Camerarius an Micyllus, 04.01.1537: Unterschied zwischen den Versionen
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* Die Erwähnung des Grynäus. Dieser war bis 1531 in Heidelberg, danach in Basel (mit zwischenzeitlichen Aufenthalten in Tübingen). Da Micyll 1533-36 in Heidelberg war, könnte Grynäus seine Berufung dorthin arrangiert haben. | |||
* Warum schickte Micyll einen Brief nach Speyer? Ein Aufenthalt des C. dort ist bisher nur für den Reichstag 1529 belegt (vgl. Notizen zu OCEp 0982). | |||
* Daher ist kritisch zu prüfen, um welche Berufung es sich handelt. | |||
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Camerarius habe Verständnis für die ''recusatio'' des Micyllus (gemeint ist die Ablehnung einer Stelle an der Universität Tübingen), obwohl ihm die Entscheidung Micylls wegen ihrer Freundschaft widerstrebe. Er stelle jedoch eigene Annehmlichkeiten nicht über die Pläne von Freunden, sodass er Micyll auch nicht so sehr um seiner selbst willen, als vielmehr für das Wohl des Staates und der Künste bei sich hätte haben wollen. Micyllus habe ja vor allem die geläufigen Topoi (''vulgaria'') angeführt, um seine Ablehnung zu begründen. Er hätte keine Bedenken haben müssen, der Stelle nicht gewachsen zu sein, da er ja schon vielfach den Nutzen seiner Studien unter Beweis gestellt habe. Außerdem wäre er ja nicht allein gewesen, sondern hätte in Camerarius einen Verbündeten und Leidensgenossen gehabt. Was Micyll hingegen von einer besseren Anstellung, unterbreitet von Grynaeus, schreibe, werde Camerarius zwar gern glauben, doch sei er der Meinung gewesen, dass doch sicherlich die Autorität [[Erwähnte Person::Philipp Melanchthon|Philipp (Melanchthons)]] größeres Gewicht bei Micyllus haben werde. (Unsicher:) Camerarius nämlich habe (in dieser Sache) nichts auf eigene Faust unternommen und werde auch mit | Camerarius habe Verständnis für die ''recusatio'' des Micyllus (gemeint ist die Ablehnung einer Stelle an der Universität Tübingen), obwohl ihm die Entscheidung Micylls wegen ihrer Freundschaft widerstrebe. Er stelle jedoch eigene Annehmlichkeiten nicht über die Pläne von Freunden, sodass er Micyll auch nicht so sehr um seiner selbst willen, als vielmehr für das Wohl des Staates und der Künste bei sich hätte haben wollen. Micyllus habe ja vor allem die geläufigen Topoi (''vulgaria'') angeführt, um seine Ablehnung zu begründen. Er hätte keine Bedenken haben müssen, der Stelle nicht gewachsen zu sein, da er ja schon vielfach den Nutzen seiner Studien unter Beweis gestellt habe. Außerdem wäre er ja nicht allein gewesen, sondern hätte in Camerarius einen Verbündeten und Leidensgenossen gehabt. Was Micyll hingegen von einer besseren Anstellung, unterbreitet von Grynaeus, schreibe, werde Camerarius zwar gern glauben, doch sei er der Meinung gewesen, dass doch sicherlich die Autorität [[Erwähnte Person::Philipp Melanchthon|Philipp (Melanchthons)]] größeres Gewicht bei Micyllus haben werde. (Unsicher:) Camerarius nämlich habe (in dieser Sache) nichts auf eigene Faust unternommen und werde auch mit niemandem etwas unternehmen. | ||
Camerarius werde die [[Erwähnte Körperschaft::Universität (Tübingen)]] so lange nach Kräften unterstützen, wie er es könne. Gott möge über ihn entscheiden, ob zum Guten oder Schlechten, beides werde er hinnehmen. | Camerarius werde die [[Erwähnte Körperschaft::Universität (Tübingen)]] so lange nach Kräften unterstützen, wie er es könne. Gott möge über ihn entscheiden, ob zum Guten oder Schlechten, beides werde er hinnehmen. |
Version vom 11. Januar 2023, 12:13 Uhr
Briefe mit demselben Datum | ||||||||||||||||||||||
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Werksigle | OCEp 0449 |
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Zitation | Camerarius an Micyllus, 04.01.1537, bearbeitet von Michael Pöschmann und Manuel Huth (11.01.2023), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_0449 |
Besitzende Institution | |
Signatur, Blatt/Seite | |
Ausreifungsgrad | Druck |
Erstdruck in | Camerarius, Epistolae doctorum, 1568 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | Bl. T2v-T3r |
Zweitdruck in | |
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck | |
Sonstige Editionen | |
Wird erwähnt in | |
Fremdbrief? | nein |
Absender | Joachim Camerarius I. |
Empfänger | Jakob Micyllus |
Datum | 1537-01-04 |
Datum gesichert? | ja |
Bemerkungen zum Datum | ermitteltes Jahr (prid. Non. Ianuarii; im Druck o.J.); s. Hinweise zur Datierung |
Unscharfes Datum Beginn | |
Unscharfes Datum Ende | |
Sprache | Latein |
Entstehungsort | Tübingen |
Zielort | o.O. |
Gedicht? | nein |
Incipit | Ego vero, mi Micylle, non solum eam tibi veniam do quam petis |
Link zur Handschrift | |
Regest vorhanden? | ja |
Paratext ? | nein |
Paratext zu | |
Kurzbeschreibung | |
Anlass | |
Register | Biographisches (Universitätswesen) |
Handschrift | unbekannt |
Bearbeitungsstand | korrigiert |
Notizen | MH an Korrekturleser:
VG, 11.1.23: Die Datierung ist zu hinterfragen: Ein Jahr ist ja im Druck nicht angegeben. Zwei Dinge irritieren die Datierung auf 1537:
|
Wiedervorlage | ja |
Bearbeiter | Benutzer:HIWI4; Benutzer:MH |
Gegengelesen von | Benutzer:US; Benutzer:VG |
Datumsstempel | 11.01.2023 |
Werksigle | OCEp 0449 |
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Zitation | Camerarius an Micyllus, 04.01.1537, bearbeitet von Michael Pöschmann und Manuel Huth (11.01.2023), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_0449 |
Ausreifungsgrad | Druck |
Erstdruck in | Camerarius, Epistolae doctorum, 1568 |
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck | Bl. T2v-T3r |
Wird erwähnt in | |
Fremdbrief? | nein |
Absender | Joachim Camerarius I. |
Empfänger | Jakob Micyllus |
Datum | 1537-01-04 |
Datum gesichert? | ja |
Bemerkungen zum Datum | ermitteltes Jahr (prid. Non. Ianuarii; im Druck o.J.); s. Hinweise zur Datierung |
Sprache | Latein |
Entstehungsort | Tübingen |
Zielort | o.O. |
Gedicht? | nein |
Incipit | Ego vero, mi Micylle, non solum eam tibi veniam do quam petis |
Regest vorhanden? | ja |
Paratext ? | nein |
Register | Biographisches (Universitätswesen) |
Datumsstempel | 11.01.2023 |
Entstehungsort mutmaßlich.
Hinweise zur Datierung
Ende 1536 gab es Pläne, Micyllus nach Tübingen zu berufen, doch Micyllus lehnte ab. Vgl. MBW, Nr. 1796 und 1824.
Regest
Camerarius habe Verständnis für die recusatio des Micyllus (gemeint ist die Ablehnung einer Stelle an der Universität Tübingen), obwohl ihm die Entscheidung Micylls wegen ihrer Freundschaft widerstrebe. Er stelle jedoch eigene Annehmlichkeiten nicht über die Pläne von Freunden, sodass er Micyll auch nicht so sehr um seiner selbst willen, als vielmehr für das Wohl des Staates und der Künste bei sich hätte haben wollen. Micyllus habe ja vor allem die geläufigen Topoi (vulgaria) angeführt, um seine Ablehnung zu begründen. Er hätte keine Bedenken haben müssen, der Stelle nicht gewachsen zu sein, da er ja schon vielfach den Nutzen seiner Studien unter Beweis gestellt habe. Außerdem wäre er ja nicht allein gewesen, sondern hätte in Camerarius einen Verbündeten und Leidensgenossen gehabt. Was Micyll hingegen von einer besseren Anstellung, unterbreitet von Grynaeus, schreibe, werde Camerarius zwar gern glauben, doch sei er der Meinung gewesen, dass doch sicherlich die Autorität Philipp (Melanchthons) größeres Gewicht bei Micyllus haben werde. (Unsicher:) Camerarius nämlich habe (in dieser Sache) nichts auf eigene Faust unternommen und werde auch mit niemandem etwas unternehmen.
Camerarius werde die Universität (Tübingen) so lange nach Kräften unterstützen, wie er es könne. Gott möge über ihn entscheiden, ob zum Guten oder Schlechten, beides werde er hinnehmen.
Zurück zum Brief des Micyllus: Gut befreundet, wie sie seien, wünsche er ihm alles Gute für das, was er vorhabe. Nicht so sehr aufgrund ihrer eigenen Interessen, sondern um der Künste und des Staates willen hätte er den Freund gern bei sich. Da dies nun nicht möglich sei, müsse man sich in Abwesenheit der Freundschaft erfreuen, nicht nur in gegenseitigen Freundschaftsbekundungen, sondern vielmehr in der süßen Pflicht des Briefeschreibens. Micyll könne sich stets Camerarius' Hilfsbereitschaft gewiss sein.
Lebewohl.
Den Brief, welchen Micyll nach Speyer geschickt habe, habe Camerarius nicht erhalten. Er solle ihn bitte bei Gelegenheit umfassend über seine Situtation informieren. Erneutes Lebewohl.
(Michael Pöschmann / Manuel Huth)