Brief fungiert als Vorwort zum Sophokleskommentar. Camerarius definiert die Tragödie unter Rückgriff auf die aristotelische Mimesis-Lehre und die Positionen Platons über die Sprecher-/Erzählerinstanz. Camerarius wünscht sich eine größere Berücksichtigung der griechischen Tragödie im zeitgenössischen Schul-/Universitätsunterricht. Für seine Auswahl der Tragödien aus dem landläufig bekannten Stoff des Thebanischen Sagenkreises habe er auch "griechische Interpretationsansätze" (Graecis interpretatiunculis) herangezogen, die er als "höchst fehlerhaft" (mendosissimi) einstuft. Wo die Kommentierungstradition nicht hinreichte, musste Camerarius eigene Urteile fällen
Register Widmungsbrief; Tragödie; Poetik; Bildungsdiskurs; Bukolik; Satire; Stilkritik
Datumsstempel 26.01.2018


Regest

Camerarius definiert die Tragödie unter Rückgriff auf die aristotelische Mimesis-Lehre und die Positionen Platons über die Sprecher-/Erzählerinstanz. Camerarius wünscht sich eine größere Berücksichtigung der griechischen Tragödie im zeitgenössischen Schul-/Universitätsunterricht. Für seine Auswahl der Tragödien aus dem landläufig bekannten Stoff des Thebanischen Sagenkreises habe er auch "griechische Interpretationsansätze" (Graecis interpretatiunculis) herangezogen, die er als "höchst fehlerhaft" (mendosissimi) einstuft. Wo die Kommentierungstradition nicht hinreichte, musste Camerarius eigene Urteile fällen.
Dramatische Elemente erkennt Camerarius auch in der Bukolik und in der Satire (A2r-A2vv). Satiren habe auch Kallimachos geschrieben (A2v). Dramatische Elemente erkennt Camerarius in allen Werken. Figurenrede begegne auch bei Homer und Vergil. Bei den Griechen werde diese Gattung κοινόν oder μικτόν genannt, speziell bei Platon δι' αμφοτέρων. Im Bereich der imitatio (hier wird der Terminus als Wiedergabe der spezifisch aristotelischen μίμησις verwendet) sind auch Komödie und Tragödie angesiedelt. Die Tragödie zeichne sich durch ihre Tradition vom Griechischen ins Lateinische aus. der Thyest des Varius könne es nach Aussage des Fabius (Quintilian) mit jedem griechischen aufnehmen. Eine Kostprobe hiervon biete immerhin noch Senecas Thyest. Bei den römischen Autoren dieser Zeit habe der Einfluss des Griechischen allerdings das Latein verdorben (S. 3)

(Jochen Schultheiß)

Anmerkungen

Der Empfänger des Briefes ist der aus Weimar stammende Franz Burchart. Er ist zur Zeit der Absendung des Briefes noch Professor für Griechisch in Wittenberg, bevor er noch im selben Jahr auf ein Amt am Hof des Kurfürsten von Sachsen wechseln wird.
Zielort: mutmaßlich Wittenberg (professor in schola Wittenbergensi).