Camerarius, Commentarii Thebaidos fabularum Sophoclis, 1534

Aus Joachim Camerarius (1500-1574)
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Opus Camerarii
Werksigle OC 0139
Zitation Commentarii interpretationum argumenti Thebaidos fabularum Sophoclis, authore Ioachimo Camerario Quaestore, bearbeitet von Jochen Schultheiß (29.06.2023), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OC_0139
Name Joachim Camerarius I.
Status Kommentator
Kommentierter Autor Sophokles
Sprache Latein
Werktitel Commentarii interpretationum argumenti Thebaidos fabularum Sophoclis, authore Ioachimo Camerario Quaestore
Kurzbeschreibung Kommentar zu den Sophokles-Tragödien aus dem Thebanischen Sagenkreis ("Oedipus", "Oedipus auf Kolonos", "Antigone"). Im Kommentar lässt sich der Niederschlag der aristotelischen Tragödientheorie deutlich erkennen.
Erstnachweis 1534/03/13
Bemerkungen zum Erstnachweis Gesichert durch Titelblätter und Kolophone beider Bände: Anno M.D.XXXIII. III. Idus Martii: 13.03.1534
Datum unscharfer Erstnachweis (Beginn)
Datum unscharfer Erstnachweis (Ende)
Schlagworte / Register Kommentar; Tragödie; Imitatio
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Überliefert in
Druck Sophokles, Τραγῳδίαι ἑπτά, 1534; Winsheim, Interpretatio tragoediarum Sophoclis (Druck), 1546; Winsheim, Interpretatio tragoediarum Sophoclis (Druck), 1549 (in den Ausgaben Veit Winsheims nur eine Textpassage aus "De tragico carmine et illius praecipuis authoribus apud Graecos"); Camerarius, Commentatio explicationum omnium tragoediarum Sophoclis (Werk), 1556 (der Kommentar zu den Thebanischen Tragödien wird in den Gesamtkommentar aufgenommen); Estienne, Σοφοκλέους αἱ ἑπτὰ τραγῳδίαι, 1568; (Estienne übernimmt Camerarius' Gesamtkommentar von 1556); Sophokles, Trachiniae, 1584 (nur eine Textpassage aus "De tragico carmine et illius praecipuis authoribus apud Graecos"); Winsheim, Σοφοκλέους αἱ ἑπτὰ τραγῳδίαι, 1603
Erstdruck in Sophokles, Τραγῳδίαι ἑπτά, 1534
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck
Carmen
Gedicht? nein
Erwähnungen des Werkes und Einfluss von Fremdwerken
Wird erwähnt in
Folgende Handschriften und gedruckte Fremdwerke beeinflussten/bildeten die Grundlage für dieses Werk
Bearbeitungsstand
Überprüft am Original überprüft
Bearbeitungsstand korrigiert
Wiedervorlage ja
Bearbeiter Benutzer:JS
Gegengelesen von
Bearbeitungsdatum 29.06.2023
Opus Camerarii
Werksigle OC 0139
Zitation Commentarii interpretationum argumenti Thebaidos fabularum Sophoclis, authore Ioachimo Camerario Quaestore, bearbeitet von Jochen Schultheiß (29.06.2023), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OC_0139
Name Joachim Camerarius I.


Kommentierter Autor Sophokles


Sprache Latein
Werktitel Commentarii interpretationum argumenti Thebaidos fabularum Sophoclis, authore Ioachimo Camerario Quaestore
Kurzbeschreibung Kommentar zu den Sophokles-Tragödien aus dem Thebanischen Sagenkreis ("Oedipus", "Oedipus auf Kolonos", "Antigone"). Im Kommentar lässt sich der Niederschlag der aristotelischen Tragödientheorie deutlich erkennen.
Erstnachweis 1534/03/13
Bemerkungen zum Erstnachweis Gesichert durch Titelblätter und Kolophone beider Bände: Anno M.D.XXXIII. III. Idus Martii: 13.03.1534


Schlagworte / Register Kommentar; Tragödie; Imitatio
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Druck Sophokles, Τραγῳδίαι ἑπτά, 1534; Winsheim, Interpretatio tragoediarum Sophoclis (Druck), 1546; Winsheim, Interpretatio tragoediarum Sophoclis (Druck), 1549 (in den Ausgaben Veit Winsheims nur eine Textpassage aus "De tragico carmine et illius praecipuis authoribus apud Graecos"); Camerarius, Commentatio explicationum omnium tragoediarum Sophoclis (Werk), 1556 (der Kommentar zu den Thebanischen Tragödien wird in den Gesamtkommentar aufgenommen); Estienne, Σοφοκλέους αἱ ἑπτὰ τραγῳδίαι, 1568; (Estienne übernimmt Camerarius' Gesamtkommentar von 1556); Sophokles, Trachiniae, 1584 (nur eine Textpassage aus "De tragico carmine et illius praecipuis authoribus apud Graecos"); Winsheim, Σοφοκλέους αἱ ἑπτὰ τραγῳδίαι, 1603
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Folgende Handschriften und gedruckte Fremdwerke beeinflussten/bildeten die Grundlage für dieses Werk
Bearbeitungsdatum 29.06.2023


Widmung und Entstehungskontext

Widmungsempfänger dieser Edition ist Franz Burchart. Ursprünglich muss Camerarius' Vorhaben weiter gefasst gewesen sein und auch eine Kommentierung zu Euripides vorgesehen haben: Am 6. Februar 1533 bedankt sich Melanchthon bei Camerarius, dass er das Vorhaben einer Kommentierung der Thebanischen Tragödien des Euripides und des Sophokles auf sich genommen habe (MBW – Regesten online, Nr. 1305).

Aufbau und Inhalt

Kommentar zu den Sophokles-Tragödien aus dem Thebanischen Sagenkreis ("Oedipus", "Oedipus auf Kolonos", "Antigone"). In der Einleitung zur Geschichte und zur Theorie der Tragödie (De tragico carmine et illius praecipuis authoribus apud Graecis) setzt sich Camerarius insbesondere mit dem aristotelischen imitatio-Konzept und der Erzeugung von misericordia und terrores beim Publikum (auditores) auseinander. Auch die Differenz zu Euripides wird gemäß Aristoteles thematisiert. Der liber de poetica, qui Aristoteli ascribitur wird hierbei explizit erwähnt.
Die Deutung im Argumentum fabulae zum "Oedipus Tyrannos" folgt der aristotelischen Theorie (Lurje 2004, S. 94-99): Als nicht tragisch werden die divina ultio/vindicta im euripideischen Cyclops empfunden. Tragisch hingegen ist es, wenn "ein guter Mensch, der die Rechtschaffenheit und die Tugend liebt, in ein unwürdiges Unheil getrieben wird wie durch eine Schicksalskraft, oder wenn Vergehen, die nicht willentlich oder auch nicht wissentlich begangen wurden, heftigste Bestrafungen nach sich ziehen. Dann befällt durch solche Beispiele Furcht und Mitleid die Menschen, und Jammer und Schrecken werden hervorgerufen" (vir bonus et honestatis virtutisque amans indignum in malum impellitur quasi fatali vi, aut peccata vel non voluntate, vel ignoratione quoque commissa, poenas extremas sustinent, tum et metus et misericordia talibus ab exemplis homines invadit et lamenta et horrores excitantur, 10-11). Deshalb wird der "Oedipus Tyrannos" zurecht allen anderen Tragödien vorgezogen.
Die Konzentration eines Werkes auf die Thebanischen Tragödien stuft Ryan 2017, S. 148 Fn 6 als ungewöhnlich für die Zeit ein, da diese Editionen und Kommentare mit vergleichbarer Schwerpunktsetzung sonst erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts einsetzen.

Forschungsdiskussion

Michael Lurje sieht bei allem Einfluss des Aristoteles auf diesen Kommentar hier bereits eine Tendenz zu einer Christianisierung der Tragödie wirksam, die dann Philipp Melanchthon in seiner "Cohortatio ad legendas tragoedias et comoedias" aus dem Jahr 1545 zum Programm entwickeln wird.

Überlieferung

In der 2. Hälfte des Oktober 1534 liest Melanchthon die "Antigone" mit dem Kommentar des Camerarius. Die Lektüre verleite ihn zu gefährlichen Bemerkungen, die er im Kreis der Freunde vorbringe. Wiederholt bedankt er sich für die Zusendung des Sophokles-Ausgabe. Er erfreue sich in seiner gefahrvollen Lage daran (MBW – Regesten online, Nr. 1505). Am 5. Dezember 1534 teilt Melanchthon Camerarius mit, dass er von Sabinus Bericht habe, dass Camerarius' Sophokles-Kommentar in Rom auf große Bewunderung stoße (MBW – Regesten online, Nr. 1510).
Der Kommentar kann aufgrund der mehrfachen Nachdrucke und Erweiterungen als die am weitesten verbreitete Interpretation zu den Sophoklestragödien bis zum Anfang des 17. Jahrhunderts betrachtet werden. Sie bildete "Ausgangspunkt und Grundlage der Sophokles-Rezeption zumindest in Deutschland" (Lurje 2004, S. 94, Fn 4).

Forschungsliteratur