Niger an Camerarius, nach dem 15.03.1530: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Joachim Camerarius (1500-1574)
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An US: schwer verständliches Gedicht; nicht alles war klar
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=== Regest ===
=== Regest ===
Camerarius, eine außergewöhnliche Zierde unter den jungen Männern und zugleich ein Zögling der Musen, verdiene nur die höchsten Herolde mit vielerlei Namen, doch solche Schmeicheleien seien ihm unangenehm. Er habe sich nicht daran gewöhnt. Weder schwelle ihm der Kamm von sich aus, noch halte er sich selbst für einen schönen Menschen. Sein Wesen trage ihn nicht auf stürmischen Winden empor, da ihn sein Ehrgeiz nicht zögern ließe, der Wahrheit zu folgen.
Camerarius, eine außergewöhnliche Zierde unter den jungen Männern und zugleich ein Zögling der Musen, verdiene nur höchstes Lob mit vielerlei Ehrentiteln, doch solche Schmeicheleien seien ihm unangenehm. Er habe sich nicht daran gewöhnt. Weder schwelle ihm der Kamm von sich aus, noch halte er sich selbst für einen schönen Menschen. Sein Wesen trage ihn nicht auf stürmischen Winden empor, da ihn sein Ehrgeiz nicht zögern lasse, der Wahrheit zu folgen.
 
Er möge Nachsicht zeigen, dass ihn nur ein an Bildung gleichsam nackter Brief grüße, der es nicht wert sei, Zeit zum Lesen auf ihn zu verwenden. Was auch immer er tue, er möge die Dreistigkeit Nigers erlauben, denn seine Muse bringe etwas Neues hervor. Er solle nur sehen, wie der milde Frühling in Gang komme, wenn das Licht die Körper und Herzen berühre.


Er möge Nachsicht zeigen, dass ihn nur ein an Bildung gleichsam nackter Brief grüße, der es nicht wert sei, Zeit zum Lesen auf ihn zu verwenden. Was auch immer er tue, er möge die Dreistigkeit Nigers erlauben, denn seine Muse bringe etwas Neues hervor. Er solle nur sehen, wie der milde Frühling in Gang kommt, wenn das Licht die Körper und Herzen berührt.
Was solle Niger Camerarius' Meinung nach besonders betreiben, womit beginnen? Sicherlich werde es passend sein, etwas auf lateinischer Bühne (= Komödie?) zu spielen, damit wieder Theater erstünden - mit neuen Segeln aufgespannt. Auch wenn solche Spiele für Herz und Auge aufgeführt würden, seien sie dennoch herausragende Leistungen - sei es, daß ihm eher die Komödie des Plautus zulächle – eines Mannes in der Art Epicharms –, dem er, zerissen wie er (sc. der überlieferte Text des Plautus) sei, die (heilende) Hand (des Arztes) anzulegen wisse - gepriesen sei sein Verstand, seine Mühe werde ihm zum Ruhm gereichen -, oder daß es die in gewandtem Faden gesponnenen Schriften des Terenz seien, den seine mit kunstvollem Griffel wohlgestaltete Bühne (dem
Leser) anempfehle.  


Was solle Niger seiner Meinung nach besonders betreiben, womit beginnen? Sicherlich wird es passend sein, etwas auf latinischer Bühne (=Komödie?) zu spielen, damit wieder Theater stehen - mit neuen Planen aufgespannt. Auch wenn solche Spiele für Herz und Auge aufgeführt werden, seien sie dennoch herausragende Leistungen.
Wolle er etwa auch griechische Literatur auf die ausonische Bühne bringen? Nichts könne mehr gefallen als dies. So würde es denn endlich möglich sein, den bemitleidenswerten Musen zu helfen, auf dass sie wieder ans Licht träten, nachdem sie solange im Dunkel verborgen waren. Übel gesinnten Menschen würden auf diese Weise die Augen und Ohren wehtun. Keine Form der Rache komme ihnen (sc. Camerarius und Niger) mehr zu. Camerarius solle ihm glauben, dass es nichts dem Leben Zuträglicheres gebe, als sein Glück im (literarischen) Spiel zu suchen. Daher rühre der Ertrag eines studieneifrigen Herzens, und das fruchtbare Feld werde mit großem Übermaß Früchte tragen. Dies werde die Schule freier Studien sein, durch die (allein) der Weg zu den heiligen Musen führe. Sie werde Haltung, Charakter und Gestik formen, Kraft und Verstand geben. Außerdem träten durch sie Menschen ans Licht, die sich ansonsten verborgen hielten, und demonstrierten ihre Fähigkeiten. Niger hätte neulich nicht seinen Sinn für die Musen entdeckt, wenn dieses Werk (die Bühnendichtung) verborgen geblieben wäre. Umso
weniger dürfe ein Unterfangen, welches "ein Meer des Guten" verspreche, aus Trägheit aufgegeben werden.


Ob ihm nun eher die Komödie des Plautus zulächle – eines Mannes in der Art Epicharms –, dem er, zerissen wie er (sc. der überlieferte Text des Plautus) ist, medizinisch Hand anzulegen weiß, gepriesen sei sein Verstand, seine Mühe wird ihm zum Ruhm gereichen; Oder ob es die vom gewandten Faden fließenden Schriften des Terenz seien, den seine mit kunstvollem Griffel wohlgestaltete Bühne (dem Leser) anempfiehlt. Wolle er etwa auch griechische Literatur auf die ausonische Bühne bringen? Nichts könne mehr gefallen als dies. So würde es denn endlich möglich sein, den bemitleidenswerten Musen zu helfen, auf dass sie wieder ans Licht träten, nachdem sie solange im Dunkel verborgen waren. Übel gesinnten Menschen werden auf diese Weise die Augen und Ohren wehtun. Keine Form der Rache komme ihnen (sc. Camerarius und Niger) mehr zu. Camerarius solle ihm glauben, dass es kein für das Leben zuträglicheres Verfahren gebe, als sein Glück im (literarischen) Spiel zu suchen. Daher rührt der Ertrag eines studieneifrigen Herzens und das fruchtbare Feld wird mit großem Übermaß Früchte tragen. Dies wird die Schule/der Übungsort für freimütige Studien sein, durch die (allein) der Weg zu den heiligen Musen führt. Sie wird das Ansehen (status), die Sitten und das anständige Verhalten (sc. der Menschen) formen, sie ist im Stande Fähigkeiten und Verstand zu vergeben. Außerdem träten hier Menschen ans Licht, die sich ansonsten verborgen hielten und demonstrierten ihre Fähigkeiten. Niger hätte neulich nicht seinen Sinn für die Musen entdeckt, wenn dieses Werk (unklar) verborgen geblieben wäre. Umso weniger darf ein Unterfangen, welches „Ozeane“ unzähliger Güter zu besitzen verspricht, aus Trägheit aufgegeben werden.
Doch warum erzähle er Camerarius, der dies schon längst wisse, so etwas überhaupt? Er wisse das selbstverständlich viel besser als Niger. Warum belehre er also einen Gelehrten, lasse Fluten in den Ozean strömen oder bringe neue Bäume zu den thrakischen Wälder?
Doch warum erzähle er Camerarius, der dies schon längst wisse, so etwas überhaupt? Er wisse das selbstverständlich viel besser als er (Niger). Warum belehre er also einen Gelehrten? Warum wirbele er Wellen im Ozean auf oder bringe neue Wolle zu den thrakischen Weideplätzen?


Camerarius, der Musen liebreizende Wonne, lebe wohl und lebe gut mit seinen Studien.
Camerarius, der Musen liebreizende Wonne, lebe wohl und lebe gut mit seinen Studien.

Version vom 30. September 2018, 19:02 Uhr



Chronologisch vorhergehende Briefe
Briefe mit demselben Datum
Chronologisch folgende Briefe
kein passender Brief gefunden
 Briefdatum
Niger an Camerarius, nach dem 15.03.153015 März 1530 JL
 Briefdatum
Camerarius an Niger, 01.06.15361 Juni 1536 JL
Niger an Camerarius, 03.08.15363 August 1536 JL
Niger an Camerarius, 20.08.153620 August 1536 JL
Werksigle OCEp 0359
Zitation Niger an Camerarius, nach dem 15.03.1530, bearbeitet von Manuel Huth und Michael Pöschmann (30.09.2018), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_0359
Besitzende Institution Erlangen, UB
Signatur, Blatt/Seite Trew, Niger 27
Ausreifungsgrad Original
Erstdruck in Camerarius, Epistolae doctorum, 1568
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck Bl. D3v-D4v
Zweitdruck in
Blatt/Seitenzahl im Zweitdruck
Sonstige Editionen
Wird erwähnt in
Fremdbrief? nein
Absender Antonius Niger
Empfänger Joachim Camerarius I.
Datum
Datum gesichert? nein
Bemerkungen zum Datum ermitteltes Datum: frühestens nach dem 15.03.1530 (im Druck o.D.)
Unscharfes Datum Beginn 1530-03-15
Unscharfes Datum Ende
Sprache Latein
Entstehungsort o.O.
Zielort o.O.
Gedicht? ja
Incipit Laus Ioachime tuae et decus haud vulgare Iuventae
Link zur Handschrift
Regest vorhanden? ja
Paratext ? nein
Paratext zu
Kurzbeschreibung
Anlass
Register Redaktionelle Überarbeitung; Briefgedicht; Briefe/Parallelüberlieferung
Handschrift gesehen
Bearbeitungsstand korrigiert
Notizen An MP: Bitte nochmal lesen, ob die von mir vorgenommenen Änderungen sinnvoll sind

An US: schwer verständliches Gedicht; nicht alles war klar

US, 300918: Regest ist mehr Übersetzung, aber ok. Habe ziemlich viel umformuliert und Bezüge geändert; noch ein Name muß deshalb aber nicht drunterstehen.

Wiedervorlage ja
Bearbeiter Benutzer:MH; Benutzer:HIWI4
Gegengelesen von Benutzer:MH; Benutzer:US
Datumsstempel 30.09.2018
Werksigle OCEp 0359
Zitation Niger an Camerarius, nach dem 15.03.1530, bearbeitet von Manuel Huth und Michael Pöschmann (30.09.2018), in: Opera Camerarii Online, http://wiki.camerarius.de/OCEp_0359
Besitzende Institution Erlangen, UB
Signatur, Blatt/Seite Trew, Niger 27
Ausreifungsgrad Original
Erstdruck in Camerarius, Epistolae doctorum, 1568
Blatt/Seitenzahl im Erstdruck Bl. D3v-D4v
Wird erwähnt in
Fremdbrief? nein
Absender Antonius Niger
Empfänger Joachim Camerarius I.
Datum gesichert? nein
Bemerkungen zum Datum ermitteltes Datum: frühestens nach dem 15.03.1530 (im Druck o.D.)
Unscharfes Datum Beginn 1530-03-15
Sprache Latein
Entstehungsort o.O.
Zielort o.O.
Gedicht? ja
Incipit Laus Ioachime tuae et decus haud vulgare Iuventae
Regest vorhanden? ja
Paratext ? nein
Register Redaktionelle Überarbeitung; Briefgedicht; Briefe/Parallelüberlieferung
Datumsstempel 30.09.2018


Im Original starke redaktionelle Eingriffe.

Hinweise zur Datierung

  • Terminus post quem: Im Gedicht wird von Emendationen am Plautustext gesprochen. Der erste Plautusdruck erschien nach dem 15.03.1530 (Datum des Widmungsbriefes des Drucks Plautus, Comoediae duae, 1530). Vielleicht bezieht sich Niger aber auch auf spätere Plautusdrucke.
  • Terminus ante quem: Das Briefgedicht wird in einem undatierten Brief als vor langer Zeit verfasst bezeichnet.

Regest

Camerarius, eine außergewöhnliche Zierde unter den jungen Männern und zugleich ein Zögling der Musen, verdiene nur höchstes Lob mit vielerlei Ehrentiteln, doch solche Schmeicheleien seien ihm unangenehm. Er habe sich nicht daran gewöhnt. Weder schwelle ihm der Kamm von sich aus, noch halte er sich selbst für einen schönen Menschen. Sein Wesen trage ihn nicht auf stürmischen Winden empor, da ihn sein Ehrgeiz nicht zögern lasse, der Wahrheit zu folgen.

Er möge Nachsicht zeigen, dass ihn nur ein an Bildung gleichsam nackter Brief grüße, der es nicht wert sei, Zeit zum Lesen auf ihn zu verwenden. Was auch immer er tue, er möge die Dreistigkeit Nigers erlauben, denn seine Muse bringe etwas Neues hervor. Er solle nur sehen, wie der milde Frühling in Gang komme, wenn das Licht die Körper und Herzen berühre.

Was solle Niger Camerarius' Meinung nach besonders betreiben, womit beginnen? Sicherlich werde es passend sein, etwas auf lateinischer Bühne (= Komödie?) zu spielen, damit wieder Theater erstünden - mit neuen Segeln aufgespannt. Auch wenn solche Spiele für Herz und Auge aufgeführt würden, seien sie dennoch herausragende Leistungen - sei es, daß ihm eher die Komödie des Plautus zulächle – eines Mannes in der Art Epicharms –, dem er, zerissen wie er (sc. der überlieferte Text des Plautus) sei, die (heilende) Hand (des Arztes) anzulegen wisse - gepriesen sei sein Verstand, seine Mühe werde ihm zum Ruhm gereichen -, oder daß es die in gewandtem Faden gesponnenen Schriften des Terenz seien, den seine mit kunstvollem Griffel wohlgestaltete Bühne (dem Leser) anempfehle.

Wolle er etwa auch griechische Literatur auf die ausonische Bühne bringen? Nichts könne mehr gefallen als dies. So würde es denn endlich möglich sein, den bemitleidenswerten Musen zu helfen, auf dass sie wieder ans Licht träten, nachdem sie solange im Dunkel verborgen waren. Übel gesinnten Menschen würden auf diese Weise die Augen und Ohren wehtun. Keine Form der Rache komme ihnen (sc. Camerarius und Niger) mehr zu. Camerarius solle ihm glauben, dass es nichts dem Leben Zuträglicheres gebe, als sein Glück im (literarischen) Spiel zu suchen. Daher rühre der Ertrag eines studieneifrigen Herzens, und das fruchtbare Feld werde mit großem Übermaß Früchte tragen. Dies werde die Schule freier Studien sein, durch die (allein) der Weg zu den heiligen Musen führe. Sie werde Haltung, Charakter und Gestik formen, Kraft und Verstand geben. Außerdem träten durch sie Menschen ans Licht, die sich ansonsten verborgen hielten, und demonstrierten ihre Fähigkeiten. Niger hätte neulich nicht seinen Sinn für die Musen entdeckt, wenn dieses Werk (die Bühnendichtung) verborgen geblieben wäre. Umso weniger dürfe ein Unterfangen, welches "ein Meer des Guten" verspreche, aus Trägheit aufgegeben werden.

Doch warum erzähle er Camerarius, der dies schon längst wisse, so etwas überhaupt? Er wisse das selbstverständlich viel besser als Niger. Warum belehre er also einen Gelehrten, lasse Fluten in den Ozean strömen oder bringe neue Bäume zu den thrakischen Wälder?

Camerarius, der Musen liebreizende Wonne, lebe wohl und lebe gut mit seinen Studien.

(Michael Pöschmann / Manuel Huth)

Literatur und weiterführende Links