Camerarius an Sambucus, 09.-11.1568: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Joachim Camerarius (1500-1574)
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=== Regest ===
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Einer der Alten sage, dass er den [[Erwähnte Person::Diotimos]] beklage, wie dieser unter Kindern sitze und ihnen das Alphabet hersage (s. Anm.). Camerarius hingegen trauere, weil er schon seit langer Zeit nicht mehr Grammatik lehren könne. Und er wünschte, er könnte sofort zu seinen Studien (an die [[Erwähnte Körperschaft::Universität (Leipzig)]] zurückkehren – nicht jedoch ohne bei den Schätzen der Bibliothek des Sambucus so lange zu verweilen, wie es Sambucus gestatte und seine freie Zeit oder, um die Wahrheit zu sagen, seine Trägheit zuließen. Die Bücher aber, die er nach einem Gastmahl des Sambucus mitgenommen hatte, nehme er in seine Hände, lese sie und erfreue sich an ihnen. Aber dabei wachse umso mehr in ihm der Wunsch, sich auch an den Titeln der übrigen Schriften zu erfreuen. So Gott wolle und es Sambucus passe, möge dies möglichst bald sein.  
Einer der Alten sage, dass er den [[Erwähnte Person::Diotimus Adramyttenus|Diotimos (Adramyttenus)]] beklage, wie dieser unter Kindern sitze und ihnen das Alphabet hersage (s. Anm.). Camerarius hingegen trauere, weil er schon seit langer Zeit nicht mehr Grammatik lehren könne. Und er wünschte, er könnte sofort zu seinen Studien (an die [[Erwähnte Körperschaft::Universität (Leipzig)]] zurückkehren – nicht jedoch ohne bei den Schätzen der Bibliothek des Sambucus so lange zu verweilen, wie es Sambucus gestatte und seine freie Zeit oder, um die Wahrheit zu sagen, seine Trägheit zuließen. Die Bücher aber, die er nach einem Gastmahl des Sambucus mitgenommen hatte, nehme er in seine Hände, lese sie und erfreue sich an ihnen. Aber dabei wachse umso mehr in ihm der Wunsch, sich auch an den Titeln der übrigen Schriften zu erfreuen. So Gott wolle und es Sambucus passe, möge dies möglichst bald sein.  


Anbei eines seiner Werke (unklar), über das sie vor Kurzem gesprochen hätten. Es sei zwar nicht ohne Sorgfalt verfasst, aber Camerarius fürchte, dass es nicht mit der gleichen Gelehrtheit und Eleganz verfasst wurde. Aber Sambucus solle selbst darüber urteilen und ihm aufzeigen, was gut und was schlecht ausgearbeitet worden sei.
Anbei eines seiner Werke (unklar), über das sie vor Kurzem gesprochen hätten. Es sei zwar nicht ohne Sorgfalt verfasst, aber Camerarius fürchte, dass es nicht mit der gleichen Gelehrtheit und Eleganz verfasst wurde. Aber Sambucus solle selbst darüber urteilen und ihm aufzeigen, was gut und was schlecht ausgearbeitet worden sei.

Version vom 12. September 2017, 17:22 Uhr



Chronologisch vorhergehende Briefe
Briefe mit demselben Datum
Chronologisch folgende Briefe
 Briefdatum
Sambucus an Camerarius, 01.06.15671 Juni 1567 JL
Camerarius an Sambucus, 24.04.156724 April 1567 JL
Camerarius an Sambucus, 21.01.156721 Januar 1567 JL
 Briefdatum
Camerarius an Sambucus, 09.-11.15681568 JL
 Briefdatum
Camerarius an Sambucus, 05.04.15685 April 1568 JL
Sambucus an Camerarius, 11.1568November 1568 JL
Camerarius an Sambucus, 04.01.15694 Januar 1569 JL
Werksigle OCEp 1209
Zitation Camerarius an Sambucus, 09.-11.1568, bearbeitet von Manuel Huth (12.09.2017), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_1209
Besitzende Institution
Signatur, Blatt/Seite
Ausreifungsgrad Druck
Erstdruck in Camerarius, Epistolae familiares, 1595
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck S. 412-413
Zweitdruck in
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck
Sonstige Editionen
Wird erwähnt in
Fremdbrief? nein
Absender Joachim Camerarius I.
Empfänger Johannes Sambucus
Datum 1568
Datum gesichert? nein
Bemerkungen zum Datum o.D. Mutmaßliches Datum: Herbst 1568 (s. u.)
Unscharfes Datum Beginn
Unscharfes Datum Ende
Sprache Latein;Griechisch
Entstehungsort Wien
Zielort Wien
Gedicht? nein
Incipit αἰάζειν τις τῶν πάλαι
Link zur Handschrift
Regest vorhanden? nein
Paratext ? nein
Paratext zu
Kurzbeschreibung
Anlass
Register Bibliothek (Sambucus); Biographisches (Reise)
Handschrift
Bearbeitungsstand korrigiert
Notizen Wenn der genaue Zeitpunkt und die Dauer des Aufenthalts in Wien bekannt sind, sollte der Brief noch genauer datiert werden
Wiedervorlage ja
Bearbeiter Benutzer:MH
Gegengelesen von
Datumsstempel 12.09.2017
Werksigle OCEp 1209
Zitation Camerarius an Sambucus, 09.-11.1568, bearbeitet von Manuel Huth (12.09.2017), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_1209
Ausreifungsgrad Druck
Erstdruck in Camerarius, Epistolae familiares, 1595
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck S. 412-413
Wird erwähnt in
Fremdbrief? nein
Absender Joachim Camerarius I.
Empfänger Johannes Sambucus
Datum 1568
Datum gesichert? nein
Bemerkungen zum Datum o.D. Mutmaßliches Datum: Herbst 1568 (s. u.)
Sprache Latein;Griechisch
Entstehungsort Wien
Zielort Wien
Gedicht? nein
Incipit αἰάζειν τις τῶν πάλαι
Regest vorhanden? nein
Paratext ? nein
Register Bibliothek (Sambucus); Biographisches (Reise)
Datumsstempel 12.09.2017


Absende-, Zielort und Datum mutmaßlich: Vermutlich in der Zeit verfasst, als sich Camerarius auf kaiserliche Einladung in Wien befand. Dies legt die Erwähnung eines Aufenthaltes in der Bibliothek des Sambucus nahe.

Zur Sprache: Griechischer Brief mit lateinischer Version eines Unbekannten. Camerarius selbst fügte noch ein lateinisches PS sowie ein griechisches Zitat bei, das er selbst übersetzte.

Regest

Einer der Alten sage, dass er den Diotimos (Adramyttenus) beklage, wie dieser unter Kindern sitze und ihnen das Alphabet hersage (s. Anm.). Camerarius hingegen trauere, weil er schon seit langer Zeit nicht mehr Grammatik lehren könne. Und er wünschte, er könnte sofort zu seinen Studien (an die Universität (Leipzig) zurückkehren – nicht jedoch ohne bei den Schätzen der Bibliothek des Sambucus so lange zu verweilen, wie es Sambucus gestatte und seine freie Zeit oder, um die Wahrheit zu sagen, seine Trägheit zuließen. Die Bücher aber, die er nach einem Gastmahl des Sambucus mitgenommen hatte, nehme er in seine Hände, lese sie und erfreue sich an ihnen. Aber dabei wachse umso mehr in ihm der Wunsch, sich auch an den Titeln der übrigen Schriften zu erfreuen. So Gott wolle und es Sambucus passe, möge dies möglichst bald sein.

Anbei eines seiner Werke (unklar), über das sie vor Kurzem gesprochen hätten. Es sei zwar nicht ohne Sorgfalt verfasst, aber Camerarius fürchte, dass es nicht mit der gleichen Gelehrtheit und Eleganz verfasst wurde. Aber Sambucus solle selbst darüber urteilen und ihm aufzeigen, was gut und was schlecht ausgearbeitet worden sei.

Lebewohl.

Lateinisches PS: Anbei eine herrliche griechische Sentenz, die auf die Zeitumstände zutreffe - zusammen mit der Übersetzung des Camerarius. Denn Camerarius habe bemerkt, dass dies (wohl die Zufügung von Übersetzungen) von Sambucus gewünscht sei. Aus "Gegen die Juden" eines gewissen Andronikos Komnenos:

Der streitliebende Mensch habe sein ganzes Leben lang gelernt, sich zu streiten und den Groll zu lieben. Ein wahrheitsliebender Mensch hingegen lege die Waagschale seines Gewissens an die Worte, die er spreche, und wolle daher Anderen nicht in jeder Hinsicht unbillig überlegen sein, sondern ertrage es ehrenhaft, wenn er in einigen Bereichen unterlegen sei.

(Manuel Huth)

Anmerkungen

  • „Einer der Alten (…) hersagte“ = Arat, Epigrammata 11, 437. Der unbekannte Übersetzer des griechischen Briefes kannte die Stelle vielleicht nicht, da die lateinische Version durch die Verwendung des intransitiven „eiulare“ nahelegt, dass Diotimus aufklagte.

Literatur und weiterführende Links

  • www.aerztebriefe.de/id/00005201 (Datensatz)